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Die
Erfindung betrifft Wärmetauscher
mit Antifouling-Beschichtungen,
insbesondere als Bestandteil von Klimaanlagen gemäß Anspruch
1 und Antifouling-Lacke gemäß Anspruch
8.
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Unter
Fouling ist allgemein die unerwünschte
Anlagerung von Feststoffen biologischen Ursprungs an Oberflächen in
feuchtem Milieu zu verstehen. Im Schiffsbau ist das Fouling weit
verbreitet und beschreibt den auch Anwuchs und die Besiedelung von
Schiffsrümpfen
oder anderen, in Wasser eingetauchten Strukturen durch Meeresorganismen.
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Zur
Verhinderung des Foulings in humiden Lebensräumen kommt es darauf an, die
Oberflächen
vor der Bildung von klebrigen Biopolymeren zu schützen, die
einen Foulingprozess erst einleiten.
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Spezielle
Antifouling-Beschichtungen, sind bekannt für Schiffsrümpfe, Seewasserkonstruktionen,
wie Ölplattformen,
Hafenanlagen und Rohre. Bekannte Antifouling-Beschichtungen beruhen
sowohl auf Formen der mechanischen Reinigung als auch auf dem Entlassen
von toxischen Bioziden aus Matrix-Beschichtungen oder auf Kombinationen
von beidem. Es sind unlösliche
und lösliche
Beschichtungen bekannt. Die unlöslichen Antifouling-Beschichtungen
weisen eine hohe Abriebfestigkeit auf, lösliche Antifouling-Beschichtungen
sind selbsterodierend und werden von strömendem Wasser langsam abgetragen.
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Neuerdings
sind Tetraetherlipide als potentiell für die Verringerung des biologischen
Bewuchses geeignete Verbindungen bekannt geworden. Tetraetherlipide
sind bipolare Amphiphile, die ursprünglich aus biogenen Quellen
(Archaebakterien) isoliert wurden (Guliketal., in J. Mol.
Biol. 1985 182 p.131-149). Diese Tetraetherlipide besitzen
eine hohe chemische und biologische Stabilität. Sie sind in der Lage an
Oberflächen
monomolekulare Schichten auszubilden. Die bisher insbesondere in
der Biologie oder Pharmazie,, beispielsweise der chromatographischen
Trennungen oder Beschichtung von Human-Implantaten, genutzten Lipide,
leiten sich chemisch meist vom natürlichen Hauptlipid von Thermoplasma
acidophilum, dem Main-Phospho-Lipid (MPL) ab, dessen Kopfgruppen
ein -Gulosidderivat bzw. ein Phosphatidylglycerolderivat sind.
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Aus
der
DE 102 28 857
A1 sind Verfahren bekannt, den chemischen Aufbau der natürlichen
Tetraetherlipide zu modifizieren, so dass stabile und zugleich reaktionsfähige Tetraetherlipide
gebildet werden. Unbehandelte biogene Tetraetherlipide bestehen
aus einem 72-gliedrigen Makroetherzyklus, in dem die Kohlenstoffatome
der Phytanylketten zweier Diethermoleküle kovalent miteinander verbunden
sind. Die beiden hydrophilen Kopfgruppen bestehen aus verschiedenen
asymmetrisch angeordneten chemischen Gruppierungen.
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Die
Modifizierung der Tetraetherlipide findet bei den Kopfgruppen statt,
wo unterschiedliche Reste R, R1 mit reaktiven
Endgruppen, wie beispielsweise -OH, -SH, -NH2,
-CH=CH2, -COOH oder -CH2-N=C=O
angebunden werden.
