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Die Erfindung betrifft ein Telekommunikationssystem mit einer ersten Telefonanlage, die eine erste Zentraleinheit und eine erste Gruppe von daran anschließbaren Kommunikationsendgeräten umfasst, und einer zweiten Telefonanlage, die eine zweite Zentraleinheit und eine zweite Gruppe von daran anschließbaren Kommunikationsendgeräten umfasst, wobei die Zentraleinheiten dazu ausgebildet sind, insbesondere für eine Sprachverbindung kabelgebunden oder drahtlos angeschlossenen Kommunikationsendgeräte innerhalb der jeweiligen Gruppe untereinander und/oder mit einem öffentlichen Netz zu verbinden.
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Bei einer klassischen (ISDN)-Telefonanlage sind die angeschlossenen Endgeräte über eine als eigenständige elektronische Schaltung aufgebaute stationäre Zentraleinheit mit einem öffentlichen Telefonnetz verbunden, wobei die Endgeräte auch untereinander verbindbar sind und Standardleistungsmerkmale wie Rufumleitung, Besetztanzeige und Rückruf im Freifall zur Verfügung gestellt werden. Neuere Systeme besitzen in der Regel auch einen LAN-Anschluss, um Anpassungen vorzunehmen oder Steuerungen durchzuführen, beispielsweise Telefonate aus einer Software-Anwendung heraus anzustoßen.
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Solche herkömmlichen Anlagen werden in zunehmendem Maße durch sogenannte virtuelle, voll IP-basierte Serversysteme mit reiner Paketvermittlung von digitalisierten Sprachdaten ersetzt. Problematisch ist hierbei vor allem die Integration in eine vorhandene Kommunikationsumgebung in großen Strukturen beispielsweise in Konzernunternehmen.
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Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die im Stand der Technik bekannten Systeme weiter zu verbessern und gleichsam intelligente Verbundlösungen mit hoher Flexibilität, Kapazität und Nutzerfreundlichkeit zu schaffen.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird die im Patentanspruch 1 angegebene Merkmalskombination vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Die Erfindung geht von dem Gedanken aus, alle vermittlungstechnisch relevanten Funktionen und Zustände an zwei oder mehr ggf. unterschiedlichen Telefonanlagen von einem übergeordneten Server zu koordinieren. Dementsprechend wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, dass ein computergestützter Verbindungsserver auf die Zentraleinheiten der Telefonanlagen über jeweils einen zugeordneten Steuerbaustein übergeordnet steuernd einwirkt, wobei der Verbindungsserver zur anlagenübergreifenden Bereitstellung von Telefonie-Leistungsmerkmalen an den Kommunikationsendgeräten der ersten und zweiten Gruppe eingerichtet ist. Auf diese Weise wird nicht nur eine Vernetzung der Telefonanlagen erreicht, sondern über die jeweiligen anlagenspezifischen Beschränkungen hinaus eine vereinheitlichte Integration ermöglicht. Somit können auch herkömmliche und neue Technologien in Koexistenz betrieben werden, ohne bestehende Investitionen abschreiben oder auf besondere Vorteile verzichten zu müssen. Unabhängig vom Hersteller und der Technologie können so Standardleistungsmerkmale gleichermaßen an den Kommunikationsendgeräten der übergeordnet gesteuerten Telefonanlagen anlagenübergreifend bereitgestellt werden.
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Durch den erfindungsgemäßen Einsatz eines Verbindungsservers ist es möglich, Standard-Leistungsmerkmale anlagenübergreifend bereitzustellen, wobei mindesten eines der folgenden Merkmale umfasst wird: Weiterverbindung, Umleitung, Übernahme, Besetztanzeige, Parallelschaltung von Anrufen zwischen den Kommunikationsendgeräten der ersten und zweiten Gruppe.
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Vorteilhafterweise weist der Verbindungsserver eine unter einem standardisierten Computer-Betriebssystem installierte Serversoftware auf, so dass keine stationäre, dedizierte Hardware erforderlich ist.
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Weitere vorteilhafte Ausführungen sehen vor, dass der Verbindungsserver eine Funktionseinheit zur zentralen Bedienung und zur Verwaltung von Anlagenparametern aufweist, dass der Verbindungsserver eine Steuerlogik mit Softwaremodulen zur Bereitstellung der Telefonie-Leistungsmerkmale aufweist, und dass der Verbindungsserver eine Datenbank zur Speicherung der Konfiguration der Telefonanlagen und/oder der vermittlungstechnischen Zustände der Kommunikationsendgeräte aufweist.
