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Die
Erfindung betrifft ein Überrollschutzsystem für
Kraftfahrzeuge mit zwei Überrollkörpern, die aus
einer Ruhestellung, in der sie mittels einer Haltevorrichtung in
einem fahrzeugfesten Element arretiert sind, in eine stützende
Funktionsstellung ausfahrbar sind, wenn die Haltevorrichtung sensorgesteuert
gelöst wird, wobei jeder Überrollkörper
zwei Schenkel aufweist, die an ihren ausfahrenden Enden gelenkig miteinander
verbunden sind und wobei jeweils eines der anderen Enden mit dem
fahrzeugfesten Element gelenkig verbunden bzw. in einer Kulisse
des fahrzeugfesten Elements längs verschieblich gelagert
ist.
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Aus
der
DE 10 2005
059 910 B3 ist ein gattungsmäßiges Überrollschutzsystem
bekannt geworden, bei dem der Überrollkörper aus
zwei Bügelschenkeln besteht, die in Ruhestellung ineinander gefaltet
sind, jeweils mit einem Ende in einem fahrzeugfesten Gehäuse
schwenkbar gelagert sind und mit den anderen Enden in Funktionsstellung
miteinander verrastbar sind, wobei die Lagerstellen und die Raststelle
etwa in einer Ebene senkrecht zur Fahrzeuglängsachse liegen
und ein Dreieck bilden, dessen obere Ecke im Bereich des funktionellen
Stützpunktes des Überrollkörpers liegt.
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Derartige
Systeme haben den Vorteil, dass sie sehr platzsparend ausgebildet
werden können, so dass sich konstruktive Freiheiten zur
Unterbringung eines Faltdaches und für die Gestaltung von
Durchladeöffnungen ergeben.
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Als
nachteilig wird jedoch angesehen, dass für die sitzbezogenen Überrollkörper
nach wie vor zwei Antriebe, zwei Haltevorrichtungen und zwei Auslöse-Aktuatoren
vorgesehen werden müssen.
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Aus
der
FR 2 884 784 ist
ein weiteres gattungsmäßiges Überrollschutzsystem
bekannt geworden, bei dem der Überrollkörper aus
zwei Bügelschenkeln besteht, die hier jedoch endseitig
im Bereich des funktionellen Stützpunktes gelenkig miteinander
verbunden und in Ruhestellung quer zum Fahrzeug gestreckt ausgerichtet
sind. Das andere Ende des äußeren Schenkels ist
fahrzeugfest gelenkig gelagert, während das andere Ende
des inneren Schenkels beim Ausfahren des Überrollkörpers
in einer fahrzeugfesten Kulisse geführt wird und in einer Vielzahl
von Positionen verrastbar ist. Auch dieses Überrollschutzsystem
ist relativ günstig und platzsparend realisierbar, so dass
sich ebenfalls die geschilderten Vorteile ergeben. Ein weiterer
Vorteil besteht darin, dass zwar noch zwei Antriebe vorgesehen sind,
für beide sitzbezogenen Überrollkörper
aber nur noch eine Haltevorrichtung mit einem Auslöseaktuator
erforderlich ist.
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Der
enorme Kostendruck zwingt die Automobilzulieferer, stets nach weiteren
Verbesserungen zu suchen und zusätzliche Kosteneinsparungen
anzustreben. Vor diesem Hintergrund ist bei dem zuletzt beschriebenen Überrollschutzsystem
zu bemängeln, dass nach wie vor für jeden sitzbezogenen Überrollkörper
ein eigener Antrieb vorgesehen ist und dass Lagerung und Führung
der Bügelschenkel noch verbesserungsbedürftig
sind.
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Es
besteht somit die Aufgabe, das gattungsmäßige Überrollschutzsystem
weiter zu vereinfachen, ohne bei dem erreichten Vorteil Abstriche
machen zu müssen.
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Dieses
Ziel wird erfindungsgemäß erreicht, wenn für
die innenseitigen Schenkel ein gemeinsamer Anlenkpunkt vorgesehen
wird und die außenseitigen Schenkel endseitig in der Kulisse
geführt werden.
