-
Die
Erfindung betrifft die Hydroxylierung von Alkanen sowie die Herstellung
von Ketonen aus Alkanen durch enzymatische Reaktionen.
-
Die
Herstellung von cyclischen Ketonen ist von großer Bedeutung
für die chemische Industrie, wobei Cyclohexanon, Cyclooktanon,
Cyclodekanon und Cyclododekanon besondere wirtschaftliche Aufmerksamkeit entgegengebracht
wird. Für Cyclohexanon bestehen hierbei diverse synthetische
Zugangswege ausgehend von verschiedenen Basischemikalien. Besonders
attraktiv ist die selektive Direktumwandlung von Cyclohexan zu Cyclohexanon
unter Einsatz von Sauerstoff. Eine solche Synthese konnte allerdings
bis heute noch nicht realisiert werden: Stattdessen erfolgt zunächst
im ersten Schritt eine wenig selektive Oxidation von Cyclohexan
zu Cyclohexanol und Cyclohexanon, gefolgt von einer aufwändigen
destillativen Trennung der beiden Verbindungen. Im zweiten Schritt
kann dann eine „Restoxidation” des erhaltenen
Cyclohexanols zu Cyclohexanon erfolgen, wobei hierfür typischerweise
die aus Perspektive der Nachhaltigkeit und Atomökonomie
problematische Salpetersäure zum Einsatz kommt. Der homologe
Vertreter Cyclooktanon ist als Bausteine für Monomere ein
wichtiges Produkt für die Polymerproduktion. Cyclododekanon
(auch Cyclododecanon genannt) wiederum gilt als kommerziell attraktiver
Building Block bei der Herstellung von Duftstoffen, UV-Absorber
und den Monomeren Laurinlactam und Dodekandicarbonsäure
für die Produktion von Nylon-12 oder Nylon-6.12.
-
Stand der Technik/Nachteile
-
Das
derzeitige gängige Herstellungsverfahren zur Produktion
von (insbesondere höher homologen) Cycloalkanonen wie Cyclooktanon
(auch Cyclooktanon genannt) und Cyclododekanon besteht in der Luftoxidation
des entsprechenden Cycloalkans in Anwesenheit von Borsäure
zu Cycloalkylborat, gefolgt von einer anschließenden Hydrolyse
des Borates zum Cycloalkanol und wiederum gefolgt von einer Dehydrierung
des Cycloalkanols. Eine Beschreibung dieses technischen Verfahrens
beispielsweise zur Synthese von Cyclododecanon findet sich unter
anderem in
T. Schiffer, G. Oenbrink, "Cyclododecanol,
Cyclododecanon and Laurolactam" in Ullmann's Encyclopedia
of Industrial Chemistry, 6th Edition, 2000, Electronic Release,
Wiley VCH und PCT Pat. Appl.
WO/2005/030689 , Method for Producing
Cyclododecanone. Diese Verfahrensweise weist gravierende Nachteile
in der Prozessökonomie als auch der Nachhaltigkeit des
Gesamtverfahrens auf. Diese Nachteile sind am Beispiel der Herstellung
von Cyclododekanon verdeutlicht: Hierbei gewährleistet
die Oxidation von Cyclododekan mit Sauerstoff in Gegenwart der Borsäure
nur bei geringen Umsätzen eine akzeptable Selektivität,
einhergehend mit der Notwendigkeit eines aufwändigen Trennverfahren
des resultierenden Produktgemisches. Selbst unter Zusatz von Borsäure,
die zur Vermeidung einer Überoxidation des entstandenen Cyclododecanols
durch Bildung von Borsäureester zugesetzt werden muss,
liegt der Umsatz an Cyclododecan nicht über 30%. Das nichtumgesetzte
Cyclododecan muss aufwändig abgetrennt und anschließend
dem Prozess wieder zurückgeführt werden. Nach
der Oxidation müssen die Borsäureester in einem
separiert durchgeführten Schritt hydrolysiert werden, wobei
sich Cyclododecanol und Cyclododecanon im Verhältnis 10:1
bildet. Resultat ist auch eine hohe Abfallmenge an schwer zu entsorgenden
Bor-haltigen Abfällen. Das erhaltene Gemisch an Cyclododecanol
und Cyclododecanon (10:1) muss in ebenfalls aufwändiger
Weise destillativ aufgetrennt werden. Das Cyclododecanol muss dann
schließlich durch Dehydrierung in Cyclododekanon überführt werden,
wobei infolge einer exothermen Reaktion wiederum nur partielle Umsätze
erhalten werden. Nicht umgesetztes Cyclododecanol muss erneut destillativ
abgetrennt und in das Verfahren zurückgeführt
werden. Entsprechend ist der bisherige Stand der Technik sowohl
aus ökonomischer als auch ökologischer Perspektive mit
gravierenden Nachteilen verknüpft. Weitere Bemühungen
haben in einem Verfahren unter Einsatz von hochtoxischem Stickstoffmonoxid
geführt (PCT Pat. Appl.
WO/2005/030689 ,
Method for Producing Cyclododecanone), wobei auch mit diesem Verfahren
erhebliche Nachteile verknüpft sind und das obig beschriebene Verfahren
mit Borsäure und Sauerstoff somit nach wie vor den industriellen „Benchmark” darstellt.
-
Aufgabe der Erfindung
-
Die
der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Aufgabe ist es, ein
neues Verfahren zur Herstellung von Ketonen aus Alkanen bereitzustellen,
das die obig beschriebenen Nachteile des Stands der Technik nicht aufweist.
-
Beschreibung der Erfindung:
-
Diese
Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren, in dem die Umwandlung
eines Alkans in das gewünschte Keton durch enzymatische
Umsetzung in Gegenwart einer Monooxygenase, Alkoholdehydrogenase und
eines geeigneten Cofaktors in einem wässrigen Reaktionsmedium
in Gegenwart von molekularem Sauerstoff erfolgt. Der verwendete
Cofaktor wird dabei von beiden Enzymkomponenten (sowohl Monooxygenase
als auch Alkoholdehydrogenase) akzeptiert. Vorzugsweise werden NAD(P)H-abhängige
Enzymkomponenten verwendet.
-
Als
Alkane werden im allgemeinen Verbindungen, ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus gerad- oder verzweigtkettigen, gesättigten
und einfach ungesättigten Kohlenwasserstoffen mit 1 bis
20 Kohlenstoffatomen, insbesondere 6 bis 12 Kohlenstoffatomen und
cyclischen Kohlenwasserstoffen, gegebenenfalls mit 1 bis 5 Kohlenstoffatomen
substituiert, gesättigt oder ein- oder mehrfach ungesättigt,
ein- oder mehrkernig, bei denen der Ring oder die Ringe insgesamt
6 bis 20 Kohlenstoffatome aufweist(en), bevorzugt einkernige, gesättigten
Kohlenwasserstoffen mit 8, 10 oder 12 Kohlenstoffatomen, eingesetzt.
