-
Die Erfindung betrifft eine bipolare Koagulationspinzette für die Neurochirurgie, mit zwei federnd gegeneinander drückbaren, einseitig an einer Verbindungspartie miteinander verbundenen Branchen, die eine distal an die Verbindungspartie anschließende Federpartie, eine distal an die Federpartie anschließende Greifpartie und einen distal an die Greifpartie anschließenden Pinzettenschenkel aufweisen.
-
Bipolare Koagulationspinzetten dienen zum Greifen, Präparieren und bipolaren Koagulieren von Gewebe in der offenen Chirurgie. Derartige Pinzetten werden vor allem in Operationsgebieten eingesetzt, welche aufgrund ihrer Organanordnung und -struktur nur wenig Platz und eine begrenzte Zugänglichkeit für den Chirurgen bieten. Ein bevorzugtes Einsatzgebiet bipolarer Pinzetten ist somit die Neurochirurgie, in der vor allem feine und komplexe Organstrukturen präpariert werden müssen. Hier kommen die Vorteile der bipolaren Technik zur Geltung, da die Koagulation exakt erfolgen muss und eine Beschädigung von angrenzendem Gewebe zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.
-
Handbetätigte Instrumente für die Hochfrequenzchirurgie sind vor allem in monopolarer Ausführung weit verbreitet. Eine bekannte Ausführung ist der sogenannte Elektrodenhandgriff, der in unterschiedlichen Ausführungen angeboten wird. Dieses Handstück ermöglicht eine Aufnahme von verschieden geformten monopolaren Elektroden, die je nach Anwendung beliebig ausgetauscht werden können. Bei dem Handgriff besteht die Möglichkeit, durch Drücken eines entsprechenden Knopfes, einen Schneidstrom oder einen Koagulationsstrom zu aktivieren. Koagulations- und Schneid-Handstücke werden weltweit erfolgreich eingesetzt.
-
Aus der
US 2010/0063502 A1 ist eine handbetätigte, monopolare Pinzette bekannt. Bei dieser Pinzette befindet sich auf der Innenseite eines Pinzettenschenkels ein Druckknopf, welcher durch das Schließen der Pinzette betätigt wird. Diese Betätigung schließt den Steuerstromkreis und bewirkt die Auslösung des Koagulationsstroms.
-
Auf einer ähnlichen Funktionsweise beruht die aus der
US 2005/0240177 bekannte Pinzette. Beim Schließen der Pinzette kontaktiert ein metallischer Pin, welcher auf der Innenseite eines Pinzettenschenkels angebracht ist, die gegenüberliegende Seite des Instruments. Dadurch wird der Schaltkreis geschlossen und der für das Koagulieren notwendige Stromfluss aktiviert. Der Kontaktstift läuft dabei im Inneren eines Zylinders. Beide Teile sind, mit Ausnahme ihrer Kontaktflächen, nach außen hin komplett isoliert um eine mögliche Gefährdung des Anwenders oder des Patienten auszuschließen. Diese Technik kann sowohl für die monopolare als auch für die bipolare Funktionsweise genutzt werden. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die bipolaren Schaltpinzetten mit einem 3-Pin-Stecker ausgestattet werden müssen und somit, im Gegensatz zur monopolaren Pinzette, nur an wenige Generatoren standardmäßig angeschlossen werden können. Weiterhin ist der metallische Pin zum Schliessen des Stromkreises so bemessen, das eine Kontaktierung des gegenüberliegenden Pinzettenschenkels erst nach dem Schließen der Pinzettenspitzen und weiterem Druck auf die Pinzettenschenkel erfolgt, so dass eine elektrische Koagulation nicht unabhängig vom Schließdruck der Pinzette vorgenommen werden kann. Hierdurch kann es einerseits bei festem Zugreifen mit der Pinzette zu einem ungewollten Auslösen des Koagulationsstroms kommen; andererseits ist ein Koagulieren nicht möglich, wenn nur ein geringer Schließdruck auf die Pinzette ausgeübt werden soll.
-
Ausgehend hiervon besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, eine Pinzette der eingangs genannten Art derart weiter zu entwickeln, dass eine elektrische Koagulation unabhängig vom Schließdruck der Pinzette erfolgen kann.
-
Zur Lösung dieser Aufgabe wird die in dem Patentanspruch 1 angegebene Merkmalskombination vorgeschlagen. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
-
Gemäß der Erfindung ist mindestens ein im Bereich nahe der Greifpartie angeordneter, von außen manuell betätigbarer, elektrischer Schalter zur Aktivierung eines Koagulationsstromkreises vorgesehen. Dies ist zwar gegenüber den bekannten Pinzetten mit einem höheren Konstruktionsaufwand verbunden, jedoch ist es von großem Vorteil, wenn das Auslösen des Koagulationsstroms unabhängig von der mechanischen Greiftätigkeit der Pinzette vorgenommen werden kann, beispielsweise bei nur geringem Schließdruck oder bei nicht vollständig geschlossener Pinzette. Dem behandelnden Arzt werden hierdurch neue Operationsmöglichkeiten eröffnet.
