-
Die Erfindung umfasst eine emulgatorfreie kosmetische oder dermatologische Zubereitung enthaltend Polyacrylsäurepolymere, Fettalkohole und CeraMikrokristallina. Die Zubereitung eignet sich für die Applikation auf nasser Haut und ermöglicht damit während des Duschens das Eincremen.
-
Kosmetische oder dermatologische Zubereitungen lassen sich aufgrund ihrer Anwendungsdauer und ihres Anwendungszwecks einteilen. Einige Produkte werden sofort nach der Anwendung abgewaschen ("rinse-off"), andere sollen länger auf der Haut verbleiben und dort wirken ("leave-on").
-
Kosmetische Zubereitungen zur Pflege der Haut werden vornehmlich zur Anwendung auf trockener Haut entwickelt. Diese Form der Zubereitungen sind als leave-on Zubereitungen bekannt, wie Cremes, Lotionen oder Körpermilch. Häufig werden diese als Emulsionen, insbesondere W/O-, O/W-, O/W/O- oder W/O/W-Emulsionen, formuliert.
-
Unter Emulsionen versteht man im Allgemeinen heterogene Systeme, die aus zwei nicht oder nur begrenzt miteinander mischbaren Flüssigkeiten bestehen, die üblicherweise als Phasen bezeichnet werden. In einer Emulsion ist eine der beiden Flüssigkeiten (Wasser oder Öl) in Form feinster Tröpfchen in der anderen Flüssigkeit dispergiert. Die Flüssigkeiten (rein oder als Lösungen) liegen in einer Emulsion in einer mehr oder weniger feinen Verteilung vor, die im Allgemeinen nur begrenzt stabil ist.
-
Sind die beiden Flüssigkeiten Wasser und Öl und liegen Öltröpfchen fein verteilt in Wasser vor, so handelt es sich um eine Öl-in-Wasser-Emulsion (O/W-Emulsion, z. B. Milch). Der Grundcharakter, zum Beispiel elektrische Leitfähigkeit, Sensorik, Anfärbbarkeit der kontinuierlichen Phase, einer O/W-Emulsion ist durch das Wasser geprägt. Bei einer Wasser-in-Öl-Emulsion (W/O-Emulsion, z. B. Butter) handelt es sich um das umgekehrte Prinzip, wobei der Grundcharakter hier durch das Öl bestimmt wird.
-
Zur Anwendung auf nasser oder feuchter Haut sind leave-on Zubereitungen nicht geeignet. Aufgrund der enthaltenen Emulgatoren können sie Wasser emulgieren und aufgrund der Lipide ggf. einen öligen Film hinterlassen.
-
Demgegenüber sind rinse-off Zubereitungen zur Anwendung unter Dusche oder beim Baden konzipiert. Demgegenüber umfassen rinse-off Zubereitungen aber weniger den Pflegeaspekt, wie er beim Eincremen erhalten wird.
-
Wünschenswert ist es eine Zubereitung zur Verfügung zu stellen, die sowohl den Pflegeaspekt berücksichtigt als auch als rinse-off angewendet werden kann, beispielsweise unter der Dusche.
-
Eine für den Verbraucher sehr wesentliche, dabei aber nur schwer quantitativ messbare Eigenschaft kosmetischer Produkte ist ihre Textur und Sensorik. Unter dem Begriff "Textur" werden diejenigen Eigenschaften eines Kosmetikums verstanden, die auf den Gefügebau der Zubereitung zurückgehen, durch Tast- und Berührungssinne empfunden und ggf. in mechanischen oder rheologischen Fließeigenschaften ausgedrückt werden können. Die Textur kann insbesondere mittels Sensorik getestet werden. Die gegebenenfalls mit Hilfe von Zusatzstoffen beeinflussbare Textur kosmetischer Produkte ist für den Verbraucher von nahezu gleicher Bedeutung wie deren objektiv feststellbaren Wirkungen.
-
Mit dem Begriff "Sensorik" wird die wissenschaftliche Disziplin bezeichnet, die sich mit der Bewertung von kosmetischen Zubereitungen auf Grund von Sinneseindrücken befasst. Die sensorische Beurteilung eines Kosmetikums erfolgt anhand der visuellen, olfaktorischen und haptischen Eindrücke.