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Während
bei der
FR 2 884 784 noch
zwei außen liegende Anlenkpunkte vorgesehen sind, benötigt
das erfindungsgemäße System nur noch einen mittig
angeordneten Anlenkpunkt, womit nicht nur die Einsparung von Bauteilen,
sondern auch eine weniger beschädigungsgefährdete
Positionierung erreicht wird. Bei Fahrzeugunfällen, bei
denen das System seine schützende Funktion erfüllen
soll, kommt es häufig schon vor dem Ausfahren der Überrollkörper zu
einer Deformation der Fahrzeugkarosserie, bei der außen
liegende Anlenkpunkte wesentlich leichter beschädigt oder
in ihrer Funktion beeinträchtigt werden können,
als ein fahrzeugmittig angeordneter Anlenkpunkt. Außerdem
erfordert das System nur noch eine Stelle, bei der enge Toleranzen
zur Erreichung der erforderlichen Funktionssicherheit eingehalten werden
müssen. Demgegenüber kann die gelenkige Verbindung
der Schenkel und die Kulissenführung mit großen
Toleranzen ausgeführt werden, wobei die Funktionsfähigkeit
durch vorausgehende Deformationen der Fahrzeugkarosserie nicht oder
nur unwesentlich beeinträchtigt wird.
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Besonders
vorteilhaft ist, dass als Ausfahr-Antrieb nur noch eine im Bereich
des gemeinsamen Anlenkpunktes angeordnete Feder für beide sitzbezogene Überrollkörper
erforderlich ist. Der gemeinsame Anlenkpunkt schafft die Möglichkeit,
den erforderlichen Ausfahr-Antrieb in diesem Bereich vorzusehen
und damit weitere Kosteneinsparungen zu realisieren.
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Dazu
können Dreh- oder Spiralfedern verwendet werden, die kraftmäßig
auf die innenseitigen Schenkel wirken.
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Alternativ
können als Ausfahr-Antrieb aber auch zwei zwischen den
inneren und äußeren Schenkeln jedes Überrollkörpers
gespannte Zugfedern verwendet werden, wenn die Platzverhältnisse im
Bereich des gemeinsamen Anlenkpunktes sehr beschränkt sind
und der Einbau einer hinreichend groß dimensionierten Dreh-
oder Spiralfeder nicht möglich ist.
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In
weiterer Ausbildung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen, dass
eine zentrale Dreh- oder Spiralfeder mit zwei Zugfedern zur Realisierung des
Ausfahr-Antriebs verwendet wird, wenn die Platzverhältnisse
dies erlauben und die Anforderungen anders nicht erfüllt
werden können.
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Weitere
Einzelheiten und Vorteile ergeben sich aus den Unteransprüchen
6 bis 10.
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Gemäß einer
Abwandlung des Erfindungsgedankens ist es auch möglich,
dass die Überrollkörper zur Ausbildung einer an
einer horizontalen Ebene gespiegelten Doppelstruktur je zwei Innen-
und Außenschenkel aufweisen, so dass in stützende
Funktionsstellung und in Gegenrichtung ausfahrende rechte und linke
Gelenkverbindungen der Innen- und Außenschenkel gebildet
werden, wobei die Innenschenkel des rechten Überrollkörpers
einstückig mit den Innenschenkeln des linken Überrollkörpers
und sich am gemeinsamen Anlenkpunkt kreuzend ausgebildet sind und
wobei die äußeren Enden der Außenschenkel
gelenkig miteinander verbunden sind (4).
