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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Diagnose eines technischen
Systems während
dessen Betriebes unter instationären
Bedingungen.
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Um
die Funktionstüchtigkeit
und -güte
eines technischen Systems zu untersuchen und zu beurteilen, wird
das System üblicherweise
in einem Messstand unter vorgebbaren stationären Bedingungen getestet. Dadurch
lassen sich häufig
insbesondere genaue Aussagen über
eine Abnutzung oder einen Verschleiß des Systems ableiten. Eine
derartige Untersuchung eines Systems ist jedoch aufwändig und erfordert
das Einbringen des Systems in einen Messstand. Insbesondere erlaubt
es keine Untersuchung eines Systems unter instationären Bedingungen während des
Betriebes.
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In
US 7,136,779 B2 wird
ein Verfahren für eine
Echtzeit-Diagnose
eines mobilen technischen Systems während dessen Betriebes vorgeschlagen. Dabei
wird mit einer adaptiven Methode aus einer Anzahl von Messungen
unter instationären
Bedingungen ein momentaner Zustand des technischen Systems ermittelt
und mit einem Referenzzustand verglichen. Das beschriebene Verfahren
ist aufgrund seines adaptiven Charakters aufwändiger und schwieriger zu implementieren.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein vereinfachtes Verfahren
zur Diagnose eines technischen Systems während dessen Betriebes unter
instationären
Bedingungen anzugeben.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine
Anordnung gelöst,
welche die in Anspruch 1 angegebenen Merkmale aufweist.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Die
Erfindung sieht ein Verfahren zur Diagnose eines technischen Systems
während
dessen Betriebes vor, bei dem ein funktionales Referenzmodell erstellt
wird, mit dem das Verhalten des Systems in einem vorgebbaren Abnutzungszustand,
beispielsweise in einem Neuzustand, unter allgemeinen, insbesondere
instationären
Bedingungen modelliert wird. In dem funktionalen Referenzmodell
wird das Systemverhalten anhand einer Anzahl von Ausgangsvariablen
in Abhängigkeit
von einer Anzahl von Eingangsvariablen modelliert. Dabei wird durch
jede der Eingangsvariablen eine das Verhalten des Systems beeinflussende
Größe und durch
jede der Ausgangsvariablen eine Betriebskenngröße des Systems parametrisiert.
Zur Diagnose des Systems wird im laufenden Betrieb des Systems ein
momentaner Istzustand des Systems mit dem Referenzmodell verglichen.
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Dazu
werden Istwerte der Ausgangsvariablen und der Eingangsvariablen
erfasst und die Istwerte der Ausgangsvariablen mit Referenzwerten
der Ausgangsvariablen verglichen, die aus dem Referenzmodell für die Istwerte
der Eingangsvariablen gewonnen werden.
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Das
Verfahren erlaubt es, einen momentanen Zustand des Systems während dessen
Betriebes unter instationären Bedingungen
zu ermitteln. Ferner erlaubt es, die zeitliche Entwicklung des Systemsverhaltens
des Systems zu überwachen.
So kann insbesondere eine Abnutzung des Systems erkannt werden und
festgestellt oder abgeschätzt
werden, ob oder wann das System ersetzt oder ausgebessert werden
muss. Dafür
ist es nicht erforderlich, das System in einen Messstand zu bringen.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung werden im Folgenden anhand von Zeichnungen näher erläutert.
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Weitere
Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden
anhand von Anwendungsbeispielen unter Bezugnahme auf Zeichnungen
beschrieben. Die Zeichnungen sind schematische Darstellungen. Dabei
zeigen:
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1 Strom-Spannungs-Kennlinien
einer Brennstoffzellenanordnung in verschiedenen Abnutzungszuständen unter
jeweils den gleichen stationären
Bedingungen,
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2 Abweichungen
erfasster Istwerte einer stromstärkeabhängigen Spannung
einer neuwertigen Brennstoffzellenanordnung von Spannungswerten
eines Referenzmodells,
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3 zeitabhängige Ist-
und Referenzwerte einer Spannung einer neuwertigen Brennstoffzellenanordnung,
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4 Abweichungen
erfasster Istwerte einer stromstärkeabhängigen Spannung
einer abgenutzten Brennstoffzellenanordnung von Spannungswerten
eines Referenzmodells,
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5 zeitabhängige Ist-
und Referenzwerte einer Spannung einer abgenutzten Brennstoffzellenanordnung,
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6 ein
Langzeitverhalten von Abweichungen zusammengehörender Istwerte von Stromstärke und
Spannung einer Brennstoffzellenanordnung von den Werten eines Referenzmodells,
und
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7 zeitabhängige Abweichungen
erfasster Istwerte der Umdrehungszahl eines Kompressors von den
Umdrehungszahlwerten eines Referenzmodells.
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Einander
entsprechende Teile sind in allen Figuren mit den gleichen Bezugszeichen
versehen.
