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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bahnspannungseinstellung
bei einer Bearbeitungsmaschine, eine Bearbeitungsmaschine, ein entsprechendes
Computerprogramm sowie ein entsprechendes Computerprogrammprodukt.
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Obwohl
nachfolgend hauptsächlich auf Druckmaschinen Bezug genommen
wird, ist die Erfindung nicht darauf beschränkt, sondern
vielmehr auf alle Arten von Bearbeitungsmaschinen gerichtet, bei
denen eine Warenbahn bzw. Materialbahn bearbeitet wird. Die Erfindung
ist aber insbesondere bei Druckmaschinen wie z. B. Zeitungsdruckmaschinen, Akzidenzdruckmaschinen,
Tiefdruckmaschinen, Inline-Flexodruckmaschinen, Verpackungsdruckmaschinen
oder Wertpapierdruckmaschinen sowie bei Verarbeitungsmaschinen wie
z. B. Beutelmaschinen, Briefumschlagsmaschinen oder Verpackungsmaschinen
einsetzbar. Die Warenbahn kann aus Papier, Stoff, Pappe, Kunststoff,
Metall, Gummi, in Folienform usw. ausgebildet sein.
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Stand der Technik
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Bei
Bearbeitungsmaschinen, insbesondere Druckmaschinen, wird eine Warenbahn
entlang von angetriebenen Achsen (Bahn transportachsen) wie z. B.
Zugwalzen oder Vorschubwalzen und nicht angetriebenen Achsen wie
z. B. Umlenk-, Leit-, Trocknungs- oder Kühlwalzen bewegt.
Die Warenbahn wird gleichzeitig mittels meist ebenfalls angetriebener
Bearbeitungsachsen bearbeitet, bspw. bedruckt, gestanzt, geschnitten,
gefalzt usw.
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Die
Bahnspannung der Warenbahn wird bspw. über sog. Klemmstellen
beeinflusst, die die Warenbahn form- oder kraftschlüssig
einklemmen. Es handelt sich dabei regelmäßig um
angetriebene Transport- oder Bearbeitungswerke. Bei einer Tiefdruckmaschine
wird eine Klemmstelle üblicherweise durch ein Druckwerk,
bei dem eine reibschlüssige Einheit zwischen dem angetriebenen
Druckzylinder, dem Presseur und der Materialbahn besteht, gebildet.
Die Warenbahn ist in Bahnspannungsabschnitte unterteilt, wobei ein
Bahnspannungsabschnitt von zwei Klemmstellen begrenzt wird. Innerhalb
eines Bahnspannungsabschnitts können weitere angetriebene
und/oder nicht angetriebene Achsen angeordnet sein. Oftmals ist
die gesamte Warenbahn in mehrere Bahnspannungsabschnitte, mitunter
auch mit unterschiedlichen Bahnspannungssollwerten, unterteilt.
Zur Aufrechterhaltung der Sollwerte wird üblicherweise
eine Bahnspannungsregelung eingesetzt.
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Die
Verstellung bzw. Regelung der Bahnspannung eines Bahnspannungsabschnitts
kann durch unterschiedliche Verfahren erfolgen. Downstream bedeutet,
dass die den Bahnspannungsabschnitt stromabwärts begrenzende
Klemmstelle verstellt wird, Upstream bedeutet, dass die den Bahnspannungsabschnitt
stromaufwärts begrenzende Klemmstelle verstellt wird. Bei
dieser einfachen Ausgestaltung ist jedoch die Bahnspannung in nachfolgenden Bahnspannungsabschnitten
nicht von der Stellbewegung entkoppelt. Vielmehr wird die Änderung
der Bahnspannung dem Warenbahnverlauf folgend durch die Maschine
transportiert und ist in allen nachfolgenden Abschnitten auszuregeln.
