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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben wenigstens eines Fahrerassistenzsystems eines Kraftwagens sowie ein Fahrerassistenzsystem für einen Kraftwagen der in den Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüche angegebenen Art.
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Beim Betreiben eines Fahrerassistenzsystems ist die Information, ob ein Fahrer einen Spurwechsel plant, zum Teil von großer Bedeutung. Dies ist insbesondere der Fall, wenn es sich um ein zur Unterstützung oder Steuerung der Querführung des Kraftwagens dienendes Fahrerassistenzsystem handelt.
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Die
EP 21 665 25 A1 zeigt ein System zur Überwachung eines Fahrzeugumfelds. Sobald eine Berührung beziehungsweise eine Annäherung an einen Fahrtrichtungsanzeiger durch einen Fahrzeugnutzer erfasst wird, wird eine Spurwechselabsicht erkannt und eine entsprechende Umfeldsensorik eines Fahrerassistenzsystems aktiviert.
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Die
DE 10 2004 048 009 A1 zeigt ein Verfahren zur Fahrerunterstützung, bei welchem anhand einer erfassten Betätigung eines Fahrtrichtungsanzeigers eine Spurwechselabsicht des Fahrers ermittelt wird.
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Die
DE 103 18 741 A1 zeigt ein Fahrerassistenzsystem, bei welchem eine Spurwechselabsicht eines Fahrers anhand eines gesetzten Blinkers detektiert wird.
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Die
DE 10 2012 203 314 A1 zeigt ein Verfahren zur Fahrtrichtungsanzeige eines Kraftwagens. Ein beabsichtigtes Fahrmanöver eines Fahrers wird nach einer erfassten Betätigung eines entsprechenden Richtungsanzeigers angezeigt.
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Die
DE 10 2005 028 370 A1 zeigt ein Verfahren zur Erkennung eines bevorstehenden Spurwechsels. Die Berechnung einer Spurwechselwahrscheinlichkeit erfolgt dabei unter Einbeziehung einer detektierten Fahrtrichtungsanzeiger-Betätigung.
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Die
EP 2 166 525 A1 zeigt ein Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenzsystems eines Kraftwagens unter Berücksichtigung einer ermittelten Spurwechselabsicht eines Fahrers des Kraftwagens. Es wird erfasst, ob der Fahrer einen Blinkerhebel an seiner Oberseite oder an seiner Unterseite berührt. Bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebels an seiner Oberseite wird eine Spurwechselabsicht des Fahrers nach links ermittelt. Bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebels an seiner Unterseite wird eine Spurwechselabsicht des Fahrers nach rechts ermittelt.
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Die
DE 10 2012 222 519 A1 zeigt ein Verfahren zum Betreiben einer Fahrzustandsbestimmungsvorrichtung eines Kraftwagens. Es wird eine Blickrichtung eines Fahrers des Kraftwagens erfasst. Anhand der erfassten Blickrichtung wird überprüft, ob der Fahrer zumindest in einen Seiten- oder Rückspiegel des Kraftwagens geblickt hat. Falls dies der Fall ist, wird basierend darauf auf eine Spurwechselabsicht des Fahrers geschlossen. Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren sowie ein Fahrerassistenzsystem der eingangs genannten Art bereitzustellen, mittels welchen auf verbesserte Weise eine Spurwechselabsicht eines Fahrers erfasst werden kann.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Betreiben wenigstens eines Fahrerassistenzsystems sowie durch ein Fahrerassistenzsystem mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen und nicht-trivialen Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben wenigstens eines Fahrerassistenzsystems eines Kraftwagens umfasst die Schritte: Erfassen einer Berührung eines Blinkerhebels durch einen Fahrer des Kraftwagens mittels einer Erfassungseinrichtung; Ermitteln einer Spurwechselabsicht des Fahrers anhand der erfassten Berührung des Blinkerhebels mittels der Erfassungseinrichtung; - Betreiben des Fahrerassistenzsystems unter Berücksichtigung der ermittelten Spurwechselabsicht; wobei sich das erfindungsgemäße Verfahren dadurch auszeichnet, dass - erfasst wird, ob der Fahrer den Blinkerhebel an seiner Oberseite oder an seiner Unterseite berührt; - bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebels an seiner Oberseite eine Spurwechselabsicht des Fahrers nach links ermittelt wird; - bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebels an seiner Unterseite eine Spurwechselabsicht des Fahrers nach rechts ermittelt wird.
