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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Auftrennung von metallischen
und halbleitenden einwandigen Kohlenstoff-Nanoröhren.
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Als
Kohlenstoff-Nanoröhren
werden Makromoleküle
bezeichnet, in denen Kohlenstoff-Atome die Außenwand einer Röhre bilden.
Im Modell wird eine einwandige Kohlenstoff-Nanoröhre durch einen planaren Streifen
aus hexagonal angeordneten Kohlenstoff-Atomen, der nahtlos zu einer
Röhre aufgerollt
wird, beschrieben. Mehrere konzentrisch ineinander angeordnete Röhren bezeichnet
man als mehrwandige Kohlenstoff-Nanoröhren.
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Typische
einwandige Kohlenstoff-Nanoröhren
weisen einen Durchmesser von 0,5 nm bis 10 nm auf; mehrwandige Kohlenstoff-Nanoröhren besitzen entsprechend
einen größeren Durchmesser.
Die Länge
typischer Kohlenstoff-Nanoröhren
beträgt
100 nm bis hin zu einigen 10 Mikrometern, wobei es Verfahren gibt,
mit denen Kohlenstoff-Nanoröhren
sowohl in Stücke
geschnitten als auch durch Aneinandersetzen verlängert werden können.
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Kohlenstoff-Nanoröhren werden
aufgrund ihrer elektronischen Eigenschaften in zwei Klassen unterteilt:
metallische und halbleitende Kohlenstoff-Nanoröhren. Metallische Kohlenstoff-Nanoröhren sind als
molekulare Drähte
geeignet, da sie sehr große Stromtragfähigkeiten
besitzen und robust gegen Elektromigration sind. Halbleitende Kohlenstoff-Nanoröhren eignen
sich als molekulare Transistoren. Beide Spezies sind aufgrund ihrer
nanoskaligen Abmessungen vielversprechende Bausteine für nanoelektronische
Schaltkreise.
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Bei
allen herkömmlichen
Synthesen werden metallische und halbleitende Kohlenstoff-Nanoröhren immer
als Gemisch hergestellt. Für
viele Anwendungen von Kohlenstoff-Nanoröhren ist es jedoch erforderlich,
metallische und halbleitende Kohlenstoff-Nanoröhren separat manipulieren zu
können. Hierfür ist es
notwendig, metallische oder halbleitende Kohlenstoff-Nanoröhren möglichst
sortenrein voneinander zu trennen.
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Aus
N. G. Green und H. Morgan, Dielectrophoretic separation of nano-particles,
J. Phys. D: Appl. Phys., Band 30, Seite L41–L44, 1997, ist ein dielektrophoretisches
Verfahren zur Trennung von Nanopartikeln, und zwar von Latex-Nanokügelchen
mit einem Durchmesser von 93 nm mit unterschiedlichen dielektrischen
Eigenschaften aufgrund unterschiedlicher Oberflächenladungen, bekannt.
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X.
Q. Chen, T. Saito, H. Yamada und K. Matsushige offenbaren in Aligning
single-wall carbon nanotubes with an alternatingcurrent electric
field, Appl. Phys. Lett., Band 78, Seite 3714–16, 2000, eine Vorrichtung
auf einem Silizium-Substrat, auf dem sich eine Isolationsschicht
aus SiO2 befindet, auf die Gold-Elektroden
aufgebracht sind, die über
Kontakte an eine Wechselspannungsquelle angeschlossen sind, und
mit der sich Kohlenstoff-Nanoröhren
entlang des angelegten elektrischen Feldes ausrichten lassen.
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Die
DE 103 15 897 B4 offenbart
ein Verfahren zur Trennung von metallischen und halbleitenden Kohlenstoff-Nanoröhren, worin
zunächst
eine Suspension aus vereinzelten Kohlenstoff-Nanoröhren bereitgestellt
wird, die eine Vielzahl einzelner metallischer und halbleitender
Kohlenstoff-Nanoröhren
in einer Flüssigkeit
enthält,
deren Dielektrizitätskonstante ε
L die
Bedingung ε
M > ε
L > ε
H erfüllt, wobei ε
M und ε
H die
Dielektrizitätskonstanten
der metallischen bzw. der halbleitenden Spezies sind. Als Ausgangsmaterial
werden 50 mg Kohlenstoff-Nanoröhren
in eine Lösung
aus 100 ml D
2O mit 1% Natriumdodecylsulfat
(SDS) gegeben und 10 Minuten mit einem Ultraschallfinger einer Ultraschallbehandlung
unterzogen. Anschließend
wird die Suspension 4 Stunden lang zentrifugiert und der Überstand
vorsichtig vom Feststoff dekantiert. Hieran anschließend wird
ein inhomogenes elektrisches Wechselfeld im Bereich der Suspension
angelegt, wobei das Feld die beiden Spezies räumlich voneinander trennt.