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Aus
der
DE 10 2004
033 667 A1 ist die Herstellung von Kompositmaterialien
mit Tetraetherlipiden bekannt. Dabei werden kovalent angekoppelte
monomolekulare Schichten von Tetraetherlipiden mit kleinen Kopfgruppen
an Oberflächen
von Substraten gebildet. Die Substratmaterialien werden in der Regel
chemisch voraktiviert, um mit entsprechend geeigneten chemisch reaktiven
Gruppen in den Kopfgruppen der Tetraetherlipide reagieren zu können. Der
Einsatz der entwickelten Methoden gestattet die Bildung stabiler,
monomolekularer Tetraetherlipid-Filme auf unterschiedlichen Basismaterialien – insbesondere
Metallen und Metalloxiden, Kohlenstoff, Silizium, Gallium und deren
Verbindungen, Keramiken und Gläsern,
sowie Polymeren – und eröffnet zudem
die Möglichkeit,
nachträglich
an der reaktiven Außenseite
(bio)relevante Strukturen anzukoppeln.
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Fouling
tritt auch als Verschmutzung von wärmeübertragenden Anlagenteilen
der Kühltechnik
auf. Hier können
Inhaltsstoffe des benutzten Kühlwassers
zu Fouling in den Kühlwasserleitungen
führen.
Die abgelagerten Stoffe verunreinigen die wärmeübertragenden Flächen der
Kühler
und Wärmetauscher
und verschlechtern ihren zugehörigen
Wärmeübergangskoeffizienten.
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Ein
weiterer Bereich, in welchem Fouling zum Problem werden kann, ist
bei Klimaanlagen zu finden. Hier ist insbesondere auf die Erhaltung
der Wärmeübertragungskapazität und die
Vermeidung von Gerüchen in
Klimaanlagen zu achten. Die Geruchsbildung ist dabei sowohl bei
den Luftleitungen der Klimaanlage, welche die zu kühlende bzw.
die gekühlte
Luft weiterleiten, als auch im Bereich der Klimaanlagen-Kühler (Kondensator-Kühler) von
Bedeutung. Durch auskondensierende Luftfeuchtigkeit in den Luftleitungen
können
die für
Fouling anfälligen
humiden Bedingungen entstehen. Im Bereich der Kühler, insbesondere bei Kraftfahrzeugen
können
humide Bedingungen durch Zutritt von Regen- oder Spritzwasser sowie
durch feuchtwarme klimatische Bedingungen auftreten. Keime und biologisches
Material können
in Kraftfahrzeugen vergleichsweise ungehindert über den Kühlergrill auf die Oberfläche des
Kühlers
gelangen.
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Die
Oberflächen
von wärmeübertragenden
Anlagenteilen sind zum Teil sehr rauen Bedingungen und wechselnder
thermischer Belastung ausgesetzt. Die bekannten Beschichtungen sind
häufig
nur von unzureichende Temperatur- oder Verschleißbeständigkeit.
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Es
ist Aufgabe der Erfindung eine Antifouling-Beschichtung für Wärmetauscher,
insbesondere Kühler und
Luftleitungen von Klimaanlagen, bereit zu stellen, die hochwirksam
ist sowie eine verbesserte thermische und mechanische Stabilität aufweist.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
Wärmetauscher,
insbesondere in Klimaanlagen, mit Antifouling-Beschichtungen mit
Tetraetherlipiden oder Tetraetherlipid-Derivaten, mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 und Antifouling-Lacken für die Beschichtung von technischen
Anlagen, mit den Merkmalen des Anspruchs 8.
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Dabei
sind unter den Tetraetherlipiden die im Wesentlichen unbehandelten
biogenen Stoffe zu verstehen, wie sie sich aus entsprechenden Mikroorganismen,
gewinnen lassen.
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Unter
den Tetraetherlipd-Derivaten sind Tetraetherlipide zu verstehen,
bei denen eine Modifizierung der Kopfgruppen durchgeführt wurde.
Insbesondere weisen diese Tetraetherlipid-Derivate nicht mehr die
natürlichen – Gulcosidderivate
oder Phosphatidylglycerolderivat auf. Diese sind bevorzugt durch
reaktive Gruppen enthaltende organische Reste substituiert.
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Zu
den erfindungsgemäßen Tetraetherlipid-Derivaten
in Antifouling-Beschichtungen für
Wärmetauscher,
gehören
insbesondere auch die in der
DE 10 2004 033667 A1 offenbarten Tetraetherlipide
mit kleinen Kopfgruppen. Die Substituenten R an den Kopfgruppen
tragen bevorzugt ethylenisch ungesättigte, -OH, -SH, -NH
2, -CH=CH
2, -COOH
und/oder -CH
2-N=C=O Gruppen. Die Kopfgruppe
kann auch durch eine einfache Ethylen-Einheit (-CH
2-CH
2-) gebildet sein.
