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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Schließbügel für Kraftfahrzeuge, wie er typischerweise in Kooperation mit einem Fahrzeuglehnenschloss Einsatz findet.
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Der Schließbügel dient hierbei in Kooperation mit einem herkömmlichen Verriegelungselement, wie z. B. einer Drehfalle, der lösbaren Festlegung zweier Fahrzeugteile aneinander. Insbesondere kann das Verriegelungselement beispielsweise an einer im Fahrzeugfond angeordneten Kfz-Rückenlehne fest montiert sein, während der Schließbügel karosserieseitig festgelegt ist. Durch lösbaren Eingriff von Verriegelungselement und Schließbügel kann die Rückenlehne auf diese Art sicher an der Fahrzeugkarosserie festgelegt werden.
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Herkömmliche Schließbügel des Standes der Technik weisen hierbei beispielsweise mehrere, üblicherweise rechtwinklig zueinander angeordnete Bügelschenkel auf, welche eine Schließöse ausbilden, wobei das von der Schließöse umschlossene Ösenauge üblicherweise von einer Grundplatte begrenzt wird, an welcher die typischerweise drei Bügelschenkel befestigt sind. Die Bügelschenkel weisen hierbei weitestgehend eine auch bezüglich ihrer Materialdicke homogene Ausgestaltung auf.
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Als problematisch bei derartigen Schließbügeln stellt sich eine relativ geringe Reißfestigkeit heraus. Beispielsweise für den Fall eines Frontalchrashs des Fahrzeuges kann ein im Gepäckraum des Fahrzeuges hinter der Fondlehne befindliches Gepäckstück, insbesondere eine Kiste mit Getränkeflaschen, von hinten gegen die Fondlehne geschleudert werden, wobei die Fondlehne dazu neigt, in Fahrtrichtung nachzugeben und mit den an ihr angeordneten Verriegelungselementen eine Zugkraft in Fahrtrichtung auf die karosserieseitig angeordneten Schließbügel ausübt.
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Hierbei kann es im schlimmsten Falle zu einem Reißen des Schließbügels kommen, was unter Sicherheitsaspekten vermieden werden muss, damit im Anschluss an einen derartigen Crash keine scharfkantigen Rissstellen von dem Schließbügel abstehen, an welchen sich Fahrzeuginsassen verletzen können. Aus diesem Grund erübrigt sich auch ein Lösungsversuch, an dem Schließbügel Sollbruchstellen vorzusehen, welche eine geregelte Energieableitung ermöglichen könnten. Auch kann es alternativ oder zusätzlich zu unerwünschten Beschädigungen des Schlosses des Schließsystems, also beispielsweise zu Beschädigungen des Verriegelungselementes (z. B. einer Drehfalle) kommen.
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Die bekannten Lösungen des Standes der Technik bestehen bisher hauptsächlich darin, robuste Materialien zur Herstellung des Schließbügels zu wählen und den Schließbügel hinsichtlich seiner Form möglichst starr auszubilden.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demnach, einen Schließbügel bereitzustellen, welcher eine besonders hohe Reißfestigkeit aufweist.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruches 1 und ist demnach insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass einer der Bügelschenkel einen, zu einem Materialspeicher geformten, insbesondere zugfederförmigen, Streckabschnitt zum Energieabbau, insbesondere von Zugkräften, in einer Unfallsituation aufweist.
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Mit anderen Worten löst die Erfindung die gestellte Aufgabe dadurch, dass sie zumindest einem der Bügelschenkel einen mäanderförmigen Verformungsabschnitt zuordnet, welcher in einer Unfallsituation zum Zwecke des Energieabbaus bzw. der Energieabsorption gezielt verformbar ist und aufgrund einer relativ geringen Formsteifigkeit bei der Ausübung von Zugenergie auf den Schließbügel gezielt nachgeben kann.
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Durch diese Maßnahme kann der Schließbügel in der Crashsituation gezielt verformbar sein, derart, dass die durch die Zugkraft aufgebrachte Energie nicht an einem steifen Schließbügelschenkel abgebaut wird (und diesen gegebenenfalls zerreisst), sondern zur Verformung des Streckabschnittes genutzt wird. Der Streckabschnitt kann sich hierbei derart strecken, dass der eine Haltefläche für das Verriegelungselement aufweisende Schließbügelschenkel in der Unfallsituation etwas von dem Fuß- oder Montagebereich des Schließbügels beabstandet wird. Mit anderen Worten kann sich das lehnenseitige Verriegelungselement geringfügig von der karosserieseitigen Montagestelle des Schließbügels entfernen, so dass die Fondlehne etwas vorklappen und den Aufschlag der auftreffenden Gegenstände leicht abdämpfen kann.
