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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Führen eines Ventrikelkatheters beim Implantieren.
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Hintergrund der Erfindung
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Der Hydrocephalus ist eine Erkrankung des Kindes- und Erwachsenenalters, bei der es zu einem Aufstau von Hirnwasser (Liquor cerebrospinalis – Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit)) im Schädelinnenraum kommt. Hierdurch entstehen eine Druckerhöhung und dadurch eine potentielle Funktionsschädigung des Gehirns. Eine der Behandlungsmethoden dieser Erkrankung ist die Implantation eines sogenannten Liquor-Shunts. Dieser leitet den Liquor von den Ventrikeln in ein anderes Körperkompartment ab, zum Beispiel die Bauchhöhle oder den Herzvorhof, wo die Resorption in das Blut erfolgen soll. Das Implantat eines Liquor-Shunts soll optimalerweise lebenslang belassen werden. Jedoch können im Verlauf mechanische Probleme auftreten, welche meist nur mit einer operativen Shunterneuerung behandelt werden können. Ein Shuntsystem ist zum Beispiel aus dem Dokument
US 7,235,060 B2 bekannt.
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Einer dieser Shuntfehlfunktionen ist die Verstopfung des Ventrikelkatheters mit ortsständigem Gewebe. Retrospektive Studien haben gezeigt, dass die inkorrekte Platzierung des Ventrikelkatheters einen signifikanten Risikofaktor darstellt und es hierdurch eher zu einer Verlegung des Katheters durch Gewebe kommen kann. In der Vergangenheit wurden die Katheter ausschließlich Freihand gelegt. Man hat in den letzten Jahren versucht, mittels verschiedener Verfahren wie Ultraschalltechnik und Navigationsgeräte die Platzierung der Katheter genauer zu gestalten. Der Nachteil hierbei ist jedoch, dass beide Verfahren einen hohen Aufwand verursachen und technische Limitationen besitzen.
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Als Platzierungshilfe beim Implantieren eines Ventrikelkatheters wurde eine Vorrichtung vorgeschlagen, bei der eine Katheterführung, durch welche hindurch der Ventrikelkatheter beim Implantieren geführt wird, an einem Dreifußständer fest in einer aufrechten Stellung rechtwinklig zur Konvexitätsoberfläche angebracht ist (vgl. O'Leary et al., J. Neurosurg 92(2000)801-803).
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In Untersuchungen wurde jedoch gefunden, dass zur korrekten Platzierung des Ventrikelkatheters die Position des Bohrloches auf dem Schädel des Patienten und als Stichrichtung eine zur Kopfmittellinie geneigte Stellung zwei entscheidende Faktoren sind.
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Das Dokument
US 6,132,437 beschreibt ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Führen von chirurgischen Instrumenten zu Zielen im Schädelinneren eines Patienten. Die Vorrichtung besteht aus einer Justiereinrichtung und einer tragbaren Führung. An der Justiereinrichtung ist eine Führungseinrichtung mit einem Zeiger angeordnet.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine verbesserte Vorrichtung zum Führen eines Ventrikelkatheters beim Implantieren zu schaffen, mit der bei möglichst wenig Aufwand ein zielgenaues Positionieren des Ventrikelkatheters ermöglicht ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung zum Führen eines Ventrikelkatheters beim Implantieren nach dem unabhängigen Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand von abhängigen Unteransprüchen.
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Die Erfindung umfasst den Gedanken einer Vorrichtung zum Führen eines Ventrikelkatheters beim Implantieren, mit einer Gestelleinrichtung, die wenigstens drei auf einer zugeordneten Standfläche auflagerbare Füße aufweist, einer Zeigereinrichtung, die von der Gestelleinrichtung getragen wird und um eine horizontale Schwenkachse schwenkbar ist, einer Katheterführeinrichtung mit einer Katheterführung zur Aufnahme eines Ventrikelkatheters, die von der Gestelleinrichtung getragen wird und die um die horizontale Schwenkachse sowie relativ zu der Zeigereinrichtung schwenkbar ist, wobei die Zeigereinrichtung und die Katheterführeinrichtung in jeweiligen Schwenkstellungen fixierbar sind.