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Es
ist möglich, bei einer Downstream-Regelung mittels einer
(dynamischen) Downstream-Vorsteuerung alle nachfolgenden Klemmstellen
so vorzusteuern, dass diese direkt die Auswirkungen der führenden
Klemmstelle kompensieren. Infolgedessen ist gewährleistet,
dass alle nachfolgenden Bahnspannungsregler nicht die Störungen
der Kopplung durch die Materialbahn ausregeln müssen.
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In
der nicht veröffentlichten
DE 10 2008 056 132 wird eine
Entkopplung für eine Upstream-Regelung vorgeschlagen, wobei
zusätzlich zu einer (konstanten) Upstream-Vorsteuerung
auch eine (dynamische) Downstream-Vorsteuerung mittels PT1-Glied durchgeführt
wird.
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Alle
bekannten Entkoppel-Strategien weisen den Nachteil auf, dass nachfolgende
Klemmstellen vorgesteuert werden müssen. Ist es nun aufgrund mechanischer,
konstruktiver oder anders gearteter Vorgaben (z. B. konstante Auslaufgeschwindigkeit) nicht
möglich, die nachfolgenden Klemmstellen in den Regelkreis
aufzunehmen, so können bei beiden Regelstrategien die zur
Entkopplung benötigten Vorsteuerungen nicht angewendet
werden. Des Weiteren ist vor allem bei großen Anlagen unerwünscht, nach
einer Verstellung an einer führenden Klemmstelle alle nachfolgenden
Klemmstellen mitzuverstellen.
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Es
stellt sich somit die Aufgabe, ein Verfahren zur Bahnspannungseinstellung
bei einer Bearbeitungsmaschine anzugeben, bei dem zur Entkopplung nicht
alle nachfolgenden Klemmstellen verstellt werden müssen.
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Diese
Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Bahnspannungseinstellung,
eine Bearbeitungsmaschine, ein Computerprogramm sowie ein Computerprogrammprodukt
mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche
sowie der nachfolgenden Beschreibung.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Bahnspannungseinstellung
bei einer Bearbeitungsmaschine zur Bearbeitung einer Warenbahn,
insbesondere bei einer wellenlosen Druckmaschine, werden stromabwärtige
Bahnspannungsabschnitte von einer Einstellung der Bahnspannung in
einem ersten, durch eine erste Klemmstelle stromaufwärts
und eine zweite Klemmstelle stromabwärts begrenzten Bahnspannungsabschnitt
entkoppelt. Dazu wird zur Einstellung der Bahnspannung die erste
Klemmstelle mit einem ersten Stellbefehl beaufschlagt, der unter
Verwendung eines ersten dynamischen Glieds mit nicht-konstanter Übertragungsfunktion
erzeugt wird. Weiterhin wird die zweite Klemmstelle mit einem zweiten
Stellbefehl beaufschlagt, der unter Verwendung eines zweiten dynamischen
Glieds mit nicht-konstanter Übertragungsfunktion erzeugt
wird. Es versteht sich, dass unter dem Begriff ”Stellbefehl” insbesondere
auch eine Reglerausgangsgröße oder eine Stellgröße
zu verstehen ist.
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Vorteile der Erfindung
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Die
Erfindung beinhaltet insbesondere die Lehre, während der
Einstellung einer Bahnspannung zur Entkopplung dieser Einstellung
beide den betreffenden Bahnspannungsabschnitt begrenzenden Klemmstellen
in definierter Weise dynamisch einzustellen. Dabei hängt – je
nach gewählter Regelstrategie, d. h. Upstream oder Downstream – der
eine Stellbefehl in vorgegebener Weise vom anderen ab.
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Mit
der erfindungsgemäßen Lösung kann eine
Bahnspannungseinstellung oder -regelung bereitgestellt werden, die
durch Kombination von dynamischen, d. h. zeitabhängigen,
Stellbefehlen flexibel an die Gegebenheiten der zugrunde liegenden
Maschine anpassbar ist. Insbesondere können Bahnspannungsabschnitte
entkoppelt beeinflusst werden, ohne dass alle nachfolgenden Klemmstellen
verstellt werden müssten. Im Stand der Technik sind keine Regelstrategien
bekannt, die eine Entkopplung der Bahnspannungseinstellung ohne
Verstellung der nachfolgenden Klemmstellen ermöglichen
würden. Die Reglerauslegung kann mit einer höheren
Regelkreisdynamik erfolgen, da die Anzahl der zu verstellenden Klemmstellen
drastisch sinkt.
