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Der
Einschluss von biologischem und chemischem Material in stabile Körper
aus anorganischen, organischen und biologischen Bausteinen ist eine wichtige
Methode, um lebendem Gewebe, Zellverbänden oder einzelnen
Zellen einen Schutzraum für ungestörtes Wachstum
zu schaffen, die Wiederverwendbarkeit von Enzymen zu ermöglichen,
Substanzen kontrolliert freizusetzen, biologische und chemische
Abbauprozesse zu verzögern, einen zielgerichteten Transport
zu gewährleisten oder visualisierbare Effekte zu erzielen.
Das eingeschlossene Material und die geplante Anwendung des Produkts
bestimmen im wesentlichen Form und Größe des Körpers sowie
die notwendige Porosität.
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Beispielsweise
wird es bei der Herstellung eines Containers für tierische,
pflanzliche oder bakterielle Zellen darauf ankommen, dass das Verfahren steril
durchführbar ist, die weiteren Reaktionsbedingungen die
Vitalität der Starterkultur nicht beeinträchtigen
und der Innenraum des Körpers ausreichenden Platz für
die Vermehrung bietet. Tierische Zellen oder multizelluläre
Bakterien benötigen beispielsweise Hohlräume mit
Innendurchmessern von 10–4 bis
10–3 Metern. Die Außenhülle
des Containers muss für Nährstoffe und Produkte
hinreichend durchlässig sein und gleichzeitig die Scherkräfte
in einem Fermenter mechanisch überstehen. Zusätzlich
sind über Tage hinweg die eingeschlossenen Zellen und ihre Produkte
vor abbauenden Mikroorganismen, Enzymen und oxidativen Prozessen
zu schützen.
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Demgegenüber
wird mit dem Einschluss eines pharmazeutischen Wirkstoffs meist
eine kontrollierte oder verzögerte Freisetzung beabsichtigt.
Dies wird in der Regel dadurch erreicht, dass die Diffusion aus
der inneren Matrix und durch die äußere Membran
eines Containers langsam verläuft oder Matrix und Außenhülle
durch Enzyme der umgebenden Flüssigkeit abgebaut werden.
Dabei hat die Herstellung sphärischer Nanopartikel (Durchmesser
von 10–9 Meter) in den vergangenen
Jahren eine zunehmende Bedeutung erlangt.
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Die
Prozesse zur Herstellung großer, dauerhafter Zellcontainer
und kleiner, sich auflösender Wirkstoffkapseln sind die
Gegenpole eines breiten Spektrums von Einschlussverfahren. Beide
Beispiele offenbaren die Anforderungen an ein Verfahren für Produkte
mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften:
- (1)
Die verwendeten Bausteine zur Herstellung einer Kapselmatrix und
Außenhülle müssen eine Hitzesterilisierung
ohne Einbuße wesentlicher Eigenschaften tolerieren.
- (2) Das Herstellungsverfahren muss vom Materialeinschluss bis
zur Produktfertigstellung unter sterilen Bedingungen durchführbar
sein.
- (3) Die Funktionalität des Einschlussguts muss während
des Einschlussverfahrens erhalten bleiben.
- (4) Der Abbau der verwendeten Bausteine muss durch Körperflüssigkeiten
möglich sein, um die Freisetzung eingeschlossener Wirkstoffe
zu gewährleisten.
- (5) Eine definierte Durchlässigkeit der äußeren Membran
muss sich gezielt einstellen lassen. Entsprechend muss wenigstens
ein Verfahrensschritt die Porosität des Materials regulieren.
- (6) Das fertige Produkt muss eine hohe mechanische Festigkeit
aufweisen.
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Die
Herstellung von Produkten mit den in (1) bis (6) beschriebenen Eigenschaften
ist eine große Herausforderung und bis heute nicht zufriedenstellend
gelöst.
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So
ist die Ausfällung funktionalisierter Polymere mit Ca2+ oder anderen mehrwertigen Ionen unter
Einschluss des gelösten oder suspendierten organischen
oder biologischen Materials eine seit langem bekannte und häufig
angewandte Einschlussmethode. Die verwendeten Polymere können
natürlichen oder synthetischen Ursprungs (Alginsäure,
Carageen, Pectin, Fulvinsäure, Polyacrylsäure,
succinylierter Polyvinylalkohol etc.) sein. Sie müssen
lediglich Carboxylgruppen oder andere Funktionen tragen, die in
Wasser mit geeigneten Kationen schwer lösliche Salze bilden.
