DE102006055234A1

DE102006055234A1 - Fahrzeugsitz, insbesondere Kraftfahrzeugsitz

Info

Publication number: DE102006055234A1
Application number: DE102006055234A
Authority: DE
Inventors: Sascha Tippl; Thomas Kaiser; Ulf Schlenker; Michael Gräter
Original assignee: Keiper Recaro GmbH and Co; Recaro GmbH and Co KG
Current assignee: Adient Luxembourg Holding SARL
Priority date: 2006-11-21
Filing date: 2006-11-21
Publication date: 2008-05-29

Abstract

Bei einem Fahrzeugsitz (1), insbesondere Kraftfahrzeugsitz, mit einem Sitzteil (3), einer Lehne (8) und wenigstens einem Beschlag (5), mittels dessen die Lehne (8) am Sitzteil (3) befestigt und relativ zu diesem um eine Lehnenschwenkachse (16) schwenkbar ist, wobei die Lehne (8) eine Lehnenschale (10) und wenigstens einen Lehnenadapter (12) aufweist, der an der Lehnenschale (10) und am Beschlag (5) befestigt ist, ist die Lehnenschale (10) mittels eines Drehlagers (22) am Lehnenadapter (12) gelagert und wenigstens im Falle eines Heckcrashs von einer Schlitz-Zapfen-Führung (18, 20) geführt um das Drehlager (22) relativ zum Lehnenadapter (12) schwenkbar.

