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Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Steuern des Austausches
von elektrischer Energie zwischen einem Stromversorgungsnetz und
einer elektrischen Anlage, wobei die elektrische Anlage aus mindestens
einem elektrischem Verbraucher oder Erzeuger und/oder einen Energiespeicher
besteht.
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Ferner
betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Steuern des Austausches
von elektrischer Energie zwischen einem Stromversorgungsnetz und
einer elektrischen Anlage, bestehend mindestens aus einem elektrischen
Verbraucher oder Erzeuger und/oder einen Energiespeicher, wobei
die an einem Stromversorgungsnetz angeschlossene elektrische Anlage
mit dem Stromversorgungsnetz elektrische Energie austauscht.
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Die
DE 10 2005 026 062
A1 schlägt eine Umrichtersteuerung vor, die eine
fiktive rotierende Masse nachbildet. Dieses Konzept wird auch in
Martin Boxleitner, Günther Brauner: Virtuelle Schwungmasse,
IEWT 2009, Internationale Energiewirtschaftstagung, Wien, 11.–13.02.2009
vorgestellt.
WO 2009 022 198 zeigt
die Emulation einer Synchronmaschine durch einen Umrichter mittels
einer modellbasierten Phasenstromregelung.
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Die
DE 628 338 beschreibt ein
Verfahren, wie ein Belastungsausgleich in elektrischen Netzen stattfindet,
indem elektrische Verbraucher mittels spannungsabhängiger
Schaltvorrichtungen selbsttätig zu- und abschalten. Analog
zeigt die
US 4317049 einen
Lastschalter, der auf die Frequenz reagiert.
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Der
Einsatz von Statiken, d. h. linearer Kennlinien zur Steuerung von
Blind- und Wirkleistung, in dezentralen Anlagen, die an Stromversorgungsnetze
der niederen Spannungsebenen angeschlossen sind, ist bekannt. Vgl.
Beispielsweise mit: Alfred Engler: Applicability of droops in low
voltage grids, International Journal of DER Journal, Vol 1 No 1,
2005, S. 3–15.
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Aus
der
DE 103 31 084
A1 ist eine Antriebsvorrichtung für Fahrzeuge
mit einem Elektromotor bekannt, wobei der Elektromotor durch einen
in dem Fahrzeug integrierten Energiespeicher gespeist wird. Es sind
Mittel zum Steuern vorgesehen, so dass zum einen der Energiespeicher
mit einem aus dem öffentlichen Stromversorgungsnetz gespeisten
elektrischen Strom geladen wird. Zum anderen sind Mittel zum Steuern
vorgesehen, so dass in einem vorgegebenen Zeitabschnitt, beispielsweise
zu einer Mittagszeit, ein Speise strom von dem Energiespeicher an
das Stromversorgungsnetz abgegeben werden kann. Der Energiespeicher
kann somit zur Abdeckung von Spitzenlasten des Energieversorgungsnetzes
herangezogen werden.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, eine Vorrichtung sowie ein Verfahren
zum Steuern des Austausches von elektrischer Energie zwischen einem
Stromversorgungsnetz und einer elektrischen Anlage anzugeben, so
dass zum einen ein zuverlässiger und sicherer Betrieb der
elektrischen Anlage ermöglicht wird und zum anderen die
Stabilisierung des Stromversorgungsnetzes effektiv und einfach gestaltet
werden kann. Es ist dabei das Ziel der Erfindung, innerhalb des
Normbetriebsbereiches des Stromversorgungsnetzes (z. B. im Verbundnetz
Kontinentaleuropas der ENTSO-E eine Frequenzbandbreite von 50 Hz
+–200 mHz und +–10% bei der Nennspannung nach EN
50160) insbesondere von Verteilnetzen Systemdienstleistungen
zu generieren, die u. a. der Frequenz- und Spannungshaltung dienen.
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Zur
Lösung dieser Aufgabe ist die erfindungsgemäße
Vorrichtung in Verbindung mit dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1 dadurch gekennzeichnet, dass Mittel zum Erfassen von netzbezogenen
Zustandsdaten am Anschlussort der Anlage mit dem Stromversorgungsnetz
und Mittel zur Bestimmung des Anschlussortes der Anlage mit dem
Stromversorgungsnetz vorgesehen sind und Mittel zum Steuern des
elektrischen Stromflusses eine Regeleinheit umfassen, wobei die
Regeleinheit auf die Steuereinrichtung so einwirkt, dass der sich
einstellende elektrische Stromfluss zwischen Stromversorgungsnetz
und elektrischer Anlage abhängig ist von netzbezogenen
Zustandsdaten und ortsabhängigen Stellparametern.
