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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Abtrennen
von Verunreinigungen aus dem Badmetall von Floatglasanlagen.
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Bei
der herkömmlichen
Flachglasherstellung wird flüssiges
Glas auf ein Bad aus geschmolzenem Metall, in der Regel Zinn, gegossen
und dort zu einem endlosen Band ausgezogen. Im Verlauf des Betriebes
reichern sich in dem Badmetall Verunreinigungen wie Oxide, Sulfide
und metallische Verunreinigungen an. Bei den Verunreinigungen kann
es sich um gelöste
oder unlösliche
Fremdstoffe handeln.
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Diese
Verunreinigungen gelten als Verursacher bzw. Mitverursacher von
bestimmten Defekten am Glasband, insbesondere an der Unterseite
des Glasbandes, z. B. Unterseitenkristallen, BOS (= Bottom Open
Seeds). Die Menge der Verunreinigungen darf daher ein bestimmtes
Maß nicht überschreiten, d.
h. das Badmetall muss regelmäßig gereinigt
werden.
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Dazu
sind zahlreiche Verfahren bekannt. Ein in
DE 12 14 363 A beschriebenes
Verfahren besteht darin, dem Metallbad u. a. Alkalimetalle zuzusetzen, die
mit den Verunreinigungen reagieren. Die Reaktionsprodukte können dann
von der Badoberfläche
abgeschöpft
werden. Ein anderes Verfahren besteht darin, einen Nebenstrom des
Zinnbades mit einem reduzierenden (
US 3,525,601 A ) oder reaktivem (
JP 2000-247658 AA ) Gas
zu behandeln.
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Weiterhin
ist es bekannt, einen Nebenstrom des Zinnbades abzukühlen und
durch ein Kohlefilter zu filtrieren. Der Kohlefilter mit den zurückgehaltenen Zinnoxidpartikeln
kann durch Erhitzen auf 800–1000°C regeneriert
werden (
CN 1 127 227
A ). Eine einfache Filtration der bei dem Abkühlen ausgefallenen
Zinnoxide wird auch als alternative Lösung in der bereits zitierten
JP 2000-247658 AA erwähnt.
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Alle
diese Verfahren besitzen Nachteile. Die chemischen Verfahren verursachen
einen Chemikalienverbrauch und die Filtrationsverfahren kommen wegen
der außerordentlich
kleinen Partikelgröße der Verunreinigungen
von maximal 80 μm
kaum ohne Filterhilfsmittel aus, was ebenfalls zusätzliche
Kosten verursacht.
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Weiterhin
ist aus
US 4 406 682
A ein Verfahren zum Abtrennen von Schwefelverbindungen
bekannt, bei dem als Metallbad eine Kupfer-Zinn-Legierung eingesetzt
wird, in der das Kupfer mit den Schwefelverbindungen reagiert. Bei
dem Abkühlen der
Kupfer-Zinn-Legierung fallen die Schwefelverbindungen aus und steigen
an die Oberfläche.
Angaben über
den Wirkungsgrad und die Größe der abscheidbaren
Partikel sind in dieser Schrift nicht zu finden, auch nicht, ob
andere Partikel als Schwefelverbindungen abscheidbar sind. Da in
dieser Schrift zur Lösung
der Aufgabe ausdrücklich
eine Kupfer-Zinn-Legierung vorgesehen ist, ist davon auszugehen,
dass das Verfahren für
die heute üblichen
reinen Zinnbäder
nicht brauchbar ist.
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US 3 928 012 A beschreibt
ein Verfahren zur Temperatursteuerung in Floatbädern, bei dem dem Floatbad
am heißen
Ende ein Teilstrom des Badmetalls entnommen, auf eine gewünschte Temperatur gebracht
und am kalten Ende wieder zugegeben wird. Eine Entfernung gelöster Verunreinigungen
aus dem Badmetall ist nicht vorgesehen.
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GB 1 336 194 A beschreibt
ein Zentrifugalverfahren zum Abtrennen von Schlacke (dross) aus dem
Metallbad. Dieses Verfahren erfordert einen hohen Energieaufwand.