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Es ist also erfindungsgemäß vorgesehen, eine entsprechende Spurwechselabsicht des Fahrers in Abhängigkeit von einer entsprechend detektierten Berührposition an einem Blinkerhebel des Kraftwagens zu erfassen. Über eine entsprechend ausgelegte Erfassungseinrichtung kann eine Fahrerintension bezüglich einer Fahrspurwechselabsicht dadurch frühzeitig – und zwar noch vor einer Einleitung eines Spurwechsels – ermittelt werden. Der Erfindung liegt dabei die Erkenntnis zugrunde, dass ein Fahrer üblicherweise schon vor einer Einleitung eines Spurwechselvorgangs oder auch eines Abbiegevorgangs den Blinkerhebel an seiner Unterseite berührt, wenn er gleich rechts abbiegen möchte und den Blinkerhebel oben berührt, wenn er gleich nach links abbiegen möchte. Am Blinkerhebel kann beispielsweise an seiner Ober- und an seiner Unterseite je ein Berührungssensor, beispielsweise ein kapazitiver oder druckempfindlicher Berührungssensor, angeordnet sein, so dass eine entsprechende Abbiegeintension schon sehr frühzeitig erkannt werden kann, noch bevor der Fahrer den Blinker selbst überhaupt betätigt hat. insbesondere dadurch, dass es erfindungsgemäß vorgesehen ist, dass unterschieden wird, ob der Fahrer den Blinkerhebel an seiner Oberseite oder an seiner Unterseite berührt hat, kann eine besonders zuverlässige Spurwechselabsicht ermittelt werden, wodurch frühzeitig erkannt werden kann, ob der Fahrer höchst wahrscheinlich einen Spurwechsel nach links oder nach rechts vornehmen möchte. Durch eine entsprechende Informationsversorgung des Fahrerassistenzsystems über eine bestehende Spurwechselabsicht nach links oder nach rechts kann die Verkehrssicherheit beim Führen des Kraftwagens erheblich erhöht werden, da das Fahrerassistenzsystem dadurch noch vor einer eigentlichen Durchführung eines Spurwechsels Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beim Führen Kraftwagens vornehmen kann.
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Des Weiteren ist es erfindungsgemäß vorgesehen, dass mittels einer Blickerfassungseinrichtung die Blickrichtung des Fahrers erfasst und beim Betreiben des Fahrerassistenzsystems die erfasste Blickrichtung des Fahrers berücksichtigt wird. Durch eine gleichzeitige Auswertung einer Berührung des Blinkerhebels sowie der Blickrichtungserfassung des Fahrers kann eine entsprechende Spurwechselabsicht besonders zuverlässig ermittelt werden.
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Zudem ist es erfindungsgemäß vorgesehen, dass die entsprechende Spurwechselabsicht nur dann ermittelt wird, falls mittels der Blickerfassungseinrichtung erfasst worden ist, dass der Fahrer innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums vor, während und/oder nach dem Berühren des Blinkerhebels seine Blickrichtung für eine vorgegebene Dauer auf einen Außenspiegel und/oder Innenspiegel gerichtet hat. Üblicherweise berührt ein Fahrer zunächst nur den Blinkerhebel an seiner Oberseite oder an seiner Unterseite, ohne diesen zu betätigen, wobei er anschließend einen Spiegelblick und gegebenenfalls auch noch zusätzlich einen Schulterblick vornimmt, bevor er den Blinker überhaupt aktiviert. Dadurch, dass die entsprechende Spurwechselabsicht in Kombination mit einer Blickrichtungsauswertung erfolgt, kann die entsprechende Spurwechselabsicht, sei es nach links oder nach rechts, besonders zuverlässig ermittelt werden. Insbesondere können fälschlich angenommene Spurwechselabsichten vermieden werden, beispielsweise, wenn der Fahrer lediglich den Blinkerhebel berühren sollte, ohne dass er eigentlich eine Spurwechselabsicht hat, was dadurch erfasst werden kann, dass der Fahrer seinen Blick weder auf einen der Spiegel gerichtet hat noch einen Schulterblick vorgenommen hat.
