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Die Erfindung betrifft eine Airbaganordnung mit einem in einer Innentasche angeordneten entfaltbaren Airbagsack.
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Eine derartige Airbaganordnung ist z. B. aus der
DE 197 27 746 A1 bekannt. Die
DE 197 27 746 A1 offenbart dabei einen Schonbezug für einen Kraftfahrzeugsitz, der einen in eine Rückenlehne integrierten, im Bereich von deren äußerer Vorderkante an einer Austrittsstelle entfaltbaren Seitenairbag und ein die Rückenlehne sichtseitig überdeckenden Lehnenbezugteil aufweist, wobei das Lehnenbezugteil einen entlang der äußeren Vorderkante der Rückenlehne über die Austrittsstelle hinweg verlaufenden Austrittsschlitz für den Seitenairbag aufweist. Dabei ist ein den Austrittsschlitz im Bereich der Austrittsstelle begrenzender und sich an einer äußeren Schmalseite der Rückenlehne zu deren Rückseite hin erstreckender Abschnitt des Lehnenbezugteils durch ein Verstärkungselement ausgesteift.
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Die
DE 10 2005 008 640 A1 offenbart einen Fahrzeugsitz mit einem in einer Rückenlehne integrierten Seitenairbag, der bei einem ausgelösten Airbagschuss und einem daraus resultierenden Entfalten durch Aufblasen über eine im Wesentlichen schlitzförmig ausgebildete, vor der Auslösung des Airbagschusses beispielsweise durch eine Naht verschlossenen Öffnung heraustritt und zum Abschluss seines Entfaltens ein schützendes Luftpolster bildet, wobei die im Wesentlichen schlitzförmig ausgebildete, vor der Auslösung des Airbagschusses verschlossene Öffnung in einem Polsterbezug der Rückenlehne des Fahrzeugsitzes angeordnet ist, der über ein aus Schaum bestehendes Lehnenpolster mit dem zugeordneten Lehnenrahmen gestülpt ist, in das vertikal von oben nach unten verlaufende Polsterdrähte eingeschäumt sind, mit denen der Polsterbezug über Befestigungsmittel verbunden ist.
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Die
DE 695 32 094 T2 offenbart ein aufblasbares Sicherheitsrückhaltesystem, welches innerhalb einer Fahrzeugsitzabdeckung montiert bzw. angeordnet ist, wobei das System einen aufblasbaren Luftsack umfasst, welcher in einer Position zwischen den Fahrzeuginsassen und einer benachbarten, inneren Fahrzeugoberfläche in dem Fall entfaltbar ist, dass eine Zusammenstoßsituation detektiert wird. Dabei ist vorgesehen, dass der Luftsack fest an einem Teil des Fahrzeugsitzes an wenigstens zwei beabstandeten Abschnitten festgelegt ist, dass der aufblasbare Luftsack in dem nicht aufgeblasenen Zustand gefaltet und in einer flexiblen Tasche montiert bzw. angeordnet ist, dass die flexible Tasche wenigstens den zentralen Abschnitt des gefalteten Luftsacks umgibt, und dass die flexible Tasche eine Schwächungslinie umfasst, entlang welcher sich die Tasche öffnet und durch die der Luftsack austritt, wenn sie Kräften unterworfen ist, welche während eines Aufblasens des Luftsacks erzeugt werden.
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Die
DE 10 2004 012 836 A1 offenbart eine Umhüllung für einen Gassack eines Seitenairbags umfassend wenigstens eine Lage aus nicht gewebtem Material oder eine Gewebelage, welche entlang zweier Kantenbereiche zusammengelegt ist, um eine im wesentlichen schlauchartige Hülle auszubilden, deren Endbereiche vorzugsweise offen sind, so dass im Bereich der zusammengelegten Kantenbereiche zwei Lagen aufeinanderliegen, welche mittels einer Reißnaht verbunden sind, wobei die Reißnaht zumindest in einem Endbereich lediglich auf einer der Lagen ausgebildet ist.