• Visuelle Eindrücke: alle mit dem Auge wahrnehmbaren Merkmale (Farbe, Form, Struktur).
• Olfaktorische Eindrücke: alle beim Einziehen von Luft durch die Nase wahrnehmbaren Geruchseindrücke, die häufig in Anfangsgeruch (Kopfnote), Hauptgeruch (Mittelnote, Körper) und Nachgeruch (Ausklang) differenziert werden können. Auch die erst bei der Anwendung freigesetzten flüchtigen Stoffe tragen zum olfaktorischen Eindruck bei.
• Haptische Eindrücke: alle Empfindungen des Tastsinns, die vornehmlich Gefüge und Konsistenz des Produktes betreffen.
-
Die sensorische Analyse macht von der Möglichkeit Gebrauch, den sensorischen Gesamteindruck eines Produktes integral zu erfassen. Nachteile der sensorische Analyse sind die Subjektivität des Eindrucks, eine leichte Beeinflussbarkeit der Prüfpersonen und die dadurch bedingte starke Streuung der Ergebnisse. Diesen Schwächen begegnet man heute durch den Einsatz von Gruppen geschulter Prüfpersonen, gegenseitige Abschirmung der Prüfer sowie statistische Auswertung der meist zahlreichen Analysendaten.
-
Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, Zubereitungen zu Verfügung zu stellen, welche neben den für Kosmetika üblichen Kriterien wie Verträglichkeit, Lagerstabilität und dergleichen auch für den Verbraucher wesentliche, bisher nicht gekannte kosmetische, insbesondere sensorische, Leistungen bieten. Insbesondere sollten sich die gesuchten Zubereitungen für eine Verwendung im Körperpflegebereich eignen, d.h. für eine Anwendung auf dem ganzen Körper und dabei sensorisch attraktiv sein.
-
EP 1 390 006 A2 offenbart Öl in Wasser Emulsionen zur Anwendung auf nasser Haut. Die Zubereitungen der EP 1 390 006 A2 umfassen Wasser, ein Dispersionsstabilisator, eine strukturierte Ölphase und Strukturgeber, die ein stabiles Netz von fein verteilten Feststoffen in den Flüssigkeiten aufbauen. Neben bevorzugten anorganischen Strukturgeber sind u.a. als organische Strukturgeber feste Fettsäureester und Vaseline genannt. Als Sensory Modifikatoren werden zusätzlich nicht-ionische Polymere wie Polyethylenoxid, Polyvinylalkohol, Polyvinylacetat Pyrrollidone, anionische Polymere wie Polyaspartat, Polymaleate und Sulfonate, kationische Polymere und deren Mischungen genannt.
-
EP 2 174 639 A2 offenbart Öl in Wasser Emulsionen zur Anwendung auf nasser Haut. Die Zubereitungen umfassen wasserlösliches Polymer, pastöse Öle und flüssige Öl in Kombination mit einer großen Menge an Glycerin. Beispiele für wasserlösliche Polymere sind u.a natürliche Polymere wie pflanzliche Polysaccharide, tierische Proteine, semi-synthetische Polymere wie Cellulose, Stärke, Alginate, Polysaccharid-Derivate, synthetische Polymere wie Vinylpolymeren wie Polyvinylalkohol, Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylmethylether, Carboxyvinylpolymere, alkylmodifizierte Carboxyvinylpolymere (Acrylat-Alkylmethacrylat-Copolymer, etc.) und Natriumpolyacrylat sowie Polyethylenglykol und Ethylenoxid-Propylenoxid-Blockcopolymere.
-
Die Erfindung ist eine emulgatorfreie kosmetische oder dermatologische Zubereitung umfassend mindestens zwei Polyacrylsäurepolymere, mindestens zwei C14–22 Fettalkohole und mehr als 20 Gew% CeraMikrokristallina, bezogen auf die Gesamtmasse der Zubereitung.
