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Die
Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Erfassen der Temperaturverteilung
an der Umfangsfläche
eines Rades eines Schienenfahrzeuges mit Hilfe einer Wärmebildkamera.
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In
gleicher Weise bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zum
Erfassen der Temperaturverteilung an der Umfangsfläche eines
Rades eines Schienenfahrzeuges mit Hilfe einer Wärmebildkamera.
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Im
Betrieb eines Schienenfahrzeuges entsteht durch Reibung zwischen
Rad und Schiene ein oft nicht unerheblicher Verschleiß. Hauptverursacher für einen
solchen Verschleiß sind
der Brems- und Anfahrtsschlupf, ein Anlaufen eines Spurkranzes an
der Schiene, Stick-Slip-Effekte
durch Torsionsschwingungen in den Achsen sowie Mehrpunktberührung zwischen
Rad und Schiene.
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Es
ist ein bekannter Wunsch, den Verschleiß sowohl an den Rädern eines
Schienenfahrzeuges als auch an den Schienen so gering wie möglich zu
halten. Die Erfindung geht davon aus, dass ein Verschleiß immer
zur Erzeugung von Wärme
führt. Wenn
man die bei den verschleißerzeugenden
Vorgängen
entstehende Wärme
bzw. Wärmeverteilung misst,
könnte,
so sollte man aus den Messergebnissen auf die Ursachen schließen können, die
zu einem Verschleiß führen.
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Es
ist auf vielen Gebieten der Technik bekannt, Wärmebildkameras, auch Thermografiekameras
genannt, zu verwenden, um eine Wärmeverteilung
an Objekten zu ermitteln. Im vorliegenden Fall hat sich jedoch gezeigt,
dass eine Wärmebildkamera nicht
ohne weiteres eingesetzt werden kann, da das blanke Metall der Radlauffläche elektromagnetische Strahlung
im infraroten Wellenlängenbereich
sehr gut reflektiert aber ein schlechter Eigenstrahler ist.
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Beispielsweise
ist es aus der Patent Abstracts of Japan
JP10073411A bekannt geworden, eine
Wärmebildkamera
zur Untersuchung der Schienenoberfläche auf Fehler zu verwenden.
Dazu wird ein eigenes Testfahrzeug benutzt, das eine Wärmequelle,
insbesondere ein Reibrad besitzt, um die Schiene lokal zu erwärmen. Hinter
dem Reibrad sowie vor dem Reibrad wird eine Wärmekamera über eine Spiegelanordnung senkrecht
gegen die Schiene gerichtet. Das genannte Problem der Reflektion
stellt sich hier insofern nicht, als die Verwendung eines eigenen
Fahrzeuges mit entsprechenden räumlichen Voraussetzungen
es gestattet, senkrecht auf die Schienenoberfläche gerichtete Strahlengänge zu verwenden.
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Es
sei an dieser Stelle erwähnt,
dass man auch versucht hat (
DD
239 659 A1 ), durch Reflektion von sichtbarem Licht an rotierenden,
einer Reibbeanspruchung ausgesetzten Oberflächen, wie zum Beispiel auf
einer Schiene laufenden Rädern,
Schädigungen
der Oberfläche
zu erkennen. Dabei wird die Intensitätsverteilung des reflektierten
Lichtes mit Hilfe eines Rechners ausgewertet. Dieses Verfahren geht
jedoch nicht von der erwähnten
eigenen Wärmestrahlung
eines Rades oder einer Schiene aus.
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Die
GB 2 296 335 A beschreibt
ein Verfahren zur Überprüfung der
strukturalen Integrität
der Lauffläche
von Reifen für
LKWs oder Busse. Dabei wird ein Bereich der Reifen durch eine externe
Wärmequelle
niedriger Intensität
erwärmt.
Die dann in diesem Bereich emittierte infrarote Wärmestrahlung wird
mit einer Wärmebildkamera
aufgenommen und mit der zur Erwärmung
zugeführten
Energie verglichen, um fehlerhafte Stellen im Reifen zu erkennen.
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Die
DE-OS 2 329 843 und
die
DE 3 020 331 A1 zeigen
Vorrichtungen zum Erkennen unzulässig erwärmter Bauteile,
insbesondere Räder,
Radkränze und
Bremsen, an fahrenden Schienenfahrzeugen. Dabei werden am Eisenbahngleis
stationäre
Detektoren angeordnet, die speziell erhöhte Lager-, Radkranz- und Bremsklotztemperaturen
vorbeifahrender Schienenfahrzeuge messen können.
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Es
ist eine Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung sowie ein Verfahren
zum Erfassen der Temperaturverteilung an der Umfangsfläche eines
Rades, insbesondere an der Lauffläche eines Rades zu schaffen,
welche unter Berücksichtigung
des genannten Problems der Reflektion und Eigenstrahlung verlässliche
Messwerte bzw. Wärmebilder
liefert, die einen verlässlichen
Rückschluss
auf die auftretende Reibung bzw. den Verschleiß an Rad und/oder Schiene ermöglicht,
ohne dass Wärmestrahlung
aus der Umgebung die Ergebnisse stark beeinflusst.