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Die
DE 102 06 754 A1 offenbart eine Abdeckung für einen Luftsack, die aus zwei Elementen gebildet ist. Das erste Element ist aus relativ starkem Gewebe gebildet und macht wenigstens einen erheblichen Teil einer Hülle aus, die den Luftsack aufnimmt. Das zweite Element ist aus relativ schwachem Gewebe gebildet, das in das die Hülle bildende Gewebe eingreift. Das starke Gewebe hat gegenüberliegende Kanten und das zweite Element überlappt diese Kanten und ist an diese Kanten angeklebt. Die schwache Gewebelage ist so ausgelegt, dass sie beim Aufblasen des Luftsacks aufreißt, um es dem Luftsack zu ermöglichen, aus der Hülle auszutreten.
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Weitere Einzelheiten in Bezug auf Airbags können z. B. der
DE 21 52 902 C2 sowie dem Buch Bosch, Kraftfahrtechnisches Taschenbuch, 23. Auflage, Vieweg, 1999, ISBN 3-528-03876-4, Seiten 803 bis 808, entnommen werden.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, das Herauslösen von Schaumteilen bei Auslösen des Airbags (so genannte „Schaumflieger”) zu vermindern bzw. zu verhindern.
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Vorgenannte Aufgabe wird durch eine Airbaganordnung mit einem in einer Innentasche angeordneten entfaltbaren Airbagsack gelöst, wobei die Innentasche einen sich über eine Mittellinie der Innentasche hinaus erstreckenden keilförmigen Einschnitt aufweist, und wobei der keilförmige Einschnitt vorteilhafterweise im Wesentlichen orthogonal zu einer Reißnaht zum Öffnen der Innentasche bei Auslösen des Airbags verläuft. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung besitzt der keilförmige Einschnitt einen (insbesondere mittleren oder resultierenden) Öffnungswinkel zwischen 15° und 40°, vorteilhafterweise zwischen 20° und 30°.
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In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung trennt der keilförmige Einschnitt die Innentasche in einen Hauptteil und einen mit dem Hauptteil verbundenen Nebenteil, wobei vorteilhafterweise vorgesehen ist, dass der Nebenteil rüsselförmig oder appendixartig ausgestaltet ist. Ein Hauptteil einer Innentasche im Sinne der Erfindung besitzt insbesondere ein größeres Volumen als ein Nebenteil einer Innentasche im Sinne der Erfindung.
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In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung beträgt das Verhältnis des Volumens des Hauptteils zum Volumen des Nebenteils zwischen 5 und 30, vorteilhafterweise zwischen 5 und 20.
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In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Innentasche zumindest eine Längsseite und zumindest eine Schmalseite, wobei die Längsseite länger ist als die Schmalseite. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist die Längsseite zumindest um 50%, insbesondere zumindest um 100%, länger als die Schmalseite.
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In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist an einer oder der Längsseite eine oder die Reißnaht zum Öffnen der Innentasche bei Auslösen des Airbags angeordnet bzw. vorgesehen. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist der Nebenteil an einer oder der Schmalseite vorgesehen.
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In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Innentasche eine, vorteilhafterweise an einer weiteren Längsseite angeordnete, Schließnaht, die bei einem bestimmungsgemäßen Auslösen des Airbags nicht zum Aufreißen vorgesehen ist. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Innentasche eine Ausbuchtung. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung endet die Schließnaht, insbesondere mit einem Nahtriegel, im Bereich der Ausbuchtung. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung beträgt das Volumen der Ausbuchtung weniger als 5%, insbesondere weniger als 1%, des Volumens des Innentasche oder des Hauptteils. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung beträgt das Volumen der Ausbuchtung nicht mehr als 0,1% des Volumens der Innentasche oder des Hauptteils.
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Vorgenannte Aufgabe wird zudem durch einen Fahrzeugsitz (insbesondere für ein Kraftfahrzeug) mit einer – insbesondere eines oder mehrere der vorgenannten Merkmale umfassenden – Airbaganordnung gelöst. In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist die Airbaganordnung in einer Rückenlehne des Fahrzeugsitzes angeordnet. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist die Innentasche, insbesondere im Bereich der Reißnaht, mit einem Bezug des Fahrzeugsitzes vernäht.