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In
der Ausführungsform der Erfindung mit einem in der elektrischen
Anlage integrierten Energiespeicher sind Mittel zur Erfassung des
Speicherzustandes vorgesehen, so dass die Regeleinheit den elektrischen Stromfluss
unter Berücksichtigung einer Abhängigkeit von
den speicherbezogenen Zustandsdaten einstellt.
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Das
Stromversorgungsnetz wird in erster Linie ein Netz auf Niederspannungsebene
sein, da hier die Aufgabe aufgrund der Vielzahl zu koordinierenden
steuerbaren Anlagen besonders anspruchsvoll ist, die Aufgabe erstreckt
sich aber auch auf die höheren Spannungsebenen von Verteilnetzen.
Bei der elektrischen Anlage kann es sich um elektrische Verbraucher,
aber auch um elektrische Erzeuger handeln. Weiterhin kann der elektrischen
Anlage ein Energiespeicher zugeordnet sein. Dabei kann es sich um
einen Speicher für Elektroenergie handeln, der auf Basis
elektrischer, elektromechanischer und chemischer Prozesse arbeitet.
Denkbar ist aber auch ein Speicher für thermische, mechanische
oder chemische Energie, der über ein Energiewandlungselement
mit dem elektrischen System in Verbindung steht. Die elektrischen
Verbraucher können als ohmsche Widerstände oder
als elektrische Maschinen ausgebildet sein, die im gewerblichen
oder privaten Bereich eingesetzt werden. Beispiele für
Kombinationen wären:
- • Elektrofahrzeug
mit Batteriespeicher
- • Klimaanlage mit thermisch trägem Innenraum
- • Heizwendel im Ölradiator
- • Straßenbahn mit Schwungradspeicher
- • Dieselgenerator mit Brennstofftank
- • Kraft-Wärme-Kopplungsmodul mit Wärmespeicher
- • elektrische Kältemaschine mit Kühlcontainer
- • Kompressor mit Druckluftkessel
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Des
Weiteren bedingen Nutzereingaben die Arbeitsweise der Regeleinheit,
und eine Uhr stellt Zeitdaten zur Verfügung.
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In
einer einfachen Ausführungsform wirkt die Regeleinheit
auf Schalter und kann damit beispielsweise einzelne elektrische
Verbraucher, Erzeuger oder Speicher ganz zu- und abschalten. Die
Regeleinheit kann auch modulierbare Anlagenteile graduell einlasten
und bspw. Asynchron- und Synchronmaschinen steuern. Bei letzteren
sind neben der Wirkleistung P auch die Blindleistung Q steuerbar.
Die größte Flexibilität kann die Regeleinheit
ausüben, wenn sie auf eine leistungselektronische Baugruppe
wirkt. Der Vier-Quadranten-Betrieb kann hochdynamisch gestaltet
werden, daher ist die Kombination der Reglereinheit mit einem Umrichter eine
bevorzugte Ausführungsform.
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Nach
der Erfindung ist eine Regeleinheit mit einem Reglermodul und einem
Umrichtermodul vorgesehen, so dass ein hochdynamischer, steuerbarer
elektrischer Stromfluss zwischen einer elektrischen Anlage und dem
Stromversorgungsnetz in Abhängigkeit von netzbezogenen
Zustandsdaten und/oder speicherbezogenen Zustandsdaten erfolgen
kann. Vorteilhaft kann hierdurch unmittelbar auf eine Zustandsänderung
des Stromversorgungsnetzes und/oder der elektrischen Anlage reagiert
werden. Es kann hierdurch eine Netzstützung erfolgen, indem
beispielsweise dezentral erbrachte Primärregelleistung
(vgl. mit UCTE: Policy 1 – Load Frequency Control and Performance,
Operation Handbook, 2004) bereitgestellt wird und sich die Anlage
bei der Spannungshaltung beteiligt. Über das Spannungssignal
kann neben der Primärregelleistung auch Regelleistung mit
größerem Zeitbereich von P(U)-spannungssensitiven
Verbrauchern und Erzeugern angefordert werden (siehe
WO 2009 019 306 A1 ).