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Eine
derartige Konstruktion ist zwar wesentlich aufwändiger
als die nach Anspruch 1 und kommt nur in Betracht, wenn genügend
Bauraum für das Ausfahren der gelenkig miteinander verbundenen Schenkelenden
nach unten zur Verfügung steht. Vorteilhaft ist, dass die
gespiegelte Doppelstruktur ein unabhängig von ihrer Anbindung
an die Fahrzeugstruktur wirksames Stützsystem zwischen
dem funktionellen Stützpunkt und dem Fahrzeugboden direkt
oder indirekt bilden. Alle Bauelemente, die zur fahrzeugfesten Anbindung
des Überrollschutzsystems erforderlich sind, können
wesentlich schwächer dimensioniert werden, weil die Abstützung
des überschlagenen Fahrzeugs im Wesentlichen über
die Schenkel der Überrollkörper direkt oder indirekt
auf die tragenden Teile der Bodenplattform erfolgt.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der gespiegelten Doppelstruktur sind in den Unteransprüchen
12 bis 16 beschrieben.
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Sowohl
für die Einfach- wie auch für die Doppelstruktur
kann das fahrzeugfeste Element 4 als hohlkastenförmige
Quertraverse ausgeführt werden, in der die Schenkel in
Ruhestellung abgelegt sind und in der Aussparungen für
das Ausfahren der Innen- und Außenschenkel vorgesehen sind.
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Weitere
Einzelheiten der Erfindung werden anhand der in den 1 bis 6 dargestellten
Ausführungsbeispiele näher erläutert.
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Es
zeigen:
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1 ein
erstes Ausführungsbeispiel in perspektivischer Darstellung
und den Schenkeln in Ruhestellung,
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2 das
gleiche Ausführungsbeispiel mit den Schenkeln in Funktionsstellung,
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3 dasselbe
Ausführungsbeispiel als geschlossenes Element,
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4 eine
zweite Ausführungsform in perspektivischer Darstellung
mit den Schenkeln in Ruhestellung,
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5 das
zweite Ausführungsbeispiel mit den Schenkeln in Funktionsstellung,
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6 das
zweite Ausführungsbeispiel in geschlossener Darstellung.
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In
den 3 bis 6 sind die entsprechenden Teile
mit 1', 2' usw. bezeichnet.
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Bei
der Ausführungsform gemäß 1 besteht
der Überrollschutzkörper 1 jeweils aus
einem inneren Schenkel 5 und einem äußeren
Schenkel 6, die an ihren ausfahrenden Enden 5a, 6a gelenkig
miteinander verbunden sind. Die anderen Enden 5b der inneren
Schenkel 5 sind über einen gemeinsamen Anlenkpunkt 7 mit
dem Element 4 gelenkig verbunden. Die anderen Enden 6b der äußeren
Schenkel 6 sind über einen Bolzen 11 oder
dergleichen in einer Kulisse 8 des Elements 4 längs
verschieblich geführt. In Funktionsstellung (2)
können die Bolzen 11 in Ausnehmungen 12 der
Kulissen 8 einrasten, wodurch eine Rückstellung
der Überrollkörper 1 in die Ruhestellung
verhindert wird.
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Die
inneren Schenkel 5 weisen jeweils eine über den
gemeinsamen Anlenkpunkt 7 hinausgehende Verlängerung 13 auf,
mit der sie sich in Funktionsstellung (2) im Element 4 abstützen
können. Über die Haltevorrichtung 2, 3 ist
die Verlängerung 13 des einen Innenschenkels mit
dem Mittelteil des anderen Schenkels verbunden, wobei ein sensorgesteuerter
Aktuator 14 die Haltevorrichtung löst, wenn die Überrollkörper 1 in
die Funktionsstellung ausgefahren werden müssen.
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Als
Ausfahr-Antrieb wird vorteilhafterweise eine Feder 9 verwendet,
die im Bereich des gemeinsamen Anlenkpunktes angeordnet ist. Dabei
kann eine Dreh- oder Spiralfeder verwendet werden, deren kraftwirksame
Enden zwischen den inneren Schenkeln 5 der beiden Überrollkörper 1 wirken.
Die Kraftangriffspunkte der Feder können auch an den Verlängerungen 13 oder
zwischen einer Verlängerung des einen inneren Schenkels 5 und
dem anderen inneren Schenkel 5 vorgesehen sein.
