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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verformen von Gegenständen sowie
verformbare Gegenstände,
welche zumindest eine Schicht aus Kunststoff aufweisen, die zumindest
ein elektrisch leitfähiges
Füllmaterial
Nanotubes umfasst.
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Aufgrund
der physikalischen und chemischen Eigenschaften und der guten Herstellbarkeit finden
Kunststoffe beziehungsweise Plastikmaterialien in vielen verschieden
Bereichen Anwendung. Die Gegenstände
aus Plastik werden geschmolzen und anschließend durch verschiedene Verfahren
in ihre Form gebracht. Beispielsweise kann ein Extrusions- oder
ein Injektionsverfahren sowie ein Thermoverformen oder dergleichen
vorgesehen sein.
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Diese
Verfahren weisen den Nachteil auf, dass relativ hohe Herstellkosten
erforderlich sind, beispielsweise für den Werkzeugbau, um die Kunststoffmassen
zu formen oder Zwischenprodukte in ihre vorbestimmte Form überzuführen. Die
Fertigstellung von bestimmten Geometrien ist insbesondere bei komplexen
Geometrien, wie beispielsweise Rohren, sehr schwierig. Sobald diese
einmal in ihre Form gebracht wurden, können diese nachträglich kaum mehr
verändert
werden. Dies wird umso kritischer, sobald faserverstärkte, insbesondere
glasfaserverstärkte,
Kunststoffmaterialien eingesetzt werden.
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Der
Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum
Verformen von Gegenständen
sowie verformbare Gegenstände
zu schaffen, so dass eine einfache und schnelle Formgebung oder
Formveränderung
auch nach der Herstellung der Gegenstände ermöglicht wird.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein
Verfahren zum Verformen von Gegenständen mit zumindest einer Schicht
aus Kunststoff, die zumindest ein elektrisch leitfähiges Füllmaterial
umfasst, dadurch gelöst,
dass eine erste und eine zweite Elektrode an dem Gegenstand durch
Kontaktierung oder berührungslos
positioniert werden, so dass ein Verformungsbereich zwischen der
ersten und zweiten Elektrode gebildet wird, dass durch die Elektroden
in den Verformungsbereich elektrische oder magnetische Energie eingebracht
und dadurch der Verformungsbereich erwärmt sowie nach dem Einreichen einer
Verformungstemperatur eine Verformung eingeleitet wird.
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Es
hat sich erstaunlicherweise herausgestellt, dass Kunststoffmaterialien,
welche zumindest ein elektrisch leitfähiges Füllmaterial aufweisen, durch
Anlegen einer Spannung sich erwärmen
und sich bis zu einer Verformungstemperatur der Kunststoffschicht,
aus welcher der Gegenstand hergestellt ist, erwärmen lassen. Dadurch wird ermöglicht,
dass die zumindest eine Kunststoffschicht des Gegenstandes, insbesondere
die elektrisch leitfähiges
Füllmaterial
enthaltende Kunststoffschicht, verformbar wird, so dass der Gegenstand
eigenspannungsfrei oder ohne Aufbau von großen Eigenspannungen verformbar
wird. Sobald die Verformung, wie beispielsweise Biegung, Konturierung,
Profilierung oder dergleichen, durchgeführt wurde und der Verformungsbereich
erkaltet, verbleibt der Gegenstand in seiner neuen Gestalt. Somit
ist der Gegenstand auf den bestimmungsgemäßen Gebrauch anpassbar. Zum
Erwärmen
des Verformungsbereichs wird die elektrische Leitfähigkeit
beziehungsweise die aufgrund des elektrischen Widerstands erzeugte
Erwärmung
des zumindest einen Füllmaterials
genutzt, wobei durch deren bevorzugten gleichmäßigen Verteilung innerhalb
der Kunststoffschicht eine gleichmäßige Erwärmung des Verformungsbereiches
zwischen den angelegten Elektroden ermöglicht wird.
