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Wärmeleitmaterial
mit zwei Materialbestandteilen und Verwendung des Wärmeleitmaterials
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Die
Erfindung betrifft ein Wärmeleitmaterial mit
mindestens zwei Materialbestandteilen. Außerdem betrifft die Erfindung
eine Verwendung des Wärmeleitmaterials.
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Unter
einem Wärmeleitmaterial
wird hier ein Material verstanden, das eine hohe thermische Leitfähigkeit
hat. Insbesondere liegt die Wärmeleitzahl eines
derartigen Wärmeleitmaterials
bei mindestens 10 W/mK bei 20°C.
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Bisher
werden zur Ableitung von Wärme
aus zu kühlenden
Bauteilen überwiegend
Wärmeleitpasten
auf Basis eines öligen,
flüssigen,
wachsartigen oder alkoholischen Basismaterials verwendet. Dem Basismaterial
wird ein wärmeleitfähiger Füllstoff
aus z. B. Kupfer-, Silber-, Zinkoxid (ZnO) oder Aluminiumoxid (Al2O3)-Partikeln zugemischt.
Die Wärmeleitpasten
werden zum Auffüllen
von Zwischenräumen
zwischen einem zu kühlenden
Bauteil und einem Kühlkörper verwendet,
um so eine gute thermische Anbindung zwischen beiden zu schaffen.
Während
des Einsatzes neigen die teilweise flüssigen Basismaterialien nach
einer thermomechanischen Beanspruchung und/oder nach einer gewissen
Betriebszeit dazu, sich vom wärmeleitfähigen Füllstoff
zu separieren und aus dem Zwischenraum weg- oder auszulaufen (=
Vorgang des „Ausblutens"). Dadurch verschlechtert
sich das Wärmeableitvermögen. Außerdem werden
benachbarte, beispielsweise elektrische Bauteile durch das auslaufende
Basismaterial kontaminiert, so dass Defekte, z. B. in Folge von
Kurzschlüssen oder
von unerwünschtem
Isolierverhalten, auftreten können.
Sämtliche
Bauteile, die unter den genannten Bedingungen mit dem flüssigen Basismaterial
in Kontakt kommen können,
sind deshalb chemisch beständig
gegenüber
dem Basismaterial auszulegen.
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Um
Kurzschlussdefekte im Fall des Ausblutens zu vermeiden, werden zum
Teil auch Wärmeleitpasten
aus einem elektrisch isolierenden Basismaterial, wie z. B. aus Zinkoxid
oder aus Paraffinöl,
verwendet. Das Problem des mit dem Ausbluten ebenfalls einhergehenden
schlechteren Wärmeableitvermögens lässt sich
damit aber nicht beheben. Außerdem
kommen anstelle der Wärmeleitpasten
auch feste Wärmeleitelemente,
wie z. B. Bleche, Folien oder Matten (= Pads) aus wärmeleitfähigen Materialien,
zum Einsatz. Diese müssen
aber vorab an die geometrischen Gegebenheiten des jeweiligen Zwischenraums
zwischen dem zu kühlenden
Bauteil und dem Kühlkörper angepasst
werden – beispielsweise mittels
eines entsprechenden Zuschnitts. Dies ist aufwändig. Außerdem können diese festen Elemente Unebenheiten
an den Oberflächen
des zu kühlenden Bauteils
und des Kühlkörpers nur
in geringem Umfang ausgleichen.
