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Die vorliegende Erfindung betrifft wäßrige kosmetische und dermatologische Zubereitungen mit einem Gehalt an wasserlöslichen Wirkstoffen.
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Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Unter ihren vielen Funktionen (beispielsweise zur Wärmeregulation und als Sinnesorgan) ist die Barrierefunktion, die das Austrocknen der Haut (und damit letztlich des gesamten Organismus) verhindert, die wohl wichtigste. Gleichzeitig wirkt die Haut als Schutzeinrichtung gegen das Eindringen und die Aufnahme von außen kommender Stoffe. Bewirkt wird diese Barrierefunktion durch die Epidermis, welche als äußerste Schicht die eigentliche Schutzhülle gegenüber der Umwelt bildet. Mit etwa einem Zehntel der Gesamtdicke ist sie gleichzeitig die dünnste Schicht der Haut.
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Die Epidermis ist ein stratifiziertes Gewebe, in dem die äußere Schicht, die Hornschicht (Stratum corneum), den für die Barrierefunktion bedeutenden Teil darstellt. Das heute in der Fachwelt anerkannte Hautmodell von Elias (P. M. Elias, Structure and Function of the Stratum Corneum Permeability Barrier, Drug Dev. Res. 13, 1988, 97–105) beschreibt die Hornschicht als Zwei-Komponenten-System, ähnlich einer Ziegelsteinmauer (Ziegelstein-Mörtel-Modell). In diesem Modell entsprechen die Hornzellen (Korneozyten) den Ziegelsteinen, die komplex zusammengesetzte Lipidmembran in den Interzellularräumen entspricht dem Mörtel. Dieses System stellt im wesentlichen eine physikalische Barriere gegen hydrophile Substanzen dar, kann aber aufgrund seiner engen und mehrschichtigen Struktur gleichermaßen auch von lipophilen Substanzen nur schwer passiert werden.
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Unter kosmetischer Hautpflege ist in erster Linie zu verstehen, daß die natürliche Funktion der Haut als Barriere gegen Umwelteinflüsse (z.B. Schmutz, Chemikalien, Mikroorganismen) und gegen den Verlust von körpereigenen Stoffen (z.B. Wasser, natürliche Fette, Elektrolyte) gestärkt oder wiederhergestellt wird.
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Wird diese Funktion gestört, kann es zu verstärkter Resorption toxischer oder allergener Stoffe oder zum Befall von Mikroorganismen und als Folge zu toxischen oder allergischen Hautreaktionen kommen.
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Ziel der Hautpflege ist es ferner, den durch tägliche Waschen verursachten Fett- und Wasserverlust der Haut auszugleichen. Dies ist gerade dann wichtig, wenn das natürliche Regenerationsvermögen nicht ausreicht. Außerdem sollen Hautpflegeprodukte vor Umwelteinflüssen, insbesondere vor Sonne und Wind, schützen und die Hautalterung verzögern.
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Wäßrige und meist auch alkoholhaltige Lösungen stellen die Basis für sogenannte Tonics dar. Solche sind Gesichtswässer, die meist zum Abschluß der Gesichtspflege aufgelegt werden, um dem Gesicht ein Frischegefühl und ein erfrischtes Aussehen zu verleihen. Neben Parfum und anderen Zusätzen enthalten Tonics in der Regel Feuchthaltemittel wie beispielsweise Glycerin.
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Üblicherweise liegt der Alkoholgehalt von Gesichtswässern im Bereich von 10–20 Gew.-%. Ein höherer Gehalt an Ethanol wäre bisweilen wünschenswert, um bestimmte Rezepturbestandteile, beispielsweise Parfumbestandteile, besser lösen zu können, andererseits führt erhöhter Ethanolgehalt nicht selten zu Hautreizung zumindest bei empfindlicher Haut.
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Wäßrige Tönungslösungen bieten entgegen herkömmlichen Produkte zum Grundieren/Tönen des Gesichts, Hals oder Dekolleté wie Make-up, Foundations oder getönte Tagescreme den entscheidenden Vorteil, daß sie zu einer natürlich wirkenden, aber nicht abdeckenden Hauttönung führen (auch Rouge), ohne nach dem Einziehen auf Kleider abzufärben oder nachzufetten.
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Diesen Übelständen galt es Abhilfe zu schaffen.
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Erstaunlicherweise werden diese Aufgaben gelöst durch wäßrige kosmetische oder dermatologische Zubereitungen, enthaltend
- (a) bis zu 2 Gew.-% eines wäßrigen Anisfruchtextraktes
- (b) eine oder mehrere Substanzen, mit einem HLB-Wert größer als oder gleich 15,
- (c) gegebenenenfalls 0,2 bis 6 Gew.-% PEG-8.
