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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Entnahme von Nabelschnurblut sowie Verwendungen dieser Vorrichtung. Die Vorrichtung und das Verfahren können in Kliniken und Entbindungseinrichtungen sowie auch im privaten Bereich bei Hausgeburten zum Einsatz kommen.
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Stand der Technik
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Nach der Geburt eines Kindes wird in vielen Fällen routinemäßig nach der Abnabelung des Kindes Nabelschnurblut entnommen. Diese Entnahme dient in der Regel verschiedenen Zwecken. So kann zum einen die Entnahme geringer Mengen von beispielsweise ein bis fünf Millilitern für Analysezwecke erfolgen. Eine routinemäßig durchgeführte Analyse in der Neugeborenen-Diagnostik ist beispielsweise die Blutgasanalyse von Nabelschnurblut unmittelbar nach der Geburt. Das Nabelschnurblut, welches auch als Plazentarestblut bezeichnet wird, kann jedoch auch für andere Zwecke verwendet werden, beispielsweise zur Blutgruppen- und Antikörperbestimmung, zur Diagnose von Blutgruppenunverträglichkeit oder für andere Diagnosen.
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In jüngerer Zeit hat Nabelschnurblut auch hinsichtlich der Gewinnung von Stammzellen Bedeutung erlangt. Nabelschnurblut ist reich an Stammzellen, welche auf diese Weise gewonnen und beispielsweise eingelagert werden können. Diese Nabelschnurblutstammzellen können später beispielsweise im Rahmen einer Eigentransplantation oder im Rahmen einer Fremdtransplantation therapeutisch genutzt werden.
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Die Entnahme von Nabelschnurblut wird dabei in der Regel derart durchgeführt, dass nach der Abnabelung die Nabelschnur mit einer geeigneten Vorrichtung punktiert wird. Zu diesem Zweck kann beispielsweise durch eine Hebamme, eine Krankenschwester oder einen Arzt eine Entnahmenadel, beispielsweise eine Kanüle, in eine Nabelschnurvene oder Nabelschnurarterie der Nabelschnur eingeführt werden, um dann, beispielsweise mittels einer Spritze, eine Menge an Nabelschnurblut aufzunehmen.
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Eine Schwierigkeit des beschriebenen Verfahrens besteht jedoch in einem hohen Verletzungsrisiko, welches diese Prozedur birgt. So wird in der Regel die Nabelschnur mit einer Hand gehalten, während mit der anderen Hand die Entnahmenadel in die Nabelschnurvene oder die Nabelschnurarterie eingeführt wird. Häufig wird dabei jedoch die Nabelschnur vollständig durchstochen, was zu Stichverletzungen führen kann. Diese sind wiederum mit einem Infektionsrisiko verbunden.
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Aufgabe der Erfindung
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Es daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Gewinnung von Nabelschnurblut anzugeben, mittels derer die Nachteile bekannter Vorrichtungen und Verfahren zumindest weitgehend vermieden werden können. Insbesondere sollen die Vorrichtung und das Verfahren eine sichere Entnahme von Nabelschnurblut ermöglichen.
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Offenbarung der Erfindung
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Diese Aufgabe wird mit der Erfindung mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung, welche einzeln oder in Kombination realisierbar sind, sind in den abhängigen Ansprüchen dargestellt.
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Es wird eine Vorrichtung zur Entnahme von Nabelschnurblut vorgeschlagen. Die Vorrichtung kann insbesondere an einer abgetrennten Nabelschnur, also einer Nabelschnur nach einer Abnabelung, eingesetzt werden. Theoretisch denkbar wäre jedoch auch eine Anwendung vor einer Abnabelung.
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Die Vorrichtung umfasst mindestens eine Fixiervorrichtung, welche eingerichtet ist, um die Nabelschnur zu fixieren. Die Fixiervorrichtung kann beispielsweise eine Fixiereinheit umfassen oder als Fixiereinheit ausgestaltet sein. Auch eine andere Ausgestaltung der Fixiervorrichtung ist möglich. Die Fixierung soll dabei derart erfolgen, dass mindestens ein Abschnitt der fixierten Nabelschnur für eine Entnahmenadel, beispielsweise eine Kanüle, zugänglich ist. Unter einer Fixierung ist dabei ein Zustand zu verstehen, bei welchen sich die Position der Vorrichtung relativ zur fixierten Nabelschnur nicht oder nur noch unwesentlich verändern kann, zumindest unter üblichen, bei dem Entnahmevorgang auftretenden Kräften. Der für die Entnahmenadel zugängliche Abschnitt kann beispielsweise einen Abschnitt von mindestens fünf Millimetern entlang der Nabelschnur umfassen, vorzugsweise einen Abschnitt zwischen fünf und fünfzig Millimeter.