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Vorteilhafterweise
wird eine Bahnspannungsregelung durchgeführt. Es versteht
sich für den Fachmann, dass die erfindungsgemäße
Einstellung als Teil einer Regelung einsetzbar ist.
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Die
Erfindung lehrt, sowohl bei einer Upstream- als auch bei einer Downstream-Strategie beide
den betreffenden Bahnspannungsabschnitt begrenzenden Klemmstellen
dynamisch zu verstellen. Im Stand der Technik hingegen ist es bei
einer Upstream-Regelstrategie üblich, die erste Klemmstelle
statisch und die zweite Klemmstelle nicht zu verstellen. Bei einer
Downstream-Regelstrategie ist es üblich, die erste Klemmstelle
nicht und die zweite Klemmstelle statisch zu verstellen.
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Wie
weiter oben erläutert, wird bei der Upstream-Strategie
die erste Klemmstelle und bei der Downstream-Strategie die zweite
Klemmstelle als führende Klemmstelle verstellt. Mit anderen
Worten wird bei der Upstream-Strategie die Bahnspannungsreglerausgangsgröße über
ein dynamisches Glied, insbesondere ein DT1-Glied mit positiver
Verstärkung, als Stellgröße an die erste
Klemmstelle geführt und dieselbe Reglerausgangsgröße
wird über ein zweites dynamisches Glied, insbesondere ein PT1-Glied
mit negativer Verstärkung, als Stellbefehl an die zweite
Klemmstelle geführt. Bei einer Downstream-Strategie wird
eine Reglerausgangsgröße für die zweite
Klemmstelle vorgegeben und über ein dynamisches Glied,
insbesondere PT1-Glied mit positiver Verstärkung, als Stellbefehl an
die zweite Klemmstelle geführt und dieselbe Reglerausgangsgröße
wird über ein anderes dynamisches Glied, vorzugsweise ein
DT1-Glied mit negativer Verstärkung, als Stellgröße
an die erste Klemmstelle geführt.
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Die
Angaben ”vor” und ”hinter” einer
Bearbeitungseinrichtung bzw. einem Warenbahnabschnitt beziehen sich
auf die Transportrichtung der Warenbahn, d. h. den Warenbahnverlauf.
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Ein
dynamisches Glied weist eine nicht-konstante Übertragungsfunktion
auf. Eine nicht-konstante Übertragungsfunktion ist jede Übertragungsfunktion,
die nicht die Form G(s) = k aufweist, sondern die stattdessen eine
Abhängigkeit von s zeigt. Beispielsweise weisen ein D-,
I-, PI, PID-, PT1-, DT1-, PTn-, DTn-, Totzeit-Glied jeweils eine
nicht-konstante Übertragungsfunktion auf, wohingegen ein
P-Glied eine konstante Übertragungsfunktion aufweist. Glieder
mit einer nicht-konstanten Übertragungsfunktion werden
in dieser Anmeldung als dynamische Glieder bezeichnet, wohingegen
Glieder mit einer konstanten Übertragungsfunktion als statische
Glieder bezeichnet werden.
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Eine
erfindungsgemäße Bearbeitungsmaschine weist insbesondere
alle Mittel zur Durchführung eines erfindungsgemäßen
Verfahrens auf.
