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Verfahren
und Vorrichtung zur kontinuierlichen subkutanen Infusion von Bissigen
Wirkstoffen mit verbesserter Zuverlässigkeit und genauerer zeitbezogener
Dosierung.
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1 Stand der Technik am Beispiel der Insulinpumpen
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Die
nachfolgend beschriebene Erfindung betrifft Dosierpumpen für verschiedene
flüssige
Medikamente. Wegen der weiten Verbreitung wird sie nachfolgend am
Beispiel der Insulinpumpen erläutert.
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Die
vor allem von jungen Typ 1-Diabetikern verwendeten Insulinpumpen
haben den Vorteil, dass sie den Patienten das häufige tägliche Spritzen von Insulin
mit Einmalspritzen oder dem Insulin-Pen ersparen.
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Ein
weiterer Vorteil ist, dass nur ein Insulintyp benötigt wird.
Da die Pumpe auch nachts programmgesteuert kleine Mengen Insulin
abgibt, ist die zusätzliche
Verwendung von Verzögerungsinsulin
nicht nötig.
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Eine äußerlich
am Körper
getragene Dosiereinrichtung bewirkt programmgesteuert die Abgabe von
Insulin über
einen Kunststoffkatheter und eine subkutan liegende Infusionsnadel
in den Körper
des Diabetikers. Der Katheter mit der Infusionsnadel braucht erst
nach mehreren Tagen gewechselt zu werden. Die Wirkstoffampulle und
die Akkus lassen sich bei Bedarf leicht austauschen.
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Die
Basal-Dosierung, also die unabhängig von
der Nahrungsaufnahme benötigte
Insulinmenge, wird von der Pumpe programmgesteuert durch den Katheter
und die Nadel in den Körper
des Patienten abgegeben. Die Abgabemenge lässt sich individuell und mit
Tagesprofil programmieren.
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Für die Bolus-Dosierung
drückt
der Patient vor den Mahlzeiten mehrfach eine Taste an der Bedienoberfläche der
Pumpe und bewirkt hierdurch die sofortige Infusion der Insulinmenge,
die er nach Messung des Blutzuckers und Einschatzung der voraussichtlichen
Broteinheiten für
erforderlich hält.
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Durch
die ständige
Weiterentwicklung der Elektronik erkennen moderne Insulinpumpen
zahlreiche Betriebsstörungen
und lösen
akustische und optische Warnmeldungen aus. Einige Insulinpumpen lassen
sich mit Blutzuckermessgeräten
kombinieren
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Die
neueste Entwicklung ermöglicht
den nahezu automatischen Betrieb der Insulinpumpen durch einen Zuckersensor,
der vollständig
in den Körper
des Patienten implantiert wird und die aktuellen Daten per Funk
an die Insulinpumpe meldet. Hier sind nur noch seltene Kontrolluntersuchungen
nötig, um
den Blutzucker zu überwachen.
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Es
gibt auch Anmeldungen für
vollständig
implantierbare Insulinpumpen.
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2 Nachteile der Insulinpumpen
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Wie
beschrieben, ist es die Aufgabe der weit verbreiteten außerhalb
des Körpers
befindlichen Insulinpumpen, zu bestimmten Zeiten genau abgemessene
Wirkstoffmengen durch einen Katheterschlauch und eine Nadel per
Infusion in den Körper
der Patienten abzugeben. Der bereits beschriebene Vorteil der Pumpen,
dass nur ein Insulintyp, beispielsweise das Normalinsulin oder das
schnellwirkende Insulinanalogon, verwendet wird und somit auf das
Verzögerungsinsulin
(Basalinsulin) verzichtet wird, begründet aber auch eine Gefahr.
Bei defekter Insulinzufuhr treten schneller schwere Stoffwechselentgleisungen
bis hin zur Ketoazidose ein, als bei konventionellen Therapien,
da das länger
wirkende Basalinsulin fehlt.
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Wenn
der Wirkstoff nicht mit dem von der Dosierpumpe erzeugten Druck
durch die Nadelspitze in das Körpergewebe
abgegeben werden kann, baut sich statt dessen im Katheter ein hoher
statischer Druck auf.