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Herkömmliche Schließbügel, welche keine entsprechenden Streckabschnitte aufweisen, tendieren in solchen Situationen dagegen einfach zu reissen. Alternativ entstehen bei Verwendung herkömmlicher Schießbügel gegebenenfalls Beschädigungen des mit dem Schießbügel kooperierenden Schlosses, welche durch den erfindungsgemäß erreichten Energieabbau ebenfalls verhindert werden können.
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Der Streckabschnitt ist erfindungsgemäß zu einem Materialspeicher ausgeformt, derart, dass rein aufgrund der Formgebung des in seiner Schenkelstärke (bzw. seines Schenkeldurchmessers) den anderen Schenkeln im Wesentlichen entsprechenden Schließbügelschenkels ein Streckabschnitt bereitgestellt werden kann, welcher sich in der Unfallsituation zum Energieabbauen aus einer undeformierten in eine deformierte Stellung strecken kann. Ein Energieabbau oder ein Energieverzehr wird in dem Streckabschnitt somit nicht durch eine Verminderung oder Ausdünnung des Schließbügeldurchmessers erreicht, sondern lediglich durch eine im Wesentlichen mäandernde Formgebung. Entscheidend ist hierbei, dass in einer Unfallsituation die auf den Schließbügel einwirkenden Zugkräfte derart auf den Streckabschnitt einwirken können, dass der Materialspeicher hierbei aufgezehrt wird, wobei ein erstes Ende des Streckabschnittes von einem zweiten Ende des Streckabschnittes beabstandet wird. Das Material des undeformierten Streckabschnittes ist hierbei in Anschluss an durchzuführende Messungen derart zu formen, dass ein wesentlicher Teil des Streckabschnittmaterials nicht auf der in einer Unfallsituation erwartungsgemäß auftretenden Kraftlinie in Zugrichtung liegt. Mit anderen Worten weicht die Formgebung des Streckabschnittes von einer Geraden ab. Mithin weist die Formgebung des Streckabschnittes radial von der axialen Haupterstreckungsrichtung des Bügelschenkels wegverlagerte, insbesondere mäanderförmige Materialbereiche auf.
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Dadurch dass sich die beiden Enden des Streckabschnittes in einer Unfallsituation voneinander entfernen, um einen Kraft- oder Energieabbau zu ermöglichen, entspricht die Formgebung des Streckabschnittes insbesondere der Form einer Zugfeder. Unter einer Zugfeder wird im Sinne der vorliegenden Patentanmeldung ein mechanisches Federelement verstanden, welches belastet wird, indem man die Enden auseinanderzieht bzw. voneinander weg bewegt. Die gespeicherte Energie kann bei einer Zugfeder wieder frei gegeben werden, indem sich die Feder zusammenzieht. Auch wenn der Streckabschnitt insbesondere keine Federeigenschaften aufweist, weil er insbesondere lediglich einer plastischen Verformung unterliegt, so kann die Formgebung von Zugfedern aufgrund der gewünschten Beabstandung der Streckabschnittenden doch als Vorbild für die Formgebung des Streckabschnittes gelten. So kann der Streckabschnitt eben ausgebildet, d. h. in einer Ebene angeordnet, sein. Insbesondere kann die Ebene der Hauptebene des Schließbügels entsprechen, also insbesondere der Ebene, in welcher das Ösenauge angeordnet ist. Der Streckabschnitt kann jedoch auch in einer orthogonal hierzu angeordneten Ebene mäandern, wobei im Sinne der vorliegenden Patentanmeldung unter einem „Mäandern” oder einem „Mäander” eine gewellte oder eine gezackte bzw. sägeartige Formgebung verstanden wird, welche sich besonders gut zur Bereitstellung eines ziehharmonikaartigen Materialspeichers, bzw. zum Auseinanderziehen eignet.
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Andererseits können aber selbstverständlich auch Streckabschnitte in Form anderer Zugfedern, wie beispielsweise in Form von Schraubenfedern vorgesehen sein, wobei sich entsprechende Streckabschnitte in diesem Fall in den Raum erstrecken und nicht entlang lediglich einer Ebene angeordnet sind. Ein entsprechender Schließbügel kann, wie bereits erwähnt, in einem Fahrzeuglehnenschließsystem Einsatz finden, wobei eine entsprechende Fahrzeuglehne entweder einseitig über ein entsprechendes Schloss gesichert sein kann oder auch beidseitig.