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Ferner ist es erfindungsgemäß vorgesehen, dass die entsprechende Spurwechselabsicht nur dann ermittelt wird, wenn zusätzlich erfasst worden ist, dass die Berührung des Blinkerhebels und die Blickzuwendung zum Außenspiegel und/oder Innenspiegel in einer vorgegebenen Reihenfolge erfolgt ist. Beispielsweise kann für unterschiedliche Fahrer ein jeweiliges Fahrerprofil angelegt werden, wobei über einen längeren Zeitraum Berührungen des Blinkerhebels, die Blickrichtung des Fahrers, eventuell danach erfolgte Blinkerbetätigungen und Spurwechsel fortlaufend erfasst und ausgewertet werden. Dadurch können fahrerabhängige Profile angelegt werden, so dass je Fahrerprofil eine bestimmte Reihenfolge bekannt ist, gemäß welcher üblicherweise ein tatsächlicher Spurwechsel nach einer entsprechenden Blickausrichtung und Blinkerbetätigung erfolgt. Dadurch kann die Genauigkeit des Verfahrens bei der Erfassung der Spurwechselabsicht fahrerindividuell deutlich erhöht werden.
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Eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass, falls erfasst wird, dass ein in einer vorgegebenen Relativposition zum Blinkerhebel angeordnetes Bedienelement an seiner Oberseite oder an seiner Unterseite berührt wird, ebenfalls eine mit der Berührposition korrespondierende Spurwechselabsicht des Fahrers ermittelt und das Fahrerassistenzsystem unter Berücksichtigung dieser Spurwechselabsicht betrieben wird, falls mittels der Blickerfassungseinrichtung erfasst worden ist, dass der Fahrer innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums vor, während und/oder nach dem Berühren des Bedienelements seine Blickrichtung für eine vorgegebene Dauer auf einen Außenspiegel und/oder Innenspiegel gerichtet hat. Alternativ oder zusätzlich kann auch anhand der Blickrichtung noch erfasst werden, ob ein entsprechender Schulterblick vorgenommen worden ist, wobei nur in diesem Falle die entsprechende Spurwechselabsicht ermittelt wird. Vorzugsweise wird die entsprechende Spurwechselabsicht nur dann ermittelt, wenn zusätzlich erfasst worden ist, dass die Berührung des Bedienelements und die Blickzuwendung zum Außenspiegel und/oder Innenspiegel oder gegebenenfalls auch ein entsprechender Schulterblick in einer vorgegebenen Reihenfolge erfolgt ist. Das Bedienelement kann beispielsweise als Lenkstockhebel ausgebildet sein, welcher unterhalb oder oberhalb des Blinkerhebels auf derselben Lenkradseite angeordnet ist. Beispielsweise kann es sich bei dem als Lenkstockhebel ausgebildeten Bedienelement um eine Einrichtung zum Steuern eines Tempomaten des Kraftwagens handeln. Sollte ein Fahrer also beispielsweise einen Spurwechsel beabsichtigen und versehentlich das zum Steuern des Tempomaten dienende Bedienelement an seiner Oberseite oder an seiner Unterseite berühren, wobei der Fahrer gleichzeitig für ihn im Zusammenhang mit einem Spurwechsel übliche Spiegelblicke und/oder Schulterblicke vornimmt, wird davon ausgegangen, dass der Fahrer gleich einen Spurwechsel vollziehen möchte. Somit wird selbst bei einer versehentlichen Bedienung des falschen Bedienelements statt des Blinkerhebels von einer Spurwechselabsicht ausgegangen, da davon auszugehen ist, dass der Fahrer tatsächlich einen Spurwechsel vornehmen wollte und nur versehentlich beispielsweise seinen Finger an das Bedienelement zur Bedienung des Tempomaten gelegt hat.