-
Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Messung
biologischer und elektronischer Eigenschaften einer Probe.
-
Stand der Technik
-
Biologische
Eigenschaften zellulärer
Proben werden auf elektrischem Weg unter anderem mit Impedanzsensoren
gemessen. Dabei fließt
zwischen einer Referenzelektrode und einer Arbeitselektrode ein
kleiner Wechselstrom. Das Bewachsen der Arbeitselektrode mit einer
biologischen Probe ändert den
Wechselstromwiderstand des Systems (Impedanz) und damit den durch
die Anordnung fließenden Strom.
Diese Änderung
wird gemessen. Eine derartige Messanordnung ist beispielsweise aus
dem
US-Patent 5,187,096 bekannt.
-
Nachteilig
werden mit einer fortschreitenden Miniaturisierung der Elektroden
und der Proben die zu messenden Ströme immer kleiner. Daher werden höhere Messfrequenzen
notwendig, bei denen wiederum parasitäre Effekte der Zuleitungen
und externe Störungen
einen immer größeren Einfluss
gewinnen. Dann reicht das Signal-Rausch-Verhältnis zur Untersuchung von
einzelnen Zellen oder gar Teilen davon gegebenenfalls nicht aus.
-
Aufgabe und Lösung
-
Es
ist daher die Aufgabe der Erfindung, die Messung biologischer und
elektronischer Eigenschaften einer Probe auf elektrischem Weg mit
einem besseren Signal-Rausch-Verhältnis zu ermöglichen als
dies nach dem Stand der Technik möglich ist.
-
Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
eine Vorrichtung gemäß Hauptanspruch
und ein Verfahren gemäß Nebenanspruch.
Die Verwendung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens ist Gegenstand eines weiteren Nebenanspruchs. Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich jeweils aus den darauf rückbezogenen
Unteransprüchen.
-
Gegenstand der Erfindung
-
Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
umfasst einen Feldeffekttransistor mit Kontaktierungsmitteln zur
Kontaktierung der Probe mit dem Gate des Feldeffekttransistors.
-
Als
Feldeffekttransistoren sind beispielsweise nicht-metallisierte open-gate Feldeffekttransistoren,
insbesondere sogenannte innen-selektive Feldeffekttransistoren (ISFETs),
metallisierte oder nicht metallisierte floating-gate Feldeffekttransistoren,
metallisierte oder nicht metallisierte Nano-Feldeffekttransistoren,
Carbon-Nano-Tube-Feldeffekttransistoren
oder metallisierte oder nicht metallisierte Nanowires geeignet.
-
Als
Kontaktierungsmittel ist jedes elektrisch leitende Element geeignet,
welches mit dem Gate des Feldeffekttransistors verbunden ist und
in Kontakt mit der Probe gebracht werden kann. Vorzugsweise werden
hierzu wässrige
Messlösungen
oder Hydrogele bzw. Polyelektrolyte verwendet. Insbesondere kann
die Gateelektrode selbst als Kontaktierungsmittel vorgesehen sein,
auf dem die Probe unmittelbar aufgebracht werden kann.
-
Erfindungsgemäß sind Stimulationsmittel
zur Beaufschlagung der Probe mit einer Wechselspannung vorgesehen.
Diese Stimulationsmittel umfassen vorteilhaft eine in ein flüssiges oder
gelförmiges Kontaktierungsmittel
eingebrachte Referenzelektrode, wie beispielsweise einen chlorierten
Silberdraht (Ag/AgCl-Elektrode), eine elektrochemische Referenzelektrode,
einen Metalldraht, eine metallisierte Oberfläche einer Mikrofluidik-Kammer
oder vorzugsweise mindestens eine auf dem Chip, welcher den Feldeffekttransistor
beherbergt, integrierte Referenzelektrode. Es sind aber auch Stimulationsmittel
geeignet, die unmittelbar auf die Probe aufgebracht oder in sie
eingeführt
sind, wie beispielsweise Patch-Clamps oder Intrazellularelektroden.
-
Da
die Probe elektrisch zumindest teilweise zwischen die Stimulationsmittel
und das Gate des Feldeffekttransistors geschaltet ist, hängt es von
den jeweils konkreten Beschaffenheiten der Probe ab, inwieweit eine
angelegte Wechselspannung zu einer Beaufschlagung des Gates mit
einem Potential führt. Beispielsweise ändert die
Probe die Eingangsimpedanz des Feldeffekttransistors. Die Ladungen,
die das Potential am Gate hervorrufen, müssen nicht auf dem Gate konzentriert
sein, sondern können
beispielsweise auch auf dem Kontaktierungsmittel oder auf der damit
kontaktierten Probe sitzen.
-
Das
am Gate vorhandene Potential lässt
sich mit Hilfe des Feldeffekttransistors direkt oder indirekt messen,
vorzugsweise über
die Stärke
eines Stroms, der durch die Source-Drain-Strecke des Feldeffekttransistors
fließt.
Dieser Strom fließt
nicht durch die Probe, da die Source-Drain-Strecke in einem Feldeffekttransistor
vom Gate isoliert ist. Eine Änderung des
Potentials auf dem Gate führt
dann zu einer um den Verstärkungsfaktor
des Feldeffekttransistors höheren Änderung
des Stroms.
-
Es
wurde erkannt, dass sich mit einer derartigen Vorrichtung die Antwort
einer biologischen Probe auf eine angelegte Wechselspannung vorteilhaft ohne
Stromfluss durch die Probe messen lässt. Nach dem
US-Patent 5,187,096 wurde diese Antwort über die
Impedanz der Probe gemessen, wobei ein sehr kleiner Strom floss.
Dieser Strom floss in der Regel zumindest teilweise durch die Probe.
Es wurde erkannt, dass die messtechnischen Schwierigkeiten bei der
Messung dieser sehr kleinen Ströme
der begrenzende Faktor für
das Signal-Rausch-Verhältnis und
damit auch für
die Empfindlichkeit bei der Messung sehr kleiner Proben waren. Dies
galt umso mehr, je länger
die Wege waren, die der Strom bis zum ersten Messverstärker zurücklegen
musste. Erfindungsgemäß wird die
Antwort der Probe unmittelbar am Ort ihrer Entstehung durch den
Feldeffekttransistor verstärkt.