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Der Schließbügel kann selbstverständlich aber auch in einem Schließsystem zur Befestigung eines Fahrzeugsitzes oder ähnlichen Bauteilen eingesetzt werden. Vorteilhafterweise ist der Schließbügel hierbei karosserieseitig angeordnet. Je nach Fahrzeugmodell kann aber auch eine lehnen- oder sitzseitige Anordnung vorgesehen sein, wobei das entsprechende Schloss samt Verriegelungselement in diesen Fällen üblicherweise karosserieseitig festgelegt ist. Das Verriegelungselement besteht üblicherweise aus einer Drehfalle, kann aber auch jeder anderen Art von geeignetem Verriegelungselement entsprechen, beispielsweise in Form von keilartig zusammenwirkenden, gegeneinanderläufigen Verriegelungskeilen, hakenähnlichen Elementen oder ähnlichem. Entscheidend ist, dass das Verriegelungselement einen Eingriffsbereich aufweist, mit welchem es in das Ösenauge des Schließbügels eingreift. Insbesondere kann hierdurch eine lösbare Verbindung bewerkstelligt werden. Das Verriegelungselement ist hierbei üblicherweise ein Bestandteil des mit dem Schließbügel zusammenwirkenden Schlosses, wobei Schloss und Schließbügel im Sinne der vorliegenden Unterlagen zusammen als Schließsystem bezeichnet werden. Die Erfindung betrifft somit auch Schließsysteme, welche neue erfindungsgemäße Schließbügel aufweisen.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist der Streckabschnitt eine Faltung auf, derart, dass sich der Streckabschnitt in der Unfallsituation, bei von dem Verriegelungselement auf den Schließbügel einwirkenden Zugkräfte entfaltend strecken kann. Hierbei kann insbesondere ein Anfangsbereich (oder ein erstes Ende) von einem Endbereich (oder einem zweiten Ende) des Streckabschnitts beabstandet werden, wobei die Materialstärke (bzw. der Schenkeldurchmesser) im Wesentlichen homogen bleibt. In der Praxis kann es tatsächlich zwar zu geringfügigen Verjüngungen der Materialstärke in einer Unfallsituation im Streckbereich kommen. Der wesentliche Energieabbau bzw. die wesentliche Verformung des Streckabschnitts erfolgt aber durch ein Strecken also ein Entfalten des Streckabschnitts, welcher beispielsweise von einem mäanderförmigen Abschnitt hin zu einem im Wesentlichen geraden Abschnitt gestreckt werden kann. Als im Wesentlichen gleichbleibende Materialstärke kann beispielsweise ein Durchmesserverlust des Schließbügelschenkels im Streckabschnitt von weniger als 10%, insbesondere von weniger als 25%, angesehen werden. Die Faltung kann hierbei beispielsweise nach Art einer Kröpfung oder eines Versatzes entlang des Streckabschnittes ausgebildet sein. Entscheidend ist hierbei, dass sich der Abschnitt entfalten kann, derart, dass der gestreckte, also deformierte Streckabschnitt einen wesentlichen längeren Abstand der beiden Enden voneinander aufweist, als der undeformierte Streckenabschnitt.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist der Streckabschnitt derart ausgestaltet, dass er in einer Unfallsituation eine plastische Verformung erfährt. Hierbei bedeutet plastisch insbesondere, dass die Verformung beispielsweise nicht ohne sehr großen Kraftaufwand manuell durchgeführt werden kann. Eine plastische Verformung ist insbesondere im Gegensatz zu einer elastischen Verformung zu verstehen, also derart, dass der deformierte Streckabschnitt, trotz seiner Zugfederform nach Abschluss der Unfallsituation nicht rückfedert.
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Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist genau ein Bügelschenkel einen Streckabschnitt zum Energieabbau auf. Dies ermöglicht eine besonders gezielte Verformung des Schließbügels in der Unfallsituation, da der Schließbügel hierbei genau einen vorgegebenen Verfomungsbereich aufweist, in welchem die auftretende Zugkraft abgebaut werden kann. Bei lediglich einem „weichen” Abschnitt im Schießbügelsystem und ansonsten im wesentlichen steifen Abschnitten kann das Verhalten des Schließbügels in einer Unfallsituation sehr viel genauer vorausbestimmt werden.