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Nach
einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die
Regeleinheit ein Parametermodul auf, in dem die Stellparameter für
die Parametrisierung eines Reglermoduls ortsabhängig und/oder
zeitabhängig generierbar sind. Die Stellparameter unterscheiden
sich somit beispielsweise abhängig davon, wo sich der Lade-
bzw. Einspeiseort befindet. In einem Gewerbegebiet oder in einer
Großstadt sind die Stellparameter anders konfiguriert als
in einem abgelegenen Dorf. Die Strombezugs- bzw. Einspeisecharakteristik
ist somit abhängig von Orts- und Zeitdaten, die beispielsweise
aufgrund eines in einem Datenmodul abgespeicherten Kartenmaterials
vorliegen.
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Dieses
Kartenmaterial kann durch Messungen typischer ortspezifischer Verläufe
netzbezogener Zustände (wie z. B. Spannung, Frequenz, Impedanz)
von der Regeleinheit generiert worden sein. Möglich ist auch
das Aufspielen von bekanntem Kartenmaterial zu üblichen
netzbezogenen Zustandsdaten, differenziert nach Ort und Zeit, über
eine Kommunikationsschnittstelle. Umgekehrt kann die Regeleinheit über
eine Kommunikationsschnittstelle die selbst generierten Kartenmaterialien
an eine Sammelstelle versenden, wo die Messdaten verschiedenster
Anlagen zu einer umfangreichen Detailkarte über zeitlich
und örtlich aufgelöste Netzzustände aggregiert
werden. Eine Kommunikationsschnittstelle kann darüber hinaus
zum optionalen Empfang von Strompreisen dienen. Der wesentliche
Vorteil der Erfindung ist allerdings darin zu sehen, dass eine Kommunikationsschnittstelle
genutzt werden kann, aber nicht muss. Die ortsabhängige
netzbezogene Parametrisierung kann auch ohne Kommunikationsschnittstelle
allein durch Messung netzbezogener Zustandsdaten und einer autonomen
Konfigurierung der netzbezogenen Parameter erfolgen.
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Nach
einer Weiterbildung der Erfindung werden in dem Reglermodul Stellparameter
für bspw. Wirkleistung P und/oder Blindleistung Q über
Statiken erzeugt, deren Parametrisierung vom Ort und der Zeit abhängig
ist. Der Wirkleistungsfluss über die Netzanschlußleitung
wird von einer P(f)-Frequenzstatik und/oder P(U)-Spannungsstatik
bestimmt. Der Blindleistungsfluss wird über eine Q(U)-Spannungsstatik
gesteuert. Vorteilhaft kann hierdurch direkt auf unvorhersehbare
Schwankungen im Stromnetz reagiert werden, um die Stromverbrauchs-
und Erzeugungsseite in Balance zu halten. Es kann Regelleistung
bereitgestellt werden, ohne dass auf eine Kommunikationsinfrastruktur
zurückgegriffen werden muss.
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Nach
einer Weiterbildung der Erfindung weist das Umrichtermodul einen
Synchronmaschinenemulator auf, mittels dessen das Verhalten einer
Synchronmaschine auf einer Leistungselektronik nachgebildet ist. Durch
das D-Verhalten der virtuellen Massenträgheit und der virtuellen
Induktivitäten kann insbesondere eine Spannungsstabilisierung
und/oder Netzfrequenzstützung im transienten und/oder im
subtransienten Zeitbereich erfolgen. Mit D-Verhalten ist hierbei
gemeint, dass die Änderung der netzbezogenen Zustandsdaten
wie z. B. Netzfrequenz und Netzspannung um so stärker auf
die Steuereinrichtung wirkt, je schneller die zeitliche Änderung
dieser netzbezogenen Zustandsdaten erfolgt. Die Parametrisierung
der virtuellen Synchronmaschine erfolgt durch das Parametermodul,
z. B. lassen sich die Induktivitäten und Dämpfungseigenschaften
einstellen, sowie die virtuelle Masse.