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Die
erfindungsgemäßen Antifouling-Beschichtungen
mit Tetraetherlipiden oder Tetraetherlipid-Derivaten haben den Vorteil
einer hohen thermischen Stabilität.
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Die
Beschichtung hat den weiteren Vorteil, dass sie auf den unterschiedlichen
Oberflächen
eines Wärmetauschers
fest haftet.
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Auch
die chemische und Langzeit-Beständigkeit
ist vergleichsweise gut.
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Vorteilhaft
ist auch die gute Umweltverträglichkeit
der Beschichtungen. Insbesondere weist die Beschichtung keine toxischen
Biozide auf, welche aus der Beschichtung in die Umwelt abgegeben
werden.
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Die
Bildung von Biofilmen und/oder Schmutzkrusten auf Oberflächen von
Wärmetauschern
wird durch die erfindungemäße Beschichtung
wirksam unterbunden.
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Die
Beschichtung findet in der Regel auf den Oberflächenbereichen des Wärmetauschers
statt, wo wässrige
Kühlflüssigkeiten
entlang geleitet werden oder wo im Außenbereich humide Bedingungen
zu befürchten
sind. Typischerweise werden Kühlwasserrohre
auf deren Innenseite mit der erfindungsgemäßen Beschichtung versehen.
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Eine
bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht die Antifouling-Beschichtungen
mit Tetraetherlipiden oder Tetraetherlipid-Derivaten bei Wärmetauschern
von Klimaanlagen vor. Eine Klimaanlage zur Beheizung oder Kühlung eines
Innenraumzuluftstroms eines Kraftfahrzeugs weist typischerweise
einen Kältemittelkreislauf
mit Hoch- und Tiefdruckdruckseite auf. Eine derartige Klimaanlage
zur Beheizung oder Kühlung
eines Innenraumzuluftstroms eines Kraftfahrzeugs weist einen Kältemittelkreislauf
auf, der einen Kältemittelverdichter
oder Kondensator zur Verdichtung von im wesentlichen gasförmigem Kältemittel
auf ein hohes Druck- und Temperaturniveau und einen dem Kältemittelverdichter
nachgeschalteten ersten Wärmetauscher
zur Wärmeabfuhr
aus dem Kältemittel
auf. Hierauf folgt eine Drosselventileinheit, die das Kältemittel
entspannen kann und ein Innenraumwärmetauscher, wo der Energieaustausch
zwischen Kältemittel
und Innenraumluft stattfinden kann. Der erste Wärmetauscher ist als Kondensator-Kühler ausgebildet
und in der Regel zwischen Kühlergrill
und dem Motorkühler
des Kraftfahrzeugs angebracht.
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Dabei
sind erfindungsgemäß insbesondere
die äußere Oberfläche des
Kondensator-Kühlers,
sowie die Innenflächen
der Luftleitungen für
die Innenraumluft als Fouling-anfällige Flächen von Bedeutung und zumindest
teilweise mit einer entsprechenden Antifouling-Beschichtung versehen.
Diese Beschichtungen weisen erfindungsgemäß natürliche Tetraetherlipide oder
Tetraetherlipid-Derivate auf.
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Je
nach Untergrund kann es zweckmäßig sein,
die Oberflächen
mit einem Haftlack zu beschichten.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist die Antifouling-Beschichtung
unmittelbar ohne eine Zwischenbeschichtung auf die metallische oder
polymere Oberfläche
des Wärmetauschers
aufgetragen.
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Ein
weiterer Aspekt ist ein Antifouling-Lack für die Beschichtung von technischen
Anlagen, wobei der Lack als Antifouling-Wirkstoffe Tetraetherlipide
oder Tetraetherlipid-Derivate
enthält.