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Vorteilhafterweise ist der zu einem Materialspeicher geformte, insbesondere ziehharmonikaartige, Streckabschnitt einem Montagebereich des Schließbügels derart zugeordnet, dass dieser Bügelschenkel zu der Karosserie bei einer karosserieseitigen Befestigung des Schließbügels benachbart angeordnet ist. Der den Streckabschnitt aufweisende Schließbügel ist somit hinsichtlich der Ösenanordnung auf der Seite angeordnet, an welcher sich die Karosserie befindet und auch der Montagebereich zur Montage des Schließbügels an der Karosserie angeordnet ist. Der den Streckabschnitt aufweisende Bügelschenkel ist somit insgesamt näher an der Karosserie befindlich als die anderen Schließbügel.
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Dies hat insbesondere folgenden Vorteil: Die Anmelderin hat in aufwendigen Messungen herausgefunden, dass die in einer Unfallsituation auf den Schießbügel einwirkenden Zugkräfte oftmals unerwartete Querkomponenten aufweisen. Gemäß der oben beschriebenen Anordnung wäre zunächst zu erwarten, dass die von dem Verriegelungselement auf den Schließbügel ausgeübten Zugkräfte ausschließlich in Fahrtrichtung erfolgen. Dies ist tatsächlich nicht der Fall. So kann insbesondere in einer Unfallsituation die Lehne relativ zur Karosserie bzw. das Verriegelungselement relativ zu dem Schließbügel leicht verdrehen oder verkanten, wobei Zugkraftkomponenten entstehen, welche orthogonal zur Montagefläche des Schließbügels ausgerichtet sind. Diese können insbesondere in Richtung der Fahrzeugmitte gerichtet sein, so dass in der Unfallsituation die Kraft auf den an der Außenseite des Schließbügels (also nächstmöglich zur Karosserie) angeordneten Schließbügelschenkel besonders hoch ist. Befindet sich dort der Streckabschnitt, kann die Energie trotzdem vorteilhaft abgebaut werden.
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Es ist des weiteren besonders vorteilhafterweise vorgesehen, dass die Schließöse einstückig oder zumindest materialeinheitlich ausgebildet ist, d. h. also mit anderen Worten, dass der Streckabschnitt aus demselben Material oder aus demselben Werkstück hergestellt wird wie die anderen Schließbügelschenkel. Wird auch die Schließbügelbasis in einen derartigen Fertigungsprozess einbezogen, so kann sogar der gesamte Schließbügel einstückig oder materialeinheitlich (insbesondere materialschlüssig) ausgebildet sein. Hierbei kann der Schließbügel beispielsweise in wenigen Bearbeitungsschritten als Stanzbiegeteil hergestellt werden.
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Das Stanzbiegeteil kann insbesondere aus einem Blech herausgearbeitet werden und unabhängig davon kann der Schließbügel aus einem geeignetem Metall bestehen.
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Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung ist neben dem den Streckabschnitt aufweisenden Bügelschenkel ein weiterer, also anderer Bügelschenkel vorgesehen, welcher eine Haltefläche zur Kontaktierung des Verriegelungselementes aufweist. Die Haltefläche kann hierbei insbesondere durch Rundprägen des Schenkels abgerundet sein, um das Zusammenwirken mit einer Gabel- oder Drehfalle zu erleichtern, welche in herkömmlicher Weise eine mit Kunststoff überzogene Kontaktfläche aufweist. Durch die gerundete Prägung kann ein Verschleiss der Drehfallenbeschichtung vermieden werden. Es kann hierbei auch vorgesehen sein, dass sich die Haltefläche über mehrere Schließbügelschenkel erstreckt und somit ein Schließbügel bereitgestellt wird, welcher je nach Einbausituation mit einem anderen seiner Bügelschenkel eine Haltefläche bereitstellt.
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Vorteilhafterweise weist der Streckabschnitt einen Kurvenabschnitt auf, welcher derart ausgebildet ist, dass sich der Kurvenradius des Kurvenabschnittes durch ein Strecken des Streckabschnittes in einer Unfallsituation vergrößert. Der Kurvenabschnitt kann vor der Deformierung beispielsweise einen Winkel von mehr als 45°, insbesondere mehr als 70°, weiter insbesondere von ungefähr 90° überstreichen.
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Vorteilhafterweise sind hierbei an dem Streckabschnitt mindestens zwei entgegengesetzt ausgerichtete Kurvenabschnitte vorgesehen, derart, dass die Kurvenabschnitte zusammen einen Versatz bilden, im Vergleich zu einem herkömmlichen, geraden oder durchgehenden Schließbügelschenkel (also in etwa einen Parallelversatz).
