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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Stellungsreglers zur
Bedienung eines pneumatischen Antriebs für ein Stellorgan in einer verfahrenstechnischen
Anlage. Die Erfindung betrifft insbesondere das Verhalten digitaler
pneumatischer Stellungsregler im Falles des plötzlichen Ausfalls der elektrischen
Energie.
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Der
in dieser Offenbarung verwendete Begriff „digitaler pneumatischer Stellungsregler" steht für ein mechatronisches
System, das entsprechend einem oder mehreren Eingangssignalen einen
pneumatischen Antrieb in eine bestimmte Position stellt. Dabei kommt
nicht zwangsläufig
ein Regler zum Einsatz. Zur Funktion benötigt der digitale pneumatische Stellungsregler
unter Druck stehendes Gas als Hilfsenergie und elektrische Energie.
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Der
gattungsbildende digitale pneumatische Stellungsregler weist mindestens
die im Folgenden näher
bezeichneten Kernkomponenten auf. Mit einem pneumatischen System
werden in Abhängigkeit von
ein oder mehreren Eingangssignalen die Kammern eines einfach- oder
doppeltwirkenden pneumatischen Antriebes gezielt be- oder entlüftet. Mit
Hilfe einer Stellungsrückmeldungssensorik
werden die Bewegungen und Positionen des Stellorgans als ein oder
mehrere Signale darstellt. Darüber
hinaus ist eine Steuerelektronik vorhanden, die einen Microcontroller
aufweist und ein oder mehrere Eingangsignale empfängt. Die
Firmware in der Steuerelektronik verarbeitet die Eingangssignale
und die Signale der Stellungsrückmeldungssensorik
zu Ausgangssignalen welche als Eingangssignale des pneumatischen Systems
dienen.
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Das
pneumatische System des digitalen Stellungsreglers besteht im wesentlichen
aus einer Steuerstufe und einer Verstärkerstufe. Die Steuerstufe
besteht aus ein oder mehreren Düse-Prallplatten-Systemen.
Jedes Düse-Prallplatten-System
setzt ein elektrisches – digitales,
diskretes oder analoges – Eingangssignal
in eine Stellung der Prallplatte zur Düse um und erzeugt damit einen
der Stellung proportionalen Ausgangsdruck. Die Verstärkerstufe
verwendet die Ausgangsdrücke
der Düse-Prallplatten-Systeme
als Steuerdruck, um ein oder mehrere kennlinienbehaftete, pneumatisch
gesteuerte Ventile auf ihrer Ventilkennlinie zu bewegen und positionieren.
Steuerdruckabhängig
sind die kennlinienbehafteten, pneumatisch gesteuerten Ventile geschlossen oder
um ein dem Steuerdruck proportionales Maß geöffnet. Die kennlinienbehafteten,
pneumatisch gesteuerten Ventile be- oder entlüften die Kammern eines pneumatischen
Antriebes.
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Für einfach-
und doppelt wirkende pneumatische Antriebe besitzt die Verstärkerstufe
unterschiedlich viele kennlinienbehaftete, pneumatisch gesteuerte
Ventile mittels derer der Stellungsregler den angeschlossenen pneumatischen
Antrieb gezielt be- oder entlüftet.
In der 1 ist das Prinzip der doppelt-wirkenden Pneumatik
für diesen
Stand der Technik gezeigt.
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Erhalten
die Düse-Prallplatten-Systeme
kein oder ein ungültiges
Eingangssignal, ist das pneumatische System auf ein definiertes
Verhalten eingestellt. Dabei wird unterschieden zwischen blockierendem
Verhalten und entlüftendem
Verhalten. Beim blockierendem Verhalten werden alle kennlinienbehafteten,
pneumatisch gesteuerten Ventile der Verstärkerstufe geschlossen, so das
der pneumatische Antrieb weder be- noch entlüftet wird. Beim entlüftendem
Verhalten wird zwischen einfach- und doppeltwirkenden pneumatischen
Antrieben unterschieden. Bei einfachwirkenden pneumatischen Antrieben
werden die kennlinienbehafteten, pneumatisch gesteuerten Ventile
so gesteuert, dass die Kammer des pneumatische Antriebes entlüftet wird.
Demgegenüber wird
bei doppeltwirkenden pneumatischen Antrieben die kennlinienbehafteten,
pneumatisch gesteuerten Ventile so gesteuert, dass eine Kammer des
pneumatische Antriebes entlüftet
und die zweite Kammer des pneumatischen Antriebes belüftet wird.