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Gerade
die geringen Mengen pro Zeiteinheit, die nachts von der Pumpe abgegeben
werden sollen, können
dazu führen,
dass der Patient längere
Zeit überhaupt
kein Insulin bekommt. Dies ist besonders bei Typ 1-Diabetikern,
die kein körpereigenes
Insulin produzieren, aber andererseits die Hauptgruppe für diese
Therapie darstellen, ein hohes Risiko.
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Wird
ein Höchstdruck überschritten,
löst die Elektronik
der Pumpe den Alarm „Katheter
verstopft", oder
sinngemäß, aus und
deaktiviert die Pumpe.
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Das
Problem ist, dass nicht alle Patienten auch nachts diese Störmeldung
zur Kenntnis nehmen können.
Der nächtliche
Wechsel des Katheters oder das Neuansetzen ist verständlicherweise
sehr lästig.
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Falls
der Alarm am Tag erfolgt, muss der Patient einen Raum finden, in
dem er ungestört
den Katheter neu ansetzen oder wechseln kann. Zudem muss er, oft
in fremder Umgebung, darauf achten, dass er sich beim Einstechen
der Nadel nicht mit Krankheitskeimen infiziert.
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Es
ist auch möglich,
das durch das Erreichen eines höheren
Drucks plötzlich
die gestaute Insulinmenge durch die Nadel abfließt. Das kann wiederum eine
zeitweise Unterzuckerung auslösen.
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Der
ca. 0,6 m lange Kunststoffkatheter und die in den Glasampullen befindlichen
Silikonkautschukstopfen sind elastische Körper, die unter Belastung eine
gewisse Menge Wirkstoff speichern können. Schließlich sind
auch das Gehäuse
der Dosiereinrichtung und der Druckmechanismus keine starren Körper, können also
ebenso bei hohem Katheterdruck elastisch nachgeben.
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Der
Grund dafür,
dass bei manchen Patienten die Störung „Katheter verstopft", oder sinngemäß, häufiger auftritt
als bei anderen, liegt in der individuellen Beschaffenheit des Körpergewebes
an der Einstichstelle der Nadel.
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Manche
Diabetiker haben ein festeres Bindegewebe an den Einstichstellen.
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Viele
Patienten, die schon jahrelang Insulinpumpen verwenden, haben zudem
vernarbtes Bindegewebe, verursacht durch das ständige Einstechen der Nadeln
an den gleichen Stellen. Diese Bereiche sind zudem schmerzunempfindlicher,
so dass die Patienten unbewusst diese Bereiche bevorzugen.
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Die
vorgenannten Störungen
sind ein wesentlicher Grund dafür,
dass viele Diabetiker, die für die
Pumpentherapie geeignet wären,
keine Insulinpumpen verwenden, oder nach kurzer Zeit wieder zu anderen
Therapieformen zurückkehren.
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3 Vorgeschlagene Änderung der Vorrichtung und
des Verfahrens
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Aufgrund
der elastischen Bauteile zwischen der Wirkstoffampulle 2 und
der Infusionsnadel 6 würde
eine weitere Druckerhöhung
durch die Dosierpumpe 1 das Problem nicht lösen. Es
muss eine Lösung
gefunden werden, welche die Zuverlässigkeit des Gesamtsystems
erhöht,
ohne die geschilderten Nachteile zu verstärken.
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In
den nachfolgenden Unterlagen wird die Verwendung einer Zusatzpumpe 7 unmittelbar
an der Nadel vorgeschlagen.
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Diese
Zusatzpumpe 7 kann sehr klein sein und muss nur sehr geringe
Flüssigkeitsmengen
befördern,
kann aber einen hohen Druck erzeugen. Da dieser Druck unmittelbar
vor der Infusionsnadel 6 wirkt, ist der Druckverlust bis
zur Austrittsöffnung
der Nadel 11 vernachlässigbar
gering. Da die Nadel und der Zylinder 8 aus Edelstahlrohr
bestehen, ist der Druckverlust durch elastische Bauteile ebenfalls
zu vernachlässigen.
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In 3 ist
die Zusatzpumpe 7 als Kolbenpumpe ausgeführt und
verwendet für
den Pumpenkörper 8 ein
Edelstahlrohr und für
den Kolben 9 einen Edelstahlstift mit angespritztem Kopf 17 aus
Kunststoff. Für
den Rückhub
des Kolbens 9 wird eine Elastomermanschette 18 eingesetzt.
Diese Elastomermanschette 18 bewirkt auch die Grundstellung
des Kolbens 9, bei der der Zulauf 10 zum Zylinder 8 und weiterführend zur
Nadel 6 frei gehalten wird.