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Nach
einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass
der Verformungsbereich durch die Elektroden erwärmt wird und nach dem Erreichen
der Verformungstemperatur eine eigenständige Verformung aufgrund der
Materialeigenschaften der zumindest einen Kunststoffschicht eingeleitet
wird. Die zumindest eine Kunststoffschicht weist einen Shape-Memory-Effekt
auf, das heißt, dass
ab einer bestimmten Verformungstemperatur der gegenüber dem
ursprünglichen
Formgebungszustand verformte Bereich selbständig in den ursprünglichen
Formgebungszustand zurückgeht
oder durch zumindest geringe Kraftunterstützung zurückkehrt. Durch die gezielte
Erwärmung
des verformten Bereiches kann eine selbständige Heilung oder eine gezielte
Rückführung in
den ursprünglichen
Zustand erfolgen. Dies kann beispielsweise beim Einsatz der Gegenstände als
Stoßfänger im
Kfz-Bereich von Vorteil sein, so dass kleinere Einbeulungen oder
Eindellungen durch Erwärmung
des verformten Bereiches wieder in den Ursprungszustand zurückgeführt werden
können.
Dadurch wird ein kompletter Austausch eines Stoßfängers nicht mehr erforderlich.
Weitere Anwendungsbereiche sind ebenso denkbar.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
dass der Verformungsbereich durch zumindest eine von außen aufgebrachte
mechanische Belastung verformt wird. Dabei ist zumindest vorgesehen,
dass der Gegenstand als ein Basismaterial oder Ausgangsmaterial
unmittelbar vor dessen bestimmungsgemäßen Einsatzes in die gewünschte Geometrie
oder Form gebracht wird. Beispielsweise kann der Gegenstand als
gezogenes Rohr in Stangenform als Standardware ausgebildet sein.
Beim Einbau des Rohres am Montageort ist es jedoch zumeist erforderlich,
dass ein oder mehrere unterschiedliche Krümmungen eingebracht werden
müssen,
um den Einbau zu ermöglichen.
Durch die aktive und mechanische Belastung auf des Verformungsbereiches
spätestens
nach dem Erreichen der Verformungstemperatur kann eine solche Anpassung
in einfacher Weise schnell erfolgen. Dabei entstehen keine Spannungen
im Material, da dieses vor dem Verformen erwärmt wird. Ebenso kann ein bereits
einmal verformter Gegenstand erneut verformt werden. Die Verformung
ist somit reversibel als auch wiederholbar.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
dass die Zuführung
der elektrischen Energie nach dem Erreichen der Verformungstemperatur,
vorzugsweise spätestens
nach der Einwirkung einer mechanischen Belastung von außen oder
einer selbständigen
Rückverformung,
beendet wird. Bei beispielsweise geringen Verformungen oder dünnen Kunststoffschichten kann
es genügen,
dass die Energieeinbringung nach dem Erreichen der Verformungstemperatur
bereits beendet wird, da die Verformungsdauer sehr kurz ist im Verhältnis zur
Abkühlungsdauer,
bis die Kunststoffschicht in einen quasi erstarrten Zustand zurückkehrt,
der nur noch Verformungen mit hohen Eigenspannungen zulässt. Des
Weiteren kann bevorzugt vorgesehen sein, dass während der Verformung weiterhin
Energie zugeführt
wird, um eine konstante Verformungstemperatur beizubehalten, so
dass eine gleichmäßige und
eigenspannungsfreie Konturänderung
der Kunststoffschicht ermöglicht
wird.
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Des
Weiteren ist bevorzugt vorgesehen, dass an einem rohrförmigen Gegenstand
manschetten- oder bandageförmige
Elektroden unter zumindest geringer Presskraft aufgelegt werden.
Dadurch wird eine einfache Einbringung der elektrischen Energie über eine
Oberflächenkontaktierung
der Kunststoffschicht mit dem darin eingelagerten und an die Oberfläche angrenzenden
zumindest einen elektrisch leitenden Füllmaterial ermöglicht.
Solche Bandagen sind darüber
hinaus flexibel im Einsatz auf unterschiedliche Durchmesser und/oder
Geometrien anpassbar.
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Nach
einer weiteren alternativen Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen,
dass die Elektroden mit einer punktförmigen Kontaktfläche auf
der Oberfläche
zur Bildung eines dazwischen liegenden Verformungsbereiches durch
eine zumindest geringe Presskraft aufgebracht werden. Durch die
Ausgestaltung der punktförmigen
Elektroden kann eine linien- oder
streifenförmige
Erwärmung
gezielt in das mechanisch zu verformende Material eingebracht werden.