Description

Die Erfindung betrifft einen Fahrzeugsitz, insbesondere einen Kraftfahrzeugsitz, mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruches 1.
In der WO 2004/113114 A2 ist ein Fahrzeugsitz dieser Art beschrieben. Sitzteil und Lehne weisen jeweils eine Schale als tragende Struktur auf, wobei die Schalen mittels Adaptern an Lehnenneigungseinstell-Beschlägen befestigt sind. Ein Fahrzeugsitz mit einer einteiligen Schale als gemeinsamer tragender Struktur für Sitzteil und Lehne ist aus der DE 197 11 944 A1 bekannt. Die Schale ist beidseitig mittels je zwei Schlitz-Zapfen-Führungen an einem fahrzeugstrukturfesten Adapter befestigt. Im Falle eines Heckcrash übt der Insasse mit seinem Beckenbereich ein Drehmoment auf die Schale aus, welche sich daraufhin in einer ersten Phase aufrichtet. Mit der Anlage des gesamten Torsos des Insassens an der Schale neigt sich die Schale in einer zweiten Phase wieder nach hinten, und zwar über die Ausgangsstellung hinaus. Die EP 0 850 155 B1 zeigt ein ähnliches Verhalten. Die Lehne ist mittels zweier Schlitz-Zapfen-Führungen beidseitig an Adaptern befestigt, welche wiederum mittels Beschlägen am Sitzteil befestigt sind. Nach einem Heckcrash richtet sich die Lehne in der ersten Phase relativ zu den Adapter auf, während sie sich in der zweiten Phase samt Adaptern nach hinten neigt. Diese letztgenannte Bewegung erfolgt um die durch die Beschläge definierte Lehnenschwenkachse und entgegen der Kraft einer Feder oder dergleichen.
Es sind auch Fahrzeugsitze bekannt, bei denen die Lehne als tragende Struktur Rahmen aufweist und zweigeteilt ist, wie beispielsweise in der GB 2 318 045 A oder der DE 196 43 977 C2 beschrieben, wobei der obere Teil der Lehne im Crashfall nach vorne schwenkt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, einen Fahrzeugsitz der eingangs genannten Art zu verbessern. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Anspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Die Lagerung der Lehnenschale mittels eines realen Drehlagers anstelle eines gedachten Drehlagers am Lehnenadapter und die Führung mittels einer Schlitz-Zapfen-Führung ergibt eine einfachere Bewegung und ist kostengünstiger herzustellen. Das Drehlager kann damit auch relativ weit oberhalb des unteren Teils der Lehne angebracht werden, so dass eine optimale Wirkung der Vorschwenkbewegung eintritt und die letztgenannte Bewegung bei Anlage des Schulter- und Kopfbereiches des Insassens nicht umgekehrt wird.
Unter einer Schale soll ein tragendes Strukturelement verstanden werden, welches für sich alleine den ihm zugedachten Flächenbereich ausfüllt und so auf der Rückseite (im Falle einer Zuordnung zur Lehne) oder Unterseite (im Falle einer Zuordnung zum Sitzteil) sichtbar bleiben kann und in der Regel auch bleibt, ohne dort einer Verblendung oder dergleichen zu bedürfen. Diese unverblendeten, ungepolsterten und unbezogenen Seiten sind vorzugsweise auch speziell als Sichtflächen ausgebildet. Aus Designgründen ist aber auch eine Verblendung denkbar. Im Gegensatz dazu soll unter einem Rahmen ein tragendes Strukturelement verstanden werden, welches den ihm zugedachten Flächenbereich nur teilweise ausfüllt und so die offenen Bereiche des Rahmens einer Verblendung bedürfen.
Im folgenden ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen
1 eine Seitenansicht des Ausführungsbeispiels für den normalen Sitzgebrauch,
2 eine Seitenansicht des Ausführungsbeispiels nach einem Heckcrash,
3 eine Teilansicht gemäß einer Abwandlung, und
4 eine Teilansicht gemäß einer weiteren Abwandlung.
Ein Fahrzeugsitz 1 ist als Vordersitz für ein Kraftfahrzeug vorgesehen. Der Fahrzeugsitz 1 umfasst ein Sitzteil 3, welches eine Sitzteilschale 5 als tragende Struktur und einen beidseitig oder zwei seitlich an der Sitzschale 5 direkt oder indirekt befestigte Sitzteiladapter 7 aufweist, sowie eine Lehne 8, welche eine Lehnenschale 10 als tragende Struktur und zwei seitlich an der Lehnenschale 10 befestigte Lehnenadapter 12 aufweist. Der Fahrzeugsitz 1 umfasst ferner zwei Beschläge 15, mittels denen die Lehne 8, genauer gesagt ihre Lehnenadapter 12, beidseitig am Sitzteil 3, genauer gesagt am Sitzteiladapter 7, befestigt und relativ zu diesem um eine Lehnenschwenkachse 16 schwenkbar, vorliegend neigungseinstellbar (manuell oder motorisch) und freischwenkbar, ist.
Die Sitzteilschale 5 und die Lehnenschale 10 sind in an sich bekannter Weise ausgebildet, d.h. sie sind auf der dem Insassen zugewandten Seite gepolstert und bezogen, während die vom Insassen abgewandte Seite unverblendet, ungepolstert und unbezogen und daher sichtbar ist. Die letztgenannte Seite ist wenigstens im Falle der Lehnenschale 10 als optisch ansprechende Sichtfläche ausgebildet. Die beiden Schalen 5 und 10 sind in Leichtbauweise hergestellt und bestehen beispielsweise aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). In einer Schalenhybridbauweise sind die Schalen 5 und/oder 10 durch metallische Elemente ergänzt. Soweit keine gesondert beweglichen Baugruppen, beispielsweise eine separate Kopfstütze, vorgesehen sind, sind die beiden Schalen 5 und 10 jeweils einstückig ausgebildet. Verschiedene, vorzugsweise angeformte Seitenwangen zur seitlichen Abstützung des Insassens, beispielsweise seiner Oberschenkel bzw. seines Torsos und/oder seiner Schultern, geben den beiden Schalen 5 und 10, insbesondere der Lehnenschale 10 eine stark konturierte Form.
