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Die Erfindung betrifft eine Struktur zur Nachbildung eines kleinen Blutgefäßes in Form eines Sinusoids, wie es beispielsweise in einer Leber, in einer Milz oder in einem Knochenmark eines Tieres oder eines Menschen vorkommt. Im Weiteren betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung einer solchen Struktur.
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Bis in die Gegenwart werden in vitro-Untersuchungen an Zellen vorwiegend auf der Grundlage 2-dimensionaler Kulturen durchgeführt. In den letzten Jahren erlebte jedoch das Gebiet der organnahen Zellkultur in der Forschung einen Boom. Der technologische Durchbruch steht wegen der mangelnden Verfügbarkeit komplexer Systeme und deren Validierung noch aus.
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In dem Artikel von
Kobayashi, H., et al.: „Acquired multicellular-mediated resistance to alkylating agents in cancer" in Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Band 90, S. 3294–3298, 1993 und in dem Artikel von
Li, A. P.: „A review of the common properties of drugs with idiosyncratic hepatotoxicity and the 'multiple determinant hypothesis' for the manifestation of idiosyncratic drug toxicity" in Chemico-Biological Interactions 142 (2002), S. 7–23 ist beschrieben, dass 3-dimensionale Kulturen gegenüber 2-dimensionalen Kulturen dramatische Unterschiede zeigen. Dies zeigte sich bei der Kultivierung von MCTS (Multicellular Tumor Spheroids – Multizelluläre Tumorsphäroiden). Die induzierte Wirkstoffresistenz der MCTS ging bei der Kultivierung als 2-dimensionaler Monolayer wieder vollständig verloren. Derartige Phänomene werden durch IADRs (Idiosyncratic adverse drug reactions – Idiosynkratische Arzneimittelschäden) bei Medikamenten bestätigt. Positive Reaktionen von Medikamentenkandidaten in 2-dimensionalen Kulturen und Tierversuchen führten schließlich zur Markteinführung. Auf Grund der IADRs mussten zahlreiche Medikamente jedoch schnell wieder vom Markt genommen werden, da eine weitere Nutzung aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu vertreten war. Hauptgründe waren dabei Hepatotoxizität und gravierende Herz-Kreislaufprobleme. Selbstverständlich wird in der Medikamententestung auch auf Hepatotoxizität getestet, aber es zeigte sich, dass neben einer auch in normalen 2-D-Kulturen fassbaren Toxizität eine anders gelagerte Reaktion in Form eines IADR eintreten kann. Diese IADR zeichnet sich durch unklare Dosis-Wirkungsbeziehungen bzw. Einwirkzeit-Wirkungsbeziehung und einen unbekannten Wirkungsmechanismus beim Menschen aus. IADRs verursachen ohne Vorwarnung eine nicht vorhersagbare Hepatotoxizität bei bestimmten Individuen. Aufgrund der unterschiedlichen Wirkstoffresistenzen von MCTS in 2-D bzw. 3-D kann man erwarten, dass die Sicherheitsproblematik der aus dem Markt genommenen Medikamente zum Teil durch zeitige Testung in 3-D-Zellkulturmodellen früher erkannt worden wären.
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Genexpressionsstudien von 2-D- versus 3-D-wachsenden Zellen zeigen ebenfalls deutliche Unterschiede. Mit dieser Thematik befassen sich die Artikel von Li, S. et al.: „Genomic analysis of smooth muscle cells in three-dimensional collagen matrix" in FASEB Journal, 10.1096/fj.02-0256fje, 15. November 2002 sowie Olsavsky, K. M. et al.: „Gene expression profiling and differentiation assessment in primary human hepatocyte cultures, established hepatoma cell lines, and human liver tissues" in Toxicol. Appl. Pharmacol. 222: S. 42–56, 2007.
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Echte Sinusoide wurden bis jetzt nicht oder nur unvollständig in Silizium abgebildet. Hier sei auf den Artikel von Powers MJ. et al.: „A microfabricated array bioreactor for perfused 3D liver culture" in Biotechnol Bioeng, Ausgabe 78 (3), S. 257–269, 05.05.2002 verwiesen.
