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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Speichern einer aufrufbaren Sollgeschwindigkeit für eine automatische Geschwindigkeitsregelung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Kraftfahrzeuge mit Geschwindigkeitsregelsystemen sind seit langem bekannt. Die meisten derzeit erhältlichen Geschwindigkeitsregelsysteme regeln die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs auf eine vorgegebene Regelgeschwindigkeit. Neben diesen Fahrgeschwindigkeitsregelsystemen können heute bereits bei einigen Herstellern auch um eine Abstandsregelung erweiterte Geschwindigkeitsregelsysteme erworben werden. Vom Prinzip her ist dabei die allgemein bekannte Geschwindigkeitsregelung, die eine bestimmte vorgegebene Regelgeschwindigkeit einhält, um eine zusätzliche Abstandsregelfunktion erweitert, so dass der Einsatz einer solchen abstandsbezogenen Geschwindigkeitsreglung auch im dichten Autobahn- und Landstrassenverkehr möglich wird. Diese sog. „abstandsbezogene Geschwindigkeitsregelung“ hält die vorgegebene Regel- bzw. Wunschgeschwindigkeit, wenn die eigene Fahrspur frei ist. Erkennt eine am Kraftfahrzeug angebrachte Abstandsensorik, die insbesondere auf Radarbasis arbeiten kann, ein vorausfahrendes Zielobjekt bzw. (Kraft-)Fahrzeug in der eigenen Spur, so wird die eigene Geschwindigkeit, bspw. durch Veranlassen eines geeigneten Bremsmoments, an die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Kraftfahrzeugs angepasst. Teilweise können solche Systeme bei einer Folgefahrt bis in den Stillstand regeln.
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Prinzipiell kann die Geschwindigkeitsregelung mittels eines ersten Bedienelements, welches beispielsweise an Lenkrad oder am Armaturbrett angeordnet ist, oder mittels eines Bedienhebels, der bspw. in der Nähe des Lenkrads angeordneten ist, ein- und ausgeschaltet werden. Beim Einschalten wird dann prinzipiell eine Geschwindigkeitsregelung auf die aktuelle Geschwindigkeit als Regelgeschwindigkeit vorgenommen. Weiter kann die Geschwindigkeitsregelung aufgrund bestimmter Fahr- oder Fahrermanöver unterbrochen werden, so dass das Geschwindigkeitsregelsystem prinzipiell noch eingeschaltet ist, die Geschwindigkeitsregelung aber derzeit nicht ausgeführt wird. Eine Unterbrechung der Geschwindigkeitsregelung durch Schalten in einen sog. Standby-Modus erfolgt bspw. dann, wenn der Fahrer das Bremspedal oder die Handbremse betätigt. Das Geschwindigkeitsregelsystem ist dann zwar noch eingeschaltet, die Regelung aber nicht aktiv. Die zuvor gehaltene Regelgeschwindigkeit wird vorübergehend in einem Speicher als Sollgeschwindigkeit gespeichert.
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Um die unterbrochene Geschwindigkeitsregelung auf die zuvor gehaltende Geschwindigkeit wieder zu reaktivieren, muss der Fahrer ein entsprechendes zweites Bedienelement, welches in der Regel ebenfalls am Lenkrad oder in der Nähe des Lenkrads angeordnet ist, bestätigen. Die Geschwindigkeitsregelung regelt dann wieder auf die bereits vorher gespeicherte Sollgeschwindigkeit. Ein derartiges Geschwindigkeitsregelsystem ist bspw. in den aktuellen 5er BMW-Fahrzeugen im Einsatz.
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Schließlich ist bereits auch ein vereinfachtes Geschwindigkeitsregelsystem entwickelt worden, bei dem eine (Re-)Aktivierung der Geschwindigkeitsregelung durch Gaspedalbetätigung möglich ist. So ist aus der
DE 10 2007 031 545 A1 ein Verfahren zur Reaktivierung einer unterbrochenen Geschwindigkeitsregelung eines Fahrzeugs durch Betätigung des Gaspedals bekannt. Dabei wird die (neue) Regelgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Betätigung des Gaspedals vorgegeben. So wird als Regelgeschwindigkeit die beim Lösen des Gaspedals aktuelle Geschwindigkeit vorgegeben, wenn die Zeitdauer der vorangegangenen Gaspedalbetätigung einen vorgegebenen Zeitdauergrenzwert überschreitet. Wird der Zeitdauergrenzwert nicht überschritten, wird als Regelgeschwindigkeit eine zumindest vorübergehend gespeicherte Sollgeschwindigkeit, auf die vor dem Deaktivieren der Geschwindigkeitsregelung geregelt wurde, vorgegeben.