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Diese
Aufgabe wird mit einer Vorrichtung der eingangs genannten Art gelöst, bei
welcher erfindungsgemäß die optische
Achse der Wärmebildkamera
im wesentlichen parallel zu der Mittenebene des Rades liegt und
zu einem Messbereich der Umfangsfläche des Rades verläuft, der
unterhalb der Radachse gelegen ist.
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Dank
der Erfindung wird zunächst
vermieden, dass fremde Wärmestrahler
einen starken Einfluss auf das jeweils erfasste Wärmebild
ausüben. Durch
die Ausrichtung der optischen Achse der Wärmbildkamera werden, natürlich einen
geeigneten Bildausschnitt und eine Brennweite der Kamera vorausgesetzt,
keine Bilder erfasst, die seitlich oder oberhalb des Rades liegen.
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Bei
einer vorteilhaften Ausführungsform
ist vorgesehen, dass die optische Achse der Wärmebildkamera unter einem solchen
Winkel gegen die Umfangsfläche
eines Rades gerichtet ist, dass ein dem Rad benachbarter Abschnitt
der Schienenfläche über die
Radumfangsfläche
zu der Wärmebildkamera
reflektiert wird. Dadurch wird aus der Not der stark reflektierenden
Radlauffläche
insofern eine Tugend gemacht, als die über das Rad reflektierte Strahlung eine
nützliche
Information enthält,
da sie zum Großteil
von der Schiene kommt, die im Aufstandstandspunkt des Rades ebenso
erwärmt
wird wie das Rad, sodass auch die Wärmestrahlung der Schiene zur Auswertung
herangezogen werden kann. In diesem Fall werden sowohl die Strahlung
der Schiene als auch die Strahlung des Rades gleichzeitig gemessen.
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Eine
vorteilhafte Variante der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass
der von der Wärmebildkamera
erfasste Messbereich in Fahrtrichtung gesehen hinter der Radachse
liegt. Dadurch wird einerseits der soeben erwärmte Bereich des Rades erfasst
bzw. auch der soeben erwärmte
Bereich der Schiene.
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Zweckmäßigerweise
ist weiters vorgesehen, dass die optische Achse der Wärmebildkamera
von dieser ausgehend über
einen Spiegel zu dem Messbereich der Umfangsfläche eines Rades verläuft. Dies
ermöglicht
eine weitgehend freie Hand in der Anordnung der Wärmebildkamera,
insbesondere an einer Stelle, an welcher sie geschützt angeordnet werden
kann.
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Die
Aufgabe der Erfindung wird auch mit einen Verfahren der eingangs
genannten Art gelöst,
bei welchem erfindungsgemäß mit Hilfe
der Wärmebildkamera
ein Messbereich der Umfangsfläche
eines Rades erfasst wird, über
den ein in Nähe
des Rades und hinter diesem gelegener Abschnitt der Schienenoberfläche in das
Kamerabild eingespiegelt wird.
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Durch
dieses Verfahren können
gleichzeitig aktuell erwärmte
Bereiche von Rad und Schiene erfasst und gemessen werden.
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Die
Erfindung samt weiterer Vorteile ist im folgenden anhand einer beispielsweisen
Ausführungsform
näher erläutert, die
in der Zeichnung veranschaulicht ist. In dieser zeigen:
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1 in
schematischer Seitenansicht eine Vorrichtung gemäß der Erfindung und
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2 eine
schematische Draufsicht auf die Vorrichtung nach 1 Anhand
der Zeichnung wird nun ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung im Detail erläutert.
Ein Rad RUO eines Schienenfahrzeuges ist in üblicher Weise an einem Drehgestellrahmen gelagert,
welcher der Übersicht
halber nicht eingezeichnet ist, wobei die Radachse mit a bezeichnet
ist. Das Rad weist eine Radlauffläche RLF sowie einen Spurkranz
SPK mit einer Spurkranzfläche
SPF auf. Beide Flächen
zusammen werden im folgenden als Umfangsfläche des Rades bezeichnet. Das
Rad rollt in einem gleitenden Aufstandspunkt ASP längs einer Schiene
SHI ab. Es ist dabei klar, das der Begriff „Aufstandspunkt" nicht geometrisch
zu verstehen ist, da sich sowohl das Rad als auch die Schiene unter der
einwirkenden Kraft verformen, sodass weder eine punkt- noch linienförmige Berührung sondern vielmehr
eine flächenförmige Berührung stattfindet. Die
Schienenoberfläche
ist mit SOF bezeichnet.