Besonders bevorzugt kommen als Alkankomponente unsubstituierte gesättigte
Cycloalkane mit der Summenformel CnH2n (mit n = natürliche Zahl > 4) zum Einsatz, wobei
Cyclohexan, Cyclooktan, Cyclodekan und Cyclododekan ganz bevorzugte
Alkankomponenten darstellen.
-
Mit
Hilfe dieses Reaktionssystems ist es nun überraschenderweise
möglich, in einem einfachen wässrigen Reaktionssystem
unter äußerst sanften Reaktionsbedingungen die
gewünschten Zielverbindungen ausschließlich durch
Sauerstoff als Oxidationsmittel in einer Eintopfsynthese direkt
ausgehend von den jeweiligen Alkanen in hochselektiver Art und Weise
und auf einem äußerst nachhaltigen Synthesewege
zu erhalten.
-
Das
wässrige Reaktionssystem kann einphasig oder zweiphasig
vorliegen und gegebenenfalls organische Lösungsmittel wie
z. B. Alkohole, insbesondere Isopropanol, Dimethylsulfoxid (DMSO)
oder Methyl-tert-Butylether (MTBE), oder Emulgatoren enthalten.
-
Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren wird im ersten
Schritt ausgehend von der Alkankomponente (z. B. ein Cycloalkan)
durch die Monooxygenase das Alkan unter Einsatz und Verbrauch von
molekularem Sauerstoff (O
2) hydroxyliert
unter Ausbildung des korrespondierenden Alkohols (z. B. Cycloalkanol).
Für diesen Schritt wird die reduzierte Form eines Cofaktors
(z. B. NAD(P)H) benötigt, der hierbei oxidiert wird (z.
B. zum NAD(P)
+). In situ erfolgt nun (ohne
Isolierung eines Zwischenprodukts!) die Alkoholdehydrogenase-katalysierte
Weiteroxidation des Alkohols zum gewünschten Keton, wobei
gleichzeitig die oxidierte Form des Cofaktors mit Hilfe der Alkoholdehydrogenase
wieder in die reduzierten Form überführt wird
(z. B. zum NAD(P)H). Die so wieder hergestellte (= regenierte) reduzierte
Form des Cofaktors (z. B. NAD(P)H) steht nun für einen erneuten
Monooxygenase-katalysierten Hydroxylierungsschritt zur Verfügung.
Das beschriebene Reaktionssystem ist graphisch auch in nachfolgender
Abbildung, exemplarisch am Beispiel der Herstellung von Cyclooktanon
ausgehend von Cyclooktan, aufgezeigt.
Abb.
1. Konzeption des erfindungsgemäßen Verfahrens
-
Die
Umsetzung kann auch so geführt werden, dass man den Alkohol
als Produkt isoliert, wenn man keine Alkoholdehydrogenase einsetzt,
die für den zweiten Reaktionsschritt vom Alkanol zum Alkanon
geeignet ist. In diesem Falle würde man zur Regenerierung
des Cofaktors eine Glukosedehydrogenase (in Kombination mit Glukose
als Cosubstrat) oder eine Formiatdehydrogenase (in Kombination mit
Ameisensäure bzw. dessen Salzform) vorzugsweise verwenden,
wobei auch andere Methoden der Cofaktorregenerierung Anwendung finden
können.
-
Besonders
vorteilhaft hat sich das Verfahren für die Umwandlung von
Cycloalkanen zu Cycloalkanonen erwiesen, wobei ganz bevorzugt das
Verfahren für die Herstellung von Cyclohexanon, Cyclooktanon,
Cyclodekanon und Cyclododekanon genutzt wird. Im experimentellen
Teil ist hierzu die Herstellung von Cyclooktanon (Beispiele 3 und
5) und Cyclodekanon (Beispiel 4) mit Hilfe des erfindungsgemäßen
Verfahrens beschrieben.
-
Es
ist als unerwartet anzusehen, dass es mit Hilfe der beschriebenen – verglichen
mit dem Stand der Technik – äußerst sanften
enzymatischen Oxidationsmethode in Wasser gelingt, einen selektiveren
und zugleich mit signifikant höheren Umsätzen
verbundenen Syntheseweg zu Alkanonen, vorzugsweise Cycloalkanonen,
ausgehend von der jeweiligen Alkankomponente herbeizuführen.
In den bisherigen Verfahren hat sich gezeigt, dass Reaktionsbedingungen,
die zu höheren Selektivitäten führen,
typischerweise mit niedrigeren Umsätzen verknüpft
sind (siehe Stand der Technik). Auch als überraschend ist
anzusehen, dass die beiden enzymatischen Schritte in einer solchen
Art und Weise kompatibel sind, dass zur Regeneration des Cofaktors jeweils
die andere enzymatische Reaktion dient und somit keine weiteren
Arten der Cofaktorregenerierung (unter Zuhilfenahme weiterer Cosubstrate)
notwendig sind. Da zudem gleich drei äußerst hydrophobe
unnatürliche Komponenten in erhöhten Konzentrationen
eingesetzt werden kann es als weiterhin überraschend angesehen
werden, das keine (signifikanten) Inhibierungseffekte dieser Komponenten
weder auf die Monooxygenase noch auf die Alkoholdehydrogenase beobachtbar
sind.
-
Im
nachfolgenden Teil sind beispielhaft Gene und die dazugehörigen
Enzyme enthalten, die erfindungsgemäß eingesetzt
werden können.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren wird im Allgemeinen
bei 0–90°C, insbesondere 15–50°C
und ganz bevorzugt zwischen 20–40°C durchgeführt.
-
1. Monooxygenasen: Ausgewählte
Vertreter
-
Der
Fachmann ist frei in der Wahl der Monooxygenase. Als bevorzugte
Monooxygenasen gelten sogenannte Cytochrom P450-Monooxygenasen (Häm-Monooxygenasen).
Darunter werden insbesondere bakterielle Cytochrom P450-Monooxygenasen,
die zudem rekombinant verfügbar sind und mit Hilfe eines
bakteriellen oder eukaryontischen Wirtsorganismus gut exprimiert
werden, vorzugsweise eingesetzt. Als Wirtsorganismus wird bevorzugt
Escherichia coli verwendet, wobei auch andere bewährte
Wirtsorganismen in vorteilhafter Weise zum Einsatz kommen können.
Als Beispiele für besonders geeignete Monooxygenasen sind
die aus Bacillus megaterium (insbesondere das Enzym CYP102A1, auch
als P450 BM-3 bezeichnet) sowie Thermus thermophilus (insbesondere
das Enzym CYP175A1) stammenden Monooxygenasen und hierbei ganz bevorzugt
entsprechend für die Hydroxylierung geeignete Mutanten
zu nennen (
R. Schmid, J. Pleiss, V. Urlacher, Nachrichten
aus der Chemie 2004, 52, 767–772). Die Monooxygenase
aus Bacillus megaterium ist beispielsweise beschrieben in
D.