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Mit Hilfe der vorgeschlagenen Vorrichtung ist es ermöglicht, den Ventrikelkatheter entlang einer mittels der Katheterführeinrichtung vorgegebenen Einführ- oder Stichrichtung, die in Bezug auf die Zeigereinrichtung exakt einstellbar ist, zum Implantieren in den Schädelinnenraum einzuführen. Die Vorrichtung ermöglicht dieses unabhängig von der konkreten Kopfoberflächenform des Patienten in dem Bereich, in welchem die Schädelbohrung zum Einbringen des Ventrikelkatheters gesetzt wird, insbesondere hinsichtlich der Flächenneigung. Im konkreten Einsatz der Vorrichtung kann dieses zum Beispiel dadurch geschehen, dass die Zeigereinrichtung mit einer auf der Kopfhaut vorher markierten Justierlinie zur Deckung gebracht wird, die ihrerseits parallel zu einer zuvor ermittelten Schädelmittel-/Kopfmittellinie verläuft. Die Mittellinie kann beispielsweise von anatomischen Landmarken wie dem Nasenrücken und einer knöchernen Vorwölbung am Hinterkopf (Protuberantia occipitalis) abgeleitet werden. Ist die Zeigereinrichtung nun mit der Justierlinie zur Deckung gebracht oder parallel hierzu ausgerichtet, kann dann ein gewünschter Winkel zwischen Zeigereinrichtung und Katheterführeinrichtung eingestellt werden, indem die Katheterführeinrichtung relativ zur Zeigereinrichtung geschwenkt wird. Der gewünschte Winkel wurde zum Beispiel vorher aus der Bildanalyse des Schädelinnenraums mit dem Liquorraum abgeleitet. Hierbei kann eine gewünschte Einführ- oder Stichrichtung für den Ventrikelkatheter in Bezug auf die Schädelmittelinie festgelegt werden, welche mit Hilfe des einstellbaren Winkels zwischen Zeigereinrichtung und Kathetereinführeinrichtung dann beim Implantieren umgesetzt wird.
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Die Katheterführung in der Katheterführeinrichtung ist bevorzugt kanal- oder rohrförmig ausgebildet, so dass hierin ein Ventrikelkatheter aufgenommen und dann in Richtung des Schädels des Patienten geführt werden kann. Die Fixierung der Zeigeeinrichtung und/oder der Katheterführeinrichtung in den jeweiligen Schwenkstellungen kann zum Beispiel mit Hilfe eines Rastmechanismus erreicht werden. Hiermit sind beispielsweise feste Gradeinstellungen vorsehbar, in denen die jeweilige Einrichtung automatisch einrastet, wenn sie in die zugehörige Winkelstellung geschwenkt wird. Der Abstand zwischen gerasteten Winkelstellungen kann je nach Anwendungsfall gewählt werden, zum Beispiel in Abständen von einem Grad, zwei Grad oder drei Grad. Alternativ oder ergänzend zum Rastmechanismus kann vorgesehen sein, die Zeigereinrichtung und/oder die Katheterführeinrichtung an der Gestelleinrichtung mit Hilfe eines zugeordneten Feststellmechanismus in den verschiedenen Schwenkstellungen zu fixieren. In einer Ausführungsform ist der Feststellmechanismus mit einer Feststellschraube gebildet, die gelöst werden kann, wenn die jeweilige Einrichtung um die Schwenkachse geschwenkt werden soll.
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Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass die Gestelleinrichtung mit einein Dreifußständer gebildet ist. Mit dem Dreifußständer ist eine so genannte Dreipunktlagerung realisiert, die ein Kippeln der Gestelleinrichtung auf der Standfläche zuverlässig verhindert.
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Bei einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass eine der Katheterführeinrichtung und/oder der Zeigereinrichtung zugeordnete Winkelmaßeinrichtung gebildet ist. Die Winkelmaßeinrichtung umfasst in einer Ausgestaltung geeignete Markierungen entlang eines Kreisbogenabschnitts, die für eine Grob- und/oder eine Feineinstellung des Winkels zwischen Katheterführeinrichtung und Zeigereinrichtung konfiguriert sind.
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Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass die Katheterführeinrichtung mit einer im Durchmesser einstellbaren Katheterführung gebildet ist. In einer Ausführungsform ist der Durchmesser der Katheterführung einstellbar, indem in der Katheterführeinrichtung einsteckbare Hülsen oder Röhrchen mit unterschiedlichem Innendurchmesser verwendet werden. Hierbei kann vorgesehen sein, dass verschiedene Hülsen mit gleichem Außendurchmesser aber unterschiedlichem Innendurchmesser austauschbar in die Katheterführeinrichtung eingesetzt werden. In einer alternativen Ausgestaltung sind mehrere Hülsen Stück für Stück ineinandersetzbar, so dass ein Innendurchmesser einer Hülse im Wesentlichen dem Außendurchmesser einer hierin einsteckbaren Hülse entspricht, wodurch der Durchmesser der Katheterführung Stück für Stück verkleinert oder vergrößert werden kann, indem eine weitere Hülse eingesteckt oder herausgenommen wird.
