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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines Lenkmoments
bei einem Lenksystem in einem Fahrzeug, wobei das Lenkmoment in
Abhängigkeit
von einer aktuellen Fahrsituation beeinflusst wird.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Steuergerät zum Steuern und/oder Regeln
einer Lenkvorrichtung in einem Fahrzeug, wobei das Steuergerät eine Funktionalität zur Realisierung
eines stationären Lenkmoments
umfasst.
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Die
Erfindung betrifft ferner ein Computerprogramm, das auf einem Steuergerät zur Steuerung und/oder
Regelung einer Lenkvorrichtung, insbesondere auf einem Mikroprozessor
in dem Steuergerät, ablauffähig ist.
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Bei
modernen Lenksystemen, beispielsweise elektrischen Servolenkungen
oder so genannten Steer-by-Wire(SbW)-Lenksystemen, ist eine unabhängige Vorgabe
eines Lenkmoments möglich.
Dieser Freiheitsgrad wird benutzt, um fahrzustandsabhängig eine
Gestaltung des Lenkmoments anzupassen. Bei einem bestehenden Lenksystem
wird das Lenkmoment derart bestimmt, dass dieses über den gesamten
Arbeitsbereich des Fahrzeuges ein der an der Zahnstange anliegenden
Kraft proportionales Moment darstellt. Somit kann dem Fahrer ein
der aktuellen Fahrsituation entsprechendes Fahrgefühl vermittelt
werden, ähnlich
dem, das aus herkömmlichen Servolenkungen
bekannt ist. Außerdem
wird in Abhängigkeit
von einem von dem Fahrer aufgebrachten Handmoment mittels des Lenkmoments
eine Momentenunterstützung
bereitgestellt.
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Zur
Bestimmung des der Zahnstangenkraft proportionalen Lenkmoments kann
beispielsweise auf eine gemessene oder geschätzte Zahnstangenkraft zurückgegriffen
werden. Die Zahnstangenkraft kann auch mittels eines modellbasierten
Ansatzes auf Grundlage einer aktuellen Querbeschleunigung und/oder
einer aktuellen Gier-Rate bestimmt werden.
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Wird
mit dem Fahrzeug eine Kurve durchfahren, so liegt stets ein so genanntes
stationäres
Lenkkraftniveau an, welches durch den Fahrer gehalten werden muss.
Dies bedeutet, dass der Fahrer ein dem stationären Lenkkraftniveau entgegengesetztes Handmoment
aufbringen muss. Damit wird erreicht, das sich das Lenkrad selbsttätig zurückstellt,
wenn es von dem Fahrer losgelassen wird. Bei aktuellen Lenksystemen
ist das Lenkkraftniveau zusätzlich
in Abhängigkeit
von der Fahrzeuggeschwindigkeit bestimmt. Dadurch wird bei hohen
Geschwindigkeiten ein hohes Lenkkraftniveau erreicht.
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Bei
Fahrten auf Schnellstraßen,
beispielsweise auf Autobahnen oder mehrspurigen Bundesstraßen, wird
dies jedoch als unkomfortabel empfunden. Gerade auf Schnellstraßen sind
die Kurvenradien der Straßen
relativ groß,
um auch bei höheren
Geschwindigkeiten ein Durchfahren der Kurve mit relativ niedrigen
Querbeschleunigungen zu ermöglichen. Das
Durchfahren der Kurve benötigt
dabei häufig eine
verhältnismäßig lange
Zeit. Bei einer derartig quasi-stationären Kurvenfahrt muss der Fahrer
deshalb über
diesen relativ langen Zeitraum das hohe Lenkmoment abstützen, ohne
hierbei eine vorteilhaft auswertbare Information durch das hohe
Lenkradniveau zu erhalten.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, ein Lenksystem zur Verfügung zu stellen, das ein komfortableres und
ermüdungsfreieres
Lenken des Fahrzeugs ermöglicht.