Sehr häufig werden Alginsäure oder κ-Carageen
aus Algen für die Immobilisierung verwendet, wobei in der
Regel eine Mischung aus Polymer und Einschlussgut in eine CaCl2-Lösung eingetragen wird (siehe
beispielsweise: Prakash und Martoni (2006) Appl. Biochem.
Biotechnol. 128, 1–22). Über den Eintrag
und die Rührgeschwindigkeit lassen sich Teilchengrößen
mit einem Durchmesser von 10–9 bis
10–3 Meter erzielen. Vorteilhaft
sind auch das schonende Einschlussverfahren und die Biokompatibilität
der verwendeten Polymersäuren, nachteilig hingegen die
geringe Stabilität der Partikel. Beispielsweise lösen
sich die vernetzenden Salzbrücken bereits in Natriumcitratpuffer
sehr einfach auf.
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Dreidimensionale
Netzwerke entstehen auch aus Polymersäuren mit Polyaminen
und Zuckerpolymeren mit Borsten, die jedoch wegen ähnlicher
Stabilitätsprobleme spezifische Anwendungsprofile benötigen
(De Stefano et al. (2006) Biophys. Chem. 122, 221–231; An
und Lo (2001) J. Environ. Sci. Health: A Tox. Hazard Subst. Environ.
Eng. 36, 101–115).
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Noch ältere
Verfahren nutzen gelierende Bausteine wie Agarose oder Gelatine,
die beim Abkühlen des erhitzten Sols unter sehr schonenden
Bedingungen labiles Material in die sich bildende Gallerte einschließen
(siehe beispielsweise: Jen et al. (1996) Biotechnol. Bioeng.
50, 357–364; Rao (1995) J. Biomater. Sci.
Polymer Ed. 7, 623–645). Grundsätzlich
gilt, dass bei der höheren Soltemperatur thermolabiles
Material Vitalität und Funktionalität einbüßen
kann. Außerdem lösen sich Hydrogele auf, wenn die
Schmelztemperatur überschritten wird. Vernetzungsmoleküle
wie Formaldehyd oder Glutaraldehyd stabilisieren durch Aufbau kovalenter
Netzwerke; wegen ihrer hohen Penetrationsfähigkeit und
Reaktivität sind sie für jedes lebende und funktionale
Einschlussgut problematische Chemikalien.
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Einschlussimmobilisate
werden dadurch stabilisiert und abgedichtet, dass eine Außenhülle
um die oben beschriebene Kernmatrix mit dem Einschlussgut aufgebaut
wird. Das wichtigste Verfahren ist der Aufbau ultradünner
Filme mit amphiphilen Molekülen und ebenfalls Stand der
Technik. Drei Verfahren sind im Wesentlichen zu unterscheiden:
- (1) die Herstellung dünner Filme nach
Langmuir und Blodgett, auch Langmuir-Blodgett-Filme (LB-Verfahren)
genannt,
- (2) Die Herstellung selbst-geordneter Monoschichten (self-assembled
monolayers, SAM-Verfahren) und
- (3) Schicht-für-Schicht-Aufbauverfahren (layer by layer
assembly, LBL-Verfahren).
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Beim
Langmuir-Blodgett-Verfahren wird mit einem oder mehreren Tensiden
ein monomolekularer Film auf einer Wasseroberfläche hergestellt
und auf eine feste Oberfläche übertragen (siehe
beispielsweise: Dynarowicz-Łatka et al. (2001)
Adv. Colloid Interface Sci. 91, 221–293). Obwohl
Schichtdicke und Architektur kontrollierbar sind, ist die thermodynamische
Stabilität der übertragen Monoschicht begrenzt. Der
zu beschichtende Körper muss bereits eine Festigkeit bzw.
Steifigkeit besitzen, die die meisten Einschlussimmobilisate nicht
aufweisen.
