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Die vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung einer an sich bekannten Vorrichtung zur Stosswellentherapie, die einen Therapiekopf zur Erzeugung von akustischen Pulsen aufweist, welche in den menschlichen Körper eingeleitet werden.
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Seit längerer Zeit werden Stosswellen bei der Behandlung von Nieren-, Gallen- und Speichelsteinen erfolgreich eingesetzt. Ebenso ist die Verwendung derartiger Stosswellenquellen in der Orthopädie z. B. bei verzögerter Knochenbruchheilung, bei Schulterverkalkungen, Fersenspornen und Sehenansatzentzündungen bekannt. Stosswellen werden auch in der Wundheilung, zur Regenerierung von Gewebe und zur Durchblutungsverbesserung von ischämischen Gewebezuständen und zur Bildung von neuen Blutgefällen eingesetzt (
WO 2005/075020 ), zur Behandlung von Cellulite (
DE 19721218B4 ), zur Behandlung des Herzmuskels (
EP 0929347 ), zur Förderung der Differenzierung von Stammzellen, zur Stimulierung von Wachstumsfaktoren (VEGF, TGF-β, BMF). Auch wurde eine antibakterielle Wirkung von Stosswellen beschrieben. (
Gerdesmayer L., Ultrasound in Med. & Bio., Vol. 31, No. 1, pp. 115–119, 2005)
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Unterschiedliche Stosswellenquellen verwenden unterschiedliche Erzeugungsprinzipien um einen akustischen Puls abzugeben. So finden elektrohydraulische, elektromagnetische, piezoelektrische und ballistische Systeme Verwendung. Als gemeinsames Merkmal erzeugen diese Stosswellenquellen einen akustischen Puls, der entweder als fokussierte, unfokussierte, planare oder radiale Druckwelle abgegeben wird oder deren Druckwelle mittels einer akustischen Linse oder eines Reflektors zur Stosswelle fokussiert wird, oder der schon mit der Erzeugung die Eigenschaften einer Stosswelle aufweist.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine neue Verwendung für Vorrichtungen akustischer Druckimpulsquellen (Druckschallwellen und Stosswellen) mit oder ohne Fokussierung anzugeben.
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Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe durch die Verwendung einer an und für sich bekannten Druckimpulsquelle, die einen Therapiekopf zur Erzeugung von akustischen Pulsen aufweist, welche in den menschlichen Körper eingeleitet werden, zur Behandlung von Pilzerkrankungen gelöst.
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Aufgabenstellung:
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Verschiedene Erkrankungen der Haut und ihrer Anhangsgebilde (Nägel, Haare) durch Pilze, pilzartige und verwandte Erreger (Dermatomykosen) sind sehr verbreitet. Unterschieden werden dabei die Dermatophyten (Fadenpilze), die pathogenen Hefen (Sproßpilze, Candida genannt) und die Schimmelpilze. Die Dermatophyten benötigen organisch gebundenen Kohlenstoff und wachsen mit fadenartigen Vegetationsorganen, den Hyphen, die ein Geflecht, das Myzel bilden.
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Die Dermatophyten tendieren wie die Pilze auf der Wiese oder im Wald zur kreisförmigen Ausbreitung („Hexenring”). Die strukturelle Ausbreitung der Pilze ist auch unter der Problematik des Biofilms bekannt, also einer vernetzten Organisation von Mikroorganismen, die durch die Filmbildung eine erhöhte Resistenz gegen Medikamente aufweisen. So beispielsweise die erhöhte Antibiotikum-Resistenz der Bakterien im Biofilm (u. a. durch verstärkten horizontalen Gentransfer, Bildung von „Persistern”). Die Sporen sind nur schwer zu bekämpfen und können sich jahrelang lebend erhalten.
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Unterteilt werden die Dermatophyten in Trichophyton, Epidermophyton und Mikrosporum. Die Trichophyten haben die weiteste Anpassungsmöglichkeit und rufen Mykosen am behaarten Kopf, in der Bartregion, zwischen den Zehen, auf der Fußsohle und in den Fingernägeln hervor. Das Epidermophyton dagegen kommt fast nur am Fuß, in den Leisten, den Achseln und in den Nägeln vor und befällt fast nie das Haar. Die Mikrosporumarten befallen das Kopfhaar, den behaarten Kopf und die Körperhaut, selten treten sie in den Nägeln und in Hautfalten auf.