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Die
Aufgabe wird durch ein Verfahren der eingangs genannten Art dadurch
gelöst,
dass geprüft wird,
ob ein stationärer
Fahrzustand vorliegt. Ist dies der Fall, so wird eine aktuelle Fahrsituation
ermittelt. Die aktuelle Fahrsituation umfasst beispielsweise eine
aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit, ein aktueller Lenkwinkel, eine
aktuelle Querbeschleunigung, eine Gierrate, ein aktuelles Lenkmoment,
eine aktuelle Lenkbeschleunigung, eine aktuelle Lenkwinkelgeschwindigkeit
und/oder eine mehr oder weniger fein untergliederte Information über die
Art der Straße, auf
der sich das Fahrzeug befindet. Selbstverständlich können ebensogut weitere Größen und/oder
andere Größen, die
mit den vorgenannten Größen korrespondieren,
herangezogen werden, Die aktuelle Fahrsituation kann angeben, ob
sich das Fahrzeug aktuell innerhalb einer Ortschaft oder auf einer Schnellstraße bewegt.
In einer anderen Ausführungsform
könnte
ferner unterschieden werden, ob sich das Fahrzeug auf einer Autobahn,
auf einer mehrspurigen Schnellstraße, auf einer Bundesstraße, einer
einspurigen Landstraße,
auf einer mehrspurigen Durchgangsstraße, in einer Stadt, in einem Wohngebiet
oder in einem Industriegebiet befindet. Vorzugsweise umfasst die
aktuelle Fahrsituation Informationen über eine oder mehrere der folgenden Größen:
- – eine
aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit,
- – ein
Geschwindigkeitsbereich, innerhalb dessen sich die Fahrzeuggeschwindigkeit
aktuell befindet,
- – eine
Querbeschleunigung,
- – ein
Lenkmoment,
- – eine
Lenkwinkelgeschwindigkeit,
- – eine
Lenkbeschleunigung,
- – ein
Querbeschleunigungsbereich, innerhalb dessen sich die Querbeschleunigung
aktuell befindet,
- – eine
Gierrate,
- – ein
Lenkwinkel,
- – ein
Aktivierungszustand eines Fahrassistenzsystems, beispielsweise eines
Tempomaten oder eines ESPs.
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Die
oben angegebenen Informationen sind beispielhaft zu verstehen. Sie
können
einzeln oder in geeigneter Kombination zur Beschreibung der aktuellen
Fahrsituation herangezogen werden. Insbesondere können ergänzend oder
alternativ weitere Größen für die Beschreibung
der aktuellen Fahrsituation herangezogen werden. Selbstverständlich können auch
mit oben genannten Größen korrespondierende Größen für die Beschreibung
der Fahrsituation herangezogen werden.
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Die
einzelnen in die Fahrsituation einfließenden Größen können in bekannter Weise, beispielsweise
durch geeignete Sensoren erfasst werden. Ferner kann bei Vorliegen
einzelner Informationen auf aktuelle Werte anderer Größen geschlossen
werden. Beispielsweise kann die Straßenart durch Auswerten eines
GPS-Signals und/oder mittels geeigneter Informationen aus einem
Navigationsgerät
ermittelt werden. Alternativ oder ergänzend kann aber auch eine aktuelle
Querbeschleunigung, ein aktueller Lenkwinkel und/oder eine aktuelle
Geschwindigkeit ausgewertet werden. Beispielsweise kann aus einem geringen
Lenkwinkel und einer hohen Querbeschleunigung geschlossen werden,
dass sich das Fahrzeug mit relativ hoher Geschwindigkeit in einer
Kurve bewegt und es kann ferner darauf geschlossen werden, dass
sich das Fahrzeug auf einer Schnellstraße befindet. Auch aus dem Aktivierungszustand
eines Tempomaten kann auf die Straßenart geschlossen werden.
Ist der Tempomat aktiviert, so kann beispielsweise davon ausgegangen
werden, dass sich das Fahrzeug auf einer Schnellstraße außerhalb
einer Ortschaft befindet. Selbstverständlich können mehrere Größen kombiniert
werden, um einen aktuellen Wert einer weiteren von der Fahrsituation
umfassten Größe zu plausibilisieren.