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Um mit den einzelnen Telefonanlagen über ein normiertes Protokoll sicher zu kommunizieren, ist es vorteilhaft, wenn die Steuerbausteine des Verbindungsservers einen Treiber, insbesondere einen CSTA- oder TAPI-Treiber zum Ansteuern der jeweiligen Telefonanlage aufweisen.
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Zur weiteren Verbesserung der Funktionalität ist es vorteilhaft, wenn der Verbindungsserver eine Auswerteroutine zur Zustandsauswertung der Telefonanlagen aufweist.
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Ein vorteilhafter Anwendungsfall sieht vor, dass die Telefonanlagen als VOIP- bzw. ISDN-Anlagen ausgebildet sind.
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Günstig ist es auch, wenn die Zentraleinheiten über einen LAN-Anschluss physikalisch an den Verbindungsserver angeschlossen sind, und wenn zwischen den Zentraleinheiten und dem Verbindungsserver eine bidirektionale TCP/IP-Verbindung besteht.
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Für eine möglichst flexible Konfiguration ist es von Vorteil, wenn die Kommunikationsendgeräte über eine Zweidraht-, LAN-, WLAN- oder DECT-Verbindung mit der jeweiligen Zentraleinheit gekoppelt sind.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand des in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
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Die einzige Figur zeigt ein Blockschaltbild eines Telekommunikationssystems mit zwei Telefonanlagen und einem Verbindungsserver zu deren gemeinsamer Steuerung.
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Das in 1 gezeigte Telekommunikationssystem umfasst eine erste Telefonanlage 1, an deren Zentraleinheit 10 eine erste Gruppe 12 von Kommunikationsendgeräten 14, 16, 18 angeschlossen ist, eine zweite Telefonanlage 2, an deren Zentraleinheit 20 eine zweite Gruppe 22 von Kommunikationsendgeräten 24, 26, 28 angeschlossen ist, und einen computergestützten Verbindungsserver 3 zur übergeordneten, anlagenübergreifenden Steuerung der Telefonanlagen 1, 2.
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Der Verbindungsserver 3 weist eine unter einem Standardbetriebssystem, beispielsweise Microsoft Windows 2008 Server installierte Serversoftware 30 auf, die intern in einzelne Funktionsblöcke unterteilt ist.
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Eine erste Funktionseinheit des Verbindungsservers 3 bzw. der Serversoftware 30 ist als Bedieneinheit 32 zur zentralen Bedienung und zur Verwaltung von Anlagenparametern der Telefonanlagen 1, 2 eingerichtet. Als weitere Funktionseinheit ist eine Steuerlogik 34 mit einer Mehrzahl von Softwaremodulen zur Bereitstellung von Telefonie-Leistungsmerkmalen an den Kommunikationsendgeräten vorgesehen. Weiterhin umfasst der Verbindungsserver 3 eine Datenbank 36 zur Speicherung der Konfiguration der Telefonanlagen 1, 2 und der vermittlungstechnischen Zustände der Kommunikationsendgeräte. Schließlich ist für jeden Anlagentyp ein spezieller Steuerbaustein 38', 38'' installiert, der auf die jeweilige Zentraleinheit 10, 20 mit spezifischen Steuerbefehlen über einen geeigneten Treiber 40, beispielsweise einen CSTA-Treiber einwirkt. Der Verbindungsserver 3 kann auch noch zusätzliche Funktionseinheiten wie eine Auswerteroutine zur Zustandsauswertung der Telefonanlagen 1, 2 aufweisen, was nicht eigens dargestellt ist.
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In der gezeigten Schaltung sind die Zentraleinheiten 10, 20 über einen LAN-Anschluss 42 physikalisch an den Verbindungsserver 3 angeschlossen. Als logische Transportschicht besteht dabei zwischen den Zentraleinheiten 10, 20 und den jeweiligen Steuerbausteinen 38', 38'' des Verbindungsservers 3 eine bidirektionale TCP/IP-Verbindung. Eine Programmierschnittstelle 44 der Zentraleinheiten 10, 20, z. B. CSTA oder TAPI, wird via LAN 42 an den Steuerbausteinen 38 des Verbindungsservers 3 adaptiert.
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Die Telefonanlage 1 kann beispielsweise eine herkömmliche PBX-Zentraleinheit 10 umfassen, die über einen ISDN-Anschluss mit Leitungen des öffentlichen Telefonnetzes 46 kommuniziert. Die Zentraleinheit 10 besteht dabei aus dedizierten elektronischen Schaltungen auf Platinen. Die als ISDN-Apparate ausgebildeten Kommunikationsendgeräte 14, 16 werden über eine proprietäre Zweidrahtverbindung 48 von der Zentraleinheit 10 mit Nutzsignalen und mit Strom versorgt. Daneben kann auch eine drahtlose Verbindung 50 zu einem portablen Endgerät 18 nach dem DECT-Standard hergestellt werden. Solche Anlagen 1 werden beispielsweise von der Firma Siemens unter dem Handelsnamen „HiPath” am Markt vertrieben.
