-
Die
Erfindung bezieht sich auf ein Antiblockiersystem, insbesondere
für geländegängige Fahrzeuge,
mit einem Standard-Regelmodus und einem Offroad-Regelmodus, wobei
im Offroad-Regelmodus ein höherer
Schlupf zugelassen wird als im Standard-Regelmodus. Weiterhin bezieht
sich die Erfindung auf ein entsprechendes Verfahren in Form einer Regelstrategie.
-
Aus
der
EP 0 475 010 A2 und
der
DE 102 53 536
A1 ist jeweils ein Antiblockiersystem bekannt, das einen
zusätzlichen
Regelmodus für
den Offroadbetrieb aufweist. Grund hierfür ist die Tatsache, dass herkömmliche
Antiblockiersysteme für
den Straßenbetrieb
ausgelegt sind. Hierbei wird nur ein geringer Radschlupf bis maximal
etwa 20 % zugelassen und ein Blockieren der Fahrzeugräder verhindert.
Auf festem Untergrund oder bei vereister Straße wird hierdurch während eines
Bremsvorgangs die Manövrierfähigkeit
des Fahrzeugs aufrechterhalten.
-
Ein
herkömmlicher
Standard-Regelmodus wird beispielsweise in der
DE 39 16 513 A1 offenbart. Dort
wird im Fahrbetrieb eine Schlupfregelung an den jeweiligen Untergrund
angepasst, indem derjenige Schlupfzustand eingestellt wird, bei
dem ein Reibwertmaximum auftritt. Dazu wird der Schlupfwert in der
Regelung sukzessive erhöht,
bis das Reibwertmaximum erreicht ist. Eine Systemoptimierung für hohe Fahrbahnreibwerte
durch Anpassung der Regelungsschwellen an den Haftwert der Reifen
wird in der
DE 102
25 121 A1 beschrieben.
-
Eine
solche Auslegung ist jedoch bei losen Untergründen wie Schotter, Sand, Schnee
oder Gras nicht optimal, da in einer solchen Situation mit deutlich
höheren
Radschlupfwerten bis hin zu einem zeitweiligen Blockieren der Fahrzeugräder kürzere Bremswege
erzielt werden können.
Durch den höheren
Radschlupf bildet sich während
eines Bremsvorgangs vor den Rädern
ein Keil aus dem Material des Untergrunds, der zur Verkürzung des
Bremswegs beiträgt.
-
Bei
derartigen Untergründen
existiert außerdem
kein ausgeprägtes
Reibwertmaximum, an dem eine Schlupfregelung ansetzen könnte. Nach
dem Standard-Regelmodus der
DE
39 16 513 A1 wird auch in einem solchen Fall der Schlupfwert
sukzessive erhöht.
Mangels eines Reibwertmaximums wird dieser Vorgang jedoch grenzwertgesteuert
abgebrochen und der grenzwertnächste
Schlupfwert eingestellt. Dieser ist jedoch dann zu gering und führt bei losen
Untergründen
nicht zu einem optimalen Bremsweg.
-
In
der
EP 0 475 010 A2 wird
daher vorgeschlagen, mittels eines Geländeschalters den Regelmodus
des Antiblockiersystems von einem Standard-Regelmodus auf einen
Offroad-Regelmodus umzuschalten,
in dem höhere
Radschlupfwerte als im Standard-Regelmodus zugelassen werden. Insbesondere
ist im Offroad-Regelmodus auch ein Blockieren der Räder für eine Dauer
von etwa 240 ms gestattet. Aus Sicherheitsgründen wird der dort vorgeschlagene
Offroad-Regelmodus nur unterhalb einer Fahrzeuggeschwindigkeit von
ca. 40 km/h zugelassen. Wird der Geländeschalter bei höheren Geschwindigkeiten
betätigt,
so schaltet die Regellogik erst bei Unterschreiten der Grenzgeschwindigkeit selbstständig auf
den Offroad-Regelmodus um. Falls das Fahrzeug wieder auf einer normalen
Straße fährt, ist
der Geländeschalter
auf die normale Stellung umzulegen, um Beschädigungen der Reifen zu vermeiden.