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Erfindungsgemäß wird das
stationäre
Lenkmoment verändert,
falls ein stationäres
Lenkmoment vorliegt und für
die aktuelle Fahrsituation eine Veränderung des Lenkmoments vorgesehen
ist. Eine Veränderung
und insbesondere ein Reduzieren des stationären Lenkmoments kann beispielsweise
nur für eine
Fahrsituation vorgesehen sein, in der sich das Fahrzeug auf einer
Schnellstraße
befindet. Oder in einer anderen Ausführungsform könnte vorgesehen sein,
dass ein Reduzieren des stationären
Lenkmoments nur dann erfolgt, wenn das Fahrzeug außerhalb
geschlossener Ortschaften bewegt wird. Gemäß wieder einer anderen Ausführungsform
kann vorgesehen sein, dass das Fahrzeug eine vorgegebene Mindestgeschwindigkeit überschreiten
muss und sich die Querbeschleunigung innerhalb vorgegebener Grenzen
befinden muss. Eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten und Kombinationen
hiervon sind vorstellbar und können
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
leicht appliziert werden.
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Gemäß einer
vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens wird das Lenkmoment nur
dann reduziert, wenn sich das Fahrzeug aktuell in einem stabilen Fahrzustand
befindet. Hierzu kann beispielsweise geprüft werden, ob
ein Antiblockiersystem
aktiv ist, das Fahrzeug untersteuert, das Fahrzeug übersteuert
und/oder
ein Schwimmwinkel einen vorgebbaren Schwellwert überschreitet.
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Gemäß einer
beispielhaften Ausführungsform
wird das Lenkmoment automatisch reduziert, wenn die aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit
einen ersten Schwellwert überschreitet
und die aktuelle Querbeschleunigung einen zweiten Schwellwert unterschreitet.
Wird das Fahrzeug beispielsweise auf einer Schnellstraße bewegt,
so kann dies anhand der aktuellen Fahrzeuggeschwindigkeit erkannt
werden. Der Schwellwert kann beispielsweise als 80 km/h, als 100
km/h oder als 120 km/h vorgegeben werden. Selbstverständlich kann
hierbei jeder andere Wert vorgegeben werden, der sinnvoll erscheint,
das Fahren auf einer Schnellstraße zu erkennen. Es wird dann
geprüft,
ob die aktuelle Querbeschleunigung unterhalb des zweiten Schwellwertes
ist. Hierbei ist der Schwellwert derart vorgegeben, dass dieser
einem Übergang
in einen instabilen Zustand des Fahrzeugs entspricht. In einer Situation,
in der das Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit bewegt wird, die oberhalb
des ersten Schwellewertes liegt und die aktuelle Querbeschleunigung
dennoch unterhalb des zweiten Schwellwertes liegt, wird geschlossen,
dass das Fahrzeug sich auf einer Schnellstraße befindet und es wird das
Lenkmoment reduziert, so dass die von dem Fahrer zur Abstützung dieses
Lenkmoments aufzubringende Kraft reduziert wird.
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Vorzugsweise
wird das Lenkmoment auf Null oder nahezu Null reduziert. Ein relativ
kleines Lenkmoment kann deshalb sinnvollerweise auch in dem reduzierten
Betrieb vorgegeben werden, um dem Fahrer gerade die notwendige Information
darüber zu
geben, dass aktuell eine Kurve befahren wird.
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In
der zuvor genannten Ausführungsform kann
vorgesehen sein, dass der erste Schwellwert und der zweite Schwellwert
nicht explizit bestimmt werden, sondern es wird ein Quotient aus
der aktuellen Fahrzeuggeschwindigkeit und der aktuellen Querbeschleunigung
bestimmt, wobei der Wert des Lenkmoments dann auf einen bestimmbaren
Wert reduziert wird, wenn der Quotient einen vorgebbaren Schwellwert überschreitet.
Vorzugsweise wird hierbei das Lenkmoment in Abhängigkeit von dem aktuellen Wert
des Quotienten gebildet. Damit ist es möglich, zumindest abschnittsweise
kontinuierlich das Lenkkraftniveau an die aktuelle Querbeschleunigung
und die aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit anzupassen. Grundsätzlich sind
die Schwellwerte und/oder der Quotient derart gewählt, dass spätestens
bei grenzwertigen Querbeschleunigungen, wenn also ein sicheres Durchfahren
einer Kurve nicht mehr gewährleistet
ist, ein haptisches Feedback generiert wird, um das Einstellen des
stationären
Lenkwinkels zu unterstützen.