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Die Telefonanlage 2 kann beispielsweise eine VOIP-Zentraleinheit 20 umfassen, die über die LAN-Verbindung 42 und einen Router 52 eine Verbindung zum Internet 54 besitzt. Eine solche Zentraleinheit 20 kann durch eine Software als virtuelle Anlage auf einem Computer gebildet sein und über LAN-Ports 56 oder eine WLAN-Verbindung 58 mit den als Hardwaregeräte oder sogenannte Softclients ausgebildeten Kommunikationsendgeräten 24, 26, 28 verbunden sein. Solche Anlagen 2 werden beispielsweise von der Firma Microsoft unter der Bezeichnung „Lync” am Markt vertrieben.
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Derartige Telefonanlagen 1, 2 sind für eine direkte Vernetzung aufgrund unterschiedlicher Hersteller und Technologien nicht geeignet. Durch den Verbindungsserver 3 wird jedoch eine übergeordnete Einrichtung geschaffen, die eine anlagenübergreifende Bereitstellung von Telefonie-Leistungsmerkmalen erlaubt. Beispielsweise kann darüber die Weiterverbindung, Umleitung, Übernahme, Besetztanzeige und Parallelschaltung von Anrufen zwischen bzw. an den Kommunikationsendgeräten 14, 16, 18; 24, 26, 28 der ersten Gruppe 12 und der zweiten Gruppe 22 erfolgen, wobei die Sprachverbindungen als solche über geeignete, standardisierte Verbindungswege 60 realisiert werden.
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Für die Administration des Anlagenverbunds stellt die zentrale Bedieneinheit 32 des Verbindungsservers 3 geeignete Ein- und Ausgabemasken zur Verfügung. Anwenderspezifische Variablen werden hier verwaltet. Hierzu gehören technische Parameter wie Netzwerkadressen und Daten für den Remotezugang. Auch Applikationsparameter werden in dieser Einheit festgelegt, beispielsweise welche Telefone parallel klingeln sollen und welche Anrufe von welchem Telefon übernommen werden dürfen.
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In der Software der Steuerlogik 34 befindet sich die eigentliche programmierte „Intelligenz”. Alle gemeldeten Ereignisse werden hier bearbeitet, bewertet, verknüpft und Steuerungsreaktionen angestoßen. So wird zum Beispiel als Ereignis gemeldet, dass eine bestimmte Rufnummer der Telefonanlage 1 von Telefon 14 angerufen wird. Als Reaktion auf dieses Ereignis initiiert die Steuerlogik, dass beim Telefon 24 der Telefonanlage 2 ebenfalls ein Anruf angeschaltet wird. Somit entsteht ein anlagenübergreifende Parallelruf. Die logische „Paarung” der Telefone wird, wie beschrieben, über die zentrale Bedieneinheit 32 festgelegt.
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Zur Speicherung von Kurz- und Langzeitdaten wird die zentrale SQL-Datenbank 36 verwendet. Alle Programmmodule der Steuerlogik 34 legen hier Daten ab bzw. lesen entsprechende Informationen aus. Insbesondere erhält die Steuerlogik 34 Informationen eines Ereignisses durch permanente Abfrage der Datenbank. In umgekehrter Richtung setzt die Steuerlogik 34 Parameter in der Datenbank und löst dadurch Reaktionen aus.
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In der Regel stellt jeder Hersteller einer Telefonanlage eine bidirektionale Programmierschnittstelle (z. B. CSTA, via LAN) zur Verfügung, welche sehr spezifisch im Aufbau und in der Leistungsfähigkeit ausgeprägt ist. Um diese Unterschiede homogenisieren zu können, ist für jeden Anlagentyp ein spezieller Steuerbaustein 38 notwendig. Darüber eingelesene Daten werden standardisiert nahezu in Echtzeit in der Datenbank abgelegt und von dort aus gegebenenfalls von der Steuerlogik 34 ausgelesen. Folgende Ereignisbeispiele verdeutlichen dies:
- – Eine Rufnummer der Telefonanlage 1 erhält einen Anruf, das Telefon 14 klingelt. In der Datenbank 36 werden folgende Informationen abgelegt: Gerufenes Telefon, Ursprungsziel, Anrufer, Anrufzeitpunkt.
- – Ein Teilnehmer der Telefonanlage 1 führt ein Gespräch. Telefon 24 der Anlage 2 wählt die Rufnummer dieses Teilnehmers und erhält ein Besetztzeichen. In der Datenbank 36 wird abgelegt: Anrufer, Anrufzeitpunkt, Ablehnungsgrund.