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Beim
SAM-Verfahren entstehen Monoschichten mit geordneter Architektur
direkt auf einer festen Oberfläche durch Assemblierung
individueller Moleküle. Häufig werden Goldoberfächen
verwendet, die mit unterschiedlichen Thiolverbindungen modifiziert
werden (Shin et al. (2006) Curr. Opin. Chem. Biol. 10, 423–429; Lehn
(2002) Science 295, 2400–2403). SAM sind thermodynamisch
stabiler als LB-Monoschichten, aber wie diese weniger für
die Beschichtung labiler Körper geeignet.
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Labile
Partikel wie Calciumalginatkugeln werden erfolgreicher nach dem
LBL-Verfahren abgedichtet und stabilisiert. LBL bedeutet Aufbau
von Multischichten mit Polyelektrolyten entgegen gesetzter Ladung
direkt auf der Oberfläche über elektrostatische
Anziehung und Wechselwirkung. Durch wiederholte Aufbringung kationischer
und anionischer Moleküle entstehen übereinander
liegende Filme mit alternierender Ladung, deren Schichtdicke 10–8 bis 10–6 Meter
betragen kann. Die Technik eignet sich zur Verkapselung von Makromolekülen
und kleinen Verbindungen und hat eine breite medizinische Anwendung für
die Modifikation von Zelloberflächen, die kontrollierte
Freisetzung von Wirkstoffen, die Bildung von Hohlkörpern
oder die Herstellung von Nanobioreaktoren gefunden (siehe beispielsweise: Ai
et al. (2003) Cell Biochem. Biophys. 39, 23–43).
Da die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Filmschichten ausschließlich
elektrostatischer Natur ist, ist die Stabilität 181-beschichteter
Körper von pH und Salzgehalt einer Lösung abhängig.
Auch hat die Löslichkeit der verwendeten Polyelektrolyte
in Wasser Einfluss auf die Beständigkeit des fertigen Produkts.
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LBL-beschichtete
Kapseln wurden auch zur Herstellung von Hohlkörpern verwendet.
Das Deutsche Patent
DE
102004013637 A1 beschreibt ein Verfahren, bei dem die Matrix
der beschichteten Partikel wieder aufgelöst wird.
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Hohlkörper
lassen sich auch herstellen, indem zunächst nach dem SCL-Verfahren
(SCL, shell cross-linked micelles) Partikel mit einem inneren Kern
und einer äußeren Schale aus unterschiedlichem
anorganischem oder organischen Material synthetisiert werden (siehe
beispielsweise: Thurmond et al. (1996) J. Am. Chem. Soc.
118, 7239–7240 (1996). Anschließend erfolgt
die Auflösung der Kernmatrix. Bei einem Verfahren wird
auf einem Kieselgelkern Polystyrol radikalisch synthetisiert, wobei
ko-polymerisierte funktionale Gruppen für die nachfolgende Vernetzung
sorgen. Anschließend erfolgt die Zersetzung des Kieselgelkerns
mit Flusssäure ohne Zerstörung der resistenten
Polymerhülle (Blomberg et al. (2002) J. Polym.
Sci. 40, 1309–1320). Die Reaktionsbedingungen
des SCL-Verfahrens lassen in der Regel nur den Einschluss von inertem
Material zu, bei dem ein Verlust der Funktionalität nicht
zu erwarten ist.
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Hohlkörper
aus organischem Material entstehen auch aus Übergangsmetallen
(Pt, Pd) und mehrzähnigen organischen Liganden (Sun
et al. (2002) Curr. Opin. Chem. Biol. 6, 757–764).
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Auch
biologische Bausteine, die zur Selbstassemblierung befähigt
sind, wurden als Einkapselungs- oder Beschichtungsmaterial beschrieben.
Beispielsweise bilden bakterielle Oberflächenproteine,
sog. S-Layer-Proteine, zweidimensionale Kristalle und lassen sich
entsprechend als biomimetische Membranen nutzen (Schuster
et al. (2005) Methods Mol. Biol. 300, 101–123).
Bionanokapseln entstehen aus dem Hüllprotein des Hepatitis-B-Virus und
den Lipiden einer Wirtszelle (Yu et al. (2006) IUBMB Life
58, 1–6). Nach diesen Verfahren hergestellte Produkte
lassen sich wegen der Antigenität nur bedingt in Mensch
und Tier anwenden.