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Nach
einer Weiterbildung der Erfindung ist dem Umrichtermodul ein Hilfsmodul
zugeordnet, dass zur Kompensation von Oberschwingungen und/oder
Unterschwingungen der Netzspannung dient. Das Hilfsmodul kann auch
zur Eliminierung von Unsymmetrien im Drehstromnetz beitragen. Durch
das Hilfsmodul kann die Spannungsqualität verbessert werden.
Das Parametermodul kann auf das Hilfsmodul bspw. über Skalierungsfaktoren
einwirken.
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Zur
Lösung der Aufgabe ist das erfindungsgemäße
Verfahren in Verbindung mit dem Oberbegriff des Patentanspruchs
10 dadurch gekennzeichnet, dass der elektrische Stromfluss zwischen
einer elektrischen Anlage und dem Stromversorgungsnetz, an das sie
angeschlossen ist, in Abhängigkeit von netzbezogenen Zustandsdaten
gesteuert wird und dass die funktionale Abhängigkeit des
elektrischen Stromflusses von netzbezogenen Zustandsdaten durch
zeit- und ortspezifische Parameter einstellbar ist. Bei einer Ortsveränderung der
Anlage aktualisiert die Anlage ihren ortspezifischen Parametersatz
automatisch.
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Eine
vorteilhafte Ausprägung der Erfindung ist die Integration
eines Energiespeichers in die Anlage. Nach der Erfindung erfolgt
die gesteuerte Modulation des Stromflusses zwischen der elektrischen
Anlage und dem Stromversorgungsnetz, damit unerwünschte
Schwankungen des Versorgungsnet zes ausgeglichen bzw. das Stromversorgungsnetz
dynamisch gestützt wird. Vorteilhaft kann eine Stabilisierung
des Stromversorgungsnetzes erfolgen, ohne dass sich dies negativ
auf den Zustand des Energiespeichers auswirkt. Handelt es sich bei
der elektrischen Anlage um ein Fahrzeug mit einem Elektromotor und
einem elektrischen Energiespeicher, wird für die Stützung
des Stromnetzes der in dem Energiespeicher gespeicherte Anteil der
Energie verwendet, der entsprechend den Vorgaben des Fahrzeugs für
den Antrieb desselben nicht absolut erforderlich ist. Es wird somit
stets eine Restenergiespeichermenge in dem Energiespeicher verbleiben,
so dass ein vorgegebener Betrieb des Fahrzeugs gewährleistet
ist.
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Nach
einer Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird ein bidirektionaler Stromfluss zur Bereitstellung von Regelleistungen
im transienten und/oder subtransienten Zeitbereich abgegebenen.
Vorteilhaft kann somit relativ schnell zur Stützung des
Stromversorgungsnetzes beigetragen werden, ohne dass sich der Ladezustand
des Energiespeichers im großen Umfang verringert. Nach
Abklingen des Stromeinspeisebedarfs des Energieversorgungsnetzes
kann der Energiespeicher durch Umkehrung des Leistungsflusses wieder
auf den vorgegebenen Wert aufgeladen werden.
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Nach
einer Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens
fließt der Ladestrom und der Rückspeisestrom in
einem vorgegebenen Zeitabschnitt abwechselnd, wobei die Dauer und/oder
die Höhe des Ladestroms bzw. des Rückspeisestroms
abhängig ist von den netzbezogenen Daten bzw. energiespeicherbezogenen
Daten.
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Weitere
Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Unteransprüchen.
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Ein
Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand
der Zeichnungen näher erläutert.
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Es
zeigen:
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1 ein
Blockschaltbild einer erfindungsgemäßen Steuervorrichtung
am Beispiel eines Elektrofahrzeuges
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2 eine
Darstellung eines beispielhaften Verlaufes von Netzparametern, Ladezustandes
des Energiespeichers und der Wirkleistungsverlaufs des Energieaustausches.
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Eine
Vorrichtung zum Steuern des Austausches von elektrischer Energie
zwischen einem Stromversorgungsnetz und einer elektrischen Anlage
ermöglicht eine dezentrale Nutzung des Stromversorgungsnetzes,
wobei gleichzeitig ein Betrieb der entsprechenden elektrischen Anlage
sichergestellt ist. Es findet ein gesteuerter Leistungsfluss statt,
wobei Regelleistung bis in den transienten und subtransienten Zeitbereich
ohne Kommunikationsinfrastruktur ermöglicht wird. Als elektrische
Anlagen kommen bevorzugt jene in Betracht, die in der Lage sind,
elektrische Energie direkt oder funktional zu speichern. Dies können
Maschinen oder dergleichen sein, die im gewerblichen Bereich (Industrie)
oder auch im privaten Bereich eingesetzt werden. Beispielsweise
kann der elektrische Verbraucher auch ein Elektrofahrzeug oder ein
Plug-In-Hybrid-Fahrzeug sein, wie im Folgenden näher erläutert
wird.