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Reinigungsverfahren für das Badmetall
von Floatbädern
zu finden, das einfach und preiswert durchzuführen ist, ohne besondere Hilfsstoffe
auskommt und mit dem sich insbesondere die sonst nur schwer entfernbaren
Eisen-Verunreinigungen verringern lassen.
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Diese
Aufgabe wird durch das in Patentanspruch 1 beschriebene Verfahren
und die in Patentanspruch 6 beschriebene Vorrichtung gelöst, weitere vorteilhafte
Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
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Das
flüssige
Zinn wird dem Floatbad bei einer Temperatur von wenigstens 600°C, insbesondere einer
Temperatur von 750 bis 1100°C
entnommen. Bei höheren
Temperaturen ist die Löslichkeit
der Verunreinigungen wie Zinnoxid, Zinnsulfid oder intermetallischen
Phasen wie FeSnx besser.
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Anschließend wird
das flüssige
Zinn bei einer Temperatur bis zu 400°C durch eine Absetz- oder Sedimentationstrecke,
insbesondere in Form eines Absetzgefäßes oder Absetzkanals, geleitet,
wo die infolge der niedrigen Temperatur ausgefallenen Verunreinigungen
durch Sedimentation von dem Zinnstrom abgetrennt werden. Bevorzugt
erfolgt die Sedimentation bei Temperaturen zwischen 280°C und 400°C, ganz besonders
bevorzugt bei etwa 300°C.
Der Schmelzpunkt von Zinn liegt bei 230°C. Die Sedimentation kann bis
zu dieser Temperatur erfolgen. Es empfiehlt sich aus verfahrenstechnischen
Gründen einen
Sicherheitsabstand von dieser Schmelztemperatur einzuhalten.
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Diese
Temperatur erreicht das flüssige
Zinn im allgemeinen bereits durch die natürliche Wärmeabgabe während des Transports durch
Rohrleitungen zu der Absetzstrecke. Ist die Temperatur noch zu hoch,
muss das flüssige
Zinn vor Eintritt in die Ab setzstrecke oder in der Absetzstrecke
entsprechend gekühlt
werden. Besteht die Gefahr, dass sich das Zinn in den Transportleitungen
zu stark abkühlt, muss
entweder die thermische Isolierung dieser Leitungen verbessert werden
oder die Leitungen müssen
z. B. mit einer Begleitheizung beheizt werden.
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Die
Förderung
des flüssigen
Zinns durch die Rohrleitungen und in der Absetzstrecke kann durch die üblichen
Methoden erfolgen, so z. B. durch Konvektion, durch mechanische
oder elektromagnetische Pumpen und dergleichen.
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Bei
den niedrigen Temperaturen fallen die gelösten Verunreinigungen entsprechend
ihrer Löslichkeit
in dem geschmolzenen Zinn als Partikel aus. Die Strömungsgeschwindigkeiten
in der Leitung zu der Absetzstrecke soll unter Berücksichtigung
der Temperatur in der Leitung so hoch gewählt werden, dass eine Sedimentation
in der Leitung nicht stattfindet und eine Verstopfung vermieden
wird.
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Damit
die Verunreinigungen in der Beruhigungsstrecke ausfallen und sich
absetzen können, darf
die Strömungsgeschwindigkeit
in der Absetzstrecke nicht zu hoch sein. Je geringer die Strömungsgeschwindigkeit
ist, desto kleinere Teilchen können
durch Sedimentation abgeschieden werden. Es konnte gefunden werden,
dass für
eine Abscheidungsrate von bis zu 50 Prozent der Verunreinigungen
eine Strömungsgeschwindigkeit
USn von 0,0005 cm·s–1 bis
0,3 cm·s–1 (Leerrohrgeschwindigkeit
ohne Berücksichtigung
des Volumens eventueller Einbauten) erforderlich ist. Bevorzugt
werden Strömungsgeschwindigkeiten
USn zwischen 0,001 cm·s–1 und
0,01 cm·s–1.