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Eine
Aufgabe der Erfindung besteht deshalb darin, ein Wärmeleitmaterial
der eingangs bezeichneten Art anzugeben, das einfach an die jeweilige Applikation
angepasst werden kann und ein dauerhaft stabiles Wärmeleitvermögen aufweist.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch die Merkmale des unabhängigen
Patentanspruchs 1. Bei dem erfindungsgemäßen Wärmeleitmaterial handelt es sich
um ein solches, bei dem der erste Materialbestandteil ein Phasenwechselmaterial
ist, das ursprünglich
einen flüssigen
oder pastösen
ersten Phasenzustand hat und irreversibel in einen festen elastischen
zweiten Phasenzustand überführbar ist,
der zweite Materialbestandteil durch längliche, jeweils eine Faserlängsrichtung
aufweisende wärmeleitfähige Fasern,
die jeweils in Richtung ihrer Faserlängsrichtung eine größere Wärmeleitfähigkeit
haben als in einer anderen Richtung, gebildet ist, und die wärmeleitfähigen Fasern
dem Phasenwechselmaterial in dessen erstem Phasenzustand zugemischt
werden und innerhalb des Phasenwechselmaterials gleichmäßig verteilt
angeordnet sind.
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Das
erfindungsgemäße Wärmeleitmaterial vereint
die Vorteile der bisher verwendeten Wärmeleitpasten und festen Wärmeleit elemente.
Im ersten flüssigen
oder pastösen
Phasenzustand des Phasenwechselmaterials verhält sich das erfindungsgemäße Wärmeleitmaterial
wie eine herkömmliche Wärmeleitpaste.
Es lässt
sich sehr gut in einen Zwischenraum zwischen dem zu kühlenden
Bauteil und dem Kühlkörper einbringen.
Aufgrund seines in diesem ersten Phasenzustand noch gegebenen Fließverhaltens
füllt das
Phasenwechselmaterial, dem die wärmeleitfähigen Fasern
als wärmeleitfähige Füllstoffe
zugesetzt sind, den Zwischenraum vollständig aus. Insbesondere auch
ansonsten nur schwer zugängliche
Hohlräume
werden praktisch komplett verfüllt.
Gegebenenfalls vorhandene Unebeneinheiten an den Oberflächen des
zu kühlenden
Bauteils und des Kühlkörpers werden
ebenfalls automatisch mit erfasst und vollständig durch das erfindungsgemäße Wärmeleitmaterial
ausgeglichen.
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Im
zweiten Phasenzustand des Phasenwechselmaterials, also dem festen,
insbesondere elastischen oder elastisch-plastischen Phasenzustand,
verhält
sich das erfindungsgemäße Wärmeleitmaterial
dagegen wie ein herkömmliches
festes Wärmeleitelement.
Insbesondere kann es auch nach einer thermomechanischen Beanspruchung und/oder
nach einer gewissen Betriebszeit zu keiner Trennungs- oder Entmischungsreaktion
zwischen dem Phasenwechselmaterial und den wärmeleitfähigen Fasern und zu keinem
Wegfließen
oder Ausbluten des Basismaterials, also des Phasenwechselmaterials,
kommen. Der vorzugsweise erst vor Ort, also nach dem Befüllen des
Zwischenraums zwischen dem zu kühlenden
Bauteil und dem Kühlkörper mit dem
Wärmeleitmaterial
in seinem ersten Phasenzustand, eingeleitete Phasenübergang
ist irreversibel, d. h. nicht umkehrbar. Der Phasenübergang
ist nur einmal möglich – und zwar
in Richtung vom flüssigen in
den festen Zustand. Hat dieser Wechsel stattgefunden, ist der zweite
Phasenzustand dauerhaft stabil. Bei dem erfindungsgemäßen Wärmeleitmaterial ist
somit ein gleich bleibend gutes thermisches Verhalten über eine
lange Betriebszeit hinweg gewährleistet.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Wärmeleitmaterials ergeben sich aus
den Merkmalen der von Anspruch 1 abhängigen Ansprüche.
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Günstig ist
eine Variante, bei der das Phasenwechselmaterial mittels einer Energiezufuhr
vom ersten in den zweiten Phasenzustand überführbar ist. Eine solche Energiezufuhr
ist beispielsweise mittels einer Mikrowellen-, Licht-, Ultraschall- oder Wärmeeinstrahlung
problemlos möglich.
