DE102008010232B4 - Testvorrichtung und Verfahren für ein passives Sicherheitssystem eines Kraftfahrzeugs - Google Patents

Testvorrichtung und Verfahren für ein passives Sicherheitssystem eines Kraftfahrzeugs Download PDF

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Abstract

Testvorrichtung (1) für ein passives Sicherheitssystem eines Kraftfahrzeugs (2), welches in eine Auslöseentscheidung fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems einbezieht, mit einem Hindernis (3) und einem in Richtung des Hindernisses (3) definiert verfahrbaren Schlitten (4), wobei der Schlitten (4) ein definiert in Rotation versetzbares Drehgestell (5) umfasst, auf dem das zu testende Kraftfahrzeug (2) anordenbar ist.

Description

  • Die Erfindung betrifft eine Testvorrichtung für ein passives Sicherheitssystem eines Kraftfahrzeugs, welches in eine Auslöseentscheidung fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems einbezieht. Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Testen eines passiven Sicherheitssystems eines Kraftfahrzeugs der oben bezeichneten Art.
  • Untersuchungen des realen Unfallgeschehens zeigen, dass einem Überschlagunfall eines Kraftfahrzeugs häufig ein Schleudervorgang mit seitlichem Rutschen vorausgeht. Bei bisher eingesetzten Sensorsystemen eines passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs können bei solchen Unfällen besonders bei der Ansteuerung von Curtain Airbags kritische Situationen auftreten. Curtain Airbags sind Airbags, die sich bei einem Überschlag des Kraftfahrzeugs in der Regel im Bereich der A- bis C-Säule des Kraftfahrzeugs zwischen den Fahrzeuginsassen und die Karosserie des Kraftfahrzeugs entfalten. Für passive Sicherheitssysteme, wie z. B. den genannten Curtain Airbags, kann es bei einer verspäteten Überschlagerkennung zu einer Verringerung der Schutzwirkung kommen. Dies kann dann geschehen, wenn der Insasse eine sog. Out of Position (OOP)-Ebene zum Zeitpunkt der Auslösung des Sicherheitssystems bereits überschritten hat. Daher spielt der Zeitpunkt der Auslösung in Relation zur lateralen Insassenverlagerung eine entscheidende Rolle bei der Definition der spätest möglichen Auslösezeiten.
  • Zur Verbesserung der Schutzwirkung des passiven Sicherheitssystems werden derer Recheneinheit in jüngster Zeit auch fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems zur Verfügung gestellt, welche die Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems in die Auslöseentscheidung einbeziehen kann. Dazu gehören beispielsweise eine Wankwinkelrate, Beschleunigungen des Kraftfahrzeugs in unterschiedlichen Richtungen, ein Schwimmwinkel oder die Fahrzeuggeschwindigkeit in Längs- und Querrichtung. Auf diese Weise ist eine robustere und frühere Erkennung von Überschlagunfällen möglich.
  • Um ein derart ausgestaltetes Sicherheitssystem validieren zu können, wird versucht, eine dem realen Unfallgeschehen entsprechende Testsituation nachzubilden. Eine bislang verwendete Testvorrichtung 1 zur Überprüfung der Funktionalität des passiven Sicherheitssystems eines Kraftfahrzeugs ist in 2 dargestellt. Bei einer derartigen Testvorrichtung 1 ist ein Kraftfahrzeug 2 mit einem darin implementierten passiven Sicherheitssystem auf einem Schlitten 4 angeordnet. Der Schlitten 4 wird mit einer definierten Beschleunigung und/oder Geschwindigkeit in einer Bewegungsrichtung 6 in Richtung eines Hindernisses 3 bewegt. Bei dem Hindernis 3 kann es sich um eine Wand, einen Poller, einen Bordstein, einen weichen Untergrund und dergleichen handeln. Je nach durchzuführendem Test kann das Hindernis 3 dabei unterschiedlich ausgebildet sein. Das Kraftfahrzeug 2 ist typischerweise auf dem Schlitten 4 angeordnet, dass dieses mit seiner Fahrzeuglängsachse 8 senkrecht zu der Bewegungsrichtung 6 des Schlittens 4 angeordnet ist.