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Die Vorrichtung weist weiterhin mindestens ein Gegenelement auf, welches bei fixierter Nabelschnur hinter der Nabelschnur positioniert ist und eingerichtet ist, um ein Austreten der Entnahmenadel aus der Vorrichtung bei versehentlichem Durchstechen der Nabelschnur zu verhindern. In anderen Worten sorgt das Gegenelement dafür, dass die Entnahmenadel bei Perforation des Abschnitts der Nabelschnur nicht auf der gegenüberliegenden Seite der Nabelschnur aus der Vorrichtung austreten kann, um dort zu Verletzungen beispielsweise des Bedienpersonals zu führen. Das Gegenelement kann dementsprechend mindestens einen harten Körper aufweisen, welcher zumindest bei üblichen, manuellen Kräften, die bei dem Entnahmevorgang auftreten, nicht von der Entnahmenadel perforiert werden kann. Beispielsweise kann das Gegenelement mindestens eine Gegenfläche ausweisen, beispielsweise eine im Bereich des Abschnitts zumindest im Wesentlichen parallel zu dem Abschnitt positionierte Gegenfläche. Unter „im Wesentlichen parallel” kann dabei, neben einer perfekten Parallelität, auch eine leichte Abweichung von der Parallelität verstanden werden, vorzugsweise eine Abweichung um nicht mehr als 20°, insbesondere von nicht mehr als 10°.
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Die Vorrichtung kann insgesamt als einfache, in einer Hand haltbare Vorrichtung ausgestaltet sein, also eine Vorrichtung mit Abmessungen von beispielsweise nicht mehr als hundert Millimetern in jeder Dimension. Die Vorrichtung kann demensprechend insbesondere als Einweg-Vorrichtung ausgestaltet sein. Die Vorrichtung kann beispielsweise ganz oder teilweise aus einem Kunststoffmaterial und/oder ganz oder teilweise aus einem metallischen Material hergestellt sein.
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Zur Ermöglichung des Zugangs zu dem Abschnitt der fixierten Nabelschnur kann die Vorrichtung beispielsweise mindestens ein Entnahmefenster aufweisen, wobei der Abschnitt durch das Entnahmefenster zugänglich ist. Das Entnahmefenster kann von Elementen der Vorrichtung ganz oder teilweise umrahmt sein. Bevorzugt ist eine vollständige Umrahmung des Entnahmefensters durch die Vorrichtung.
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Ist ein derartiges Entnahmefenster vorgesehen, so ist es besonders bevorzugt, wenn das Gegenelement auf einer der Nabelschnur gegenüberliegenden Seite des Entnahmefensters angeordnet ist und mindestens die Fläche des Entnahmefensters überdeckt. In anderen Worten sollen das Gegenelement und das Entnahmefenster derart zueinander dimensioniert sein, dass bei einer Perforation des Abschnitts der Nabelschnur durch das Entnahmefenster hindurch gewährleistet ist, dass die Entnahmenadel das Gegenelement trifft, beispielsweise die Gegenfläche.
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Ist ein Entnahmefenster vorgesehen, so kann dieses Entnahmefenster auch ganz oder teilweise von einem transparenten Element bedeckt sein, insbesondere einer Folie. Diese transparente Element soll eine visuelle Betrachtung der Nabelschnur ermöglichen, beispielsweise um eine Nabelschnurvene und/oder eine Nabelschnurarterie zu erkennen, soll jedoch andererseits einen Spritzschutz gewährleisten, da in vielen Fällen bei einer Nabelschnurblut-Entnahme ein Spritzen von Nabelschnurblut nicht zu vermeiden ist.
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Wie oben dargestellt, um fasst die Vorrichtung mindestens eine Fixiervorrichtung zur Fixierung der Nabelschnur. Diese Fixiervorrichtung kann auf verschiedene Weisen ausgestaltet sein. So kann die Vorrichtung, insbesondere die Fixiervorrichtung, vorzugsweise mindestens eine Klemmvorrichtung zum Fixieren der Nabelschnur aufweisen. Unter einer Klemmvorrichtung ist allgemein eine Vorrichtung zu verstehen, bei welcher die Nabelschnur zwischen zwei Elementen kraftschlüssig gehalten wird. Alternativ oder zusätzlich sind jedoch auch andere Arten der Fixierung möglich, beispielsweise eine formschlüssige Fixierung.