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Studien belegen den unmittelbaren Einfluss der extrazellulären Umgebung auf das Wachstum und das Anordnungsverhalten von Zellen. In diesem Zusammenhang wird auf den Artikel von Hoehme, S. et al., „Prediction and validation of cell alignment along microvessels as order principle to restore tissue architecture in liver regeneration." in Proc Natl A-cad Sci USA, Band 107, Nr. 23, S. 10371–10376, 08.06.2010 verwiesen. Die extrazelluläre Umgebung beinhaltet dabei nicht nur das jeweilige Bindegewebe, sondern auch den heterogenen Verband weiterer Zellen. Für die geometrische Nachbildung beispielsweise eines Lebersinusoids ist die Anordnung der Kapillarstrukturen, die zur Versorgung der Leberzellen (Hepatozyten) dienen, elementar. Diese Blutkapillaren sind von extrazellulären Matrixproteinen wie Collagen und Bindegewebszellen (Endothelzellen) ausgekleidet. Die Regenerationsfähigkeit der Hepatozyten hängt wesentlich von der richtigen Lage der Endothelzellen ab. So ist gerade die Vernarbung der Leber bei schweren Erkrankungen ein limitierender Faktor, der letztlich zur Zerstörung des Gewebes führen kann.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin eine sinusoide Struktur nachzubilden, wobei neben der Abbildung der geometrischen Verhältnisse eine Kokultivierung verschiedener Zellspezies, wie beispielsweise von Endothelzellen und Hepatozyten, innerhalb sinusoider Strukturen erfolgen soll. Dabei muss ein Stofftransport, unter anderem von Signalpeptiden und Nährstoffen zwischen den verschiedener Zellspezies, wie beispielsweise Endothelzellen und Hepatozyten, gewährleistet sein.
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Zur Lösung der Aufgabe dienen Strukturen zur Nachbildung eines Sinusoids nach den beigefügten unabhängigen Ansprüchen 1 und 7. Weiterhin gelingt die Lösung der Aufgabe durch ein Verfahren gemäß dem beigefügten nebengeordneten Anspruch 6.
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Eine erste Ausführungsform der erfindungsgemäßen Struktur zeichnet sich zunächst dadurch aus, dass sie mehrere übereinander angeordnete Schichten aus einem porösen Material umfasst. Zwischen den Schichten ist jeweils ein Zwischenraum ausgebildet. Hierbei weisen die Schichten eine Kokultur der bei dem nachzubildenden Sinusoid vorhandenen Zellspezies auf, indem auf mindestens einer der Schichten eine erste Zellspezies angeordnet ist, während auf mindestens einer anderen der Schichten eine zweite Zellspezies angeordnet ist. Die Zellspezies können dabei auch teilweise in die Schichten hineingewachsen sein. Die die erste Zellspezies tragende Schicht und die die zweite Zellspezies tragende Schicht sind bevorzugt unmittelbar übereinander angeordnet. Weiterhin sind in den Schichten Kanäle ausgebildet, welche die Zwischenräume jeweils über und unter der Schicht verbinden und zur Weiterleitung eines Fluids, wie Blut ausgebildet sind. Die Kanäle besitzen bevorzugt einen Querschnitt, welcher vielfach so groß wie der Querschnitt der einzelnen Poren ist. Die Kanäle benachbarter der Schichten sind versetzt zueinander angeordnet, sodass zumindest einige der Kanäle einer der Schichten nicht in die Kanäle der unmittelbar darüber angeordneten Schicht münden, wodurch ein durch die Kanäle fließendes Fluid gezwungen wird, beim Fließen von einer der Schichten in die unmittelbar darüber angeordnete Schicht den Zwischenraum parallel zu den Schichten zu durchfließen. Dabei fließt das Fluid über die Zellen der Zellspezies, sodass die Zellen in hohem Maße von Fluid umströmt werden.
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Ein Vorteil der erfindungsgemäßen Struktur besteht darin, dass auf verhältnismäßig einfache Art und Weise eine sinusoide Struktur nachgebildet werden kann. Hierzu müssen die entsprechenden Zellen – im einfachsten Fall als 2-dimensionale Kultur – auf den einzelnen Schichten vorkultiviert und anschließend als 3-dimensionale Kultur durch Aufeinanderstapeln zusammengesetzt werden. Durch die entsprechende Anordnung der Kanäle wird das Gefäßsystem abgebildet. Das poröse Material der Schichten ermöglicht einen diffusiven und konvektiven Transport von Nährstoffen zwischen den verschiedenen Zellspezies. Mit der erfindungsgemäßen Lösung steht eine seit langem benötigte 3-dimensionale Struktur, beispielsweise zur Testung neuer Medikamente, zur Verfügung.