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Vorzugsweise
umfasst die nicht-konstante Übertragungsfunktion die Übertragungsfunktion
eines Differenzial-Glieds, insbesondere mit Verzögerung,
insbesondere eines DT1-Glieds, oder eines Proportional-Glieds, insbesondere
mit Verzögerung, insbesondere eines PT1-Glieds. Es versteht
sich, dass auch andere DTn- oder PTn-Glieder in Frage kommen und
der Fachmann die Auswahl dem zugrunde liegenden Maschinenmodell
anpassen wird. Die Strecke zwischen zwei Druckwerken wird aufgrund
der dominanten Streckenzeitkonstante, die sich aus dem Quotienten
der Materialbahnlänge l zwischen den Druckwerken und der
Materialbahngeschwindigkeit v berechnet, in der Regel mit PT1-Verhalten
angenähert. Wird die Strecke als PT2, PT3, PTn angenähert,
so kann die entsprechende Entkopplungsstruktur ebenfalls angewendet
werden, ohne dass dies den Rahmen der Erfindung verlassen würde.
Beispielsweise würde bei einem PTn-Glied anstatt eines
PT1-Glieds eine Beaufschlagung der stromabwärtigen Klemmstelle
ebenfalls mit einem PTn-Glied anstatt eines PT1-Glieds und eine
Beaufschlagung der stromaufwärtigen Klemmstelle mit einem
(1-PTn)-Glied anstatt eines DT1-Glieds erfolgen.
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In
einer Ausgestaltung, die insbesondere für eine Downstream-Strategie
geeignet ist, wird der erste Stellbefehl unter Verwendung des ersten
dynamischen Glieds aus dem zweiten Stellbefehl bzw. der diesem zugrunde
liegenden Reglerausgangsgröße erzeugt. Somit wird
die erste, stromaufwärtige Klemmstelle vorgesteuert, um
die stromabwärtigen Bahnspannungsabschnitte von der durchzuführenden
Bahnspannungseinstellung zu entkoppeln.
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Zweckmäßigerweise
wird -insbesondere bei einer Downstream-Strategie- wenigstens eine
dritte, im Warenbahnverlauf vor der ersten Klemmstelle befindliche
Klemmstelle mit einem dritten Stellbefehl beaufschlagt, der unter
Verwendung eines dritten dynamischen Glieds mit nicht-konstanter Übertragungsfunktion,
insbesondere eines DT1-Glieds mit negativer Verstärkung,
aus dem zweiten Stellbefehl erzeugt wird. Diese Vorsteuerung dient
vorteilhafterweise dazu, auch die stromabwärtigen Bahnspannungsabschnitte
von der durchzuführenden Bahnspannungseinstellung zu entkoppeln.
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Gemäß einer
weiteren Ausgestaltung, die insbesondere für eine Upstream-Strategie
geeignet ist, wird der zweite Stellbefehl unter Verwendung des zweiten
dynamischen Glieds aus dem ersten Stellbefehl bzw. der diesem zugrunde
liegenden Reglerausgangsgröße erzeugt. Diese Vorsteuerung
dient insbesondere zur Entkopplung der stromabwärtigen Bahnspannungsabschnitte.
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Vorteilhafterweise
wird auch bei einer Upstream-Strategie zur Entkopplung der stromaufwärtigen
Bahnspannungsabschnitte wenigstens eine dritte im Warenbahnverlauf
vor der ersten Klemmstelle befindliche Klemmstelle mit einem dritten
Stellbefehl beaufschlagt, der unter Verwendung eines dritten dynamischen
Glieds mit nicht-konstanter Übertragungsfunktion, insbesondere
eines DT1-Glieds mit positiver Verstärkung, aus dem ersten
Stellbefehl bzw. der diesem zugrunde liegenden Reglerausgangsgröße
erzeugt.
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Vorteilhafterweise
werden alle im Bahnspannungsverlauf vor der ersten Klemmstelle angeordneten
Klemmstellen in Abhängigkeit von dem ersten (Upstream-Regelung)
bzw. zweiten (Downstream-Regelung) Stellbefehl vorgesteuert, d. h.
mit je einem dritten Stellbefehl beaufschlagt. Optional können
auch nicht als Bearbeitungseinrichtungen ausgebildete Klemmstellen
wie z. B. Einzugswerk, Abwickler usw. vorgesteuert werden.