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An
dem Drehgestellrahmen ist eine handelsübliche Wärmebildkamera WBK befestigt,
zum Beispiel eine Kamera der Type TVS 700 der Firma AVIO. Unterhalb
der Kamera beziehungsweise des Kameraobjektives ist ein Spiegel
SPE angeordnet, hier unter 45 Grad zu der von der Kamera ausgehenden
optischen Achse o, wobei dieser Spiegel entsprechend dem zu erfassenden
Strahlungsspektrum zur Reflektion von Infrarotstrahlung geeignet
sein muss. Ein solcher Spiegel kann beispielsweise von der Firma ALANOD
unter der Bezeichnung „MIRO
27" bezogen werden
bzw. aus poliertem Aluminium bestehen. Dank des Spiegels wird die
optische Achse o zu der Radlauffläche RLF geführt und zwar unterhalb der Radachse
a, vorzugsweise möglichst
nahe zu der Schienenoberfläche
SOF.
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Da
das blanke Metall der Radlauffläche
RLF Wärmestrahlung
sehr gut reflektiert, dafür
aber schlecht Wärmestrahlung
abstrahlt, wird die optische Achse o der Wärmbildkamera WBK so gelegt,
dass sie im wesentlichen in der Radmittenebene r, zumindest im wesentlichen
parallel zu dieser Ebene r liegt. Auf diese Weise wird vermieden,
dass fremde Wärmestrahler
in das Kamerabild eingespiegelt werden. Solche Wärmestrahler können entweder
außerhalb des
Schienenfahrzeuges SFZ liegen oder am Schienenfahrzeug selbst angeordnet
sein, z. B.: Bremsscheiben, Elektromotoren etc.
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Wenn
man überdies
dafür Sorge
trägt,
dass die optische Achse o der Wärmebildkamera
unter einem solchen Winkel a gegen die Radlauffläche RLF bzw. die Umfangsfläche gerichtet
ist, dass ein dem Rad RUO unmittelbar benachbarter Abschnitt SAB der
Schienenoberfläche
SOF über
die Radlauffläche RLF
zu der Wärmebildkamera
WBK reflektiert wird, erhält
man ein Wärmebild
der Kamera WBK, das zusätzlich
zu der Information über
die Wärmeverteilung der
Radlauffläche
auch eine solche über
die Wärmeverteilung
auf dem Abschnitt SAB der Schienenoberfläche SOF enthält. Diese
doppelte Information ist hier brauchbar, da in dem bereits erwähnten Aufstandspunkt
ASP eine Erwärmung
sowohl der Radlauffläche
als auch der Schienenoberfläche
erfolgt und diese Erwärmung
in das Bild der Wärmebildkamera
WBK einfließt.
Dabei versteht es sich, dass zweckmäßigerweise die erfassten Bereiche
ARE bzw. SAB von Rad RUO bzw. Schiene SHI möglichst nahe zu dem Aufstandspunkt
ASP liegen sollten, da durch Wärmeleitung
eine rasche Abkühlung
erhitzter Stellen erfolgt. Messungen relativ weit von dem Aufstandspunkt
ASP entfernt, würden
somit keine aktuellen Wärmeverteilungswerte
liefern.
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Die
Wärmebildkamera
kann die Temperaturverteilung in Echtzeit und mit genügend hoher
Bildfolgefrequenz erfassen. Die Auswertung der gewonnen Bilder kann
durch verschiedene bekannte Verfahren unter Zuhilfenahme entsprechender
Software erfolgen, wobei zunächst
eine visuelle Auswertung eines Falschfarbenbildes durchgeführt werden
kann. Ebenso können
aus den gewonnenen Bildern automatisiert Wärmemaxima ermittelt und aufgezeichnet
werden.
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Die
Auswertung der Bilder ermöglicht
einen Rückschluss
auf den Verschleiß,
der durch Reibung zwischen Rad und Schiene entsteht. Insbesondere kann
man auf diese Weise den Einfluss von Brems- und Anfahrtsschlupf
auf den Verschleiß feststellen. Auch
das Anlaufen des Spurkranzes SPK des Rades an der Schiene führt zu Erwärmungen
und kann Gegenstand nachfolgender Untersuchungen bzw. Optimierungen
sein. Dies gilt auch für
Stick-Slip-Effekte durch
Torsionsschwingungen in den Achsen, oder erhöhte Reibung durch Mehrpunktberührung zwischen Rad
und Schiene.
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Insgesamt
ermöglicht
somit die Erfindung, die Gewinnung aussagekräftiger Bilder der Wärmeverteilung
auf der Lauffläche
des Rades bzw. der Oberfläche
der Schiene und ermöglicht
in der Folge eine Optimierung beispielsweise der Antriebe von Schienenfahrzeugen
ebenso wie der Räder
als solcher. Dies bietet auch die Möglichkeit, die Lebensdauer
von Rad und Schiene gezielt zu erhöhen bzw. die Sicherheit des
Betriebes zu verbessern.