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Insgesamt
gesehen lassen sich mit den bekannten Verfahren Hohlkörper
herstellen, die nur teilweise die geforderte chemische, biologische
und mechanische Stabilität und Kompatibilität
aufweisen. Deshalb ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein
neues Verfahren bereitzustellen, das den oben genannten Anforderungen
(1) bis (6) genügt. Wegen der unterschiedlichen Größe
und Eigenschaften des Einschlussguts (tierische und pflanzliche
Zellen, Einzeller und multizelluläre Bakterien, Enzyme,
pharmazeutische Wirkstoffe, Farbstoffe etc.) müssen mit dem
Verfahren Partikelgrößen mit Durchmessern von
10–3 bis 10–9 Metern
erzielbar, die Durchführung unter sterilen Bedingungen
möglich und die Porosität der äußeren
Membran einstellbar sein. Außerdem soll die Außenhülle
bei Bedarf biologisch abbaubar sein.
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Die
Aufgabe wird durch ein neuartiges 5-Stufen-Verfahren gelöst,
das ausschließlich biologisch abbaubare und sterilisierbare
Materialien für den Aufbau der Einschlussmatrix und die
Konstruktion der Außenhülle verwendet.
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In
der ersten Verfahrensstufe wird durch Ausfällung polymerer
Carbonsäuren mit zweiwertigen Kationen das Einschlussgut
ionotrop ausgefällt. Dafür eignet sich besonders
eine 0,5–2% (w/v) wässrige Lösung mit
einer polymeren Zuckersäure wie Alginat und Carageen, die
in eine 1–5% wässrige Calciumchlorid-Lösung
unter Rühren eingebracht wird. Für ein Verfahren
unter sterilen Bedingungen werden die Lösungen zuvor autoklaviert.
Durch Einsprühen der Zuckerlösung zu einer bei
mindestens 10.000 rpm gerührten Calciumchlorid-Lösung
entstehen Nanopartikel (Durchmesser von 10–9 Meter).
Größere Calciumalginatkugeln (Durchmesser von
10–6 bis 10–3 Meter)
werden durch Eintropfen der Zuckerlösung in eine gerührte
Calciumchlorid-Lösung hergestellt. Dabei bestimmen der
Auslassquerschnitt der verwendeten Eintropfvorrichtung, die Zutropf-
und Rührgeschwindigkeit die Größe der
Kugeln. Überschüssiges Material (Matrixbausteine
und Einschlussgut) wird mit 2 mM CaCl2 in
einem geeigneten Puffer durch zwei- bis dreifaches Waschen entfernt.
Dabei wird gleichzeitig ein pH von 6–8 eingestellt. Bei
der Immobilisierung von Zellen und Sporen kann erfindungsgemäß ein
essentieller Nährstoff mit eingeschlossen werden, dessen
Fehlen das Wachstum unerwünschter Keime im Nährmedium
behindert.
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In
der zweiten Verfahrensstufe werden die beladenen Metallcarboxylatkugeln
mit einem basischen Protein beschichtet. Dazu werden beispielsweise
auf 4–5°C gekühlte Calciumalginatkugeln
in einer 1–5% (w/v) Gelatinelösung (Gelatinetyp
A) unter leichtem Schütteln 10–30 min bei Raumtemperatur inkubiert.
Ein pH von 5–9, vorzugsweise von 6–8, wird dabei
mit einem geeigneten Beschichtungspuffer, der 2 mM CaCl2 enthält,
konstant gehalten. Man entfernt den Überstand durch Dekantieren
und wäscht die Kugeln ggf. mit Beschichtungspuffer.
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In
der dritten Verfahrensstufe erfolgt die Proteinvernetzung mit Transglutaminase,
Laccase, Peroxidase, Sortase, Lysyloxidase oder einem anderen proteinvernetzenden
Enzym. Typischerweise werden gelatinebeschichtete Alginatkugeln
in Beschichtungspuffer mit 0,1–1 mg gereinigte Transglutaminase
je Gramm feuchter Partikel wenigstens 30 Minuten bei 37°C
inkubiert. Anschließend wird der Überstand durch
Dekantieren entfernt. Chemische Vernetzungsmittel wie Formaldehyd
oder Glutaraldehyd sind nicht geeignet, weil sie die Vitalität
von lebendem Material beeinträchtigen sowie die Bausteine der
inneren Matrix und das Einschlussgut mit den Bausteinen der äußeren
Hülle irreversibel verbinden.