-
Als Polyacrylsäurepolymere werden die in der Kosmetik bekannten Polymere der Acryl- und/oder Methacrylsäure sowie Acrylat-Crosspolymere verstanden. Vorzugsweise sind dies Polymere (Makromoleküle) mit hohem Molekulargewicht (> 1 Mg/mol), welche aus einem Gerüst aus Polyacrylsäure und geringen Mengen an Polyalkenylether-Quervernetzungen bestehen. Sie werden auch als Carbomere bezeichnet. Diese wasserlöslichen oder dispergierbaren Polymere können in der Flüssigkeit, in der sie gelöst oder dispergiert sind, eine bedeutende Viskositätserhöhung hervorrufen. Dies wird durch die Bildung von Carbomer-Mikrogelen im Wasser hervorgerufen. Besonders bevorzugte Polyacrylsäurepolymere sind neben den Carbomeren diejenigen Acrylat-Crosspolymere, die eine polymere Emulgatorwirkung ausüben. Polymere Emulgatoren sind hauptsächlich Polyacrylsäurepolymere mit hohem Molekulargewicht. Diese emulgierend wirkenden Polyacrylsäurepolymere haben einen kleinen lipophilen Anteil zusätzlich zum hydrophilen Hauptteil. Ganz besonders bevorzugt im Sinne der vorliegenden Erfindung sind Acrylat-Crosspolymere, welche die INCI Bezeichnung "Acrylates/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer" haben und unter den Handelsbezeichnungen PemulenTR-1 und Pemulen TR-2 sowie Carbopol 1342, Carbopol 1382 und Carbopol ETD 2020 von der Firma NOVEON erhältlich sind. Besonders bevorzugt werden die Polyacrylsäurepolymere gewählt aus der Gruppe der Acrylates/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymere und/oder Carbomere. Insbesondere bevorzugt sind Acrylates/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer Pemulen® TR-1, z.B. von Lubrizol und Carbopol® 3128 von Lubrizol.
-
Erfindungsgemäß ist hierbei eine spezifische Kombination aus Polyacrylsäurepolymeren mit emulgierender Wirkung, wie das Pemulen TR-1 mit anderen Polyacrylsäurepolymeren, wie Carbopol 3128, die die sensorischen Eigenschaften verbessern und die Stabilität der Zubereitung, insbesondere bei höheren Temperaturen, und eine Verbindung mit freiem Wasser gewährleisten.
-
Besonders bevorzugt ist hierbei eine Kombination aus drei Polyacrylsäurepolymeren, wobei ein Polyacrylsäurepolymer eine emulgierende Wirkung aufweist, wie z.B. das Pemulen TR-1 oder Pemulen TR-2, mit anderen Polyacrylsäurepolymeren, die die sensorischen Eigenschaften verbessern und die Stabilität der Zubereitung, insbesondere bei höheren Temperaturen, gewährleisten (z.B. Carbopol 3128) und einem Polyacrylsäurepolymer, das die sensorischen Eigenschaften bei Aufnahme von freiem Wasser verbessern (z.B. Carbopol 981).
-
Vorteilhaft umfasst die erfindungsgemäße Zubereitung daher drei Polyacrylsäurepolymere, insbesondere drei Polyacrylsäurepolymere, die sich in ihren Eigenschaften unterscheiden.
-
Der Anteil an Polyacrylsäurepolymeren insgesamt beträgt vorzugsweise 0,05 bis 2 Gew.%, insbesondere 0,2 bis 1 Gew.%, bezogen auf die Gesamtmasse der Zubereitung.
-
Die erfindungsgemäße Zubereitung ist emulgatorfrei. D.h. die ggf. als emulgierend wirkenden Polyacrylsäurepolymere werden erfindungsgemäß nicht als Emulgatoren verstanden.
-
Anders ausgedrückt, neben den Polyacrylsäurepolymeren sind keine weiteren Emulgatoren in der erfindungsgemäßen Zubereitung enthalten.