Weiterhin ist eine Mindestlänge
erforderlich, auf der das geschmolzene Zinn mit dieser Strömungsgeschwindigkeit
fließen
muss. Diese Mindestlänge
L beträgt
in cm angegeben 102·USn bis
105·USn. Je langsamer die Strömungsgeschwindigkeit und/oder
je länger
die Mindestlänge
(Absatzstrecke) ist, desto vollständiger ist die Sedimentation.
Für die meisten
Anwendungsfälle
ist eine Länge
für die
Absetzstrecke von 103 USn bis
105 USn, insbesondere 7·103 USn bis 2·104 USn ausreichend
und wird deshalb bevorzugt. Überschreitet
man die angegebene Mindestlänge,
so ist das Verfahren selbstverständlich weiter
durchführbar,
jedoch steigt der apparative Aufwand erheblich an.
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Die
kleinste Teilchengröße R
krit (kritischer Radius), die noch abgeschieden
werden kann, errechnet sich nach der Formel
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Dabei
bedeutet η die
Sn-Viskosität
in dem beanspruchten Temperaturbereich ca. 0,001 Pas, D die Zinntiefe
in m in der Beruhigungsstrecke, Δp
die Dichtedifferenz zwischen dem flüssigen Zinn und dem abzuscheidenden
Partikeln in kg·m–3 (z.
B. bei FeSnx ca. 2000 kg/m3),
USn die Geschwindigkeit der Zinnströmung in
m·s–1 in
der Beruhigungsstrecke.
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Es
ist ferner darauf zu achten, dass das Zinn in der Abscheidungsstrecke
möglichst
laminar strömt,
da Turbulenzen die Sedimentation behindern und somit längere Absetzstrecken
für den
gleichen Reinigungserfolg erfordern.
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1 zeigt
eine zur Durchführung
des Verfahrens geeignete Vorrichtung in beispielhafter Ausführung.
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Die
Vorrichtung besteht aus einem Behälter mit zylindrischem Mantel 1.
der oben mit einem Deckel 2 und unten mit einem konisch
abgesenkten Boden 3 verschlossen ist. Der Boden 3 ist
mit einer (Ablass-)Öffnung 4 versehen.
Boden 3 und Deckel 2 sind mittels Zugschrauben 5, 5' und Spannringen 6, 6' dichtend mit
dem zylindrischen Mantel 1 verspannt. Das geschmolzene
Zinn gelangt über
die Leitung 7 (Einlass) in den Behälter und wird über Leitung 8 (Auslass)
wieder aus dem Behälter
abgezogen. Um eine Kurzschlussströmung zwischen dem Einlass 7 und
dem Auslass 8 zu verhindern, ist in dem Behälter eine
vertikale Trennwand 9 angeordnet. Sowohl die behälterseitige Öffnung der
Einlassleitung 7 als auch der Auslassleitung 8 befinden
sich unterhalb des Zinnspiegels 10 im Behälter.
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Die
Trennwand 9 beginnt an ihrem oberen Ende oberhalb des Flüssigkeitsspiegels 10 und
teilt den Flüssigkeitsraum
des Behälters
in zwei Abteile. Die Trennwand 9 ist jedoch nur so weit
in den Bodenbereich des Behälters
gezogen, dass im Bodenbereich noch eine Strömungsverbindung besteht. Die Trennwand 9 kann
jedoch auch bis zum Boden 3 durchgehen, wenn eine geeignete
Strömungsverbindung
durch eine oder mehrere Öffnungen
in der Trennwand im Bodenbereich hergestellt ist. Die Ablassöffnung 4 im
Boden 3 ist mittels eines Stempels 11 verschlossen.
Der Stempel 11 ist durch den Deckel 2 und die
Zinnschmelze bis zum Boden 3 geführt. Gegenüber der Außenatmosphäre ist er mittels der Dichtung 12 abgedichtet
und kann zur Freigabe der Öffnung 4 nach
oben gezogen werden. Der Boden 3 ist konisch ausgebildet,
was die Ansammlung und vor allem das Ablassen der sedimentierten
Partikel wesentlich erleichtert. Der Mantel 1 ist zur Konstanthaltung
der Temperatur mit einem ringförmigen Heizelement 13 versehen.