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Die
Verfahrensstufen zwei und drei werden wenigstens dreimal, für
die Erzielung engporiger Proteinhüllen mehrfach abwechselnd
wiederholt. Dabei kann auch der Beschichtungsproteintyp variiert werden.
Eine alternierende Verwendung von basischen und sauren Proteinen,
die bei dem verwendeten Beschichtungs-pH positiv bzw. negativ geladen sind,
begünstigt wie beim LBL-Verfahren eine dichte Packung der
Proteinketten auf der Alginatoberfläche. Ganz besonders
eignet sich dafür das Faserprotein Gelatine, das aus Haut-
und Knochenkollagen über ein saures oder basisches Aufschlussverfahren
technisch gewonnen wird. Deshalb ist Gelatine erhältlich, die
bei neutralem pH positiv oder negativ geladen ist. Nachteilig ist,
dass bei Gelatine aus basisch behandeltem Kollagen ein Teil der
ursprünglich vorhandenen Glutaminreste hydrolysiert ist.
Deshalb ist die Vernetzbarkeit dieses Gelatinetyps durch Transglutaminase
eingeschränkt.
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Nach
Abschluss des Beschichtungsverfahrens werden die beladenen Kapseln
mit Beschichtungspuffer mehrfach gewaschen, um überschüssiges
Beschichtungsprotein und Vernetzungsenzym vollständig zu
entfernen. In der vierten Verfahrensstufe folgt dann die Auflösung
und Entfernung der Metallcarboxylatmatrix. Dazu werden die sphärischen
Partikel in 50 mM Citratpuffer pH 6,0 mit 0,5 M Natriumchlorid eine
Stunde bei Raumtemperatur vorsichtig bewegt. Überraschenderweise
bleiben durchsichtige, mechanisch labile Proteinhohlkugeln zurück,
die nicht zerfließen, in Lösung ihre sphärische Form
bewahren und nur durch die enzymatisch hergestellten Querbrücken
zusammengehalten werden. Bei Kugeln mit einem Durchmesser von 1–3
Millimeter ist der Inhalt mit dem bloßen Auge sichtbar.
Die labilen Proteinkörper mit dem Einschlussgut werden gewaschen
und in der Pufferlösung gelagert.
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Im
fünften Verfahrensschritt werden die labilen Proteinhohlkörper
durch Mineralisierung chemisch, biologisch und mechanisch stabilisiert.
Dabei wird auch die Erkenntnis genutzt, dass die Tripelhelix von
Kollagen ein biologisches Templat für den Aufbau kristalliner
Strukturen von Hydroxylapatit, Tricalciumphosphat, Calciumcarbonat,
Calciumsilicat, Calciumfluorid oder anderer unlöslicher
Mineralsalzzusammensetzungen in Zähnen, Knochen, Knorpel
etc. ist (siehe beispielsweise Siegmund et al. (2008) J.
Biomech. 41, 1427–1435). Deshalb ist in dem erfindungsgemäßen
Verfahren Kollagen bzw. dessen wasserlösliches Partialhydrolysat
Gelatine das bevorzugte Beschichtungsmaterial von Metallcarboxylatkapseln
mit dem Einschlussgut. Der Aufbau kristalliner Mineralschichten
um die vernetzten Kollagenketten herum ist nach dem Beschichtungsverfahren eine
zweite Verfahrensstufe, mit der die Durchlässigkeit und
Porosität der äußeren Proteinmembran
eingestellt wird. Die Proteinmineralisierung verhindert außerdem
die chemische und enzymatische Hydrolyse der Kollagenpeptidbindungen
und trägt somit entscheidend zur chemischen und biologischen
Stabilität des beladenen Hohlkörpers bei. Andererseits
ist auch ein Kollagenkomposit im Körper nach langsamer
Auflösung der Mineralsalze abbaubar, entsprechend auch
mineralisierte Hohlkörper.