  • Bei einer gemäß 2 ausgebildeten Testvorrichtung ist es möglich, einen Fahrzeugüberschlag herbeizuführen und die Arbeitsweise des passiven Sicherheitssystems zu verifizieren. Hierzu wird der Schlitten 4 beim Erreichen des Hindernisses 3 abrupt abgebremst, so dass das Kraftfahrzeug 2 zunächst seitlich entlang der Oberfläche des Schlittens 4 gleitet, bis es auf das Hindernis, z. B. einen Bordstein oder einen weichen Untergrund, aufprallt und hierdurch in eine Rotationsbewegung um seine Fahrzeuglängsachse 8 versetzt wird.
  • Bei einem Standardtest mit der in 2 gezeigten Testvorrichtung werden ein Schwimmwinkel von 90°, eine Gierrate von 0°/sec und eine Längsgeschwindigkeit von 0 km/h zugrunde gelegt. Nachteilig ist der Umstand, dass der in der Praxis dem Überschlag häufig vorausgehende Schleudervorgang in Verbindung mit dem seitlichen Rutschen nicht im Test abgebildet werden kann. Die Verwendung einer derartigen Testvorrichtung erlaubt es daher nicht, das passive Sicherheitssystem, welches in eine Auslöseentscheidung auch fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs einbezieht, optimal auszulegen.
  • Alternativ wurde auch vorgeschlagen, ein Fahrmanöver durchzuführen, bei dem das Kraftfahrzeug durch gezieltes Lenken ins Schleudern gebracht wird, so dass dieses nach anschließendem seitlichem Rutschvorgang in einen weichen Untergrund als Hindernis fährt. Nachteilig bei diesem Test ist der Umstand, dass dieser mit nicht hinreichender Genauigkeit reproduzierbar durchführbar ist. Bei diesem Verfahren ist es sehr aufwändig, Parameter, wie z. B. Geschwindigkeit, Anprallwinkel, Gierrate usw., zu variieren. Hierzu sind zeitaufwändige und kostenintensive Vorversuche notwendig.
  • Aus der EP 1600756 A1 ist eine Crashsimulationsanlage bekannt, bei der Drehbewegungen des Fahrzeugs um eine vertikale achse durch schräge Abstützung hervorgerufen werden. Der Kollisionssimulator gemäß der DE 19805512 A1 nutzt eine Stützenanordnung zur Simulation einer Nickbewegung beim Aufprall. Bei der DE 10 2004 029 426 A1 wird das zu prüfende Fahrzeug auf dem Schlitten über ein Scharnier bzw. Gelenk befestigt, um Drehbewegungen beim Aufprall zu ermöglichen.
  • Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Testvorrichtung und ein Verfahren zum Testen eines passiven Sicherheitssystems eines Kraftfahrzeugs anzugeben, welches in die Auslöseentscheidung fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs einbezieht. Dabei soll das Testverfahren eine Reproduzierbarkeit ermöglichen.
  • Diese Aufgaben werden durch eine Testvorrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruches 1 und ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruches 11 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich jeweils aus den abhängigen Patentansprüchen.
  • Die Erfindung schafft eine Testvorrichtung für ein passives Sicherheitssystem eines Kraftfahrzeugs, welches in eine Aus löseentscheidung fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems einbezieht, bei der ein Hindernis und ein in Richtung des Hindernisses definiert verfahrbarer Schlitten vorgesehen ist, wobei der Schlitten ein definiert in Rotation versetzbares Drehgestell umfasst, auf dem das zu testende Kraftfahrzeug anordenbar ist.
  • Durch das Vorsehen des Drehgestells auf dem Schlitten kann das auf das Hindernis zu „lenkende” Fahrzeug in einen simulierten Driftzustand versetzt werden, bevor dieses auf das Hindernis auftrifft. Hierdurch lässt sich eine bessere Annäherung an das reale Unfallgeschehen erzielen, bei welchem dem Überschlagunfall ein Schleudervorgang mit seitlichem Rutschen vorausgeht. Die erfindungsgemäße Testvorrichtung weist darüber hinaus den Vorteil auf, dass die Konfiguration einer an sich bekannten und im Einsatz befindlichen Testvorrichtung nur geringfügig abgeändert werden braucht. Statt der Verwendung eines einfachen Schlittens wird nunmehr ein Schlitten mit integriertem Drehgestell verwendet, durch welches das Kraftfahrzeug in Rotation versetzbar ist, während sich der Schlitten in Richtung des Hindernisses bewegt. Die Tests des Kraftfahrzeugs können hierdurch auf kostengünstige Weise, z. B. in einer Halle, durchgeführt werden, wodurch auch der Test von Prototypen möglich ist, welche der Öffentlichkeit nach Möglichkeit noch nicht zugänglich gemacht werden sollen. Darüber hinaus kann eine beliebige Anzahl an identischen Versuchen durchgeführt werden, wodurch die Applikation und Validierung des Sicherheitssystems verbessert werden kann.