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Die
stromaufwärtige Vorsteuerung wird dabei zweckmäßigerweise
nur bis zu dem letzten Bahnspannungsabschnitt durchgeführt,
der durch die Bahnspannungseinstellung beeinflusst würde.
Bspw. bei Druckmaschinen sind unterschiedlicher Aggregate, wie z.
B. Kühl- oder Trocknungseinrichtungen, bekannt, die in
bestimmten Fällen aufgrund der Materialbeeinflussung eine
Entkopplung der Bahnspannung vornehmen, so dass sich eine Bahnspannungsänderung
nicht immer über diese Aggregate hinaus fortpflanzt. Bahnspannungsabschnitte
mit derartigen Aggregaten werden in diesen Fällen als ”selbstkompensierend” bzw. ”entkoppelnd” bezeichnet.
Gemäß einer zweckmäßigen Ausgestaltung
werden somit nur die stromaufwärtigen Klemmstellen von
nicht selbstkompensierenden Bahnspannungsabschnitten vorgesteuert.
In anderen Worten erfolgt die Vorsteuerung vorzugsweise ausgehend
vom beeinflussten Bahnspannungsabschnitt stromaufwärts
bis zum jeweils nächsten selbstkompensierenden Bahnspannungsabschnitt.
Die Art und Stärke der Vorsteuerung wird zweckmäßigerweise
an die Art und Stärke der Entkopplung angepasst.
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Die
Parameter der dynamischen Verkopplung, insbesondere die Zeitkonstanten,
werden vorzugsweise proportional zur reziproken Maschinengeschwindigkeit
v adaptiert. Ergänzend ist es zweckmäßig,
die Parameter der dynamischen Verkopplung an die Warenbahnlänge
l zu adaptieren. Dabei können die Parameter der dynamischen
Verkopplung insbesondere proportional an die Warenbahnlänge und/oder
Warenbahnbreite adaptiert werden. Die Parameter der Verkopplung
können auch an den Bedruckstofftyp (Elastizitätsmodul)
adaptiert werden. Eine Adaption der Parameter und der Zeitglieder kann
mittels Fuzzy-Techniken, modellbasierter Techniken, z. B. Modellfolgeregelung,
Beobachter-Techniken oder Kalman-Techniken erfolgen. Vorteilhafterweise
werden die in die Reglerparameter eingehenden Warenbahnlängen
geschätzt oder modellbasiert berechnet. Die Maße
der Bearbeitungsmaschine, wie z. B. Umfänge der Rollen,
Abstände der Rollen usw., sowie die Stellung der Bearbeitungseinrichtungen
(z. B. Winkelstellung) sind bekannt oder zumindest bestimmbar, so
dass daraus die Länge der einzelnen Warenbahnabschnitte
bestimmt werden kann.
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Vorteilhafterweise
ist eine selbsttätige bzw. automatische Anpassung von dynamischen
Zeitgliedern insbesondere an die Bahngeschwindigkeit und/oder die
Längen durchführbar. Aus diesem Grund ist es in
einer Ausgestaltung der Erfindung sinnvoll, die Bahngeschwindigkeit
und/oder die Längen zwischen Druckwerken automatisch zu
messen und die entsprechenden Zeitkonstanten der Zeitglieder anzupassen,
so dass die dynamischen Zeitglieder nicht durch Geschwindigkeits-
und/oder Längenänderungen verfälscht
werden. Somit ergibt sich u. a. die Möglichkeit, dass eine
selbständige Geschwindigkeits- und/oder Längenadaption
und daraus resultierend eine selbständige Anpassung der
dynamischen Zeitglieder durchgeführt wird.
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Bei
einer bevorzugten Ausgestaltung wird die Bahnspannung in den Bahnspannungsabschnitten
mittels Messgliedern, vorzugsweise Kraftmessdosen, mittels des Antriebsmomentes
einer diesen Bahnspannungsabschnitt begrenzenden Klemmstelle und/oder
mittels Beobachtern (Regelungstechnik) ermittelt.