-
Der elektrische Schalter sollte auf nicht störende Weise in die Pinzette integirert werden. In bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist daher vorgesehen, dass der elektrische Schalter bündig mit einer Brancheninnenfläche abschließend in eine der Branchen eingelassen ist, wobei ein Betätigungstaster des Schalters eine Branchenaußenfläche im Bereich der Greifpartie überragt. Weiter ist es von Vorteil wenn auch eine elektrische Zuleitung zum Schalter in die entsprechende Branche eingelassen ist und zum proximalen Ende der Pinzette führt, wo sie in elektrischen Kontaktsteckern endet.
-
Aus Sicherheitsgründen ist es von Vorteil, wenn die Branchen mit Ausnahme distaler Pinzettenspitzen mit einer elektrisch isolierenden Beschichtung versehen sind. Ein Anhaften von koaguliertem Gewebe an den Pinzettenspitzen kann vermieden werden, wenn diese die Koagulationswärme möglichst rasch abführen. Zweckmäßig bestehen die Pinzettenspitzen daher aus Silber oder einer Silberlegierung, oder sind damit beschichtet.
-
Der erforderliche federelastische Effekt im Bereich der Federpartie der Branchen ergibt sich insbesondere dann, wenn die Federpartie gegenüber der Greifpartie verjüngt ausgebildet ist. Durch unterschiedliche Materialstärken kann herstellungsseitig die Federkraft variiert werden.
-
Da die Pinzette für bipolare elektrochirurgische Zwecke eingesetzt wird, müssen die Branchen elektrisch gegeneinander isoliert sein. Dies kann beispielsweise durch eine Isolierbeschichtung der Branchen zumindest im Bereich der Verbindungspartie erfolgen, oder durch Lagerung der proximalen Enden der Branchen im Abstand voneinander in einem Klemmblock aus nicht leitendem Material, beispielsweise einem Kunststoff. Letzteres erleichtert den Anschluss von elektrischen Versorgungsleitungen an die Branchen. Die Kontaktstecker der elektrischen Zuleitung zum Schalter überragen den Klemmblock zweckmäßg proximal und bilden zusammen mit den Anschlüssen für die Spannungsbeaufschlagung der Branchen einen Vierpolstecker.
-
Im Folgenden wird die Erfindung anhand der in der Zeichnung in schematischer Weise dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen
-
1a bis d eine Draufsicht, eine Seitenansicht und eine Schnittansicht einer bipolaren Pinzette, sowie einen an einer Branche angeordneten elektrischen Schalter zum Auslösen eines Koagulationsstroms;
-
2a und b perspektivische Ansichten der Pinzette gemäß 1 im offenen und im geschlossenen Zustand; und
-
3 ein schematisches Schaltbild zum Betrieb der Pinzette.
-
Die in der Zeichnung dargestellte Pinzette ist als bipolare Pinzette für elektrochirurgische Anwendungen ausgebildet und besteht im Wesentlichen aus zwei Branchen 10, 12, die im Bereich einer proximalen Verbindungspartie in einem Klemmblock 14 festgelegt sind. Der Klemmblock 14 besteht aus einem elektrisch isolierenden, jedoch nicht oder nur sehr geringfügig elastischem Material, beispielsweise einem Hartkunststoff. Elektrische Kontakte der Branchen ragen proximal über den Klemmblock hinaus. An die so ausgebildete Verbindungspartie 16 schließt sich distal eine Federpartie 18 an, an diese eine Greifpartie 20 und daran Pinzettenschenkel 22, 24. In der Branche 10 ist in einen an die Greifpartie 20 anschließenden Bereich ein als Momentanschalter ausgebildeter elektrischer Schalter 26 eingelassen, der mit einer Brancheninnenfläche bündig abschließt oder geringfügig gegenüber dieser versenkt angeordnet ist und der einen Taster aufweist, der über eine Branchenaußenfläche übersteht, so dass der Schalter auf bequeme Weise betätigt werden kann, wenn die Pinzette an der Greifpartie gehalten wird. Der Schalter ist mit einer elektrischen Zuleitung 28 verbunden, die ebenfalls versenkt in der Branche angeordnet ist und die zwei Kontaktstecker 30, 32 als Abschluss aufweist.