(siehe auch 5)
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Der
elektromechanische Wandler der Zusatzpumpe 7 (z. B. ein
Piezo-Biegeschwinger 15, 3 oder ein
Elektromagnet 16, 4) wird
bei erhöhtem
Katheterdruck aus der Elektronik 4 der Insulindosierpumpe 1 angesteuert,
benötigt
also im Katheter keine eigene Elektronik und Energieversorgung.
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Hierfür werden
an dem Katheterschlauch 5 zwei isolierte elektrische Leiter 12, 13 mitgeführt. Die Insulinpumpe 1 wird
zu diesem Zweck mit einer gut isolierten und wasserdichten elektrischen
Schnittstelle 14 ausgerüstet.
(siehe 1)
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Der
ansteigende Wert des in der Dosierpumpe 1 vielfach bereits
vorhandenen Drucksensors 3 löst über das Programm den Betrieb
der Zusatzpumpe 7 aus. Diese Zusatzpumpe 7 ist
aufgrund ihres höheren
Drucks in der Lage, in die Nadelöffnung 11 eingedrungene
Hautpartikel auszustoßen
und auch in vernarbtes Bindegewebe Wirkstoff zu injizieren. Die aktivierte
Zusatzpumpe 7 wird somit in den meisten Fällen einen
Druckabfall im Katheterschlauch 5 bewirken, der sobald
er vom Drucksensor 3 erkannt wird, zum sofortigen Abschalten
der Zusatzpumpe 7 führt.
Dieser Zyklus kann entsprechend den Druckverhältnissen auch mehrfach durchlaufen
werden.
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Nur
bei weiterem Ansteigen des Katheterdrucks über einen Grenzwert hinaus,
wird wie bisher die Fehlermeldung „Katheter verstopft", oder sinngemäß, ausgelöst.
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Wenn
die Nadelöffnung 11 tatsächlich sehr verstopft
ist, oder die Nadel 6 geknickt wurde, kann auch die Zusatzpumpe 7 den
Gegendruck nicht überwinden.
Für diese
seltenen Fälle
ist der Alarm weiterhin erforderlich.
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Die
Zusatzpumpe 7 soll nur evtl. auftretende Druckerhöhungen im
Katheter 5 abbauen. Sie läuft nur so lange, bis der von
der Dosierpumpe 1 bewirkte normale Katheterdruck wieder
erreicht ist. Hierdurch wird ausgeschlossen, dass die Zusatzpumpe 7 aus dem
Wirkstoffbehälter 2 Wirkstoff
ansaugen kann und somit die vom Programm der Dosierpumpe 1 vorgesehene
Dosis verändert.
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In 2 ist
der Programmablauf dargestellt. Wenn es keine ungewöhnliche
Druckerhöhung
gibt, läuft
das Programm vertikal ohne Beteiligung der Zusatzpumpe 7 durch.
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Bei
hohem Katheterdruck pausiert die Dosierpumpe 1 und die
Zusatzpumpe 7 wird aktiviert. Sinkt der Druck auf den Normalwert,
stoppt die Zusatzpumpe 7 und die Dosierpumpe 1 führt den
Dosiervorgang zu Ende. Verändert
sich der Katheterdruck durch den Betrieb der Zusatzpumpe 7 nicht, wird
die Dosierpumpe 1 nach einer definierten Zeit kurzzeitig
aktiviert. Dies führt
zu einer weiteren Druckerhöhung
im System und nach mehreren Zyklen, zum Beispiel bei geknickter
Nadel, zum Überschreiten
des Grenzwertes und zur Fehlermeldung: „Katheter verstopft" mit der Deaktivierung
beider Pumpen.
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Die
Dosis wird nach wie vor ausschließlich von der Insulin-Dosierpumpe 1 bestimmt.
Die Zusatzpumpe 7 hat, wie in 5 dargestellt,
keine Ventile und ist so gestaltet, dass sie in der Ruhestellung
oder bei Unterbrechung der Stromzufuhr nicht den Durchfluss des
Medikaments behindert. Hierdurch ist auch der Füllvorgang des Katheters 5 mit
Zusatzpumpe 7 bis zur Nadelspitze 11 vor dem Erstgebrauch
wie bei Normalkathetern durchführbar.