Bevorzugt ist das Phasenwechselmaterial mittels einer Erwärmung über eine
Schwelltemperatur vom ersten in den zweiten Phasenzustand überführbar. Eine
solche Erwärmung über eine
Schwelltemperatur, ab der der Phasenwechsel bei dem Phasenwechselmaterial
abläuft, ist
besonders einfach zu bewerkstelligen.
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Weiterhin
kann das Phasenwechselmaterial vorzugsweise auch aus zwei oder mehr
Phasenwechselmaterialkomponenten zusammenmischbar und mittels einer
physikalischen oder chemischen Reaktion nach einem Zusammenbringen
der mindestens zwei Phasenwechselmaterialkomponenten vom ersten
in den zweiten Phasenzustand überführbar sein.
Auch die Aushärtung
eines Mehrkomponentenmaterials durch Zusammenbringen der Materialkomponenten
lässt sich
einfach und ohne großen
technischen Aufwand realisieren.
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Gemäß einer
anderen günstigen
Variante besteht das Phasenwechselmaterial aus einem viskosen, tixotropen
oder vernetzenden Material. Derartige Materialien haben die vorteilhafte
Eigenschaft, nach Einleitung eines Aushärtungsvorgangs, also des Phasenwechselvorgangs,
aus einer flüssigen Ausgangsmaterialstruktur
eine feste, elastische bis plastische Endmaterialstruktur zu bilden.
Vorzugsweise ist das Phasenwechselmaterial ein silikon-, polyacrylat-,
epoxydharz- oder polyurethanhaltiges Material. Solche Materialien
haben zum einen das gewünschte
Phasenwechselverhalten und sind zum anderen am Markt frei verfügbar.
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Gemäß einer
weiteren günstigen
Ausgestaltung bestehen die Fasern aus einem metall-, kohlenstoff-
oder keramikhaltigen Material. Diese Stoffe haben eine sehr gutes
thermisches Absorptions- und Transportverhalten. Als keramikhaltiges
Material kommt beispielsweise eine Aluminiumoxid (Al2O3)- oder eine Aluminiumnitrid (AlN)-Keramik
in Frage. Denkbare kohlenstoffhaltige Materialien sind Kohlenstofffasern
oder Kohlenstoffnanofasern. Bei dem metallhaltigen Material kann
es sich z. B. um Silber, Kupfer, Aluminium oder Zinn handeln.
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Bevorzugt
ist es außerdem,
wenn die Fasern als Kohlenstoffnanofasern ausgeführt sind, die vorzugsweise
eine senkrecht zu der Faserlängsrichtung orientierte
Ausdehnung von höchstens
einigen 100 nm, insbesondere von höchstens 200 nm, haben. In der
Faserlängsrichtung
ist die Längsabmessung
dagegen insbesondere weitgehend beliebig. Die Länge kann sich zwischen einigen
Nanometern bis zu vielen Mikrometern, z. B. 20 μm bis 100 μm, bewegen. Auch noch längere Kohlenstoffnanofasern
sind grundsätzlich
vorstellbar. Die Kohlenstoffnanofasern können ein- und/oder mehrwandige
Röhren
enthalten, die offen oder geschlossen vorliegen können. Außerdem können sie
leer oder gefüllt
sein. Diese Kohlenstoffnanofasern (= Kohlenstoffnanoröhrchen)
haben sehr günstige
mechanische, elektrische und thermische Eigenschaften. Besonders
günstig
ist die sehr hohe Wärmeleitfähigkeit,
sodass mittels eines mit solchen Kohlenstoffnanofasern realisierten
Wärmeleitmaterials
eine sehr gezielte und schnelle Ab- oder Einleitung von Konvektions-,
Strahlungs- oder Wärmeenergie
sowie eine sehr guter Wärmetransport
möglich sind.