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Besonders vorteilhafte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindungen werden verkörpert durch wäßrige kosmetische oder dermatologische Zubereitungen, enthaltend
- (a) 0,1 bis 1 Gew.-%, insbesondere 0,2 bis 05 Gew.-% Gew.-% eines wäßrigen Anisfruchtextraktes
und/oder - (b) eine oder mehrere Substanzen, mit einem HLB-Wert größer als oder gleich 15, wobei diese Sunbstanz gewählt wird als PEG-40 hydrogeniertes Rizinhsöl, insbesondere in konzentrationen von 0,2 bis 4 Gew.-%, bevorzugt 0,5 bis 2 Gew.-%
und/oder - (c) 0,5 bis 3 Gew.-%, bevorzugt 1 bis 2 Gew.-% PEG-8.
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Ganz besonders vorteilhafte Ausführungsformen der vorliegenden Erfindungen werden verkörpert durch wäßrige kosmetische oder dermatologische Zubereitungen, enthaltend
- (a) 0,2 bis 05 Gew.-% Gew.-% eines wäßrigen Anisfruchtextraktes
- (b) 0,5 bis 2 Gew.-% an PEG-40 hydrogeniertem Rizinhsöl,
- (c) 0 1 bis 2 Gew.-% PEG-8.
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Es ist erfindungsgemäß insbesondere vorteilhaft, einen wäßrigen Frucht-Extrakt aus Anis (INCI: Pimpinella anis fruit extract), der reich an anorganischen Mineralien wie Natrium- und Magnesium-Ionen, besonders an Kalium-Ionen ist und mit Butylenglycol 0,36% und Parabenen 0,14% konserviert ist und durch enzymatische Hydrolyse in Wasser solubilisierter Anis-Früchte erhältlich ist, wobei das Verhältnis von Rohmaterial zu Extrakt etwa 1:2 beträgt und unter dem Handelsnamen Bioxilift® bei der Gesellschaft SILAB, (Brive Cedex, France) erhältlich ist.
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Bei Anisfruchtextrakt (Bioxylift®, Fa. SILAB) handelt es sich um einen wäßrigen Frucht-Extrakt aus Anis.
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Der Extrakt weist eine bernsteinartige Farbe auf und hat einen charakteristischen Anis-Geruch. Er ist reich an anorganischen Mineralien wie Natrium- und Magnesiumionen, besonders aber an Kaliumionen.
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Die spezifische Zusammensetzung beträgt:
Trockenmasse: | 40–60 g/l |
Mineralasche | 11–18 g/l |
Gesamtprotein | 12–20 g/l |
pH | 4,5–5,5 |
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Der Extrakt ist unkonserviert oder auch konserviert herstell- und lagerbar. Seine Herstellung wird in der Internationalen Patentanmeldung
WO 02/102347 beschrieben.
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Eine mögliche Konservierung ist beispielsweise mit Butylenglycol 0,36% und Parabenen 0,14% und ist in Ethanol bis zu einem Verhältnis von 40/60 Ethanol/Wasser (v/v) löslich. Bei der Herstellung werden die Anis-Früchte in Wasser solubilisiert und enzymatisch hydrolysiert. Das Verhältnis von Rohmaterial zu Extrakt beträgt 1:2. Lösliche und unlösliche Phasen werden getrennt und anschließend filtriert bzw. danach steril filtriert.
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Die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen lassen sich problemlos üblichen kosmetischen und/oder dermatologischen Zubereitungen, wie Lichtschutzzubereitungen, Hautpflegezubereitungen, Antifalten-Zubereitungen, aber auch anderen Zubereitungen, beispielsweise pharmazeutischen Zubereitungen einverleiben.
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Die kosmetischen oder dermatologischen Zubereitungen können erfindungsgemäß wie üblich zusammengesetzt sein und zur Behandlung, der Pflege und der Reinigung der Haut und/oder der Haare und als Schminkprodukt in der dekorativen Kosmetik dienen.
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Es ist auch möglich und vorteilhaft im Sinne der vorliegenden Erfindung, die erfindungsgemäßen Wirkstoffkombinationen in wäßrige Systeme bzw. Tensidzubereitungen zur Reinigung der Haut und der Haare einzufügen.
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Die erfindungsgemäßen Zubereitungen enthalten gegebenenfalls vorteilhaft Alkohole, Diole oder Polyole niedriger C-Zahl, sowie deren Ether, vorzugsweise Ethanol, Isopropanol, Propylenglykol, Glycerin, Ethylenglykol, Ethylenglykolmonoethyl- oder -monobutylether, Propylenglykolmonomethyl, -monoethyl- oder -monobutylether, Diethylenglykolmonomethyl- oder -monoethylether und analoge Produkte, ferner Alkohole niedriger C-Zahl, z.B. Ethanol, Isopropanol, 1,2-Propandiol oder insbesondere Glycerin.