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Eine
Antriebsvorrichtung 1 für Fahrzeuge ist in einem
Elektrofahrzeug oder in einem Plug-In-Hybrid-Fahrzeug integriert
angeordnet und weist im Wesentlichen einen Elektromotor 2,
einen Energiespeicher 3 sowie eine Steuereinrichtung 4 auf.
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Der
Energiespeicher 3 besteht aus einer wiederaufladbaren Akkumulator,
einem Doppelschichtkondensator, einem Schwungradspeicher oder einer
Kombination der genannten Elemente (Hybridspeicher).
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Die
Steuereinrichtung 4 weist Mittel zum Steuern des Elektromotors 2 während
der Fahrt auf, so dass die von dem Energiespeicher 3 zur
Verfügung gestellte elektrische Energie zum Antreiben des
Elektromotors 2 entsprechend einer vorgegebenen Drehzahl
bzw. eines vorgegebenen Drehmomentes erfolgen kann. Hierzu wird
die Steuereinrichtung 4 von dem Benutzer des Fahrzeugs
mittels nicht dargestellter Betätigungselemente betätigt.
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Befindet
sich das Fahrzeug nicht im Betriebszustand, sondern ist stationär
in einer Garage oder in einem Parkhaus abgestellt, kann die Steuereinrichtung 4 über
einen Netzanschluss 6 mit einem Stromversorgungsnetz 7 verbunden
sein. Der Netzanschluss 6 kann durch einen Steckverbinder
gebildet sein, mittels dessen eine von der Steuereinrichtung 4 kommende
elektrische Leitung 8 ein- oder dreiphasig mit dem Niederspannungsnetz
verbunden ist.
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Die
Steuereinrichtung 4 weist ferner eine Regeleinheit 9 auf,
mittels derer ein geregelter Stromfluss P, Q zwischen dem Energiespeicher 3 und
dem Stromversorgungsnetz 7 bewirkt werden kann.
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Die
Regeleinheit 9 verarbeitet Messdaten wie z. B. netzbezogene
und speicherbezogene Zustandsdaten, Zeit- und Ortsdaten und gibt
Schalt- bzw. Steuersignale an die Steuereinrichtung 4 aus.
Die Regeleinheit 9 weist ein Umrichtermodul 10,
ein dem Umrichtermodul 10 vorgelagertes Reglermodul 11,
ein dem Reglermodul 11 vorgelagertes Parametermodul 12 und
ein dem Parametermodul 12 vorgelagertes Datenmodul 13 auf.
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Das
Umrichtermodul 10 wirkt auf leistungselektronische Komponenten,
insbesondere einen Stromrichter, so dass ein gesteuerter Leistungsfluss
(P-Wirkleistung, Q-Blindleistung) von dem Stromversorgungsnetz 7 in
den Energiespeicher 3 und vice versa erfolgen kann.
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Das
Umrichtermodul 10 ist bevorzugt als virtuelle Synchronmaschine
ausgestaltet, die über das Parametermodul 12 ortsabhängig
mit Synchronmaschinenparametern ausgestattet sind. Diese Parameter
haben Einfluss z. B. auf Dämpfung, Kurzschlussstrom und
Anlaufzeitkonstante. Als virtuelle Synchronmaschine kann das Umrichtermodul 10 vom
Reglermodul 11 statt der Stellparameter Wirkleistung P
und Blindleistung Q die Stellparameter virtuelle Erregung und virtuelles
Moment übernehmen.
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Vorteilhafterweise
weist das Umrichtermodul ein Hilfsmodul 18 auf, welches
zur Verbesserung der Spannungsqualität (Power Quality)
Oberschwingungen und Unsymmetrien ausgleichen kann. Das Hilfsmodul 18 wird
ebenfalls über Parametermodul 12 mit ortsabhängigen
Parametern versorgt.
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Das
Reglermodul 11 dient zur Leistungsregelung zwischen dem
Energiespeicher 3 und dem Stromversorgungsnetz 7.