-
In
der
DE 102 53 536
A1 wird zusätzlich
vorgeschlagen, das Gelände
aus bestimmten Merkmalen des Radverhaltens selbsttätig zu erkennen,
wodurch sich ein besonderer Schalter einsparen lässt.
-
Weiterhin
ist aus der
DE 42 39
177 A1 bekannt, die Blockierschutzregelung eines Antiblockiersystems
an eine Fahrbahn ohne ausgeprägtes
Kraftschlussmaximum anzupassen, indem die Regelschwellen in Richtung
auf einen höheren
zulässigen Radschlupf
angehoben werden. Zur Fahrbahnerkennung wird aus dem Drehverhalten
der einzelnen Rädern
und aus der Fahrzeugreferenzgeschwindigkeit der zeitliche Verlauf
der Fahrzeugverzögerung
und des mittleren Schlupfes abgeleitet. Aus einem Vergleich der
Phasenlage der Fahrzeugverzögerung und
des mittleren Schlupfes wird dann auf die Fahrbahnbeschaffenheit
geschlossen.
-
Ferner
ist aus der
DE 198
34 167 A1 bekannt, aus einer Kraftschlußbedingung zunächst zu ermitteln,
ob ein Fahrbahnzustand mit geringen Fahrbahnreibwerten, also ein
Fahren auf Schnee, Sand, Geröll
oder dergleichen stattfindet. Ist dies der Fall, wird der Standard- Regelmodus des Antiblockiersystems
abgeschaltet. Dazu können
die betreffenden Bremsenventile offen gehalten werden, so dass sich ein
erhöhter
Bremsdruck aufbaut und sich dementsprechend höhere Schlupfwerte ergeben als
im Standard-Regelmodus.
-
Ein
weiteres Konzept zur Verkürzung
des Bremswegs bei losem Untergrund wird in der
DE 196 01 529 A1 offenbart.
In einer Offroad-Fahrsituation, die beispielsweise anhand von Fahrwerkschwingungen
selbsttätig
erkannt werden kann, wird ein Offroad-Regelmodus aktiviert, bei
dem an der Radbremse des Rades, das als erstes die vorgegebenen Normal-Regelschwellen überschreitet,
abweichend von dem Standard-Regelmodus ein Bremsdruckabbau unterbunden
und der Bremsdruck an diesem Rad solange konstant gehalten wird,
bis eine Wiederbeschleunigung dieses Rades einsetzt. Gleichzeitig wird
gewährleistet,
dass stets nur für
ein Rad einer Achse der Bremsdruck konstant gehalten wird, während für das andere
Rad der Standard-Regelmodus aufrechterhalten wird.
-
Weiterhin
ist aus der
DE 199
49 286 A1 eine Schlechtwegeerkennung anhand von Querdynamikgrößen bekannt.
Zudem wird in der
DE
199 49 286 A1 vorgeschlagen, die Regelschwellen zur Regelung einer
Fahrzeugbewegung in Abhängigkeit
der Schlechtwegeerkennung unempfindlicher zu gestalten, um beim
Fahren in Spurrillen oder auf Schotterpisten unnötige Regeleingriffe zu vermeiden
und die Traktion zu verbessern.
-
Vor
diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zu Grunde, das
Bremsverhalten eines Kraftfahrzeugs, dass mit einem Antiblockiersystem ausgestattet
ist, mit einfachen Mitteln und ohne Mitwirkung des Fahrers an unterschiedlichste
Fahrbahnbeschaffenheiten anzupassen.
-
Diese
Aufgabe wird durch ein Antiblockiersystem mit den Merkmalen von
Patentanspruch 1 gelöst.
Dieses umfasst einen Standard-Regelmodus und einen Offroad-Regelmodus,
in dem gegenüber dem
Standard-Regelmodus höhere
Schlupfwerte an den Fahrzeugrädern
zugelassen werden. Das erfindungsgemäße Antiblockiersystem umfasst
weiterhin Mittel zur Ermittlung der absoluten Fahrzeugverzögerung während eines
Bremsvorgangs, Mittel zum Vergleichen der Fahrzeugverzögerung mit
einem vorgegebenen Wertebereich, und Mittel zum selbsttätigen Schalten
des Regelmodus des Antiblockiersystems derart, dass der Offroad-Regelmodus unabhängig von
einer Getriebestellung des Fahrzeugs eingestellt wird, wenn die
ermittelte Fahrzeugverzögerung
in den vorgegebenen Wertebereich fällt.