Neben den günstigen
thermischen Eigenschaften, wie außergewöhnlich gutem Wärmetransport und
guter Wärmeeinkopplung,
bewirken die Kohlenstoffnanofasern in dem Matrixverbund mit dem
Phasenwechselmaterial auch sehr gute elektrische Eigenschaften,
wie eine hohe elektrische Leitfähigkeit. Je
nach Anwendungsfall und je nach vorgesehenem Phasenwechselmaterial
kann die Konzentration der Kohlenstoffnanofasern im Wärmeleitmaterial über einen
weiten Bereich variieren. Der Gewichtsanteil der Kohlenstoffnanofasern
kann sich insbesondere zwischen 10% und 90% bewegen.
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Gemäß einer
weiteren günstigen
Ausgestaltung sind die Fasern als Metalldrahtelemente ausgeführt. Die
Metalldrahtelemente bestehen insbesondere aus Silber, Aluminium,
Kupfer oder Zinn. Diese Metalle haben eine gute thermische und elektrische Leitfähigkeit,
so dass Fasern in Form von Drahtelementen aus diesen Metallen auch
bei dem Wärmeleitmaterial
zu einem dementsprechend guten Verhalten führen.
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Vorteilhaft
ist außerdem
eine Variante, bei der die Fasern beschichtet sind, sowie ein Fasergrundmaterial
und mindestens ein auf das Fasergrundmaterial aufgebrachtes Faserbeschichtungsmaterial
umfassen. Als Faserbeschichtungsmaterial ist dabei insbesondere
mindestens ein Material der Gruppe aus einem Glas, einem Glasschaum,
einem Metall, insbesondere Kupfer und Aluminium, einem Metallschaum,
einem thermosplastischen Kunststoff, einem Silikon, einem Acrylen
und einem Polyacrylen vorgesehen. Eine derartige Beschichtung des
Fasergrundmaterials bewirkt zusätzliche
günstige
Materialeigenschaften. Insbesondere kann diese Beschichtung als
Haftvermittler, als metallischer Leiter, als mechanisches Stützgerüst oder
als zusätzliches
thermisches Übertragungselement
verwendet werden. Das Faserbeschichtungsmaterial kann beispielsweise
unter hohem Druck ein Fließverhalten
aufweisen, sodass es als Haftverbindungsschicht zwischen einzelnen
Fasern oder zwischen den Fasern und dem Phasenwechselmaterial dient.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Verwendung eines
Wärmeleitmaterials der
eingangs bezeichneten Art anzugeben, sodass eine einfache Anpassung
an die jeweilige Applikation möglich
und ein dauerhaft stabiles Wärmeleitvermögen gegeben
ist.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch die Merkmale des Patentanspruchs 12. Erfindungsgemäß ist eine
Verwendung des vorstehend beschriebenen Wärmeleitmaterials so vorgesehen,
dass das Wärmeleitmaterial,
insbesondere in seinem ersten Phasenzustand, zur Bildung einer wärmeleitfähigen Zwischenschicht zwischen
eine Wärmequelle
und eine Wärmesenke
eingebracht wird. Im ersten Phasenzustand ist das Phasenwechselmaterial
noch flüssig, sodass
es sich sehr gut an die Konturen in dem Zwischenraum zwischen der
Wärmequelle
und der Wärmesenke
anpasst. Aufgrund des Fließverhaltens
wird der Zwischenraum praktisch vollständig mit dem Wärmeleitmaterial
befüllt.
Dadurch bleiben nach dem Phasenwechsel keine unbefüllten Hohlräume zurück, die
ansonsten das thermische (Übergangs-)Verhalten
verschlechtern würden.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Verwendung des Wärmeleitmaterials
ergeben sich aus den Merkmalen der von Anspruch 12 abhängigen Ansprüche.
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Günstig ist
eine Ausgestaltung, bei der die irreversible Überführung von dem ersten in den
zweiten Phasenzustand nach dem Einbringen des Wärmeleitmaterials zwischen die
Wärmequelle
und die Wärmesenke
vorgenommen wird. Dadurch resultiert eine besonders gute und dauerhafte
Befüllung
des Zwischenraums mit dem Wärmeleitmaterial.