Die Empfindlichkeit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist damit groß genug,
um Messungen an Einzelzellen, aber auch an Teilbereichen von Zellen
oder auch nur Zellfragmenten, Zellmembranen, künstlichen Modellmembranen,
Proteinen oder Biomolekülen
durchführen
zu können.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist ein
Messinstrument zur Messung von Amplitude und Phase eines durch die
Source-Drain-Strecke des Feldeffekttransistors fließenden Stroms
vorgesehen, der hierzu vorzugsweise in einer ersten Verstärkerstufe
mittels geeigneter Elektronik in eine Ausgangsspannung (Vout) gewandelt wird. Der Zeitverlauf dieser
Größen enthält eine
Faltung der Impedanz der Probe mit der Übertragungsfunktion des Feldeffekttransistors.
-
Unter
der Übertragungsfunktion
des Feldeffekttransistors im Sinne dieser Erfindung wird insbesondere
der Frequenzgang eines durch die Source-Drain-Strecke fließenden Stroms
oder einer davon abgeleiteten Größe in Abhängigkeit
der Frequenz der Wechselspannung verstanden.
-
Ist
diese Übertragungsfunktion
bekannt, beispielsweise aus einer Messung ohne Probe, lässt sich
die Faltung invertieren und die Impedanz der Probe durch Entfaltung
ermitteln. Die Impedanz ist in der Biologie eine gängige Messgröße, so dass die Möglichkeit
der Vorrichtung, diese zu bestimmen, die Vergleichbarkeit der Messergebnisse
mit den Ergebnissen anderer Versuche deutlich erhöht.
-
In
einer weiteren besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
ist das Messinstrument frequenzselektiv. Im einfachsten Fall kann
dann lediglich der Strom gemessen werden, der die gleiche Frequenz
hat wie die Wechselspannung, mit der die Probe beaufschlagt wird.
Dies vermindert den Einfluss äußerer Störungen.
Es ist mit einem frequenzselektiven Messinstrument aber auch möglich, auch simultan,
auf anderen Frequenzen als der Frequenz der angelegten Wechselspannung
zu messen. Insbesondere ist es möglich
und sinnvoll, auf einem diskreten oder kontinuierlichen Spektrum
von Frequenzen zu messen. Dann ist es insbesondere möglich, langsamere
biologische Effekte zu verfolgen, die mehrere Frequenzkomponenten
des Stroms verändern.
-
Ein
Beispiel für
derartige langsame biologische Effekte sind extrazelluläre Spannungen,
die mit oder ohne äußere Stimulation
an biologischen Zellen auftreten können. Diese Spannungen beaufschlagen das
Gate des Feldeffekttransistors ebenfalls mit einem Potential. Die
extrazellulären
Spannungen ändern
sich nur sehr langsam im Vergleich zu den typischen Frequenzbereichen,
die zur Impedanzanalyse genutzt werden. Sie bewirken daher im durch
die Source-Drain-Strecke fließenden
Strom einen Anteil, der näherungsweise
als Gleichstromanteil angesehen werden kann. Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung
und hier insbesondere mit dem frequenzselektiven Messinstrument
ist es möglich,
die elektrische Aktivität
der Probe und deren Antwort auf die Wechselspannung zeitgleich und
unter Verwendung ein und desselben Feldeffekttransistors zu messen. Es
kann auch ein und dasselbe Instrument, wie beispielsweise ein Lock-In-Verstärker, zur
simultanen Messung von Amplitude und Phase bei verschiedenen Messfrequen zen
vorgesehen sein. Ein Lock-In-Verstärker eignet sich insbesondere,
um gleichzeitig einen Signalanteil mit einer bestimmten Messfrequenz
und einen Signalanteil, der im Vergleich zu dieser Frequenz näherungsweise
als Gleichstromanteil angesehen werden kann, zu charakterisieren.
Es kann aber auch ein passiver Tiefpassfilter vorgesehen sein, um
einen derartigen gleichstromähnlichen
Anteil des Signals abzutrennen.
-
Eine
weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Anordnung umfasst zusätzlich Anregungsmittel
zur Beaufschlagung der Probe mit einer weiteren elektrischen Spannung.
-
Unter
Anregungsmitteln im Sinne dieser Erfindung werden solche Mittel
verstanden, die die Probe mit einer ausreichend hohen Spannung in
einer Weise beaufschlagen können,
dass dadurch eine biologische Reaktion in der Probe hervorgerufen
wird.
-
Als
ein solches Mittel ist beispielsweise eine Patch-Clamp-Anordnung oder eine
Intrazellularelektrode geeignet. Mit diesen Anregungsmitteln kann
die mit der Vorrichtung messbare elektrische Aktivität der Probe
unabhängig
von einer laufenden erfindungsgemäßen Messung der sonstigen biologischen
Eigenschaften stimuliert werden.
-
Vorteilhaft
können
Mittel zur Durchführung weiterer
simultaner Messungen, wie beispielsweise Amperometrie, Voltammetrie,
Coulombmetrie, Gravimetrie, Optometrie, Hallmessung, Atomic-Force
Mikroskopie (AFM), Lichtmikroskopie, Temperatur-Sprungverfahren,
Kalorimetrie oder 2-, 3- beziehungsweise 4-Polmessung, vorgesehen
sein,.
-
Vorteilhaft
umfasst die Anordnung mindestens einen weiteren Feldeffekttransistor,
der insbesondere identisch zum ersten Feldeffekttransistor aufgebaut
sein kann. Dann kann dieser genutzt werden, um die Übertragungsfunktion
des Feldeffekt transistors als solcher (ohne Probe) sowie insbesondere
die typische Drift des Ausgangssignals entweder zum Zweck einer
späteren
Signalverarbeitung zu ermitteln oder von vornherein durch differenzielle Messung
mit dem Messsignal zu verrechnen. Dies ist insbesondere von Vorteil,
wenn beabsichtigt ist, die Impedanz der Probe durch Entfaltung zu
bestimmen. Hierzu ist es insbesondere vorteilhaft, wenn der weitere
Feldeffekttransistor elektrisch von der Probe isoliert ist. Die Übertragungsfunktion
des Feldeffekttransistors ist beispielsweise von der Eingangsimpedanz des
Feldeffekttransistors abhängig.