Schließlich werden
eine oder beide der getrennten Spezies entnommen.
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Weiterhin
sind Trennverfahren bekannt, die sich ebenfalls einer Vereinzelung
von Nanoröhren
in einer Mischung aus Wasser und SDS bedienen. Als Trennmechanismus
wird in M. S. Arnold, A. A. Green, J. F. Hulvat, S. I. Stupp, und
M. C. Hersam, Nature Nanotechnology, Band 1, S. 60, 2006, die Dichtegradientenzentrifugation
und in T. Tanaka, H. Jin, Y. Miyata und H. Kataura, Appl. Phys.
Express, Band 1, S. 114001, 2008, die Gelelektrophorese beschrieben.
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Die
US 2006/0040381 A1 offenbart
ein Verfahren zur Oberflächen-Modifikation
von einwandigen Kohlenstoff-Nanoröhren. Hierzu wird eine Vielzahl
von Nanoröhren
in einer Lösung,
die ein Tensid, bevorzugt SDS, enthält, dispergiert und zweifach
mit Ultraschall beaufschlagt, wonach die Nanoröhren zumindest teilweise mit
den Tensid-Molekülen
umgeben sind.
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In
der
US 2009/0061194
A1 wird ein Verfahren zum Sortieren von Kohlenstoff-Nanoröhren beschrieben,
bei dem die Nanoröhren
in einer ersten Lösung,
die ein Tensid enthält,
dispergiert und anschließend
in einer zweiten Lösung,
die ein anderes Tensid oder Lösungsmittel
enthält,
dispergiert werden, wodurch über
die Zeit eine Selektion auftritt.
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M.
C. Hersam gibt in seinem Artikel Progress towards monodisperse single-walled
carbon nanotubes in Nature Nanotechnology 3, S. 387–394, 2008, eine Übersicht über postsynthetische
Verfahren zur Sortierung von einwandigen Kohlenstoff-Nanoröhren, insbesondere
durch selektive Chemie, selektive Zersetzung, elektrophoretische
Separation, Chromatographie und Ultrazentrifugation.
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In
Z. Markovic, S. Jovanovic, D. Kleut, N. Romcevic, V. Jokanovic,
V. Trajkovic und B. Todorovic-Markovic, Comparative study on modification
of single wall carbon nanotubes by sodium dodecylbenzene sulfonate
and melamine sulfonate superplasticiser, Applied Surface Science
255, S. 6359–66, 2009,
wurde eine Dispersion von einwandigen Kohlenstoff-Nanoröhren in
THF in eine Lösung
aus Natriumdodecylbenzolsulfonat (SDBS) eingebracht, mit Ultraschall
beaufschlagt und zentrifugiert.
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S.
Ghosh und C. N. R. Rao, Separation of metallic and semiconducting
single-walled carbon nanotubes through fluorous chemistry, Nano
Res 2, S. 183–191,
2009, beschreiben die Trennung von metallischen und halbleitenden
Kohlenstoff-Nanoröhren
mit Fluorchemie, wozu das Diazoniumsalz von 4-Heptadecaflurooctylanilin,
das selektiv mit metallischen Nanoröhren reagiert, eingesetzt wurde.
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Davon
ausgehend ist es die Aufgabe der Erfindung, ein weiteres Verfahren
zur Trennung von metallischen und halbleitenden einwandigen Kohlenstoff-Nanoröhren anzugeben.
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Insbesondere
soll ein Verfahren bereitgestellt werden, das im Vergleich zu den
bisher bekannten Verfahren mit einem geringeren Aufwand verbunden
ist und sich daher kostengünstig
in großtechnischem
Maßstab
umsetzen lässt.
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Diese
Aufgabe wird durch die Schritte des Anspruchs 1 gelöst. Die
Unteransprüche
beschreiben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
lassen sich metallische von halbleitenden einwandigen Kohlenstoff-Nanoröhren, die
zusammen in einem Material vorliegen, auf einfache und kostengünstige Weise
so voneinander trennen, dass sich diese jeweils einzeln weiter verwenden
lassen.
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Ein
erfindungsgemäßes Verfahren
umfasst die folgenden Schritte a) und b).