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Der
Füllvorgang
ist hier wie bei normalen Kathetern folgendermaßen: Der Katheterschlauch 5 mit der
Nadel 6 wird senkrecht nach oben in Strecklage über die
Dosierpumpe 1 gehalten und an dieser die Taste für die sofortige
Insulinabgabe gedrückt.
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Wenn
aus der Nadelspitze 11 Insulin austritt, ist der Füllvorgang
abgeschlossen und der Katheter mit der integrierten Zusatzpumpe 7 kann
am Körper angesetzt
werden.
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Anders
als die langlebige Insulinpumpe 1 selbst, die zum Betrieb
des „Katheters
mit Zusatzpumpe 7" (im
folgenden Text auch „aktiver
Katheter" genannt)
benötigt
wird, ist dieses neue Produkt medizinisches Verbrauchsmaterial,
muss also in hohen Stückzahlen
hergestellt werden. Wie die Schnittzeichnungen (3 und 4)
zeigen, besteht der „aktive
Katheter" nur aus
wenigen Bauteilen und kann teilweise automatisch hergestellt werden.
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Aus
hygienischen Gründen
muss der „aktive Katheter" ebenso wie der normale
Katheter nach wenigen Tagen durch ein steriles Neuteil ersetzt werden.
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Trotz
höherer
Herstellkosten kann der „aktive Katheter" in den Fällen zur
Anwendung kommen, bei denen aus ärztlicher
Sicht die höhere
Zuverlässigkeit der
Medikamentenversorgung geboten ist.
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Die
programmierbare subkutane Verabreichung flüssiger Medikamente ist ja nicht
auf Insulin beschränkt,
sondern betrifft auch Medikamente, die unmittelbar lebenserhaltende
Wirkung haben.
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4 Ausführungsformen
und elektrische Anbindung
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Der
in 3 dargestellte Piezo-Biegeschwinger 15 und
der in 4 gezeigte Elektromagnet 16 sind nur
zwei von mehreren elektromechanischen Wandlern, die mm Antrieb der
Kolbenpumpe 7 verwendet werden können. Auch andere Pumpentypen
sind realisierbar. Der „aktive
Katheter" muss allerdings
möglichst
flach gehalten werden, um die Trageeigenschaften nicht wesentlich
zu beeinträchtigen.
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Der „aktive
Katheter" ist sehr
klein. Er ist daher in 3 und 4 zweieinhalbfach
vergrößert dargestellt.
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Die
Nadelträgerplatte 19 ist
nur im Bereich des Pumpenantriebs starr. Seitlich davon sind im Schnittbild
nicht sichtbare Flügel
aus Weichplastik mit Klebestreifen zur Fixierung des Katheters am Körper des
Patienten.
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Der
Boden 21 ist eine Kunststoffumspritzung der Bodengruppe
mit dem Katheterschlauch 5, dem Schlauchanschluss 10 und
den Stromanschlüssen. Zusätzlich wird
die Nadelträgerplatte 19 und
der Zylinder 8 stabilisiert.
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Deckel 20 und
Boden 21 des „aktiven
Katheters" sind
thermisch oder mittels Ultraschall verschweißt. Der Nadelträger 19 mit
der Zusatzpumpe 7 ist also aus elektrischen und hygienischen
Gründen gekapselt.
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Wegen
der elektrischen Schnittstelle 14, sowie Software- und
Hardwareanpassungen ist die Änderung
der bisher verwendeten Dosierpumpe 1 erforderlich.
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Die
weitere Verwendung herkömmlicher
Katheter ist aber möglich.
Das Programm der Dosierpumpe 1 kann die Schnittstelle 14 abfragen
und somit erkennen, ob ein „aktiver
Katheter" angeschlossen
ist. Hierdurch ist die Verwendung normaler preisgünstiger
Katheter weiterhin uneingeschränkt
möglich.
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Die
vorgeschlagene Lösung
stellt eine deutliche Verbesserung der Zuverlässigkeit der Insulinpumpen
und anderer Medikamentenpumpen dar und verbessert die zeitbezogene
Dosiergenauigkeit.
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Hierdurch
können
die Dosierpumpen eine größere Verbreitung
erreichen, was die Patientengruppen betrifft, aber auch Einsatzorte
wie Krankenhäuser,
Kliniken und Altersheime, weil das mehrfache tägliche Spritzen in vielen Fällen vermieden
werden kann.