Jegliche Änderungen
der Impedanz der Strecke zwischen den Stimulationsmitteln und dem
Gate des Feldeffekttransistors ändern
dabei die Eingangsimpedanz des Feldeffekttransistors.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfasst
die Vorrichtung Mittel zur Kontaktierung mehrerer Feldeffekttransistoren
mit derselben Probe. Sind diese Mittel beispielsweise in einem Array
von mindestens 2 bis zu mehreren Tausend Feldeffekttransistoren
angeordnet, können
beispielsweise viele Proben simultan vermessen werden. Es können aber
auch ortsaufgelöste
Messungen an einer ausgedehnten Probe durchgeführt werden. Beispielsweise
kann die Antwort verschiedener Funktionsbereiche einer Zelle auf
die Wechselspannung simultan studiert werden. Dies ist dem Umstand geschuldet,
dass sich Feldeffekttransistoren herstellen lassen, die deutlich
kleiner als eine Zelle sind. Typische Grössen biologischer Zellen sind
2 mm Durchmesser (Oozyten) bis zu 1 μm (Bakterien). Nanowires als
kleinste vorstellbare Feldeffekttransistoren weisen typischerweise
Durchmesser bis zu 10 nm auf.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfassen
die Stimulationsmittel ein Flüssigkeitsreservoir.
Ein solches Reservoir lässt sich
beispielsweise herstellen, indem auf einen Chip, der den Feldeffekttransistor
enthält,
Glasringe feuchtigkeitsdicht aufgeklebt werden. Es können aber auch
Einfräsungen
oder Bohrungen in die Chip-Verkapselung
feuchtigkeitsdicht eingebracht werden, so dass eine kleine Kulturschale
mit Volumina von bevorzugt größer 0,1 μl, besonders
bevorzugt größer 10 μl und ganz
besonders bevorzugt von größer 100 μl entsteht.
Das Reservoir sollte so groß sein,
dass die Probe, der Feldeffekttransistor und die als Stimulationsmittel
dienende Referenzelektrode vollständig benetzt sind.
-
In
einer weiteren vorteilhaften Ausführung der Erfindung ist das
Flüssigkeitsreservoir
geschlossen. Es kann einen Zu- bzw.
einen Ablauf aufweisen (Mikrofluidik). Das Volumen sollte hierbei
mindestens so groß sein,
dass die Probe und die Referenzelektrode benetzt sind. Dadurch ist
es möglich
beispielsweise Zellgifte in steigenden Gradienten der Probe zuzuführen. Ebenso
ist es vorteilhaft möglich,
zwischen unterschiedlichen Substanzen innerhalb kürzester
beziehungsweise definierter Zeiträume hin- und herzuschalten
bzw. Sequenzen unterschiedlicher Fluide der Probe zuzuführen. Durch
die Verwendung mikrofluidischer Systeme werden die zur Messung benötigten Volumina
weiter verringert.
-
In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfassen
die Kontaktierungsmittel ein Flüssigkeitsreservoir,
welches insbesondere mit dem Reservoir identisch sein kann, das
bereits Teil der Stimulationsmittel ist. Die Kontaktierung über eine
Flüssigkeit
ist einfach handhabbar, über
die chemische Zusammensetzung der Flüssigkeit regelbar sowie rückstandsfrei
wieder zu lösen.
-
Ein
von den Stimulations- oder Kontaktierungsmitteln umfasstes Flüssigkeitsreservoir
ist vorteilhaft mit einem Elektrolyten gefüllt.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Messung biologischer Eigenschaften einer Probe sieht vor, die
Probe mit einer Wechselspannung zu beaufschlagen. Dabei tauscht
die Probe Ladungen mit dem Gate eines Feldeffekttransistors (FET)
aus. Eine vom Potential am Gate des Feldeffekttransistors abhängige primäre physikalische
Messgröße wird
gemessen. Dabei führt
eine Änderung
des Potentials am Gate zu einer um einen Verstärkungsfaktor höheren Änderung
der primären
physikalischen Messgröße. Es kann
insbesondere ein durch die Source-Drain-Strecke des Feldeffekttransistors fließender Strom
als primäre
physikalische Messgröße gemessen
werden, wobei der Verstärkungsfaktor
der übliche
Verstärkungsfaktor
des Feldeffekttransistors ist. Der Verstärkungsfaktor wird beispielsweise
dadurch beeinflusst, dass die Probe die Eingangsimpedanz des Feldeffekttransistors ändert.
-
Die
Frequenz der Wechselspannung, mit der die Probe beaufschlagt wird,
liegt bevorzugt zwischen 0,1 Hz und 1 GHz, besonders bevorzugt zwischen
1 Hz und 100 MHz und ganz besonders bevorzugt zwischen 1 Hz und
10 MHz. Bei diesen Frequenzen sind die erwarteten Messeffekte am
größten.
-
Die
Amplitude der Wechselspannung, mit der die Probe beaufschlagt wird,
liegt bevorzugt zwischen 0,001 mV und 10 V, besonders bevorzugt
zwischen 0,1 mV und 1 V und ganz besonders bevorzugt zwischen 1
mV und 100 mV. Die Amplitude sollte so groß sein, dass eine ausreichende Übertragung
und Verstärkung
für den
jeweils verwendeten Feldeffekttransistor gewährleistet ist. Eine Obergrenze
ist bei einer eventuellen Beeinflussung bis hin zur Zerstörung der
Probe durch eine Wechselspannung mit zu hoher Amplitude erreicht.
-
Die
Amplitude der Wechselspannung wird vorteilhaft während der Messung konstant
gehalten. Es ist aber auch möglich,
etwa bei konstanter Frequenz der Wechselspannung die Amplitude zu
variieren und somit im Hinblick auf die Amplitude Spektroskopie
zu betreiben.
-
Es
wurde erkannt, dass mit diesem Verfahren die Antwort einer biologischen
Probe auf eine angelegte Wechselspannung ohne Stromfluss durch die
Probe gemessen werden kann. Nach dem genannten Stand der Technik
wurde diese Antwort über die
Impedanz der Probe gemessen, wobei ein sehr kleiner Strom zumindest
teilweise durch die Probe floss. Es wurde erkannt, dass die messtechnischen Schwierigkeiten
bei der Messung dieser sehr kleinen Ströme der begrenzende Faktor für das Signal-Rausch-Verhältnis und
damit auch für
die Empfindlichkeit bei der Messung sehr kleiner Proben waren. Dies
galt umso mehr, je länger
die Wege waren, die der Strom bis zum ersten Messverstärker zurücklegen
musste. Erfindungsgemäß wird die
Antwort der Probe unmittelbar am Ort ihrer Entstehung durch den Feldeffekttransistor
verstärkt.
Die Empfindlichkeit ist damit groß genug, um Messungen an biologischen Proben
wie Einzelzellen, Teilbereichen von Zellen, Zellfragmenten, Zellmembranen,
künstlichen
Modellmembranen, Proteinen oder Biomolekülen durchführen zu können.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die
Probe mit Wechselspannungen verschiedener Frequenzen beaufschlagt.
