-
Die Erfindung betrifft ein Hörgerät.
-
Bei HdO-(Hinter dem Ohr)Hörgeräten sind im allgemeinen Mikrofon, Verstärker und Lautsprecher in dem hinter dem Außenohr anzubringenden HdO-Teil angeordnet, wobei ein Schallschlauch von dem Lautsprecher bzw. HdO-Hörer über die Incisura anterior in den Gehörkanal geführt wird. Bei der Schallübertragung über den Schallschlauch verschlechtert sich jedoch die Qualität der übertragenen Schallsignale. Die auf dem Weg vom Hörer zum Ohr vorgesehenen Übergänge mit unterschiedlichem Querschnitt können weiterhin zu Beugungen, Reflektionen und Schlauchresonanzen führen.
-
Bei Ido-(In dem Ohr)Hörgeräten sind ein Ohrpassstück bzw. Ohreinsatzstück und ein Gehäuse mit Mikrofon, Verstärker, Bedienelementen, Lautsprecher sowie Batterie innerhalb der Concha oder im Gehörgang angebracht. Aufgrund der begrenzten Abmessungen ist jedoch die Verstärkungsleistung begrenzt. Weiterhin ist die Betätigung der Bedienungselemente wegen der schwierigen Abmessungen insbesondere für ältere Personen schwierig. Die
EP 0 241 594 A1 zeigt ein derartiges Ido-Hörgerät.
-
Die
EP 0 695 108 B1 zeigt ein Hörgerät mit einem HdO-Teil, einem Hörerteil und einem diese verbindenden rohrförmigen, flexiblen Biegeelement, das eine Biegung in alle Richtungen erlaubt und so beschaffen ist, dass die jeweils eingestellte Form beibehalten wird. In dem HdO-Teil sind der Verstärker und eine Batterie vorgesehen. Das Mikrofon, die Betätigungselemente sowie der Lautsprecher bzw. Hörer sind in einem in der Concha des Außenohres zu platzierenden Hörerteil vorgesehen. Durch das Biegeelement verlaufen elektrische Leitungen von dem Mikrofon zum Verstärker und zurück zum Hörer. Hierdurch ist es möglich, dass das Hörerteil druckfrei am Außenohr angebracht und an die jeweiligen anatomischen Gegebenheiten des Benutzers angepasst wird. Der Verstärker und die Batterie sind in dem HdO-Teil vorgesehen und können daher groß und leistungsstark ausgebildet sein.
-
Die
DE 10 2004 036 860 B3 zeigt ein Hörgerät mit einem HdO-Teil mit Verstärker zur Anbringung hinter einem Außenohr, einem Hörerteil mit einer Kabelführung und einer Gehäusehülse, in die ein Lautsprechereinsatz aufgenommen ist, wobei das Hörerteil und das HdO-Teil durch ein biegesteifes, rückstellkraftfreies Biegeelement mit aufgenommenen elektrischen Leitungen verbunden sind. Hierbei sind die elektrischen Leitungen mit der Kabelführung an ihrem Außenumfangsbereich laserverschweißt. Die Fertigung eines derartigen Systems ist jedoch relativ aufwendig. Weiterhin sind auch bei einem derartigen System die Leistungsfähigkeit und akustische Ausgabequalität des in dem Gehörkanal zu platzierenden Hörerteils begrenzt.
-
Die
EP 1 691 904 A1 zeigt ein Hörgerät mit einem HdO-Teil, einer signalverarbeitenden Einrichtung und zwei Hörern zur Umwandlung von von der SPU ausgegebenen elektrischen Signalen in Schallsignale. Hierbei ist gemäß einer Ausführungsform vorgesehen, dass von einem ersten Hörer außerhalb des Ohrbereichs ein Schallschlauch zu dem Innohr-Bereich geführt wird und weiterhin der zweite Hörer innerhalb des Innenohrbereichs platziert wird.
-
Die
DE 10 2005 017 493 A1 zeigt eine Hörhilfevorrichtung, bei der zwei unterschiedliche Ausgangswandler und Anpassverfahren vorgesehen sind. Hierbei kann ein im HdO-Teil vorgesehener Hörer Schallsignale über einen Schallschlauch ausgeben, weiterhin können elektrische Signale zum Beispiel zu einem Cochlear-Implantat ausgegeben werden.
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Hörgerät zu schaffen, des über einen weiten Frequenzbereich eine hohe akustische Signalqualität gewährleistet.
-
Diese Aufgabe wird durch ein Hörgerät nach Anspruch 1 gelöst. Die Unteransprüche beschreiben bevorzugte Weiterbildungen.