Das Reglermodul 11 erzeugt Stellparameter 14,
mittels derer das Umrichtermodul 10 angesteuert wird und
einen entsprechende Leistungsfluss P, Q initiiert. Das Reglermodul 11 weist
Reglerkomponenten auf, so dass in Abhängigkeit von eingangsseitigen
Parametern 14, die beispielsweise die verwendeten linearen
Kennlinien (Statiken) oder auch diskrete Schaltfunktionen beschreiben,
sich ein variables Betriebsverhalten je nach gemessenen Netzzustandsdaten 16 ergibt.
Sowohl dem Reglermodul 11 als auch dem Umrichtermodul 10 werden
netzbezogene Zustandsdaten (Netzspannung U, Netzfrequenz f) 16 zugeführt.
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Das
Parametermodul 12 generiert aus energiespeicherbezogenen
Zustandsdaten 17, nutzerbezogenen Daten 21 wie
z. B spezielle Anforderungssignale sowie aggregierten Daten aus
dem Datenmodul, welche ortspezifische Parameter 14 für
zu erwartende typische Netzzustände umfasst, parametrisierte
Stellkennwerte 14 für das Reglermodul 11 mittels
derer der Stromfluss zwischen Energiespeicher 3 und dem
Stromversorgungsnetzes 7 geregelt wird. Als Stellkennlinie übergibt
das Parametermodul 12 vorteilhafterweise Wirkleistungs-Frequenzstatik,
Wirkleistungs-Spannungsstatik und Blindleistungs-Spannungsstatik
an das Reglermodul 11, mittels derer die Wirkleistung und/oder
Blindleistung bei der Rückspeisung in das Stromnetz 7 geregelt werden
kann. Dem Parametermodul 12 können zusätzlich
Topografiedaten aus dem Navigationsgerät zur Verfügung
gestellt werden, um die Prognose über den Energieverbrauch
der nächsten Fahrt zu verfeinern.
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Die
Parametrisierung der Statiken ist abhängig vom Ort der
Anlage, welcher über ein Ortungsmodul 5 festgestellt
wird. Die Ortung kann z. B. über ein Satelliten-Navigationsystem
oder die Kreuzpeilung von Mobilfunkantennen erfolgen. Wesentlich
ist, dass das Datenmodul 13 den Ort des Netzanschlusses
wiedererkennt, eine absolute geographische Einordnung ist nicht
notwendig. Des Weiteren ist die Parametrisierung der Statiken abhängig
von der Zeit t, energiespeicherbezogenen Zustandsdaten 17 und
der Präferenz des Nutzers 21.
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Zu
diesem Zweck werden in dem Datenmodul 13 bspw. typische
Verläufe von Frequenz, Spannung und Impedanz nach dem Netzanschlußort
geordnet und aggregiert abgespeichert. Diese Aggregation gemessener
Daten steht in Form einer „Karte” üblicher
Netzzustandsdaten zur Verfügung und kann optional über
das Kommunikationsmodul 20 an eine zentrale Stelle übermittelt
werden, wo Teilinformationen zu einer Gesamtkarte des üblichen
Netzzustands (Power Quality Karte) ergänzt werden. Über
das Kommunikationsmodul lassen sich auch Stromtarifdaten empfangen.
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Beispielsweise
können in dem Datenmodul 13 Prognosedaten des
kumulierten Energiebezugs für den nächsten Prognosezeitraum
abgespeichert sein. Diese Prognosedaten können im Parametermodul 12 bei
der Generierung von Stellkernwerten 14 für das
Reglermodul 11 mit einbezogen werden.
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Das
Datenmodul 13 kann optional mit einem Kommunikationsmodul
verbunden sein, so dass über eine Funkverbindung Stromtarifdaten
und/oder Netzdaten des Energieversorgungsnetzes 7 übertragen
werden kennen. Als Eingangsgroße des Datenmoduls 13 dient
zum einen der Ladeortsdaten 5 und zum anderen die Zeit
t.
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In 2 ist
beispielhaft der Verlauf von Parametern des Stromnetzes, hier exemplarisch
die Spannung U, der Bezugsleistung P zum Beladen des Energiespeichers,
sowie der Ladezustand L des Energiespeichers 3 dargestellt.