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Die Vorrichtung kann, wie oben dargestellt, insbesondere als tragbare Vorrichtung ausgestaltet sein, also als Vorrichtung, welche mit einer Hand gehalten werden kann. Die Vorrichtung kann insbesondere ein Gehäuse aufweisen. Dieses Gehäuse kann grundsätzlich die Nabelschnur im Bereich des Abschnitts ganz oder teilweise umschließen, kann jedoch auch einfach als Rahmen, als Klemme oder ähnliches ausgestaltet sein. Bevorzugt ist es jedoch, wenn die Nabelschnur in dem Abschnitt zumindest teilweise durch das Gehäuse umschlossen wird. Ist ein Gehäuse vorgesehen, so ist es besonders bevorzugt, wenn dieses mindestens zwei Gehäuseteile umfasst, wobei die Nabelschnur zwischen die Gehäuseteile einbringbar ist. Vor dem Einbringen der Nabelschnur in die Gehäuseteile können die Gehäuseteile entweder vollständig voneinander getrennt sein oder auch lose miteinander verbunden sein, beispielsweise über mindestens ein Scharnier. Sind zwei Gehäuseteile vorgesehen, so kann die Nabelschnur beispielsweise zwischen den Gehäuseteilen durch Klemmung fixierbar sein. Die Gehäuseteile selbst bilden in diesem Fall also die oben beschriebene bevorzugte Klemmvorrichtung oder einen Teil dieser Klemmvorrichtung oder stellen die Klemmvorrichtung bereit.
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Sind zwei oder mehr Gehäuseteile vorgesehen, so kann beispielsweise mindestens eines der Gehäuseteile das Gegenelement bereit stellen und mindestens ein anderes der Gehäuseteile mindestens ein Entnahmefenster, durch welches der Abschnitt der fixierbaren Nabelschnur für die Entnahmenadel zugänglich ist. Bezüglich der möglichen Ausgestaltungen des Entnahmefensters kann auf die obige Beschreibung verwiesen werden.
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Sind zwei oder mehr Gehäuseteile vorgesehen, so ist es besonders bevorzugt, wenn diese über mindestens ein Verbindungselement miteinander verbindbar sind, derart, dass beim Verbinden die Nabelschnur fixiert wird. Dies kann beispielsweise derart erfolgen, dass das Verbindungselement mindestens ein kraftschlüssiges und/oder ein formschlüssiges Verbindungselement umfasst. Das Verbindungselement kann dementsprechend derart eingerichtet sein, dass nach dem Verbinden der mindestens zwei Gehäuseteile diese in ihrer Position relativ zueinander nicht oder nur noch unwesentlich zueinander bewegbar sind. Beispielsweise kann eine Rastverbindung vorgesehen sein. So kann beispielsweise eines der Gehäuseteile einen Rasthaken aufweisen und ein anderes der Gehäuseteile eine entsprechende Rastöffnung oder Rastöse. Derartige Rastverbindungen sind aus dem Stand der Technik grundsätzlich bekannt. Derartige kraftschlüssige und/oder formschlüssige Verbindungselemente können beispielsweise auch mit der oben beschriebenen Scharnierverbindung kombiniert werden. So kann beispielsweise ein Gehäuse mit mindestens zwei Gehäuseteilen vorgesehen sein, welche über ein Scharnier miteinander verbunden sind. Die Nabelschnur ist zwischen diese Gehäuseteile einlegbar, wonach die Gehäuseteile aufeinander geklappt werden können und mittels der kraftschlüssigen und/oder formschlüssigen Verbindung miteinander verbunden werden können. Auf diese Weise kann die Klemmung der Nabelschnur und damit die Fixierung der Nabelschnur bereit gestellt werden. Es wird darauf hingewiesen, dass, alternativ oder zusätzlich zu einer Klemmung der Nabelschnur, allgemein auch eine andere Art der Fixierung der Nabelschnur möglich ist, beispielsweise eine Fixierung, bei welcher Fixierelemente ganz oder teilweise in die Nabelschnur eindringen.