-
Hierdurch
ist gewährleistet,
dass unabhängig
von der vom Fahrer gewählten
Getriebestellung, insbesondere der Wahl einer Geländeübersetzung, die
im folgenden auch als Low-Gear bezeichnet wird, auf losen Untergründen wie
zum Beispiel Schotter, Sand, Schnee oder Gras mit einem hohen Radschlupf
bis hin zu einem temporären
Blockieren der Fahrzeugräder
gebremst werden kann, um dem Bremsweg durch Bremskeilwirkung zu
verkürzen. Gleichzeitig
ist sichergestellt, dass bei einem Übergang zu Untergründen mit
höheren
oder geringeren Fahrbahnreibwerten das Antiblockiersystem automatisch
mit dem Standard-Regelmodus arbeitet, um auch hier ein optimales
Bremsverhalten zu erzielen.
-
Versuche
haben gezeigt, dass ein Umschalten zwischen dem Standard-Regelmodus
und dem Offroad-Regelmodus allein auf der Grundlage der absoluten
Fahrzeugverzögerung
bereits sehr gute Ergebnisse liefert. Bei geländegängigen Fahrzeugen wird sowohl
in der Low-Gear-Getriebestellung
als auch in einer High-Gear-Getriebestellung immer die richtige
ABS-Regelstrategie
für den
jeweiligen Untergrund zur Verfügung
gestellt, ohne dass der Fahrer hierauf Einfluss nehmen müsste.
-
Überdies
kommt die erfindungsgemäße Lösung prinzipiell
ohne eigene Untergrunderkennung aus. Um die jeweilige ABS-Regelstrategie
zu ermitteln, wird zunächst
ein Bremsvorgang eingeleitet. Wird so stark gebremst, dass es zu
einem Ansprechen des Antiblockiersystems kommt, wird sofort die Fahrzeugverzögerung betrachtet
und anhand dieser der richtige Regelmodus ausgewählt. Eine derartige Abfrage
kann aufgrund eines minimalen Rechenaufwands mit hoher Geschwindigkeit
durchgeführt
werden, so dass sich eine hohe Systemdynamik ergibt.
-
Das
erfindungsgemäße Antiblockiersystem lässt sich
daher mit verhältnismäßig geringem
technischen Aufwand verwirklichen. Es ist überdies in seiner Bedienung
für den
Fahrer unkompliziert. Insbesondere kann eine Fehlbedienung durch
den Fahrer ausgeschlossen werden, wie sie bei schalterbetätigten Systemen
oder von der Getriebestellung abhängigen Systemen gegeben ist.
-
Weitere,
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Patentansprüchen angegeben.
-
Bevorzugt
wird der Offroad-Regelmodus solange aufrechterhalten, wie die ermittelte
Fahrzeugverzögerung
in den vorgegebenen Wertebereich fällt.
-
Weiterhin
ist es möglich,
die Fahrzeugverzögerung
während
eines Bremsvorgangs fortlaufend auszuwerten, wodurch der Regelmodus
bei einem Untergrundwechsel automatisch angepasst werden kann. Der
Zeitverzug vom realen Übergang
bis zur Erkennung liegt in der Größenordnung von lediglich etwa
300 ms und ist damit sehr kurz.
-
Gemäß einer
vorteilhaften Ausgestaltung ist der Wertebereich durch einen oberen
und einen unteren Grenzwert für
die Verzögerung
in Fahrzeuglängsrichtung
definiert, wodurch sich ein loser Untergrund mit hoher Treffsicherheit
identifizieren lässt.
-
Wird
der untere Grenzwert unterschritten, was in der Regel bei glatter
oder vereister Fahrbahn der Fall ist, so wird unabhängig von
der Getriebestellung des Fahrzeugs der Standard-Regelmodus eingestellt. Vorzugsweise
liegt der untere Grenzwert im Bereich von 0,2 g bis 0,4 g.