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Als zweckmäßig hat es sich erwiesen, wenn die Kanäle in den Schichten derart angeordnet sind, dass eine mäanderförmige Umlenkung der Fluidströme erfolgt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die gesamte Oberfläche vom Fluid überströmt wird. Hierfür bilden die Kanäle und die Zwischenräume zwischen den Schichten ein mäanderförmiges Kanalsystem zur Leitung eines Fluidstromes aus.
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Bevorzugt umfasst die Struktur eine Vielzahl der Schichten, wobei die die erste Zellspezies tragenden Schichten und die die zweite Zellspezies tragenden Schichten abwechselnd übereinander angeordnet sind. Die Schichten mit den darin angeordneten Kanälen sind bevorzugt gleich ausgebildet, wobei die Kanäle aller der die erste Zellspezies tragenden Schichten fluchtend übereinander angeordnet sind, und auch die Kanäle aller der die zweite Zellspezies tragenden Schichten fluchtend übereinander angeordnet sind. Die die erste Zellspezies tragenden Schichten sind gegenüber den die zweite Zellspezies tragenden Schichten in einer Richtung parallel zu den Schichten versetzt, wodurch deren Kanäle versetzt zueinander angeordnet sind.
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Die Schichten sind bevorzugt eben und flach, beispielsweise plattenförmig. Die Kanäle sind bevorzugt durch Öffnungen oder Löcher in den Schichten gebildet, welche senkrecht zur Haupterstreckungsrichtung der Schichten verlaufen. Die Schichten umfassen bevorzugt jeweils eine Vielzahl der Kanäle. Die Kanäle sind bevorzugt jeweils regelmäßig in den Schichten angeordnet, wofür der Abstand einer der Kanäle zu den unmittelbar benachbarten Kanälen jeweils gleich ist.
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Der Zwischenraum zwischen den Schichten wird bevorzugt dadurch gewährleistet, dass auf den Schichten Abstandshalter angeordnet sind. Die Abstandshalter sind bevorzugt einstückig mit den Schichten ausgebildet. Dabei sind die Abstandshalter besonders bevorzugt durch Stege gebildet, welche sich strahlenartig von den einzelnen Kanälen in einer Ebene senkrecht zu den Kanälen erstrecken, wobei die Stege kürzer als der halbe Abstand zum unmittelbar benachbarten Kanal sind. Die Stege beeinflussen die Strömung des Fluids in dem jeweiligen der Zwischenräume parallel zu den Schichten, sodass gewährleist werden kann, dass das Fluid die Zwischenräume gleichmäßig durchströmt.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform kommt eine Kokultur aus Endothelzellen und Hepatozyten zum Einsatz. Hierfür ist die erste Zellspezies durch Endothelzellen und die zweite Zellspezies durch Hepatozyten gebildet. Mit derartigen Ausführungsformen lassen sich Lebersinusoide nachbilden.
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Bei einer vorteilhaften Ausführungsform bestehen die Schichten aus porösen Folien. In diesem Zusammenhang hat sich insbesondere der Einsatz von Kunststofffolie als günstig erwiesen. Solche mit Poren versehene Kunststofffolien lassen sich mittels spezieller Kunststoffformverfahren verhältnismäßig aufwandsarm fertigen. Dem Anmelder steht ein selbst entwickeltes Verfahren zur Fertigung poröser Kunststofffolien zur Verfügung.
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Die Schichten, beispielsweise in Form von Kunststofffolien weisen eine Dicke von bevorzugt weniger als 50 μm, besonders bevorzugt zwischen 20 μm und 40 μm auf. Die Kanäle besitzen jeweils einen Durchmesser von bevorzugt zwischen 10 μm und 200 μm, besonders bevorzugt zwischen 50 μm und 100 μm. Die Zwischenräume weisen eine Höhe von bevorzugt weniger als 30 μm, besonders bevorzugt zwischen 5 μm und 20 μm auf. Insofern die Zwischenräume durch die Abstandshalter gewährleistet werden, weisen die Abstandhalter eine Höhe von bevorzugt weniger als 30 μm, besonders bevorzugt zwischen 5 μm und 20 μm auf.
