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Die
Erfindung betrifft eine Regelungseinrichtung zur Dämpfung
von Pendelbewegungen einer seilgeführten Last, die insbesondere
bei Verfahrbewegungen der Last mit je nach Geschwindigkeit und Seillänge
unterschiedlicher Intensität auftreten können.
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Aus
DE 30 05 461 A1 ist
ein Kran mit einem Pendeldämpfungssystem bekannt, bei dem
Sollwertverläufe für Fahrgeschwindigkeit und Pendelwinkel errechnet
und einer Regeleinrichtung für den Fahrantrieb zugeführt
werden. Dabei werden die Sollwertverläufe in einer Recheneinrichtung
aus Eingangsgrößen, wie Seillänge und
Gewichtskraft einer Last, auf Grundlage von für ein mechanisches
Schwingungssystem geltenden Gleichungen berechnet. Während
Anfahr- und Bremsvorgängen bezieht die Recheneinrichtung
mehrere Umschaltpunkte in die Berechnung der Sollwertverläufe
ein und benutzt diese als Maß für eine Vorgabe
eines Antriebsmoments bzw. Antriebsstroms. Die Sollwertverläufe
werden derart bestimmt, daß das Antriebsmoment beim Anfahren
bzw. Bremsen zunächst einen Maximalwert annimmt, dann auf
annähernd Null absinkt und anschließend bis zum
Ende des Anfahrvorganges bzw. Bremsvorganges wieder den Maximalwert
aufweist. Damit wird erreicht, daß der Pendelwinkel am
Ende des Anfahr- bzw. Bremsvorganges Null ist.
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Zur
Pendelwinkelmessung des existieren verschiedene Möglichkeiten.
Am weitesten verbreitet ist eine Verwendung von Kameras als berührungslosen
optischen Meßsystemen. Darüber hinaus können
auch Trag- oder Meßseile zur Messung eines Auslenkungswinkels
oder Hall-Sensoren zur berührungslosen Messung eingesetzt
werden.
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Kameras
zur Pendelwinkelmessung erfassen Pendelbewegungen bei Hubhöhen
bis zu 50 m. Üblicherweise sind die Kameras an einer Katze
eines Kranes befestigt und werden zur Ermittlung einer Position
einer Reflektormarke verwendet, die auf einem Lastaufnahmemittel
oder an einem Kranhaken befestigt ist. Auf diese Weise wird eine
Meßgenauigkeit von ca. 0,1 mm pro Meter Entfernung erzielt.
Neben einer zweidimensionalen Projektion einer Pendelbewegung können
mit bekannten Bildverarbeitungssystemen Verdrehung einer seilgeführten
Last und ihre effektive Hubhöhe bezogen auf die Katze eines Krans
ermittelt werden.
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Als
Reflektoren können sowohl aktive als auch passive Marken
verwendet werden, beispielsweise mit kontrastreichen Flächen
oder Sendern codierter Infrarotsignale. Bekannte Bildverarbeitungssysteme
für Einsätze unter unterschiedlichen Umgebungsbedingungen
ausgelegt, beispielsweise für Temperaturbereiche zwischen –25°C
und 60°C. Auch Regen oder Schnee stellen für derartige
Systeme keine nennenswerte Beeinträchtigung dar.
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Optische
Meßsysteme sind jedoch äußerst schmutz-
oder staubanfällig. Schmutzschichten auf einem Reflektor
oder Sichtbehinderungen durch Nebel können erhebliche funktionelle
Einschränkungen verursachen. Beim Einsatz von Kamerasystemen
an Kränen in einem Hafen oder einer Industrieanlage sind
derartige Umgebungsbedingungen keine Seltenheit.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung anzugeben,
welche eine robuste Dämpfung von Pendelbewegungen einer
seilgeführten Last ermöglicht.
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Erfindungsgemäß wird
diese Aufgabe durch eine Regelungseinrichtung mit den in Anspruch
1 angegebenen Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen
sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Ein
wesentlicher Aspekt der vorliegenden Erfindung liegt darin, daß zur
Dämpfung von Pendelbewegungen einer seilgeführten
Last, insbesondere einer Kranlast, ein an einem Lastaufnahmemittel
montierbares inertiales Meßsystem zur Erfassung von Pendelbewegungen
der Last vorgesehen ist. Außerdem umfaßt die erfindungsgemäße
Regelungseinrichtung einen Regler zur Vorgabe eines Sollwerts zur
Steuerung einer Antriebseinheit, die mit zumindest einem Aufhängepunkt
der Last gekoppelt ist, entsprechend einem vorgebbaren Reglerfunktional
in Abhängigkeit von einer zumindest auf einen erfaßten Pendelwinkel
der Last bezogenen Regelabweichung. Durch Verzicht auf ein optisches
Meßsystem ist die erfindungsgemäße Regelungseinrichtung
wesentlich unempfindlicher gegenüber Sichtbehinderungen oder
Verschmutzungen von abzutastenden Referenzmarken.