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Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Erfindung ein Fahrzeuglehnenschließsystem gemäß dem Anspruch 10, welches einen erfindungsgemäßen Schließbügel umfasst. Mit Hilfe des Schießsystems kann, wie oben dargelegt, eine Fahrzeuglehne karosserieseitig fesgelegt werden.
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Bezüglich der Vorteile des Anspruches 10 kann analog auf die Ausführungen zu den Ansprüchen 1 bis 9 verwiesen werden.
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Weitere Vorteile der Erfindung sowie der nicht zitierten Unteransprüche ergeben sich aus der folgenden Figurenbeschreibung.
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Darin zeigen:
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1 in einer schematischen Schrägansicht einen erfindungsgemäßen Schließbügel mit undeformiertem Streckabschnitt,
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2 in einer sehr schematischen Aufsicht auf einen PKW bei weggelassenem Dach die karosserieseitige Anordnung zweier erfindungsgemäßer Schließbügel in einem Fahrzeug, zusammenwirkend mit zwei an einer Rückenlehne festgelegten Verriegelungselementen,
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3a den Schließbügel gemäß 1 in einer schematischen Seitenansicht mit schraffiert gekennzeichneten Bereichen besonders hoher Spannungsbelastung in einer Unfallsituation,
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3b den Schließbügel gemäß 3a in einer Rückansicht und
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4 den Schließbügel gemäß 3a in einer Ansicht gemäß 3a unter Weglassung der schraffierten Bereiche in durchgezogenen Linien dargestellt, sowie den Schließbügel im deformierten Zustand nach Abschluss einer Unfallsituation, wobei die Verformungen gestrichelt angedeutet sind.
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Der in seiner Gesamtheit in den Figuren mit 10 bezeichnete Schließbügel wird nachfolgend beschrieben. Der Übersichtlichkeit halber sei dabei angemerkt, dass gleiche oder miteinander vergleichbare Teile oder Elemente mit gleichen Bezugszeichen, teilweise unter Hinzufügung von Apostrophs oder Kleinbuchstaben, bezeichnet werden, auch soweit es sich um unterschiedliche Ausführungsbeispiele handelt.
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1 zeigt einen erfindungsgemäßen Schließbügel 10. Der Schließbügel 10 besteht aus einer die Schießbügelschenkel 11, 12, 13 und 14 umfassenden Schließöse 15 sowie einem Fuß- oder Montagebereich 16.
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Schließöse 15 und Montagebereich 16 sind hierbei materialeinheitlich gemeinsam einstückig ausgebildet, derart, dass der Schließbügel 10 als Stanzbiegeteil aus einem Blech herausgearbeitet ist. Hierzu kann das Blech beispielsweise zunächst gestanzt und dann in eine Form gebogen werden, wobei der Montagebereich 16 insbesondere einen Anschlussabschnitt 17 für die Schließöse 15 bereitstellt. Die Schließbügelschenkel 11, 12, 13 und 14 der Schließöse 15 umschließen ein Ösenauge 18, in welches ein nicht dargestelltes Verriegelungselement eingreifen kann. Das Ösenauge 18 ist hierbei zweiteilig ausgebildet mit einem ersten Ösenaugenhauptabschnitt 19 sowie einem Ösenaugennebenabschnitt 20. Hauptabschnitt 19 und Nebenabschnitt 20 sind dabei von einem Materialsteg 21 der Schließöse 15 getrennt. Das Ösenauge 18 wird somit von den Schließbügelschenkeln 11, 12, 13, 14 und dem Anschlussbereich 17 begrenzt, während der Hauptabschnitt 19 des Ösenauges 18 von den Schließbügelschenkeln 11, 12, 13, 14 sowie dem Steg 21 begrenzt wird.
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Der dargestellte Schließbügel 10 weist bereits seiner Grundform nach keine herkömmliche Schließbügelform auf, bei welcher die Schließbügelschenkel üblicherweise in Rechteckform, in 90°-Winkeln zueinander angeordnet sind. Vielmehr handelt es sich um einen „versetzten Schließbügel”, bei welchem das Ösenauge 18 seitlich über den Befestigungsabschnitt 16 übersteht, wofür insbesondere der Schließbügelschenkel 14 sorgt, welcher relativ zu dem Montagebereich 16 schräg, also etwa in einem 45°-Winkel angeordnet ist.