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Das erfindungsgemäße Verfahren dient der Herstellung der oben beschriebenen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Struktur. In einem Schritt des Verfahrens wird eine erste Zellspezies auf mindestens einer aus einem porösen Material bestehenden Schicht angeordnet, bevorzugt dadurch, dass die erste Zellspezies auf der einen oder den mehreren Schichten vorkultiviert wird. In der einen oder den mehreren Schichten sind Kanäle zur Weiterleitung eines Fluids ausgebildet. Weiterhin wird eine zweite Zellspezies auf mindestens einer weiteren aus einem porösen Material bestehenden Schicht angeordnet, bevorzugt dadurch, dass die zweite Zellspezies auf der einen oder den mehreren weiteren Schichten vorkultiviert wird. In der einen oder den mehreren weiteren Schichten sind Kanäle zur Weiterleitung eines Fluids ausgebildet. Anschließend wird die die erste Zellspezies tragende Schicht über der die zweite Zellspezies tragenden Schicht angeordnet, wobei die Kanäle benachbarter, d. h. unmittelbar übereinander liegender der Schichten versetzt zueinander angeordnet werden. Weiterhin verbleibt zwischen den Schichten jeweils ein Zwischenraum. Die Zwischenräume sind durch die Kanäle verbunden. Für bevorzugte Ausführungsformen des Verfahrens werden Komponenten verwendet, welche die Merkmale der bevorzugten Ausführungsformen der oben beschriebenen Struktur aufweisen.
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Eine weitere Ausführungsform der erfindungsgemäßen Struktur zeichnet sich dadurch aus, dass sie erste Kavitäten zur Aufnahme einer ersten Zellspezies und zweite Kavitäten zur Aufnahme einer zweiten Zellspezies aufweist. Die Struktur besteht aus einem porösen Material, bevorzugt aus einem mit Poren versehenen Polymerwerkstoff. Die ersten und die zweiten Kavitäten sind in das Material eingeformt, bevorzugt dadurch, dass das Material als Folie ausgebildet ist, die plastisch verformt ist. Dabei sind die ersten Kavitäten auf einer ersten Seite der Struktur in das Material eingeformt, während die zweiten Kavitäten auf einer zweiten Seite der Struktur in das Material eingeformt sind. Das Material bildet Wandungen der Kavitäten aus. Dabei bilden Abschnitte des Materials auf einer ersten Seite des Materials Wandungen der ersten Kavitäten, welche gleichzeitig auf einer zweiten Seite des Materials Wandungen der zweiten Kavitäten ausbilden. Damit bilden diese Abschnitte des Materials unmittelbar eine Trennwand zwischen den ersten Kavitäten und den zweiten Kavitäten aus. Diese Abschnitte sind bevorzugt senkrecht zur Haupterstreckungsrichtung der Struktur ausgerichtet. Zwischen der ersten Seite der Struktur und der zweiten Seite der Struktur sind Kanäle zur Weiterleitung eines Fluids, beispielsweise von Blut ausgebildet. Die Kanäle besitzen bevorzugt einen Querschnitt, welcher vielfach so groß wie der Querschnitt der einzelnen Poren ist. Die Kanäle sind bevorzugt senkrecht zur Haupterstreckungsrichtung der Struktur ausgerichtet. Die Wandungen der Kanäle sind jeweils zumindest teilweise durch Abschnitte des Materials auf der ersten Seite des Materials gebildet, durch welche auf der zweiten Seite des Materials Wandungen der zweiten Kavitäten gebildet sind. Damit bilden diese Abschnitte des Materials unmittelbar eine Trennwand zwischen Kanälen und den zweiten Kavitäten aus. Diese Abschnitte des Materials sind bevorzugt senkrecht zur Haupterstreckungsrichtung der Struktur angeordnet.
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Die Kavitäten weisen bevorzugt die Form eines einseitig offenen Gefäßes auf, beispielsweise eines einseitig offenen geraden Prismas oder eines einseitig offenen geraden Zylinders im allgemeinen Sinne.
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Auch mit dieser Ausführungsform der erfindungsgemäßen Lösung lassen sich echte Sinusoide realitätsnah nachbilden, was nicht zuletzt daran liegt, dass auch bei der hier vorgeschlagenen Struktur menschlich primäre Zellen zum Einsatz kommen.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform weist die Struktur eine Kokultur aus Endothelzellen und Hepatozyten auf. Hierbei ist in den ersten Kavitäten die durch die Hepatozyten gebildete erste Zellspezies und in den zweiten Kavitäten die durch die Endothelzellen gebildete zweite Zellspezies angeordnet. In diesem Zusammenhang hat es sich als besonders günstig erwiesen, wenn die ersten Kavitäten um ein Vielfaches größer als die zweiten Kavitäten sind. Auf diese Weise steht für die vorzugsweise 3-dimensional angeordneten Hepatozyten ausreichend Platz zur Verfügung. Die bevorzugt 2-dimensional zu kultivierenden Endothelzellen haben einen geringeren Platzbedarf und können daher in kleineren Kavitäten angeordnet werden.