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Das
Wachstum einer kristallinen Hydroxylapatitschicht auf den vernetzten
Gelatineketten der labilen Hohlkörper beginnt bei pH 5,0
in einer wässrigen Lösung von 0,5 M Ca(NO3)2 und 0,5 M (NH4)2HPO4 (Volumenverhältnis
5:3). Nach Anheben des pH auf 8–10 durch langsame Zugabe
von 25% Ammoniumhydroxid werden die Kapseln 0,5–2 Stunden
bei Raumtemperatur bewegt. Zur Verstärkung der Hydroxylapatitschicht
und Verengung der Poren kann der Vorgang mehrfach wiederholt werden.
Die mineralisierten Hohlkörper werden mehrfach mit 50 mM
Ammoniumcitratpuffer pH 6,0 gewaschen und beispielsweise in Tris-Acetat-Puffer
pH 6 bei –18°C oder –80°C gelagert.
Die Lagerung von feuchten bzw. lyophilisierten Partikeln bei tiefen
Temperaturen ist ebenfalls ein geeignetes Aufbewahrungsverfahren.
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Beschreibung der Abbildungen
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1:
Mineralisierter Kollagenhohlkörper (100fache Vergrößerung)
mit multizellulären Streptomyceten. Das Wachstum erfolgte
in einem flüssigen Stärke-Mineralsalzmedium bei
28°C.
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Die
folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der vorliegenden
Erfindung.
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Beispiel I
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Herstellung von Agarplatten mit festem
Nährmedium
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4
g Glucose, 4 g Hefeextrakt, 10 g Malzextrakt, 2 g CaCO3 und
15 g Agar-Agar werden in 1 L entsalztem Wasser gelöst.
Anschließend stellt man den pH mit NaOH auf 7.2 ein. Man
sterilisiert bei 1 bar Überdruck (121°C) für
20 min, gießt 25 ml unter sterilen Bedingungen in jeweils
eine Petrischale und lässt abkühlen.
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Beispiel II
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Gewinnung von Sporen von Streptomyces
mobaraensis
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Substratmycel
einer wenigstens 30 Tage alten Stammhaltungskultur von Streptomyces
mobaraensis werden auf festem Nähragar ausgestrichen und
15–21 Tage bei 28°C inkubiert. Anschließend gibt
man 20 ml einer sterilen wässrigen 0,5% TWEEN 20-Lösung
zu und löst die Sporen mit einer ausgeglühten
Animpföse mechanisch ab. Nach Filtration der Sporensuspension
durch einen Wattepfropfen am Ausgang einer sterilen Spritze wird
das Filtrat mit einem gleichen Volumen an sterilem Glycerin versetzt,
aliquotiert und bei –80°C gelagert. Die Anzahl keimfähiger
Sporen wird durch Ausplattieren dekadisch verdünnter Glycerinsuspensionen
auf Nähragarplatten und Kultivierung bei 28°C
für 2 Tage bestimmt.
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Beispiel III
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Sterilisierte Reagenzien für
die Herstellung von mineralisierten Hohlkugeln mit eingeschlossenen
Sporen von Streptomyces mobaraensis und Kartoffelstärke
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- a) Herstellung einer sterilen 1% Alginat-Lösung mit
5% Stärke: 10 g Alginsäure-Natriumsalz von Braunalgen
(low viscosity, Sigma A-2158, St. Louis, USA) und 50 g Kartoffelstärke
werden in 1 Liter Milli-Q-Wasser suspendiert und zum Lösen
der Zuckersäure bei 55°C 1 Stunde gerührt.
Die milchige Suspension wird bei 1 bar Überdruck 20 Minuten
autoklaviert.
- b) Herstellung einer sterilen 2% Calciumchlorid-Lösung:
26 g Calciumchlorid-Dihydrat werden in 1 Liter Milli-Q-Wasser gelöst
und bei 1 bar Überdruck 20 Minuten autoklaviert.