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass mittels des Fahrerassistenzsystems die Querführung des Kraftwagens unter Berücksichtigung der erfassten Spurwechselabsicht beeinflusst wird. Beispielsweise kann unter Berücksichtigung der ermittelten Spurwechselabsicht wenigstens ein vor dem entsprechenden Spurwechsel warnendes Signal ausgegeben werden, falls mittels des Fahrerassistenzsystems eine vorgegebene Gefahrensituation erfasst wird. Bei der vorgegebenen Gefahrensituation kann es sich beispielsweise um ein Fahrzeug handeln, welches sich zumindest teilweise neben dem Kraftwagen auf einer mit der ermittelten Spurwechselabsicht korrespondierenden Fahrspur, beispielsweise im Bereich eines toten Winkels, befindet. Alternativ kann es sich bei der vorgegebenen Gefahrensituation auch beispielsweise um ein herannahendes Fahrzeug handeln, welches sich auf einer mit der ermittelten Spurwechselabsicht korrespondierenden Fahrspur dem Kraftwagen von hinten mit zumindest einer vorgegebenen Relativgeschwindigkeit nähert. Durch die frühzeitige Erkennung der Spurwechselabsicht in Kombination mit der Ausgabe eines Warnendensignals wird der Fahrer noch vor dem Durchführen des eigentlichen Spurwechsels auf eine potentielle Gefahr hingewiesen.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist es vorgesehen, dass unter Berücksichtigung der ermittelten Spurwechselabsicht die Durchführung des entsprechenden Spurwechsels durch das Fahrerassistenzsystem unterbunden oder erschwert wird, so lange mittels des Fahrerassistenzsystems eine vorgegebene Gefahrensituation erfasst wird. Beispielsweise kann es möglich sein, dass ein Spurwechsel vollständig unterbunden wird, solange die Gefahrensituation vorliegt, beispielsweise, indem ein nach links oder nach rechts Lenken mit dem Kraftwagen mittels des Fahrerassistenzsystems verhindert wird. Alternativ ist es auch möglich, dass lediglich ein Lenkwiderstand erhöht wird, solange die Gefahrensituation erfasst wird. Dadurch wird vorausschauend verhindert, dass der Fahrer bei einem Spurwechsel beispielsweise mit einem von hinten herannahenden oder neben dem Kraftwagen fahrenden anderen Fahrzeug kollidiert.
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Das erfindungsgemäße Fahrerassistenzsystem für einen Kraftwagen umfasst eine Erfassungseinrichtung, welche dazu ausgelegt ist, eine Berührung eines Blinkerhebels durch einen Fahrer des Kraftwagens zu erfassen und eine Spurwechselabsicht des Fahrers anhand der erfassten Berührung des Blinkerhebels zu ermitteln. Des Weiteren umfasst das Fahrerassistenzsystem eine Steuereinrichtung, welche dazu ausgelegt ist, das Fahrerassistenzsystem unter Berücksichtigung der ermittelten Spurwechselabsicht zu betreiben. Das erfindungsgemäße Fahrerassistenzsystem zeichnet sich dabei dadurch aus, dass die Erfassungseinrichtung dazu ausgelegt ist, zu erfassen, ob der Fahrer den Blinkerhebel an seiner Oberseite oder an seiner Unterseite berührt. Ferner ist die Erfassungseinrichtung dazu ausgelegt, bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebel an seiner Oberseite eine Spurwechselabsicht des Fahrers nach links und bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebels an seiner Unterseite eine Spurwechselabsicht des Fahrers nach rechts zu ermitteln. Zudem ist die Steuereinrichtung dazu ausgelegt, beim Betreiben des Fahrerassistenzsystems eine mittels einer Blickerfassungseinrichtung erfasste Blickrichtung des Fahrers zu berücksichtigen. Die Erfassungseinrichtung ist dazu ausgelegt, die entsprechende Spurwechselabsicht nur dann zu ermitteln, falls mittels der Blickerfassungseinrichtung erfasst worden ist, dass der Fahrer innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums vor, während und/oder nach dem Berühren des Blinkerhebels seine Blickrichtung für eine vorgegebene Dauer auf einen Außenspiegel und/oder Innenspiegel gerichtet hat. Ferner ist die Erfassungseinrichtung dazu ausgelegt, die entsprechende Spurwechselabsicht nur dann zu ermitteln, wenn zusätzlich erfasst worden ist, dass die Berührung des Blinkerhebels und die Blickzuwendung zum Außenspiegel und/oder Innenspiegel in einer vorgegebenen Reihenfolge erfolgt ist. