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Die Erfindung betrifft ein Präzisionsthermometer mit einer Kapillare und einer Füllflüssigkeit, bei dem die Kapillare und die Füllflüssigkeit so aufeinander abgestimmt sind, dass die Füllflüssigkeit mit einem Randwinkel von etwa 85–95°, vorzugsweise von etwa 90°, in der Kapillare steht.
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Präzisionsthermometer sind in Wissenschaft und Technik in vielen Bereichen im Einsatz. Vor allem in der Meteorologie und in chemischen Laboratorien sind sie für viele Untersuchungen unverzichtbar.
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Als einfach zu handhabende Präzisionsthermometer kommen bisher nur Flüssigkeitsthermometer mit Quecksilberfüllung und elektronische Thermometer in Betracht.
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Präzisions-Flüssigkeitsthermometer (zur Zeit noch mit Quecksilberfüllung) sind für viele genormte Untersuchungen nach DIN, ISO und ASTM zwingend vorgeschrieben.
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Beispielsweise gibt es für Öluntersuchungen spezielle Thermometer zur Flammpunktbestimmung nach Abel-Pensky, Pensky-Martens oder Marcusson, Thermometer zur Bestimmung des Fließt- und Tropfpunktes, Thermometer zur Bestimmung des Stock- und Erstarrungspunktes, Thermometer in Sätzen (nach Anschütz, Allihn, Kahlbaum oder Landsberger), bei denen ein größerer Temperaturbereich auf mehrere Thermometer aufgetellt wird, sowie Spezialthermometer wie Beckmannthermometer oder Kalorimeterthermometer. Für Kalibrierlaboratorien und Eichämter dienen besonders genaue Präzisions-Flüssigkeits-Thermometer als Prüfnormale.
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Quecksilber besitzt als Thermometerflüssigkeit gegenüber anderen Flüssigkeiten einige Vorzüge: Es
- • hat eine geringe Viskosität
- • ist bei Raumtemperatur und über einen großen Temperaturbereich flüssig
- • ist silberglänzend und somit in der Thermometerkapillare gut sichtbar
- • besitzt einen relativ geringen Dampfdruck
- • wird thermisch nicht zersetzt
- • hat einen ziemlich gleichbleibenden thermischen Volumenausdehnungskoeffizienten
- • benetzt wegen seiner hohen Oberflächenspannung (476 mN/m) die Glaswand der Kapillare (Glas hat eine Oberflächenenergie von in der Regel 70 bis 300 mJ/m2) nicht.
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Durch die Kombination dieser Eigenschaften ist Quecksilber eigentlich eine ideale Thermometerflüssigkeit. Allerdings ist es extrem fischtoxisch, und seine Dämpfe sind giftig.
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Bei den Füllflüssigkeiten für die Flüssigkeitsthermometer wird generell zwischen den aufgrund ihrer hohen Oberflächenspannung nicht benetzenden Thermometerfüllflüssigkeiten (Metallen und Legierungen) und den aufgrund ihrer geringen Oberflächenspannung benetzenden Thermometerfüllflüssigkeiten (allen anderen, vorwiegend organischen Flüssigkeiten) unterschieden. Eine Flüssigkeit benetzt die Oberfläche eines Feststoffs, in diesem Fall die Glasoberfläche, wenn ihre Oberflächenspannung kleiner als die Oberflächenenergie des Feststoffs ist. Bei benetzenden Flüssigkeiten bildet sich durch die Anziehungskräfte zwischen Flüssigkeit und Glas (Adhäsion) auf der Innenoberfläche der Kapillare ein dünner Flüssigkeitsfilm aus, wenn das Thermometer abgekühlt wird. Bei der Anzeige der niedrigen Temperatur fehlt diese Flüssigkeitsmenge, welche als Film die Innenoberfläche der Kapillare belegt. Die Anzeige fällt dadurch zu niedrig aus. Dieser Fehler wird durch den langsamen Ablauf des Flüssigkeitsfilms nach und nach geringer. Der völlige Ablauf des Films kann, je nach Adhäsion zwischen Flüssigkeit und Glas und Viskosität der Flüssigkeit, bis zu einer Woche dauern. Erst dann zeigt das Thermometer wieder richtig an, siehe 1, in der ein Thermometer in verschiedenen Stadien gezeigt ist: links mit erwärmter Flüssigkeit, in der Mitte direkt nach deren Abkühlung (in der Kapillare hängt ein Flüssigkeitsfilm), und rechts nach einer gewissen Wartezeit, in der der Flüssigkeitsfilm herabgelaufen ist.