-
Erfindungsgemäß sind somit sowohl ein im HdO-Gehäuse aufgenommener HdO-Hörer als auch ein in oder an der Concha bzw. im Gehörkanal zu platzierender Außenhörer vorgesehen. Der HdO-Hörer und der Außenhörer tragen somit beide zur Schallausgabe bei.
-
Hierbei verläuft eine Schall leitende Einrichtung, die insbesondere einen Schallschlauch aufweist, von dem HdO-Gehäuse zu einem Schallausgabebereich. Die Außenhörereinrichtung ist mit der im HdO-Gehäuse vorgesehenen Verstärkereinrichtung über elektrische Leitungen verbunden, die in oder an der Schall leitenden Einrichtung, vorteilhafterweise innerhalb des Schallschlauchs verlaufen.
-
Somit werden erfindungsgemäß ein Schallschlauch-System und ein drahtgebundenes Außenhörersystem miteinander auf überraschende Weise kombiniert. Dem hegt die erfindungsgemäße Erkenntnis zugrunde, dass der Verschluss des schalleitenden Systems durch den zusätzlichen Außenhörer eher gering ist, da auch bei einer Okklusion des Innenquerschnitts des schalleitenden Systems von mehr als 50% eine gute Schallqualität der vom HdO-Hörer abgegebenen Signale vorliegt. Weiterhin ergeben sich einige synergistische Vorteile:
Indem der Außenhörer nicht mehr alleine für die Schallausgabe verantwortlich ist, kann er deutlich kleiner, d. h. mit kleinerem Querschnitt ausgebildet werden, so dass ein – bisher oftmals problematischer – Einsatz in den Gehörkanal möglich ist.
-
Weiterhin können die Frequenzbereiche von HdO- und Außenhörer aufeinander und insbesondere auf die akustische Leistung und die individuellen Eigenschaften des Benutzers abgestimmt werden.
-
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform sind die von dem HdO-Hörer und dem Außenhörer ausgegebenen Frequenzbereiche nicht identisch. Sie können hierbei vollständig verschieden sein oder sich auch überlappen. Die Außenhörereinrichtung kann insbesondere für höhere Frequenzbereiche vorgesehen sein, da erfindungsgemäß erkannt wird, dass derartige höhere Frequenzbereiche bei der Schallübertragung über den Schallschlauch stärker gedämpft und/oder gebrochen bzw. reflektiert werden.
-
Die Außenhörereinrichtung kann die höheren Frequenzen insbesondere ergänzend ausstrahlen, so dass diese Frequenzbereiche sowohl von dem HdO-Hörer als auch von der Außenhörereinrichtung ausgestrahlt werden.
-
Weiterhin können als HdO-Hörer und/oder als Außenhörereinrichtung auch mehrere einzelne Hörer für unterschiedliche Frequenzbereiche vorgesehen sein. So können in der Außenhörereinrichtung mehrere, z. B. zwei oder drei, einzelne Außenhörer aufgenommen sein, z. B. Tief-Mittel- und Hochtöner. Relevant ist lediglich, dass zwischen den Hörern und dem Außenhörergehäuse ein Freiraum zur Übertragung der vom Schallschlauch kommenden ersten akustischen Signale verbleibt.
-
Das erfindungsgemäße kombinierte System ermöglicht hierbei eine individuelle Anpassung der Frequenzbereiche und der einzelnen Verstärkungen dieser Frequenzbereiche an die jeweiligen individuellen audiologischen Eigenschaften des Benutzers. Hierbei können z. B. partielle bzw. partiell unterschiedliche Schwerhörigkeiten geeignet kompensiert werden. Insbesondere können auch Benutzer mit stark asymmetrischen Schwerhörigkeiten angemessen versorgt werden. Hierbei kann das erfindungsgemäße Hörgerät durch Einstellung der verschiedenen Verstärkungen angepasst werden, ohne dass die Hardware zu verändern ist.
-
Um eine größere Flexibilität zu ermöglichen, kann der die Außenhörereinrichtung aufnehmende Durchlassbereich bzw. Schallausgabebereich auch austauschbar sein. Das zylindrische Außenhörergehäuse kann z. B. aufgeschraubt sein und somit einen schnellen Wechsel ermöglichen. Hierbei können einzelne in das Außenhörergehäuse eingesetzte Hörer mit einer Kabelaufnahme/Kabelführung kontaktiert wenden, so dass eine genormte Schnittstelle zur Aufnahme unterschiedlicher Hörer ermöglicht wird. Diese Kontaktierung kann z. B. über ein Steckersystem bzw. Steckstiftsystem oder z. B. auch über Kontaktringe erfolgen.