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Alternativ
können auch zwischen den Schenkeln 5 und 6 wirkende
Zugfedern 10 vorgesehen werden, um das Erreichen der Funktionsstellung
zu erleichtern. Dieser Mehraufwand ist allerdings nur zu rechtfertigen,
wenn im Bereich des gemeinsamen Anlenkpunktes 7 nicht genügend
Platz vorhanden ist, um eine ausreichend dimensionierte Dreh- oder
Spiralfeder unterbringen zu können.
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Schließlich
ist es auch möglich, die Federn 9 und 10 in
Kombination als Ausfahr-Antrieb einzusetzen, wenn der Mehraufwand
wirtschaftlich gerechtfertigt ist und eine andere Lösung
Schwierigkeiten bereitet.
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2 zeigt
die Ausführungsform gemäß 1 in
ausgefahrener Stellung, in der die Bolzen 11 in die Ausnehmungen 12 einrasten
und die Verlängerungen 13 innen auf dem Element 4 abgestützt
sind. Die Haltevorrichtung besteht aus einem Stift 2 und
einer Klinke 3, die in Ruhestellung miteinander in Eingriff
sind und vom Aktuator 14 im Bedarfsfall entriegelt werden.
Die Schenkel 5 und 6 sind wechselseitig einfach
bzw. paarig ausgebildet, wodurch die Stützkräfte
im Aktivierungsfall im gesamten System in einer Ebene liegen und
an den Gelenk- und Führungsstellen Biegekräfte
vermieden werden.
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3 zeigt
das erste Ausführungsbeispiel noch einmal mit geschlossenem
Element 4, das als hohlkastenförmige Quertraverse
ausgebildet ist.
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In
den 4 bis 6 ist eine zweite Ausführungsform
des Erfindungsgedankens dargestellt, die aus einer an der horizontalen
Ebene gespiegelten Doppelstruktur besteht. Jeder sitzbezogene Überrollkörper
umfasst zwei Innenschenkel 5, 5' und zwei Außenschenkel 6, 6',
die gelenkig miteinander verbunden sind, wobei die in stützende
Funktionsstellung ausfahrenden Gelenke einwärts bzw. nach
unten fahrende Gelenke spiegelbildlich gegenüber liegen,
die sich in Funktionsstellung an der tragenden Bodenkonstruktion
des Fahrzeugs direkt oder indirekt abstützen. Die Außenschenkel 6, 6' sind über Bolzen 11' miteinander
gelenkig verbunden und in einer Kulisse 8' des Elements 4' geführt.
Da die Doppelstruktur nur eine horizontale Bewegung der Bolzen 11' erlaubt,
sind zur Verrastung in der Funktionsstellung Ausnehmungen in der
Kulisse nicht brauchbar, so dass für die Verrastung in
der Funktionsstellung gesonderte Klinken 15 vorgesehen
werden müssen, die in an sich bekannter Weise für
ein mehrstufiges Einrasten ausgebildet sein können und
mit den Bolzen 11' zusammenwirken.
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Bei
der dargestellten Funktionsstellung gemäß 5 sei
auf die Haltevorrichtung verwiesen, die aus einem Stift 2 und
einer Klinke 3 besteht und über einen sensorgesteuerten
Aktuator 14 gelöst werden kann.
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Zur
Vermeidung von Wiederholungen wird auf weitere Ausführungen
verzichtet, weil 5 und auch 6 ohne
weitere Erläuterungen verständlich sind.
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- 1
- Überrollkörper
- 2
- Haltevorrichtung
- 3
- Haltevorrichtung
- 4
- Element
- 5
- Schenkel
- 5a
- ausfahrendes
Ende
- 5b
- anderes
Ende
- 6
- Schenkel
- 6a
- ausfahrendes
Ende
- 6b
- anderes
Ende
- 7
- Anlenkpunkt
- 8
- Kulisse
- 9
- Feder
- 10
- Zugfeder
- 11
- Bolzen
- 12
- Ausnehmung
- 13
- Verlängerung
- 14
- Aktuator
- 15
- Klinke
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 102005059910
B3 [0002]
- - FR 2884784 [0005, 0009]