In diesem Fall liegt kein stabiler Fahrzustand vor und es soll folglich
keine Reduzierung des Lenkmoments erfolgen. Hängt das stationäre Lenkmoment
von dem Quotienten ab, so kann besonders einfach ein gleitender Übergang
von einem Betrieb des Lenksystems mit reduziertem Lenkmoment zu einem
Betrieb des Lenksystems mit nicht reduziertem Lenkmoment erreicht
werden.
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Vorzugsweise
wird das Lenkmoment zusätzlich
in Abhängigkeit
von einer aktuellen Lenkradwinkelgeschwindigkeit bestimmt. Entspricht
bei dem Durchfahren einer Kurve die Lenkradwinkelgeschwindigkeit
ungefähr
dem Wert Null, so wird darauf geschlossen, dass das Fahrzeug aktuell
in einer quasi-stationären
Kurvenfahrt bewegt wird. Erfindungsgemäß wird nun das Lenkmoment,
das in diesem Fahrzustand auch als stationäres Lenkmoment bezeichnet wird,
zu Null oder nahe Null reduziert. Überschreitet die aktuelle Lenkradwinkelgeschwindigkeit einen
vorgegebenen Wert, so wird das stationäre Lenkmoment wieder erhöht beziehungsweise
die als Zusatzfunktion realisierbare erfindungsgemäße Funktionalität, die das
Reduzieren des Lenkmoments bewirkt hat, wieder deaktiviert. Insbesondere
kann das Lenkmoment kontinuierlich in Abhängigkeit von der aktuellen
Lenkradwinkelgeschwindigkeit bestimmt werden. Dies bedeutet, dass
kleinere Korrekturen, bei denen das Lenkrad nur langsam bewegt wird,
möglich
sind, ohne ein hohes Lenkmoment bzw. in dem obigen Beispiel ohne
ein hohes stationäres Lenkmoment
zu erzeugen.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
kann die durch das erfindungsgemäße Verfahren
realisierte Funktionalität
der situationsabhängigen
Reduzierung des Lenkmoments durch den Fahrer aktiviert und/oder
deaktiviert werden. Ferner ist es vorstellbar, dass der Fahrer über ein
geeignetes Eingabemittel, beispielsweise ein Konfigurationsmenu
und/oder geeignete Steller vorgibt, auf welchen Wert das Lenkmoment
reduziert werden soll, um welchen Betrag reduziert werden soll oder
in welchen Fahrsituationen kein Reduzieren des Lenkmoments erfolgen
soll. Hier sind eine Vielzahl von Konfigurationsmöglichkeiten
denkbar, die entweder vom Fahrer oder beim Applizieren des Verfahrens
auf einem Steuergerät
bzw. in einem Lenksystem vorgebbar bzw. einstellbar sind.
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Die
Aufgabe wird ferner durch ein Steuergerät der eingangs genannten Art
dadurch gelöst,
dass in dem Steuergerät
Funktionselemente zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ausgebildet sind, wobei die Funktionselemente beispielsweise durch
geeignete Programmierung realisiert sind.
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Von
besonderer Bedeutung ist die Realisierung des erfindungsgemäßen Verfahrens
in Form eines Computerprogramms, das auf einem Steuergerät zur Steuerung/Regelung
einer Lenkung in einem Fahrzeug und insbesondere auf einem Mikroprozessor
in dem Steuergerät
ablauffähig
ist und zur Ausführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
programmiert ist. In diesem Fall wird also die Erfindung durch das
Computerprogramm realisiert, so dass dieses Computerprogramm in
gleicher Weise die Erfindung darstellt wie das Verfahren, zu dessen
Ausführung
das Computerprogramm programmiert ist. Das Computerprogramm ist
vorzugsweise auf einem Speicherelement abgespeichert. Als Speicherelement
kann insbesondere ein optisches, elektrisches oder magnetisches
Speichermedium zur Anwendung kommen, beispielsweise eine Digital
Versatile Disc, eine Festplatte, ein Random-Access-Speicher, ein Read-Only-Speicher oder
ein Flash-Speicher.
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Weitere
Merkmale, Anwendungsmöglichkeiten
und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen
der Erfindung, die anhand der Zeichnungen erläutert werden.