- – Ein Anruf an einer Rufnummer der Anlage 1 wird nach einer bestimmten Zeit weitergeschaltet auf andere Rufnummer. Abgelegte Daten: Anrufherkunft, Weiterschaltgrund, Anrufzeitpunkt.
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Als Beispiel für ein anlagenübergreifendes Leistungsmerkmal wird der Ablauf einer Anrufübernahme erläutert: über das öffentliche Netz 46 (ISDN) kommt ein Anruf auf das Telefon 14 (Durchwahl 140), welches sich in einem Grobraumbüro befindet. Auch das Endgerät 24 (ein Softclient auf einem PC mit der Rufnummer 240) steht in diesem Büro. Der Anruf soll nun mittels einfachster Prozedur an dem Gerät 24 übernommen werden. Hierzu werden entsprechend vorgegebene Rufnummern beider Anlagen 1, 2 durch ein Monitoring-Modul der Steuerlogik 34 permanent überwacht. Der anstehende Anruf wird mit allen Zusatzinformationen zunächst festgestellt und in der Datenbank 36 gespeichert. Auf eine mögliche Anforderung der Rufnummer 240 (der Anwender drückt einen Button an dem PC 24) erzeugt die Steuerlogik 34 sofort ein geeignetes CSTA-Kommando an die Anlage 1, das Gespräch von der zu diesem Zeitpunkt gerufenen Rufnummer 140 wegzunehmen und auf die Rufnummer 240 umzulegen bzw. umukoppeln. Bevor jedoch dieser Vorgang eingeleitet wird, prüft die Steuerlogik 34, ob die Rufnummer 240 tatsächlich frei ist und für den Umkoppelvorgang bereit ist. Dies wird ebenfalls durch permanentes Monitoring gewährleistet.
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Als weiteres Beispiel wird der Ablauf einer Gruppenschaltung erläutert: Über das öffentliche Netz 46 (ISDN) kommt ein Anruf auf die Durchwahl 140. Der Benutzer dieser Rufnummer gehört organisatorisch zu einem Team von weiteren Mitgliedern, die unter den Rufnummern 160, 240, 260 zu erreichen sind. Damit kein Anruf verloren geht, wird durch nach einer definierten Zeit eine Weiterschaltung an das nächste Mitglied realisiert, in diesem Fall die Rufnummer 160. Innerhalb der Telefonanlage 1 ist dies Standard und kann problemlos eingerichtet werden. Ein Überlauf von 160 auf 240 ist jedoch aufgrund der Verteilung der Rufnummern auf zwei verschiedene Telefonanlagen ohne den Verbindungsserver 3 nicht möglich. Um dies nun zu verwirklichen, werden vorgegebene Rufnummern beider Anlagen 1, 2 durch ein Monitoring-Modul der Steuerlogik 34 permanent überwacht. D. h., der anstehende Anruf an der Rufnummer 140 wird mit allen Zusatzinformationen zunächst festgestellt und gespeichert. Auch die initiierte Weiterschaltung auf die Rufnummer 160 wird entsprechend festgestellt. Nach Ablauf der definierten Rufzeit an der Rufnummer 160 generiert die Steuerlogik 34 ein Kommando an die Zentraleinheit 10, welches die Funktion „Umkoppeln” auf eine andere Rufnummer (240) auslöst. Bevor jedoch dieser Vorgang eingeleitet wird, prüft die Steuerlogik 34, ob die Rufnummer 500 tatsächlich frei. Wenn nicht, erfolgt der Umkoppelvorgang auf die nächste, in der Reihe liegende freie Rufnummer (260). Ein System- und Herstellerübergreifendes Leistungsmerkmal kann dadurch gewährleistet werden.
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Noch als weitere Beispiele für durch den Verbindungsserver vermittelte Leistungsmerkmale seien in diesem Zusammenhang genannt:
- – Parallelruf von Rufnummer 140 und Rufnummer 240;
- – Besetzsignalisierung an einem gemeinsamen Vermittlungsplatz für die Rufnummern 140, 160, 240, 260;
- – Rückruf im Besetztfall von der Rufnummer 140 auf die Rufnummer 240;
- – Weiterschaltung im Besetztfall von Rufnummer 240 auf Rufnummer 140;
- – Selektives Weiterleiten von Anrufen von Rufnummer 140 auf 260 (Unterscheidung intern/extern)
- – Senden von Displaymeldungen von Rufnummer 240 auf 140;
- – Abfrage des Sprachspeichersystems der Zentraleinheit 10 durch die Rufnummer 240.