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Das Dokument
DE 100 10 747 A1 beschreibt ein Multifunktions-Bedienelement für die Bedienung eines Systems einer automatischen Geschwindigkeitsregelung für ein Kraftfahrzeug. Das Multifunktions-Bedienelement umfasst ein erstes Bedienelement, bei dessen Betätigung eine Übernahme der aktuell gefahrenen Geschwindigkeit des Fahrzeugs in das System übernommen wird. Zudem umfasst das Multifunktions-Bedienelement ein fünftes Bedienelement, bei dessen Betätigung die Geschwindigkeits- und/oder Abstandsregelung den gespeicherten Wert der Sollgeschwindigkeit als aktuelle Sollgeschwindigkeit übernimmt. Wenn eine eingestellte Sollgeschwindigkeit für eine vorgegebene Zeitspanne nach der Betätigung des ersten Bedienelements verstrichen ist, wird diese automatisch in das System übernommen.
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Das Dokument
DE 101 45 915 A1 offenbart ein Verfahren sowie eine Einrichtung zur Fahrgeschwindigkeitsregelung eines Kraftfahrzeugs. Dabei erfolgt die Speicherung und Konstantregelung eines Geschwindigkeitswertes automatisch dadurch, wenn die Gaspedal- und Bremsstellung mindestens eine bestimmte Zeitdauer eine Geschwindigkeit innerhalb eines Geschwindigkeitsbereichs erzeugt. Diese geht dann automatisch in eine Fahrgeschwindigkeitsregelung über.
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Aufgabe der Erfindung ist es nun, ein Verfahren zum einfachen Speichern einer aufrufbaren Sollgeschwindigkeit für eine automatische Geschwindigkeitsregelung eines Fahrzeugs, auf die geregelt werden kann, anzugeben, ohne dass eine Unterbrechung der Geschwindigkeitsregelung erfolgt.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
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Grundgedanke der Erfindung ist, dass dem Fahrer ein ständiges Fahren mit einem aktiven Geschwindigkeitsregelsystem ermöglicht werden soll. Benutzt der Fahrer das Geschwindigkeitsregelsystem in der Stadt oder auf einer viel befahren Straßen, wird die Geschwindigkeitsregelung bei herkömmlichen Geschwindigkeitsregelsystemen bei jeder Bremspedalbetätigung unterbrochen. Um die Vorzüge der Geschwindigkeitsregelung wieder nutzen zu können, sollte eine einfache Reaktivierung der Geschwindigkeitsregelung entweder auf die aktuelle Geschwindigkeit oder eine gespeicherte Sollgeschwindigkeit als Regelgeschwindigkeit ermöglicht werden.
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Prinzipiell wird bei dem angegebenen Verfahren zum Speichern einer aufrufbaren Sollgeschwindigkeit für eine automatische Geschwindigkeitsregelung eines Fahrzeugs davon ausgegangen, dass durch Betätigung eines ersten Bedienelements eine automatische Geschwindigkeitsregelung auf die aktuelle Geschwindigkeit als Regelgeschwindigkeit aktiviert wird, und durch Betätigung eines zweiten Bedienelements eine automatische Geschwindigkeitsregelung auf die gespeicherte Sollgeschwindigkeit als Regelgeschwindigkeit vorgenommen wird. Dies entspricht bspw. der bekannten Resume-Funktion. Die Erfindung zeichnet sich nun dadurch aus, dass bei einer für ein vorgegebenes Zeitintervall durchgeführten Geschwindigkeitsregelung auf eine zumindest nahezu konstante Geschwindigkeit die innerhalb des Zeitintervalls eingehaltene konstante Geschwindigkeit automatisch als Sollgeschwindigkeit gespeichert wird und somit auch für einen späteren Zeitpunkt zur Verfügung steht. Dies bedeutet, dass eine bestimmte Regelgeschwindigkeit nicht erst dann zwischen gespeichert wird, wenn die Regelung unterbrochen oder deaktiviert wird, sondern bereits dann, wenn sie für eine bestimmte Zeit als Regelgröße verwendet wird, also als stabil eingestuft wird und während dieser Zeit nicht vom Fahrer übersteuert wird. Im Umkehrschluss kann das bedeuten, dass bei einer Regelung auf eine bestimmte Geschwindigkeit, die nur sehr kurz vorgenommen wird, dieser Geschwindigkeitswert nicht als Sollgeschwindigkeit gespeichert wird.