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Es
zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung eines Lenksystems in einem Fahrzeug mit
einem erfindungsgemäßen Steuergerät;
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2 eine
schematische Darstellung einzelner Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens
gemäß einem
ersten Ausführungsbeispiel und
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3 eine
schematische Darstellung einzelner Verfahrensschritte des erfindungsgemäßen Verfahrens
gemäß einem
ersten Ausführungsbeispiel.
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In 1 ist
ein Lenksystem 1 dargestellt, das eine Lenkvorrichtung 2 und
ein Steuergerät 3 umfasst.
In dem Steuergerät 3 ist
ein Mikroprozessor 4 angeordnet, der über eine Datenleitung, beispielsweise
ein Bussystem, mit einem Speicherelement 5 verbunden ist.
In dem Speicherelement 5 sind Speicherbereiche ausgebildet,
in denen gemäß einer Ausführungsform
ein erster Schwellwert 24 und ein zweiter Schwellwert 25 abgespeichert
sind. Alternativ hierzu könnte
lediglich ein dritter Schwellwert 26 abgespeichert sein,
der einem Quotienten der Schwellwerte 24 und 25 entspricht,
wobei die Schwellwerte 24 und 25 dann nicht explizit
in dem Steuergerät
zur Verfügung
stehen müssen.
In einer anderen Ausführungsform
kann funktional bestimmt werden, ob und um welchen Betrag das Lenkmoment
reduziert wird. In diesem Fall wäre
das Abspeichern von Schwellwerten nicht notwendig.
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Über eine
Signalleitung 6 ist das Steuergerät 3 mit einem Momentensteller
verbunden, der beispielsweise als Elektromotor 7 ausgebildet
ist, so dass eine Steuerung des Elektromotors 7 durch das Steuergerät 3 ermöglicht wird.
Der Elektromotor 7 wirkt über ein Getriebe 8 auf
einen Drehstab 9. An dem Drehstab 9 ist ein Lenkmittel,
beispielsweise ein Lenkrad 10, angeordnet.
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Die
Lenkvorrichtung 2 weist ferner ein Lenkgetriebe 11 auf,
das als Zahnstangenlenkgetriebe ausgebildet ist. Das Lenkgetriebe 11 ist über ein
Ritzel 12a und eine Zahnstange 12b auf jeder Fahrzeugseite
mit einem Lenkgestänge 13,
das jeweils mit einem Rad 14 zusammenwirkt, verbunden.
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In 1 ist
ein Geschwindigkeitsvektor dargestellt, der einer aktuellen Fahrzeuggeschwindigkeit 20 entspricht.
Eine Querbeschleunigung 21 ist ebenfalls mittels eines
Vektors dargestellt. Die Fahrzeuggeschwindigkeit 20 und
die Querbeschleunigung 21 können in bekannter Weise mittels
geeigneter Sensoren erfasst und dem Steuergerät 3 zur Verfügung gestellt
werden. In 1 sind ferner ein Lenkwinkel 22 und
eine Lenkradgeschwindigkeit 23 schematisch dargestellt.
Auch diese Werte können
mit geeigneten Sensoren erfasst und dem Steuergerät 3 zur
Verfügung
gestellt werden. Statt der Querbeschleunigung 21, dem Lenkwinkel 22 und
der Lenkradgeschwindigkeit 23 können auch mit diesen korrelierende
Größen erfasst
werden bzw. diese Größen können in
bekannter Weise aus anderen Größen geschätzt werden,
die bereits in dem Steuergerät
vorhanden sind.
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In
dem Steuergerät 3 sind
ein Funktionselement 30 zum Erkennen des Vorliegens einer
stationären
Fahrzustands, ein Funktionselement 31 zum Ermitteln einer
aktuellen Fahrsituation und ein Funktionselement 32 zum
Verändern
des Lenkmoments ausgebildet. Die Funktionselemente sind vorzugsweise
in Software realisiert und in einem Speicherbereich 40 abgespeichert.
Die Funktionselemente sind in geeigneter Weise mit Sensoren und/oder
Aktuatoren verbunden, die ein Erfassen und/oder Auswerten von Eingangswerten
bzw. ein Ansteuern der Lenkvorrichtung zur Reduzierung des Lenkmoments
ermöglichen.