-
Die Erfindung wird im Folgenden anhand der beiliegenden Zeichnungen an einigen Ausführungsformen näher erläutert. Es zeigen:
-
1 die Anbringung eines erfindungsgemäßen Hörgerätes an einem Außenohr;
-
2 das Hörgerät gemäß einer Ausführungsform;
-
2a einen Ausschnitt aus 2;
-
3 den Schnitt III-III aus 2;
-
4 den vorderen Bereich des schallleitenden Systems eines Hörgeräts gemäß einer weiteren Ausführungsform;
-
5 das Außengehäuse eines erfindungsgemäßen Hörgeräts gemäß einer weiteren Ausführungsform ohne Schallschlauch, in perspektivischer Ansicht von vorne;
-
6 den Schnitt durch die Kabelführung aus 5 gemäß einer Ausführungsform;
-
7 die Kontaktierung gemäß einer zu 6 alternativen Ausführungsform.
-
Ein Hörgerät 1 weist gemäß 1, 2 ein HdO-Teil 2 mit einem HdO-Gehäuse 3 sowie eine schallleitende Einrichtung 4, 5 mit einem Schallschlauch 4 und einem an dessen Endbereich oder als Teil des Endbereichs ausgebildeten Schallausgabebereich 5 auf.
-
Wie in 1 gezeigt, wird der HdO-Teil 2 hinter das Außenohr 8 eines Benutzers gesetzt und der Schallschlauch 4 in oder an dem Außenohr 8, z. B. im Bereich der Concha 8a oder in dem Gehörgang 8b des Benutzers, positioniert. Hierbei wird im Allgemeinen der Schallausgabebereich 5 entsprechend positioniert.
-
In dem HdO-Gehäuse 3 sind – schematisch angedeutet – ein Mikrofon 10 zum Ausgeben von elektrischen Signalen S0 sowie eine Verstärkereinrichtung 12, 11 zum Aufnehmen und Verstärken der von dem Mikrofon 6 ausgegebenen elektrischen Signale S0 und Ausgeben von verstärkten ersten und zweiten elektrischen Signalen S1 und S2 vorgesehen. Gemäß der grafischen Darstellung weist die Verstärkereinrichtung einen Verstärker 12 und eine Frequenzweiche 11 auf, wobei diese Einrichtungen im allgemeinen integriert bzw. kombiniert sind.
-
Die ersten elektrischen Signale S1 werden an einen im HdO-Gehäuse vorgesehenen HdO-Hörer 13 ausgegeben, der erste Schallsignale A1 in den Schallschlauch 4 ausgibt; die zweiten elektrischen Signalen S2 werden über elektrische Leitungen 14, die von dem HdO-Gehäuse 3 durch den Schallschlauch 4 – vorteilhafterweise innerhalb des Schallschlauchs 4 – zu dem Schallausgabebereich 5 verlaufen, an eine im Schallausgabebereich 5 vorgesehene Außenhörereinrichtung 16 abgegeben.
-
Die Außenhörereinrichtung 16 versperrt hierbei den Schallausgabebereich 5 nicht vollständig, so dass die aus dem Schallschlauch 4 eintretenden Schallsignale A1 durchgelassen werden. Der Schallausgabebereich 5 dient somit auch als Durchlassbereich für die ersten akustischen Signale A1. Die Außenhörereinrichtung 16 wandelt die elektrischen Signale 82 in zweite akustische Signale A2 um, die ebenfalls von dem Schallausgabebereich 5 ausgestrahlt werden.
-
Durch die Frequenzweiche 11 senden der HdO-Hörer 13 und die Außenhörereinrichtung 16 Schallsignale A1, A2 in nicht identischen Frequenzbereichen aus, oder die Verstärkungsfaktoren sind für die Frequenzen unterschiedlich. Hierbei können sich die Frequenzbereiche der Schallsignale A1, A2 auch überlappen.
-
Der Schallausgabebereich 5 kann gemäß den gezeigten Ausführungen unterschiedlich ausgebildet sein. Die 2, 3 zeigen Ausführungsformen, bei der der Schallausgabebereich 5 durch ein Außenhörergehäuse 20 mit zylindrischer Form bzw. runden Querschnitt gebildet wird, wobei die in den Innenraum 20a des Außenhörergehäuses 20 eingesetzte Außenhörereinrichtung 16 z. B. einen quadratischen oder anderen rechteckigen Querschnitt aufweist und somit seitlich neben der Rechteckform freie Bereiche 20b verbleiben, die die ersten akustischen Signale A1 durchlassen.