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In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist der Nebenteil der Innentasche im unteren Teil der Rückenlehne des Fahrzeugsitzes angeordnet. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist der keilförmige Einschnitt im unteren Teil der Rückenlehne des Fahrzeugsitzes angeordnet. In weiterhin vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist die Airbaganordnung als Seitenairbag ausgestaltet. Dabei kann die Airbaganordnung z. B. als Head/Torax-Airbag oder als Pelvis/Torax Airbag ausgestaltet sein.
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Kraftfahrzeug im Sinne der Erfindung ist insbesondere ein individuell im Straßenverkehr benutzbares Landfahrzeug. Kraftfahrzeuge im Sinne der Erfindung sind insbesondere nicht auf Landfahrzeuge mit Verbrennungsmotor beschränkt.
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Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen. Dabei zeigen:
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1 ein Ausführungsbeispiel eines Fahrzeugsitzes
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2 ein Ausführungsbeispiel einer Innentasche,
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3 einen ausschnittweisen Querschnitt durch die Innentasche gemäß 2,
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4 einen weiteren ausschnittweisen Querschnitt durch die Innentasche gemäß 2,
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5 ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Innentasche,
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6 eine ausschnittsweise Darstellung einer Rückenlehne eines Fahrzeugsitzes bei geöffneter Reißnaht,
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7 eine Hochgeschwindigkeitsaufnahme eines auslösenden herkömmlichen Seitenairbags und
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8 eine Hochgeschwindigkeitsaufnahme eines auslösenden Seitenairbags mit einer Innentasche gemäß 5.
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1 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Fahrzeugsitzes 1, wobei Bezugszeichen 2 eine Rückenlehne und Bezugszeichen 3 eine Sitzfläche bezeichnet. In die Rückenlehne 2 ist ein Airbag integriert, der bei Auslösen aus einer in 1 nicht dargestellten Reißnaht an einer Seite 5 der Rückenlehne 2 austritt. Bei bekannten Airbaganordnungen dieser Art kann es vorkommen, dass beim Auslösen des Airbags Schaumteile aus der Rückenlehne herausgerissen und in das Fahrzeuginnere geschleudert werden.
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Um das Auftreten derartiger sogenannter Schaumflieger zu verhindern bzw. zu vermindern, ist vorgesehen, dass der entfaltbare Airbagsack in einer in 2 dargestellten Innentasche 10 mit einem keilförmigen Einschnitt 11 angeordnet ist, der einen mittleren bzw. resultierenden Öffnungswinkel von in etwa 25° aufweist. Der keilförmige Einschnitt 11 trennt dabei die Innentasche 10 in einen Hauptteil 12 und einen rüsselförmig bzw. appendixartig ausgestalteten Nebenteil 14. Das Volumen des Hauptteils 12 beträgt in etwa das Zwölffache des Volumens des Nebenteils 14. Bezugzeichen 16 bezeichnet ein nur auf der hinteren Lage der Innentasche 10 vorgesehenes ovales Hakenloch. Bezugszeichen 17 bezeichnet ein ebenfalls nur in hinterer Lage vorgesehenes Schraub-/Steckerloch.
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An einer der beiden Längsseiten der Innentasche 10 ist eine Schließnaht 21 vorgesehen, die bei einem bestimmungsgemäßen Auslösen des Airbags nicht zum Ausreißen vorgesehen ist. Auf der gegenüberliegenden Längsseite ist dagegen eine Reißnaht 20 zum Öffnen der Innentasche 10 bei Auslösen des Airbags vorgesehen. Im Bereich der Reißnaht 20 ist die Innentasche 10 – wie im Folgenden unter Bezugnahme auf 3 und 4 näher erläutert – mit dem Bezug 30A des Fahrzeugsitzes 1 vernäht.