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1 ist des weiteren zu entnehmen, dass der Schließbügelschenkel 12 eine Haltefläche 22 zur Kooperation mit dem nicht dargestellten Verriegelungselement bzw. Schloss aufweist. Der Schließbügelschenkel 12 ist hierfür mit einem entsprechenden Stempel rund geprägt worden, derart, dass die Haltefläche 22 keine scharfen Kanten mehr aufweist, welche eine Kooperation mit einem Verriegelungselement erschweren. Diesbezüglich sei insbesondere angemerkt, dass ein Verriegelungselement an seiner mit dem Schließbügel kooperierenden Gegenhaltefläche typischerweise eine Plastikverkleidung aufweist, welche von einer Kante der Haltefläche 22 beschädigbar wäre.
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Lediglich der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass eine ähnliche Haltefläche zu der Haltefläche 22 beispielsweise auch an dem Schenkel 13 vorgesehen werden könnte, beispielsweise falls der Schließbügel an eine Verlagerung des nicht dargestellten Verriegelungselementes in einer Unfallsituation angepasst werden müsste oder falls der Schließbügel 10 in einen anderen Fahrzeugtyp eingebaut werden müsste, bei welchem eine mit dem Montagebereich 16 kooperierende karosserieseitige Montagefläche oder aber ein mit dem Schließbügel 10 kooperierendes Verriegelungselement zur Montage eine andere Ausrichtung erfährt.
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Hinsichtlich der Montagemöglichkeiten sei angemerkt, dass der Schließbügel 10 üblicherweise mit seinem Montagebereich 16 plan karosserieseitig aufgelegt und mit Hilfe der eingelassenen Schraub- und Nietöffnungen 23a, 23b, 23c karosserieseitig befestigt wird.
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Die Besonderheit des erfindungsgemäßen Schließbügels 10 stellt der in 1 ersichtliche Schließbügelschenkel 11 bereit, welcher insgesamt nicht gerade ausgebildet ist, sondern einen im Wesentlichen S-förmigen Versatz nach Art eines zu einem Materialspeicher oder Materialpuffer geformten Streckabschnittes 24 aufweist. Der Schließbügelschenkel 11 weist insbesondere im Bereich des Streckabschnittes 24 den nahezu gleichen Durchmesser auf wie auch die Schließbügelschenkel 12, 13 und 14. Der Schließbügelschenkel 11 ist jedoch faltig ausgebildet, derart, dass der Streckabschnitt 24 einen ersten Kurvenabschnitt 25 sowie einen zweiten Kurvenabschnitt 26 aufweist. Die Kurvenabschnitte 25 und 26 bilden hierbei gemeinsam einen im Wesentlichen S-förmigen Versatzbereich aus, derart, dass der Anfangsbereich 27 und der Endbereich 28 des Streckabschnittes 24 zwar im Wesentlichen gleich ausgerichtet sind, jedoch einen Versatz zueinander aufweisen. Der erste Kurvenabschnitt 25 führt den Schließbügelschenkel, vom Anfangsbereich 27 aus gesehen, zunächst vom Schließbügelschenkel 14 weg, wobei der zweite Kurvenabschnitt 26 den Schließbügelschenkel 11 dann in Richtung des Endbereiches 28 zu dem Schließbügelschenkel 12 hinführt.
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Wie 1 weiterhin zu entnehmen ist, sind alle Schließbügelschenkel, demnach auch der den Streckabschnitt 24 aufweisende Schließbügelschenkel 11, in einer gemeinsamen Ebene angeordnet, welche senkrecht zur Ebene des Montageabschnittes 16 ausgebildet ist.
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Anhand der schematischen 2 soll nunmehr eine beispielhafte Einbausituation des erfindungsgemäßen Schließbügels 10 sowie eines weiteren, spiegelbildlich ausgebildeten Schließbügels 10' beschrieben werden.
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2 zeigt dabei einen PKW 29 in einer schematischen Aufsicht unter Weglassung eines PKW-Daches. Im Fondbereich 30 des PKW ist hierbei eine Rückbank 31 angebracht, an welcher über einen nicht näher dargestellte Schwenkachse eine Fahrzeugrückenlehne 32 angeordnet ist. Hinter der Rückenlehne 32 ist ein Gepäckraum 33 dargestellt, welchem seitlich sogenannte C-Säulen 34 und 34' des Fahrzeuges 29 zugeordnet sind. An den C-Säulen 34 und 34', welche einen Teil der Fahrzeugkarosserie bereitstellen, sind mit ihren jeweiligen Montagebereichen 16 sowie 16' die Schließbügel 10 und 10' fest karosserieseitig montiert. 2 ist hierbei zu entnehmen, dass die Schließbügel 10 und 10', bzw. deren Ösen von Gabel- oder Drehfallen 35 bzw. 35' (genaugenommen von deren Halteflanken) durchgriffen werden. Die Drehfallen 35 und 35' sind hierbei jeweils seitlich an der Fahrzeugrückenlehne 32 fest montiert angebracht. Der Schließbügel 10 sowie die Drehfalle 35 bilden demnach ein erstes Fahrzeuglehnenschließsystem 36 aus, der Schließbügel 10' und die Drehfalle 35' ein zweites Fahrzeuglehnenschließsystem 36'. Die Fahrzeuglehnenschließsysteme 36 und 36' halten die Rückenlehne 32 wie dargestellt in ihrer aufgerichteten Position.