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Wie oben dargestellt, ist es besonders bevorzugt, wenn die Vorrichtung ganz oder teilweise aus einem Kunststoff oder einem Metall hergestellt ist. So kann die Vorrichtung beispielsweise als Spritzgussbauteil hergestellt sein. Dabei können übliche Kunststoffe verwendet werden, beispielsweise thermoplastische Kunststoffe. Auch andere Ausgestaltungen sind jedoch grundsätzlich möglich. Die Kunststoffe sollten daher dabei von ihrer Dimensionierung und/oder ihrer Zähigkeit derart gewählt werden, dass zumindest im Bereich des Gegenelements ein Durchstechen des Gegenelements durch die Entnahmenadel nicht möglich ist oder unter üblichen Bedingungen in jedem Fall unwahrscheinlich ist. Die Vorrichtung kann insbesondere als Einwegvorrichtung ausgestaltet sein. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass die Verbindung der Gehäuseteile nach Verwendung nicht oder nur noch schwer lösbar ist. Die Vorrichtung muss nicht notwendigerweise sterilisiert sein oder sterilisierbar sein, da für die beschriebenen Anwendungen Sterilbedingungen nicht erforderlich sind.
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Neben der oben vorgeschlagenen Vorrichtung in einer oder mehreren der beschriebenen Ausgestaltungen wird weiterhin ein Verfahren zur Gewinnung von Nabelschnurblut aus einer abgetrennten Nabelschnur vorgeschlagen. Unter einer abgetrennten Nabelschnur ist dabei eine Nabelschnur nach der Abnabelung zu verstehen. Grundsätzlich wäre jedoch, wie oben ausgeführt, auch eine Gewinnung von Nabelschnurblut vor der Abnabelung denkbar. Bei dem vorgeschlagenen Verfahren wird eine Vorrichtung in einer oder mehreren der oben beschriebenen Ausgestaltungen verwendet. Die Nabelschnur wird in der Vorrichtung fixiert und mittels einer Entnahmenadel, beispielsweise einer Kanüle, Nabelschnurblut entnommen.
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Weiterhin wird eine Verwendung der Vorrichtung in einer oder mehreren der oben beschriebenen Ausgestaltungen vorgeschlagen, nämlich eine Verwendung der Vorrichtung zur Bereitstellung von Nabelschnurblut für eine Blutgasanalyse oder einer Stammzellengewinnung.
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Die oben beschriebene Vorrichtung, das oben beschriebene Verfahren sowie die Verwendungen weisen gegenüber bekannten Vorrichtungen und Verfahren mehrere Vorteile auf. Insbesondere lassen sich die Nachteile bekannter Verfahren zuverlässig vermeiden. Während bei herkömmlichen Verfahren die Nabelschnur typischerweise mittels zwei Klemmen gehalten wird und die Blutprobe durch Punktion in der Hand haltend mit einer Standardkanüle entnommen wird, einschließlich der beschriebenen Verletzungsgefahr, stellen die oben beschriebene Vorrichtung und das Verfahren eine sichere Halterung für die Nabelschnur und einen Schutz vor einer Nadelstichverletzung bereit. Die Gefahr einer Verletzung bei einer Punktion der zum Teil sehr kleinlumigen Nabelschnur bzw. der kleinlumigen Nabelschnur-Blutgefäße mit der Entnahmenadel wird damit nahezu ausgeschlossen, und es wird eine einfachere Punktion der Nabelschnur ermöglicht. Insbesondere das oben beschriebene Einspannen der Nabelschnur zwischen zwei Gehäuseteile, welche beispielsweise aus Kunststoff hergestellt sein können, ermöglicht zudem eine sehr einfache Handhabung der Vorrichtung. Das bevorzugte Entnahmefenster ermöglicht einen einfachen und sicheren Zugang zu dem zu punktierenden Abschnitt der Nabelschnur zum Zweck einer Punktierung, wobei insbesondere die bevorzugte Ausgestaltung der Verwendung eines Entnahmefensters mit einem transparenten Element, beispielsweise einer Folie, eine saubere und sichere Gewinnung von Nabelschnurblut ermöglicht.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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Weitere Einzelheiten und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von bevorzugten Ausführungsbeispielen, insbesondere in Verbindung mit den Unteransprüchen. Hierbei können die jeweiligen Merkmale für sich alleine oder zu mehreren in Kombination miteinander verwirklicht sein. Die Erfindung ist nicht auf die Ausführungsbeispiele beschränkt. Die Ausführungsbeispiele sind in den Figuren schematisch dargestellt. Gleiche Bezugsziffern bezeichnen dabei gleiche oder funktionsgleiche bzw. hinsichtlich ihrer Funktionen einander entsprechende Elemente.