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Bei einer weiteren zweckmäßigen Ausführung wird als Material für die Struktur Kunststoff verwendet. Kunststoff eignet sich besonders gut, weil die erforderlichen Strukturen aufwandsarm und somit auch preiswert gefertigt werden können. Das bevorzugt als Kunststofffolie ausgebildete Material weist eine Dicke von bevorzugt weniger als 50 μm, besonders bevorzugt zwischen 20 μm und 40 μm auf. Die Kanäle besitzen jeweils einen Durchmesser von bevorzugt zwischen 100 μm und 1000 μm, besonders bevorzugt zwischen 400 μm und 600 μm. Die ersten Kavitäten weisen einen Durchmesser von bevorzugt von bevorzugt zwischen 100 μm und 1000 μm, besonders bevorzugt zwischen 400 μm und 600 μm auf. Die zweiten Kavitäten weisen eine mittlere Breite von bevorzugt von bevorzugt zwischen 20 μm und 100 μm, besonders bevorzugt zwischen 40 μm und 60 μm auf.
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Sämtliche Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Strukturen lassen sich vorzugsweise in Bioreaktoren bzw. MTP (Mikrotiterplatte) Inserts einsetzen.
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Weitere Vorteile, Einzelheiten und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen, unter Bezugnahme auf die Zeichnung. Es zeigen:
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1: eine erfindungsgemäße Struktur in einer ersten Ausführungsform; und
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2: eine erfindungsgemäße Struktur in einer zweiten Ausführungsform.
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1 zeigt eine erfindungsgemäße Struktur in einer ersten Ausführungsform. Die erfindungsgemäße Struktur umfasst mehrere übereinander gestapelte erste Schichten 01 und zweite Schichten 03, welche einander abwechselnd angeordnet sind. Die ersten und zweiten Schichten 01, 03 bestehen aus einem porösem Material. Es wird vorzugsweise Kunststofffolie als Material für die Schichten 01, 03 eingesetzt. Die übereinander gestapelten ersten und zweiten Schichten 01, 03 dienen vorzugsweise als Träger einer Kokultur aus Endothelzellen und Hepatozyten. Die ersten Schichten 01 dienen zur Aufnahme der Hepatozyten. Die zweiten Schichten 03 tragen die Endothelzellen. Die einzelnen Schichten 01, 03 werden mit den Endothelzellen bzw. Hepatozyten im einfachsten Fall als 2-dimensionale Kultur vorkultiviert. Natürlich können auch 3-dimensionale Kulturen verwendet werden. Durch Übereinanderanordnen der ersten und zweiten Schichten 01, 03 entsteht eine 3-dimensionale Kultur. Zwischen den ersten und zweiten Schichten 01, 03 verbleiben hohle Zwischenräume 04. Die ersten und zweiten Schichten 01, 03 sind mit Kanälen 05 versehen, welche die Zwischenräume 04 verbinden. Die Kanäle 05 der ersten Schichten 01 sind hierbei versetzt zu den Kanälen 05 der zweiten Schichten 03 angeordnet. Durch die Kanäle 05 und die Zwischenräume 04 sind Fluidstöme 07 geführt. Durch die Anordnung der Kanäle 05 erfolgt eine mäanderförmige Umlenkung der Fluidströme 07 durch die Kanäle 05 und die Zwischenräume 04. Infolge dieser Umlenkung erfolgt eine gute Umspülung der einzelnen Schichten 01, 03. Wie bei der in-vivo Situation werden Fluidstöme an den Endothelzellen und Hepatozyten vorbeigeführt. Die Kanäle 05 dienen zur Abbildung des nachzubildenden Gefäßsystems. Durch Verwendung eines porösen Materials für die ersten und zweiten Schichten 01, 03 wird der diffusive und konvektive Transport von Nährstoffen zwischen den einzelnen Zellen ermöglicht.
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Auf den ersten und zweiten Schichten 01, 03 sind Stege 08 ausgebildet, welche als Abstandshalter zwischen den ersten und den zweiten Schichten 01, 03 fungieren, sodass die Zwischenräume 04 gewährleistet sind.