Die Antwort einer Probe auf eine Wechselspannung ist im Allgemeinen
frequenzabhängig.
Aus dieser Frequenzabhängigkeit
lassen sich biologische Eigenschaften der Probe ableiten.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden
Amplitude und Phase der primären
physikalischen Messgröße gemessen.
Der Zeitverlauf dieser Größen enthält eine
Faltung weiterer Kenngrößen der
Probe mit der Übertragungsfunktion
des Feldeffekttransistors.
-
Vorteilhaft
wird der Zeitverlauf von Amplitude und Phase der primären physikalischen
Messgröße über zwischen
1 und 100, bevorzugt zwischen 3 und 30 sowie besonders bevorzugt
zwischen 5 und 10 Schwingungen der angelegten Wechselspannung gemessen.
Diese Zeit stellt regelmäßig einen
Kompromiss zwischen der notwendigen Messzeit und dem Informationsgehalt
für die
spätere
Auswertung, beispielsweise zur Bestimmung der Impedanz, dar.
-
Vorteilhaft
werden der Zeitverlauf der primären
physikalischen Messgröße und die Übertragungsfunktion
des Feldeffekttransistors zur Ermittlung weiterer Kenngrößen der
Probe verarbeitet. Beispielsweise kann der Zeitverlauf der primären physikalischen
Messgröße eine
Faltung einer solchen Kenngröße mit der Übertragungsfunktion
des Feldeffekttransistors darstellen. Sofern die Übertragungsfunktion
des Feldeffekttransistors bekannt ist, beispielsweise durch eine
vorherige Messung ohne Probe, kann die gesuchte Kenngröße dann
durch eine Entfaltung, also eine Inversion des Faltungsprozesses,
aus dem aufgenommenen Zeitverlauf erhalten werden. Die Übertragungsfunktion
kann aber auch bereits während
der Messung zumindest teilweise mit dem Zeitverlauf der primären physikalischen Messgröße verrechnet
werden, beispielsweise, indem diese mit einem zweiten, nicht direkt
mit der Probe kontaktierten Feldeffekttransistor differenziell gemessen
wird, der vorzugsweise benachbart zum ersten Feldeffekttransistor
angeordnet ist, beispielsweise im selben Array. Die Kenngröße kann
aber beispielsweise auch ermittelt werden, indem ein die Übertragungsfunktion
des Feldeffekttransistors enthaltendes mathematisches Modell des
Zeitverlaufs der primären
physikalischen Messgröße, welches
die gesuchte Kenngröße als Parameter
enthält,
unter Variation dieses Parameters an den aufgenommenen Zeitverlauf
gefittet wird. Diese Maßnahmen
zur Verarbeitung des Zeitverlaufs der primären physikalischen Messgröße und der Übertragungsfunktion
haben die Wirkung, dass die Übertragungsfunktion
quasi aus dem Zeitverlauf herauskorrigiert wird.
-
Insbesondere
kann aus der primären
physikalischen Messgröße die Impedanz
der Probe ermittelt werden, beispielsweise durch die oben beschriebene
Verrechnung des Zeitverlaufs der primären Messgröße mit der Übertragungsfunktion des Feldeffekttransistors.
Die Bestimmung der Impedanz mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhöht
die Vergleichbarkeit der Messergebnisse mit den Ergebnissen anderer
Versuche deutlich.
-
In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird eine
weitere sekundäre
physikalische Messgröße gemessen.
Diese Messgröße stellt vorteilhaft
ein Maß für eine elektrische
Aktivität
der Probe dar, die wiederum vorteilhaft Rückschlüsse auf die biologische Aktivität zulässt. Die
elektrische Aktivität
kann beispielsweise eine extrazelluläre Spannung sein, die entweder
spontan oder als Reaktion auf die Beaufschlagung mit der Wechselspannung
an der Probe anliegt. Die elektrische Aktivität der Probe und ihre Antwort
auf die Wechselspannung werden vorteilhaft mit ein und demselben
Feldeffekttransistor gemessen, was Fehler durch Abweichungen in
den Eigenschaften verschiedener Transistoren vermeidet.
-
Vorteilhaft
wird die Probe zur Stimulation elektrischer Aktivität mit einer
weiteren elektrischen Spannung beaufschlagt, beispielsweise durch
eine weitere externe Spannungsquelle, wie beispielsweise durch eine
Kontaktierung mittels Patch-Clamp-Technik oder Intrazellular-Elektroden. Die
weitere elektrische Spannung kann aber auch vorteilhaft gemeinsam
mit der Wechselspannung angelegt werden, beispielsweise, indem die
Wechselspannung auf eine Gleichspannung als weitere elektrische
Spannung aufmoduliert wird.
-
Die
sekundäre
physikalische Messgröße kann
beispielsweise ein im Vergleich zur Frequenz der Wechselspannung
niederfrequenter Anteil des durch die Source-Drain-Strecke des Feldeffekttransistors
fließenden
Stroms sein. Dieser kann nähe rungsweise
als Gleichstromanteil betrachtet werden.
-
Vorteilhaft
können
die primäre
und die sekundäre
physikalische Messgröße gleichzeitig
gemessen werden. Dies ist besonders dann vorteilhaft, wenn die primäre physikalische
Messgröße der durch
die Source-Drain-Strecke des Feldeffekttransistors fließende Strom
und die sekundäre
physikalische Messgröße ein niederfrequenter,
näherungsweise
als Gleichstromanteil zu betrachtender Anteil dieses Stroms ist.
Dann kann vorteilhaft ein Lock-In-Verstärker als Messinstrument gewählt werden.
-
Generell
ist es vorteilhaft, den durch die Source-Drain-Strecke des Feldeffekttransistors fließenden Strom,
oder allgemein die primäre
physikalische Messgröße, bei
anderen Frequenzen zu messen als der Frequenz der Wechselspannung.
Insbesondere ist es vorteilhaft, ein Frequenzspektrum des Stroms,
oder allgemein der primären
physikalischen Messgröße, aufzunehmen.
Aus diesem lässt
sich dann der Strom bei der Frequenz der Wechselspannung als primäre physikalische
Messgröße extrahieren.
Als sekundäre
physikalische Messgröße lassen sich
niederfrequente Anteile extrahieren. Viele langsame biologische
Effekte, wie beispielsweise extrazelluläre Aktivitäten, ändern den Strom bei mehreren Frequenzen,
die niedrig im Vergleich zur Frequenz der Wechselspannung sind.