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Vorzugsweise
ist es außerdem
vorgesehen, dass eine für
die irreversible Überführung von
dem ersten in den zweiten Phasenzustand benötigte Energie einem von der
Wärmequelle
zu der Wärmesenke
gerichteten Wärmefluss
entzogen wird. Dies kann insbesondere während einer Funktionsprüfung, einer Inbetriebnahme
oder des erstmaligen Betriebs einer fertig montierten Anlage, die
die Wärmequelle
und -senke sowie das dazwischen im flüssigen Phasenzustand eingebrachte
Wärmeleitmaterial
umfasst, erfolgen. Damit vollzieht sich der Phasenwechsel vom flüssigen zum
festen Zustand im Wärmeleitmaterial insbesondere
ohne, dass von außen
gezielt eine Energie zugeführt
werden müsste.
Die hierfür
benötigte Energie
entstammt vorzugsweise der Verlustwärme, die bei dem Betrieb der
Anlage ohnehin entsteht und die darüber hinaus abzuführen ist.
Der Anlage wird durch den Phasenwechselvorgang im Wärmeleitmaterial
also keine an anderer Stelle benötigte
Energie entzogen. Diese Vorgehensweise ist somit besonders effizient.
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Weitere
Merkmale, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels.
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Ein
Ausführungsbeispiel
eines Wärmeleitmaterials
hat als Phasenwechselmaterial ein einkomponentiges Polyurethan,
dem als wärmeleitfähiger Füllstoff
Kohlenstoffnanofasern (= Kohlenstoffnanoröhrchen) in einer Konzentration
von etwa 30% zugesetzt sind. Die Kohlenstoffnanofasern werden dem Phasenwechselmaterial
noch in dessen flüssigem Phasenzustand
zugemischt.
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Im
hier beschriebenen Ausführungsbeispiel wechseln
das als Phasenwechselmaterial eingesetzte Polyurethan (PU) und damit
auch das Wärmeleitmaterial
insgesamt von einem flüssigen,
pastösen ersten
Phasenzustand in einen festen elastischen zweiten Phasenzustand,
sobald das Wärmeleitmaterial
erstmalig über
eine Schwelltemperatur (z. B. 40°C)
erwärmt
wird. Bei Erreichen oder Überschreiten
dieser Schwelltemperatur findet ein irreversibler Phasenwechsel
in Form einer Aushärtung
des Polyurethans statt. Die Schwelltemperatur, ab der dieser Phasenwechsel
einsetzt, ist abhängig
von den Zusammensetzungen der verwendeten Polyurethan-Basismaterialien.
Ein mögliches
Phasenwechselmaterial ist das PU-Material, das von der Firma CeraCon
GmbH, Weikersheim, Deutschland unter der Produktbezeichnung „Pengui
Foam 3151" vertrieben
wird. Dieses PU-Material
härtet
ab einer Schwelltemperatur von etwa 80°C aus. Ein auf Basis eines solchen
Polyurethans realisiertes Wärmeleitmaterial
hat einen Temperatureinsatzbereich von etwa –50°C bis etwa 200°C.
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Die
verwendeten Kohlenstoffnanofasern können als ein- und/oder mehrwandige,
offene und/oder geschlossene, leere und/oder gefüllte Röhren ausgeführt sein. Jedenfalls zeichnen
sie sich durch eine außergewöhnlich hohe
Wärmeleitfähigkeit
in Richtung ihrer Faserlängsrichtung
(= z-Achsenrichtung der Röhren)
aus. Als Kohlenstoffnanofasern kommen z. B. die Fasern mit der Produktbezeichnung „Baytube
C 150P" von der
Firma Bayer AG sowie die Fasern mit der Produktbezeichnung „HTF 150FF" von der Firma Electrovac
AG in Frage.
