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Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von Zingeron zur Herstellung kosmetischer oder dermatologischer Zubereitungen, welche auf der Haut ein Prickeln hervorrufen.
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Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Unter ihren vielen Funktionen (beispielsweise zur Wärmeregulation und als Sinnesorgan) ist die Barrierefunktion, die das Austrocknen der Haut (und damit letztlich des gesamten Organismus) verhindert, die wohl wichtigste. Gleichzeitig wirkt die Haut als Schutzeinrichtung gegen das Eindringen und die Aufnahme von außen kommender Stoffe. Bewirkt wird diese Barrierefunktion durch die Epidermis, welche als äußerste Schicht die eigentliche Schutzhülle gegenüber der Umwelt bildet. Mit etwa einem Zehntel der Gesamtdicke ist sie gleichzeitig die dünnste Schicht der Haut.
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Die Epidermis ist ein stratifiziertes Gewebe, in dem die äußere Schicht, die Hornschicht (Stratum corneum), den für die Barrierefunktion bedeutenden Teil darstellt. Das heute in der Fachwelt anerkannte Hautmodell von Elias (P. M. Elias, Structure and Function of the Stratum Corneum Permeability Barrier, Drug Dev. Res. 13, 1988, 97–105) beschreibt die Hornschicht als Zwei-Komponenten-System, ähnlich einer Ziegelsteinmauer (Ziegelstein-Mörtel-Modell). In diesem Modell entsprechen die Hornzellen (Korneozyten) den Ziegelsteinen, die komplex zusammengesetzte Lipidmembran in den Interzellularräumen entspricht dem Mörtel. Dieses System stellt im wesentlichen eine physikalische Barriere gegen hydrophile Substanzen dar, kann aber aufgrund seiner engen und mehrschichtigen Struktur gleichermaßen auch von lipophilen Substanzen nur schwer passiert werden.
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Eine jüngere Erscheinung auf dem Kosmetikmarkt sind die sogenannten „Tingle Cosmetics”, was man etwa mit „Prickelkosmetika” übersetzen könnte.
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Sowohl Produkte mit heißem als auch kaltem Tingle sind bekannt. Der heiße Tingle-Effekt wurde 1992 erstmalig vermarktet.
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Verschiedene Menschen nehmen ein und dasselbe „Tingle-Produkt” oftmals ganz anders wahr. Bei einem Kunden verursachen sie einen angenehmen Schimmer, während eine andere Kundin ein feuriges Jucken empfindet.
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Verbraucher, die den Tingle-Effekt mögen und häufig Tingle-Kosmetik anwenden, werden mit der Zeit immun dagegen und fragen oftmals nach Produkten mit stärkerer Wirkung. Hersteller von Solarkosmetik beispielsweise bieten deshalb oft mehrere Produkte an, die eine entsprechende Skala – von mild bis extrem – abdecken. Es wird im allgemeinen empfohlen, einige Wochen Pause einzulegen oder für die nächsten Anwendungen auf ein Produkt mit kaltem Tingle-Effekt umzusteigen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, Zubereitungen zur Verfügung zu stellen, die ein angenehmes Prickeln hervorrufen, ohne daß unangenehme Begleitsensationen wie Hitze, Brennen, Kälte oder Frösteln damit verbunden wären – oder daß diese jedenfalls nur bei einem geringen Anteil von Probanden zu verspüren wären.
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Gelöst werden diese Aufgaben erfindungsgemäß durch die Verwendung von Zingeron zur Herstellung kosmetischer oder dermatologischer Zubereitungen, welche auf der Haut ein Prickeln hervorrufen.
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Zingiberon (auch Zingeron, Vanillylaceton, 4-(4-Hydroxy-3-methoxyphenyl)butan-2-on) ist durch die folgende Struktur gekennzeichnet:
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Zingeron ist ein Stoff, von dem fälschlicherweise häufig behauptet wird, daß er in Ingwer zu finden sei. Tatsächlich jedoch ist Zingeron eine Substanz, die erst durch den Abbau von in Ingwer vorkommenden Substanzen wie z. B. Gingerolen entsteht und deren Vorkommen in Extrakten ein Maß für deren mangelhafte und kaum nutzbare Qualität ist (Hänsel, Stichler; Pharmakognosie Phytopharmazie, 7. Auflage, Springer-Verlag, S. 617). In der Tat ist es so, daß wirtschaftlich und biologisch sinnvolle Mengen nur durch chemische Synthese gewonnen werden können.
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Bevorzugt enthalten kosmetische oder dermatologische Zubereitungen gemäß der Erfindung 0,001–10 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,05–5 Gew.-% Zingeron, bezogen auf die Gesamtzusammensetzung der Zubereitungen.