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Derartige Wartezeiten sind im Allgemeinen nicht akzeptierbar, da es nicht üblich oder unmöglich ist, länger als 2 bis 3 Minuten zu warten, bis das Thermometer den richtigen Wert anzeigt. Es muss möglich sein, dass der dann abgelesene Wert richtig ist. Bei meteorologischen Messungen, beispielsweise bei der Bestimmung der Luftfeuchtigkeit mit einem Aspirationspsychrometer, erfolgen Temperaturänderungen so schnell, dass das verwendete Thermometer im Wesentlichen sofort den richtigen Wert anzeigen muss.
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Die Eichordnung schreibt vor, dass für Thermometer mit Teilungen von 0,01 bis 0,2 K nichtbenetzende Flüssigkeiten verwendet werden müssen. Erst ab Teilungen von 0,5 K sind benetzende Flüssigkeiten zugelassen. Denn die Messgenauigkeit von Thermometern mit benetzenden Füllflüssigkeiten ist aus den oben genannten Gründen im Allgemeinen um mindestens eine Zehnerpotent schlechter als die von Thermometer mit nichtbenetzenden Flüssigkeiten.
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Zur Überwindung dieses Problems sind in der Literatur bisher folgende Vorschläge gemacht worden:
EP 1 477 766 B1 und
EP 1 139 082 B1 schlagen Galliumlegierungen (Galinstan) als Füllflüssigkeit vor. Diese Regierungen benetzen Glas. Durch eine Innenbeschichtung der Thermometerkapillaren mit Gallium(III)-oxid werden die Benetzung und der durch die Benetzung entstehende Grauschleier in der Kapillare vermieden. Bei 19°C wird die Galinstan-Legierung allerdings fest, so dass sich damit keine niedrigeren Temperaturen messen lassen.
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In
US 6,749,336 B2 und
WO/2003/058 165 A1 wird vorgeschlagen, ionische Flüssigkeiten in die Thermometer zu füllen. Einige ionische Flüssigkeiten haben eine hohe Oberflächenspannung (im Bereich von ca. 40 bis 55 mN/m) und sollten bei entsprechender Kapillarinnenbeschichtung die Kapillar-Innenoberfläche nicht benetzen, weshalb sie prinzipiell als Thermometerflüssigkeit interessant sind. Allerdings sind die in Frage kommenden ionischen Flüssigkeiten sehr viskos und führen deshalb bei Abkühlung eines damit gefüllten Thermometers zu Fadenabrissen.
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Der Lehre der Druckschriften
DE 697 27 499 T2 und
US 7,246,942 liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die innere Oberfläche der Thermometerkapillare eine Oberflächenergie aufweisen soll, die die Hälfte oder weniger als die Oberflächenspannung der thermometrischen Flüssigkeit beträgt. Hierfür wird das Kapillarrohr mit einem entsprechenden Material beschichtet, beispielsweise mit Polymeren oder Copolymeren, die auf Fluor, Kohlenstoff oder Silicon basieren; als Beispiele werden Allylalkoxysilane, fluoraliphatische Alkoxysilane, fluoraliphatische Silylether und fluoriertes Trimethoxysilan genannt. Im Unterschied zu
DE 697 27 499 T2 ist in
US 7,246,942 B2 der mit der thermometrischen Flüssigkeit gefüllte Kolben nicht mit der Beschichtung versehen und der Übergangsbereich zwischen Kolben und Kapillare ist verengt und zusätzlich gezahnt oder aufgerauht. Diese Änderungen führen zu einer verbesserten Genauigkeit der Thermometer im direkten Vergleich. Als Füllung dient in beiden Schriften eine wässrige, nicht-toxische Salzlösung von Salzen, die negativ an der Luft-Wasser-Grenzfläche adsorbieren, z. B. eine 39 gew.-%ige Lithlumchlorid-Lösung. Auch bei solchen Thermometern bleibt das Problem der zu hohen Viskosität ungelöst.
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Die Aufgabe der vorliegende Erfindung (legt demnach in der Bereitstellung eines Thermometers, das die nachstehend genannten Nachteile vermeidet und vorzugsweise alle Vorteile eines Quecksilberthermometers besitzt, ohne jedoch mit einer toxischen Flüssigkeit gefüllt zu sein, wobei die Ablesbarkeit gegenüber einem Quecksilberthermometer sogar noch verbessert ist.