Das Steuergerät 3 und
insbesondere die Funktionseinheit 32 sind beispielsweise
derart ausgestaltet, dass eine Beeinflussung des Lenkmoments durch
eine geeignete Ansteuerung des Elektromotors 7 ermöglicht ist.
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Das
in 1 dargestellte Lenksystem 1 stellt eine
von einer Vielzahl möglicher
Ausführungsformen
von für
die Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
geeigneten Lenksystemen dar. Andere Ausführungsformen können beispielsweise
als so genannte aktive Lenkungen ausgebildet sein und einen oder
mehrere weitere Winkelsteller aufweisen, die beispielsweise über ein
Getriebe mit der Zahnstange 12b zusammenwirken, so dass
eine Beeinflussung des über
das Lenkrad 10 vorgegebenen Lenkwinkels 22 ermöglicht ist.
Insbesondere kann die Lenkung auch als so genannte Kugelumlauflenkung
anstatt einer Zahnstangenlenkung ausgebildet sein.
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In 2 ist
stark schematisiert der Ablauf einer möglichen Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
dargestellt. Das Verfahren beginnt in einem Schritt 100,
beispielsweise dadurch, dass der Fahrer des Fahrzeugs das Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens
durch Betätigung
eines Schalters aktiviert. Die Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann aber auch dadurch beginnen, dass das Fahrzeug gestartet wird.
Insbesondere kann das Verfahren auch automatisch gestartet werden.
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In
einem Schritt 101 wird geprüft, ob ein stationäre Fahrzustand
vorliegt, beispielsweise weil das Fahrzeug sich aktuell in einer
Kurvenfahrt befindet. Wenn dies der Fall ist, wird zu dem Schritt 102 verzweigt
und es wird die aktuelle Fahrsituation ermittelt. Hierzu wird beispielsweise
die Geschwindigkeit erfasst, eine aktuelle Querbeschleunigung ermittelt
und der Aktivierungszustand eines oder mehrerer Fahrassistenzsysteme
(z. B. Tempomat oder ESP) überprüft. Insbesondere
wird die Art der Straße
bestimmt, auf der sich das Fahrzeug aktuell befindet. Ferner wird
ein Ort oder ein Gebiet bestimmt, in dem sich das Fahrzeug aktuell
befindet. Diese Informationen können
Angaben umfassen, ob sich das Fahrzeug aktuell innerhalb oder außerhalb
einer Ortschaft, auf einer Autobahn, auf einer Schnellstraße, in einem
Industriegebiet, auf einer Umgehungsstraße, auf einem Innenstadtring,
in einem Wohngebiet und usw. befindet. Diese Informationen können in
Abhängigkeit
von der Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
einzeln oder in beliebiger Kombination ermittelt werden, um eine
aktuelle Fahrsituation zu erfassen.
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In
einem Schritt 103 wird die erfasste Fahrsituation ausgewertet.
Hierzu werden einzelne von der Fahrsituation umfasste Größen mit
vorgegebenen Größen verglichen.
Beispielsweise wird geprüft,
ob sich die Geschwindigkeit oberhalb einer vorgegebenen Schranke
befindet und ob die aktuelle Querbeschleunigung unterhalb einer
vorgebbaren Schranke ist. Ferner kann geprüft werden, ob die aktuell befahrene
Straße
eine Schnellstraße
oder eine Autobahn ist und ob aktuell keines der Fahrassistenzsysteme aktiviert
ist.
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In
einem Schritt 104 werden diese einzelnen Größen der
Fahrsituation mit vorgegebenen Referenzwerten oder Schwellwerten
verglichen. Diese vorgegebenen Werte geben an, ob ein Reduzieren des
Lenkmoments für
die aktuelle Fahrsituation vorgesehen ist. Ist dies nicht der Fall,
wird zum Beginn des Verfahren zurückverzweigt. Ist für die aktuelle Fahrsituation
jedoch ein Reduzieren des Lenkmoments grundsätzlich vorgesehen, so wird
in einem Schritt 105 geprüft, ob der aktuelle Fahrzustand
stabil ist oder ob sich das Fahrzeug in einer kritischen Situation
befindet.