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Im Einzelnen zeigen:
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1 ein erstes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung;
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2 eine Abwandlung der Vorrichtung gemäß 1 mit nicht vollständig umschlossenem Entnahmefenster; und
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3A und 3B ein weiteres Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung im geöffneten (3A) und geschlossenem (3B) Zustand.
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Ausführungsbeispiel
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In 1 ist ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 110 zur Entnahme von Nabelschnurblut aus einer Nabelschnur 112 dargestellt. Die Entnahme erfolgt dabei mittels einer Entnahmenadel 114, beispielsweise einer Kanüle, welche in 1 symbolisch angedeutet ist.
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Die Vorrichtung 110 umfasst ein Gehäuse 116 mit einem ersten Gehäuseteil 118 und einem zweiten Gehäuseteil 120. Diese Gehäuseteile sind in dem dargestellten Ausführungsbeispiel über ein Scharnier 122 miteinander verbunden, so dass das Gehäuse 116 auf- und zuklappbar ist. 1 zeigt einen zugeklappten Zustand, in welchem die Nabelschnur 112 zwischen die Gehäuseteile 118, 120 eigebracht, bevor das Gehäuse 116 zugeklappt wurde. Das Scharnier 122 kann beispielsweise ein federbeaufschlagtes Scharnier sein, mit einer Scharnierfeder 124, welche die Gehäuseteile 118, 120 in zugeklapptem Zustand hält. Alternativ oder zusätzlich könnten die Gehäuseteile 118, 120 auch auf andere Weise im zugeklappten Zustand gehalten werden, beispielsweise durch eine Rastverbindung oder ähnliches. Die Gehäuseteile 118, 120 wirken also zusammen als Fixiervorrichtung 126, um die Nabelschnur 112 zu fixieren.
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Das Gehäuse 116 weist in dem darstellten Ausführungsbeispiel ein Entnahmefenster 128 auf. Dieses Entnahmefenster 128 kann beispielsweise, wie in 1 dargestellt, rechteckig ausgestaltet sein. Auch andere Ausgestaltungen sind möglich, beispielsweise ovale oder kreisförmige Ausgestaltungen. Das Entnahmefenster ermöglicht, wie in 1 gezeigt, einen Zugang zu einem Abschnitt 130 der Nabelschnur 112, während diese in der Vorrichtung 110 fixiert ist.
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Während das zweite Gehäuseteil 120 in dem dargestellten Ausführungsbeispiel das Entnahmefenster 128 bereitstellt, stellt das gegenüberliegende, erste Gehäuseteil 118 ein Gegenelement 132 in Form einer Gegenfläche 134 bereit. Diese Gegenfläche 134 ist auf der dem Entnahmefenster 128 gegenüberliegenden Seite des zugänglichen Abschnitts 130 angeordnet und ist derart dimensioniert, dass diese mindestens die Fläche des Entnahmefensters 128 aufweist. Hierdurch wird gewährleistet, dass auch bei einem Durchstechen des zugänglichen Abschnitts 130 mit der Entnahmenadel 114 die Entnahmenadel 114 nicht auf der dem Entnahmefenster 128 gegenüberliegenden Seite aus der Vorrichtung 110 austreten und dort beispielsweise eine Hand eines Benutzers verletzen kann.
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Das Entnahmefenster 128 bei der Vorrichtung 110 in 1 kann grundsätzlich eine Breite aufweisen, welche in etwa der Breite der Nabelschnur 112 in fixiertem Zustand entspricht, welche beispielsweise breiter sein kann als der Durchmesser der Nabelschnur 112 im Normalzustand. Die Breite des Entnahmefensters 128 kann diese Breite jedoch grundsätzlich auch überschreiten oder unterschreiten, wobei eine Überschreitung bevorzugt ist. Die Breite sollte vorzugsweise derart gewählt werden, dass in fixiertem Zustand in jedem Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit eines der Blutgefäße 136 der Nabelschnur 112 in dem Entnahmefenster 128 erkennbar ist.