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1 zeigt
Strom-Spannungs-Kennlinien 1 bis 3 einer Brennstoffzellenanordnung
in verschiedenen Abnutzungszuständen
unter jeweils den gleichen stationären Bedingungen. Dabei ist
jeweils eine von der Brennstoffzellenanordnung erzeugte Spannung
U gegen eine erzeugte Stromstärke
I aufgetragen. Mit zunehmender Abnutzung der Brennstoffzellenanordnung
fällt die
Spannung U stärker
mit steigender Stromstärke
I ab, d. h. von der Strom-Spannungs-Kennlinie 1 über die
Strom-Spannungs-Kennlinie 2 zu der Strom-Spannungs-Kennlinie 3 nimmt der
Abnutzungsgrad der Brennstoffzellenanordnung zu.
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Form
und Lage von Strom-Spannungs-Kennlinien 1 bis 3 einer
Brennstoffzellenanordnung hängen
von verschiedenen Bedingungen ab, beispielsweise von der Betriebstemperatur
der Brennstoffzellenanordnung und von den Temperaturen und Drücken des
Brennstoffes und des Oxidationsmittels innerhalb der Brennstoffzellenanordnung. während des
Betriebes einer Brennstoffzellenanordnung, beispielsweise in einem Kraftfahrzeug
während
einer Fahrt, ändern
sich diese Bedingungen im Allgemeinen mit der Zeit. Unter derart
instationären Bedingungen
werden von der Stromstärke
I und der Spannung U der Brennstoffzellenanordnung im Laufe der
Zeit Werte angenommen, die mehr oder weniger stark von einer der
stationären
Strom-Spannungs-Kennlinien 1 bis 3 abweichen.
Dieser Sachverhalt ist mit der Spannungswolke in 2 dargestellt.
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Um
eine Brennstoffzellenanordnung auch während des Betriebes unter instationären Bedingungen
zu diagnostizieren, wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren zunächst ein
geeignetes Referenzmodell der Brennstoffzellenanordnung in einem vorgebbaren
Benutzungszustand, beispielsweise einem Neuzustand, erstellt. Dabei
handelt es sich um ein funktionales Referenzmodell, das Werte der Spannung
U in Abhängigkeit
von Werten einer Anzahl von Eingangsvariablen liefert. Die Eingangsvariablen
parametrisieren Größen, die
das Verhalten der Brennstoffzellenanordnung beeinflussen. Geeignete derartige
Eingangsvariablen sind beispielsweise der von der Brennstoffzellenanordnung
abgegebene elektrische Strom, die Temperaturen, Drücke und
Volumenströme
des Brennstoffes und des Oxidationsmittels innerhalb der Brennstoffzellenanordnung
und eine Umgebungstemperatur der Brennstoffzellenanordnung.
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Um
ein solches funktionales Referenzmodell zu erstellen, wird eine
Brennstoffzellenanordnung des gewählten Abnutzungsgrades beispielsweise
in einem Messstand unter verschiedenen Bedingungen betrieben und
dabei die jeweiligen Werte der Spannung U der Brennstoffzellenanordnung
sowie der Eingangsvariablen gemessen. Aus diesen Messdaten wird
das funktionale Referenzmodell gewonnen.
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Mit
Hilfe des Referenzmodells lässt
sich die Brennstoffzellenanordnung im laufenden Betrieb auch unter
instationären
Bedingungen diagnostizieren. Dazu werden im laufenden Betrieb fortwährend mittels
geeigneter Sensoren Istwerte der Spannung U der Brennstoffzellenanordnung
und der Eingangsvariablen erfasst. Den Istwerten der Eingangsvariablen
werden mittels des Referenzmodells Referenzwerte der Spannung U
zugeordnet. Diese Referenzwerte werden mit den Istwerten der Spannung
U verglichen. Aus diesem Vergleich wird auf den momentanen Zustand
der Brennstoffzellenanordnung, insbesondere auf deren Abnutzungsgrad
geschlossen.
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2 zeigt
ein Ergebnis eines derartigen Vergleiches über einen mehrstündigen Betrieb
einer Brennstoffzellenanordnung. Aufgetragen sind in einem Strom-Spannungs-Diagramm
als einzelne Messpunkte die Abweichungen ΔU der Istwerte der Spannung
U von deren Referenzwerten in Abhängigkeit von den Istwerten
der Stromstärke
I, wobei die Referenzwerte für
die Spannung einem Referenzmodell einer neuwertigen Brennstoffzellenanordnung entstammen.
Die Streuung der einzelnen Messpunkte in einem solchen Diagramm
hat im Allgemeinen unterschiedliche Ursachen, beispielsweise Messungenauigkeiten
und/oder von den verwendeten Eingangsvariablen nicht erfasste zeitlich
fluktuierende Einflüsse
auf die Brennstoffzellenanordnung. Um derartige Streueffekte zu
reduzieren, wird auf die Abweichung bevorzugt ein geeignetes Mittelungsverfahren,
beispielsweise eine Regressionsanalyse angewendet.