Jeder der Beschläge 15 weist zwei Beschlagteile auf, die zur Neigungseinstellung relativ zueinander verdrehbar sind. Ein erstes Beschlagteil ist am Sitzteiladapter 7 befestigt, während das zweite Beschlagteil dem Lehnenadapter 12 und somit der Lehne 8 zugeordnet ist. Bei einer an sich bekannten Ausbildung des Beschlags 15 als Rastbeschlag sind die beiden Beschlagteile drehbar aneinander gelagert und mittels – vorzugsweise radial verschieblichen – Riegeln miteinander lösbar verriegelbar. Das zweite Beschlagteil ist dann am Lehnenadapter 12 befestigt. Bei einer ebenfalls an sich bekannten Ausbildung des Beschlags 15 als Getriebebeschlag stehen die beiden Beschlagteile in Getriebeverbindung miteinander, beispielsweise mittels eines – vorzugsweise selbsthemmenden – Exzenterumlaufgetriebes. Für das Freischwenken ist ein drittes Beschlagteil vorgesehen, welches mit dem zweiten Beschlagteil lösbar verriegelbar und am Lehnenadapter 12 befestigt ist. Soweit das erste Beschlagteil und das zweite Beschlagteil eine Drehbewegung mit überlagerter Taumelbewegung relativ zueinander ausführen, ist die Lehnenschwenkachse 16 durch das Zentrum des zweiten Beschlagteil definiert, was vorliegend mit der Schwenkachse für das zentrische Freischwenken zusammenfällt.
Für die Befestigung der Lehnenschale 10 an den Lehnenadaptern 12 weist die Lehnenschale 10 formangepasste Flächenbereiche, bei flachen Lehnenadaptern 12 also flache Bereiche auf, die durch Metalleinlagen oder dergleichen verstärkt sein können. Eine derartige Anbringung ist aus der WO 2004/113114 A2 bekannt, deren Offenbarungsgehalt ausdrücklich einbezogen wird. Die Verbindung der Bauteile erfolgt auf jeder Seite der Lehnenschale 10 an zwei Punkten. Ein Bolzen 18, der fest an der Lehnenschale 10 angebracht ist und in horizontaler Richtung von dieser absteht, greift durch eine Kulisse 20 des zugeordneten Lehnenadapters 12 und ist axial gesichert, beispielsweise durch eine Mutter oder einen angeformten Kopf, wodurch auch eine reibschlüssige Sicherung in der Erstreckungsrichtung der Kulisse 20 erfolgen kann. Ein zum Bolzen 18 paralleler zweiter Bolzen, der vorliegend ebenfalls fest an der Lehnenschale 10 angebracht ist, greift – unter Bildung eines Drehlagers 22 – durch eine Öffnung des zugeordneten Lehnenadapters 12 und ist axial gesichert. Das Drehlager 22 ist oberhalb des Bolzens 18 angeordnet, vorzugsweise oberhalb des Hüftpunktes und des Schwerpunktes des Torsos des Insassens. Die Drehlager 22 auf den beiden Seiten der Lehnenschale 10 fluchten miteinander und definieren eine horizontale Schwenkachse, um welche die Lehnenschale 10 relativ zu den Lehnenadaptern 12 in dem Maße schwenkbar ist, wie jeweils der Bolzen 18 in der zugeordneten Kulisse 20 beweglich ist. Die Kulisse 20 ist kreisbogenförmig um das Drehlager 22 gekrümmt.
Während des normalen Sitzgebrauchs wird der Bolzen 18 durch wenigstens ein Deformationselement 24 und gegebenenfalls auf die vorbeschriebene Weise reibschlüssig in seiner Ausgangsposition in der Kulisse 20 gehalten, nämlich dem in Fahrtrichtung weiter vorne gelegenen Ende der Kulisse 20. Das Deformationselement 24 ist vorliegend ein in die Kulisse 20 ragender Materialvorsprung des Lehnenadapters 12. Es sind vorliegend zwei Materialvorsprünge auf den beiden Längsseiten der Kulisse 20 vorgesehen, welche die Kulisse 20 soweit einschnüren, dass die verbleibende engste Kulissenbreite kleiner als der Durchmesser des Bolzens 18 ist, wodurch der Bolzen 18 formschlüssig gehalten wird. Es können aber auch Knitterelemente, Energieabsorptionselemente, Kunststoffpuffer und dergleichen als Deformationselemente 24 verwendet werden, die angeformt oder gesondert ausgebildet sein können. Das Deformationselement 24 hält den Bolzen 18 in der Ausgangsposition bis zu einer Grenzkraft auf die Lehne 8.
Wird die Lehne 8 stark belastet, beispielsweise im Falle eines Heckcrashs durch den Körper des Insassens, zeigt die Lehne 8 eine Crashfunktion. Der untere Teil des Torsos des Insassens, also sein Beckenbereich, drückt beim Heckcrash gegen den unteren Teil der Lehnenschale 10 und übt damit ein Drehmoment um die Drehlager 22 aus. Das Gegenmoment wird zwischen erstem Bolzen und Deformationselement 24 aufgebaut. Wird die Grenzkraft überschritten, gibt das Deformationselement 24 nach und gibt den Bolzen 18 frei für eine Bewegung entlang der Kulisse 20. Vorliegend werden die Materialvorsprünge plastisch verformt, indem sie beiseite gedrückt werden. Die Lehnenschale 10 schwenkt um die Drehlager 22 nach vorne, d.h. der untere Teil bewegt sich entgegen der Fahrtrichtung nach hinten und der obere Teil in Fahrtrichtung nach vorne, geführt von der durch Bolzen 18 und Kulisse 20 definierten Schlitz-Zapfen-Führung. Der obere Teil des Torsos des Insassen, also sein Schulter- und Kopfbereich, kommt dann schneller und unter einem steileren Winkel in Anlage an die Lehnenschale 10. Insgesamt wird damit der Körper des Insassens besser aufgefangen und eine Bewegung des Körpers nach oben aufgrund einer Rampenwirkung der Lehnenschale 10 vermieden. Das tiefe Angreifen des unteren Teils des Torsos des Insassens verhindert, dass die Lehnenschale 10 nach Anlage des oberen Teils des Torsos ihre Bewegung teilweise oder vollständig umkehrt.
In abgewandelten Ausführungsformen können der Bolzen 18 und die Kulisse 20 oberhalb des Drehlagers 22 angeordnet sein oder je zwei Bolzen 18 und Kulissen 20 punktsymmetrisch zum Drehlager 22 angeordnet sein.