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Zweckmäßigerweise
wird die Bahnspannung in einem Bahnspannungsabschnitt mittels Winkelverstellung,
Geschwindigkeitsaufschaltung und/oder Begrenzung des Antriebsmoments
wenigstens einer diesen Bahnspannungsabschnitt begrenzenden Klemmstelle
eingestellt.
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Zweckmäßigerweise
wird die Entkopplungsstrategie aus der Addition, Subtraktion, Multiplikation und/oder
Division dynamischer und/oder konstanter Zeitglieder abgeleitet.
In der Folge sind alle durch Kombination mit weiteren dynamischen
oder konstanten Zeitgliedern entstehenden Entkopplungsstrategien
ebenfalls Gegenstand der Erfindung. Bspw. können PI-Regler
um z. B. PT1- oder DT1-Glieder erweitert werden, woraus sich andere,
zum Teil auch konstante Vorsteuerungen ergeben. Wird bspw. ein Regler
mit einem zusätzlichen, die Streckenzeitkonstanten beinhaltenden
DT1-Glied versehen, verändert sich bspw. die weiter unten
anhand 2 erläuterte Upstream-Regelung von [DT1,
DT1, ..., –PT1, 0, 0, ...] zu [P, P, ..., –I,
0, 0, ...].
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Eine
erfindungsgemäße Recheneinheit, z. B. ein Steuergerät
einer Druckmaschine, ist, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet,
ein erfindungsgemäßes Verfahren durchzuführen.
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Die
Erfindung betrifft zudem ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln,
um alle Schritte gemäß einem erfindungsgemäßen
Verfahren durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf
einem Computer oder einer entsprechenden Recheneinheit ausgeführt
wird, z. B. auf einem Steuergerät einer Druckmaschine.
Die Implementierung des Verfahrens in Form von Software ermöglicht
besonders geringe Kosten, insbesondere wenn ein ausführendes
Steuergerät noch für weitere Aufgaben genutzt wird
und daher ohnehin vorhanden ist.
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Das
erfindungsgemäß vorgesehene Computerprogrammprodukt
mit Programmcodemitteln, die auf einem computerlesbaren Datenträger
gespeichert sind, ist zum Durchführen aller Schritte gemäß einem
erfindungsgemäßen Verfahren ausgebildet, wenn
das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden
Recheneinheit ausgeführt wird. Geeignete Datenträger
sind insbesondere Disketten, Festplatten, Flash-Speicher, EEPROMs, CD-ROMs,
DVDs u. a. m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze
(Internet, Intranet usw.) ist möglich.
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Weitere
Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der
Beschreibung und der beiliegenden Zeichnung.
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Es
versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend
noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils
angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder
in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
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Die
Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der
Zeichnung schematisch dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme
auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
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Figurenbeschreibung
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1 zeigt
in schematischer Darstellung ein Beispiel für eine entkoppelte
Upstream-Strategie bei einer Bahnspannungsabweichung in einem Bahnspannungsabschnitt.
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2 zeigt
in schematischer Darstellung ein Beispiel für eine erfindungsgemäße
Regelstrategie bei einer Bahnspannungsabweichung in einem Bahnspannungsabschnitt.
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In 1 wird
eine Upstream-Regelstrategie am Beispiel der Bahnspannungsregelung
in einer Druckmaschine beschrieben. Es ist ein schematischer Ausschnitt
einer Druckmaschine 10 dargestellt, in der eine Materialbahn 101 durch
fünf hier als Druckwerke 1 bis 5 ausgebildete
Klemmstellen transportiert und bearbeitet wird. Zwischen jeweils
zwei benachbarten Klemmstellen ist ein Bahnspannungsabschnitt ausgebildet.
Beispielsweise ist ein Bahnspannungsabschnitt 12 durch
die Druckwerke 1 und 2 begrenzt, ein Bahnspannungsabschnitt 23 durch die Druckwerke 2 und 3,
ein Bahnspannungsabschnitt 34 durch die Druckwerke 3 und 4 und
ein Bahnspannungsabschnitt 45 durch die Druckwerke 4 und 5.