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Die beiden Fahrzeuglehnenschließsysteme 36 und 36' können aber manuell geöffnet werden, um die Rückenlehne 32 beispielsweise nach vorn zu klappen und den Gepäckraum 33 zu vergrößern. Sofern das sich üblicherweise in Fahrtrichtung F bewegende Fahrzeug 29 nun beispielsweise scharf bremst oder einen Frontalcrash erleidet, kann es dazu kommen, dass in dem Gepäckraum 33 angeordnete Gegenstände mit einer Kraft S in Fahrtrichtung F gegen die Rückseite 37 der Rückenlehne 32 geschleudert werden, derart, dass die Rückenlehne 32 um ihre nicht dargestellte Schwenkachse in Fahrtrichtung F nach vorn verschwenken will und nur von den Fahrzeugschlössern 36 und 36' daran gehindert wird. Dementsprechend kann in dieser Unfallsituation die Drehfalle 35 eine Zugkraft auf den Schließbügel 10 ausüben, welche herkömmlichen Überlegungen gemäß eigentlich in Fahrtrichtung F ausgerichtet sein müsste. Ausführliche Tests und Messungen der Anmelderin haben hierbei aber ergeben, dass diese Zugkraft nicht exakt in Fahrtrichtung F gerichtet ist, sondern vielmehr auch seitliche Komponenten in Querrichtung Q des Fahrzeuges aufweist. Dies liegt insbesondere daran, dass Bereiche der Rückenlehne 32 und/oder die Drehfalle 35 relativ zur Karosserie verdrehen können und so eine Zugkraft auf den Schließbügel 10 einwirkt, welche nicht in Fahrtrichtung F sondern leicht zur Fahrzeugmitte hin, in Zugrichtung Z, gerichtet ist. Gleiches gilt für das Fahrzeugschloss 36' und die entsprechende Zugkraft in Zugrichtung Z'.
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Diese Ausrichtung der Zugkraft in Zugrichtung Z bzw. Z' sorgt nun aber bei herkömmlichen Schließbügeln dafür, dass die entsprechenden Schießbügel leicht reissen können bzw. das Schloss beschädigt wird. Die Anmelderin umgeht diese Gefahr mit der Bereitstellung des erfindungsgemäßen Schließbügels, indem sie einen Schließbügelschenkel mit dem bereits beschriebenen Streckabschnitt bereitstellt. Wie dieser Streckabschnitt 24 ein Reissen des Schließbügels verhindern kann, wird unter Bezugnahme auf spätere Figuren noch genauer beschrieben.
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Hierzu stellt 3a eine schematische Seitenansicht des in 1 dargestellten Schließbügels dar (wobei es sich bezüglich der Einbausituation gemäß 2 tatsächlich um eine Aufsicht handelt).
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In 3a sind zudem Bereiche 39 mit besonders großer Zugbelastung in einer Unfallsituation bei Einwirken einer Zugkraft in Zugrichtung Z schraffiert markiert. Den schraffierten Bereichen lässt sich entnehmen, dass sich die besonders hohe Zugbelastung aufgrund der vorgegebenen Formgebung (mit dem Streckabschnitt 24) nahezu ausschließlich auf den Schließbügelschenkel 11 konzentriert. Diese Konzentration der Bereiche 39a bis 39c besonders hoher Spannungen bei Auftritt von Zugkräften in Zugrichtung Z ist gewollt, um eine gesteuerte Deformation zu errreichen.
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Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass die Konzentration der hohen Spannungsbereiche auf den Schließbügelschenkel 11 von der Bereitstellung eines Steges 21, welcher das Ösenauge 18 durchbricht, verstärkt wird. Durch die Bereitstellung des Materialsteges 21 wird das Ösenauge 18 in Hauptabschnitt 19 und Nebenabschnitt 20 unterteilt und zudem wird die Steifigkeit des dem Schließbügelschenkel 11 gegenüberliegenden Schließbügelschenkels 14 erhöht. Mit anderen Worten kann durch die Bereitstellung eines Steges in der Schließöse 15 der durch die Formgebung des Schließbügelschenkels 11 erwirkte Effekt einer Spannungskonzentration auf eben diesen Schließbügelschenkel noch erhöht werden.