  • Der Schlitten kann z. B. als Trolley oder Rollwagen ausgebildet sein.
  • Um sicherzustellen, dass das Kraftfahrzeug nach dem Stoppen des Schlittens ungehindert über den Schlitten und das Drehgestell rutschen kann, schließt das Drehgestell oberflächenbündig mit einer Oberfläche des Schlittens ab.
  • Um das seitliche Rutschen des Kraftfahrzeugs auf dem Schlitten bzw. dem Drehgestell nach dem Stoppen des Schlittens beim Erreichen des Hindernisses zu gewährleisten, weisen die Oberfläche des Drehgestells und die Oberfläche des Schlittens zweckmäßigerweise einen geringen Reibwert auf. Zweckmäßigerweise sind die Oberfläche des Drehgestells und die Oberfläche des Schlittens aus Polytetrafluorethylen (besser bekannt als Teflon® – eine Marke der Firma DuPont) gebildet.
  • In einer konkreten Ausgestaltung ist das Drehgestell als Drehplatte ausgebildet, auf welcher das Fahrzeug anordenbar ist. Hierdurch lässt sich eine konstruktiv besonders einfache und robuste Testvorrichtung bereitstellen.
  • In einer weiteren Ausgestaltung ist das Drehgestell derart in Rotation versetzbar, dass eine Längsachse des Kraftfahrzeugs im Moment des Anpralls des Schlittens auf das Hindernis einen Winkel von ungleich 90° zu einer Ebene einnimmt, die senkrecht zur Bewegungsrichtung des Schlittens steht. Dieser Winkel ist der Schwimmwinkel, welcher dem Überschlagunfall im realen Unfallgeschehen meist vorausgeht. Der Schwimmwinkel wird auch als „side slip angle” bezeichnet.
  • Es ist ferner eine Steuervorrichtung zur Steuerung der Rotationsgeschwindigkeit des Drehgestells und/oder zur Steuerung der Beschleunigung und/oder der Geschwindigkeit des Schlittens vorgesehen. Hierdurch lässt sich die Reproduzierbarkeit durchzuführender Tests sicherstellen. Hierzu kann z. B. eine aktive elektrische Steuerung oder eine passive Steuerung vorgesehen sein, bei welcher die Steuerung der Rotationsgeschwindigkeit durch eine mechanische Kopplung an die Längsbewegung des Schlittens erfolgt.
  • Insbesondere ist die Steuervorrichtung derart eingerichtet, dass die Rotationsgeschwindigkeit des Drehgestells und die Beschleunigung des Schlittens zueinander synchronisiert sind. Die Synchronisation erfolgt dabei derart, dass ausgehend von einem Stopp des Schlittens beim Erreichen des Hindernisses ein gewünschter Winkel der Längsachse des Kraftfahrzeugs zu der Ebene, die senkrecht zur Bewegungsrichtung des Schlittens steht, gegeben ist. Ausgehend von diesem Zustand werden dann die Bewegungsparameter des Schlittens und des Drehgestells zurückgerechnet.
  • In einer weiteren Ausgestaltung sind einer zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise von einer die fahrdynamische Informationen ermittelnden Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs zuführbar. Zweckmäßigerweise sind der Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise durch Simulation vorgegeben. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Recheneinheit des zu testenden passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs sämtliche, funktionsnotwendige fahrdynamischen Informationen des aktiven Sicherheitssystems erhält, obwohl sich bei einer erfindungsgemäßen Testvorrichtung z. B. die Räder des Kraftfahrzeugs während der Durchführung der Tests nicht drehen. Diese während des Tests nicht sensorisch ermittelten Größen können im Rahmen einer Simulation bestimmt und in der Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems abgespeichert werden, so dass diese dann der Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems zur Verfügung gestellt werden können.
  • Alternativ kann vorgesehen sein, dass einer zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise durch eine Recheneinheit zuführbar sind, welche von einer Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems unabhängig ist. Diese Recheneinheit kann eine Recheneinheit der Testvorrichtung sein, welche aus Sicht der zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems die Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems darstellt bzw. simuliert.
  • Bei der erfindungsgemäßen Testvorrichtung werden als fahrdynamische Informationen insbesondere folgende Größen berücksichtigt: ein Schwimmwinkel des Kraftfahrzeugs, eine Gierrate um eine Hochachse des Kraftfahrzeugs, eine Längs- und/oder Quergeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs, Drehgeschwindigkeiten der Fahrzeugräder, ein Lenkwinkel, eine Längs- und/oder Querbeschleunigung des Kraftfahrzeugs (2). Darüber hinaus können weitere Informationen berücksichtigt werden.
  • Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zum Testen eines passiven Sicherheitssystems eines Kraftfahrzeugs, welches in eine Auslöseentscheidung fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems einbezieht, bei dem eine Testvorrichtung mit einem Hindernis und einem in Richtung des Hindernisses definiert verfahrbaren Schlittens verwendet wird, wobei ein Drehgestell des Schlittens, auf dem das zu testende Kraftfahrzeug angeordnet wird, definiert in Rotation versetzt und der Schlitten gleichzeitig auf das Hindernis zu bewegt wird. Hiermit sind die gleichen Vorteile verbunden, wie sie vorstehend in Verbindung mit der erfindungsgemäßen Testvorrichtung beschrieben wurden.
  • In einer Ausgestaltung wird das Drehgestell derart in Rotation versetzt, dass eine Längsachse des Kraftfahrzeugs im Moment des Anpralls des Schlittens auf das Hindernis zu einer Ebene senkrecht zur Bewegungsrichtung des Schlittens einen Winkel von ungleich 90° einnimmt. Hierdurch wird, wie bereits erläutert, ein Schwimmwinkel des Kraftfahrzeugs während einer Schleudersituation vor dem Überschlag simuliert.
  • Insbesondere werden die Rotationsgeschwindigkeiten des Drehgestells und die Beschleunigung des Schlittens zueinander synchronisiert. Hierdurch wird die Reproduzierbarkeit des Tests ermöglicht.
  • In einer weiteren Ausgestaltung werden einer zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems des Kraftfahr zeugs die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise von einer die fahrdynamischen Informationen ermittelnden Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs zugeführt. Darüber hinaus können der Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise durch Simulation vorgegeben werden, sofern die Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems die entsprechenden Informationen sensorisch nicht ermitteln kann.
  • Ferner werden einer zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise durch eine Recheneinheit zugeführt, welche von einer Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems unabhängig ist. Hierdurch kann vollständig auf die sensorische Ermittlung von fahrdynamischen Zuständen durch die Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems verzichtet werden. Die entsprechenden Informationen, die durch die Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems benötigt werden, werden von einer Recheneinheit von außerhalb eingespeist, welche die Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems z. B. simuliert. Diese simulierende Recheneinheit kann Bestandteil der Testvorrichtung sein.
  • Als fahrdynamische Informationen werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren folgende Größen berücksichtigt: ein Schwimmwinkel des Kraftfahrzeugs, eine Gierrate um eine Hochachse des Kraftfahrzeugs, eine Längs- und/oder Quergeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs, Drehgeschwindigkeiten der Fahrzeugräder, ein Lenkwinkel, eine Längs- und/oder Querbeschleunigung des Kraftfahrzeugs (2). Darüber hinaus können auch weitere Größen berücksichtigt werden.
  • Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels in den Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
  • 1 eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Testvorrichtung, und
  • 2 eine schematische Darstellung einer Testvorrichtung gemäß dem Stand der Technik.
  • 1 zeigt eine erfindungsgemäße Testvorrichtung 1. Die Testvorrichtung 1 umfasst ein Hindernis 3. Das Hindernis 3 kann als Wand, Poller, Sandbank, Bordstein und dergleichen ausgebildet sein. Beabstandet zu dem Hindernis 3 ist ein Schlitten 4 angeordnet, welcher sich in Bewegungsrichtung 6 auf das Hindernis 3 zu bewegen kann. Dabei nimmt die Bewegungsrichtung 6 vorzugsweise einen rechten Winkel zu einer Ebene 9 des Hindernisses 3 an. Der Schlitten 4 ist mit einem Drehgestell 5 in Form einer Drehplatte versehen, auf welchem ein zu testendes Kraftfahrzeug mittig angeordnet ist. Die Fahrzeuglängsachse des auf dem Schlitten 4 angeordneten Kraftfahrzeugs 2 ist mit dem Bezugszeichen 8 gekennzeichnet.
  • Das Drehgestell 5 kann unabhängig oder synchronisiert zu der Bewegung des Schlittens 4 in Rotation versetzt werden. Die Rotationsrichtung des Drehgestells ist mit 7 gekennzeichnet. Hierzu kann der Schlitten 4 beispielsweise mit einem Motor ausgestattet sein, welcher das Drehgestell 5 in definierter Weise in Rotation versetzen kann. Der Antrieb des Drehgestells 5 kann alternativ hydraulisch erfolgen. Die Drehbewegung des Drehgestells 5 kann dabei gekoppelt sein mit der Linearbewegung des Schlittens 4 oder auch unabhängig davon.