Sie sind auf diese Frequenzen aufmoduliert, analog zu den Signalen
in der Nachrichtentechnik, die auf Trägerfrequenzen aufmoduliert
sind.
-
In
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird eine
Probe gewählt,
die mehrere interagierende biologische Proben umfasst, wie beispielsweise
mehrere Biomoleküle
oder eine Zelle und ein auf diese Zelle wirkender Stoff, wobei dieser Stoff
beispielsweise ein Protein oder auch ein chemischer Wirkstoff sein
kann. Dann kann vorteilhaft die biologische Wirkung dieser Interaktion
studiert werden. Bei spielsweise kann zunächst nur eine biologische Probe
vorhanden sein und die andere Probe während der Messung hinzudosiert
werden. So lassen sich zum Beispiel biomolekulare Bindungsreaktionen
zwischen einem Antigen und dem dazugehörigen Antikörper studieren. Ebenso lassen
sich Zellmembranen vor, während
und nach der Zugabe biologischer oder künstlicher membrangängiger Proteine,
wie beispielsweise Antibiotika, untersuchen.
-
Zur
Manipulation der Probe, insbesondere zu ihrer Kontaktierung mit
den Kontaktierungs- und/oder Stimulationsmitteln, können beispielsweise mikromechanische,
optische und elektrokinetische Verfahren verwendet werden. Weitere
mögliche Messmethoden
wären z.B.
Amperometrie, Voltammetrie, Coulombmetrie, Gravimetrie, Optometrie, Hallmessung,
Atomic-Force Mikroskopie (AFM), Lichtmikrospkopie, Temperatur-Sprungverfahren, Kalorimetrie
oder 2-, 3- beziehungsweise 4-Polmessung.
-
Vorteilhaft
wird die Probe auf einen elektrisch mit dem Gate verbundenen Träger aufgebracht.
Dieser Träger
kann vorteilhaft aus einem Material bestehen, das gegen die in der
Probe enthaltenen Substanzen beständiger ist als das Gate. Dann
kann auch eine Probe gewählt
werden, die das Gate selbst beispielsweise chemisch modifizieren
würde.
Zudem kann der Träger
in beliebiger Weise mit der Probe präpariert und erst unmittelbar
vor der Messung mit dem Gate verbunden werden. Die Verbindung des Trägers mit
dem Gate kann vorteilhaft lösbar
ausgestaltet sein. Dann können
beispielsweise mehr Proben auf Trägern bevorratet werden als
Feldeffekttransistoren zur Verfügung
stehen.
-
Beispielsweise
können
Zellen, Biomoleküle, Proteine
oder Teile davon in einer Suspension aufgebracht werden, die ein
Nährmedium
aufweisen kann. Die zu vermessenden Bestandteile setzen sich dann durch
ihre Masse in der Lösung
auf dem Bo den ab und adhärieren
auf der Oberfläche
des Trägers.
Bereits dieser Vorgang der Adhäsion
kann nach der elektrischen Verbindung des Trägers mit dem Gate analysiert
werden.
-
In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung wird ein Träger mit
Haftmitteln gewählt,
die die Anhaftung der Probe unterstützen. Als Haftmittel sind beispielsweise
Linker-Moleküle geeignet,
die chemisch mit dem Träger
und der Probe reagieren. Es sind aber auch beispielsweise Proteine,
wie etwa Fibronectin, Polylysin, Laminin oder andere Proteine geeignet.
Die Wahl eines Trägers
mit Haftmittel ist insbesondere vorteilhaft, wenn die Probe Zellmembranen
oder künstliche
Lipidmembransysteme enthält. Dabei
können
die Membranen mit unterschiedlichen Methoden auf den Träger transferiert
werden, wie beispielsweise durch selbstorganisierte Bildung von Monolagen,
durch schichtweise Membranabscheidung oder als Langmuir-Film.
-
In
einer weiteren besonders vorteilhaften Ausgestaltung wird ein Träger gewählt, auf
dem die Haftmittel lateral strukturiert sind. Dann kann beispielsweise
die Wanderung von Zellen entlang der lateralen Strukturen, die beispielsweise
Linien oder Knoten umfassen können,
beobachtet werden.
-
Ist
die Probe vermehrungsfähig,
so kann sie vor der Messung inkubiert werden, um die Anzahl der Zellen
und damit die Signalstärke
zu steigern. Dabei wird ein für
das Zellwachstum ausreichendes Maß an Luftfeuchtigkeit und Kohlendioxid
vorgelegt. Die Probe kann aber auch während der Messung inkubiert werden,
um mit dem erfindungsgemäßen Verfahren den
Vorgang der Zellteilung zu studieren.
-
Durch
Messungen konnte belegt werden, dass beispielsweise die folgenden
biologischen Eigenschaften von Proben mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung
und dem erfindungsgemäßen Verfahren gemessen
werden können,
wobei vorteilhaft die Vor richtung zur Durchführung des Verfahrens verwendet wird:
- – elektrische
Eigenschaften der Zelle;
- – Auswirkungen
biologischer, chemischer und physikalischer Einflussfaktoren, wie
beispielsweise toxischer Substanzen, auf eine Zelle;
- – elektrische
Abdichteigenschaften zwischen Zelle und Oberfläche des Gates oder der Referenzelektrode
- – Mikrobewegungen
von Zellen;
- – Signalübertragung
von und zu sowie zwischen Zellen;
- – Veränderung
der chemischen Zusammensetzung einer Messlösung im Flüssigkeitsreservoir beziehungsweise
zwischen der Zelle und der Oberfläche der Gates oder der Referenzelektrode;
- – Zelladhäsion;
- – Zellmotilität;
- – Zellwanderung;
- – Zellvitalität.
-
Bei
einer geeigneten Auswertung ist auch die Untersuchung der folgenden,
nach dem Stand der Technik bislang nur an Zellverbünden erfassbaren
Eigenschaften und Vorgänge
an Einzelzellen mit der Erfindung durchführbar:
- – Abstand
zwischen einer auf der Oberfläche
eines Feldeffekttransistors oder der Referenzelektrode adhärierten
Zelle und der jeweiligen Oberfläche;
- – Apoptose;
- – mutagenes
Potential bekannter sowie unbekannter Substanzen;
- – Signaltransduktion;
- – Toxikologie;
- – Zellstoffwechsel;
- – Zellverhalten
unter Strömung
in fluidischen Systemen;
- – Elektroporation
der Zellen.