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Insbesondere vorteilhaft enthalten Zubereitungen gemäß der vorliegenden Erfindung 0,5–25 Gew.-% Ethanol, bevorzugt 1–10 Gew.-% Ethanol, bezogen auf das Gesamtgewicht der Zubereitungen.
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Insbesondere vorteilhaft enthalten Zubereitungen gemäß der vorliegenden Erfindung 0,5–25 Gew.-% Glycerin, bevorzugt 1–10 Gew.-% Glycerin, bezogen auf das Gesamtgewicht der Zubereitungen. Es kann erfindungsgemäß vorteilhaft sein, den erfindungsgemäßen Zubereitungen außer oder neben Glycerin noch ein oder mehrere Feuchthaltemittel zuzufügen.
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Die kosmetischen Zubereitungen im Sinne der vorliegenden Erfindung können auch gewünschtenfalls Gelcharakter aufweisen, die neben einem wirksamen Gehalt am erfindungsgemäß eingesetzten Substanzen und dafür üblicherweise verwendeten Lösungsmitteln, bevorzugt Wasser, noch weitere organische Verdickungsmittel, z.B. Gummiarabikum, Xanthangummi, Natriumalginat, Stärke und Stärkederivate (z.B. Distärkephosphat), Cellulose, Cellulose-Derivate, vorzugsweise Methylcellulose, Hydroxymethylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, Hydroxypropylmethylcellulose oder anorganische Verdickungsmittel, z. B. Aluminiumsilikate wie beispielsweise organisch modifizierte oder auch unmodifizierte Hectorite, Bentonite, oder dergleichen, oder ein Gemisch aus Polyethylenglykol und Polyethylenglykolstearat oder -distearat, enthalten, sowie insbesondere ein oder mehrere Verdickungsmittel, welches oder welche vorteilhaft gewählt werden können aus der Gruppe Siliciumdioxid, Polysaccharide bzw. deren Derivate, z.B. Hyaluronsäure, Xanthangummi, besonders vorteilhaft aus der Gruppe der Polyacrylate, bevorzugt ein Polyacrylat aus der Gruppe der sogenannten Carbopole, beispielsweise Carbopole der Typen 980, 981, 1382, 2984, 5984, jeweils einzeln oder in Kombination.
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Das Verdickungsmittel ist in dem Gel z.B. in einer Menge zwischen 0,1 und 30 Gew.-%, bevorzugt zwischen 0,5 und 15 Gew.-%, enthalten.
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Die nachfolgenden Beispiele sollen die vorliegende Erfindung verdeutlichen.
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Beispiel 1
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- 1,0 % Pimpinella Anisum Fruit Extract
- 1,2% PEG-40 Hydrogenated Castor Oil
- 0,1% Parfüm
- 5% Glycerin
- 1,0% PEG-8
- 0,4% Aqua Trisodium EDTA
- 0,3% Diazolidinyl Urea
- Mit aqua ad 100
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Beispiel 2
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- 0,5% Pimpinella Anisum Fruit Extract
- 2,0% PEG-40 Hydrogenated Castor Oil
- 0,2% Parfüm
- 3% Glycerin
- 0,2% Aqua Trisodium EDTA
- 0,278% DMDM Hydantoin
- 0,3% Phenoxyethanol
- Mit aqua ad 100
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Beispiel 3
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- 0,8% Pimpinella Anisum Fruit Extract
- 1,5% PEG-40 Hydrogenated Castor Oil
- 0,15% Parfüm
- 1,0% Glycerin
- 0,8% PEG-8
- 0,2% Methylparaben
- 0,6% Phenoxyethanol
- 0,2% Aqua Trisodium EDTA
- Mit aqua ad 100
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Beispiel 4
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- 0,2% Pimpinella Anisum Fruit Extract
- 0,8 % PEG-40 Hydrogenated Castor Oil
- 0,08% Parfüm
- 1,8% Glycerin
- 1,5 % PEG-8
- 0,1% Methylparaben
- 2,0% Methylpropandiol
- 0,2% Caprylyl Glycol
- 0,25 % Aqua Trisodium EDTA
- Mit aqua ad 100
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Beispiel 5
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- 1,5% Pimpinella Anisum Fruit Extract
- 0,5 % PEG-40 Hydrogenated Castor Oil
- 0,2% Parfüm
- 0,5 % Glycerin
- 1,9 % PEG-8
- 0,1% Methylparaben
- 2,0% Methylpropandiol
- 0,2% Hexandiol
- 0,25 % Aqua Trisodium EDTA
- Mit aqua ad 100
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- P. M. Elias, Structure and Function of the Stratum Corneum Permeability Barrier, Drug Dev. Res. 13, 1988, 97–105 [0003]