  • Im Moment des Anpralls des Schlittens 4 an dem Hindernis 3 (was auch durch ein abruptes Stoppen des Schlittens 4 unmittelbar vor dem Hindernis 3 bewirkt werden kann) weist das Kraftfahrzeug einen Winkel 10 zwischen einer Längsachse 8' des Kraftfahrzeugs und der senkrechten Ebene zur Bewegungsrichtung 6 des Schlittens 4 auf. Um eine Anzahl an gleich ablaufenden Tests bereitstellen zu können, können die Rotation des Drehgestells 5 und die Bewegung des Schlittens 4 in einer definierten Weise zueinander synchronisiert sein.
  • Durch den Aufprall des Schlittens 4 auf das Hindernis 3 bzw. das Stoppen der Bewegung des Schlittens 4 beim Erreichen des Hindernisses 3 gleitet das Kraftfahrzeug 2 zunächst auf der Oberfläche des Drehgestells 5 bzw. des Schlittens 4 entlang, bis dieses in Kontakt mit dem Hindernis 3 gerät bzw. auf dieses aufprallt. Aufgrund der gleichzeitigen Rotations- und Linearbewegung des Kraftfahrzeugs 2 ergibt sich dabei eine an ein reales Unfallgeschehen angenäherte Bewegung des Kraftfahrzeugs 2 im Moment der Kollision mit dem Hindernis 3. Um das Gleiten des Kraftfahrzeugs 2 auf der Oberfläche des Drehgestells 5 und des Schlittens 4 zu ermöglichen, weist diese einen möglichst geringen Reibwert auf. Dies kann beispielsweise durch eine Beschichtung der jeweiligen Oberflächen mit Teflon bewirkt sein.
  • Bei einer erfindungsgemäßen Testvorrichtung weist das Kraftfahrzeug 2 beim Aufprall auf das Hindernis 3 nicht nur eine definierte Lineargeschwindigkeit auf, sondern ebenso eine definierte Gierrate, welche mit der Winkelgeschwindigkeit im Moment des Anpralls des Schlittens an das Hindernis 3 korrespondiert. Der Winkel der Rotation des Drehgestells 5 im Moment des Aufpralls korrespondiert dabei mit dem Schwimmwinkel des Kraftfahrzeugs 2, welcher die lineare Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs in eine laterale und eine longitudinale Komponente aufteilt.
  • Die für ein passives Sicherheitssystem des Kraftfahrzeugs notwendigen fahrdynamischen Komponenten können entweder sensorisch von einer Recheneinheit eines aktiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs bereitgestellt werden. Da im Gegensatz zu einem realen Unfall jedoch beispielsweise Raddrehgeschwindigkeiten nicht zur Verfügung stehen, können diese alternativ durch Simulation in die Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems eingespeist werden. Ebenso können sämtliche für die Funktion des passiven Sicherheitssystems notwendigen Parameter „offline” durch Simulation bereitgehalten werden.
  • Die erfindungsgemäße Testvorrichtung erlaubt es, Bedingungen eines Überschlagunfalls bereitzustellen, welche dem realen Unfallgeschehen weitestgehend entsprechen, bei dem einem Überschlagunfall ein Schleudervorgang mit seitlichem Rutschen vorausgeht. Dabei können der Schwimmwinkel des Kraftfahrzeugs, d. h. das Verhältnis von lateraler und longitudinaler Geschwindigkeit des Kraftfahrzeugs, und seine Gierrate unabhängig voneinander definiert werden.
  • Die Testvorrichtung weist aufgrund einer Reproduzierbarkeit der Tests Vorteile gegenüber einem gelenkten Schleudermanöver auf, bei dem eine Reproduzierbarkeit nur schwer zu gewährleisten ist. Darüber hinaus sind die Kosten für die Durchführung des Tests erheblich geringer. Existierende Testvorrichtungen können mit geringem monetären Aufwand auf eine erfindungsgemäße Testvorrichtung umgerüstet werden.