-
Als C14 bis C22 Fettalkohole werden Fettalkohole mit einer Kohlenstoffanzahl von 14 bis 22 verstanden. Bevorzugt werden die Fettalkohole gewählt aus der Gruppe linearen Fettalkohole, insbesondere Myristylalkohol (C14H30O), Cetylalkohol (oder Palmitylalkohol) (C16H34O), Stearylalkohol (oder Octadecylalkohol) (C18H38O) sowie Cetylstearylalkohol (Cetearylalkohol), ein Gemisch der Alkohole Cetylalkohol (Hexadecanol) und Stearylalkohol (Octadecanol). Die Zubereitung umfasst vorteilhaft drei C14–22 Fettalkohole. Insbesondere ist mindestens ein C14-Fettalkohol (C14), mindestens ein C18-Fettalkohol (C18) und mindestens ein C16/C18-Fettalkohol (C16/C18), enthalten, vorzugsweise jeweils nur ein C14-Fettalkohol, ein C18-Fettalkohol und ein C16/C18-Fettalkoholgemisch.
-
Der Anteil an C14–22 Fettalkoholen insgesamt beträgt vorteilhaft 3 bis 14 Gew.%, insbesondere 7 bis 9 Gew.%, bezogen auf die Gesamtmasse der Zubereitung.
-
Das Gewichtsverhältnis der Fettalkohole C14, C18 und C16/18 wird bevorzugt gewählt wie a zu b zu c im Bereich von a = 0,5 bis 2 zu B = 1 bis 3 zu c = 2 bis 6, insbesondere wie 1:2:5.
-
Die Gewichtsanteile sind daher vorteilhaft zu wählen im Bereich 0,5–1,5 Gew.% C14-Fettalkohole (C14), 1,5–2,5 Gew.% C18-Fettalkohole (C18) und 4–6 Gew. % C16/C18-Fettalkohole (C16/18), bezogen auf die Gesamtmasse der Zubereitung.
-
Die erfindungsgemäße Kombination mindestens zweier Polyacrylsäurepolymere mit mindestens zwei C14–22 Fettalkoholen ermöglicht die Stabilisierung der Zubereitung. Wenn jeweils nur ein Vertreter der Polyacrylsäure bzw. Fettalkohole gewählt werden ist die Stabilität ungenügend und vor allem das Hautgefühl bei der Anwendung auf feuchter/nasser Haut ist unangenehm, wachsig, stumpf, quietschend.
-
Erfindungsgemäß sind zwei Polyacrylsäurepolymer bzw. drei Polyacrylsäurepolymere so zu verstehen, dass jeweils ein Polyacrylsäurepolymer sich von den jeweils anderen in zumindest einer Eigenschaft unterscheidet. Die Stoffgruppe Acrylates/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymere umfasst beispielsweise die Handelsprodukte Pemulen TR-1 bzw. TR-2.
-
Carbomere werden beispielsweise in die Typen A, B und C unterschieden. Unterschiede sind hierin beispielsweise deren Gele mit unterschiedlichen Viskositäten (United States Pharmacopoeia, USP).
-
Erfindungswesentlich ist zudem ein Anteil von CeraMikrokristallina von mehr als 20 Gew.%, bezogen auf die Gesamtmasse der Zubereitung.
-
CeraMikrokristallina steht als Oberbergriff für die alternativen Namen wie Microcrystalline Wax, Mikrokristalline Wachse, Cire Minerale. CeraMikrokristallina ist eine komplexe Kombination von langen, verzweigten Kohlenwasserstoffketten, die aus Rückstandsölen durch Lösemittelkristallisation gewonnen werden. CeraMikrokristallina besteht vorwiegend aus gesättigten geraden und verzweigten Kohlenwasserstoffketten, überwiegend mit mehr als C35 Kohlenstoffatomen. CeraMikrokristallina läßt sich als Mischung eines Medizinischen Weißöl und einem Paraffinwachs verstehen. CeraMikrokristallina wurde früher als Vaseline® bezeichnet, welches heute als Markenname von ChesePorough Ponds angeboten wird.