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Vorteilhafterweise
ist die Regelabweichung zusätzlich auf eine Pendelgeschwindigkeit
und/oder eine Pendelbeschleunigung bezogen. Hierdurch läßt sich
eine besonders gute Regelungsgüte erzielen.
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Der
erfaßte Pendelwinkel kann ferner ein Raumwinkel sein. Zusätzlich
kann die Regelabweichung auf eine erfaßte translatorische
Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung der Last bezo gen sein, so
daß sich auch Drehpendelungen der seilgeführten Last
um ihre Quer-, Längs- oder Hochachse berücksichtigen
lassen. Vorteilhafterweise kann das Meßsystem zur Erfassung
von Bewegungen der Last entlang von 3 zueinander orthogonalen Achsen
sowie optional oder zusätzlich zur Erfassung von Rotationsbewegungen
der Last um 3 zueinander orthogonale Achsen ausgebildet sein.
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Entsprechend
einer bevorzugte Weiterbildung der vorliegenden Erfindung ist der
Regler durch eine rechnerbasierte Einrichtung gebildet. Der Regler kann
außerdem mit einer Systemzustandsbeobachtungseinrichtung
gekoppelt sein, in welcher ein Schwingungsmodell der seilgeführten
Last unter Berücksichtigung einer variablen Seillänge
abgebildet ist, woraus sich eine weitere Erhöhung der Regelungsgüte
ergibt. Vorteilhafterweise kann der Regler mit einer Hindernisüberwachungseinheit
gekoppelt sein, die zur Vorgabe von Stellgrößenbeschränkungen
an den Regler vorgegeben ist, so daß sich auf diese Weise
Kollisionen vermeiden lassen.
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Die
Antriebseinheit kann sowohl zum Anheben und Absenken der Last in
einer im wesentlichen vertikalen Ebene als auch zum Beschleunigen
der Last entlang eines Transportwegs in einer im wesentlichen horizontalen
Ebene ausgebildet sein. Dabei kann die erfindungsgemäße
Regelungseinrichtung auch zur Dämpfung von Lastpendelungen
verwendet werden, die während eines Verfahrvorgangs infolge von
Hub- oder Absenkbewegungen auftreten.
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Die
vorliegende Erfindung wird nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel
anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigt
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1 ein
Anwendungsumfeld der vorliegenden Erfindung, bei dem eine Last mittels
eines Krans von einer Startposition zu einer Zielposition tranportiert
wird,
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2 ein
vereinfachtes Blockschaltbild für eine Regelungseinrichtung
zur Dämpfung von Pendelbewegungen einer seilgeführten
Last.
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In 1 ist
eine Katze 101 eines Containerkrans dargestellt, die entlang
eines Auslegers 102 des Containerkrans verfahrbar ist.
Auf der Katze 101 ist ein Hubwerk 103 angeordnet,
an dem über ein Seil 104 ein Lastaufnahmemittel 105 für
eine zu transportierende Last 106 hängt.
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Im
vorliegenden Beispiel handelt es sich bei der Last 106 um
einen Container. Die Last 106 soll von einer Startposition 161 über
eine Containerstapelanordnung 107 zu einer Zielposition 162 transportiert
werden und dort auf einem ausgewählten Container 108 abgesetzt
werden. Für eine Transport entlang eines Verfahrwegs 109 wird
die Last 106 zunächst bis auf eine sichere Höhe
angehoben, horizontal verfahren und anschließend auf dem
Zielcontainer 108 abgesetzt.
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Das
Hochheben und Absetzen der Last 106 kann grundsätzlich
durch Steuerung des Hubwerks 103 von Hand erfolgen, da
hierbei auftretende Lastpendelungen gering sind. Beim horizontalen
Verfahren der Laufkatze 101 mit daran hängender
Last 106 können jedoch Pendelbewegungen auftreten.