-
Bei
einer geeigneten Auswertung erscheint auch die Untersuchung der
folgenden, erfassbaren Eigenschaften und Vorgänge an Zellfragmenten, Zellmembranen,
künstlichen
Modellmembranen, Proteinen oder Biomolekülen mit der Erfindung durchführbar, die
nach dem Stand der Technik bislang nicht erfasst werden konnten:
- – Bildung
von Zellmembranen bzw. künstlichen Modellmembranen;
- – Spreitung
und Fusion von Vesikeln;
- – Domänenseparation
in künstlichen
Modellmembranen;
- – Fluktuationen
in Zellmembranen bzw. künstlichen
Modellmembranen;
- – Aktivität von Ionenkanälen;
- – Pharmakologie
an Ionenkanälen;
- – Rekonstitution
von Ionenkanälen
bzw. Proteinen in Zellmembranen bzw. künstlichen Modellmembranen;
- – Bildung
von Poren in Ionenkanälen,
der Zellmembranen bzw. künstlichen
Modellmembranen;
- – Elektroporation
der Zellmembranen bzw. künstlichen
Modellmembranen;
- – Adhäsion von
Biomolekülen
an die Oberfläche;
- – Bindungsassays
von Biomolekülen;
-
Dabei
können
sämtliche
Messungen orts- und zeitaufgelöst
durchgeführt
sowie zeitliche Veränderungen
der jeweiligen Messgröße festgestellt
werden.
-
Spezieller Beschreibungsteil
-
Nachfolgend
wird der Gegenstand der Erfindung anhand von Figuren näher erläutert, ohne
dass der Gegenstand der Erfindung dadurch beschränkt wird. Es ist gezeigt:
-
1:
Blockschaltbild eines Ausführungsbeispiels
der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
-
2:
Zwei mit der Vorrichtung aus 1 durchgeführte Messungen
mit und ohne biologische Probe.
-
3: Änderung
des Messsignals in Abhängigkeit
der Salzkonzentration im Flüssigkeitsreservoir 3a.
-
4: Änderung
der Nachweisempfindlichkeit für
die Probe in Abhängigkeit
der Salzkonzentration im Flüssig
keitsreservoir 3a.
-
5:
Normierte Übertragungsfunktionen zweier
Feldeffekt transistoren 2, von denen lediglich einer mit
einer Zelle bewachsen ist.
-
6:
Nachweis einer Zellablösung
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren.
-
7:
Unterschied zwischen den Zeitverläufen der normierten Übertragungfunktion
mit bzw. ohne Probe.
-
1 zeigt
das Blockschaltbild eines Ausführungsbeispiels
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
im Betrieb. Die Vorrichtung ist in diesem Ausführungsbeispiel als Sensor-Chip
realisiert. Eine Zelle 1 ist mit dem Gate eines Feldeffekttransistors 2 kontaktiert.
Der Feldeffekttransistor 2 umfasst einen Source-Anschluss 2a,
einen Drain-Anschluss 2b und ein Gate 2c. Über der
Zelle befindet sich ein Flüssigkeitsreservoir 3a,
welches als kleine Kulturschale über
der Gateoberfläche
angeordnet ist. Eine Badelektrode 3 ist in dieses Flüssigkeitsreservoir 3a eingetaucht.
Die Badelektrode 3 wird von einem Spannungs- und Frequenzgeber 4 mit
einer Wechselspannung durchstimmbarer Frequenz beaufschlagt. Das
Flüssigkeitsreservoir 3a,
die Badelektrode 3 sowie der Spannungs- und Frequenzgeber 4 bilden
zusammen eine Einheit, die das Stimulationsmittel darstellt. Die
Kontaktierungsmittel umfassen auch einen Flüssigkeitsfilm zwischen dem
Gate des Feldeffekttransistors und der Zelle 1. Eine Auslese-
und Verstärkerelektronik 5 beaufschlagt
die Source-Drain-Strecke des Feldeffekttransistors 2 mit
einer Spannung und misst den durch diese Strecke fließenden Strom.
Da in dem Feldeffekttransistor die Source-Drain-Strecke vom Gate
isoliert ist, fließt
dieser Strom nicht durch die Probe. Die Elektronik 5 wandelt
den Strom dabei intern in eine Spannung um, so dass sie letztendlich eine
Spannungsmessung durchführt.
Die gemessene Spannung, die ein Maß für die Antwort der Probe auf
die vom Spannungs- und Frequenzgeber 4 gelieferte Wechselspannung
ist, sowie die Wechselspannung können
von einer Auswerteeinheit 6 verarbeitet und dargestellt
werden.
-
Ausführungsbeispiel
1: Einfluss der Anwesenheit einer biologischen Probe auf die Frequenzabhängigkeit
der normierten Übertragungsfunktion
-
2 zeigt
exemplarisch zwei mit der in 1 dargestellten
Vorrichtung durchgeführte
Messungen in logarithmischer Darstellung. In 2 ist jeweils
die normierte Übertragungsfunktion
Vsin/Vout gegen
die Frequenz der angelegten Wechselspannung aufgetragen, wobei Vsin die an die Badelektrode 3 angelegte
Wechselspannung und Vout die von der Auslese-
und Verstärkerelektronik 5 gelieferte
Ausgangsspannung ist. Der Feldeffekttransistor war vor der Messung
zunächst
gereinigt und mit dem Protein Poly-L-Lysin als Probe beschichtet
worden. Danach wurde ein Flüssigkeitsreservoir
mit einer wässrigen Elektrolytslösung (elektrophysiologische
Standardlösung:
5 mM KCl, 140 mM NaCl, 10 mM HEPES, 5 mM Glucose, pH 7.4 eingestellt
mit NaOH) gefüllt.
-
Die Übertragungsfunktion
des Probe-Feldeffekttransistor-Systems
wurde bei unterschiedlichen Frequenzen von fsin =
1 Hz–750
kHz und einer Amplitude von Vsin = 20 mV
gemessen (2, Kurve ➀). Aufgrund
der Gesamtimpedanz des Systems Referenzelektrode, Probe mit Kontaktierungsmittel,
Feldeffekttransistor und erste Verstärkerstufe wird das Stimulationssignal
nur bis zu Frequenzen von etwa fsin = 90
kHz verstärkt.