-
Bei Überschreiten
des oberen Grenzwerts, der vorzugsweise im Bereich von 0,6 g bis
0,7 g liegt, wird auf einen festen Fahrbahnbelag wie Beton, Asphalt
oder Kopfsteinpflaster geschlossen und unabhängig von der Getriebestellung
des Fahrzeugs der Standard-Regelmodus
eingestellt.
-
Gemäß einer
weiteren, vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist ein Längsbeschleunigungssensor
zur Bestimmung der Fahrzeugverzögerung vorgesehen.
Prinzipiell kann die Längsbeschleunigung
auch aus der Fahrgeschwindigkeit oder den Raddrehzahlen ermittelt
werden. Tritt an den Fahrzeugrädern
Schlupf auf, ist eine daraus folgende Abschätzung der Längsbeschleunigung zwangsläufig mit
Ungenauigkeiten behaftet. Die unmittelbare Messung der Fahrzeuglängsbeschleunigung
ist daher vorzuziehen, da diese die tatsächliche Bewegung des Fahrzeugs
repräsentiert
und damit keinen Störeinflüssen oder
Fehlern bei der Abschätzung
unterworfen ist.
-
In
bestimmten Situationen ist trotz eines losen Untergrunds der Offroad-Regelmodus
nicht unbedingt wünschenswert.
Diese Situationen können gegebenenfalls
durch eine individuelle Abfrage ausgenommen werden. Bevorzugt werden
hierzu Mittel zum Deaktivieren des Offroad-Regelmodus vorgesehen, so dass beispielsweise
bei Überschreiten
einer vorgegebenen Gierrate in den Standard-Regelmodus geschaltet
wird.
-
Die
Deaktivierung kann unabhängig
von einem Eingreifen der Regelung vorgenommen werden, so dass sich
hierdurch keine Dynamikverluste beim Übergang zum Offroad-Regelmodus
ergeben.
-
Weiterhin
kann bei Überschreiten
eines vorgegebenen Lenkwinkels und/oder bei Überschreiten einer vorgegebenen
Fahrgeschwindigkeit in den Standard-Regelmodus geschaltet werden.
-
Ferner
können
Mittel zum Deaktivieren des Offroad-Regelmodus vorgesehen sein,
dergestalt, dass bei Erkennen einer μ-Splitsituation an den Rädern einer
Achse in den Standard-Regelmodus
geschaltet wird.
-
Insbesondere
bei geländegängigen Fahrzeugen
können
zusätzlich
Mittel zur Schlechtwegstreckenerkennung vorgesehen sein und der
untere Grenzwert des Wertebereichs der Fahrzeugverzögerung in
Abhängigkeit
der erfassten Wegstreckenqualität
eingestellt werden. Dies gestattet eine noch weitergehende Optimierung
des Betriebsbereichs für den
Offroad-Regelmodus. So kann beispielsweise bei schlechterer Wegstreckenqualität ein niedrigerer unterer
Grenzwert und bei besserer Wegstreckenqualität ein höherer unterer Grenzwert eingestellt werden.
-
Da
in einer Low-Gear-Getriebestellung in der Regel davon auszugehen
ist, dass das Fahrzeug im Gelände
fährt,
kann in dieser Getriebestellung eine Abfrage der Schlechtwegstreckenerkennung
unterbleiben. Diese wird bevorzugt lediglich in einer High-Gear-Getriebestellung
berücksichtigt.
-
Gemäß einer
weiteren, vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird im Offroad-Regelmodus ein
erhöhter
Bremsschlupf bis zum Blockieren der Räder lediglich an der Vorderachse
zugelassen.
-
Die
oben genannte Aufgabe wird weiterhin durch eine Regelstrategie eines
Antiblockiersystems gelöst,
die einen Standard-Regelmodus und einen Offroad-Regelmodus umfasst,
wobei im Offroad-Regelmodus ein höherer Schlupf zugelassen wird
als im Standard-Regelmodus. Während
eines Bremsvorgangs wird die absolute Fahrzeugverzögerung ermittelt.