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Emulsionen sind vorteilhafte Darreichungsformen im Sinne der vorliegenden Erfindung, z. B. in Form einer Crème, einer Lotion, einer kosmetischen Milch und enthalten z. B. Fette, Öle, Wachse und/oder andere Fettkörper, sowie Wasser und einen oder mehrere Emulgatoren, wie sie üblicherweise für einen solchen Typ der Formulierung verwendet werden.
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Medizinische topische Zusammensetzungen im Sinne der vorliegenden Erfindung enthalten in der Regel ein oder mehrere Medikamente in wirksamer Konzentration. Der Einfachheit halber wird zur sauberen Unterscheidung zwischen kosmetischer und medizinischer Anwendung und entsprechenden Produkten auf die gesetzlichen Bestimmungen der Bundesrepublik Deutschland verwiesen (z. B. Kosmetikverordnung, Lebensmittel- und Arzneimittelgesetz).
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Es ist dabei ebenfalls von Vorteil, den erfindungsgemäß verwendeten Wirkstoff als Zusatzstoff zu Zubereitungen zu geben, die bereits andere Wirkstoffe für andere Zwecke enthalten.
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Sofern die kosmetische oder dermatologische Zubereitung im Sinne der vorliegenden Erfindung eine Lösung oder Emulsion oder Dispersion darstellt, können als Lösungsmittel verwendet werden:
- – Wasser oder wäßrige Lösungen
- – Öle, wie Triglyceride der Caprin- oder der Caprylsäure, vorzugsweise aber Rizinusöl;
- – Fette, Wachse und andere natürliche und synthetische Fettkörper, vorzugsweise Ester von Fettsäuren mit Alkoholen niedriger C-Zahl, z. B. mit Isopropanol, Propylenglykol oder Glycerin, oder Ester von Fettalkoholen mit Alkansäuren niedriger C-Zahl oder mit Fettsäuren;
- – Alkohole, Diole oder Polyole niedriger C-Zahl, sowie deren Ether, vorzugsweise Ethanol, Isopropanol, Propylenglykol, Glycerin, Ethylenglykol, Ethylenglykolmonoethyl- oder -monobutylether, Propylenglykolmonomethyl, -monoethyl- oder -monobutylether, Diethylenglykolmonomethyl- oder -monoethylether und analoge Produkte.
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Insbesondere werden Gemische der vorstehend genannten Lösungsmittel verwendet. Bei alkoholischen Lösungsmitteln kann Wasser ein weiterer Bestandteil sein.
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Die Ölphase der Emulsionen, Oleogele bzw. Hydrodispersionen oder Lipodispersionen im Sinne der vorliegenden Erfindung wird vorteilhaft gewählt aus der Gruppe der Ester aus gesättigten und/oder ungesättigten, verzweigten und/oder unverzweigten Alkancarbonsäuren einer Kettenlänge von 3 bis 30 C-Atomen und gesättigten und/oder ungesättigten, verzweigten und/oder unverzweigten Alkoholen einer Kettenlänge von 3 bis 30 C-Atomen, aus der Gruppe der Ester aus aromatischen Carbonsäuren und gesättigten und/oder ungesättigten, verzweigten und/oder unverzweigten Alkoholen einer Kettenlänge von 3 bis 30 C-Atomen. Solche Esteröle können dann vorteilhaft gewählt werden aus der Gruppe Isopropylmyristat, Isopropylpalmitat, Isopropylstearat, Isopropyloleat, n-Butylstearat, n-Hexyllaurat, n-Decyloleat, Isooctylstearat, Isononylstearat, Isononylisononanoat, 2-Ethylhexylpalmitat, 2-Ethylhexyllaurat, 2-Hexyldecylstearat, 2-Octyldodecylpalmitat, Oleyloleat, Oleylerucat, Erucyloleat, Erucylerucat sowie synthetische, halbsynthetische und natürliche Gemische solcher Ester, z. B. Jojobaöl.
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Ferner kann die Ölphase vorteilhaft gewählt werden aus der Gruppe der verzweigten und unverzweigten Kohlenwasserstoffe und -wachse, der Silikonöle, der Dialkylether, der Gruppe der gesättigten oder ungesättigten, verzweigten oder unverzweigten Alkohole, sowie der Fettsäuretriglyceride, namentlich der Triglycerinester gesättigter und/oder ungesättigter, verzweigter und/oder unverzweigter Alkancarbonsäuren einer Kettenlänge von 8 bis 24, insbesondere 12-18 C-Atomen. Die Fettsäuretriglyceride können beispielsweise vorteilhaft gewählt werden aus der Gruppe der synthetischen, halbsynthetischen und natürlichen Öle, z. B. Olivenöl, Sonnenblumenöl, Sojaöl, Erdnußöl, Rapsöl, Mandelöl, Palmöl, Kokosöl, Palmkernöl und dergleichen mehr.