Als weitere wesentliche Komponente des Lacks treten Bindemittel
auf. Als Nebenbestandteile können
die bekannten unterschiedlichen Wirkstoffe zur Einstellung der Lackeigenschaften,
insbesondere Thixotropie, Elastizität, Festigkeit und dergleichen
enthalten sein.
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Die
Tetraetherlipide oder Tetraetherlipid-Derivate sind dabei im Wesentlichen
für die
Anti-Fouling-Wirkung verantwortlich. Gegebenenfalls können geringe
Mengen weiterer biozider Wirkstoffe zugesetzt werden, um die Wirkung
der Tetraetherlipide oder Tetraetherlipid-Derivate zu unterstützen beziehungsweise
zu verstärken.
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Der
Anteil der Tetraetherlipide oder Tetraetherlipid-Derivate im Lack
liegt bevorzugt bei 35 bis 95 Gew.%. Besonders bevorzugt liegt der
Anteil bei 60 bis 80 Gew.%.
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Die
Tetraetherlipide oder Tetraetherlipid-Derivate liegen im Lack gelöst vor und
werden beim Trocknen beziehungsweise Aushärten des Lacks fest in die
Beschichtung eingebunden.
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Bevorzugt
werde die Tetraetherlipid-Derivate chemisch an die Bindemittel gebunden,
beziehungsweise beim Aushärten
der Bindemittel einpolymerisiert. Die Bindung der Tetraetherlipid-Derivate
erfolgt dabei über Substituenten
R an den Kopfgruppen, die reaktive Gruppen tragen. Die reaktiven
Gruppen sind auf die Bindemittelkomponenten des Lacks abgestimmt,
so dass sie chemisch an das Bindemittel des Lacks bindbar sind. An
den beiden Kopfgruppen können
auch unterschiedliche Substituenten gebunden sein.
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Bevorzugt
tragen die Substituenten R der Kopfgruppen ethylenisch ungesättigte,
-OH, -SH, -NH2, -CH=CH2,
-COOH und/oder -CH2-N=C=O Gruppen. Besonders
bevorzugt sind die Substituenten R Methylengrupen (-CH2-) mit einer
dieser reaktiven Gruppen.
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Der
Lack kann in einer weiteren Ausgestaltung so eingestellt werden,
dass Einpolymerisierte und nicht einpolymerisierte Tetraetherlipide
oder Tetraetherlipid-Derivate im ausgehärteten Lack beziehungsweise
in der Beschichtung verbleiben. Hierdurch wird erreicht, dass die
nicht chemisch gebundenen Tetraetherlipide oder deren Derivate an
die Oberfläche
der Beschichtung gelangen und auch abgegeben werden können. Der
Anteil nicht chemisch gebundener Tetraetherlipide oder deren Derivate
liegt bei diesen Beschichtungen bevorzugt unterhalb 10 Gew.% der
gesamten Menge an Tetraetherlipiden oder deren Derivaten.
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Aufgrund
der hohen chemischen und thermischen Stabilität der Tetraetherlipide bzw.
deren Derivate kann eine breite Palette bereits bekannter Bindersysteme
eingesetzt werden.
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Als
Bindemittel werden Epoxidharze, Acrylatharze, Methacrylatharze,
Silanharze, Polyurethanharze, Silikonharze und/oder Phenolharze
bevorzugt verwendet.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung des Lacks werden Lichtbeziehungsweise
UV-härtende
Bindersysteme mit ethylenisch ungesättigten Gruppen tragenden Tetraetherlipid-Derivaten
kombiniert. Hierdurch lässt sich
bei der UV-Härtung
ein sehr gleichmäßiges Einpolymerisieren
des Tetraetherlipids und eine vergleichsweise feste Beschichtung
erreichen.
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Als
Nebenbestandteil des Lacks können
leitfähige
Pigmente, insbesondere aus Silber, Ruß und/oder Graphit enthalten
sein, welche die Wärmeleitfähigkeit
der Beschichtung verbessern. Silber hat dabei den Vorteil, dass
es zugleich geringe Mengen biozide Silberionen abgeben kann und
hierdurch die Antifouling-Wirkung unterstützen kann. Der Anteil liegt
bei 2 bis 10 Gew.%.