Daher erfolgt die Steuerung des Fahrantriebs der Laufkatze 101 manuell
oder automatisch unter Einbeziehung einer Regelungseinrichtung zur
Dämpfung von Pendelbewegungen einer seilgeführten
Last, die unerwünschte Lastpendelungen ausregelt. Entlang
eines Förderwegs 110 der Last 106 werden
sowohl Fahrantrieb der Laufkatze 101 als auch Antrieb des
Hubwerks 103 automatisch geregelt. Zur Ermittlung der Förderwegs 110 von
der Startposition 161 bis zur Zielposition werden Position
und Ausdehnung der Containerstapelanordnung 107 berücksichtigt.
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Die
Regelungseinrichtung zur Dämpfung von Pendelbewegungen
einer seilgeführten Last umfaßt ein an einem Lastaufnahmemittel 105 montierbaren inertialen
Meßsystem 151 zur Erfassung von Pendelbewegungen
der Last 106. Außerdem umfaßt die Regelungseinrichtung
einen Regler 111 zur Vorgabe eines Sollwerts zur Steuerung
einer Antriebseinheit der Laufkatze 101 und des Hubwerks 103 entsprechend einem
vorgebbaren Reglerfunktional in Abhängigkeit von einer
zumindest auf einen erfaßten Pendelwinkel der Last 106 bezogenen
Regelabweichung.
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Das
Reglerfunktional kann beispielsweise dem eines PID-, Lead-/Lag-,
Riccati-Reglers oder eines nichtlinearen Kennfeld-Reglers entsprechen,
wobei letztgenannter auch als Fuzzy-Regler realisiert sein kann.
Der Regler ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel durch
eine rechnerbasierte Einrichtung realisiert, die an der Laufkatze 101 angeordnet
ist.
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Inertiale
Meßsysteme werden üblicherweise zur Bestimmung
eines dynamischen Bewegungsverhaltens, zur Bahnvermessung und Navigation
eingesetzt. Dabei werden für eine Ermittlung von translatorischen
und rotatorischen Bewegungsanteilen Beschleunigungssensoren oder
Drehratensensoren verwendet. Durch Signalverarbeitung werden Bewegungsgrößen
wie Position, Orientierung im Raum, Geschwindigkeit, Beschleunigung
oder Winkelgeschwindigkeit dreidimensional ermittelt. Im Unterschied zu
Kamerasystemen sind inertiale Meßsysteme schmutzunempfindlich
sind und liefern daher ein Meßsignal, das auch bei kritischen
Umgebungsbedingungen im wesentlichen immer verfügbar ist.
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Während
mit einem inertialen Meßsystem eine Pendelbewegung in ihren
Einzelheiten genau erfaßt werden kann, liefern Kamerasysteme
lediglich einen Pendelwinkel als Meßgröße.
Damit stehen bei einer Verwendung eines inertialen Meßsystems
stehen deutlich mehr Meßgrößen wie Winkelgeschwindigkeit
oder -beschleunigung zur Verfügung. Neben reinen Weggrößen
können mit einem inertialen Meßsystem im Prinzip
alle translatorischen und rotatorischen Beschleunigungen und Geschwindigkeiten
in 3 Achsen bzw. um 3 Drehachsen erfaßt werden, wodurch
Aussagen zu Verdrehungen der Last 106, wie Skew, Roll und
Pitch, abgeleitet werden können.
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Durch
eine Vielzahl zur Verfügung stehender Meßgrößen
können erweiterte Pendelmodelle berücksichtigt
werden, bei denen neben einer Auslenkung einer seilgeführten
Last auch ihre Verdrehungen ausgeregelt werden können.
Werden durch ein inertiales Meßsystem bereitgestellte als
Einganggrößen für ein erweitertes Pendelmodell
verwendet, ist im Vergleich zu bisherigen optischen Systemen eine schnellere
und genauere Reaktion der Regelungseinrichtung auf Störgrößen
wie Windkräfte möglich, da optische Systeme erst
bei signifikanten Lastauslenkungen verwertbare Meßsignale
liefern.
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Neben
den durch ein inertiales Meßsystem erfaßten Meßgrößen
können dem Regler 111 zusätzlich an den
Antriebseinheiten von Katze 101 und Hubwerk 103 verfügbare
Meßgrößen zugeführt werden,
so daß im wesentlichen sämtliche eine Verfahrbewegung eines
Krans beschreibende Informationen ausgewertet werden können.
Stehen einige dieser Meßgrößen nicht
per se in den Antriebseinheiten zur Verfügung, können
zusätzliche Sensoren verwendet werden. Beispielsweise kann
die Beschleunigung der Katze 101 durch einen installierten
Beschleunigungsaufnehmer erfaßt werden.