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Die Vorrichtung 110 kann über die in 1 gezeigten Gehäuseteile 118, 120 hinaus weitere Klemmvorrichtungen umfassen. Weiterhin können auch die Gehäuseteile 180 und/oder 120 auf ihrer der Nabelschnur 112 zuweisenden Seite entsprechende Klemmvorrichtungen umfassen, beispielsweise Klemmschienen, gezackte Oberflächen, welche eine bessere Fixierung ermöglichen, Vorsprünge, Aufnahmeflächen zum Positionieren der Nabelschnur oder ähnliches.
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Weiterhin ist in 1 angedeutet, dass das Entnahmefenster 128, welches auch vollständig offen ausgestaltet sein kann, in diesem Ausführungsbeispiel von einem transparenten Element 138 in Form einer Folie 140 bedeckt sein kann. Beispielsweise kann es sich dabei um eine Folie 140 handeln, welche von außen oder von innen auf das zweite Gehäuseteil 120 im Bereich des Entnahmefensters 128 aufgebracht ist, beispielsweise aufgeklebt oder auf andere Weise an diesem zweiten Gehäuseteil 120 fixiert ist, oder auf andere Weise in das Entnahmefenster 128 eingebracht ist, beispielsweise eingespannt ist. Derartige Folien 114 sind aus der Medizintechnik grundsätzlich bekannt, beispielsweise selbstklebende oder nicht-selbstklebende Folien. Ein Beispiel einer derartigen Folie, welche beispielsweise als Kunststofffolie ausgestaltet sein kann, ist ein so genannter Parafilm®, erhältlich bei Brand GmbH & Co. KG im Wertheim, Deutschland. Alternativ oder zusätzlich zu Folien, welche von außen und/innen auf das Gehäuse 116 aufgebracht werden, sind auch Folien 140 denkbar, welche in das Gehäuse 116 eigearbeitet sind und ebenfalls das Entnahmefenster 128 ganz oder teilweise überdecken. So können beispielsweise Folienelemente durch Kunststoffformgebungstechniken in das Gehäuse 116 eingearbeitet werden, beispielsweise durch die Technik des Folienhinterspritzens oder durch Einlegetechniken. Derartige Techniken sind dem Fachmann grundsätzlich bekannt.
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In 1 ist das Entnahmefenster 128 vollständig von einem durch das erste Gehäuseteil 118 oder Teile des ersten Gehäuseteils 118 gebildeten Rahmen umgeben. Dies ist nicht notwendigerweise der Fall. So zeigt 2 eine Abwandlung des Ausführungsbeispiels gemäß 1, bei welcher das Entnahmefenster 128 lediglich teilweise umrahmt ist. So weist in diesem Ausführungsbeispiel das zweite Gehäuseteil 120 zwei Arme 142, welche einen Teil der Fixiervorrichtung 126 bilden und zwischen denen das Entnahmefenster 128 angeordnet ist. Auch in diesem Fall kann das Entnahmefenster 128 wieder ganz oder teilweise von einem transparenten Element 138 überdeckt werden, was in 2 jedoch nicht dargestellt ist.
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In den 3A und 3B ist schließlich ein weiteres Ausführungsbeispiel der Vorrichtung 110 gezeigt, wobei 3A die Vorrichtung 110 im aufgeklappten Zustand und 3B die Vorrichtung 110 im geschlossenen Zustand zeigt. Das Ausführungsbeispiel lässt sich beispielsweise kunststofftechnisch realisieren, beispielsweise als Spritzgussbauteil.
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Wiederum weist die Vorrichtung 110 ein Gehäuse 116 mit zwei Gehäuseteilen 118, 120 auf Diese Gehäuseteile 118, 120 sind wiederum über ein Scharnier 122 miteinander verbunden, welches lediglich in der aufgeklappten Darstellung gemäß 3A erkennbar ist. Hieraus ist erkennbar, dass das Scharnier 122 beispielsweise als Folienscharnier ausgebildet sein kann. Ein derartiges Folienscharnier ist spritzgusstechnisch besonders einfach zu gestalten. Im geschlossenen Zustand, wenn beide Gehäuseteile 118, 120 miteinander verbunden sind, können diese Gehäuseteile 118, 120 beispielsweise über ein oder mehrere Verbindungselemente 144 miteinander verbunden sein. Diese Verbindungselemente 144 sind in dem dargestellten Ausführungsbeispiel in Form von Rasthaken 146 und entsprechenden Rastöffnungen 148 ausgestaltet, welche in 3A erkennbar sind und welche im geschlossenen Zustand gemäß 3B zusammenwirken, um die Gehäuseteile 118, 120 gegeneinander zu fixieren.