Appel, S. Lutz-Wahl, P. Fischer, U. Schwaneberg, R. D. Schmid, J.
Biotechnol. 2001, 88, 167–171,
U. Schwaneberg,
A. Sprauer, C. Schmidt-Dannert, R. D. Schmid, J. Chromatography
A 1999, 848, 149–159 sowie
J. Kuper, T.
S. Wong, D. Roccatano, M. Wilmanns, U. Schwaneberg, J. Am. Chem.
Soc. 2007, 129, 5786 und für Hydroxylierungen
geeignete Mutanten dieses Enzyms sind beispielsweise in
D.
Appel, S. Lutz-Wahl, P. Fischer, U. Schwaneberg, R. D. Schmid, J.
Biotechnol. 2001, 85, 167–171,
T. S. Wong,
F. H. Arnold, U. Schwaneberg, Biotechnol. Bioeng. 2004, 85, 351–358,
S.
C. Maurer, K. Kuehnel, L. A. Kaysser, S. Eiben, R. D. Schmid, V.
B. Urlacher, Adv. Synth. Catal. 2005, 347, 1090–1098,
P.
Meinhold. M. W. Peters. M. M. Chen, T. Takahashi, F. H. Arnold,
ChemBioChem 2005, 6, 1765–1768, und
D.
F. Munzer, P. Meinhold, M. W. Peters, S. Feichtenhofer, H. Griengl,
F. H. Arnold, A. Glieder, A. de Raadt, Chem. Commun. 2005, 2597-2599 genannt.
Eine ganz bevorzugte Mutante stellt hierbei die Monooxygenase aus
P450 BM-3 dar, bei der im Vergleich zum Wildtypenzym das in Position
87 befindliche Phenylalanin durch Valin ausgetauscht ist. Dieses
Enzym (im Folgenden wird dieses Polypeptid als „P450 BM-3
Mutante F87V” bezeichnet; die Sequenz SEQ ID NO: 2 entspricht
diesem Polypeptid) ist beschrieben in
W. T. Sulistyaningdyah,
J. Ogawa, Q. -S. Li, C. Maeda, Y. Yano, R. D. Schmid, S. Shimizu,
Appl. Microbiol. Biotechnol. 2005, 67, 556–562 sowie
S.
Graham-Lorence, G. Truan, J. A. Peterson, J. R. Falck, S. Wie, C.
Helvig, J. H. Capdevila, J. Biol. Chem. 1997, 272, 1127–1135.
Die Monooxygenase aus Thermus thermophilus ist beispielsweise beschrieben
in PCT Pat. Appl.
WO0233057 ,
2002.
-
Die
Anwendung von Monooxygenasen in präparativen Hydroxylierungsreaktionen
ist in K. Kühnel, S. C. Maurer, Y. Galeyeva, W.
Frey, S. Laschat, V. B. Urlacher, Adv. Synth. Catal. 2007, 349,
1451–1461 beschrieben. Hierbei wird eine C-H-Bindungseinheit
des Substrats in eine C-OH-Einheit überführt.
Für die Hydroxylierung wird Sauerstoff als Oxidationsmittel
sowie eine reduzierte Form des Cofaktors (NAD(P)H) benötigt.
Die bei der Reaktion erhaltene oxidierte Form des Cofaktors wird
anschließend in situ in die reduzierte Form wieder umgewandelt.
Bei diesem Schritt wird nun ein Co-Substrat sowie ein weiteres Enzym
benötigt. Typischerweise wird Ameisensäure eingesetzt
in Gegenwart einer Formiatdehydrogenase als Enzymkomponente. Die
Notwendigkeit des Co-Substrats stellt allerdings einen (nachteiligen)
zusätzlichen Kostenfaktor dar und vermindert auch die Atomökonomie
des Gesamtprozesses als Kriterium für die Nachhaltigkeit
einer Synthese in unvorteilhafter Weise. Es sei an dieser Stelle
noch einmal darauf verwiesen, dass dieser Nachteil beim erfindungsgemäßen
Verfahren nicht mehr besteht und hierbei eine Cosubstrat-freie Synthese
realisiert werden kann.
-
2. Alkoholdehydrogenasen: Ausgewählte
Vertreter
-
Der
Fachmann ist frei in der Wahl der Alkoholdehydrogenase und wird
sich hierbei an solchen Vertretern orientieren, die in besonderer
Form für die Oxidation der jeweiligen Alkanolkomponente
geeignet sind und sich hierbei durch hohe spezifische Enzymaktivitäten
und eine Abhängigkeit von den Cofaktoren NADH und/oder
NADPH auszeichnen. Bevorzugt eingesetzte Alkoholdehydrogenasen sind
die Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus kefir, die in W. Hummel,
M. -R. Kula,
EP 456107 ,
1991,
C. W. Bradshaw, W. Hummel, C. -H. Wong, J. Org. Chem.
1992, 57, 1532–1536 und
A. Weckbecker,
W. Hummel, Biocat. Biotransf. 2006, 24, 380–389 beschrieben
ist, als auch die Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus brevis,
die u. a. in
K. Niefind, B. Riebel, J. Müller,
W. Hummel, D. Schomburg, Acta Cryst. Sect. D 2000, D56, 1696–1698 und
N.
H. Schlieben, K. Niefind, J. Müller, B. Riebel, W. Hummel,
D. Schomburg, J. Mol. Biol. 2005, 349, 801–813 beschrieben ist.
Darüber hinaus lassen sich auch andere in der organischen
Synthese bereits erfolgreich eingesetzte Alkoholdehydrogenasen verwenden.
Eine Übersicht solcher weiterer bevorzugter Alkoholdehydrogenasen
ist u. a. in
S. Buchholz, H. Gröger in: Biocatalysis
in the Pharmaceutical and Biotechnology Industries (Hrsg.: R. N.
Patel), CRC Press, New York, 2006, Kapitel 32 enthalten.
-
Die
Herkunft der für die genannten Enzyme kodierenden Polynukleotide
ist im Allgemeinen nicht auf die Gattung oder Spezies des rekombinanten
Mikroorganismus beschränkt, der als Host dient.
-
Die
Gene können ohne Rücksicht auf die Herkunft zur
Transformation des Host-Organismus ausgewählt werden, die
zur Herstellung der codierten Enzyme dienen.