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Das
aus der Synthese erhaltene Nanoröhrenmaterial
wird zunächst
gemäß Schritt
a) mit Hilfe von Ultraschall in Wasser und einem Salz von Dodecylsulfat,
insbesondere von SDS, das ist das Natriumsalz von Dodecylsulfat,
suspendiert. Dodecylsulfat lagert sich dabei bevorzugt an die metallischen Röhren an
und suspendiert diese effektiver auf als die halbleitenden Nanoröhren, die
in größeren Agglomeraten
in Suspension verbleiben. Die beiden Spezies liegen somit in etwas
unterschiedlicher Form in Lösung
vor uns lassen sich dann gemäß Schritt
b) vorzugsweise durch eine Größenausschlusschromatographie
oder Gelfiltration aufgrund ihrer unterschiedlichen Größen voneinander
trennen.
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In
dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist entscheidend, dass durch die geschickte Wahl der Ultraschallbehandlungsbedingungen
der Grad der Vereinzelung von metallischen und halbleitenden einwandigen
Nanoröhren
so gesteuert wird, dass einwandige metallische Nanoröhren vereinzelt
werden während
die halbleitenden Nanoröhren
in größeren Agglomeraten
verbleiben. Hierzu ist erfindungsgemäß eine Beaufschlagung mit Ultraschall über einen
Zeitraum von 1 Stunde bis 4 Stunden erforderlich.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung wird die Suspension zwischen Schritt
a) und Schritt b) je nach eingestellter Drehzahl für 0,5 Stunden
bis 2 Stunden zentrifugiert, wodurch Nebenprodukte aus der Synthese
des Materials und größere Agglomerate
entfernt werden.
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Das
erfindungsgemäße Trennverfahren
für einwandige
metallische und halbleitende Nanoröhren zeichnet sich durch einen
geringen Aufwand aus und lässt
sich daher kostengünstig
in ein großtechnisches
Verfahren umsetzen. Sowohl Größenausschlusschromatographie
als auch Gelfiltration sind ein gängige Reinigungsverfahren und
werden bereits großtechnisch
eingesetzt.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen und den Figuren
näher erläutert. Hierbei
zeigen:
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1: a) Rasterkraftmikroskopische Aufnahme
(AFM-Aufnahme) der auf eine Siliziumoberfläche aufgebrachten Nanoröhren-Startsuspension;
b)
Auftragung von Höhen-
und Längeninformation
jeder vermessenen Nanoröhre.
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2: a) Höhenverteilung der mit AFM vermessen
Nanoröhren
aus der erfindungsgemäß eingesetzten
SDS-Suspension;
b) Höhenverteilung
der mit AFM vermessen Nanoröhren
aus Suspension mit einem anderen Tensid (hier: Natriumsalz der Cholsäure) zum
Vergleich.
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3: a) Absorptionsspektrum des Startmaterials;
b)
Absorptionsspektrum der mit unterschiedlichen Laufmitteln ausgetriebenen
Nanoröhren.
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10
mg an Nanoröhrenrohmaterial
wurde so, wie es aus der Synthese erhalten wird, in 25 ml H2O mit 1 Gew.% des Natriumsalzes von Dodecylsulfat (SDS)
mit einem Ultraschallfinger (200 W Maximalleistung, 20 kHz) in gepulstem
Modus mit 100 ms Pulsen für
2 Stunden mit 20% der Maximalleitung (40 W) unter Wasserkühlung des
beschallten Gefäßes behandelt.
Danach wurde die Suspension für
1 Stunde mit 70.000 g zentrifugiert, um Nebenprodukte aus der Synthese,
insbesondere Metallpartikel bzw. amorpher Kohlenstoff, und größere Agglomerate
zu entfernen.
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Die
nach der Zentrifugation erhaltene Startsuspension wurde für die Analyse
mit Rasterkraftmikroskopie (AFM) auf eine Oberfläche aufgebracht und dann vermessen.
Dabei erhält
man Bilder, wie in 1 gezeigt. Aus
den AFM-Aufnahmen lassen sich Längen-
und Höheninformation
jedes einzelnen Objektes extrahieren und statistisch auswerten.
Damit lässt
sich eine Aussage treffen, wie das Nanoröhrenmaterial in Suspension
vorliegt. Für
die Aufnahme in 1 wurden folgende
Parameter gewählt:
Scan
Bereich: 10,00 μm
Scan
Rate: 0,3989 Hz
Anzahl der Scans: 512
Bilddaten: Höhe
Datenskala
für die
Höhe: 2,000
nm
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In 2 ist die Höheninformation gesondert aufgetragen.