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind dabei als vorteilhafte Ausgestaltungen des Fahrerassistenzsystems anzusehen, wobei das Fahrerassistenzsystem insbesondere Mittel zur Durchführung der Verfahrensschritte umfasst.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnungen. Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/oder in den Figuren alleine gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar, ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
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Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend anhand schematischer Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung eines Kraftwagens mit einer Erfassungseinrichtung, welche dazu ausgelegt ist, in Abhängigkeit einer erfassten Berührung eines Blinkerhebels eine Spurwechselabsicht des Fahrers zu ermitteln;
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2 eine schematische Darstellung eines Lenkrads, zweier Außenspiegel und eines Innenspiegels eines Kraftwagens, wobei am Lenkrad ein Blinkerhebel sowie ein Lenkstockhebel zur Bedienung eines Tempomaten des Kraftwagens angeordnet sind; und
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3 eine schematische Draufsicht auf eine dreispurige Fahrbahn, wobei der Kraftwagen auf der mittleren Fahrspur und weitere Kraftwagen auf der äußerst linken beziehungsweise auf der äußerst rechten Fahrspur fahren.
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Ein Kraftwagen 10 mit einem Fahrerassistenzsystem 12 ist in einer schematischen Darstellung in 1 gezeigt. Bei dem Fahrerassistenzsystem 12 handelt es sich im vorliegenden Fall um einen Spurwechselassistenten, welcher einen Fahrer 14 vor drohenden Kollisionen bei einem Spurwechsel warnt.
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Das Fahrerassistenzsystem 12 umfasst eine Erfassungseinrichtung 16, welche dazu ausgelegt ist, eine Spurwechselabsicht des Fahrers 14 anhand einer erfassten Berührung des Blinkerhebels 18 zu ermitteln. Des Weiteren umfasst das Fahrerassistenzsystem 12 eine Steuereinrichtung, welche dazu ausgelegt ist, das Fahrerassistenzsystem 12 unter Berücksichtigung der ermittelten Spurwechselabsicht zu betreiben. Zudem weist der Kraftwagen 10 eine Blickerfassungseinrichtung 22 auf, welche dazu ausgelegt ist, eine mit der gestrichelten Linie gekennzeichnete Blickrichtung 24 des Fahrers 14 zu erfassen und entsprechende Daten über die erfasste Blickrichtung 24 der Steuereinrichtung 20 beziehungsweise dem Fahrerassistenzsystem 12 bereitzustellen.
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Nachfolgend wird ein Verfahren zum Betreiben des Fahrerassistenzsystems 12 des Kraftwagens 10 erläutert. In 2 ist in einer schematischen Darstellung ein Lenkrad 26 des Kraftwagens 10 dargestellt. Am Lenkrad 26 sind der bereits erwähnte Blinkerhebel 18 sowie ein als Lenkstockhebel ausgebildetes Bedienelement 28 angeordnet. Das Bedienelement 28 dient im vorliegend gezeigten Fall zur Steuerung eines Tempomaten des Kraftwagens 10. Ferner sind noch ein linker Außenspiegel 30, ein rechter Außenspiegel 32 sowie ein Innenspiegel 34 schematisch gezeigt.
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Während des Betreibens des Fahrerassistenzsystems 12 wird fortlaufend überprüft, ob der Fahrer 14 den Blinkerhebel 18 an seiner Oberseite 36 oder an seiner Unterseite 38 berührt. Die Erfassungseinrichtung 16 weist dafür entsprechende Sensoren 40 auf, welche an der Oberseite 36 und an der Unterseite 38 des Blinkerhebels 18 angeordnet sind. Bei den Sensoren 40 kann es sich beispielsweise um kapazitive oder auch um druckabhängig betätigbare Sensoren handeln.