-
Als Grundlage für die Pinzette dient ein bayonettförmiges Rohteil aus der Serie sogenannter Non-Stick Pinzetten. Die Gesamtlänge der Pinzette beträgt 220 mm, die Stärke der Roheile beträgt abweichend von den Standard Pinzettenteilen 2,75 mm statt 2,50 mm. Die Branchen 10, 12 der Pinzette werden aus hochlegiertem Stahl mit der Werkstoffnummer 1.4021 gefertigt. Die Greifpartie 20 ermöglicht dem Anwender durch die angebrachten Riefen ein rutschsicheres Halten der Pinzette. Charakteristisch für die Non-Stick Pinzetten wird die Spitze 34 aus einer Silberlegierung hergestellt. Somit werden die hervorragenden Eigenschaften von Silber in Bezug auf die Wärmeableitfähigkeit ausgenutzt. Die Breite der Silberspitze beläuft sich auf 0,6 mm. Es sind verschiedene Variationen der Pinzette möglich, die sich hinsichtlich des Materials, der Form (gerade, bayonett, abgewinkelt), der Gesamtlänge und der Spitzenbreite und -form unterscheiden. Die gesamte Pinzette, mit Ausnahme der Spitzen 34, wird mit einer isolierenden Schicht aus einem Polyamidkunststoff überzogen. Durch diese Maßnahme kann eine sichere und gezielte Leitung des hochfrequenten Stroms durch das Gewebe des Patienten gewährleistet werden, was wiederrum eine erhöhte Sicherheit sowohl für den behandelnden Arzt als auch für den Patienten mit sich bringt. Der Halsbereich der Pinzette ermöglicht durch eine schmale Bauweise einen Zugang zu schwer erreichbaren Bereichen und Organstrukturen. Im Bereich der Federpartie 18 ist die Pinzette wesentlich schmaler, wodurch der Effekt des Rückfederns nach dem Zusammendrücken der Pinzettenschenkel erreicht wird. Im Bereich des an die Greifpartie 20 anschließenden Bajonetts 36 der Branche 10 wird ein taktiler Momentanschalter 26 in eine rechteckige Aussparung eingelassen. Dieser Auslösemechanismus schließt mit der Innenseite des Pinzettengriffs ab und ist auf diese Weise unauffällig in das gesamte Erscheinungsbild der Pinzette integriert. Lediglich der Druckknopf oder Taster des Schalters 26 ragt durch eine Bohrung an der Außenseite der einen Branche der Pinzette heraus. Der elektrische Ein- und Ausgang des Schalters wird mithilfe der Zuleitung 28 an den Kontaktsteckern 30, 32 im Bereich des Instrumentensteckers (Klemmblock 14) angebracht. Die Leitungen verlaufen im Griff der Pinzette und sind für den Anwender nicht sichtbar. Zwei HF-Kontakte 38, 40, welche für die Weiterleitung des hochfrequenten Stroms dienen, kontaktieren einen unisolierten Teil des Pinzettenschenkels im Instrumentenstecker. Beide HF-Kontakte sind nach außen hin mit einer Hülse aus Polyetheretherketon (PEEK) isoliert um einen Überschlag von HF-Stromkreis auf den Steuerkreis zu unterbinden. Der Instrumentenstecker verfügt somit über vier symmetrisch angeordnete Anschlusskontakte, wobei sich die Kontakte für die Steuerfunktion von den HF-Kontakten in ihrer Länge und ihrem Durchmesser unterscheiden. Diese Maßnahme dient vor allem dazu, ein fälschliches Anschließen der Pinzette am Generator zu vermeiden.
-
Die Verbindung von Instrument und HF-Generator 42 (3) erfolgt mit einem speziell angefertigten Kabel. Kurz vor dem HF-Generator trennen sich die beiden parallel verlaufenden Stromkreise auf. Der Steuerstromkreis 44 wird mit einer Buchse 46 für einen bei anderen Instrumenten verwendeten Fußschalter, der HF-Stromkreis 48 mit dem bipolar Anschluss 50 des Generators 42 verbunden. Die Typen der generatorseitigen Steckverbindungen, können je nach Kundenwunsch bzw. Modell des Generators variabel montiert werden. Durch diese Maßnahme kann die erfindungsgemäße Koagulationspinzette für die gängigsten Generatortypen kompatibel gemacht werden. Der bipolar Anschluss 50 des Generators 42 versorgt die Pinzette mit hochfrequentem Strom, welcher seinerseits durch eine anliegende Spannung von üblicherweise 300 Vp–500 Vp angetrieben wird. Die Betätigung des Handschalters 26 erfolgt durch einen Fingerdruck und löst einen Impuls an der Fußschalterbuchse 46 aus, wodurch der Fluss des Koagulationsstroms aktiviert wird. Der Handschalter 26 ersetzt somit gänzlich den bei anderen Instrumenten verwendeten Fußschalter.
-
Zusammenfassend ist folgendes festzuhalten: Die Erfindung betrifft eine bipolare Koagulationspinzette für die Neurochirurgie, mit zwei federnd gegeneinander drückbaren, einseitig an einer Verbindungspartie miteinander verbundenen Branchen 10, 12, die eine distal an die Verbindungspartie anschließende Federpartie 18, eine distal an die Federpartie anschließende Greifpartie 20 und einen distal an die Greifpartie anschließenden Pinzettenschenkel 22, 24 aufweisen. Um eine elektrische Koagulation unabhängig von der Schließstellung der Pinzette vornehmen zu können, wird gemäß der Erfindung vorgeschlagen, dass mindestens ein im Bereich nahe der Greifpartie 20 angeordneter, von außen manuell betätigbarer elektrischer Schalter 26 zur Aktivierung eines Koagulationsstromkreises 48 vorgesehen ist.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- US 2010/0063502 A1 [0004]
- US 2005/0240177 [0005]