-
Bevorzugt
wird ein Polynukleotid eingesetzt, das für ein Polypeptid
kodiert, das zu mindestens 90%, 95% oder 99% identisch ist mit der
Sequenz, dargestellt in der SEQ ID NO: 2, wobei im Vergleich zur
Sequenz des Wildtyps die Aminosäure an der Position 87
gegen eine andere proteinogene Aminosäure ausgetauscht ist
(z. B. Phe → Val), und das Polypeptid die Aktivität
einer Monooxygenase besitzt. Bevorzugt ist eine 100%-ige Identität
mit SEQ ID NO: 2. Gegenstand der Erfindung ist ebenfalls ein
- a) Polynukleotid mit der Sequenz aus SEQ ID
NO: 1
- b) Polynukleotid mit einer Sequenz korrespondierend zu SEQ ID
NO: 1 im Umfang der Degeneriertheit des genetischen Kodes
- c) Polynukleotid mit einer Sequenz, die mit den komplementären
Sequenzen zu Punkt a) oder b) unter stringenten Bedingungen hybridisiert,
das
für das genannte Polypeptid kodiert.
-
Gegenstand
der Erfindung sind auch weitere durch Deletion, Transition, Transversion
oder Insertion an maximal 5 Positionen entstandene Mutanten von
SEQ ID NO: 2, die eine höhere Aktivität und/oder
Stabilität und/oder Selektivität im Vergleich
zum Wildtyp aufweisen.
-
Anleitungen
zur Identifizierung von DNA-Sequenzen mittels Hybridisierung findet
der Fachmann unter anderem im Handbuch „The DIG
System Users Guide for Filter Hybridization" der Firma
Boehringer Mannheim GmbH (Mannheim, Deutschland, 1993) und
bei Liebl et al. (Internation Journal of Systemtic Bacteriology
41: 255–260 (1991)). Die Hybridisierung findet
unter stringenten Bedingungen statt, das heißt, es werden
nur Hybride gebildet, bei denen Sonde und Zielsequenz, d. h. die
mit der Sonde behandelten Polynukleotide, mindestens 70% identisch
sind. Es ist bekannt, dass die Stringenz der Hybridisierung einschließlich
der Waschschritte durch Variieren der Pufferzusammensetzung, der
Temperatur und der Salzkonzentration beeinflusst bzw. bestimmt wird.
Die Hybridisierungsreaktion wird vorzugsweise bei relativ niedriger
Stringenz im Vergleich zu den Waschschritten durchgeführt
(Hybaid Hybridisation Guide, Hybaid Limited, Teddington, UK, 1996).
-
Für
die Hybridisierungsreaktion kann beispielsweise ein 5 × SSC-Puffer
bei einer Temperatur von ca. 50°C–68°C
eingesetzt werden. Dabei können Sonden auch mit Polynukleotiden
hybridisieren, die weniger als 70% Identität zur Sequenz
der Sonde ausweisen. Solche Hybride sind weniger stabil und werden
durch Waschen unter stringenten Bedingungen entfernt. Dies kann
beispielsweise durch Senken der Salzkonzentration auf 2 × SSC
und gegebenenfalls nachfolgend 0,5 × SSC (The DIG System
Users Guide for Filter Hybridisation, Boehringer Mannheim, Mannheim,
Deutschland, 1995) erreicht werden, wobei eine Temperatur von ca. 50°C–68°C
eingestellt wird. Es ist gegebenenfalls möglich die Salzkonzentration
bis auf 0,1 × SSC zu senken. Durch schrittweise Erhöhung
der Hybridisierungstemperatur in Schritten von ca. 1–2°C
von 50°C auf 68°C können Polynukleotidfragmente
isoliert werden, die beispielsweise mindestens 70% oder mindestens
80% oder mindestens 90% bis 95% oder mindestens 96% bis 99% Identität
zur Sequenz der eingesetzten Sonde besitzen. Es ist ebenfalls möglich
Polynukleotidfragmente zu isolieren, die eine vollständige
Identität zur Sequenz der eingesetzten Sonde besitzen.
Weitere Anleitungen zur Hybridisierung sind in Form sogenannter
Kits am Markt erhältlich (z. B. DIG Easy Hyb von der Firma
Roche Diagnostics GmbH, Mannheim, Deutschland, Catalog No. 1603558).
-
Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren werden isolierte
Enzyme aber auch Ganzzellkatalysatoren eingesetzt, wobei die Verwendung
von rekombinanten Ganzzellkatalysatoren ganz bevorzugt ist. Darüber
hinaus können sowohl isolierte Enzyme und Ganzzellkatalysatoren
auch in immobilisierter Form verwendet werden, wobei der Fachmann
frei in der Wahl der Immobilisierungsmethode ist.
-
Beim
Einsatz von rekombinanten Ganzzellkatalysatoren ergibt sich der
Vorteil, dass die hierbei erfindungsgemäß eingesetzten
Zellen, die die benötigten Enzyme zumindest teilweise enthalten,
bevorzugt die Monooxygenase und die Alkoholdehydrogenase, nach der
Reaktion leicht abgetrennt werden können. Auch ist der
Einsatz von solchen (rekombinanten) Zellen ökonomisch attraktiver
im Vergleich zu isolierten Enzymen, für deren Zugang weitere
Produktionsschritte wie Zellaufschluss, Abtrennung ungelöster
Zellbestandteile, Enzymreinigung und/oder -isolierung nötig
sind. Auch ist die Stabilität von Enzymen in (rekombinanten)
Zellen oftmals erhöht im Vergleich zur Stabilität
der „freien” in Lösung vorliegenden Enzyme.
-
Die
Umsetzung der Alkane (z. B. Cycloalkane) erfolgt bevorzugt mit ruhenden
Zellen. Darunter versteht man Zellen, die lebensfähig sind,
sich aber unter gegebenen Bedingungen nicht vermehren, und die mit den
für die benötigten Enzyme kodierenden Nukleotidsequenzen
transformiert wurden.
-
Ein
anderer Gegenstand der Erfindung ist die Bereitstellung von in den
ausgewählten Host-Stämmen im allgemeinen autonom
replizierbaren Vektoren, die miteinander kompatibel sind und mindestens
ein Gen enthalten, das für eines der erfindungsgemäß notwendigen
Enzyme kodiert.
-
Vector
DNA kann in eukaroyotische oder prokaryotische Zellen durch bekannte
Transformationstechniken eingeführt werden.
-
Bevorzugt
werden Vektoren, die für zwei Enzyme kodierende Nukleotidsequenzen
enthalten, insbesondere z. B. für Monooxygenase und Alkoholdehydrogenase.
-
Vorteilhaft
ist auch die Kombination von für Monooxygenase und Alkoholdehydrogenase
kodierenden Nukleotidsequenzen auf einem Vektor.
-
Die
Nukleotidsequenz für den Cofaktor befindet sich typischerweise
in der genomischen DNA des Wirtsorganismus. Für eine typische
Herstellung eines Ganzzellkatalysators enthaltend für Biotransformationen ausreichende
Mengen des im rekombinanten Stamm gebildeten Cofaktors, siehe beispielsweise: H.