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Die
Druckmaschine weist weiterhin hier als Kraftmessdosen 121 bis 124 ausgebildete
Bahnspannungssensoren zur Ermittlung der Bahnspannung bzw. der Zugkraft
in den jeweiligen Bahnspannungsabschnitten auf. In der gezeigten
Darstellung wird die Bahnspannung über die Umfangsgeschwindigkeiten
v1 bis v5 der Druckwerke 1 bis 5 eingestellt.
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Die
physikalischen Parameter, nämlich die Länge l,
die Dehnung ε und die Bahnspannung bzw. Zugkraft F der
einzelnen Bahnspannungsabschnitte sind in der Figur ebenfalls angegeben.
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Zur
Einstellung der Bahnspannung in dem Bahnspannungsabschnitt 34 werden
bei der dargestellten Upstream-Strategie die Druckwerke 1 bis 3 verstellt,
wodurch die Bahnspannungen in den Bahnspannungsabschnitten 12 und 23 von
der Änderung im Bahnspannungsabschnitt 34 entkoppelt
werden können. Die Upstream-Vorsteuerung der Druckwerke 1 und 2 erfolgt
statisch über jeweils ein Proportional-Glied 132, 133 mit
der Proportionalverstärkung KP =
1.
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Zur
Entkopplung der Bahnspannung in dem Bahnspannungsabschnitt 45 von
einer Änderung in dem Bahnspannungsabschnitt 34 wird
eine dynamische Vorsteuerung des Druckwerks 5 durchgeführt. Die
dynamische Vorsteuerung erfolgt beispielsweise über ein
PT1-Glied 131, wobei eine Proportionalverstärkung
KP = 1 und eine Zeitkonstante T = l34/v gewählt werden. v bezeichnet
die Bahngeschwindigkeit. Schließen sich dem Druckwerk 5 weitere
(in der Abb. nicht dargestellte) Klemmstellen an, wird die Vorsteuerung
stromabwärts bis zum nächsten selbstkompensierenden
bzw. entkoppelnden Bahnspannungsabschnitt fortgesetzt. Die Vorsteuerung
der weiteren Klemmstellen erfolgt ebenfalls dynamisch über
PT1-Glieder mit denselben Parametern KP =
1 und T = l34/v. Durch die Vorsteuerung
aller stromabwärtigen Klemmstellen ist dieses Verfahren
relativ aufwendig.
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Anhand 2 wird
im Folgenden erläutert, wie durch die erfindungsgemäße
Lösung eine Entkopplung der stromabwärtigen Bahnspannungsabschnitte
zu erreichen ist, ohne diese vorsteuern zu müssen. Dabei
sind gleiche Elemente mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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Es
ist eine Druckmaschine 100 gezeigt, die gemäß der
beispielhaften Ausgestaltung geregelt wird. Die dargestellte Regelstrategie
kann sowohl einer Upstream- als auch einer Downstream-Regelung zugrunde
liegen. Der Unterschied der beiden Regelungen schlägt sich
bei der dargestellten Ausgestaltung der Erfindung lediglich in den
Parametern der dynamischen Glieder (301–304)
nieder.
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Die
Bahnspannung bzw. Zugkraft F34 in dem Bahnspannungsabschnitt 34 wird
als Istwert einem Bahnspannungsregler bzw. einer diesen verkörpernden
Recheneinheit 200 zugeführt. Die Recheneinheit 200 bestimmt
auf Grundlage ihres gewählten Reglertyps und dessen Reglerparameter
eine Reglerausgangsgröße uR.
Abhängig von der zugrunde liegenden Regel-Strategie ist
die Reglerausgangsgröße uR für
die Klemmstelle 3 (Upstream- Strategie) oder die Klemmstelle 4 (Downstream-Strategie)
bestimmt.