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Diese
Fasern weisen eine besonders hohe Wärmeleitfähigkeit von typischerweise
mehr als 600 W/mK und von insbesondere bis zu 6500 W/mK auf der
Faser auf. Im Labor wurden auch schon Kohlenstofffasern mit einer
Wärmeleitfähigkeit
von etwa 10000 W/mK realisiert. Die Fasern mit besonders hohen thermischen
Leitwerten sind überwiegend
Nanofasern. Auch bei dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel werden diese
besonders günstigen Kohlenstoffnanofasern
eingesetzt, die auch als Carbonnanofasern (engl. „Carbon
Nano Tubes" oder
abgekürzt „CNT") bezeichnet werden.
Dabei haben diese Kohlenstoffnanofasern einen Innendurchmesser von
mindestens 1 nm, einen Außendurchmesser
von mindestens 5 nm und eine Faserlänge in der Faserlängsrichtung
von mindestens 20 nm. Solche Kohlenstoffnanofasern haben eine sehr
große
Oberflächenstruktur.
Das Verhältnis
ihrer geometrischen Oberfläche
zu ihrem Gewicht liegt bei bis zu 400 m2/g.
Damit eignen sie sich sehr gut zur Einkopplung verschiedener Energieformen.
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Durch
die Einbettung der wärmeleitfähigen Kohlenstoffnanofasern
in eine Matrix mit dem Polyurethan-Phasenwechselmaterial, dessen
mechanische Eigenschaften aufgrund des Phasenwechsels gezielt verändert werden
können,
ergibt sich ein Wärmeleitmaterial
mit folgenden Vorteilen.
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Das
Wärmeleitmaterial
ist sowohl besonders gut wärmeleitfähig als
auch weist es im festen zweiten Phasenzustand teilweise elastisches
Verhalten auf.
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Das
eingesetzte Phasenwechselmaterial (= Polyurethan) ermöglicht eine
Einbringung des Wärmeleitmaterials
an seinen Einsatzort im flüssigen
ersten Phasenzustand, wobei auch schwer zugängliche Stellen, Hohlräume sowie
Unebenheiten an Oberflächen
von zu kühlenden
Bauteilen und Kühlkörpern aufgrund
des Fließverhaltens
des Wärmeleitmaterials
vollständig
befüllt bzw.
benetzt werden. Überschüssiges,
nicht zum Wärmetransport
benötigtes Wärmeleitmaterial
quillt insbesondere bei einem festen Verschrauben der zu kühlenden
Bauteile mit den Kühlkörper seitlich
heraus. Es kann noch während des
Montagevorgangs entfernt werden. Der irreversible Übergang
in den zweiten festen Phasenzustand, also die Aushärtung des
Wärmeleitmaterials, findet
insbesondere erst nach dem Abschluss der Montage statt. Vorzugsweise
wird die zur Aushärtung benötigte Wärme während eines
(Test-)Betriebs oder einer Funktionsprüfung von einem zu kühlenden Bauteil,
wie z. B. einem elektronischen Hochleistungsbaustein, geliefert.
Aufgrund der hohen elektromechanischen Beanspruchungen während eines Testbetriebs
oder einer Funktionsprüfung
erwärmen sich
die Bauteile stark. Es steht somit auch ohne gezielte Wärmezufuhr
von außen überall genügend Wärmeenergie
zur Verfügung,
um das Wärmeleitmaterial über die
Schwelltemperatur zu erwärmen
und den Phasenwechsel einzuleiten. Nach dessen Abschluss liegt das
Wärmeleitmaterial
in seinem zweiten relativ elastischen Phasenzustand vor, in welchem
es seine pastösen
Eigenschaften vollständig verloren,
aber seine durch die eingebetteten Kohlenstoffnanofasern bedingte
besonders hohe Wärmeleitfähigkeit
beibehalten hat.