Gröger, F. Chamouleau, N. Orologas, C. Rollmann, K. Drauz,
W. Hummel, A. Weckbecker, O. May, Angew. Chem. 2006, 118, 5806–5809; Angew.
Chem. Int. Ed. 2006, 45, 5677–5681.
-
Im
Allgemeinen geht man so vor, dass man ein gut exprimierbares oder
sehr aktives Gen in einen Vektor mit niedriger Kopienzahl, Gene
mit schwächerer Expressionsleistung auf einem Vektor mit
höherer Kopienzahl und/oder mit einem starken Promotor
kloniert. Die Wirtszellen sind mit diesen Vektoren in der Weise
transformiert, dass sie im Vergleich zum Startorganismus mindestens
jeweils eine zusätzlicher Kopie der für die beiden
Enzyme (Monooxygenase und Alkoholdehydrogenase) kodierenden Nukleotidsequenzen
enthalten.
-
Durch
diese Maßnahme gelingt es, die genannten Nukleotidsequenzen
zu verstärken, insbesondere zu überexprimieren.
-
Zur
Erzielung einer Überexpression kann die Kopienzahl der
entsprechenden Gene erhöht werden, oder es kann die Promotor-
und Regulationsregion oder die Ribosomenbindungsstelle, die sich
stromaufwärts des Strukturgens befindet, mutiert werden.
In gleicher Weise wirken Expressionskassetten, die stromaufwärts des
Strukturgens eingebaut werden. Durch induzierbare Promotoren ist
es zusätzlich möglich, die Expression zu steigern.
Durch Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensdauer
der m-RNA wird ebenfalls die Expression verbessert. Weiterhin wird
durch Verhinderung des Abbaus des Enzymproteins ebenfalls die Enzymaktivität verstärkt.
Die Gene oder Genkonstrukte können entweder in Plasmiden
mit unterschiedlicher Kopienzahl vorliegen oder im Chromosom integriert
und amplifiziert sein. Alternativ kann weiterhin eine Überexpression
der betreffenden Gene durch Veränderung der Medienzusammensetzung
und Kulturführung erreicht werden.
-
Anleitungen
hierzu findet der Fachmann unter anderem bei
Martin et al.
(Bio/Technology 5, 137–146 (1987)), bei
Guerrero
et al. (Gene 138, 35–41 (1994)),
Tsuchiya
und Morinaga (Bio/Technology 6, 428–430 (1988)),
bei
Eikmanns et al. (Gene 102, 93–98 (1991)),
in der
Europäischen
Patentschrift 0 472 869 , im
US Patent
4,601,893 , bei
Schwarzer und Pühler (Bio/Technology
9, 84–87 (1991), bei
Reinscheid et al.
(Applied and Environmental Microbiology 60, 126–132 (1994)),
bei
LaBarre et al. (Journal of Bacteriology 175, 1001–1007
(1993)), in der Patentanmeldung
WO 96/15246 , bei
Malumbres
et al. (Gene 134, 15–24 (1993)), in der japanischen
Offenlegungsschrift
JP-A-10-229891 ,
bei
Jensen und Hammer (Biotechnology and Bioengineering
58, 191–195 (1998)), bei
Makrides (Microbiological
Reviews 60: 512–538 (1996)) und in bekannten Lehrbüchern
der Genetik und Molekularbiologie.
-
Die Überexpression
führt zur Erhöhung der intrazellulären
Aktivität oder Konzentration der entsprechenden Enzyme.
-
Die
Steigerung liegt im allgemeinen bei mindestens 10 bis 500%, insbesondere
50 bis 500% oder 100 bis 500%, bis zu einem Maximum von 1000 oder
2000% verglichen mit der Konzentration oder Aktivität des Enzyms
in dem der Transformation zugrunde liegenden Organismus (Startorganismus).
-
Zur
Erzielung einer Abschwächung können beispielsweise
die Expression des Gens oder die katalytischen Eigenschaften der
Enzymproteine herabgesetzt bzw. ausgeschaltet werden. Gegebenenfalls
können beide Maßnahmen kombiniert werden.
-
Die
Verringerung der Genexpression kann durch geeignete Kulturführung,
durch genetische Veränderung (Mutation) der Signalstrukturen
der Genexpression oder auch durch Antisense-RNA Technik erfolgen.
Signalstrukturen der Genexpression sind beispielsweise Repressorgene,
Aktivatorgene, Operatoren, Promotoren, Attenuatoren, Ribosomenbindungsstellen,
das Startkodon und Terminatoren. Angaben hierzu findet der Fachmann
unter anderem beispielsweise bei Jensen und Hammer (Biotechnology
and Bioengineering 58: 191–195 (1998)), bei Carrier
und Keasling (Biotechnology Progress 15, 58–64 (1999)), Franch
und Gerdes (Current Opinion in Microbiology 3, 159–164
(2000)) und in bekannten Lehrbüchern der Genetik
und Molekularbiologie wie beispielsweise dem Lehrbuch von Knippers
(„Molekulare Genetik", 6. Auflage, Georg Thieme Verlag,
Stuttgart, Deutschland, 1995) oder dem von Winnacker
(„Gene und Klone", VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim,
Deutschland, 1990).
-
Mutationen,
die zu einer Veränderung beziehungsweise Herabsetzung der
katalytischen Eigenschaften von Enzymproteinen führen,
sind aus dem Stand der Technik bekannt. Als Beispiele seien die
Arbeiten von Qiu und Goodman (Journal of Biological Chemistry
272: 8611–8617 (1997)), Yano et al. (Proceedings
of the National Academy of Sciences, USA 95, 5511–5515
(1998)), Wente und Schachmann (Journal of Biological Chemistry
266, 20833–20839 (1991)) genannt. Zusammenfassende
Darstellungen können bekannten Lehrbüchern der
Genetik und Molekularbiologie wie z. B. dem von Hagemann
(„Allgemeine Genetik", Gustav Fischer Verlag,
Stuttgart, 1986) entnommen werden.
-
Als
Mutationen kommen Transitionen, Transversionen, Insertionen und
Deletionen in Betracht. In Abhängigkeit von der Wirkung
des Aminosäureaustausches auf die Enzymaktivität
wird von Fehlsinnmutationen („missense mutations”)
oder Nichtsinnmutationen („nonsense mutations”)
gesprochen. Insertionen oder Deletionen von mindestens einem Basenpaar
in einem Gen führen zu Rasterverschiebungsmutationen („frame
shift mutations”), die dazu führen, dass „falsche” Aminosäuren
eingebaut werden oder die Translation vorzeitig abbricht. Entsteht
als Folge der Mutation ein Stop-Kodon im Kodierbereich, so führt
dies ebenfalls zu einem vorzeitigen Abbruch der Translation. Deletionen
von mehreren Kodonen führen typischerweise zu einem vollständigen
Ausfall der Enzymaktivität. Anleitungen zur Generierung
derartiger Mutationen gehören zum Stand der Technik und
können bekannten Lehrbüchern der Genetik und Molekularbiologie
wie z. B. dem Lehrbuch von Knippers („Molekulare
Genetik", 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, Deutschland,
1995), dem von Winnacker („Gene und Klone",
VCH Verlagsgesellschaft, Weinheim, Deutschland, 1990) oder
dem von Hagemann („Allgemeine Genetik",
Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1986) entnommen werden.
