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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Entfernen
von Ablagerungen aus einer Rohrleitung, insbesondere zum Entfernen
von Dental-Amalgam
aus einer Rohrleitung, wobei in die Rohrleitung eine Druckleitung
für Flüssigkeit
unter Druck eingeführt
wird.
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In
allen Zahnarztpraxen wird feststoffbelastetes Abwasser in das Abwassernetz
der Praxis eingeleitet. Dadurch kommt es zur Bildung von Sedimenten
in den Abflussrohren, was zum völligen
Verstopfen derselben führen
kann. In solchen Fällen werden üblicherweise
ortsansässige
Reinigungsfirmen mit dem Freispülen
der Rohre beauftragt, wobei die Sedimente gelöst und dann in das öffentliche
Kanalnetz gespült
werden. Auch werden Rohre komplett ausgetauscht, wobei dann das
ersetzte Rohr bzw. die darin enthaltenen Sedimente mit dem Hausmüll beseitigt
werden.
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Bei
den Feststoffen, die in einer Zahnarztpraxis in das Abwassernetz
eingeleitet werden, handelt es sich zum großen Teil um das Zahnfüllungsmaterial Amalgam.
Amalgam ist eine Legierung, die zu ca. 50% aus Quecksilber besteht.
Abfälle
und damit verbundene Einbringungen in das Abwasser entstehen, wenn
Amalgamfüllungen
aus den Zähnen
von Patienten entfernt werden, was jährlich millionenfach der Fall
ist. Beim Entfernen von Amalgamfüllungen
entsteht Bohr- und
Schleifstaub, der mit dem Kühlwasser
der Bohr- bzw. Schleifinstrumente vermischt, abgesaugt und in das
Abwassersystem der Praxis eingeleitet wird. Zwar ist seit einigen
Jahren der Betrieb von Amalgamabscheidern in zahnärztlichen
Praxen gesetzlich vorgeschrieben, doch befinden sich die Abscheider
oftmals an einem zentralen Punkt in der Praxis, um die Amalgamfracht
aus dem Abwasser mehrerer Behandlungszimmer abzuscheiden. Bis zu dem
zentralen Punkt sind unterschiedlich lange Rohrstrecken, auf denen
das Amalgam nicht zuletzt wegen seines hohen spezifischen Gewichts
sedimentiert, zurückzulegen.
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Darüber hinaus
gilt als Stand der Technik, dass 95% der Amalgamfracht aus dem zahnärztlichen
Abwasser abgeschieden werden kann. Somit können 5% der Amalgamgesamteinleitung
den Abscheider passieren, was ebenfalls zu Amalgamsedimenten im
Anschluss an die Abscheider führen
kann.
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Herkömmliche
Rohrreinigungsverfahren und hierbei verwendete Vorrichtungen, die
gemäß den Merkmalen
der eingangs genannten Art ausgebildet sind, beinhalten lediglich
ein Lösen
der Verunreinigungen in Rohren und einen Weitertransport der Amalgamablagerungen,
vorzugsweise mit Wasserhochdruck, bis in das allgemeine Hausabwassersystem
und von dort in das öffentliche
Kanalnetz. Die Sammlung des mit Feststoffen belasteten Abwasser ist
bisher nur möglich,
indem das Abwasserrohr nach den Amalgamablagerungen getrennt wird
und die ausgeschwemmten Amalgamsedimente in einen Sammelbehälter geleitet
werden. Vielfach ist dies jedoch nicht möglich, da die Abwasserrohre
in vielen Zahnarztpraxen im Bodenestrich eingegossen sind und die
Einmündung
der Rohre in das allgemeine Hausabwassernetz nicht zugänglich ist.
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Altamalgam
ist per Gesetz als „besonders überwachungsbedürftiger
Abfall" definiert.
Herkömmliches
Freispülen
amalgambelasteter Abflussrohre und ein damit verbundener Weitertransport
des Abfalls in das allgemeine Abwassernetz sollte daher vermieden
werden, ebenso wie die Verbringung amalgambelasteter Gegenstände in eine
Hausmüllverbrennungsanlage.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, das Verfahren und die Vorrichtung
zum Entfernen von Ablagerungen, insbesondere zum Entfernen von Dental-Amalgamen aus einer
Rohrleitung dahingehend zu verbessern, dass die Ablagerungen nicht
nur von der Rohrleitung entfernt, sondern auch definiert zwecks
Entsorgung gesammelt werden können.