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Das Gehäuse 116 ist im geschlossenen Zustand gemäß 3B im dargestellten Ausführungsbeispiel exemplarisch im Wesentlichen rechteckig ausgestaltet. Auch andere Formen sich jedoch möglich. Im geöffneten Zustand gemäß 3A ist erkennbar, dass die Gehäuseteile 118, 120 jeweils derart geformt sein können, dass diese die Aufnahme der in den 3A und 3B nicht dargestellten Nabelschnur erleichtern. So können eines oder beides der Gehäuseteile 118, 120, wie in 3A erkennbar, beispielsweise Aufnahmenuten 150 aufweisen und/oder Aufnahmeschienen, in welche die Nabelschnur 112 eingelegt werden kann. Wiederum wirken die Gehäuseteile 118, 120 gemeinsam als Fixiervorrichtung 126, da die Nabelschnur zwischen die Gehäuseteile 18, 120 einklemmbar sind. Um eine Klemmung zu verbessern, können eines oder beides der Gehäuseteile 118, 120 weitere Klemmvorrichtungen umfassen. So umfasst in dem in 3A gezeigten Ausführungsbeispiel das erste Gehäuseteil 118 im Bereich der Aufnahmenut 150 optional Klemmvorsprünge 152, welche eine Klemmung und damit eine Fixierung der Nabelschnur 112 verbessern können. Diese Klemmvorsprünge 152 sind in dem dargestellten Ausführungsbeispiel glatt ausgeführt. Alternativ oder zusätzlich sind jedoch auch nicht-glatte Ausgestaltungen denkbar, beispielsweise gezackte Ausgestaltungen oder ähnliches.
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Das Gehäuse 116 ist, wie in 3B erkennbar ist, vorzugsweise derart ausgestaltet, dass dieses einen zugänglichen Abschnitt 130 (in den Figuren nicht dargestellt) der Nabelschnur 112 im geschlossen Zustand vollständig umschließt. Der zugängliche Abschnitt 130 ist vollständig im inneren des Gehäuses 116 angeordnet, und die Nabelschnur 112 wird durch Öffnungen 154 an gegenüberliegenden Seiten des Gehäuses 116 hinein und wieder hinaus geführt. Der Abschnitt 130, aus welchem das Nabelschnurblut entnommen werden soll, ist wiederum über ein Entnahmefenster 128, welches in dem zweiten Gehäuseteil 120 ausgebildet ist, zugänglich. Das Entnahmefenster 128 ist dabei in dem gezeigten Ausführungsbeispiel exemplarisch oval dargestellt. Auch andere Formen sind jedoch möglich. Das Entnahmefenster 128 kann beispielsweise wiederum ganz oder teilweise durch ein in den 3A und 3B nicht gezeigtes transparentes Element 138 bedeckt werden, welches beispielsweise bereits Bestandteil des Gehäuses 116 sein kann oder auch erst später auf das Gehäuse 116 aufgebracht werden kann.
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Weiterhin ist wiederum auf der dem Entnahmefenster 128 im geschlossenen Zustand des Gehäuses gegenüberliegenden Seite im ersten Gehäuseteil 118 ein Gegenelement 132 in Form einer Gegenfläche 134 ausgebildet. Diese Gegenfläche 134 ist in diesem Fall einfach die Wand des ersten Gehäuseteils 118 im Bereich der Aufnahmenut 150. Die Wand ist vorzugsweise derart ausgestaltet, dass eine in den Figuren nicht dargestellte Entnahmenadel 114 diese bei einem Entnahmevorgang unter üblichen Bedingungen nicht durchdringen kann.
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Weitere in den 3A und 3B exemplarisch gezeigte Einzelheiten des Gehäuses 116 sind lediglich beispielhaft zu verstehen und können zum Beispiel einer besseren Entformung bei einem Kunststoffformgebungsvorgang (beispielsweise einem Spritzgussvorgang), einer Materialeinsparung, einer Gewichtseinsparung, einer Erhöhung der Stabilität des Gehäuses 116 oder ähnlichen Funktionen dienen. Auf diese Weise lasst sich ein einfach und kostengünstig herstellbares Gehäuse 116 erzeugen, welches beispielsweise als Einweg-Bauteil ausgestaltet sein kann. Beziehungsweise können für dieses Gehäuse 116 übliche Kunststoffe verwendet werden, wie zum Beispiel Polyethylen, Polypropylen oder ähnliche, vorzugsweise kostengünstig erhältliche thermoplastische Materialen. Grundsätzlich ist jedoch auch eine Verwendung anderer Materialien möglich.