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Ist
der Fahrzustand stabil, so wird in einem Schritt 106 das
Lenkmoment reduziert. Das Lenkmoment kann beispielsweise auf den
Wert 0 reduziert werden, vorzugsweise dann, wenn ein stationäres Lenkmoment
vorliegt, sich das Fahrzeug also in einer Kurvenfahrt befindet.
Grundsätzlich
kann vorgesehen sein, dass das Lenkmoment derart reduziert wird,
dass dem Fahrer zumindest stets eine für die aktuelle Fahrsituation
notwendige, minimale Information über das Lenkrad übermittelbar
ist. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass der Betrag, um den das
Lenkmoment reduziert wird, von einer oder mehrerer Größen der
Fahrsituation abhängt.
Beispielsweise kann vorgesehen sein, das Lenkmoment auf den Wert
0 zu reduzieren, wenn die aktuelle Querbeschleunigung unter einem
vorgebbaren Schwellwert liegt. Überschreitet
sie diesen, so kann das Lenkmoment auf einen bestimmten Betrag reduziert
werden. Insbesondere ist es vorstellbar, den Betrag, um den das
Lenkmoment reduziert wird bzw. der Wert, auf den das Lenkmoment
reduziert wird, als Funktion aus einzelnen Größen der Fahrsituation zu bestimmen und
damit ein stufenloses Reduzieren des Lenkmoments zu realisieren.
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Die
in 2 dargestellten Verfahrensschritte können selbstverständlich in
unterschiedlicher Reihenfolge durchgeführt werden. Beispielsweise
kann zunächst
geprüft
werden, ob der aktuelle Fahrzustand stabil ist. Nur wenn dies der
Fall ist, könnte
vorgesehen sein, die aktuelle Fahrsituation zu bestimmen.
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In
einem konkreten Ausführungsbeispiel
wird das Lenkmoment dann reduziert, wenn eine aktuelle Lenkwinkelgeschwindigkeit
unterhalb eines Schwellwertes liegt, die beispielsweise 45°/sec beträgt. Vorzugsweise
wird dieser Schwellwert jedoch in Abhängigkeit von einer aktuellen
Fahrzeuggeschwindigkeit und einer aktuellen Querbeschleunigung dynamisch bestimmt.
Dies kann mittels eines Kennfelds erfolgen. Der Betrag, um den das
Lenkmoment reduziert wird, wird vorzugsweise ebenfalls in Abhängigkeit von
der aktuellen Lenkwinkelgeschwindigkeit bestimmt. Insbesondere kann
vorgesehen sein, diesen Betrag ebenfalls in Abhängigkeit von der der aktuellen
Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder der aktuellen Querbeschleunigung
zu bestimmen.
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In 3 sind
schematisiert Verfahrensschritte einer stark vereinfachten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
dargestellt, die durch Funktionseinheiten realisiert sind und das
Einstellen des Lenkmoments ermöglichen.
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In
einem Schritt 200 wird zunächst eine aktuelle Fahrsituation
bestimmt. Hierzu werden eine aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit 20 und
eine aktuelle Querbeschleunigung 21 erfasst. Anstatt der
Querbeschleunigung 21 kann eine mit der Querbeschleunigung 21 korrelierende
Größe, beispielsweise
der aktuelle Lenkwinkel 22, erfasst werden. Zur Bestimmung
dieser Werte können
eine Vielzahl bekannter Sensoren herangezogen werden.
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In
einem Schritt 201 wird geprüft, ob das Fahrzeug aktuell
auf der Autobahn oder auf einer autobahnähnlichen Straße, beispielsweise
einer Schnellstraße
bewegt wird. Vorzugsweise wird hierzu analog zu der in 2 gezeigten
Ausführungsform ein
GPS-Signal ausgewertet und es wird beispielsweise anhand von geeignetem
Kartenmaterial, wie es beispielsweise in Navigationssystemen verwendet wird,
die aktuell befahrene Straße
und insbesondere die Art der aktuell befahrenen Straße bestimmt.