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Die
Firmware des digitalen pneumatischen Stellungsreglers implementiert
eine Funktion, welche die Eigenschaften der angeschlossenen Armatur analysiert
und dabei „lernt" welche Auswirkungen verschiedene
Eingangssignale der Pneumatik auf die Dynamik, wie etwa schnelle
oder langsame Bewegung, der Armatur haben. Darüber hinaus analysiert diese
Firmwarefunktion kontinuierlich oder zyklisch, inwieweit sich die
Eigenschaften der angeschlossenen Armatur verändern und adaptiert dabei den
Zusammenhang zwischen den Eingangssignalen der Pneumatik und der
resultierenden Dynamik.
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Es
sind Düse-Prallplatten-Systeme
bekannt, bei denen die Prallplatten als Piezo-Biegebalken ausgebildet sind. Eine piezo-immanente
Eigenschaft ist, die Ladung auch im Falle des Ausfalls der Energieversorgung
zu behalten. Für
den Piezo-Biegebalken bedeutet dies, dass die die Biegekraft bewirkende
Ladung erhalten bleibt und damit der Piezo-Biegebalken in einer
definierten, nämlich
der zuletzt anliegenden Energie entsprechenden, Form verharrt.
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Darüber hinaus
implementieren digitale pneumatische Stellungsregler einige Sonderfunktionen
in Ihrer Software/Firmware. Eine dieser Sonderfunktionen ist die
sogenannte Sollwertrampe. Bei dieser Funktion wird eine Veränderung
der Eingangssignale welche eine sprunghafte Veränderung der gestellten Position
des pneumatischen Antriebes zur Folge hätte in der Stellungsreglersoftware
intern in eine Rampe umgesetzt. Diese Funktion wird immer dann verwendet,
wenn das zu schnelle Schließen oder Öffnen des
vom Stellungsregler geregelten Stellorgans den Prozess oder die
Anlage negativ beeinflusst. Ein Bespiel für diese negativen Einflüsse ist der
Wasserschlag, dessen Auswirkung bis zum mechanischen Versagen reichen
kann.
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Ein
Problem des bekannten digitalen pneumatischen Stellungsreglers ist,
dass die in der Software implementierten Eigenschaften verloren
sind, sobald die elektrische Energieversorgung des Stellungsreglers
und damit sowohl dessen Mikro-Controller als auch die Eingangssignale
für die
Pneumatik ausfallen. Bei einem im Falle des Ausfalls der elektrischen
Energie entlüftenden
Stellungsregler bewirkt dies, dass der pneumatische Antrieb ungeregelt
verfährt
und damit die von der oben beschriebenen Sollwertrampe vermiedenen
negativen Einflüsse
unabwendbar zur Wirkung kommen.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, den bekannten digitalen
pneumatischen Stellungsregler derart weiterzuentwickeln, dass bei Ausfall
der elektrischen Energie trotzdem ein gedämpftes Be- und Entlüften des
pneumatischen Antriebes bewirkt wird.
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Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe mit den Mitteln des Patentanspruchs 1 gelöst.
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Ausgehend
von dem bekannten digitalen pneumatischen Stellungsregler wird zunächst der Pegel
der elektrischen Energieversorgung überwacht. Bei Unterschreitung
eines vorgebbaren Grenzwertes werden die Piezo-Biegebalken der Pneumatik über die
Eingangssignale der Pneumatik derart eingestellt, dass die kennlinienbehafteten, pneumatisch
gesteuerten Ventile des Verstärkers
genau soweit geöffnet
werden, dass eine gedämpfte Bewegung
des pneumatischen Antriebes auf die gewünschte Verfahrgeschwindigkeit
eingestellt wird. Daraus ergibt sich ein Weg-Zeit-Verhalten für das Stellorgan,
dass einer Rampenfunktion nahekommt.
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Die
dafür erforderlichen
Eingangssignale der Pneumatik wurden zuvor im Rahmen der Firmwarefunktion,
welche die Eigenschaften der angeschlossenen Armatur analysiert,
ermittelt.
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Die
Erfindung macht sich dabei die kapazitive Eigenschaft des Piezo-Biegebalkens
zu Nutze, auch ohne Energiezufuhr seine Form zu wahren, solange
die die Form bewirkende Energie nicht gezielt abgeführt wird.
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Die
Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die
dazu erforderlichen Zeichnungen zeigen:
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1 eine
Prinzipdarstellung des pneumatischen Systems eines Stellungsreglers
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2 eine
Kennliniendarstellung
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3 eine
Prinzipdarstellung eines druckmittelbetriebenen Stellantriebs mit
einem digitalen Stellungsregler
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In
der 1 ist das pneumatische System eines Stellungsreglers
für einen
einfach wirkenden Stellantrieb 6 prinzipiell dargestellt.