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Die Erfinder haben dieser Aufgabe durch den Vorschlag gelöst, ein Thermometer mit einer zumindest teilweise transparenten Kapillare, insbesondere einer Glaskapillare bereitzustellen, deren Innenoberfläche beschichtet ist, wobei das Thermometer mit einer diese Beschichtung nicht benetzenden Flüssigkeit befüllt ist, die die folgenden Eigenschaften aufweist:
- • im Temperaturbereich zwischen ≤ –20°C und ≥ 200°C liegt sie in flüssiger Form vor
- • sie besitzt einen Dampfdruck von < 50 Pa (20°C)
- • sie nimmt gegenüber der beschichteten Innenoberfläche der Thermometerkapillare einen Randwinkel von zwischen 85 und 95°, vorzugsweise zwischen 88 und 92°, stärker bevorzugt zwischen 89 und 91° und insbesondere von etwa 90° ein
- • sie besitzt eine Viskosität von ≤ 5 mPa·s
- • sie hat eine Toxizität LD50 (Ratte; peroral) von > 3.500 mg/kg).
- • Der erfindungsgemäße Randwinkel hat den Vorteil, dass die Füllflüssigkeit in der Kapillare keinen Meniskus ausbildet, wodurch das Thermometer sehr gut und präzise abgelesen werden kann. Die Ablesbarkeit ist sogar gegenüber einem Quecksilberthermometer verbessert, weil dieses im Gegensatz zu anderen Füllflüssigkeiten einen konvexen Meniskus ausbildet (Randwinkel > 90°).
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Um den gewünschten Randwinkel gegenüber der Kapillarinnenoberfläche erhalten zu können, sollte die Oberflächenspannung der Füllflüssigkeit um den Faktor vier über der Oberflächenenergie der Kapillarinnenoberfläche liegen. Zu dieser Erkenntnis sind die Erfinder durch Anwendung der folgenden Überlegungen gelangt:
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Die Youngsche Gleichung (Gl. 1) σS = γSL + σL × cosθ (Gleichung 1) stellt eine Beziehung zwischen der freien Oberflächenenergie σS eines ebenen Festkörpers, der Grenzflächenenergie γSL zwischen dem Festkörper und einem darauf befindlichen Flüssigkeitstropfen, der Oberflächenspannung σL der Flüssigkeit und dem Kontaktwinkel Θ zwischen beiden her.
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Grenzflächenspannungen lassen sich aus Oberflächenspannungsdaten durch die Gleichung von Fowkes herleiten. Dieser spezifizierte die durch den Parameter γ
SL der Youngschen Gleichung ausgedrückten Wechselwirkungen, indem er davon ausging, dass nur gleichartige Wechselwirkungen zwischen den Phasen stattfinden können (Gl. 2). Demnach kann zum Beispiel ein unpolarer, also rein dispersiv wechselwirkender Stoff nur mit den dispersiven Anteilen der angrenzenden zweiten Phasen in Wechselwirkung treten:
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Durch Vereinfachung der Fowkes-Gleichung auf den dispersiven Anteil:
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Und ausgehend von einem Randwinkel von Θ von 90°, bi dem cos Θ = 0 ist, ergibt sich Gl. 4: σ d / L = σ d / D × 4 (Gleichung 4)
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Hieraus wird ersichtlich, dass für einen Randwinkel von 90° die Oberflächenspannung der Flüssigkeit unter Außer-Acht-Lassung des polaren Anteils der Oberflächenenergie angenähert etwa viermal so hoch sein sollte wie der Wert der Oberflächenenergie des Feststoffs.
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Die Kapillare eines Thermometers muss in der Regel aus Glas bestehen, da nur dieses gleichzeitig transparent ist und die mechanischen Eigenschaften gemäß Eichordnung vom 12. August 1988 in der jeweils jüngsten Fassung sowie des Anhangs II der Richtlinie 84/414/EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 18. Juli 1984 erfüllen kann. Hierfür müssen im einsetzbaren Temperaturbereich bestimmte Anforderungen an die Eispunktdepression, die Wasserbeständigkeit und den Längenausdehnungskoeffizienten erfüllt sein. Glas hat je nach Zustand der Oberfläche allerdings eine Oberflächenenergie zwischen 70 und 300 mN/m. Da alle überhaupt in Betracht kommenden Füllflüssigkeiten außer Quecksilber (welches es zu ersetzen gilt) eine niedrigere Oberflächenspannung haben, kommt Glas als Oberfläche der Innenkapillare also nicht in Betracht.