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Zur Entnahme von Nabelschnurblut aus einer abgenabelten Nabelschnur 112 wird die Nabelschnur 112 beispielsweise in die Aufnahmenut 150 eines der Gehäuseteile 118, 120 eingelegt, während sich das Gehäuse 116 beispielsweise in dem in 3A gezeigten, aufgeklappten Zustand befindet. Anschließend werden die Gehäuseteile 118, 120 aufeinander geklappt, wobei die Nabelschnur zwischen den Gehäuseteilen 118, 120 eingeklemmt und damit fixiert wird. Die Gehäuseteile 118, 120 sind dann an einer Seite durch das Scharnier 122 und an einer gegenüberliegenden Seite durch die Rastverbindung der Verbindungselemente 144 miteinander verbunden, so dass eine sichere Fixierung der Nabelschnur entsteht. Anschließend kann durch das Entnahmefenster 128 und optional durch das transparente Element 138 eine Entnahme der Nabenschnur aus einem oder mehreren der Blutgefäße 136 der Nabelschnur 112 in üblicherweise erfolgen. Nach erfolgter Nabelschnurblut-Entnahme kann die Vorrichtung 110 mit der Nabelschnur 112 entsorgt werden (beispielsweise bei unlösbarer Rastverbindung) oder die Vorrichtung 110 kann wieder von der Nabelschnur 112 getrennt werden. Zu diesem Zweck können die Verbindungselemente 144 beispielsweise als lösbare Verbindungselemente 144 ausgestaltet sein, beispielsweise indem die Rastverbindung gemäß den 3A und 3B als lösbare Rastverbindung ausgestaltet ist. Allgemein lässt sich mit der Vorrichtung gemäß den 3A und 3B somit eine sichere und schnelle Entnahme von Nabelschnurblut gewährleisten.
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Allgemein wird darauf hingewiesen, dass die Ausführungsbeispiele in den 1 bis 3B lediglich eine Realisierungsform der Erfindung zeigen. Insbesondere wurde die Vorrichtung 110 als einteilige Vorrichtung gezeigt, da in den Ausführungsbeispielen die Gehäuseteile 118, 120 als zusammenhängende Gehäuseteile 118, 120 ausgestaltet sind, welche über das Scharnier 122 miteinander verbunden sind. Dies ist jedoch nicht notwendigerweise der Fall. So könnte das Ausführungsbeispiel in den 3A und 3B beispielsweise auch derart realisiert werden, dass das Scharnier 122 durch weitere Rasthaken 146 und Rastöffnungen 148 ersetzt wird und/oder andere Verbindungselemente 144, wobei die Gehäuseteile 118, 120 als voneinander getrennte Gehäuseteile ausgebildet sind. Erst nach dem Einfügen der Nabelschnur 112 in eines der Gehäuseteile 118, 120 kann dann beispielsweise das verbindende Gehäuseteil 118, 120 und damit die Fixierung der Nabelschnur 112 erfolgen. Bevorzugt ist jedoch aufgrund der einfacheren Handhabung die in den Figuren gezeigte Ausgestaltung, bei welcher die Gehäuseteile 118, 120 zusammenhängend ausgebildet sind.
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Bezugszeichenliste
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- 110
- Vorrichtung zur Entnahme von Nabelschnurblut
- 112
- Nabelschnur
- 114
- Entnahmenadel
- 116
- Gehäuse
- 118
- Erstes Gehäuse
- 120
- Zweites Gehäuse
- 122
- Scharnier
- 124
- Scharnierfeder
- 126
- Fixiervorrichtung
- 128
- Entnahmefenster
- 130
- Zugänglicher Abschnitt
- 132
- Gegenelement
- 134
- Gegenfläche
- 136
- Blutgefäße
- 138
- Transparentes Element
- 140
- Folie
- 142
- Arme
- 144
- Verbindungselemente
- 146
- Rasthaken
- 148
- Rastöffnungen
- 150
- Aufnahmenut
- 152
- Klemmvorsprünge
- 154
- Öffnungen