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In
der Darstellung ist ein diskretes Verhalten der Steuereinrichtung
abgebildet. Die Steuereinrichtung hat zwei Betriebszustände,
m0 (Modus Laden) und m1 (Modus
Erhaltung). Lmax und Lmin bezeichnen
Ladezustände, die nicht über- bzw. unterschritten
werden dürfen. Bei Erreichen von Lmax wird
eine Ladeleistung kleiner Null gewählt, bei Erreichen von
von Lmin wird eine Ladeleistung größer
Null gewählt. Dieser Mindestladezustandswert Lmin des
Energiespeichers 3 hat somit eine Vorrangstellung gegenüber
dem Anforderungssignal des Stromversorgungsnetzes 7. Zur
Stabilisierung des Stromversorgungsnetzes muss dann von anderen
Orten entsprechende Energie in das Stromversorgungsnetz eingespeist
werden.
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Der
Netzparameter Spannung U darf sich innerhalb zulässiger
Grenzen bewegen, wie sie z. B. die EN 50160 beschreibt.
Gleiches gilt für die Frequenz f. Innerhalb dieser zulässigen
Grenzen setzt das Parametermodul Schwellenwerte Bmin und
Bmax fest, die eine Bandbreite B beschreiben.
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Die
Lage, der Schwellenwerte und damit auch die Breite des Bandes B
sind abhängig von an diesem Netzanschlussort zu erwarteten
Spannungsprofilen. Liegt der Anschlussort in der Nähe eines
Trafos und ist die Kurzschlussleistung hoch, dann ist die Spanne
zwischen maximalen und minimalen Spannungswert im Verlauf eines
Tages klein, bei einem Anschlussort an einem schwachen Netzausläufers
ist die Kurzschlussleistung gering und maximaler und minimaler Spannungswert
differieren stärker. Neben der Netztopologie sind auch
ortsbezogene Effekte auf den Spannungsverlauf feststellbar, welche
aus einem typischen Verhalten der Netznutzer resultieren, die am
selben Netzsegment angeschlossen sind. So haben gewerbliche Netznutzer
einen anderen Einfluss auf das Spannungsprofil als Haushalte.
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Die
Frequenz ist innerhalb einer Synchronzone in der Regel überall
gleich, daher lässt sich aus einer unterschiedlichen Frequenzcharakteristik
ein Wechsel der Synchronzone ableiten, wie es z. B. bei Transfer zwischen
Dover, England und Calais, Frankreich oder auch von West-Dänemark
(UCTE) nach Schweden (Nordel) der Fall ist.
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Der
Ladeleistung P verändert sich in
2 zum einen
in Abhängigkeit der Spannungshöhe U, zum anderen
in Abhängigkeit vom Betriebszustand m.
| Laden
m0 | Erhalten
m1 |
U > Bmax | 2 | 1 |
Bmin < U < Bmax | 1 | 0 |
U < Bmin | 0 | –1 |
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Die
obige Matrix zeigt verschiedene Leistungen: von der Rückspeisung
(–1) über den Leerlauf (0) zur Normalladung (1)
bis zur Schnellladung (2) mit erhöhter Leistung. Der Moduswechsel
von m0 nach m1 erfolgt beim
Erreichen des Ladezustands L1, der umgekehrte
Moduswechsel von m1 nach m0 erfolgt
beim Erreichen des Ladezustands L0.
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Befinden
sich der Parameter U innerhalb der Bandbreite B, so erfolgt im Modus
m0 Laden eine Normalladung (Zeitintervalle
t1–t2 und
t3–t4),
und im Modus m1 Erhalten kein Energieaustausch
zwischen Netz und Speicher (t5–t6). Bei erhöhter Spannung erfolgt
im Modus m0 Laden eine Schnellladung (t0–t1), und
im Modus m1 Erhalten eine Normalladung (t4–t6). Bei
niedriger Spannung erfolgt im Modus m0 Laden
eine Leerlaufperiode (t2–t3), und im Modus m1 Erhalten
eine Rückspeisung (t6–t7). Zum Zeitpunkt t4 wird
der Ladezustand L1 erreicht und es erfolgt
ein Umschalten vom Lade- in den Erhaltungsmodus. Analog ist mit
dem Netzparameter Frequenz zu verfahren.