Bei einem solchen einfach wirkenden Stellantrieb 6 ist
die einzige Druckkammer durch eine federbelastete Membran begrenzt.
Bei Druckerhöhung
in der Druckkammer wird die Membran in Richtung der Druckfeder ausgelenkt;
bei Druckverminderung in der Druckkammer wird die Membran durch
die Kraft der Druckfeder in Richtung der Druckkammer ausgelenkt.
An der Membran ist eine Hubstange 7 zur Betätigung eines
Prozessventils 2 befestigt, die der Membranbewegung folgt.
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Ausgehend
von einer Druckmitteleinspeisung 13 ist ein erster pneumatischer
Verstärker 14 zur
Belüftung über eine
Druckmittelzuführung 19 und ein
zweiter pneumatischer Verstärker 15 zur
Entlüftung
eines Stellantriebs 6 über
eine Druckmittelabführung 20 vorgesehen.
Die pneumatischen Verstärker 14 und 15 sind
durch einen Steuerdruck ps druckbedient.
Das bedeutet, der Durchfluss F durch die pneumatischen Verstärker 14 und 15 ist
abhängig vom
Steuerdruck ps.
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Zur
Bereitstellung des Steuerdrucks ps ist eine
Düse-Prallplatte-System
vorgesehen, das über einen
Druckminderer 18 aus der Druckmitteleinspeisung 13 gespeist
ist und dessen Prallplatte als Piezo-Biegebalken 12 ausgebildet
ist. Der Piezo-Biegebalken 12 ist mit einer Steuerelektronik 18 verbunden.
Der Steuerdruck ps ist abgängig von
der Stellung des Piezo-Biegebalkens 12. In Abhängigkeit
von der gewünschten
Stellung des Prozessventils 2 wird durch elektrische Steuersignale
der Steuerelektronik 18 die Stellung des Piezo-Biegebalkens 12 eingestellt.
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Die
pneumatischen Verstärker 14 und 15 weisen
einen Aufbau auf, wonach die Durchflussmenge F durch den pneumatischen
Verstärker 14 und 15 von
dem Steuerdruck ps abhängt. Dabei weisen die pneumatischen
Verstärker 14 und 15 zueinander
gegenläufige
und versetzte Kennlinien auf. Hierzu ist in der 2 der
Verlauf der Durchflussmenge F über
den Steuerdruck ps für den ersten pneumatischen
Verstärker 14 als
strichpunktierte Linie und für
den zweiten pneumatischen Verstärker 15 als
durchgezogenen Linie aufgetragen.
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Bei
niedrigen Steuerdrücken
ps ist der erste pneumatische Verstärker 14 durchgesteuert
und der zweite pneumatische Verstärker 15 geschlossen.
Der Stellantrieb 6 ist belüftet. Mit zunehmendem Steuerdruck
ps nimmt die Durchflussmenge F durch den ersten
pneumatischen Verstärker 14 auf
Null ab bis beide pneumatischen Verstärker 14 und 15 geschlossen
sind. Der ungestörte
Stellantrieb 6 verharrt in der eingenommenen Stellung.
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Mit
weiter zunehmendem Steuerdruck ps öffnet der
zweite pneumatische Verstärker 15 mit
wachsender Durchflussmenge F bis zu seiner vollständigen Öffnung.
Der Stellantrieb 6 wird entlüftet.
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Die
Geschwindigkeit der Hubstange 7 ist jeweils proportional
zur Durchflussmenge F des ersten oder zweiten pneumatischen Verstärkers 14 oder 15.
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In
der 3 ist die Einbindung des erfindungsgemäßen Stellungsreglers
in eine praktische Anwendung gezeigt. In eine fragmentarisch angedeutete
Rohrleitung 1 einer nicht weiter dargestellten verfahrenstechnischen
Anlage ist ein Prozessventil 2 als Stellorgan eingebaut.
Das Prozessventil 2 weist in seinem Inneren einen mit einem
Ventilsitz 3 zusammenwirkenden Schließkörper 4 zur Steuerung
der Menge durchtretenden Prozessmediums 5 auf. Der Schließkörper 4 wird
von einem pneumatischen Stellantrieb 6 über eine Hubstange 7 linear
betätigt.
Der Stellantrieb 6 ist über
ein Joch 8 mit dem Prozessventil 2 verbunden.
An dem Joch 8 ist ein digitaler Stellungsgeber 9 angebracht. Über einen
Positionsaufnehmer 10 wird der Hub der Hubstange 7 in
den Stellungsgeber 9 gemeldet. Der erfasste Hub wird mit dem über eine
Kommunikationsschnittstelle 11 zugeführten Sollwert in einer Steuerelektronik 18 verglichen
und der Stellantrieb 6 in Abhängigkeit von der ermittelten
Regelabweichung angesteuert. Die Steuerelektronik 18 des
Stellungsgebers 9 bedient einen I/P-Umsetzer zur Umsetzung einer elektrischen
Regelabweichung in einen adäquaten
Steuerdruck auf. Der I/P-Umsetzer des Stellungsgebers 9 ist über eine Druckmittelzuführung 19 mit
dem Stellantrieb 6 verbunden.