-
Geeignete
Mutationen in den Genen wie beispielsweise Deletionsmutationen können
durch Gen- bzw. Allelaustausch in geeignete Stämme eingebaut
werden.
-
Gegenstand
der Erfindung sind auch rekombinante Mikroorganismen, in denen eine
erfindungsgemäße Monooxygenase und eine geeignete
Alkoholdehydrogenase in überexprimierter Form vorliegen.
Zusätzlich enthalten solche Zellen (Ganzzellkatalysatoren)
typischerweise noch den für die Biotransformation benötigten Cofaktor
NAD(P)H.
-
Diese
werden als Ganzzellkatalysatoren bezeichnet und bevorzugt bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt.
-
Dabei
werden die Zellwände durch chemische oder physikalische
Maßnahmen durchlässig für die Aufnahme
der Substrate und Abgabe der Produkte.
-
Die
Substrate werden im Allgemeinen in einer Konzentration von > 0 bis 700 g/L, vorzugsweise > 50 bis 500 g/L, ganz
besonders bevorzugt > 100
bis 300 g/L eingesetzt. Der Fachmann ist dabei frei in der Wahl in
der Art und Weise, wie das Substrat zugegeben wird. Dabei kann beispielsweise
die gesamte Substratmenge bereits am Beginn der Reaktion vorgelegt
werden oder alternativ die Gesamtmenge oder eine Teilmenge des Substrats
dosiert über einen bestimmten Zeitraum während
der Reaktions zugegeben werden.
-
Unter
Konzentration wird dabei bevorzugt das Verhältnis der Gesamtmenge
des eingesetzten Substrats/Gesamtmenge des wässrigen Reaktionsmediums
verstanden.
-
Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung sind rekombinante Mikroorganismen,
in denen nur eine mutierte Monooxygenase vorliegt. Diese Stämme
enthalten eine Polynukleotidsequenz gemäß SEQ
ID NO: 1 und werden zur Hydroxylierung der genannten Alkane (z.
B. Cycloalkane) eingesetzt. In diesen Stämmen wird keine
Alkoholdehydrogenase überexprimiert.
-
Der
für die Reaktion notwendige Cofaktor kann in jedem Fall
auch dem Reaktionsgemisch zugesetzt werden, wenn die Zellen diesen
nicht in ausreichender Menge produzieren. Dabei kann der Cofaktor
sowohl in reduzierter Form (z. B. NAD(P)H) als auch in oxidierter
Form (NAD(P)+) zugesetzt werden.
-
Werden
isolierte Enzyme verwendet, so erfolgt die Umsetzung entweder durch
Zugabe der reduzierten Form des Cofaktors (z. B. NAD(P)H) wie in
Beispiel 3 und 4 beschrieben oder alternativ ausgehend von der oxidierten
Form und eines Additivs, das die Bildung der für den ersten
Reduktionsschritt erforderlichen reduzierten Form des Cofaktors
ermöglicht. Letztere Vorgehensweise ist in Beispiel 5 beschrieben.
Vorzugsweise stellt das Additiv hierbei ein Alkohol dar (insbesondere
Isopropanol), der in Gegenwart der vorhandenen Alkoholdehydrogenase
oxidiert wird und hierbei die oxidierte Form den Cofaktors (z. B.
NAD(P)+) zur reduzierten Form (z. B. NAD(P)H)
reduziert (siehe Beispiel 5).
-
Beispiel 1: Herstellung der Monooxygenase
mit der Sequenz ID NO. 2
-
Die
Expression und Aufreinigung der Monooxygenase mit der Sequenz SEQ
ID NO: 2, die für die enzymatische Umsetzung von Alkanen
(z. B. Cycloalkane) vorzugsweise eingesetzt wird und auch für
die Beispiele 2 bis 5 verwendet wurde, erfolgte im präparativen
Maßstab gemäß der in J. Nazor,
S. Dannenmann, R. O. Adjei, Y. B. Fordjour, I. T. Ghampson, M. Blanusa,
D. Roccatano, and U. Schwaneberg, Protein Eng. Des. Sel. 2008 21,
29–35 beschriebenen Arbeitsvorschrift.
-
Dazu
werden in 500 mL Schüttelkolben 50 ml TB-Medium (Pro Liter:
12 g Pepton, 24 g Hefe-Extrakt, 4 mL Glyerin, 2,31 g KH2PO4, 12,54, K2HPO4), das mit Ampicillin (100 μg/ml)
und 50 μl einer sterilen Spurenelement-Lösung
(Pro Liter: 0,5 g CaCl2 × 2H2O, 0,18 g ZnSO4 × 7H2O, 0.1 g MnSO4 × H2O, 20.1 g Na2-EDTA, 16,7
g FeCl3 × 6H2O,
0,16 g CuSO4 × 5H2O,
0,18 g CoCl2 × 6H2O)
supplementiert ist, mit 500 μl einer LB-Übernachtkultur
(Pro Liter LB-Medium: 10 g Pepton, 5 g Hefeextrakt, 10 g NaCl) eines
E. coli Stammes inokuliert, der auf einem Plasmid das Monooxygenasegen
für eine erhöhte Expression trägt. Diese
Expressionskultur wird bei 30°C in einem Schüttelinkubator
(250 rpm) inkubiert bis bei einer spektrophotometrisch bestimmten Zelldichte
von 0,8–1,0 (Wellenlänge: 578 nm) die Expression
des Monooxygenasegens auf dem Plasmid durch Zugabe von Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid
(Enkonzentration: 100 μM) induziert wird. Für
einen erhöhten Anteil aktiver Monooxygenasen im Zell-Rohextrakt
wird das Medium außerdem mit der Häm-Vorstufe
5-Aminolävulinsäure (Endkonzentration: 500 μM)
supplementiert. Nach 20 Stunden Expression werden die E. coli-Zellen
mit exprimiertem Monooxygenaseprotein durch Zentrifugation geerntet
und die Zellen in PBS-Puffer (2 g NaCl, 0,2 g KCl, 1,44 g Na2HPO4, 0,24 g KH2PO4, pH 7,4) einmal gewaschen. Nach Resuspension
in Phosphatpuffer (50 mM, pH 7,5) werden die Zellen durch Ultraschall
lysiert. Durch Zentrifugation und anschließende Filtration
des Zell-Lysats wird der Rohextrakt gewonnen. Die Monooygenase-Proteine
können wie bereits beschrieben durch Anionenaustauschchromatographie
aufgereinigt werden (U. Schwaneberg, U., A. Sprauer, C. Schmidt-Dannert,
and R. D. Schmid. J. Chromatogr. 848, 149–159).