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Weiterhin
ist es empfehlenswert, zur Konstanthaltung des Flüssigkeitsniveaus 10 geeignete Regeleinrichtungen
vorzusehen. Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, ist zwischen
dem oberen Ende der Trennwand 9 und dem Deckel 2 ein
Spalt vorhanden, der einen Druckausgleich zwischen dem Gas räumen der
beiden Abteile des Behälters
ermöglicht. Wird
die Trennwand 9 bis zum Gehäusedeckel 2 hochgezogen,
so ist sie zwecks Druckausgleich mit entsprechenden Öffnungen
zu versehen. Es ist auch möglich,
unter entsprechender Entlüftung
des Gasraumes den Behälter
vollständig
mit flüssigem
Zinn zu füllen.
In diesem Fall sollte die Trennwand 9 im Bereich des Deckels 2 natürlich keine Öffnungen
aufweisen, um eine Kurzschlussströmung im Deckelbereich zu vermeiden.
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Das
gereinigte Zinn, das die Abscheidungsstrecke mit einer Temperatur
von 280°C
bis 400°C verlässt, wird
so temperiert, dass die Zinntemperatur sich von der Temperatur des
Zinnbades an der Einleitungsstelle um ±20°C, insbesondere maximal ±5°C bis ±10°C von der
Temperatur des gereinigten eingeleiteten Zinns unterscheidet. Das
Einleiten erfolgt in der Regel im Austragsbereich des Glasbandes,
so dass das Zinn nur auf Temperaturen von 400°C bis 600°C aufgeheizt werden muss. Diese
Verfahrensweise ist besonders ökonomisch,
da das Zinn am Austragsende für
das Glasband eine verhältnismäßig niedrige
Temperatur besitzt und dadurch in dem Floatbad vom Austragsende
zum Aufgießbereich eine
Bodenströmung
von kälterem
flüssigen
Zinn besteht.
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Der
Eisengehalt einer Zinn-Schmelze von z. B. ursprünglich 200 ppm Fe lässt sich
nach diesem Verfahren bei einmaligem Durchlaufen der Reinigungsapparatur
um 50 bis 100 ppm verringern. Will man den Eisengehalt im gereinigten
Zinn weiter verringern, so muss man in erster Linie die Strömungsgeschwindigkeit
des Zinns in der Absetzstrecke weiter verringern, damit auch kleinere
Teilchen noch sedimentieren können.
Durch Verlängerung
der Absetzstrecke kann man auch die Keimbildung und das Kristallwachstum
sowie die Kristallgröße beeinflussen
und so zu einer höheren
Abscheidungsrate kommen.
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Die
Menge der in dem Floatbad insgesamt vorhandenen Verunreinigungen
lässt sich
regeln über
die Reinheit des aus der Absetzstrecke bzw. dem Absetzbehälter kommenden
gereinigten Zinns und/oder über
die Menge des stündlich
dem Floatbad zwecks Reinigung entnommenen Zinns.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ermöglicht
es, verunreinigtes Zinn aus einem Floatbad kontinuierlich ohne großen chemischen
oder mechanischen Aufwand zu reinigen und so auf einfache Weise
ein konstantes Niveau an Verunreinigungen in dem Floatbad zu gewährleisten.
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Beispiel:
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Eine
Zinn-Schmelze mit einem Gehalt von 180 ppm Fe wurde dem Floatbad
mit einer Temperatur von 800°C
entnommen und in ein Absetzgefäß gemäß 1 geleitet,
das sich auf einer Temperatur von 330°C befand. Das Gefäß hatte
einen Innendurchmesser von ca. 15 cm und eine Höhe von ca. 30 cm. Das Volumen
des flüssigen
Zinns in dem Behälter
betrug ca. 4 l.
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Bei
einem Durchsatz von ca. 1 l/h konnte eine Abreicherung um ca. 70
ppm Fe erreicht werden.