- c) Steriler 50 mM Tris-Acetat-Puffer mit 2 mM CaCl2 pH
6,0 (Tris-Puffer): Eine Lösung aus 6,06 g Tris(hydroxymethyl)aminomethan
und 294 mg CaCl2 × 2H2O
in 800 ml Milli-Q-Wasser wird mit Essigsäure auf pH 6,0
eingestellt, auf 1000 ml aufgefüllt und bei 1 bar Überdruck
20 Minuten sterilisiert.
- d) Herstellung einer sterilen 5% Gelatinelösung: 50
g Gelatine (Typ A, 250–300 g Bloom, DGF Stoess AG, Eberbach,
Deutschland) lässt man in 1 L 50 mM Tris-Acetat pH 6,0
mit 2 mM CaCl2 30 Minuten bei Raumtemperatur
stehen, löst unter Rühren bei 60°C und
sterilisiert bei 1 bar Überdruck für 20 Minuten.
- e) Transglutaminase wird nach dem Verfahren von Gerber
et al. ((1994) J. Biochem. 299, 825–829) hergestellt.
Vor der Verwendung wird das gereinigte Enzym durch einen Sterilfilter
mit Ausschlussgrenze von 0,2 Mikrometern gedrückt.
- f) Sterile 0,5 M Natriumchloridlösung in 50 mM Citratpuffer
pH 6,0 (NaCl-Puffer): Eine Lösung von 14,7 g Natriumcitrat-Dihydrat
und 29,2 g NaCl in 800 ml Milli-Q-Wasser wird mit NaOH auf pH 6,0 eingestellt,
auf 1000 ml aufgefüllt und bei 1 bar Überdruck
20 Minuten sterilisiert.
- g) Sterile 0,5 mM Ca(NO3)2-Lösung:
118 g Calciumnitrat Tetrahydrat werden in 1 Liter Milli-Q-Wasser
gelöst und bei 1 bar Überdruck 20 Minuten sterilisiert.
- h) Sterile 0,5 M (NH4)2HPO4-Lösung: 66,0 g dibasisches Ammoniumphosphat
werden in 1 Liter Milli-Q-Wasser gelöst und bei 1 bar Überdruck
20 Minuten sterilisiert.
- i) Sterile Ammoniaklösung (25%): 25% Ammoniumhydroxid
wird bei 1 bar Überdruck 20 Minuten sterilisiert.
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Beispiel IV
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Herstellung von Calciumalginatkapseln
mit eingeschlossenen Sporen und Kartoffelstärke
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200
ml sterile Alginat-Stärke-Suspension werden mit 10 ml Sporensuspension
gemischt und in einen sterilen Behälter mit Auslaufhahn
gefüllt. Die Mischung wird unter sterilen Bedingungen mit
einer Geschwindigkeit von 5 ml/min in 1 Liter einer gerührten
Calciumchlorid-Lösung getropft. Man rührt noch
1 Stunde, sedimentiert durch Abstellen des Rührers, dekantiert
den Überstand und wäscht einmal mit 500 ml steriler
Calciumchloridlösung und zweimal mit je 500 ml sterilem
Tris-Puffer pH 6. Gefüllte Alginatkugeln werden in steriler
Calciumchloridlösung bis zu einer Woche gelagert.
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Beispiel V
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Beschichtung von befüllten Calciumalginatkugeln
mit Gelatine
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Die
in 500 ml Tris-Puffer pH 6 suspendierten Alginatkugeln werden unter
sterilen Bedingungen für wenigstens 30 min auf 4–5°C
gekühlt. Anschließend gibt man 500 ml Gelatinelösung,
die bei 30°C flüssig gehalten wird, zu und inkubiert
unter leichtem Schütteln für 10–30 Minuten
bei Raumtemperatur. Nach dem Sedimentieren der beschichteten Kugeln
entfernt man den Überstand durch Dekantieren.
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Beispiel VI
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Vernetzung der gelatinebeschichteten Calciumalginatkugeln
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Gelatinebeschichtete
Calciumalginatkugeln werden unter sterilen Bedingungen in 200 ml Tris-Puffer
resuspendiert und mit 0,2–2 mg Transglutaminase versetzt.
Man inkubiert 30 min bei 37°C. Nach Sedimentieren der Kapseln
wird das Enzym durch Dekantieren entfernt. Anschließend
werden das Beschichtungsverfahren mit Gelatine und die Vernetzung
mit Transglutaminase wenigstens zweimal wiederholt. Zur Vervollständigung
der enzymatischen Proteinvernetzung lagert man nach der letzten Beschichtung
die Alginat-Gelatinekugeln mit Transglutaminase über Nacht
bei 4°C. Beschichtete und vernetzte Immobilisate sind wenigstens
4 Wochen ohne Einbuße von Sporenvitalität bei
4°C lagerfähig.