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In 3 bezeichnet Bezugszeichen 10A eine Seite der Innentasche 10 und Bezugszeichen 10B die gegenüberliegende Seite der Innentasche 10. Bezugszeichen 30A und 30B bezeichnen den Bezug des Fahrzeugsitzes 1. Der Bezug 30A ist bzw. wird mittels einer Naht 41 mit der Seite 10A der Innentasche 10 vernäht. Der Bezug 30B des Fahrzeugsitzes 1 ist bzw. wird mittels einer Naht 42 mit der anderen Seite 10B der Innentasche 10 vernäht. Anschließend wird die Innentasche mittels einer Reißnaht 20 verschlossen. Zudem wird die Innentasche 10 – wie in 4 dargestellt – aufgeklappt und eine zusätzliche Naht 45 gesetzt. Alternativ zur Reißnaht 20 können auch äquivalente Lösungen, wie etwa Klettverschlüsse oder ähnliche als Reißnähte einsetzbare Alternativen, verwendet werden.
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5 zeigt eine besonders vorteilhafte Abwandlung der unter Bezugnahme auf 2 beschriebenen Innentasche 10, wobei gleiche oder vergleichbare Elemente in 2 und 5 mit gleichen Bezugszeichen bezeichnet sind. In 5 bezeichnet Bezugszeichen 100 die alternative Ausgestaltung der Innentasche 10. Die Innentasche 100 umfasst eine Ausbuchtung 25, deren Volumen im vorliegenden Ausführungsbeispiel etwa 1 Promille des Volumens des Hauptteils 12 beträgt. Die Ausbuchtung 25 ist im vorliegenden Ausführungsbeispiel am rüsselförmigen bzw. appendixartigen Nebenteil 14 angeordnet. Die Innentasche 100 umfasst eine der Schließnaht 21 entsprechende Schließnaht 23. Dabei ist jedoch vorgesehen, dass die Schließnaht 23 mit einem Nahtriegel 26 in der Ausbuchtung 25 endet.
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6 zeigt eine ausschnittsweise Darstellung der Rückenlehne 2 des Fahrzeugsitzes 1 bei geöffneter Reißnaht 20. Die Reißnaht 20 ist dabei lediglich zur Erläuterung des Aufbaus der Airbaganordnung geöffnet. Bei bestimmungsgemäßen Gebrauch bleibt die Reißnaht 20 geschlossen, es sei denn, der Airbag wird ausgelöst. In 6 bezeichnet Bezugszeichen 50 den entfaltbaren Airbagsack.
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7 und 8 verdeutlichen die Wirkungsweise einer Airbaganordnung mit der Innentasche 100 im Vergleich zu einem Airbag gemäß dem Stand der Technik. Dabei zeigen 7 und 8 Hochgeschwindigkeitsaufnahmen eines auslösenden Seitenairbags. In 7 bezeichnet Bezugszeichen 50' den entfalteten Airbagsack eines in einer Rückenlehne 2' integrierten Seitenairbags gemäß dem Stand der Technik. Dabei werden beim Auslösen bzw. Aufblasen des Airbagsacks 50' Schaumteile 60 (sogenannte Schaumflieger) aus der Rückenlehne 2' herausgerissen und in das Fahrzeuginnere geschleudert. 8 zeigt die gleiche Situation wie 7, jedoch mit einem Seitenairbag unter Verwendung der Innentasche 100. Dabei wird der Zeitpunkt gezeigt, an dem der Airbagsack 50 aufgeblasen ist. Wie in 8 deutlich zu erkennen ist, treten keine sogenannten Schaumflieger auf.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Fahrzeugsitz
- 2, 2'
- Rückenlehne
- 3
- Sitzfläche
- 5
- Seite
- 10, 100
- Innentasche
- 10A, 10B
- Seite einer Innentasche
- 11
- keilförmiger Einschnitt
- 12
- Hauptteil
- 14
- Nebenteil
- 16
- Hakenloch
- 17
- Schraub-/Steckerloch
- 20
- Reißnaht
- 21, 23
- Schließnaht
- 25
- Ausbuchtung
- 26
- Nahtriegel
- 30A, 30B
- Bezug
- 41, 42, 45
- Naht
- 50, 50'
- entfaltbarer Airbagsack
- 60
- Schaumteil