-
CeraMikrokristallina unterliegt hohen Qualitätsstandards. Die erfindungsgemäß verwendeten CeraMikrokristallinae sind frei von beispielsweise polyzyklischen Aromaten, schwefelhaltigen Verbindungen und Allergenen. Die Einhaltung der Qualitätskriterien wird regelmäßig von unabhängigen Behörden und der unternehmensinternen Qualitätssicherung überprüft. Darüber hinaus enthält CeraMikrokristallina keine Rückstände aus Pflanzenschutzmitteln und besitzt aufgrund seiner chemischen Neutralität kein allergisches Potenzial. Durch Cera Microcristallina ausgelöste allergische Reaktionen sind bisher nicht bekannt. Im Vergleich zu tierischen oder pflanzlichen Ölen hat CeraMikrokristallina eine hohe Oxidationsstabilität, d.h. es wird nicht ranzig und benötigt keine zusätzlichen Stabilisatoren. CeraMikrokristallina und damit auch die sie enthaltenden Zubereitungen brauchen daher auch keine bzw. geringere Mengen an zusätzlichen Konservierungsstoffen Die Hautpflegeeigenschaften von CeraMikrokristallina liegen vornehmlich im Bereich der Hautbefeuchtung. CeraMikrokristallina bildet auf der Haut einen teilokklusiven schützenden Film, der die Haut vor dem Austrocknen bewahrt. Dies ist gerade bei trockener Haut oder stark beanspruchter Haut mit gestörter Hautbarriere sehr wichtig. Teilokklusive Pflegeprodukte lagern sich in die obere Hornschicht ein und verringern so den transepidermalen Wasserverlust. In Kombination mit anderen Hautbefeuchtungsmittel (z.B. Glycerin) helfen sie, das Gleichgewicht der Haut schnell wiederherzustellen.
-
Anzumerken ist ferner, dass sehr ähnliche Substanzmischungen, die sogenannten Mineralwachse, natürlicherweise in relativ hohen Mengen auch in verschiedenen Pflanzenwachsen (z.B. Candellilawachs) und Insektenwachsen (z.B. Bienenwachs) enthalten sind. Wichtig für die Herstellung von CeraMikrokristallina ist die Qualität des Medizinischen Weißöls. Es handelt sich bei diesen Verbindungen um Stoffgemische, die je nach Herkunft unterschiedlich zusammengesetzt sind. Beispielsweise sind Produkte, die aus geologisch altem venezuelanischem Erdöl gewonnen wurden besonders reich an Naphthenen (Cycloalkanen). Das geologisch junge Nordseeöl hingegen ist arm an Naphthenen und enthält überwiegend acyclische Verbindungen. Naphtenreiche Mineralöle gibt es nur in ausgewählten Gebieten dieser Welt (Venezuela, Saudi-Arabien, Russland). Sie sind schwierig zu gewinnen und dementsprechend teuer. Naphtenarme Mineralöle sind leichter zu gewinnen und eher als preiswert einzustufen. Nachteil der napthenarmen Mineralöle ist, dass diese Öle bzw. Mischungen mit diesen Ölen (u.a. CeraMikrokristallina) in Emulsionen eingesetzt die Emulsionen destabilisieren, was eine starke Ölabscheidung zur Folge hat.
-
Naphtene oder alizyklische Kohlenwasserstoffe sind ringförmige Kohlenwasserstoffe. Der Naphtengehalt vom Rohöl liegt in der Regel bei 5 %, beim russischen Öl liegt er häufig darüber, bei amerikanischem darunter. Naphtene haben in der Molekularstruktur eine höhere Bindungsspannung als Paraffine und besitzen daher einen höheren Heizwert.
-
Cycloalkane (Cycloparaffine) sind gesättigte ringförmige Kohlenwasserstoffe der allgemeinen Formel CnH2n (n = 3,4,5.....), deren Namen aus dem des entsprechenden Alkanes und der Vorsilbe Cyclo- gebildet werden. Die im Erdöl vorkommenden Cycloalkane u.a. Cyclopentan und Cyclohexan werden auch Naphtene genannt.
-
Für die Herstellung von CeraMikrokristallina sollten daher bevorzugt naphtenhaltige Medizinische Weißöle eingesetzt werden.
-
Erfindungsgemäß ergibt sich, dass erst ab 20 Gew.% Cera Mirkocristallina man einen langanhaltenden und spürbar, sensorisch attraktiven Film auf der Haut erhält. Bei höheren Anteilen, insbesondere über 60% läßt sich die Textur nicht mehr gut verteilen und sie ist cremeartig. Je höher die CeraMikrocristallina-Konzentration, desto höher auch die Konsistenz bzw. Festigkeit, was jedoch in Einzelzubereitungen gewünscht sein kann
-
Der Anteil an CeraMikrokristallina ist daher vorteilhaft maximal auf 60 Gew.%, insbesondere maximal 35 Gew.%, bezogen auf die Gesamtmasse der Zubereitung, zu wählen.