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Bei
der Inbetriebnahme werden die Eigenschaften des angeschlossenen
Prozessventils 2 ermittelt. In diesem Zusammenhang werden
auch die in 2 gezeigten Kennlinien des ersten
und des zweiten pneumatischen Verstärkers 14 und 15 in
Abhängigkeit
von den Stellsignalen für
die Piezo-Biegebalken 12 ermittelt und aufgezeichnet.
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Nach
Maßgabe
der Erfindung wird der Pegel der elektrischen Energieversorgung
des Stellungsreglers überwacht.
Bei Unterschreitung eines vorgebbaren Grenzwertes werden mit der
Steuerelektronik 18 Stellsignale an die Piezo-Biegebalken 12 zur Einstellung
eines Steuerdrucks p0 ausgegeben, dem eine
Durchflussmenge F0 des zweiten pneumatischen
Verstärkers 15 entspricht.
Dadurch wird der Stellantrieb 6 durch einen anfänglich konstanten
Abfluß entlüftet. Folglich
verfährt
das angeschlossene Prozessventil 2 mit kontrollierter Geschwindigkeit
in die im Störfall
gefahrlose Ruhelage.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung kann vorgesehen sein, einen Steuerdruck ps einzustellen,
der einer Durchflussmenge F des des ersten pneumatischen Verstärkers 14 entspricht.
Dadurch wird der Stellantrieb 6 durch einen anfänglich konstanten
Abfluß belüftet. Folglich
verfährt
das angeschlossene Prozessventil 2 mit kontrollierter Geschwindigkeit
in die im Störfall
gefahrlose, entgegengesetzte Ruhelage.
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In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung ist der Stellungsregler an einen doppelt wirkenden
Stellantrieb 6 angeschlossen. Bei einem solchen doppelt
wirkenden Stellantrieb 6 ist die Membran zwischen zwei
Druckkammern angeordnet, die wechselweise be- und entlüftet werden.
Die Lage der Membran ist im Kräftegleichgewicht
zwischen den Drücken in
den Druckkammern und der Rückwirkung
aus der angetriebenen Armatur. Dazu weist der Stellungsregler eine
Brücke
aus vier pneumatischen Verstärkern auf,
von denen jeweils zwei belüftend
und die anderen zwei entlüftend
wirken, in deren Brückendiagonale
der Stellantrieb 6 angeordnet ist, wobei jede Druckkammer
an einen belüftenden
und einen entlüftenden
pneumatischen Verstärker
angeschlossen ist.
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Bei
Erkennung der Unterschreitung eines vorgebbaren Grenzwertes durch
die überwachte elektrischen
Energieversorgung des Stellungsreglers werden durch Einstellung
eines Steuerdrucks p0, dem eine Durchflussmenge
F0 des jeweiligen pneumatischen Verstärkers entspricht
für eine
Druckkammer der belüftende
pneumatische Verstärker
und für die
gegenüberliegende
Druckkammer der entlüftende
pneumatische Verstärker
geöffnet.
Dadurch verschiebt sich das Kräftegleichgewicht
zwischen den Drücken
in den beiden Druckkammern und der Rückwirkung aus der angetriebenen
Armatur und damit der Membran in die Richtung der entlüfteten Druckkammer.
Dementsprechend wird das Prozessventil 2 über die
Hubstange 7 mit kontrollierter Geschwindigkeit in die vorgegebene
Endlage verfahren.
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Je
nach den Erfordernissen der konkreten Anwendung kann die vorgegebene
Endlage im vollständig
geöffneten
oder im vollständig
geschlossenen Zustand des Prozessventils 2 bestehen.
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- 1
- Rohrleitung
- 2
- Prozessventil
- 3
- Ventilsitz
- 4
- Schließkörper
- 5
- Prozessmedium
- 6
- Stellantrieb
- 7
- Hubstange
- 8
- Joch
- 9
- Stellungsgeber
- 10
- Positionsaufnehmer
- 11
- Kommunikationsschnittstelle
- 12
- Piezo-Biegebalken
- 13
- Druckmitteleinspeisung
- 14,
15
- pneumatischer
Verstärker
- 16
- Druckminderer
- 18
- Steuerelektronik
- 19
- Druckmittelzuführung
- 20
- Druckmittelabführung