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Die durch Pilze hervorgerufene Erkrankungen der Haut, die Dermatomykosen werden unter dem Aspekt der von ihnen erzeugten klinischen Veränderungen – wie folgt – differenziert:
- 1. Oberflächliche Formen mit geringer entzündlicher Reaktion
- a. Tinea (Fadenpilzerkrankung; Pityriasis versicolor)
- b. Mikrosporien (zum Teil Formen mit erheblicher entzündlicher Reaktion)
- 2. Formen mit stärkerer entzündlicher Reaktion
- a. Tinea corporis
- b. Tinea pedis
- c. Tinea inguinalis und axillaris (Übergangsformen zu tiefreichender entzündlicher Reaktion sind möglich).
- 3. Formen auch mit tiefreichender entzündlicher Reaktion
- a. Trichophytia barbae
- b. Trichophytia capillitii
- c. Tirchophytia der lanugobehaarten Haut (oberflächliche und tiefe Formen)
- 4. Nagelmykosen
- 5. Candidainfektionen
- 6. Schimmelpilzerkrankungen
- 7. Systemische Mykosen
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Die derzeit bekannte Therapie richtet sich nach der Lokalisation der Erkrankung, entweder lokal oder systemisch. Die erfindungsgemäße Behandlung von Pilzerkrankungen ist für alle oben genannten Mykosen anwendbar, die sich lokal an der Körperoberfläche manifestieren. Ausgeschlossen sind deshalb Schimmelpilzerkrankungen und systemische Mykosen. Die Erfindung stellt eine Alternative und/oder Ergänzung zur pharmakologischen Behandlung dar, wann immer der Pilz für die Behandlung mit Stosswellen nahe der Körperoberfläche zugänglich ist.
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Ausführungsbeispiel
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Am Beispiel der Behandlung von Nagelmykosen kann die erfindungsgemäße Verwendung von Druckschallwellen exemplarisch beschrieben werden. Die Therapie der Nagelmykose erfolgt nach dem heutigen Stand der medizinischen Wissenschaft z. B. durch die Extraktion oder Abfeilen des Nagels und/oder der lokalen oder systemischen Gabe eines Fungizids über einen langen Zeitraum (6 – 9/12 Monate). Ist die lokale Anwendung eines Fungizids über einen längeren Zeitraum unwirksam, kommt als ultima ratio nur noch die systemische Gabe eines Fungizids – wiederum über 6–9/12 Monate – in Frage. Hierbei muss eine regelmäßige Kontrolle über einen Arzt gewährleistet sein, da sämtliche Medikamente bei längerer Einnahme die Leber- und Nierenfunktion beeinflussen können. Ebenfalls sind Nebenwirkungen wie Reaktionen des Muskel- und Skelettsystems (Myalgien, Arthralgien) und allergische Hautreaktionen (auch an der Schleimhaut) häufig. Für Kinder und schwangere Frauen sind sämtliche systemischen Medikamente entweder unerforscht oder ungeeignet. Ebenfalls können bei Patienten mit Zeichen einer ventrikulären Dysfunktion wie dekompensierter Herzinsuffizienz oder anamnestisch bekannter Herzinsuffizienz (außer bei lebensbedrohlichen Infektionen) nicht verordnet werden. Die Nebenwirkungen führen dazu dass die Patienten meist über Jahre unter der Erkrankung leiden ohne dass eine alternative Therapie bekannt war.
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Die erfindungsgemäße Verwendung von Impulsquellen, welche akustische Druckwellen in das erkrankte Gewebe abgeben, führt zur Ausheilung der Nagelmykosen ohne die genannten Nebenwirkungen. Die Schallimpulse weisen einen fungiziden Effekt auf und Bewirken das Absterben der Pilzkolonien. Die Pilze selbst, als auch deren vernetzte Struktur, werden durch die Stosswellen wellen vorteilhaft reduziert, so dass der Körper über die eigene Abwehr die Infektion ausheilen kann. Insbesondere wurde gefunden, dass sich durch Schallwellen die Verkettung der Pilze reduziert, die einen Biofilm gebildet hatten und hierdurch für die Medikamente schwer zugänglich waren. Durch die Applikation von Stosswellen wird die patogene, toxische Wirkung der als Biofilm ausgebildeten Mykose derart reduziert, dass sie die Immunantwort des Körpers nicht mehr übersteigt und hierdurch eine Heilung eintritt. Bei zusätzlicher Gabe eines lokalen Fungizids wird die Wirksamkeit des Medikaments durch die Schwächung des Biofilms lokal erhöht, so dass bei Kombination beider Therapien die Dosis reduziert oder die Dauer der Medikation verkürzt werden kann. Die Gabe des lokalen Fungizids kann auch über eine Beimischung des Fungizids im Koppelmedium erfolgen.