-
Aufgrund der relativ hohen CeraMikrokristallina-Konzentration sind vorteilhaft nur unpolare bis mittelpolare Lipide in den erfindungsgemäßen Zubereitungen enthalten. Ansonsten ist die Stabilität aufgrund der Emulgatorfreiheit schwieriger einzustellen.
-
Im Rahmen der vorliegenden Offenbarung wird als Oberbegriff für Fette, Öle, Wachse und dergleichen der Ausdruck „Lipide„ verwendet, wie dem Fachmanne durchaus geläufig ist. Auch werden die Begriffe „Ölphase„ und „Lipidphase„ synonym angewandt.
-
Öle und Fette unterscheiden sich unter anderem in ihrer Polarität. Es wird vorgeschlagen, die Grenzflächenspannung gegenüber Wasser als Maß für den Polaritätsindex eines Öls bzw. einer Ölphase anzunehmen. Dabei gilt, dass die Polarität der betreffenden Ölphase umso größer ist, je niedriger die Grenzflächenspannung zwischen dieser Ölphase und Wasser ist. Erfindungsgemäß wird die Grenzflächenspannung als ein mögliches Maß für die Polarität einer gegebenen Ölkomponente angesehen.
-
Die Grenzflächenspannung ist diejenige Kraft, die an einer gedachten, in der Grenzfläche zwischen zwei Phasen befindlichen Linie der Länge von einem Meter wirkt. Die physikalische Einheit für diese Grenzflächenspannung errechnet sich klassisch nach der Beziehung Kraft/Länge und wird gewöhnlich in mN/m (Millinewton geteilt durch Meter) wiedergegeben. Sie hat positives Vorzeichen, wenn sie das Bestreben hat, die Grenzfläche zu verkleinern. Im umgekehrten Falle hat sie negatives Vorzeichen.
-
Bevorzugte Lipide sind darüber hinaus Medizinische Weißöle und Silikonöle, besonders bevorzugt sind naphtenhaltige Medizinische Weißöle, sowie deren Mischungsprodukte.
-
Die erfindungsgemäße Zubereitung ermöglicht erstmals die Anwendung des Pflegens unter der Dusche. Die erfindungsgemäßen Zubereitungen werden vorteilhaft nur mit Konservierungsmitteln formuliert, die eine Wasserlöslichkeit von mehr als 0,75% bei 20°C aufweisen. Aufgrund des Fehlens von Emulgatoren kann es ansonsten zu Destabilisierungen und zur Auskristallisierung kommen.
-
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Zubereitungen erfolgt anders als übliche Polyacrylsäure haltige Zubereitungen. Bisherige Praxis ist die „staubigen“ Polyacrylsäuren in einem Lipid vorzudispergieren und dann in die Wasserphase einzugeben. Bei den erfindungsgemäßen Zubereitungen werden die Polyacrylsäurepolymere in Wasser dispergiert, weil ansonsten ein kaum wahrnehmbarer Rückstand auf der Haut vorhanden und spürbar ist. Durch diese Herstellart wird die Polyacrylsäure stärker „aktiviert“ als, wenn sie mit Lipid benetzt ist.
-
Erfindungsgemäße Zubereitungen können darüber hinaus auch als Pre-Shavingprodukt verwendet werden, um das Rasurergebnis zu verbessern. Durch den langanhaltenden Lipid-/Polymerfilm gleitet die Rasierklinge leicht und kann auch tieferliegende Haare erfassen.
-
Die erfindungsgemäße Zubereitung A gemäß nachstehender Tabelle wurde mit einer Zubereitung B, enthaltend Emulgatoren, und einer Zubereitung C, enthaltend nur einen Fettalkohol und nur ein Polyacrylsäurepolymer, sensorisch von geschulten Prüfpersonen (60) verglichen.