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Vorteilhafterweise ist der Sollgeschwindigkeitswert solange gespeichert (und somit solange aufrufbar), bis für die Dauer des vorgegebenen Zeitintervalls eine Geschwindigkeitsregelung auf eine andere zumindest nahezu konstante Geschwindigkeit durchgeführt wird, also bis eine neue Geschwindigkeit als stabil eingestuft wird und somit die Speicherkriterien erfüllt. Alternativ oder zusätzlich kann eine Löschung des gespeicherten Geschwindigkeitswertes auch dann erfolgen, wenn das Geschwindigkeitsregelsystem abgeschaltet wird, oder wenn die Zündung abgeschaltet wird.
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Erfindungsgemäß wird das Zeitintervall, nach der eine stabile Geschwindigkeit gespeichert wird, vom Fahrer selbst konfiguriert, also variabel vorgegeben.
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Vorteilhafterweise kann die gespeicherte Sollgeschwindigkeit dem Fahrer automatisch oder auf Aufforderung (z. B. durch Betätigung oder Berühren eines entsprechenden Bedienelements) angezeigt werden. Somit kann sich der Fahrer vor einem Aktivieren der Geschwindigkeitsregelung auf die gespeicherte Sollgeschwindigkeit vorab noch informieren, welche Geschwindigkeit aktuell gespeichert ist. Ab dem Zeitpunkt, ab dem die „stabile“ Geschwindigkeit als neue Sollgeschwindigkeit gespeichert wird, wird dies zumindest vorübergehend dem Fahrer angezeigt.
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Die Erfindung wird nun anhand nachfolgenden Beispiels näher erläutert. Dabei wird von einem Geschwindigkeitsregelsystem ausgegangen, bei dem eine Aktivierung der Geschwindigkeitsregelung bzw. eine Reaktivierung einer unterbrochenen Geschwindigkeitsregelung durch eine entsprechende Betätigung des Gaspedals vorgenommen werden kann. Insbesondere kann die Geschwindigkeitsregelung durch ein Lösen des Gaspedals aktiviert werden. Nach Reaktivierung regelt die Geschwindigkeitsregelung auf eine vorgegebene Regelgeschwindigkeit, wobei als Regelgeschwindigkeit die beim Lösen des Gaspedals aktuelle Geschwindigkeit des Fahrzeugs vorgegeben wird. Ist die Geschwindigkeitsregelung aktiv oder soll sie reaktiviert werden und als Regelgeschwindigkeit die gespeicherte Sollgeschwindigkeit herangezogen werden, so kann dies durch Betätigung eines entsprechenden zweiten Bedienelements bzw. eines Tasters oder eines Hebels erfolgen. Wird dieser betätigt, so erfolgt eine Geschwindigkeitsregelung auf die gespeicherte Sollgeschwindigkeit als Regelgeschwindigkeit.
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Ein Fahrer aktiviert nun die Geschwindigkeitsregelung durch Lösen des Gaspedals und fährt konstant mit einer Geschwindigkeit von 100km/h. Nach Ablauf eines vom Fahrer eingestellt Zeitintervalls - hier bspw. 5 Sekunden - wird die aktuelle Regelgeschwindigkeit als stabil eingestuft und in einem dafür vorgesehen Speicher gespeichert. Nun beschleunigt der Fahrer durch Betätigung des Gaspedals (und verlässt somit die Geschwindigkeitsregelung) und schert nach links aus, um einen vorausfahrenden LKW zu überholen. Nach dem Überholvorgang löst er das Gaspedal bei einer aktuellen Geschwindigkeit von 120 km/h. Durch das Lösen des Gaspedals wird die unterbrochene Geschwindigkeitsregelung wieder aktiviert und die zum Zeitpunkt des Lösens des Gaspedals aktuelle Geschwindigkeit (120 km/h) als Regelgeschwindigkeit herangezogen.
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Bei Bedarf kann der Fahrer nun durch einen Tastendruck auf die dafür vorgesehene Taste die gespeicherte letzte stabile Sollgeschwindigkeit (hier 100 km/h) wieder aufrufen, so dass die Geschwindigkeitsregelung wieder mit der gespeicherten Sollgeschwindigkeit durchgeführt wird. Greift er jedoch für 5 Sekunden nicht in die aktuelle Geschwindigkeitsregelung auf 120 km/h ein, wird diese Geschwindigkeit als stabil angesehen und als neue Sollgeschwindigkeit abgespeichert. Ein Speichern der aktuellen Regelgeschwindigkeit als Sollgeschwindigkeit könnte der Fahrer dadurch verhindern, dass er innerhalb des Zeitintervalls das Gaspedal betätigt.
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Insgesamt bietet die Erfindung den Vorteil, dass trotz der Möglichkein einer ständigen dynamischen Veränderung der Regelgeschwindigkeit der Fahrer bei Bedarf eine gespeicherte Sollgeschwindigkeit abrufen kann. Ein derartiges Verfahren kann analog auch für eine Abstandsregelung verwendet werden.