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Beispiel VII
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Herstellung von Proteinhohlkugeln mit
eingeschlossenen Sporen und Kartoffelstärke
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Die
vernetzten Alginatgelatinekapseln werden nach Abdekantieren des
Transglutaminasehaltigen Tris-Puffers mit 1 Liter NaCl-Puffer versetzt
und 1 Stunde bei Raumtemperatur vorsichtig bewegt. In diesem Zeitraum
entstehen durchsichtige Hohlkugeln, in denen die Kartoffelstärke
in Form weißer Granulate sichtbar wird. Die Hohlkugeln
werden einmal mit 500 ml NaCl-Puffer und zweimal mit 500 ml sterilem
Wasser gewaschen. Sie können bis zu einer Woche bei 4°C
gelagert werden.
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Beispiel VIII
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Mineralisierung von Proteinhohlkugeln
mit eingeschlossenen Sporen und Kartoffelstärke
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Feuchte,
beladene Hohlkugel werden unter sterilen Bedingungen in 500 ml 0,5
M Ca(NO3)2 und 300
ml 0,5 M (NH4)2HPO4 suspendiert. Der pH wird mit 25% Ammoniaklösung
von etwa 5.0 auf 9.5 angehoben. Nach einer Inkubationszeit von 1
Stunde bei Raumtemperatur dekantiert man den Überstand
und wiederholt zweimal das Verfahren. Am Ende werden die mineralisierten
Hohlkugeln mit Citratpuffer pH 6,0 gewaschen und bei 4°C
in Tris-Puffer gelagert.
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Beispiel IX
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Herstellung eines Flüssigmediums
zur Kultivierung von immobilisiertem Streptomyces mobaraensis
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Zur
Herstellung eines Mineralsalz-Medium werden 20 g Pepton, 2 g Hefeextrakt,
1 g K2HPO4, 2 g
(NH4)2SO4, 1 g MgSO4 × 7
H2O und 1 g NaCl in 1 Liter deionisiertem
Wasser gelöst. Man stellt mit NaOH den pH auf 7.0 ein.
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Beispiel X
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Herstellung von Additiven für
die Kultivierung von immobilisiertem Streptomyces mobaraensis
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- a) 5% Glucoselösung: 50 g Glucose
werden in 1 Liter Milli-Q-Wasser gelöst.
- b) Spurenelementlösung: 4 g CaCl2 × 2
H2O, 1 g Eisen(III)citrat × H2O, 0,2 g MnSO4,
0,1 g ZnCl2, 40 mg CuSO4 × 5
H2O, 30 mg CoCl2 × 6H2O und 60 mg Na2B4O7 werden in 1 Liter
Milli-Q-Wasser gelöst.
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Beispiel XI
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Kultivierung von Streptomyces mobaraensis
in mineralisierten Hohlkugeln
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1-Liter-Schikanekolben
werden mit 110 ml Mineralsalzmedium befüllt, 20 min bei
1 bar Überdruck (121°C) erhitzt und mit jeweils
1 ml Glucose- und Spurenelementlösung über einen
Sterilfilter mit Ausschlussgrenze von 0,2 Mikrometer angereichert. Anschließend
erfolgt unter sterilen Bedingungen die Zugabe feuchter Sporenkapseln,
wobei die Menge in Abhängigkeit vom erzielten Produkt zwischen
5 ml und 50 ml variiert wird. Die Kultivierung erfolgt 30–90 Stunden
bei 28–37°C auf einem Rundschüttler mit
einer Frequenz von 103/min.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 102004013637
A1 [0013]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Prakash und
Martoni (2006) Appl. Biochem. Biotechnol. 128, 1–22 [0006]
- - De Stefano et al. (2006) Biophys. Chem. 122, 221–231 [0007]
- - An und Lo (2001) J. Environ. Sci. Health: A Tox. Hazard Subst.
Environ. Eng. 36, 101–115 [0007]
- - Jen et al. (1996) Biotechnol. Bioeng. 50, 357–364 [0008]
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