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Die
Erfindung schlägt
bei dem Verfahren zum Entfernen von Ablagerungen aus einer Rohrleitung,
insbesondere zum Entfernen von Dental-Amalgam aus einer Rohrleitung,
wobei in die Rohrleitung eine Druckleitung für Flüssigkeit unter Druck eingeführt wird,
folgende weitere Verfahrensmerkmale vor:
- – Einführen eines
Vakuumschlauchs in die Rohrleitung,
- – Platzieren
einer Rohrabsperrung in der Rohrleitung, bezogen auf die Einführrichtung
von Druckleitung und Vakuumschlauch vor der Druckleitung und dem
Vakuumschlauch,
- – Leiten
von Flüssigkeit
unter Druck durch die Druckleitung und Ausgeben der Flüssigkeit
unter Druck gegen die Wandung der Rohrleitung,
- – Absaugen
der Flüssigkeit
und der von der Rohrleitung entfernten Ablagerungen durch den Vakuumschlauch.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden die Druckleitung und der Vakuumschlauch in die Rohrleitung
eingeführt.
Bezogen auf deren Einführrichtung
wird vor diesen die Rohrabsperrung platziert. Durch die Druckleitung
wird Flüssigkeit
geleitet, wobei es sich hierbei insbesondere um Wasser handelt.
Die Flüssigkeit
tritt unter Druck aus und ist in Richtung der Wandung der Rohrleitung
gerichtet. Die Flüssigkeit
unter Druck bewirkt das Entfernen der Ablagerungen von der Rohrleitung.
Die Rohrabsperrung stellt sicher, dass die Flüssigkeit nicht in den Bereich der
Rohrleitung hinter der Rohrabsperrung gelangt. Demzufolge werden
die aus der Druckleitung ausgegebene Flüssigkeit und die entfernten
Ablagerungen nicht durch die Rohrleitung weggespült, sondern es erfolgt das
Absaugen der Flüssigkeit
und der entfernten Ablagerungen durch den Vakuumschlauch. Die Ablagerungen
werden somit mittels des Vakuumschlauches abgefördert, zu einer Sammelstellung, von
der sie der gesetzeskonformen Entsorgung zugeführt werden können.
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Der
Begriff "Vakuumschlauch" ist nicht dahingehend
zu verstehen, dass am Schlauch ein Vakuum anliegt, sondern vielmehr,
dass im Vakuumschlauch ein Unterdruck herrscht, der ausreicht, die Ablagerungen
in den Vakuumschlauch zu saugen. Im Übrigen werden die Begriffe
Ablagerungen, Sedimente, Feststoff synonym verwendet.
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Bei
den Rohrleitungen, aus denen die Ablagerungen zu entfernen sind,
handelt es sich insbesondere um häusliche Rohrleitungen, somit
solche, die durchaus diverse Krümmungen
aufweisen. Unter diesem Aspekt ist von besonderer Bedeutung ein
einfaches Einführen
von Druckleitung, Vakuumschlauch und Rohrabsperrung in die Rohrleitung.
Bis zu einer gewissen Einführtiefe
kann dies ohne weiteres von außerhalb
der Rohrleitung erfolgen, indem die genannten Teile ergriffen und
eingeschoben werden. Es wird allerdings als besonders vorteilhaft
angesehen, wenn das Einführen
der Teile derart geschieht, dass dies ziehend, somit durch Kräfte, die
im Bereich des vorderen Endes von Druckleitung und Vakuumschlauch
wirksam sind, erfolgt. So ist beispielsweise vorgesehen, dass die
Druckleitung mit einem Sprühkopf
verbunden ist, beispielsweise mit einem einen Rückstoß bewirkenden Sprühkopf, womit
die Druckleitung und der mit der Druckleitung und dem Sprühkopf verbundene
Vakuumschlauch mittels Rückstoßkraft des
Sprühkopfes
durch die Rohrleitung transportiert wird. Unter dem vorderen Ende
von Druckleitung und demzufolge auch unter dem vorderen Ende des
Vakuumschlauches wird dasjenige Ende verstanden, dass der Einführöffnung der
Rohrleitung abgewandt und damit in Einführrichtung von Vakuumschlauch
und Druckleitung vorne ist.
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Das
Absperren der Rohrleitung kann auf unterschiedliche Art und Weise
erfolgen. Es wird als besonders vorteilhaft angesehen, wenn die
Rohrabsperrung mittels eines unter Druck stehenden Gases, insbesondere
mittels Druckluft aktivierbar, insbesondere aufblasbar ist.
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Durch
die flüssigkeitsführende Druckleitung wird
insbesondere Wasser geleitet.