Hieraus lässt
sich eine bimodale Verteilung erkennen. Die eingesetzten Nanoröhren besitzen
einen Durchmesser von 0,9 nm ± 0,1
nm, was dem Wert des ersten Peaks der Höhenverteilung entspricht. Die
Werte des ersten Peaks wurden an Nanoröhren gemessen, die als einzelne
Objekte auf der Oberfläche
vorliegen. Der zweite Peak der Verteilung besitzt einen mittleren
Wert, der etwas weniger als dem Doppelten des ersten Peaks entspricht.
Die Höhenverteilung
entspricht dem, was man misst, wenn Bündel, d. h. eine Agglomeration
von mehreren Röhren,
auf der Oberfläche
vorliegen. 2b) zeigt zum Vergleich das
Höhenprofil
von Nanoröhren,
die auf die gleiche Weise suspendiert und mit AFM analysiert wurden
mit dem Unterschied, dass hier das Tensid SCholate, das Natriumsalz
der Cholsäure,
eingesetzt wurde, das die Nanoröhren
nahezu vollständig zu
einzelnen Objekten auflöst.
Die Höhenverteilung zeigt
nur einen Peak. Zusammenfassend lässt sich hier also feststellen,
dass SDS nur einen Teil des Röhrenmaterials
vereinzelt, während
ein signifikanter Anteil in Form von Bündeln in der Suspension vorliegt.
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Größenausschlusschromatographie
wurde mittels eines Gelfiltrationsmediums durchgeführt. Das
Gel wurde dafür
in eine Glassäule
(2 cm Innendurchmesser) eingefüllt
und mit dem doppelten Volumens des eingefüllten Gelvolumens mit Wasser/1 Gew.%
SDS gespült
und dabei leicht bis zu einer Gesamthöhe von etwa 14 cm komprimiert.
Für die
Chromatographie wurden dann 10 ml der Nanoröhrenstartsuspension aufgebracht
und mit Wasser/1 Gew.% SDS durch das Anlegen eines leichten Überdruckes
durch das Gel gedrückt.
Der Überdruck
wurde so eingestellt, dass sich eine konstante Flussrate von etwa
einem Milliliter pro Minute einstellt. Das aus der Säule ausgetriebene
Material wurde in einzelne Fraktionen zu je 4 ml gesammelt.
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Der
Teil des Nanoröhrenmaterials,
der vereinzelt wurde, d. h. der erste Teil aus der AFM-Analyse,
der eine Höhe
von 1,0 nm ± 0.15
nm besitzt, läuft ungehindert
durch das Gel, wobei der zweite Teil, d. h. der Teil aus der AFM-Analyse,
der eine Höhe
von 1,45 nm ± 0.55
nm besitzt, nach wenigen Millimetern im Gel verbleibt und sich nicht
durch das Laufmittel Wasser/1 Gew.% SDS aus dem Gel austreiben lässt.
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Wie
bereits oben erwähnt,
suspendiert das Tensid SCholate Nanoröhren wesentlich effektiver. Um
das auf der Gelsäule
verbleibende Röhrenmaterial
von der Säule
zu spülen,
wurde das Laufmittel von Wasser/1 Gew.% SDS auf Wasser/1 Gew.% SCholate
getauscht. Um die Säule
sauber zu spülen, wurde
sie mit etwa 100 ml des neuen Laufmittels betrieben, wobei erneut
ein Fluss von 1 ml/min eingestellt wurde. Die beiden mit unterschiedlichen
Laufmitteln ausgetriebenen Nanoröhren
wurden dann durch Absorptionsspektroskopie analysiert.
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Metallische
und halbleitende Nanoröhren zeigen
für sie
spezifische Absorptionsbanden im Absorptionsspektrum (siehe 3a)).
Das Absorptionsspektrum des Röhrenmaterials,
das mit SDS aus dem Gel eluierte, zeigt eine starke Anreicherung
der metallischen Absorptionsbande. Aus der Integration der Peakflächen ergibt
sich eine relative Konzentration an metallischen Röhren von
etwa 70%. Das Absorptionsspektrum des Röhrenmaterials, das mit SCholate
aus dem Gel eluierte, zeigt eine starke Anreicherung der halbleitenden
Absorptionsbande, wobei metallische Röhren hier gar nicht mehr nachweisbar
sind, was einer relativen Konzentration an halbleitenden Röhren von
nahezu 100% entspricht.