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Bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebels 18 an seiner Oberseite 36 wird mittels der Erfassungseinrichtung 16 eine Spurwechselabsicht des Fahrers 14 nach links ermittelt. Bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebels 18 an seiner Unterseite 38 wird eine Spurwechselabsicht des Fahrers 14 nach rechts ermittelt. Mittels der Blickerfassungseinrichtung 22 wird dabei gleichzeitig die Blickrichtung 24 des Fahrers 14 erfasst, wobei die entsprechende Spurwechselabsicht nur dann ermittelt wird, falls mittels der Blickerfassungseinrichtung 22 erfasst worden ist, dass der Fahrer 24 innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums vor, während und/oder nach dem Berühren des Blinkerhebels 18 seine Blickrichtung 24 für eine vorgegebene Dauer auf einen der Außenspiegel 30, 32 und/oder den Innenspiegel 34 gerichtet hatte. Zusätzlich kann es vorgesehen sein, dass die entsprechende Spurwechselabsicht nur dann ermittelt wird, wenn zusätzlich erfasst worden ist, dass die Berührung des Blinkerhebels 18 und die Blickzuwendung zu einem der Außenspiegel 30, 32 und/oder dem Innenspiegel 34 in einer vorgegebenen Reihenfolge erfolgt ist.
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Beispielsweise kann fahrerabhängig jeweils ein entsprechendes Profil zum Betreiben des Fahrerassistenzsystems 12 angelegt werden. Anhand einer fortlaufenden Überwachung des Fahrers 14 können entsprechende Muster erkannt werden, nach denen ein tatsächlicher Spurwechsel von dem Fahrer 14 vorgenommen wird. Beispielsweise ist es möglich, dass der Fahrer 14 vor einem geplanten Spurwechsel zunächst den Blinkerhebel 18 berührt und anschließend entsprechende Spiegelblicke oder einen Schulterblick vornimmt, bevor er den Blinkerhebel 18 tatsächlich betätigt und anschließend einen entsprechenden Spurwechsel vornimmt. Entsprechende Verhaltensmuster jeweiliger Fahrer können in jeweiligen Fahrerprofilen abgespeichert werden. Beim Ermitteln einer Spurwechselabsicht werden jeweilige Berührungen des Blinkerhebels 18 in Kombination mit einer Auswertung der Blickrichtungsveränderung eines jeweiligen Fahrers mit seinem jeweiligen Profil abgeglichen, bevor eine entsprechende Spurwechselabsicht gegebenenfalls dann ermittelt wird.
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Es wird nicht nur bei einer erfassten Berührung des Blinkerhebels 18 von einer Spurwechselabsicht des Fahrers 14 ausgegangen. Sollte der Fahrer 14 beispielsweise das Bedienelement 28 an seiner Oberseite 42 oder an seiner Unterseite 44 berühren, wird das über entsprechende Sensoren 46 erfasst. Wird dabei mittels der Blickerfassungseinrichtung 22 erfasst, dass der Fahrer 24 innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums vor, während und/oder nach dem Berühren des Bedienelements 28 seine Blickrichtung 24 für eine vorgegebene Dauer auf einen der Außenspiegel 30, 32 und/oder den Innenspiegel 34 gerichtet haben sollte, wird von einer entsprechenden Spurwechselabsicht des Fahrers ausgegangen. Mit anderen Worten kann mittels des Fahrerassistenzsystems 12 auch auf eine entsprechende Spurwechselabsicht des Fahrers geschlossen werden, falls durch eine kombinierte Auswertung der Berührung des Bedienelements 28 und der Blickrichtung des Fahrers 24 davon ausgegangen werden kann, dass der Fahrer gar nicht das Bedienelement 28 berühren beziehungsweise anschließend bedienen wollte, sondern er eigentlich vor hatte, beispielsweise seinen Finger an den Blinkerhebel 18 anzulegen, um sogleich diesen zu betätigen und einen Spurwechsel vorzunehmen.