Somit können
beispielsweise in einem Gegenstand Vertiefungen, Sicken, Erhöhungen,
Nocken oder dergleichen ausgebildet werden.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
dass die Elektroden mit einer streifenförmigen Kontaktfläche auf
die Oberfläche
an den Verformungsbereich angrenzend durch eine zumindest geringe
Presskraft aufgebracht werden und der Verformungsbereich durch die
streifenförmigen
Elektroden zumindest teilweise eingegrenzt wird. Diese Ausgestaltung
ermöglicht,
dass eine Flächenbegrenzung
des Verformungsbereiches zum Erwärmen
bedarfsmäßig eingestellt
werden kann. Dadurch kann die Geometrie des Verformungsbereiches
beliebig gewählt
und angepasst werden. Beispielsweise können Elektroden mit U- oder
V-förmigen
Auflagebereichen vorgesehen sein. Ebenso können Elektroden mit spiralförmigen Auflagebereichen
oder dergleichen eingesetzt werden.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform des
Verfahrens sieht vor, dass auf die Oberfläche der Kunststoffschicht des
Gegenstandes, die Elektrode oder auf beide vor dem Kontaktieren
ein elektrisch leitfähiges
Mittel aufgebracht wird. Dadurch kann bei geringer Presskraft eine
gute Kontaktierung erfolgen. Darüber
kann eine vollflächige
Kontaktierung auch in den Bereichen ermöglicht werden, in denen die
Elektrode, insbesondere bei einer Ringelektrode, nicht vollständig an
der Oberfläche
der Kunststoffschicht anliegt.
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Des
Weiteren ist bevorzugt vorgesehen, dass als elektrisch leitfähiges Mittel
Flüssigkeiten oder
Gele eingesetzt werden. Dabei werden insbesondere Leitsilber, Quecksilber
oder dergleichen eingesetzt. Alternativ kann vorgesehen sein, dass
als elektrisch leitfähiges
Mittel eine Zwi schenschicht eingebracht wird. Solche Zwischenschichten
können beispielsweise
aus elastisch nachgiebigen und biegsamen Materialien bestehen, welche
elektrisch leitende Bestandteile umfassen oder beispielsweise metallisch
beschichtet sind. Beispielsweise kann ein metallisch beschichtetes
Bandmaterial eingesetzt werden.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
einen Gegenstand mit zumindest einer Schicht aus Kunststoff, mit
zumindest einem elektrisch leitenden Füllmaterial, gelöst, bei
dem die Verteilung des zumindest einen elektrisch leitenden Füllmaterials
in der Kunststoffschicht derart vorgesehen ist, dass ein linien-
oder flächenförmiger Verformungsbereich
durch Anlegen von Elektroden elektrisch kontaktierbar ist, um nach dem
Erwärmen
zu verformen. Dieser Gegenstand ermöglicht durch das zumindest
eine elektrisch leitfähige
Füllmaterial
eine wahlweise Anordnung der Elektroden an dem Gegenstand. Somit
kann die Größe und die
Lage des Verformungsbereiches anwendungsspezifisch bestimmbar und
erwärmbar
sein. Der Gegenstand mit zumindest einer Kunststoffschicht, in der
zumindest ein elektrisch leitendes Kunststoffmaterial vorgesehen
ist, ermöglicht
darüber
hinaus auch, dass durch Anlegen der Elektroden eine Erwärmung des
Gegenstandes erfolgen kann, ohne dass eine Verformung stattfindet.
Somit kann ein solcher Gegenstand als Heiz- oder Erwärmungselement
Anwendung finden.