Claims (17)

  1. Testvorrichtung (1) für ein passives Sicherheitssystem eines Kraftfahrzeugs (2), welches in eine Auslöseentscheidung fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems einbezieht, mit einem Hindernis (3) und einem in Richtung des Hindernisses (3) definiert verfahrbaren Schlitten (4), wobei der Schlitten (4) ein definiert in Rotation versetzbares Drehgestell (5) umfasst, auf dem das zu testende Kraftfahrzeug (2) anordenbar ist.
  2. Testvorrichtung nach Anspruch 1, bei der das Drehgestell (5) oberflächenbündig mit einer Oberfläche des Schlittens (4) abschließt.
  3. Testvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, bei der die Oberfläche des Drehgestells (5) und die Oberfläche des Schlittens (4) aus Polytetrafluorethylen gebildet sind.
  4. Testvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, bei der das Drehgestell (5) als Drehplatte ausgebildet ist, auf welcher das Kraftfahrzeug (2) anordenbar ist.
  5. Testvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, bei der eine Steuervorrichtung zur Steuerung der Rotationsgeschwindigkeit des Drehgestells (5) und/oder zur Steuerung der Beschleunigung und/oder der Geschwindigkeit des Schlittens (4) vorgesehen ist.
  6. Testvorrichtung nach Anspruch 5, bei der die Steuervorrichtung derart eingerichtet ist, dass die Rotationsgeschwindigkeit des Drehgestells (5) und die Beschleunigung des Schlittens (4) zueinander synchronisiert sind.
  7. Testvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, bei der einer zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs (2) die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise von einer die fahrdynamische Informationen ermittelnden Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs (2) zuführbar sind.
  8. Testvorrichtung nach Anspruch 7, bei der der Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise durch Simulation vorgegeben sind.
  9. Testvorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, bei der einer zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs (2) die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise durch eine Recheneinheit zuführbar sind, welche von einer Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems unabhängig ist.
  10. Testvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche, bei der als fahrdynamische Informationen folgende Größen berücksichtigt und Mittel zu deren Bestimmung vorgesehen werden: ein Schwimmwinkel des Kraftfahrzeugs (2), eine Gierrate um eine Hochachse des Kraftfahrzeugs (2), eine Längs- und/oder Quergeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs (2), Drehgeschwindigkeiten der Fahrzeugräder, ein Lenkwinkel, eine Längs- und/oder Querbeschleunigung des Kraftfahrzeugs (2).
  11. Verfahren zum Testen eines passiven Sicherheitssystems eines Kraftfahrzeugs (2), welches in eine Auslöseentscheidung fahrdynamische Informationen eines aktiven Sicherheitssystems einbezieht, bei dem eine Testvorrichtung (1) mit einem Hindernis (3) und einem in Richtung des Hindernisses (3) definiert verfahrbaren Schlitten (4) verwendet wird, wobei ein Drehgestell (5) des Schlittens (4), auf dem das zu testende Kraftfahrzeug (2) angeordnet wird, definiert in Rotation versetzt und der Schlitten (4) gleichzeitig auf das Hindernis zu bewegt wird.
  12. Verfahren nach Anspruch 11, bei dem das Drehgestell (5) derart in Rotation versetzt wird, dass eine Längsachse (8) des Kraftfahrzeugs (2) im Moment des Anpralls des Schlittens (4) auf das Hindernis (3) zu einer Ebene (9) senkrecht zur Bewegungsrichtung (6) des Schlitten (4) einen Winkel von ungleich 90° einnimmt.
  13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, bei dem die Rotationsgeschwindigkeit des Drehgestells (5) und die Beschleunigung des Schlittens (4) zueinander synchronisiert werden.
  14. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 13, bei dem einer zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs (2) die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise von einer die fahrdynamische Informationen ermittelnden Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystem des Kraftfahrzeugs (2) zugeführt werden.
  15. Verfahren nach Anspruch 14, bei dem der Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise durch Simulation vorgegeben werden.
  16. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 15, bei dem einer zentralen Recheneinheit des passiven Sicherheitssystems des Kraftfahrzeugs (2) die fahrdynamischen Informationen zumindest teilweise durch eine Recheneinheit zugeführt werden, welche von einer Recheneinheit des aktiven Sicherheitssystems unabhängig ist.
  17. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 16, bei dem als fahrdynamische Informationen folgende Größen berücksichtigt werden: ein Schwimmwinkel des Kraftfahrzeugs (2), eine Gierrate um eine Hochachse des Kraftfahrzeugs (2), eine Längs- und/oder Quergeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs (2), Drehgeschwindigkeiten der Fahrzeugräder, ein Lenkwinkel, eine Längs- und/oder Querbeschleunigung des Kraftfahrzeugs (2).
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