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Die wäßrige Phase der erfindungsgemäßen Zubereitungen enthält gegebenenfalls vorteilhaft
- – Alkohole, Diole oder Polyole niedriger C-Zahl, sowie deren Ether, vorzugsweise Ethanol, Isopropanol, Propylenglykol, Glycerin, Ethylenglykol, Ethylenglykolmonoethyl- oder -monobutylether, Propylenglykolmonomethyl, -monoethyl- oder -monobutylether, Diethylenglykolmonomethyl- oder -monoethylether und analoge Produkte, ferner Alkohole niedriger C-Zahl, z. B. Ethanol, Isopropanol, 1,2-Propandiol, Glycerin sowie insbesondere ein oder mehrere Verdickungsmittel, welches oder welche vorteilhaft gewählt werden können aus der Gruppe Siliciumdioxid, Aluminiumsilikate, Polysaccharide bzw. deren Derivate, z. B. Hyaluronsäure, Xanthangummi, Hydroxypropylmethylcellulose, besonders vorteilhaft aus der Gruppe der Polyacrylate, bevorzugt ein Polyacrylat aus der Gruppe der sogenannten Carbopole, beispielsweise Carbopole der Typen 980, 981, 1382, 2984, 5984, jeweils einzeln oder in Kombination.
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Erfindungsgemäß verwendete Gele enthalten üblicherweise Alkohole niedriger C-Zahl, z. B. Ethanol, Isopropanol, 1,2-Propandiol, Glycerin und Wasser bzw. ein vorstehend genanntes Öl in Gegenwart eines Verdickungsmittels, das bei ölig-alkoholischen Gelen vorzugsweise Siliciumdioxid oder ein Aluminiumsilikat, bei wäßrig-alkoholischen oder alkoholischen Gelen vorzugsweise ein Polyacrylat ist.
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Feste Stifte enthalten z. B. natürliche oder synthetische Wachse, Fettalkohole oder Fettsäureester.
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Übliche Grundstoffe, welche für die Verwendung als kosmetische Stifte im Sinne der vorliegenden Erfindung geeignet sind, sind flüssige Öle (z. B. Paraffinöle, Ricinusöl, Isopropylmyristat), halbfeste Bestandteile (z. B. Vaseline, Lanolin), feste Bestandteile (z. B. Bienenwachs, Ceresin und Mikrokristalline Wachse bzw. Ozokerit) sowie hochschmelzende Wachse (z. B. Carnaubawachs, Candelillawachs).
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Als Treibmittel für aus Aerosolbehältern versprühbare kosmetische und/oder dermatologische Zubereitungen im Sinne der vorliegenden Erfindung sind die üblichen bekannten leichtflüchtigen, verflüssigten Treibmittel, beispielsweise Kohlenwasserstoffe (Propan, Butan, Isobutan) geeignet, die allein oder in Mischung miteinander eingesetzt werden können. Auch Druckluft ist vorteilhaft zu verwenden.
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Die nachfolgenden Beispiele sollen die vorliegende Erfindung verdeutlichen. Prickelnd wirkende Creme (Beispiel 1–2)
INCI-Bezeichnung | Gew.-% | Gew.-% |
Stearinsäure | 2,50 | 2,50 |
Glycerylstearat | 1,00 | 1,00 |
C12-15 Alkylbenzoate | 5,00 | 5,00 |
Caprylsäure/Caprinsäuretriglyceride | 2,50 | 2,50 |
Cetylalcohol | 2,00 | 2,00 |
Stearylalcohol | 2,00 | 2,00 |
Cyclomethicon | 1,00 | 1,00 |
Dicaprylylcarbonat | 2,00 | 2,00 |
Dimethicon | 1,00 | 1,00 |
Glycerin | 5,00 | 5,00 |
Methylparaben | 0,20 | - |
Phenoxyethanol | 0,40 | 0,40 |
Propylparaben | 0,10 | 0,10 |
Na-disulfit | - | 0,15 |
Carbomer | 0,10 | 0,10 |
Natriumpolyacrylate | - | 0,50 |
Na3HEDTA | 0,2 | 0,20 |
Tapiokastärke | 1,50 | 1,50 |
Zingeron | 0,15 | 0,5 |
Parfum | q. s. | q. s. |
Natriumhydroxid | q. s. | q. s. |
Wasser | ad 100 | ad 100 |
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- P. M. Elias, Structure and Function of the Stratum Corneum Permeability Barrier, Drug Dev. Res. 13, 1988, 97–105 [0003]
- Hänsel, Stichler; Pharmakognosie Phytopharmazie, 7. Auflage, Springer-Verlag, S. 617 [0011]