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Eine
vorteilhafte Ausgestaltung des Gegenstands sieht vor, dass als elektrisch
leitendes Füllmaterial
Nanotubes, insbesondere Carbon-Nanotubes, eingebracht
werden. Diese Nanotubes beziehungsweise Carbon-Nanotubes zeichnen
sich besonders durch deren Eigenschaften bezüglich der Leitfähigkeit
und der Erwärmung
aus. Gleichzeitig ermöglicht das
Einbringen von Nanotubes als Füllmaterial,
dass eine gute Verformbarkeit der Kunststoffschicht, in der die
Nanotubes eingebracht sind, erhalten bleibt. Die Nanotubes können dabei
auf die jeweiligen Anwendungsfälle
abgestimmt und angepasst werden. Somit kann das elektrisch leitfähige Füllmaterial
Nanotubes, insbesondere Carbon-Nanotubes, Gold-Borit-Silicium-substituierte
Carbon-Nanotubes, Nanotubes aus Metallkalkogeniden, Metallchloriden
oder Metallsulfiden vorgesehen sein. Des Weiteren können die
Carbon-Nanotubes als single-walled-, double- walled- oder multi-walled Carbon-Nanotubes
umfassen. Darüber
hinaus können
diese auch funktionalisiert sein.
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Des
Weiteren ist gemäß einer
alternativen Ausgestaltung des Gegenstandes vorgesehen, dass als
elektrisch leitendes Füllmaterial
Leitruß,
Graphit, expandiertes Graphit, Metallpulver, Metallpartikel oder
weitere leitfähige
Partikel vorgesehen sind. Auch solche leitfähigen Materialien ermöglichen, dass
bei Anlegen von Elektroden ein Verformungsbereich an der Kunststoffschicht
geschaffen wird, der insbesondere auf eine Verformungstemperatur
erwärmbar
ist. Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass eine Mischung von elektrisch
leitfähigen
Füllmaterialien
in die Kunststoffschicht eingebracht und an deren Oberfläche verteilt
wird, so dass beispielsweise Nanotubes, insbesondere Carbon-Nanotubes,
als auch Leitruß,
Graphit, Metallpulver, Metallpartikel oder weitere leitfähige Partikel
miteinander kombiniert werden.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung des Gegenstandes ist vorgesehen,
dass als weiteres Füllmaterial
nicht elektrisch leitfähige
Hilfsmaterialien zur Erhöhung
der mechanischen und/oder thermischen und/oder elektrischen Eigenschaften vorgesehen
sind. Dadurch kann die Kunststoffschicht in Abhängigkeit von verschiedenen
Füllmaterialien an
die jeweiligen Einsatzfälle
angepasst werden und gleichzeitig die Funktion der Verformbarkeit
aufrechterhalten bleiben. Als Hilfsmaterialien können beispielsweise Kieselsäure, auch
silyliert, Quarzmehl, Silikate bzw. gemischte Silikate des Natriums,
Kaliums, Calciums, Magnesiums, Aluminiums, Eisens und Zirkons (auch
Bentonit), Oxide bzw. Mischoxide des Calciums, Magnesiums, Aluminiums,
Siliciums und Zinks, wobei der Zinkgehalt in den Fertigerzeugnissen
1,0% nicht überschreiten
darf, Hydroxide bzw. Mischhydroxyde des Calciums, Magnesiums und Aluminiums,
Carbonate bzw. gemischte Carbonate des Calciums, Magnesiums und
Aluminiums Sulfate bzw. gemischte Sulfate des Calciums und Bariums, Calciumsulfoaluminat,
Aluminiumpulver und Aluminiumbronze, Graphit, Glasfasern mit einem
Durchmesser größer als
1 μm (mittlerer
Durchmesser: 5–30 μm), Mikroglaskugeln
mit einem mittleren Durchmeser von 5–100 μm, Cellulose, Baumwollgewebe,
nicht ausgerüstet,
Kohlenstoff-Fasern, Holzmehl aus naturbelassenem Holz, Polytetrafluor ethylen,
sofern dessen Schmelzviskosität
bei 380°C
mehr als 50 PA·s
beträgt,
Dialuminium-hexamagnesium-carbonat-hexadecahydroxidtetrahydrat,
Magnesium-Natrium-Fluorid-Silikat eingesetzt werden.
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Des
Weiteren ist bevorzugt vorgesehen, dass die Kunststoffschicht aus
einem selbstheilenden Material, insbesondere einem Shape-Memory-Polymer, hergestellt
ist, z. B. aus Nitinol (Ni-Ti-Legierung). Weitere Legierungen sind
z. B. Cu-Al-Ni, Cu-Zn-Al, Fe-Mn-Si. Diese selbstheilenden Materialien
weisen den Vorteil auf, dass bei einer Erwärmung die zwangsweise und ungewollte
eingebrachte Verformung oder Eindellung nahezu selbständig oder mit
zumindest geringer Unterstützung
von außen
in den ursprünglichen
Formgebungszustand zurückkehrt.