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Bevorzugt sieht eine Fortbildung der Erfindung vor, dass die Zeigereinrichtung und die Katheterführeinrichtung auf einer an der Gestelleinrichtung verstellbar gelagerten Trageeinrichtung angeordnet sind. Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass die Trageeinrichtung selbst mit der Zeigereinrichtung und der Katheterführeinrichtung zusammen an der Gestelleinrichtung schwenkbar ist. Auf diese Weise ist die Gerätevariabilität im Einsatz erhöht.
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Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass einer oder mehrere der wenigstens drei Füße längenverstellbar ausgeführt sind.
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Eine Weiterbildung der Erfindung kann vorsehen, dass die Zeigereinrichtung und/oder die Katheterführeinrichtung eine Einstellhilfe aufweisen. Die Einstellhilfe ist vorgesehen, um beim Einsatz der Vorrichtung die Winkeleinstellung zu erleichtern. Beispielsweise kann beim Einsatz der Vorrichtung beim Implantieren vorgesehen sein, dass die Schädelmittel- oder Bezugslinie als Lichtstreifen projiziert wird. Als Einstellhilfe kann die Zeigereinrichtung dann Durchbrüche, zum Beispiel in Form von Schlitzen, aufweisen die mit dem Lichtstreifen zur Deckung gebracht werden.
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Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass ein bodenseitiger Endbereich der Katheterführung benachbart zur zugeordneten Standfläche gebildet ist.
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Bei einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die Katheterführung entlang seiner Längsrichtung relativ zur Gestelleinrichtung verlagerbar ist. Zum Beispiel kann die Katheterführung in einem Montageteil verschiebbar gelagert sein. Mit Hilfe der Verlagerung in Längsrichtung kann die Katheterführeinrichtung oder ein Teil hiervon näher an die Standfläche, also die Schädeldecke, herangeführt werden. Umgekehrt ist auch ein Entfernen hiervon auf diese Weise ermöglicht.
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Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf Figuren einer Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigen:
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1 eine perspektivische Darstellung einer Vorrichtung zum Führen eines Ventrikelkatheters beim Implantieren,
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2 eine schematische Darstellung der Vorrichtung aus 1 von der Seite,
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3 eine schematische Darstellung der Vorrichtung aus 1 von oben und
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4 eine Anordnung mit Zeigereinrichtung und Katheterführeinrichtung, wie sie in der Vorrichtung nach den 1 bis 3 vorgesehen ist.
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1 zeigt eine schematische Darstellung mit einer perspektivischen Abbildung einer Vorrichtung zum Führen eines Ventrikelkatheters (Punktionshilfe für Ventrikelkatheter). An einer Gestelleinrichtung 1, die drei Standbeine 2, 3, 4 mit einem jeweils zugeordneten Fuß 5, 6, 7 aufweist, sind eine Zeigereinrichtung 8 sowie eine Katheterführeinrichtung 9 schwenkbar um eine Schwenkachse 10 gelagert. Beim Schwenken um die Schwenkachse 10 bewegen sich die Zeigereinrichtung 8 sowie die Katheterführeinrichtung 9 in einem Aufnahmeraum 11 der Gestelleinrichtung 1, welcher zwischen zwei Wandabschnitten 12, 13 gebildet ist.
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Die Schwenkachse 10 ist so konzipiert, dass sie die Öffnung der Katheterführeinrichtung 9 nicht verschlossen wird und ist am unteren Ende und somit nahe zur Standfläche eines nach unten geführten Gestellabschnitts 14 gebildet.
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Die Katheterführeinrichtung 9 ist mit einer rohrförmigen Katheterführung 15 gebildet, durch welche hindurch der Ventrikelkatheter beim Implantieren geführt wird.
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Gemäß den 1, 2 und 3 ist an der Zeigereinrichtung 8 ein Kreisbogenabschnitt 16 mit einer Winkelmarkierung 17 gebildet. Mit Hilfe der Winkeleinteilung 17 kann ein relativer Winkel zwischen Zeigereinrichtung 8 und Katheterführeinrichtung 9 exakt eingestellt werden, wie dies 4 zeigt.
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Weiterhin weist die Zeigereinrichtung 8 eine schlitzförmige Ausnehmung 19 auf, die als eine Einstellhilfe dient, wenn die Punktionshilfe beim Einsatz mit einer Bezugslinie, insbesondere parallel zur Schädelmittellinie, zur Deckung gebracht wird. Dieses kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass die Bezugslinie mit einem Lichtstrahl projektiert wird, der dann zur Deckung mit der schlitzförmigen Ausnehmung 19 gebracht wird, woraufhin eine gewünschte Einfuhr- oder Stichrichtung mittels Schwenken der Katheterführeinrichtung 9 relativ zur Zeigeeinrichtung 8 einstellbar ist.
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Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen und der Zeichnung offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungen von Bedeutung sein.