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2 zeigt eine erfindungsgemäße Struktur in einer zweiten Ausführungsform. Die erfindungsgemäße Struktur besteht wiederum aus einem porösen Material, insbesondere aus einer mit Poren versehenen Kunststofffolie. Die Struktur umfasst auf ihrer oberen Seite erste Kavitäten 09 zur Aufnahme einer ersten Zellspezies. Weiterhin ist die Struktur auf ihrer unteren Seite noch mit zweiten Kavitäten 11 zur Aufnahme einer zweiten Zellspezies versehen. Die zweiten Kavitäten 11 sind zwischen den ersten Kavitäten 09 angeordnet, sodass Abschnitte der Kunststofffolie als Trennwand zwischen den ersten Kavitäten 09 und den zweiten Kavitäten 11 fungieren. Wie beim oben beschriebenen Ausführungsbeispiel erfolgt auch hier die Nachbildung eines Lebersinusoids. Als Kokultur wird daher auch in diesem Fall eine Kokultur aus Endothelzellen und Hepatozyten verwendet. Die ersten Kavitäten 09 dienen zur Aufnahme der Hepatozyten und die zweiten Kavitäten 11 nehmen die Endothelzellen auf. 2 kann entnommen werden, dass bei dieser Ausführungsform die ersten Kavitäten 09 um ein Vielfaches größer als die zweiten Kavitäten 11 sind. Für die ersten Kavitäten 09 hat sich eine ovale Formgebung als günstig erwiesen. Die Hepatozyten sind in der Regel 3-dimensional angeordnet. Die Endothelzellen lassen sich dagegen besser 2-Dimensional kultivieren. Bei der gezeigten Ausführungsform sind die zur Aufnahme der Hepatozyten dienenden ersten Kavitäten 09 zur Oberseite hin geöffnet, während die zur Aufnahme der Endothelzellen dienenden zweiten Kavitäten 11 zur Unterseite hin geöffnet sind. Die Struktur ist weiterhin mit Kanälen 05 versehen, welche verteilt zwischen den ersten und zweiten Kavitäten 09, 11 angeordnet sind. Die Kanäle 05 sind durch Abschnitte der Folie gebildet, die gleichzeitig eine Wand für die zweiten Kavitäten 11 bilden. Dabei ist die erste Seite der Folie in diesen Abschnitten der Folie in den Innenraum der Kanäle 05 gerichtet, während die zweite Seite der Folie in diesen Abschnitten der Folie in den Innenraum der zweiten Kavitäten 11 gerichtet ist. Durch die Kanäle 05 können Fluidströme geführt werden. Die Kanäle 05 bilden das bei echten Sinusoiden vorhandene Gefäßsystem ab. Das poröse Material der Struktur ermöglicht den diffusiven und konvektiven Transport von Nährstoffen zwischen den Zellen.
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Die entwickelten Strukturen bilden ein Sinusoid realitätsnah ab. Einsatzgebiete der entwickelten Strukturen sind in Bioreaktoren bzw. MTP Inserts.
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Bezugszeichenliste
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- 01
- erste Schichten
- 02
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- 03
- zweite Schichten
- 04
- Zwischenräume
- 05
- Kanäle
- 06
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- 07
- Fluidströme
- 08
- Stege
- 09
- erste Kavitäten
- 10
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- 11
- zweite Kavitäten
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Kobayashi, H., et al.: „Acquired multicellular-mediated resistance to alkylating agents in cancer” in Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Band 90, S. 3294–3298, 1993 [0003]
- Li, A. P.: „A review of the common properties of drugs with idiosyncratic hepatotoxicity and the 'multiple determinant hypothesis' for the manifestation of idiosyncratic drug toxicity” in Chemico-Biological Interactions 142 (2002), S. 7–23 [0003]
- Li, S. et al.: „Genomic analysis of smooth muscle cells in three-dimensional collagen matrix” in FASEB Journal, 10.1096/fj.02-0256fje, 15. November 2002 [0004]
- Olsavsky, K. M. et al.: „Gene expression profiling and differentiation assessment in primary human hepatocyte cultures, established hepatoma cell lines, and human liver tissues” in Toxicol. Appl. Pharmacol. 222: S. 42–56, 2007 [0004]
- Powers MJ. et al.: „A microfabricated array bioreactor for perfused 3D liver culture” in Biotechnol Bioeng, Ausgabe 78 (3), S. 257–269, 05.05.2002 [0005]
- Hoehme, S. et al., „Prediction and validation of cell alignment along microvessels as order principle to restore tissue architecture in liver regeneration.” in Proc Natl A-cad Sci USA, Band 107, Nr. 23, S. 10371–10376, 08.06.2010 [0006]