Inhaltsstoffe/Gew.% | A | B | C |
Cera Microcristallina | 25.0000 | 25.0000 | 25.0000 |
Myristyl Alcohol | 1.0000 | 1.0000 | 1.0000 |
Cetearyl Alcohol | 5.0000 | 5.0000 | |
Stearyl Alcohol | 2.0000 | 2.0000 | |
Hydrogenated Coco-Glycerides | 3.0000 | 3.0000 | 3.0000 |
Glyceryl Stearate SE | | 1.0000 | |
Glyceryl Stearate Citrate | | 1.0000 | |
Aluminum Starch Octenylsuccinate + Aqua | 1.0000 | 1.0000 | 1.0000 |
Parfum | 1.0000 | 1.0000 | 1.0000 |
Glycerin | 5.1000 | 5.1000 | 5.1000 |
Aqua + Sodium Hydroxide | 0.1600 | 0.1600 | 0.1050 |
Phenoxyethanol | 0.5000 | 0.5000 | 0.5000 |
Methylisothiazolinone | 0.0900 | 0.0900 | 0.0900 |
Acrylates/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer (Carbopol 3128) | 0.1000 | 0.1000 | |
Carbomer | 0.0200 | 0.0200 | |
Acrylates/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer (Pemulen TR-1) | 0.1000 | 0.1000 | 0.1500 |
Aqua | ad 100 | ad 100 | ad 100 |
Ergebnis:
Parameter/Zubereitung | A | C |
das Produkt läßt sich gut verteilen | 6,1 | 5,1 |
das Produkt fühlt sich nach dem Abduschen angenehm an | 5,9 | 5,1 |
die Haut spannt nicht | 6,3 | 5,8 |
Parameter/Zubereitung | A | B |
das Produkt läßt sich gut abwaschen | 6 | 5,5 |
das Produkt fühlt sich nach dem Abduschen angenehm an | 5,9 | 5,2 |
die Haut spannt nicht | 6,3 | 5,8 |
die Haut fühlt sich gepflegt an | 5,7 | 4,9 |
Je höher der Wert, desto besser (Skala von 0–7).
-
Die Ergebnisse zeigen überraschend, dass Zubereitungen mit nur einem Fettalkohol, sich weniger gut verteilen lassen, das Produkt (C) sich unangenehm nach dem Abduschen anfühlt und ein Spannungsgefühl auf der trockenen Haut verbleibt (Vergleich Zubereitung A versus C).
-
Ebenso zeigt sich, dass die Zubereitungen mit Emulgatoren weniger gut abwaschbar sind, das Hautgefühl nach dem Abduschen unangenehmer ist und die Haut ein Spannungsgefühl zeigt (Vergleich Zubereitung A versus B).
-
Die erfindungsgemäßen Zubereitungen sind weiterhin bevorzugt auch frei von Tensiden.
-
Tenside sind Substanzen, die die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit oder die Grenzflächenspannung zwischen zwei Phasen herabsetzen und die Bildung von Dispersionen ermöglichen oder unterstützen. Tenside bewirken, dass zwei eigentlich nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Öl und Wasser, dispergiert werden können.
-
Des Weiteren werden Tenside als amphiphile Stoffe beschrieben, die organische, unpolare Substanzen in Wasser lösen können. Sie sorgen, bedingt durch ihren spezifischen Molekülaufbau mit mindestens einem hydrophilen und einem hydrophoben Molekülteil, für eine Herabsetzung der Oberflächenspannung des Wassers, die Benetzung der Haut, die Erleichterung der Schmutzentfernung und -lösung, ein leichtes Abspülen und – je nach Wunsch – für Schaumregulierung.
-
Bei den hydrophilen Anteilen eines Tensidmoleküls handelt es sich meist um polare funktionelle Gruppen, beispielweise -COO–, -OSO3 2–, -SO3 –, während die hydrophoben Teile in der Regel unpolare Kohlenwasserstoffreste darstellen. Tenside werden im Allgemeinen nach Art und Ladung des hydrophilen Molekülteils klassifiziert. Hierbei können vier Gruppen unterschieden werden:
- • anionische Tenside,
- • kationische Tenside,
- • amphotere Tenside und
- • nichtionische Tenside.