-
4 zeigt eine Ausführungsform, bei der in den Schallschlauch 4 ein Schalltrichter 22, z. B. als Kunststoff-Einlegeteil, eingesetzt ist, an den sich ein Außenhörergehäuse 20, z. B. als Hörerhülse aus Metall oder Kunststoff, wiederum z. B. mit zylindrischer Form bzw. runden Querschnitt, anschließt. Der Schalltrichter 22 kann somit eine gewünschte Schalleinleitung in das Außenhörergehäuse 20 erreichen.
-
Gemäß verschiedenen Ausführungsformen kann der Schalltrichter 22 z. B. als Libby-Horn, oder auch als Bakke-Hom, d. h. mit hornartig, gekürmmten Verlauf und Querschnittsaufweitung entlang dieses Verlaufs in Ausbreitungsrichtung der Schallsignale ausgebildet sein.
-
Grundsätzlich kann die Außenhörereinrichtung 16 bereits in den Schalltrichter 22, z. B. in das Libby-Horn oder Bakke-Hom, integriert sein, so dass kein zusätzliches Außenhörergehäuse 20 erforderlich ist.
-
An dem Schallschlauch 4 und/oder dem Schallausgabebereich 5 kann bei allen Ausführungsformen ein in 4 gezeigter Concha-Clip 23 befestigt sein, der eine Verklemmung in der Concha 8a ermöglicht. Der Concha-Clip 23 it biegsam bzw. elastisch mit einer Rückstellkraft ausgebildet und ermöglicht somit eine Verklemmung in der Concha 8a des Außenohres 8.
-
5 zeigt eine weitere Ausführungsform, bei der als Schallausgabebereich 5 wiederum ein zylindrisches Außenhörergehäuse 20 vorgesehen ist, in das drei Außenhörer 26, 27, 28 symmetrisch eingesetzt sind und somit wiederum ein Durchlass für die vom Schallschlauch 4 kommenden ersten akustischen Signale A1 freilassen. Bei dieser Ausführungsform kann das Außenhörergehäuse 20 direkt an den Schallschlauch 4 gesetzt werden, oder über eine zusätzliche Kabelführung 30; eine derartige Kontaktierung der drei Außenhörer 26, 27, 28 über eine Kabelführung 30 kann gemäß der Ausführungsform des Schnitts der 6 mittels unterschiedlicher Kontaktringe bzw. Kontaktflächen 32a, 32b, 32c und 32d erfolgen, von denen ein Kontakt die gemeinsame Rückleitung bzw. Masse darstellen kann.
-
Alternativ zu den Kontaktringen kann auch gemäß 7 ein Steckersystem bzw. Steckstiftsystem als Kontaktierung zwischen der Kabelführung 30 mit ihren Kontakten und den (z. B. zylindrischen) Außenhörern 26, 27, 30 mit Außenhörergehäuse 30 vorgesehen sein, mit der entsprechenden Anzahl von Polen bzw. Stiften 40 an der einen Seite und Stiftaufnahmen 42 bzw. Stiftbuchsen 42 auf der anderen Seite. Hierbei kann das Steckersystem 40, 42 auch als Bajonett-Verbindung ausgebildet sein, d. h. durch eine kombinierte Dreh- und Steckverbindung erfolgen.
-
Bei drei Außenhörern 26, 27, 28 können diese als Hoch-Mittel- und Tieftöner ausgebildet sein; sie können zylindrisch ausgebildet sein und jeweils an dem zylindrischen Außenhörergehäuse 20 und aneinander anliegen.
-
Der Durchmesser des Schallschlauchs 4 kann die jeweiligen Frequenzen der akustischen Signale A1 angepasst werden. In dem die hohen Frequenzen ausschließlich über die Außenhörereinrichtung 16 oder zumindest zusätzlich über die Außenhörereinrichtung 16 ausgegeben werden, kann erfindungsgemäß ein dünner Schallschlauch 4 bzw. Schallschlauch 4 mit dünnem Durchmesser verwendet werden. Die akustische Durchlässigkeit des Schallschlauchs kann somit an die gewählten Hörer und Frequenzen jeweils angepasst werden.
-
Erfindungsgemäß können insbesondere runde bzw. zylinderförmige, grundsätzlich aber auch anders geformte, z. B. rechteckige bzw. quadratische Formen der Außenhörer 26, 27, 28 gewählt werden.
-
Auch das Außenhörergehäuse kann grundsätzlich eine nicht runde, z. B. rechteckige Form aufweisen.