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Ein
beispielhaftes Blockschaltbild der Regelungseinrichtung zur Dämpfung
von Pendelbewegungen einer seilgeführten Last ist in 2 dargestellt. Dabei
wird die Antriebseinheit 211 für die Katze 101 durch
einen Geschwindigkeitsregler 212 und einen nachgeordneten
Stromregler 213 in Abhängigkeit eines Sollwerts
vKS und eines Istwerts vK für
die Geschwindigkeit der Katze 101 angesteuert. Der Geschwindigkeits-Istwert
vK wird mittels eines Inkrementalgebers 214 an
der Antriebseinheit 211 erfaßt und an den Regler 111 übermittelt.
Der Geschwindigkeits-Sollwert vKS wird durch
den Regler 111 berechnet und an die Regler 212, 213 übermittelt.
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In
einer Recheneinrichtung 221 wird eine Soll-Trajektorie
xLS(t) für die seilgeführte
Last 106 vom Startpunkt 161 zum Zielpunkt 162 berechnet und
dem Regler 111 zugeführt. Der Regler 111 bestimmt
bei jeder Änderung der Soll-Trajektorie xLS(t) den
Geschwindigkeits-Sollwert vKS derart, daß unerwünschte
Lastpendelungen vermieden werden.
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Zur
Ermittlung der Soll-Trajektorie xLS(t) der seilgeführten
Last 106 werden zunächst Hindernisse auf potentiellen
Wegen der seilgeführten Last vom Startpunkt 161 zum
Zielpunkt 162 und auf die Last 106 einwirkende
Kräfte ermittelt. Unter Berücksichtigung ermittelter
Hindernisse und Kräfte wird eine im Hinblick auf die Zeit
zur Bewegung der Last 106 vom Start punkt 161 zum
Zielpunkt 162 optimale Trajektorie als Soll-Trajektorie
xLS(t) ermittelt, entlang derer die Last 106 bewegt
werden soll. Für die Ermittlung der Soll-Trajektorie xLS(t) werden beispielsweise Masse der Last 106,
Masse der Katze 101, aktuelle Seillänge und maximal
zulässige Grenzwerte für die Geschwindigkeit der
Katze 101 berücksichtigt.
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Zur
Ausregelung der Lastpendelungen erhält der Regler 111 vom
Inkrementalgeber 214 laufend die Ist-Position xK und den Geschwindigkeits-Istwert vK der Katze 101 sowie vom inertialen
Meßsystem 151 Pendelwinkel, Winkelgeschwindigkeit
und -beschleunigung der seilgeführten Last 106,
je nach Anforderung an die Regelungsgüte auch als Raumwinkel.
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Die
Antriebseinheit 231 des Hubwerks 103 wird ebenso
wie die Antriebseinheit 211 der Katze 101 durch
einen Geschwindigkeitsregler 232 mit einem nachgeordneten
Stromregler 233 in Abhängigkeit eines Sollwerts
VHS und eines Istwerts vH für
die Geschwindigkeit des Hubwerks 103 angesteuert. Die Ist-Position
xH Der Geschwindigkeits-Istwert vH des Hubwerks 103 werden mittels
eines Inkrementalgebers 234 an der Antriebseinheit 231 des
Hubwerks 103 erfaßt und an den Regler 111 übermittelt.
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Der
Geschwindigkeits-Sollwert vHS wird durch
den Regler 111 aus der Soll-Trajektorie xLS(t) für
die seilgeführte Last 106 abgeleitet, die in der
Recheneinrichtung 221 ermittelt wird. und an die Regler 232, 233 übermittelt.
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Aus
der Ermittlung einer zeitoptimalen Soll-Trajektorie xLS(t)
ergibt sich eine wirksame Dämpfung von möglichen
Pendelungen der seilgeführten Last 106 auch bei
Hubbewegungen der Last 106 während der Bewegung
vom Start- zum Zielpunkt. Aufgrund der Berücksichtigung
derartiger Hubbewegungen der Last 106, bei denen sich insbesondere
die Frequenz von Lastpendelungen ändert, wird eine vollautomatische
Lastpositionierung ermöglicht. Außerdem bietet
die Auswahl einer zeitoptimaler Soll-Trajektorie xLS(t)
zur Lastbewegung den Vorteil einer erhöhten Umschlagleistung.
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Die
Anwendung der vorliegenden Erfindung ist nicht auf das hier beschriebene
Ausführungsbeispiel beschränkt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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