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Nachfolgend
soll zunächst die Ausgestaltung der Erfindung bei einer
Upstream-Strategie beschrieben werden. Die Reglerausgangsgröße
uR, die für die Klemmstelle 3 bestimmt
ist, wird über ein dynamisches Glied 302, welches
hier als DT1-Glied mit Verstärkung KD =
1 und Zeitkonstante T = l34/v, ausgebildet
ist, der Klemmstelle 3 als Stellgröße
zur Einstellung beispielsweise der Rotationsgeschwindigkeit v3 zugeführt. Zur Entkopplung der
stromabwärtigen Bahnspannungsabschnitte 45 usw.
von der Bahnspannungseinstellung im Bahnspannungsabschnitt 34 wird
die Reglerausgangsgröße uR über
ein zweites dynamisches Glied 301 der Klemmstelle 4 als Stellgröße
zur Einstellung der Geschwindigkeit v4 zugeführt.
Das zweite dynamische Glied 301 ist hier als PT1-Glied
mit Verstärkung KP = –1
und Zeitkonstante T = l34/v ausgeführt.
Zur Entkopplung der stromaufwärtigen Bahnspannungsabschnitte 12, 23 usw.,
wird die Reglerausgangsgröße uR über
ein drittes dynamisches Glied 303 der Klemmstelle 2 und über
ein viertes dynamisches Glied 304 der Klemmstelle 1 jeweils als
Stellgröße zugeführt. Zweckmäßigerweise
erfolgt eine entsprechende Vorsteuerung aller stromaufwärtigen
Klemmstellen, insbesondere einschließlich Abwickler und
Einzugswerk. Die dynamischen Glieder 303 und 304 sind
zweckmäßigerweise ebenfalls als DT1-Glieder (KD = 1, T = l34/v)
ausgeführt.
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Eine
Downstream-Strategie unterscheidet sich von der soeben beschriebenen
Upstream-Strategie im Wesentlichen nur durch die Ausgestaltung der
dynamischen Glieder 301 und 302. Bei der Downstream-Strategie
ist die Reglerausgangsgröße uR für die
Klemmstelle 4 bestimmt und wird dieser wiederum über
das dynamische Glied 301 als Stellgröße
zur Einstellung der Geschwindigkeit v4 zugeführt,
wobei hier das dynamische Glied 301 als PT1-Glied mit positiver
Verstärkung KP = 1 und Zeitkonstante
T = l34/v ausgeführt ist. Die Reglerausgangsgröße
uR, die für die Klemmstelle 4 bestimmt ist,
wird über das dynamische Glied 302, welches hier
als DT1-Glied mit negativer Verstärkung KD = –1 und
Zeitkonstante T = l34/V ausgebildet ist,
ebenfalls der Klemmstelle 3 als Stellgröße
zur Einstellung beispielsweise der Rotationsgeschwindigkeit v3 zugeführt. Zur Entkopplung der
stromaufwärtigen Bahnspannungsabschnitte 12, 23 usw.,
wird die Reglerausgangsgröße uR über
ein drittes dynamisches Glied 303 der Klemmstelle 2 und über
ein viertes dynamisches Glied 304 der Klemmstelle 1 jeweils
als Stellgröße zugeführt. Zweckmäßigerweise
erfolgt eine entsprechende Vorsteuerung aller stromaufwärtigen
Klemmstellen, insbesondere einschließlich Abwickler und
Einzugswerk. Die dynamischen Glieder 303 und 304 sind
zweckmäßigerweise ebenfalls als DT1-Glieder (KD = –1, T = l34/V)
ausgeführt.
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Durch
die erfindungsgemäße Lösung ist es nicht
nötig, zur Entkopplung der stromabwärtigen Bahnspannungsabschnitte 45 usw.
die Klemmstellen 5 usw. vorzusteuern.
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Es
versteht sich, dass in den dargestellten Figuren nur eine beispielhafte
Ausführungsform der Erfindung dargestellt ist. Daneben
ist jede andere Ausführungsform denkbar, ohne den Rahmen
dieser Erfindung zu verlassen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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