-
Beispiel 2: Enzymaktivitäten
der Monooxygenase mit der Sequenz ID NO. 2
-
Die
Enzymaktivität wird in Anlehnung an eine literaturbekannte
Arbeitsvorschrift (E. Burda, W. Hummel, H. Gröger,
Angew. Chem. 2008, 120, 9693) spektrophotometrisch bei
einer Wellenlänge von 340 nm durch Messung des Verbrauchs
an NADPH durch Oxidation zu NADP+ in Gegenwart
des jeweiligen Cycloalkans als Substrat bestimmt (ε340 = 6.3 mM–1cm–1). Zur spektrophotometrischen
Bestimmung der Enzymaktivität werden zunächst
in einer Küvette (1 mL) 690 μL Phosphatpuffer
(pH 7.0, 50 mM), 10 μL einer DMSO-Lösung des Cycloalkans
(100 mM) und 100 μL Enzymlösung der Monooxygenase
mit der Sequenz ID NO. 2 (partiell gereinigt; lyophilisiert; NADPH-abhängig)
vorgelegt. Die Reaktion wird anschließend nach 5 Minuten
durch Zugabe von 200 μL einer Lösung von NADPH
(NADPH: 0.8 mM; Phosphatpuffer: pH 7.0, 50 mM) gestartet und der
Verbrauch an NADPH gemessen. Die relativen Aktivitäten
wurden durch den Vergleich der spektrophotometrisch erhaltenen Enzymaktivitäten
(in U/mg) mit der für das Substrat Cyclohexan erhaltenen
Enzymaktivität (als Referenzexperiment mit der relativen
Aktivität 100%) bestimmt.
-
-
-
Beispiel 3: Oxidation von Cyclooktan zu
Cyclooktanon
-
In
einem 2 mL-Eppendorf-Reaktionsgefäß werden zu
1 mL Puffer (50 mM; pH 7.0) nacheinander 0.392 U der Monooxygenase
mit der Sequenz ID NO. 2 (als lyophilisierter Rohextrakt; 0.0098
U/mg bezogen auf Cyclooktan als Substrat), 0.1 mmol Cyclooktan (entsprechend
einer Substratkonzentration von 0.1 M), (ca.) 1 mg Magnesiumchlorid
und 20 U einer Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus kefir (20 μL)
gegeben und danach wird die Reaktion durch Zugabe von 0.01 mmol
des Cofaktors NADPH (6.5 mg) gestartet. Nachdem das Reaktionsgemisch
mit Hilfe eines Thermomixers für 67 Stunden bei einer Reaktionstemperatur
von 25°C geschüttelt wurde fügt man 1
mL Dichlormethan hinzu und extrahiert. Anschließend wird
im Vakuum die organische Phase vom Lösungsmittel befreit
und aus dem erhaltenen Rohprodukt direkt der Umsatz mit Hilfe der 1H-NMR-Spektroskopie bestimmt. Der Umsatz
liegt bei 50% bezogen auf die Bildung von Cyclooktanon, wobei die
Menge an gebildetem Cyclooktanol bei < 5% liegt.
-
Beispiel 4: Oxidation von Cyclodekan zu
Cyclodekanon
-
In
einem 2 mL-Eppendorf-Reaktionsgefäß werden zu
1 mL Puffer (50 mM; pH 7.0) nacheinander 0.392 U der Monooxygenase
mit der Sequenz ID NO. 2 (als lyophilisierter Rohextrakt; 0.0098
U/mg bezogen auf Cyclooktan als Substrat), 0.1 mmol Cyclodekan (entsprechend
einer Substratkonzentration von 0.1 M), (ca.) 1 mg Magnesiumchlorid
und 20 U einer Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus kefir (20 μL)
gegeben und danach wird die Reaktion durch Zugabe von 0.01 mmol
des Cofaktors NADPH (6.5 mg) gestartet. Nachdem das Reaktionsgemisch
mit Hilfe eines Thermomixers für 70 Stunden bei einer Reaktionstemperatur
von 25°C geschüttelt wurde fügt man 1
mL Dichlormethan hinzu und extrahiert. Anschließend wird
im Vakuum die organische Phase vom Lösungsmittel befreit
und aus dem erhaltenen Rohprodukt direkt der Umsatz mit Hilfe der 1H-NMR-Spektroskopie bestimmt. Der Umsatz
liegt bei 63% bezogen auf die Bildung von Cycloodekanon, wobei die
Menge an gebildetem Cyclodekanol bei < 5% liegt.
-
Beispiel 5: Oxidation von Cyclooktan zu
Cyclooktanon mit Isopropanol als Additiv und NADP+ als Cofaktor
-
In
einem 2 mL-Eppendorf-Reaktionsgefäß werden zu
1 mL Puffer (50 mM; pH 7.0) nacheinander 0.392 U der Monooxygenase
mit der Sequenz ID NO. 2 (als lyophilisierter Rohextrakt; 0.0098
U/mg bezogen auf Cyclooktan), 0.1 mmol Cyclooktan (entsprechend
einer Substratkonzentration von 0.1 M), 10 μL Isopropanol (0.13
mmol), (ca.) 1 mg Magnesiumchlorid und 20 U einer Alkoholdehydrogenase
aus Lactobacillus kefir (20 statt 0 μL) gegeben und danach
wird die Reaktion durch Zugabe von 0.01 mmol des Cofaktors NADP+ (6.5 mg) gestartet. Nachdem das Reaktionsgemisch
mit Hilfe eines Thermomixers für 67 Stunden bei einer Reaktionstemperatur
von 25°C geschüttelt wurde fügt man 1
mL Dichlormethan hinzu und extrahiert. Anschließend wird im
Vakuum die organische Phase vom Lösungsmittel befreit und
aus dem erhaltenen Rohprodukt direkt der Umsatz mit Hilfe der 1H-NMR-Spektroskopie bestimmt. Der Umsatz
liegt bei 79% bezogen auf die Bildung von Cyclooktanon, wobei die
Menge an gebildetem Cyclooktanol bei < 5% liegt.
-
Es folgt ein
Sequenzprotokoll nach WIPO St. 25.