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Zweckmäßig wird
der Vakuumschlauch zur Rohrleitung hin abgedichtet. Somit ist sichergestellt, dass
aus der flüssigkeitsführenden
Druckleitung ausgegebene Flüssigkeit
und entfernte Ablagerungen ausschließlich durch den Vakuumschlauch
abgefördert
werden und überdies
ein ausreichend hoher Unterdruck im Arbeitsbereich, somit zwischen
dem Vakuumschlauch und der Rohrabsperrung vorhanden ist.
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Erfindungsgemäß ist eine
Vorrichtung zum Entfernen von Ablagerungen aus einer Rohrleitung, insbesondere
zum Entfernen von Dental-Amalgam aus einer Rohrleitung, mit einer
in die Rohrleitung einführbaren
Druckleitung für
Flüssigkeit
unter Druck gekennzeichnet durch einen in die Rohrleitung einführbaren
Vakuumschlauch zum Absaugen von Flüssigkeit und Ablagerungen,
eine in die Rohrleitung einführbare
Rohrabsperrung zum Absperren der Rohrleitung, bezogen auf die Einführrichtung
der Druckleitung und des Vakuumschlauchs vor diesen, wobei das vordere
Ende der Druckleitung mit einem Sprühkopf zum Ausgeben der Flüssigkeit
unter Druck gegen die Wandung der Rohrleitung versehen ist.
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Als
besonders vorteilhaft wird es angesehen, wenn der Sprühkopf eine
oder mehrere, im Wesentlichen axial zurückgerichtete und/oder im Wesentlichen
radial gerichtete Spüldüsen aufweist.
Die im Wesentlichen axial zurückgerichteten
Spüldüsen – auf die
Axialrichtung der Druckleitung und des Vakuumschlauchs bezogen – sind demzufolge
entgegen der Einführrichtung
von Druckleitung und Vakuumschlauch in die Rohrleitung gerichtet,
mit der Konsequenz, dass diese Spüldüsen dem Einführen der
Vorrichtung in die Rohrleitung dienen bzw. diese Einführung durch
den vorstehend beschriebenen Rückstoßeffekt
unterstützen.
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Die
Druckleitung für
die Flüssigkeit
ist weiter in die Rohrleitung eingeschoben als der Vakuumschlauch,
so dass sich zwischen dem Ausgabebereich der flüssigkeitsführenden Druckleitung, insbesondere
dem Sprühkopf,
und dem vorderen Ende des Vakuumschlauchs der Arbeitsbereich der
Vorrichtung ergibt, der entsprechend den Anforderungen länger oder
kürzer
gewählt
werden kann.
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Um
sicherzustellen, dass die gesamte, aus der Druckleitung ausgegebene
Flüssigkeit
und die gesamten, von der Wandung der Rohrleitung abgetragenen Ablagerungen
in den Vakuumschlauch gelangen, ist gemäß einer Weiterbildung der Erfindung vorgesehen,
dass der Vakuumschlauch im Bereich seines vorderen Endes mit einem
trichterförmigen Mundstück versehen
ist. Dieses liegt mit seinem äußeren freien
Rand an der Innenwand der Rohrleitung an und dichtet somit ab.
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Die
Rohrabsperrung ist insbesondere mit einer gasführenden Druckleitung, insbesondere
einer luftführenden
Druckleitung verbunden und mittels dieser aktivierbar. Das Aktivieren
der Absperrung der Rohrleitung kann mittels der Rohrabsperrung auf
unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Gemäß einer baulich besonders einfach
gestalteten Variante ist die Rohrabsperrung als Ballon ausgebildet,
der mittels der gasführenden
Druckleitung aufblasbar ist. In diesem Zusammenhang wird es als
vorteilhaft angesehen, wenn der Vakuumschlauch zumindest in seinem vorderen
Bereich nicht nur die flüssigkeitsführende Druckleitung,
sondern auch die gasführende
Druckleitung zum Aktivieren der Rohrabsperrung umgibt.
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Der
Vakuumschlauch ist insbesondere mit einem Vakuumerzeuger, die flüssigkeitsführende Druckleitung
mit einem Flüssigkeitsspender
und die gasführende
Druckleitung insbesondere mit einem Lufterzeuger verbunden.
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Weitere
Merkmale der Erfindung sind in der nachfolgenden Beschreibung der
Zeichnung, der Zeichnung selbst sowie den Unteransprüchen offenbart,
wobei bemerkt wird, dass alle Merkmale und Einzelmerkmale erfindungswesentlich
sind.