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In 2 ist
das Ergebnis eines derartigen Mittelungsverfahrens durch die Ausgleichskurve 4 dargestellt.
Daraus, dass die Ausgleichskurve 4 sehr gut mit der Nulllinie
der Spannungsabweichung ΔU von
dem Referenzwert übereinstimmt,
wird in diesem Fall geschlossen, dass sich die Brennstoffzelle in
einem neuwertigen Zustand befindet.
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3 zeigt
einen Verlauf von Istwerten 5 und Referenzwerten 6 einer
Spannung U einer Brennstoffzellenanordnung in Abhängigkeit
von der Zeit t über
ein Zeitintervall von etwa einer Minute. Dabei entstammen die Referenzwerte
wiederum einem Referenzmodell der Brennstoffzellenanordnung im Neuzustand
und werden mittels dieses Referenzmodells aus den zu dem jeweiligen
Messzeitpunkt erfassten Istwerten der Eingangsvariablen ermittelt.
Auch in diesem Fall wird aus der guten Übereinstimmung der Istwerte 5 mit
den Referenzwerten 6 der Spannung U auf einen neuwertigen
Zustand der Brennstoffzellenanordnung geschlossen.
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Die 4 und 5 zeigen
zu den 2 und 3 analoge Diagramme für eine abgenutzte Brennstoffzellenanordnung.
Dabei wird die Abnutzung der Brennstoffzellenanordnung in 4 aus
der Abweichung der Ausgleichskurve 4 von der Nulllinie der
Spannungsabweichung ΔU
von dem Referenzwert, und in 5 aus der
Abweichung der Istwerte 5 von den Referenzwerten 6 der
Spannung U ersichtlich.
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6 zeigt
die Langzeitentwicklung zusammengehörender Istwerte von Spannung
U und Stromstärke
I einer Brennstoffzellenanordnung in Abhängigkeit von der Betriebszeit
top in einem dreidimensionalen Diagramm über eine Betriebsdauer von etwa
2000 Stunden. Dargestellt ist die Abweichung der Istwerte der Spannung
U von aus einem Referenzmodell einer neuwertigen Brennstoffzellenanordnung
gelieferten Referenzwerten in Abhängigkeit von der Stromstärke I und
der Betriebszeit top. Aus dem Diagramm ist ersichtlich, dass das
Systemverhalten der Brennstoffzellenanordnung mit zunehmender Betriebszeit
top immer weiter von dem Systemverhalten einer neuwertigen Brennstoffzellenanordnung
abweicht.
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7 zeigt
ein Ergebnis einer weiteren Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
In diesem Anwendungsbeispiel wird das Verfahren zur Diagnose des
Verhaltens eines Kompressors für
die Luftzufuhr einer Brennstoffzellenanordnung verwendet. Als Betriebskenngröße und einzige
Ausgangsvariable wird die Drehzahl des Kompressors verwendet, als
eine Eingangsvariable eine Umgebungstemperatur des Kompressors. 7 zeigt
die Abweichung Δn(=
Kurve 7) des Istwertes der Drehzahl vom Referenzwert in
Abhängigkeit
von der Betriebszeit top des Kompressors über eine Betriebsdauer von etwa
100 Stunden. Dabei entstammen die Referenzwerte einem funktionalen
Referenzmodell eines neuwertigen Kompressors. Ferner ist ein Toleranzbereich 8 dargestellt,
innerhalb dessen eine Abweichung Δn
der Drehzahl von dem Referenzwert unkritisch ist. Bei einer Drehzahl
außerhalb
des Toleranzbereiches 8 wird die Funktionsfähigkeit
der Brennstoffzellenanordnung beeinträchtigt und/oder die Brennstoffzellenanordnung
beschädigt
oder sogar zerstört.
Das Verfahren ist in diesem Anwendungsbeispiel daher auch dazu geeignet,
durch Kopplung an eine geeignetes Warn- oder Steuersystem eine drohende
Beschädigung
der Brennstoffzellenanordnung anzuzeigen oder zu verhindern.
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- 1
- erste
Strom-Spannungs-Kennlinie
- 2
- zweite
Strom-Spannungs-Kennlinie
- 3
- dritte
Strom-Spannungs-Kennlinie
- 4
- Ausgleichskurve
- 5
- Istwerte
der Spannung
- 6
- Referenzwerte
der Spannung
- 7
- Drehzahlabweichung
vom Referenzwert
- 8
- Toleranzbereich
der Drehzahl
- U
- Spannung
- I
- Stromstärke
- ΔU
- Spannungsabweichung
vom Referenzwert
- t
- Zeit
- top
- Betriebszeit
- Δn
- Drehzahlabweichung
vom Referenzwert