Ergänzend
oder alternativ hierzu können
auch die aktuelle Geschwindigkeit 20 und die aktuelle Querbeschleunigung 21 ausgewertet
werden. Ist beispielsweise die aktuelle Geschwindigkeit 20 relativ
hoch und liegt eine relativ niedrige Querbeschleunigung 21 beziehungsweise
ein kleiner Lenkwinkel 22 vor, so kann darauf geschlossen
werden, dass sich das Fahrzeug auf einer Schnellstraße befindet.
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In
dem Schritt 201 wird ein Schwellwert 24 für die Geschwindigkeit 20 und
ein Schwellwert 25 für die
Querbeschleunigung 21 beziehungsweise den Lenkwinkel 22 herangezogen
und es werden die aktuellen Werte der Geschwindigkeit 20 und
der Querbeschleunigung 21 mit dem jeweiligen Schwellwert 20, 21 verglichen. Überschreitet
die Geschwindigkeit 20 den ersten Schwellwert 24 und
unterschreitet die Querbeschleunigung 21 den zweiten Schwellwert 25, so
wird darauf geschlossen, dass das Fahrzeug gegenwärtig auf
einer Autobahn oder autobahnähnlichen
Straße
bewegt wird und es erfolgt eine Reduzierung des Lenkmoments in einem
Schritt 202. Dies kann analog zu der in 2 gezeigten
Ausführungsform
erfolgen.
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Gemäß einer
anderen Ausführungsform
wird ein Quotient aus der aktuellen Fahrzeuggeschwindigkeit 20 und
der aktuellen Querbeschleunigung 21 gebildet. Es wird dann
in dem Schritt 201 geprüft,
ob der Quotient größer als
ein vorgegebener dritter Schwellwert 26 ist. Bei dieser
Ausführungsform
kann der dritte Schwellwert 26 als Quotient aus dem ersten Schwellwert 24 und
dem zweiten Schwellwert 25 gebildet werden. Damit sind
der erste Schwellwert 24
und der zweite Schwellwert 25 implizit
in dem dritten Schwellwert 26 enthalten, so dass der erste
Schwellwert 24 und der zweite Schwellwert 25 nicht
mehr explizit für
die Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
benötigt
werden. Überschreitet
der Quotient den dritten Schwellwert 26, so wird darauf
geschlossen, dass das Fahrzeug gegenwärtig auf einer Autobahn oder
autobahnähnlichen
Straße
bewegt wird und es erfolgt eine Reduzierung des stationären Lenkmoments
in einem Schritt 202. Die Anzahl der Schwellwerte hängt von
der Anzahl der Größen ab, die
berücksichtigt
werden sollen. Gemäß der oben beschriebenen
vorteilhaften Ausführungsform
wird das stationäre
Lenkmoment als Funktion derart aus dem Quotienten bestimmt, dass
eine Reduzierung des stationären
Lenkmoments in Abhängigkeit
von der aktuellen Geschwindigkeit und der aktuellen Querbeschleunigung
beziehungsweise des aktuellen Lenkwinkels stufenweise oder kontinuierlich
durchführbar
ist.
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Wird
in dem Schritt 201 festgestellt, dass das Fahrzeug aktuell
nicht auf einer autobahnähnlichen Straße bewegt
wird, so wird zu einem Schritt 203 verzweigt und es erfolgtkeine
Beeinflussung und insbesondere keine Reduzierung des Lenkmoments
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Selbstverständlich sind
eine Vielzahl weiterer Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
beziehungsweise des erfindungsgemäßen Steuergeräts möglich und
teilweise in den Ansprüchen
und der vorstehenden Beschreibung genannt. Vorzugsweise wird das
Lenkmoment zusätzlich
in Abhängigkeit
von der aktuellen Lenkradwinkelgeschwindigkeit bestimmt. Damit wird
erreicht, dass bei einer Lenkbewegung oder einem größeren Lenkwinkelbedarf
keine Reduzierung des Lenkmoments erfolgt beziehungsweise ein bereits
reduziertes Lenkmoment auf den ursprünglichen Wert zurückgesetzt wird.
Insbesondere wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren auch sichergestellt,
dass stets ein haptisches Feedback durch das Lenkmoment erzeugt wird,
wenn das Fahrzeug mit einer grenzwertigen Querbeschleunigung 21 bewegt
wird.