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In
der Zeichnung ist die Erfindung anhand eines grundsätzlichen
Ausführungsbeispieles
sowie einer Modifizierung hierzu dargestellt, ohne hierauf beschränkt zu sein.
Es zeigt:
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1 eine
erste Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens,
in schematischer Darstellung, im Längsschnitt der Rohrleitung
veranschaulicht, für
den in die Rohrleitung eingeführten Zustand
der Vorrichtung, vor deren Aktivierung,
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2 die
Vorrichtung gemäß 1 bei
deren Aktivierung, d. h. beim Entfernen von Ablagerungen aus der
Rohrleitung,
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3 eine
Detailansicht des in 1 gezeigten Sprühkopfes
mit integrierter Rohrabsperrung vor der Aktivierung der Rohrabsperrung,
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4 die
Modifikation der Vorrichtung, die sich auf den Bereich des Sprühkopfes
und der Rohrabsperrung bezieht.
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Veranschaulicht
ist eine Rohrstrecke der von Ablagerungen, insbesondere Dental-Amalgam
zu reinigenden Rohrleitung 1. In diese Rohrleitung wird eine
Druckleitung 2 für
Flüssigkeit,
insbesondere Wasser sowie eine weitere Druckleitung 3 für Gas, insbesondere
Luft eingeführt.
Ferner wird ein Vakuumschlauch 4 in die Rohrleitung eingeführt, der
im Bereich seines vorderen Endes die Druckleitung 2 und
die Druckleitung 3 umgibt. Mit den vorderen Enden der Druckleitungen 2 und 3 ist
ein Sprühkopf 9 verbunden,
der eine Rohrabsperrung 6 aus flexiblen Material aufnimmt,
die insbesondere als Ballon ausgebildet ist.
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Wie
dem in 1 gezeigten Ausgangszustand zu entnehmen ist,
wird die Rohrabsperrung 6 vor dem am vorderen Ende der
flüssigkeitsführenden Druckleitung 2 befindlichen
Sprühkopf 9 platziert. Durch
Zuführen
von Druckluft 5 aus einem Lufterzeuger 12 wird
die Rohrabsperrung 6, somit der Ballon derart aufgebläht, dass
er an der Rohrleitung 1 anliegt und diese absperrt. Dieser
Zustand ist in 2 veranschaulicht. Der Sprühkopf befindet
sich demzufolge in Abstand zum Vakuumschlauch 4. Der Abstand
zwischen Sprühkopf 9 und
Einführöffnung in den
Vakuumschlauch 4, der vorzugsweise mit einem trichterförmigen Mundstück 15 ausgestattet
ist, das an der Innenwandung der Rohrleitung 1 anliegt,
definiert den zu reinigenden Abschnitt der Rohrleitung 1.
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Wie
es der Darstellung der 2 zu entnehmen ist, wird über die
flüssigkeitsführende Druckleitung 2 mittels
eines Flüssigkeitsspenders 13 Flüssigkeit
in den Sprühkopf 9 geleitet
und tritt unter Druck aus den in 3 veranschaulichten
Sprühdüsen, die geringfügig nach
hinten gerichtet sind, aus. Die Flüssigkeit unter Druck bewirkt
das Entfernen der Ablagerungen von der Rohrleitung 1. Der
absperrende elastische Hohlkörper 6 verhindert
ein Abfließen
der Flüssigkeit über den
Sprühkopf 9 hinaus.
Die sich ansammelnde, mit Ablagerungen vermischte Flüssigkeit wird
mittels eines am Vakuumschlauch 4 angeschlossenen Vakuumerzeugers 14 durch
den Vakuumschlauch 4 abgesaugt und zu einer Sammelstelle
befördert.
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Nach
dem Entfernen der Ablagerungen werden die Druckleitungen 2 und 3 drucklos
gemacht und auch das Vakuum am Vakuumschlauch 4 aufgehoben,
und die Vorrichtung aus der Rohrleitung 1 herausgezogen.
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Bei
der Ausführungsform
nach der 2 weist der Sprühkopf einen
Kanal für
die Druckluft des Druckschlauchs 3 auf, während bei
der modifizierten Ausführungsform
nach der 4 der luftführenden Druckschlauch 3 direkt
mit der Rohrabsperrung 6, somit dem Hohlkörper, der
als Ballon ausgebildet ist, verbunden ist. Durch Zuführen von
Druckluft 5 aus dem Lufterzeuger 12 wird der Hohlkörper 6 derart aufgebläht, dass
die komplette Rohrleitung 1 abgesperrt ist.