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Auch die Erniedrigung der Oberflächenenergie des Glases durch bekannte Maßnahmen wie die Behandlung mit fluorierten Silanen wie in
DE 695 27 499 T2 beschrieben ist für die vorliegende Erfindung nicht geeignet, denn hierdurch lässt sich die Oberflächenenergie maximal auf Werte im Bereich von 12 bis 15 mN/m senken. Damit die Thermometerflüssigkeit einer solchen Oberfläche gegenüber einen Randwinkel von 88 bis 92° einnehmen kann, müsste sie eine Oberflächenspannung von über etwa 48 mN/m ausweisen. Solche Flüssigkeiten, die gleichzeitig die oben aufgeführten Eigenschaften ausweisen, sind nicht verfügbar. Denn z. B. ionische Flüssigkeiten, die die notwendige Oberflächenspannung ausweisen, sind aus Gründen einer zu hohen Viskosität nicht geeignet, wie voranstehend erläutert.
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Die Erfinder konnten jedoch feststellen, dass sich die erfindungsgemäßen Parameter der genannten Komponenten und ihre Relation zueinander dann realisieren lassen, wenn die Glasoberfläche der Kapillare vor dem Beschichten mit einem Fluorsilan mit einer starken Säure (insbesondere mit einem pH-Wert von 1 bis 2 oder noch darunter) behandelt und damit aktiviert wird. Denn mit diesem Verfahren lassen sich Oberflächenenergien von 11, vorzugsweise von 10 mN/m und darunter erreichen. Flüssigkeiten mit den erforderlichen Eigenschaften sowie einer Oberflächenspannung von etwa 39 bis 44 mN/m und darunter sind verfügbar.
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Beispiele für geeignete Flüssigkeiten sind: N-Methyl-2-pyrrolidon (Schmelzpunkt: –24°C; Siedepunkt: 203°C; Dampfdruck 32 Pa (20°C); Oberflächenspannung: 44,6 mN/m; Viskosität: 1,67 mPa·s; Toxizität: LD50: 3914 mg/kg (Ratte, peroral)) und Propylencarbonat (Racemat)(Schmelzpunkt: –48,8°C; Siedepunkt: 242°C; Dampfdruck 4 Pa (20°C); Oberflächenspannung: 40,9 mN/m; Viskosität: 2,5 mPa·s; Toxizität: LD50: 24600 mg/kg (Ratte, peroral)). Die Flüssigkeiten sollten über einen möglichst hohen Reinheitsgrad (z. B. pro Analysi; (p. A.)) verfügen und insbesondere wasser- und partikelfrei sein. Sie lassen sich gegebenenfalls auch im Gemisch einsetzen; bevorzugt ist es jedoch, sie ungemischt zu verwenden.
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Als Säure zum Vorbehandeln der Kapillarglasoberfläche eignet sich beispielsweise 5M Salzsäure. Die Vorbehandlung wird in günstiger Weise bei Raumtemperatur durchgeführt und dauert in der Regel 2 bis 10, vorzugsweise 5 Minuten.
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Als Fluorsilan eignen sich alle bekannten Fluorsilane. Sollten einzelne Fluorsilane die erfindungsgemäßen Eigenschaften nicht bewirken, kann der Fachmann dies anhand der Randwinkelbestimmung feststellen und diese als ungeeignet für die Erfindung aussondern, ohne dass es hierzu eines besonderen Aufwands oder besonderer Kenntnisse bedarf. Besonders günstig sind teilfluorierte Fluorsilane mit einer Alkyl- oder Alkenylgruppe mit mindestens 6 Kohlenstoffatomen. Die weiteren Substituenten am Silicium können ausgewählt sein unter ggf. weiterhin substituierten Alkylgruppen und Alkoxygruppen, wobei es bevorzugt ist, wenn das Silan mindestens eine, häufig zwei und bevorzugt drei Alkoxygruppen trägt und die weitere(n) Alkylgruppe(n) (eine) unsubstituierte Alkylgruppe(n) mit maximal drei Kohlenstoffatomen ist/sind, Beispiele sind Nonafluorohexyltrimethoxysilan, Nonafluorohexyltriethoxysilan, 1H,1H,2H2H-Perfluorooctylmethyldimethoxysilan, 1H,1H,2H2H-Perfluorooctyltriethoxysilan, 1H,1H,2H2H-Perfluorooctyltrimethoxysilan, 1H,1H,2H2H-Perfluorooctyldimethylmethoxysilan, 1H,1H,2H2H-Perfluorodecyltriethoxysilan, 1H,1H,2H2H-Perfluorododecyltriethoxysilan, (Heptadecafluoro-1,1,2,2-tetrahydrodecyl)trimethoxysilan oder Hexadecafluorododec-11-enyl-1-trimethoxylsilan.
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Soweit die Silane keine freien OH-Gruppen tragen, werden sie hydrolysiert und in einem geeigneten Lösungsmittel, beispielsweise Aceton, auf die mit Säure aktivierte Glasoberfläche aufgetragen.