Dieses kann von der
amtlichen Veröffentlichungsplattform des DPMA heruntergeladen
werden.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert
erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information
des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- - WO 2005/030689 [0003, 0003]
- - WO 0233057 [0015]
- - EP 456107 [0017]
- - EP 0472869 [0035]
- - US 4601893 [0035]
- - WO 96/15246 [0035]
- - JP 10-229891 [0035]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - T. Schiffer,
G. Oenbrink, ”Cyclododecanol, Cyclododecanon and Laurolactam” in
Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, 6th Edition, 2000,
Electronic Release, Wiley VCH [0003]
- - R. Schmid, J. Pleiss, V. Urlacher, Nachrichten aus der Chemie
2004, 52, 767–772 [0015]
- - D. Appel, S. Lutz-Wahl, P. Fischer, U. Schwaneberg, R. D.
Schmid, J. Biotechnol. 2001, 88, 167–171 [0015]
- - U. Schwaneberg, A. Sprauer, C. Schmidt-Dannert, R. D. Schmid,
J. Chromatography A 1999, 848, 149–159 [0015]
- - J. Kuper, T. S. Wong, D. Roccatano, M. Wilmanns, U. Schwaneberg,
J. Am. Chem. Soc. 2007, 129, 5786 [0015]
- - D. Appel, S. Lutz-Wahl, P. Fischer, U. Schwaneberg, R. D.
Schmid, J. Biotechnol. 2001, 85, 167–171 [0015]
- - T. S. Wong, F. H. Arnold, U. Schwaneberg, Biotechnol. Bioeng.
2004, 85, 351–358 [0015]
- - S. C. Maurer, K. Kuehnel, L. A. Kaysser, S. Eiben, R. D. Schmid,
V. B. Urlacher, Adv. Synth. Catal. 2005, 347, 1090–1098 [0015]
- - P. Meinhold. M. W. Peters. M. M. Chen, T. Takahashi, F. H.
Arnold, ChemBioChem 2005, 6, 1765–1768 [0015]
- - D. F. Munzer, P. Meinhold, M. W. Peters, S. Feichtenhofer,
H. Griengl, F. H. Arnold, A. Glieder, A. de Raadt, Chem. Commun.
2005, 2597-2599 [0015]
- - W. T. Sulistyaningdyah, J. Ogawa, Q. -S. Li, C. Maeda, Y.
Yano, R. D. Schmid, S. Shimizu, Appl. Microbiol. Biotechnol. 2005,
67, 556–562 [0015]
- - S. Graham-Lorence, G. Truan, J. A. Peterson, J. R. Falck,
S. Wie, C. Helvig, J. H. Capdevila, J. Biol. Chem. 1997, 272, 1127–1135 [0015]
- - K. Kühnel, S. C. Maurer, Y. Galeyeva, W. Frey, S.
Laschat, V. B. Urlacher, Adv. Synth. Catal. 2007, 349, 1451–1461 [0016]
- - C. W. Bradshaw, W. Hummel, C. -H. Wong, J. Org. Chem. 1992,
57, 1532–1536 [0017]
- - A. Weckbecker, W. Hummel, Biocat. Biotransf. 2006, 24, 380–389 [0017]
- - K. Niefind, B. Riebel, J. Müller, W. Hummel, D. Schomburg,
Acta Cryst. Sect. D 2000, D56, 1696–1698 [0017]
- - N. H. Schlieben, K. Niefind, J. Müller, B. Riebel,
W. Hummel, D. Schomburg, J. Mol. Biol. 2005, 349, 801–813 [0017]
- - S. Buchholz, H. Gröger in: Biocatalysis in the Pharmaceutical
and Biotechnology Industries (Hrsg.: R. N. Patel), CRC Press, New
York, 2006, Kapitel 32 [0017]
- - „The DIG System Users Guide for Filter Hybridization” der
Firma Boehringer Mannheim GmbH (Mannheim, Deutschland, 1993) [0022]
- - Liebl et al. (Internation Journal of Systemtic Bacteriology
41: 255–260 (1991)) [0022]
- - H. Gröger, F. Chamouleau, N. Orologas, C. Rollmann,
K. Drauz, W. Hummel, A. Weckbecker, O. May, Angew. Chem. 2006, 118,
5806–5809 [0031]
- - Angew. Chem. Int. Ed. 2006, 45, 5677–5681 [0031]
- - Martin et al. (Bio/Technology 5, 137–146 (1987)) [0035]
- - Guerrero et al. (Gene 138, 35–41 (1994)) [0035]
- - Tsuchiya und Morinaga (Bio/Technology 6, 428–430
(1988)) [0035]
- - Eikmanns et al. (Gene 102, 93–98 (1991)) [0035]
- - Schwarzer und Pühler (Bio/Technology 9, 84–87
(1991) [0035]
- - Reinscheid et al. (Applied and Environmental Microbiology
60, 126–132 (1994)) [0035]
- - LaBarre et al. (Journal of Bacteriology 175, 1001–1007
(1993)) [0035]
- - Malumbres et al. (Gene 134, 15–24 (1993)) [0035]
- - Jensen und Hammer (Biotechnology and Bioengineering 58, 191–195
(1998)) [0035]
- - Makrides (Microbiological Reviews 60: 512–538 (1996)) [0035]
- - Jensen und Hammer (Biotechnology and Bioengineering 58: 191–195
(1998)) [0039]
- - Carrier und Keasling (Biotechnology Progress 15, 58–64
(1999)) [0039]
- - Franch und Gerdes (Current Opinion in Microbiology 3, 159–164
(2000)) [0039]
- - Knippers („Molekulare Genetik”, 6. Auflage,
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, Deutschland, 1995) [0039]
- - Winnacker („Gene und Klone”, VCH Verlagsgesellschaft,
Weinheim, Deutschland, 1990) [0039]
- - Qiu und Goodman (Journal of Biological Chemistry 272: 8611–8617
(1997)) [0040]
- - Yano et al. (Proceedings of the National Academy of Sciences,
USA 95, 5511–5515 (1998)) [0040]
- - Wente und Schachmann (Journal of Biological Chemistry 266,
20833–20839 (1991)) [0040]
- - Hagemann („Allgemeine Genetik”, Gustav Fischer
Verlag, Stuttgart, 1986) [0040]
- - Knippers („Molekulare Genetik”, 6. Auflage,
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, Deutschland, 1995) [0041]
- - Winnacker („Gene und Klone”, VCH Verlagsgesellschaft,
Weinheim, Deutschland, 1990) [0041]
- - Hagemann („Allgemeine Genetik”, Gustav Fischer
Verlag, Stuttgart, 1986) [0041]
- - J. Nazor, S. Dannenmann, R. O. Adjei, Y. B. Fordjour, I. T.
Ghampson, M. Blanusa, D. Roccatano, and U. Schwaneberg, Protein
Eng. Des. Sel. 2008 21, 29–35 [0051]
- - U. Schwaneberg, U., A. Sprauer, C. Schmidt-Dannert, and R.
D. Schmid. J. Chromatogr. 848, 149–159 [0052]
- - E. Burda, W. Hummel, H. Gröger, Angew. Chem. 2008,
120, 9693 [0053]