Für höhere Frequenzen
nimmt insbesondere der Feldeffekttransistor nicht mehr an der Gesamtsignalverstärkung dieses
Systems teil und somit werden wesentlich geringere Ausgangssignale
Vout gemessen. Dies gilt nur für diese
momentan verwirklichte Ausführung
des Messsystems und stellt keine grundsätzliche Beschränkung des
Einsatzbereichs der Erfindung dar.
-
Die
Kurve ➁ in 2 zeigt exemplarisch die Messung
der normierten Übertragungsfunktion Vsin/Vout nach einer
erneuten Reinigung der Oberfläche
und somit nach der Entfernung der biologischen Probe (Protein) von
der Oberfläche.
Der prinzipielle Verlauf der Übertragungsfunktion
des Wechselspannungssignals in den Feldeffekttransistor ist dem
in Anwesenheit des Proteins auf dem Feldeffekttransistor (Kurve ➀ in 2)
vergleichbar, jedoch erfolgt erst für Frequenzen oberhalb von fsin = 300 kHz eine abnehmende Verstärkung von
Vsin.
-
Die
in 2 gezeigte Messung mit Probe (Protein) wurde mit
veränderten
Salzkonzentrationen in der Elektrolytlösung wiederholt. 3 zeigt
die Ergebnisse dieser Messungen. Die Salzkonzentration nimmt von
den Kurven ➀ bis ➇ ab:
- ➀ – unverdünnt
- ➁ – 1:1
verdünnt
- ➂ – 1:10
verdünnt
- ➃ – 1:20
verdünnt
- ➄ – 1:100
verdünnt
- ➅ – 1:200
verdünnt
- ➆ – 1:1000
verdünnt
- ➇ – 1:2000
verdünnt.
-
Als
Verdünnungsmittel
wurde jeweils destilliertes Wasser verwendet.
-
Es
wird deutlich, dass sich hierdurch der Verlauf der normierten Übertragungsfunktion
Vsin/Vout in Abhängigkeit
der Frequenz verändert.
Hierbei bilden der Widerstand der wässrigen Elektrolytlösung REL und die Kapazität der Leiterbahn des Feldeffekttransistors
CLB einen effektiven Tiefpass mit der Grenzfrequenz
fTP = 1/(2π × REL × CLB). Es ist festzustellen, dass mit zunehmend
geringerer Konzentration der Elektrolytlösung die Verstärkung der Übertragung des
angelegten Wechselspannungssignals mit dem mit Poly-L-Lysin beschichteten
Feldeffekttransistor bei zunehmend geringeren Frequenzen geringer wird.
-
Nach
der Reinigung des Feldeffekttransistors (Entfernung der Probe) zeigt
sich eine qualitativ vergleichbare Abhängigkeit der normierten Übertragungsfunktion
von der Frequenz. Analog zu 2 entscheidet
die An- oder Abwesenheit der Probe jedoch über die Grenzfrequenz, bis
zu der eine ungehinderte Übertragung
erfolgen kann. 4 zeigt die Differenz Δ(Vsin/Vout) der jeweiligen Übertragungsfunktionen
in An- und Abwesenheit des Poly-L-Lysins für unterschiedliche Salzkonzentrationen
(von ➀-➇ abnehmende Salzkonzentration der Elektrolytlösung). Die
betragsmäßige Differenz,
und damit die Empfindlichkeit der Messanordnung für den Nachweis
des Vorhandenseins der Probe, wird mit abnehmender Salzkonzentration
größer.
-
Es
wird deutlich, dass sich die vorliegende Erfindung zum Nachweis
von Biomolekülen
wie beispielsweise Proteinen oder DNA eignet. Ebenso konnte eindeutig
gezeigt werden, dass sich die vorliegende Erfindung zum Nachweis
der Adhäsion
von Biomolekülen
auf den Feldeffekttransistoren eignet. Durch eine differentielle
Messung ist sogar eine quantitative Aussage hinsichtlich der Menge
der gebundenen Biomoleküle möglich.
-
Ausführungsbeispiel
2: Differentielle Messung zur Untersuchung der Eigenschaften einer
Einzelzelle.
-
5 zeigt
exemplarisch eine differentielle Messserie der normierten Übertragungsfunktion zweier
unterschiedlicher, gleich beschichteter (Poly-L-Lysin) Feldeffekttransistoren
auf demselben Sensor-Chip mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung gemäß 1.
Einziger Unterschied zwischen beiden Feldeffekttransistoren ist,
dass auf einem der Feldeffekttransistoren eine Zelle (HEK293) gewachsen
ist (➀), während
sich auf dem anderen Feldeffekttransistor keine Zelle befindet (➁).
Dieser Chip wurde zwecks Inkubation nach Auftragung der Zellsuspension
für die
Dauer von drei Tagen in einem Brutschrank unter konstanter CO2-Atmosphäre und konstanter
Temperatur aufbewahrt.
-
Die
normierte Übertragungsfunktion
des Einzel-Zell-Feldeffekttransistor-Systems
wurde bei unterschiedlichen Frequenzen von fsin =
1 Hz–750
kHz und einer Amplitude von Vsin = 20 mV
gemessen. Für den
Feldeffekttransistor ohne Zelle erfolgt eine ungehinderte Gesamtsignalverstärkung des
Systems, und die angelegten Wechselspannungssignale erfahren hierdurch
eine höhere
Verstärkung
bis zu Frequenzen von etwa fsin = 70 kHz;
für höhere Frequenzen
erfolgt ein wesentlich geringere Verstärkung der übertragenen Wechselspannungssignale
(Kurve ➁). Für den
Feldeffekttransistor mit der adhärierten
Zelle ist ein signifikant unterschiedlicher Verlauf der Übertragungsfunktion
festzustellen (Kurve ➀): Grundsätzlich führt die Zellabdeckung des Feldeffekttransistors
zu einer unterschiedlichen Übertragungsfunktion
des Wechselspannungssignals in den Feldeffekttransistor. In allen
Fällen
nimmt der Feldeffekttransistor schon bei wesentlich geringeren Frequenzen
nicht mehr an der Gesamtsignalverstärkung des Systems teil, und
die angelegte Wechselspannung wird nicht mehr verstärkt (hier:
für Frequenzen
oberhalb von fsin = 10 kHz).
-
Aufgrund
der gemessenen Übertragungsfunktion
ist es durch eine geeignete Auswertung möglich, die elektrischen Abdichtungseigenschaften zwischen
der Zelle und dem Feldeffekttransistor zu bestimmen. Für diese
exemplarische Zelle ergab sich ein Abdichtwiderstand von etwa 1
MΩ.