Dadurch können
insbesondere Stoßfänger oder
Gehäuse
sowie Abdeckungen bei kleinen Beschädigungen wieder in den Ausgangszustand schnell
und einfach zurückgeführt sowie
ein ordnungsgemäßes Erscheinungsbild
hergestellt werden.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung des Gegenstandes ist vorgesehen,
dass die Kunststoffschicht aus PEEK, PPS, PEI sowie glas- oder glasfaserverstärkten als
auch kohlenstoffverstärkten
Kunststoffen besteht. Diese Materialien eignen sich besonders für die Verformung
und deren Erkaltung, ohne dass Eigenspannungen verbleiben.
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Nach
einer bevorzugten Ausgestaltung des Gegenstandes ist vorgesehen,
dass der Verformungsbereich mit einer thermochromen Farbe ausgebildet
ist. Dadurch wird für
den Benutzer signalisiert, zu welchem Zeitpunkt die Verformungstemperatur
erreicht ist, damit mechanische Belastungen eingeleitet werden,
um den Gegenstand zu verformen. Darüber hinaus wird dem Benutzer
signalisiert, dass der Gegenstand einen erwärmten Bereich aufweist, so
dass dieser vor der Gefahr von Verbrennungen geschützt wird.
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Nach
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung des Gegenstandes ist vorgesehen,
dass dieser als Rohr mit einer Kunststoffschicht ausgebildet ist und
zumindest ein elektrisch leitfähiges
Füllmaterial umfasst
sowie insbesondere eine Innenbeschichtung aufweist. Besonders bei
Rohren oder rohrförmigen Gegenständen ist
eine nachträgliche
Verformung aus einem Rohzustand oder Urzustand, beispielsweise als
Stangenware, besonders kritisch, da im Biegungsbereich beziehungsweise
Knickbereich an einer Außenseite
eine Dehnung und auf einer Innenseite eine Stauchung des Materials
erfolgt. Durch die erfindungsgemäße Ausgestaltung
des Gegenstandes und der Möglichkeit
zur Erwärmung
des Gegenstandes im Verformungsbereich sind diese Problemzonen bezüglich deren
Beanspruchung unkritisch. Für
besondere Einsatzbereiche, insbesondere bei Trinkwasser oder in
der Lebensmittel- oder Nahrungsmittelindustrie, können diese
Rohre Innenbeschichtungen aufweisen, um beispielsweise die chemische
Neutralität
zu verbessern oder die hygienischen Anforderungen zu erfüllen. Beispielsweise werden
PET-Flaschen in der Getränkeindustrie
mit glasartigen Innenbeschichtungen versehen, die auch bei Verformungen
nicht abplatzen und die eine höhere
Gasdichtigkeit der PET-Flasche bewirken und die somit auch eine
längere
Haltbarkeit der Flascheninhalte bewirken. Durch das Anbringen der
Elektroden am Außenumfang
kann dennoch die gewünschte Verformung
und Anpassung an die Einbausituation erfolgen.
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Die
Erfindung sowie weitere vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen
derselben werden im Folgenden anhand der in den Zeichnungen dargestellten
Beispiele näher
beschrieben und erläutert.
Die der Beschreibung und den Zeichnungen zu entnehmenden Merkmale
können
einzeln für
sich oder zu mehreren in beliebiger Kombination erfindungsgemäß angewandt
werden. Es zeigen:
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1 eine
schematische Schnittdarstellung eines erfindungsgemäßen Gegenstandes
vor einer Verformung,
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2 eine
schematische Schnittdarstellung des Gegenstandes gemäß 1 nach
einer Verformung und
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3 eine
perspektivische Ansicht eines Anwendungsbeispiels des erfindungsgemäßen Gegenstandes
und
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4 eine
schematische Schnittdarstellung entlang der Linie III-III in 3.