1: Fahrzeugsitz
3: Sitzteil
5: Sitzteilschale
7: Sitzteiladapter
8: Lehne
10: Lehnenschale
12: Lehnenadapter
15: Beschlag
16: Lehnenschwenkachse
18: Bolzen
20: Kulisse
22: Drehlager
24: Deformationselement

Claims

Fahrzeugsitz, insbesondere Kraftfahrzeugsitz, mit einem Sitzteil (3), einer Lehne (8) und wenigstens einem Beschlag (5), mittels dessen die Lehne (8) am Sitzteil (3) befestigt und relativ zu diesem um eine Lehnenschwenkachse (16) schwenkbar ist, wobei die Lehne (8) eine Lehnenschale (10) und wenigstens einen Lehnenadapter (12) aufweist, der an der Lehnenschale (10) und am Beschlag (5) befestigt ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Lehnenschale (10) mittels eines Drehlagers (22) am Lehnenadapter (12) gelagert und wenigstens im Falle eines Heckcrashs von einer Schlitz-Zapfen-Führung (18, 20) geführt um das Drehlager (22) relativ zum Lehnenadapter (12) schwenkbar ist.
Fahrzeugsitz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die durch das Drehlager (22) definierte Schwenkachse der Lehnenschale (10) parallel zur Lehnenschwenkachse (16) und oberhalb derselben angeordnet ist.
Fahrzeugsitz nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass im Falle eines Heckcrashs der Insasse mit dem unteren Teil seines Torsos ein Drehmoment um das Drehlager (22) auf die Lehnenschale (10) ausübt.
Fahrzeugsitz nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass bei Überschreiten einer Grenzkraft die Lehnenschale (10) nach vorne schwenkt.
Fahrzeugsitz nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass während des Heckcrashs der obere Teil des Torsos des Insassens stets ein kleineres Drehmoment um das Drehlager (22) auf die Lehnenschale (10) ausübt als der untere Teil des Torsos.
Fahrzeugsitz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlitz-Zapfen-Führung (18, 20) von einem Bolzen (18) an der Lehnenschale (10) und einer Kulisse (20) im Lehnenadapter (12) gebildet wird.
Fahrzeugsitz nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Kulisse (20) wenigstens ein Deformationselement (24) angeordnet ist, welches im Normalfall den Bolzen (18) in seiner Ausgangsposition hält.
Fahrzeugsitz nach Anspruch 4 und 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Deformationselement (24) bei Überschreiten der Grenzkraft den Bolzen (18) für eine Bewegung in der Kulisse (20) freigibt.
Fahrzeugsitz nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Deformationselement (24) plastisch deformierbar ist.
Fahrzeugsitz nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine in die Kulisse (20) ragende Materialpartie des Lehnenadapters (12) als Deformationselement (24) vorgesehen ist.