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Anhand der 3, in welcher eine Fahrbahn 48 mit drei Fahrspuren 50, 52, 54 dargestellt ist, wird nachfolgend der Betrieb des Fahrerassistenzsystems 12 näher erläutert.
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Im vorliegend gezeigten Fall bewegt sich der Kraftwagen 10 auf der mittleren Fahrspur 52, wobei weitere Kraftwagen 56, 58 die äußeren beiden Fahrspuren 50, 54 befahren.
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Mittels des Fahrerassistenzsystems 12 wird die Querführung des Kraftwagens 10 unter Berücksichtigung der entsprechend erfassten Spurwechselabsicht beeinflusst. Sollte beispielsweise erfasst worden sein, dass der Fahrer 14 mit seinem Kraftwagen 10 einen Spurwechsel von der mittleren Spur 52 auf die linke Fahrspur 50 vornehmen möchte, wird im vorliegend gezeigten Fall ein vor dem entsprechenden Spurwechsel warnendes Signal ausgegeben, da mittels des Fahrerassistenzsystems 12 der Kraftwagen 56 erfasst wird, welcher sich im toten Winkel des linken Außenspiegels 30 befindet. Neben der Ausgabe eines rein warnenden Signals, beispielsweise eines akustischen Signals und/oder eines Lenkradrüttelns, kann unter Berücksichtigung der ermittelten Spurwechselabsicht nach links die Durchführung des entsprechenden Spurwechsels nach links durch das Fahrerassistenzsystem 12 erschwert oder auch unterbunden werden. Unter einer Erschwerung des Spurwechsels kann beispielsweise verstanden werden, dass der Lenkwiderstand entsprechend stark erhöht wird, solange der Kraftwagen 56 links vom Kraftwagen 10 erfasst wird. Alternativ ist auch eine Unterbindung des Spurwechsels nach links durch das Fahrerassistenzsystem 12 denkbar, so dass der Fahrer 14 beispielsweise den Kraftwagen 10 gar nicht nach links lenken kann.
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Sollte stattdessen eine Spurwechselabsicht des Fahrers 14 nach rechts erfasst worden sein, kann das Fahrerassistenzsystem 12 ähnlich wie bei dem geplanten Spurwechsel nach links auch bei dem Spurwechsel nach rechts betrieben werden. Im vorliegenden Fall liegt durch den herannahenden Kraftwagen 58 eine Gefahrensituation vor, da dieser sich mit erhöhter Geschwindigkeit, also mit einer sehr hohen Relativgeschwindigkeit, dem Kraftwagen 10 auf der rechten Fahrspur 54 nähert. Sobald die Spurwechselabsicht nach rechts erfasst worden ist, wird durch das Fahrerassistenzsystem 12 der rückwärtige rechte Bereich des Kraftwagens 10 erfasst, so dass rechtzeitig erkannt werden kann, dass sich der Kraftwagen 58 mit erhöhter Geschwindigkeit auf der rechten äußeren Fahrspur 54 nähert. Da von einer Spurwechselabsicht nach rechts ausgegangen wird, wird durch das Fahrerassistenzsystem 12 ebenfalls in diesem Fall eine Warnmeldung ausgegeben, wobei zusätzlich durch das Fahrerassistenzsystem 12 der Spurwechsel nach rechts erschwert oder auch unterbunden werden kann.
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Durch das erläuterte Verfahren und das Fahrerassistenzsystem 12 kann besonders frühzeitig und exakt ein geplanter Fahrspurwechsel eines Fahrers eines Kraftwagens erfasst werden. Dadurch kann ein entsprechendes Fahrerassistenzsystem, insbesondere wenn es zur Unterstützung oder Steuerung der Querführung des Kraftwagens dient, rechtzeitig mit entsprechenden Informationen über einen sehr wahrscheinlich bevorstehenden Spurwechsel versorgt werden, so dass das Fahrerassistenzsystem besonders frühzeitig eine Querführung des Kraftwagens unterstützen, überwachen und gegebenenfalls auch steuern kann.