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In 1 ist
ein erfindungsgemäßer Gegenstand 11 beispielsweise
als Rohr dargestellt. Alternativ kann der Gegenstand 11 auch
als plattenförmige, flächenförmige oder
konturierte Schicht, Gehäuseabschnitt,
Abdeckung oder dergleichen, ausgebildet sein. Der Gegenstand 11 umfasst
eine Schicht 12 aus Kunststoff, welche beispielsweise zumindest
mit Nanotubes als Füllmaterial
gefüllt
ist. Bevorzugt wird ein sogenannter Polymer-Nanotube-Verbund als Kunststoffschicht 12 eingesetzt,
welcher beispielsweise einen niedrigen Durchsickerschwellwert von beispielsweise
0,1 bis 2 Vol%, eine Partikel-Partikel-Relation mit einem geringen
Reibungsvolumen von ∅ = c<10 –3,
eine hohe Partikeldichte je Partikelvolumen von 106 bis
108 Partikel/μm3,
einen Grenzflächenbereich
je Partikelvolumen von 103 bis 104 m2/ml, einen kurzen
Zwischenraumabstand von 10–50
nm bei ∅ ~ 1 bis 8 Vol% und vergleichbare Größen zwischen
den Nanopartikeleinlagerungen, an Abständen zwischen den Partikeln
und dem Relaxationsvolumen der Polymermatrix aufweist.
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Der
Gegenstand 11 gemäß 1 ist
beispielsweise als Trinkwasserrohr ausgebildet und weist deshalb
eine ph-neutrale Innenbeschichtung 14 auf. Bevorzugt dient
diese Beschichtung auch dazu, um elektrisch isolierend zur Kunststoffschicht 12 mit
einer Nanotube-Matrix wirken. Durch die Innenbeschichtung 14 kann
der Rohrinnenraum zur Flüssigkeitsführung, Luftzuführung oder
dergleichen eingesetzt werden. Sofern solche Rohre für andere
Einsätze
vorgesehen sind, können
anderweitige Beschichtungen vorgesehen sein oder die Beschichtung
entfallen.
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An
einem Außenumfang
des Gegenstandes 11 kann eine erste und zweite Elektrode 16, 17 angelegt
werden. Beispielsweise sind diese Elektroden 16, 17 als
Ringelektroden ausgebildet, welche manschetten- oder bandageförmig ausgestaltet
sind. Diese werden unter einer zumindest geringen Presskraft zur
Kontaktierung mit der äußeren Oberfläche der Kunststoffschicht 12 am
Gegenstand 11 positioniert. Ergänzend kann zwischen der Kunststoffschicht 12 und
den Elektroden 16, 17 ein elektrisch leitfähiges Mittel
eingebracht werden. Alternativ zu den Ringelek troden 16, 17 können auch
Elektroden mit punktförmigen
Kontaktflächen,
streifen- oder linienförmigen
Kontaktflächen
vorgesehen sein. Des Weiteren kann alternativ vorgesehen sein, dass
am Außenumfang
der Kunststoffschicht 12 in vordefinierten Abständen Kontaktflächen eingebracht
sind, an denen die Elektroden 16, 17 aufsetzbar
und kontaktierbar sind, wobei dazwischenliegend immer der Verformungsbereich 18 vorgesehen
ist. Zwischen den beiden Elektroden 16, 17 ist
ein Verformungsbereich 18 ausgebildet beziehungsweise vorgesehen,
der verformt werden soll.
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Zur
Durchführung
einer Verformung des Verformungsbereichs 18 wird eine elektrische
Energie über
die Elektroden 16, 17 in den Verformungsbereich 18 eingeleitet.
Aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit
des zumindest einen Füllmaterials
an der Kunststoffschicht 12 erfolgt eine Erwärmung des
Verformungsbereiches 18. Nachdem dieser auf eine Verformungstemperatur
aufgeheizt wurde, kann die Einleitung einer mechanischen Belastung
von außen zur
Durchführung
der Verformung erfolgen. Beispielsweise kann das Rohr um einen Winkel
von 90° gekrümmt werden,
wie dies beispielsweise in 2 dargestellt
ist.