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Ausführungsbeispiel
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Vorbehandlung der Kapillare:
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Eine an beiden Enden offene Thermometerkapillare wird mit ca. 5M Salzsäure durchgespült und mittels öl-, wasser- und partikelfreier Druckluft anschließend trocken geblasen.
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Herstellung der Beschichtungslösung:
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Das Fluorsilan wird in einem geeigneten Lösemittel (z. B. einem Alkohol wie n-Propanol, 2-Propanol; oder Aceton, Essigsäureethylester u. ä.) gelöst und mit der zur vollständigen Hydrolyse des Fluorsilans stöchiometrisch notwendigen Wassermenge versetzt. Das Reaktionsgemisch sollte bis zur vollständigen Hydrolyse des Fluorsilans bei Raumtemperatur gerührt werden, bevor es zur Anwendung kommt. Die so hergestellte Beschichtungslösung ist ca. 3 bis max. 5 Tage bei Raumtemperatur verwendbar.
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Als konkretes Beispiel für ein Fluorsilan sei 1H,1H,2H,2H-Perfluorooctyltriethoxysilan genannt. Dieses wurde in einer Menge von 0,75 g in 75 g Ethanol gelöst, mit 7,5 g Wasser und 0,15 g konz. Salzsäure versetzt und mindestens 5 Stunden bei Raumtemperatur gerührt.
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Beschichtungsvorgang:
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Die vorbehandelten Thermometerkapillaren werden mit der Beschichtungslösung gefüllt. Anschließend wird die Beschichtungslösung mittels öl-, wasser- und partikelfreier Druckluft aus der Kapillare herausgeblasen. Danach werden die Kapillaren für ca. 10 min. bei 180°C im Umluftofen getrocknet und nach dem Abkühlen nochmals mit öl-, wasser- und partikelfreier Druckluft durchgeblasen.
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Herstellung der Thermometer:
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An das eine Ende der beschichteten Kapillare wird durch Erhitzen bis zum Schmelzen des Thermometerglases vom Glasbläser ein Ausdehnungsgefäß geblasen. Nach dem Erkalten und Entspannen des Thermometerrohlings werden die Kapillaren mit der Öffnung nach unten in einen Recipienten gestellt und mittels Vakuumpumpe evakuiert (P ≤ 0,1 Pa).
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Danach wird die Füllflüssigkeit in den Recipienten gefüllt und sobald sich die Öffnungen der Kapillaren unterhalb des Füllflüssigkeitsspiegels befinden der Recipient wieder belüftet.
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Durch Erhitzen des gefüllten Thermometers bis zur max. Solltemperatur oder Abkühlen bis zur min. Solltemperatur und Absaugen der überstehenden Füllflüssigkeit wird die überschüssige Füllflüssigkeit entfernt. Danach wird die Thermometerkapillare durch Zuschmelzen des offenen Endes verschlossen. Im Anschluss kann die Gradierung des fertigen Thermometers erfolgen.
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Kontrolle der Wirksamkeit:
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Die Qualität der Innenbeschichtung der Thermometerkapillaren lässt sich ohne Zerstörung der Kapillaren erst beurteilen, nachdem das Thermometer beschichtet und die mit einer geeigneten Füllflüssigkeit gefüllt wurde. Eine indirekte Beurteilung der Beschichtungsqualität ist möglich, indem in gleicher Vorgehensweise wie bei den Thermometerkapillaren (Vorbehandlung und Beschichtung allerding durch Eintauchen) Glasobjektträger beschichtet werden. Nach dem die Objektträger mindestens einen Tag bei Raumtemperatur und normaler Luftfeuchtigkeit gelagert wurden, kann der Randwinkel gegen Wasser und Dilodmethan bestimmt werden. Die aus den Randwinkelmessungen gemäß Owens/Wendt berechnete Oberflächenenergie sollte unter 10 mN/m, vorzugsweise bei 9 mN/m liegen.
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Die Geschwindigkeit und die Stabilität der Ablese-Ergebnisse bei Abkühlung entspricht bei dem erfindungsgemäß hergestellten Thermometer den entsprechenden Eigenschaften eines Quecksilberthermometers. Versuche im Labor haben gezeigt, dass sich im Gegensatz zu Alkoholthermometern sehr schnell nach der Abkühlung ein stabiler Endwert einstellt. Wie schnell das richtige Messergebnis angezeigt wird, hängt natürlich von vom konkreten Temperaturbereich, der für den das Thermometer vorgesehen ist, von der Länge der Skala und vom Volumen des Ausdehnungsgefäßes.