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Die Behandlung der Trichophytia barbae oder Tinea inguinalis erfolgt entsprechend der betroffenen Fläche. Die Stosswellen werden durch Bestreichen der befallenen Stellen mit der Maßgabe behandelt, dass die Anzahl der erforderlichen Impulse proportional zur Fläche ansteigt.
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Es erweist sich des Weiteren als vorteilhaft, dass die durch Druckwellen ausgelöste Steigerung des Stoffwechsels und der Durchblutung sich unterstützend für die körpereigene Abwehr gegen die Pilze auswirkt. Auch die bekannte Stimulierung von Wachstumsfaktoren wirkt sich vorteilhaft auf die Regenerierung des erkrankten Gewebes aus.
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Ausreichend und vorteilhaft für die erfindungsgemäss vorgeschlagene Verwendung ist der Einsatz einer fokussierten elektrohydraulischen, elektromagnetischen oder piezoelektrischen Impulsschallquelle, die Stosswellen mit einer Energieflussdichte von 0,02 bis 0,15 mJ/mm2 abgibt. Eine vorteilhafte Anzahl der Impulse liegt je nach Größe der zu behandelnden Fläche zwischen 200 und 400 Impulsen je cm2 Oberfläche.
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In einer weiteren Ausführungsform werden unfokussierte Impulsschallquellen eingesetzt, deren akustische Pulse nicht zwingend die physikalische Qualität von Stosswellen verfügen müssen, die jedoch so energiereich sind, dass die Energieflussdichte im Bereich von 0,01 bis 0,08 mJ/mm2 erreicht wird. Eine vorteilhafte Anzahl der Impulse liegt je nach Größe der zu behandelnden Fläche zwischen 400 und 800 Impulsen je cm2 Oberfläche.
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Vorteilhafte Ausführungsform des Applikators zur Behandlung von Pilzerkrankungen ist ein im Vergleich zu den herkömmlich bekannten Applikatoren von Stosswellensystemen ein besonders kleiner und leichter Applikator mit einer runden Austrittsöffnung von maximal 20 mm Durchmesser. Die Anwendung in Podologischen Praxen und in der ambulanten Pflege erfordert ein kleines, kompaktes und leichtes Gerät mit weniger als 3 kg Gesamtgewicht und einem kleinen handlichen Applikator. Als vorteilhafte Ausführung sind die Funktionen zur Einstellung der Energieparameter, Frequenz und die Schussauslösung unmittelbar am Applikator untergebracht, so dass als Versorgungseinheit lediglich ein erweiterter Spannungswandler mit Hochspannungserzeugung und Schaltung ohne weitere Bedienfunktionen nötig ist. Die Stosswellenerzeugung kann mittels der bekannten Erzeugungssysteme erfolgen, namentlich der piezoelektrischen, elektromagnetischen oder elektrohydraulischen Erzeugungstechnologie.
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Fallbeispiel:
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1 zeigt die Daumen einer 52 Jahre alten Patientin mit Nagelmykose an beiden Daumen. Die Mykose bestand seit über 2 Jahren und wurde in diesem Zeitraum erfolglos mit lokalen Fungiziden behandelt. Auf beide Daumen wurden 1000 Impulse mit einer Energieflussdichte von 0,06 mJ/mm2 und einer positiven Gesamtenergie von 1,4 mJ bei einer Frequenz von 5 Hz behandelt. Der linke Daumen war 5 Wochen nach der ersten Behandlung bereits geheilt. (2) Der rechte Daumen wurde 6 Wochen nach der ersten Behandlung erneut mit der selben Dosis behandelt und war nach weiteren 8 Wochen ebenfalls vollständig ausgeheilt. (3)
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 2005/075020 [0002]
- DE 19721218 B4 [0002]
- EP 0929347 [0002]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Gerdesmayer L., Ultrasound in Med. & Bio., Vol. 31, No. 1, pp. 115–119, 2005 [0002]