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Die
Einspeisung von elektrischer Energie kann vor Beginn des Verformungsvorgang
beendet werden. Alternativ kann die elektrische Energie auch bis
zum Abschluss des Verformungsvorganges zugeführt oder bedarfsmäßig auch
vorzeitig vor dem Ende der Verformung abgeschalten werden. Nach
der Durchführung
des Verformungsvorganges wird der verformte Gegenstand 11 solange
in seiner Verformposition beziehungsweise neuen geometrischen Form
gehalten, bis die Kunststoffschicht 12 soweit erkaltet
ist, damit der verformte Gegenstand 12 seine neue Gestalt
beibehält.
Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass nach der durchgeführten Verformung nochmals
eine Erwärmung
des Verformungsbereiches stattfindet, um eine Relaxation des Verformungsbereiches
zu ermöglichen.
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Aufgrund
der Erwärmung
des Kunststoffmaterials ist ermöglicht,
dass Eigenspannungen in der Kunststoffschicht 12 nicht
aufgebaut werden.
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Nach
einer einmal durchgeführten
Verformung kann erneut eine Verformung durchgeführt werden, wobei der verformte
Gegenstand 11 sowohl eine neue Gestalt einnehmen kann als
auch wieder in seine Ausgangsposition zurück verformt werden kann. In 3 ist
ein weiteres Anwendungsbeispiel des erfindungsgemäßen Gegenstandes 11 dargestellt.
Der Gegenstand 11 ist beispielsweise als Stoßfänger ausgebildet.
Bei dieser Ausführungsform
als Stoßfänger ist
bevorzugt vorgesehen, dass die Kunststoffschicht 12 aus
einem Shape-Memory-Polymer hergestellt ist. Solche Materialien weisen
eine selbstheilende Eigenschaft auf, sobald diese auf eine Verformungstemperatur
erwärmt
werden. Der in 3 dargestellte Stoßfänger umfasst
beispielsweise eine Eindellung 25, welche in 4 als
Schnittdarstellung entlang der Linie III-III in 3 dargestellt ist.
Zur Rückführung des
Stoßfängers in
seinen ursprünglichen
Formgebungszustand beziehungsweise zur Reparatur der Einstellung 25 ist
bevorzugt vorgesehen, dass streifenförmige Elektroden 16,
17 um die Eindellung herum positioniert werden. Beispielsweise können die
Elektroden jeweils halbkreisförmige
Kontaktflächen
aufweisen, so dass die Eindellung 25 dazwischen liegt.
Anschließend
wird der Verformungsbereich 18, der zumindest gleich groß, bevorzugt
größer, als
die Eindellung 25 ist, erwärmt. Sobald die Verformungstemperatur
erreicht ist, erfolgt ein selbständiges
Rücksetzen
der Eindellung 25 aufgrund der Eigenschaft des Materials.
Ergänzend kann
diese Rückstellung
unterstützt
werden, indem beispielsweise von der einen Seite durch eine Druckbewegung
oder von der anderen Seite durch eine Saug- oder Ziehbewegung die
Eindellung 25 in eine flächige Form übergeführt wird, so dass diese eine glatte
Kontur bezüglich
den benachbarten Bereichen einnimmt.
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Bei
einer solchen Ausführungsform
kann ebenso vorgesehen sein, dass beispielsweise spiralförmige Elektroden
eingesetzt werden, die sich über die
Eindellung 25 erstrecken oder zumindest teilweise an der
Eindellung 25 anliegen. Insbesondere beim Einsatz von elektrisch
leitfähigen
Flüssigkeiten,
Gelen oder weichen Materialien kann auch eine unmittelbare Einwirkung
beziehungsweise Erwärmung
der Eindellung 25 aufgrund der zumindest teilweisen Kontaktierung
der Eindellung 25 ermöglicht
werden. Auch können
Elektroden derart vorgesehen sein, dass sie induktiv heizen oder
Wirbelströme
ausbilden und dadurch in der Kunststoffoberfläche wiederum Wirbelströme induziert
werden können;
dadurch kann eine berührungslose
Aufheizung erreicht werden.
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Des
Weiteren kann vorgesehen sein, dass die Elektroden auch derart ausgebildet
und auf dem Verformungsbereich positioniert werden, dass ring- oder
scheibenförmige
Verformungsbereiche ausgebildet werden können.