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Ein
kontinuierlich arbeitendes Verhalten der Steuereinrichtung lässt
sich beispielsweise mit Hilfe von Statiken erzielen. Hierbei sind
im Reglermodul lineare Zusammenhänge zwischen Ausgabewerten
P und Q hinterlegt und den Eingabewerten f, U hinterlegt. Den Sollwert
(P0, Q0) für
die Wirk- und Blindleistung sowie die Proportionalfaktoren in der
Matrix C aktualisiert in regelmäßigen. Abständen
das Parametermodul in Abhängigkeit von den Inputdaten des
Parametermoduls. Ebenso kann der Sollwert für Frequenz
f0 und Spannung U0 durch
das Parametermodul angepasst werden.
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Neben
der Bestimmung von Werten für Wirkleistung P(t) und Blindleistung
Q(t) ist auch die Darstellung von Wirkströmen id und Blindströmen iq möglich.
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Bei
einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung besteht gemäß den
obigen Gleichungen (1) und (2) keine direkte Kopplung zwischen Blindleistung
Q bzw. Blindstrom iq und der Frequenzabweichung
f(t)–f0, d. h. C3 bzw.
K3 sind Null.
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Im
Falle einer Synchronmaschinenemulation im Umrichtermodul sind Wirkleistung
und Blindleistung bzw. Wirkstrom und Blindstrom in virtuelles Moment
und virtuelle Erregung zu transformieren. Eine kompakte Darstellung
des D-Verhaltens kann dabei durch die Angabe der Anlaufzeitkonstante
T
A und der transienten Zeitkonstanten T'
d gewählt werden. Es ergibt sich
die folgende Tabelle zur Charakterisierung des Anlagenverhaltens:
| Realanteil | Imaginäranteil |
D-Verhalten | Anlaufzeitkonstante
TA | transiente
Zeitkonstante T'd |
P-Verhalten | Wirkleistungs-Frequenz-Statik bzw.
Leistungzahl K1 | Blindleistungs-Spannungs-Statik bzw.
Leistungzahl K4 |
Wirkleistungs-Spannungs-Statik bzw.
Leistungszahl K2 | 0 |
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Aus
dem Proportionalverhalten über die Leistungszahl K2 (Wirkleistung und Netzspannung) kann sich zusammen
mit einer geeigneten, lokal wirkenden Spannungsregelung im Verteilnetz
ein I-Verhalten des Elektroenergiesystems ergeben.
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Eine
bevorzugte Möglichkeit zur Integration von speicherbezogenen
Zustandsdaten besteht in der Abbildung eines PT1-Verhaltens, d.
h. die Austauschleistung zwischen der Anlage und dem Stromversorgungsnetz
ist proportional zum freien Speichervolumen bei Einspeichervorgängen
und proportional zum Ladezustand bei Ausspeichervorgängen.
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Es
ist ersichtlich, dass in Abhängigkeit von den netzbezogenen
Zustandsdaten 16 ein entsprechendes Stromspeiseanforderungssignal
in dem Reglermodul 11 und/oder in dem Umrichtermodul 10 erzeugt
wird, so dass ein Teil der in dem Energiespeicher 3 vorhandenen
Ladungsmenge zur Netzstützung genutzt werden kann. Sofern
aufgrund energiespeicherbezogener Daten, beispielsweise aufgrund
des vorher eingegebenen Abfahrtzeitpunktes des Fahrzeuges durch
den Nutzer, sich ein Ladeanforderungssignal, mittels dessen eine Ladung
des Energiespeichers 3 eingeleitet werden soll, mit dem
Stromspeiseanforderungssignal überlagert, erfolgt in dem
Parametermodul 11 eine Priorisierung des Ladeanforderungsignals über
das Stromspeiseanforderungssignal, so dass das Aufladen des Energiespeichers 3 Vorrang
hat vor dem Einspeisen von Energie in das Netz 7. Somit
ist sichergestellt, dass eine ausreichende Ladungsmenge in dem Energiespeicher 3 für
die nächste Fahrt des Fahrzeugs zur Verfügung
gestellt ist.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 102005026062
A1 [0003]
- - WO 2009022198 [0003]
- - DE 628338 [0004]
- - US 4317049 [0004]
- - DE 10331084 A1 [0006]
- - WO 2009019306 A1 [0013]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - EN 50160 [0007]
- - EN 50160 [0046]