-
Anionische Tenside weisen als funktionelle Gruppen in der Regel Carboxylat-, Sulfat- oder Sulfonatgruppen auf. In wäßriger Lösung bilden sie im sauren oder neutralen Milieu negativ geladene organische Ionen. Kationische Tenside sind beinahe ausschließlich durch das Vorhandensein einer quatären Ammoniumgruppe gekennzeichnet. In wäßriger Lösung bilden sie im sauren oder neutralen Milieu positiv geladene organische Ionen. Amphotere Tenside enthalten sowohl anionische als auch kationische Gruppen und verhalten sich demnach in wässriger Lösung je nach pH-Wert wie anionische oder kationische Tenside. Im stark sauren Milieu besitzen sie eine positive und im alkalischen Milieu eine negative Ladung.
-
Bekannt sind des Weiteren waschaktive Substanzen, wie beispielsweise kationische Tenside insbesondere quartäre Ammoniumverbindungen. Eine waschaktive Substanz findet in Waschmitteln, Spülmitteln, Shampoos, Duschgels Verwendung und bezeichnet den Anteil der Formulierung, der die Wasch- oder Reinigungsleistung beeinflusst. Waschaktive Substanzen erhöhen die „Löslichkeit“ von Fett- und Schmutzpartikeln in Wasser, die in der Wäsche oder am Körper haften. Sie können natürlichen oder synthetischen Ursprungs sein. Sie werden nach der Art ihrer Ladung in anionisch, kationisch, ampholytisch oder nichtionisch unterschieden.
-
Emulgatoren bewirken, dass zwei nicht miteinander mischbare Flüssigkeiten (zum Beispiel Öl in Wasser) sich zu einer Emulsion vermengen können. Aufgrund des amphiphilen Charakters dringen sie mit ihrem fettlöslichen Teil in das Öl ein. Durch den hydrophilen Teil kann das nun durch Rühren entstandene Öltröpfchen in der wässrigen Umgebung dispergiert“ werden. Emulgatoren haben primär keinen waschaktiven, tensidischen Charakter.
-
Nachfolgende Beispiele veranschaulichen die erfindungsgemäßen Zubereitungen. Die Zahlenwerte sind Gewichtsanteile, bezogen auf die Gesamtmasse der Zubereitung. Beispiele
Inhaltststoff | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Cera Microcristallina | 25.000 | 25.000 | 25.000 | 35.000 | 45.000 |
Myristylalkohol | 1.0000 | 1.0000 | 1.0000 | 2.0000 | |
Cetearylalkohol | 5.0000 | 5.0000 | 5.0000 | 4.0000 | 4.0000 |
Stearylalkohol | 2.0000 | 2.0000 | 2.0000 | 3.0000 | 3.0000 |
Hydrierte Kokosglyceride | 3.0000 | 3.0000 | 3.0000 | 2.0000 | 2.0000 |
Mandelöl | | | 0.3500 | | 0.7000 |
Aluminumstärkeoctenylsuccinat | 1.0000 | 1.0000 | 1.0000 | 1.0000 | 1.0000 |
Parfum | 0.8000 | 0.7000 | 1.0000 | 0.7000 | 0.7000 |
Glycerin | 5.1000 | 5.1000 | 5.1000 | 15.100 | 10.100 |
Natriumhydroxidlösung 45%ig | 0.1600 | 0.1600 | 0.1600 | 0.1600 | 0.1600 |
Phenoxyethanol | 0.5000 | 0.5000 | 0.5000 | 0.4000 | 0.4000 |
Methylisothiazolinone | 0.0900 | 0.0900 | 0.0900 | 0.0800 | 0.0800 |
Acrylates/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer (Carbopol 3128) | 0.1000 | 0.1000 | 0.1000 | 0.1200 | |
Carbomer (Carbopol 981) | 0.0200 | 0.0200 | 0.0200 | 0.0200 | 0.0200 |
Acrylates/C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer (Pemulen TR-1) | 0.1000 | 0.1000 | 0.1000 | 0.1200 | 0.1400 |
Meersalz | 0.0100 | 0.0100 | | 0.0100 | 0.0500 |
Wasser | ad 100 | ad 100 | ad 100 | ad 100 | ad 100 |
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- EP 1390006 A2 [0013]
- EP 2174639 A2 [0014]