-
Nach
der Messung wurde der Sensor-Chip gereinigt, wobei sowohl die Zelle
als auch die Beschichtungen entfernt wurden. Anschließend wurde erneut
eine vollständige
Messung des Frequenzgangs der normierten Übertragungsfunktion durchgeführt. Nach
der Reinigung unterschieden sich die Übertragungsfunktionen der zuvor
exemplarisch gezeigten Feldeffekttransistoren auf dem selben Sensor-Chip
nicht mehr. Insofern ist eindeutig gezeigt, dass sich die vorliegende
Erfindung zur Messung der Übertragungsfunktion
sowie Veränderungen
der Übertragungsfunktion
durch die Anwesenheit von Einzel-Zellen auf den Feldeffekttransistoren
eignet.
-
Ausführungsbeispiel
3: Messung des Zeitverlaufs einer Zellablösung.
-
6 zeigt
exemplarisch eine zeitabhängige Messung
der Veränderung
der Übertragungsfunktion der
beiden in 5 gezeigten Feldeffekttransistoren mit
und ohne Zelle auf dem Feldeffekttransistor. Aufgetragen ist die
normierte Übertragungsfunktion Vsin/Vout gegen die
Zeit t. Als konstante Frequenz der Wechselspannung wurde fsin = 200 kHz gewählt. Dies ist die Frequenz,
bei der zwischen beiden Feldeffekttransistoren der maximale Unterschied
in der Übertragungsfunktion
festgestellt wurde (siehe 5). Die Amplitude
der Wechselspannung betrug Vsin = 20 mV.
Der Graph zeigt bis 240 s nur geringe Unterschiede zwischen den Übertragungsfunktions-Langzeitsignalen
der Feldeffekttransistoren mit Zelle (Kurve ➀) und ohne
Zelle (Kurve ➁).
-
Nach
240 Sekunden wurde in die Kulturschale auf dem Sensor-Chip 100 μl Trypsin
gegeben (Konzentration: Pfeil markiert die Zugabe). In diesem Ausführungsbeispiel
war die Kulturschale so groß ausgestaltet,
dass dadurch die Gates beider Feldeffekttransistoren mit dem Trypsin
benetzt wurden. Dieses Enzym hat zur Folge, dass sämtliche
membranständigen
Proteine der Zellen – unter
anderem auch die Proteine, die für
die Adhäsion
der Zellen auf der Oberfläche
verantwortlich sind – enzymatisch
abgebaut werden. Nach einiger Zeit lösen sich die Zellen von der
Oberfläche.
Optisch ist dies mit einer zunehmenden Abkugelung der Zellen zu
beobachten.
-
In
der Messung hat die Zugabe des Trypsins einen signifikanten Effekt
zur Folge: Die normierte Übertragungsfunktion
der Wechselspannung nimmt für
den Feldeffekttransistor mit der adhärierten Zelle deutlich zu und
erreicht schließlich
einen stationären Wert,
der etwa 80 % höher
als zu Beginn der Messung liegt. Demgegenüber verändert sich die Übertragungsfunktion
für den
Feldeffekttransistor ohne Zelle nur geringfügig während der Zugabe des Trypsins.
-
Es
ist deutlich nachgewiesen, dass mit der vorliegenden Erfindung die
Veränderung
der Adhäsion
einer Einzel-Zelle auf einen Feldeffekttransistor signifikant nachweisbar
ist. Insofern eignet sich die vorliegende Erfindung zur Studie der
sowohl der orts- und zeitaufgelösten
Zelladhäsion,
sowie der orts- und zeitaufgelösten
Zellablösung.
Somit ist es möglich,
die Ablösung
einer Zelle, gleich aus welchem Anlass, zu registrieren. Dies kann
beispielsweise in der Toxikologie oder zum Nachweis des Vorhandenseins
anderer die Zelläblösung auslösender Stoffe
eingesetzt werden.
-
Ausführungsbeispiel
4: Nachweis von Mikrobewegungen einer Zelle.
-
7 zeigt
das Ergebnis einer analog zu 5 durchgeführten Messung.
Im Unterschied zu 5 wurde die normierte Übertragungsfunktion, analog
zu 6, zeitabhängig
gemessen. Im Unterschied zu 6 wurde
während
der Messung nicht in das System eingegriffen. Der obere Teil von 7 zeigt
die normierte Übertragungsfunktion
des Feldeffekttransistors mit Zelle, der untere Teil von 7 die des
Feldeffekttransistors ohne Zelle. Die Übertragungsfunktionen sind
jeweils gegen die Zeit t aufgetragen. Als konstante Frequenz der
Wechselspannung wurde fsin = 200 kHz gewählt. Dies
ist die Frequenz, bei der zwischen beiden Feldeffekttransistoren
der maximale Unterschied in der Übertragungsfunktion
(siehe 4) festgestellt wurde. Die Amplitude der Wechselspannung
betrug Vsin = 20 mV.
-
7 zeigt
die in 6 nur geringfügig sichtbaren
Unterschiede zwischen beiden Übertragungsfunktionen
in Vergrößerung.
Während
für den Feldeffekttransistor
ohne Zelle nur geringe Schwankungen zu registrieren sind (unten),
sind für
den Feldeffekttransistor mit Zelle schon deutliche Veränderungen
in der Übertragungsfunktion
festzustellen. Diese Veränderungen
der Übertragungsfunktion
lassen sich mit lokalen Mikrobewegungen der adhärierten Zelle korrelieren.
-
Insofern
ist deutlich nachgewiesen, dass mit der vorliegenden Erfindung die
Veränderung
der Adhäsion
einer Einzel-Zelle
aufgrund von Mirkobewegungen der Zelle signifikant nachweisbar ist.
Daher eignet sich die vorliegende Erfindung zur schnellen und effizienten
Messung der Toxizität
unbekannter Substanzen, da solche Mikrobewegungen der Zelle wie
auch die Zellmotilität
ein stark an die Zellvitalität gekoppelter
Parameter ist, der durch toxische Substanzen signifikant geändert wird.
-
Die
hier gezeigten Ausführungsbeispiele schränken die
Erfindung nicht auf biologische Proben ein. Die Grundidee, für die stromlose
Messung eines Wechselstromwiderstands einen Feldeffekttransistor einzusetzen,
ist an jedem System realisierbar, das mit einer Wechselspannung
beaufschlagt werden kann und das Ladungen mit dem Gate eines Feldeffekttransistors
austauschen kann.