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Welche Auswirkungen die Konzentration der Spannungen auf den Schließbügelschenkel 11 hat, wird aus 4 ersichtlich welche den erfindungsgemäßen Schließbügel in einer Ansicht gemäß 3a (allerdings unter Weglassung der schraffierten Bereiche) mit durchgezogenen Linien darstellt, wobei die Abweichungen von der vorgegebenen Form in Anschluss an eine Unfallsituation (in einem deformierten Zustand) in gestrichelten Linien dargestellt sind. 4 verdeutlicht, dass die Schließöse 15 auch in ihrer deformierten, teilweise gestrichelt dargestellten Stellung nach Einwirken der Zugkraft in Richtung Z nicht gerissen ist. Diesbezüglich sei angemerkt, dass es bei einer Rissvermeidung insbesondere auf die äußere Kontur der Schließöse 15 ankommt, so dass es hierfür nicht entscheidend ist, ob beispielsweise der Materialsteg 21 möglicherweise reisst (was in dem dargestellten Ausführungsbeispiel jedoch nicht der Fall ist).
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4 verdeutlicht zudem, dass sich der Streckabschnitt 24 nach Ausübung der Zugkraft in Zugrichtung Z hinsichtlich seiner Form gestreckt bzw. entfaltet hat, derart, dass der deformierte Streckabschnitt 24' im Wesentlichen gerade gestreckt umgeformt ist. Insbesondere weist der deformierte Streckabschnitt 24' keine Kurvenabschnitte mehr auf.
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Desweiteren ist erkennbar, dass der Anfangsbereich 27 des Streckabschnittes 24 durch die Zugkraft im Wesentlichen keine Verlagerungen und Verfomungen erfahren hat, während der Endbereich 28 des Streckabschnittes 24 sich durch die Verformung von dem Anfangsbereich 27 beabstandet hat, nämlich hin zu einer mit 28' bezeichneten Stellung.
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Durch diese Umformung des als Materialspeicher geformten Streckabschnittes 24 kann nun in der oben beschriebenen Unfallsituation ein Energieabbau oder Energieverzehr der in Zugrichtung Z angreifenden Kraft erfolgen. Hierbei wird ein Großteil der auftretenden Kraft nicht mehr an dem Schließbügel 10 bzw. dem Schloss reissen, sondern vielmehr zunächst zur Verformung des Streckabschnittes 24 genutzt. Das Ösenauge 28 wird hierbei schmaler und der die Haltefläche 22 aufweisende Schließbügel 12 beabstandet sich von dem Montagebereich 16.
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Allerdings lässt 4 auch erkennen, dass die wesentliche Verformung im Bereich des Schließbügelschenkels 11 erfolgt und beispielsweise nicht im Bereich der Schließbügelschenkel 13 und 14 (obwohl der Schließbügelschenkel 13 leicht gebogen bzw. verlagert wird), da die anderen Schließbügelschenkel 12, 13 und 14 keinen Materialspeicher aufweisen, um bewußt deren Steifigkeit beizubehalten. Dies kann insbesondere von Vorteil sein im Falle eines Heckcrashes, bei welchem unter Bezugnahme auf 2 die Rückenlehne 32 beispielsweise eine Kraft S' entgegen der Fahrtrichtung F aufweisen kann. Wären in diesem Falle mehrere Schließbügelschenkel 11, 12, 13 und 14 mit zu einem Materialspeicher geformten Streckabschnitten versehen, wäre der Schließbügel 10 gegebenenfalls nicht stabil genug, die auftretenden Stoßkräfte aufzufangen. Desweiteren ist in der zuerst genannten Frontcrashsituation zwar ein geringes Nachgeben der Rückenlehne 32 in Fahrtrichtung F gewünscht. Bei mehreren einen Streckabschnitt aufweisenden Schließbügelschenkeln wäre der Versatz der Haltefläche 22 in Fahrtrichtung F jedoch gegebenenfalls zu groß, so dass die Rückenlehne 32 zu weit in Fahrtrichtung F nach vorne verschwenken würde und gegebenenfalls auf der Rückbank 31 positionierte Insassen des Fahrzeuges 29 verletzen könnte.