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Das
Wärmeleitmaterial
ermöglicht
in seinem endgültigen
zweiten Phasenzustand gegenüber
den bisherigen Lösungen
einen deutlich verbesserten und über
eine lange Betriebsdauer hinweg gleich bleibend stabilen Wärmabtransport
von hitzeempfindlichen Bauteilen. Die Wärmeleitfähigkeit liegt um bis zu 10mal über derjenigen
bisheriger Wärmeleitmaterialien.
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In
dem festen Phasenzustand kann es bei dem Wärmeleitmaterial grundsätzlich zu
keinen Trennungsreaktionen und zu keinem Auslaufen von fließfähigen Materialbestandteilen
wie bei den herkömmlichen
Wärmeleitpasten
kommen. Ebenso entfallen die mit einem solchen Ausbluten einhergehenden
negativen Begleiterscheinungen, wie Verunreinigungen, chemische
Reaktionen der auslaufenden Materialbestandteile mit benachbarten
Bauteilen und die Kurzschlussgefahr.
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Da
die Faser-Füllstoffe
insbesondere im endgültigen
zweiten Phasenzustand fest in das dann elastische Phasenwechselmaterial
eingebettet sind, zeigen die Fasern auch unter Druck- und/oder Temperatureinwirkung,
zu der es während
des Betriebs kommen kann, kein unerwünschtes Kriech- und Fließverhalten.
Dies gilt auch dann, wenn die Fasern nicht aus hartem Kohlenstoff,
sondern aus einem duktilen Metall wie Aluminium, Silber oder Kupfer
bestehen.
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Im
ersten Phasenzustand ermöglicht
das Wärmeleitmaterial
dagegen aufgrund des dann noch gegebenen Fließverhaltens einen Ausgleich
von Unebenheiten von bis zu einigen 100 μm zwischen einem zu kühlenden
Bauteil und einem Kühlkörper. Das
Wärmeleitmaterial
kann solche Unebenheiten problemlos überbrücken und somit eine Wärmeleitung
auch an solchen Stellen gewährleisten.
Dadurch können
die Anforderungen an die Maßhaltigkeit
der zu kühlenden
Bauteile und der Kühlkörper reduziert werden.
Es können
auch von weniger hochwertig bearbeitete Kühlkörper oder Bauteil-Grundplatten
eingesetzt werden.
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Der
verbesserte Wärmeabtransport
mittels des neuen Wärmeleitmaterials
bietet auch ansonsten für
die Anlagen, in denen das neue Wärmeleitmaterial
zum Einsatz kommt, erhebliche Vorteile. So können die zu kühlenden
Bauteile stärker
belastet werden oder es lässt
sich eine längere
Lebensdauer erzielen. Mit Vorteil lässt sich das neue Wärmeleitmaterial
beispielsweise zum Wärmeabtransport
bei einem Leistungshalbleiter, bei einem anderen elektronischen
Bauelement, bei der CPU eines Computers, aber auch bei größeren Komponenten,
wie einem Elektro-Motor
oder einem Generator, einsetzen.
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Überall dort
kann das Wärmeleitmaterial, das
sich aus dem Phasenwechselmaterial als Matrixsubstanz und den gleichmäßig eingemischten
wärmeleitfähigen faserförmigen Inhalts-
bzw. Füllstoffen zusammensetzt,
im seinem ersten flüssigen
oder pastösen
Phasenzustand mit Vorteil ein- oder aufgebracht werden, um es anschließend einem
Aushärtungs-
bzw. Phasenwech selvorgang zu unterziehen und in seinen zweiten elastischplastischen,
also festen Phasenzustand zu überführen. Es
resultieren jeweils günstige
wärmeabführende Gesamtstrukturen mit
mindestens einem zu kühlenden
Bauteil als Wärmequelle,
mindestens einem Kühlkörper als
Wärmesenke
und mindestens einer dazwischen angeordneten Zwischenschicht aus
dem Wärmeleitmaterial
als Wärmetransportmedium.
Vorteilhaft ist auch das beschriebene mehrstufige Herstellungsverfahren
dieser wärmeabführenden
Gesamtstrukturen.