Die Fahrzeugverzögerung
wird dann mit einem vorgegebenen Wertebereich verglichen. Wenn die ermittelte
Fahrzeugverzögerung
in den vorgegebenen Wertebereich fällt, wird der Regelmodus des
Antiblockiersystems unabhängig
von einer Getriebestellung des Fahrzeugs selbsttätig in den Offroad-Regelmodus
geschaltet.
-
Für das erfindungsgemäße Verfahren
ergeben sich die oben bereits erläuterten Vorteile. In vorteilhafter
Ausgestaltung kann die Fahrzeugverzögerung während eines Bremsvorgangs fortlaufend
gemessen und mit dem vorgegebenen Wertebereich verglichen werden.
Bevorzugt ist dieser Wertebereich durch einen oberen und einen unteren
Grenzwert für
die Verzögerung
in Fahrzeuglängsrichtung definiert.
-
Nachfolgend
wird die Erfindung anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Die
Zeichnung zeigt in:
-
1 eine
schematische Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels für eine Regelstrategie
eines Antiblockiersystems eines Kraftfahrzeugs,
-
2 eine
schematische Ansicht eines zweiten Ausführungsbeispiels für eine Regelstrategie eines
Antiblockiersystems eines Kraftfahrzeugs, und in
-
3 ein
Diagramm zur Veranschaulichung des Verlauf der Fahrzeugverzögerung und
des Schlupfes an den Vorderrädern
bei einem Bremsvorgang auf losem Untergrund.
-
Die
in 1 dargestellte Regelstrategie geht von einem Antiblockiersystem
aus, das einen Standard-Regelmodus und einen Offroad-Regelmodus aufweist.
-
Der
Standard-Regelmodus ist auf den Fahrbetrieb auf festen Untergründen abgestimmt
und derart konfiguriert, dass hohe Radschlupfwerte (> 0,2) an den Fahrzeugrädern während eines
Bremsvorgangs verhindert werden, um die Manövrierfähigkeit des Fahrzeugs aufrechtzuerhalten
und ein Ausbrechen zu vermeiden. Entsprechende Regelalgorithmen
sind dem Fachmann aus dem Stand der Technik bekannt. Hierdurch werden
bei festem Untergrund sowie bei vereister Fahrbahn die besten Bremsergebnisse
unter Berücksichtigung
des Bremswegs und der Spurtreue erzielt.
-
Im
Offroad-Regelmodus wird hingegen an den Vorderrädern auch ein Schlupf zugelassen,
der höher
ist als der im Standard-Regelmodus maximal zugelassene Schlupf.
Dies ist insbesondere beim Bremsen auf losen Untergründen wie
Schotter, Schnee, Sand, Gras oder dergleichen vorteilhaft, da hierbei
das zeitweilig aufgestaute Material des Untergrunds vor dem jeweiligen
Fahrzeugrad hergeschoben wird und einen Bremskeil bildet.
-
Mit
der vorliegenden Erfindung wird eine besonders effiziente Strategie
für den
Einsatz des jeweils geeigneten Regelmodus vorgeschlagen, die ohne
Mitwirkung des Fahrers selbsttätig
erfolgt, so dass eine Fehlbedienung praktisch ausgeschlossen ist.
Es hat sich gezeigt, dass eine überraschend
einfache, nämlich
lediglich von der Längsverzögerung des
Fahrzeugs abhängige
Entscheidungslogik in jeder Situation zu guten Bremsergebnissen
führt.
-
Aus
diesem Grunde weist das Antiblockiersystem Mittel zur Ermittlung
der absoluten Fahrzeugverzögerung
während
eines Bremsvorgangs auf. Die Fahrzeugverzögerung wird anhand solcher
Daten erfasst, welche eine möglichst
genaue Bestimmung der Fahrzeugverzögerung gestatten. Hierzu können am Fahrzeug
vorhandene Daten ausgelesen werden. Denkbar ist weiterhin, die Längsbeschleunigung
anhand der Raddrehzahlen abzuschätzen.
Vorzugsweise kommt jedoch ein Längsbeschleunigungssensor zum
Einsatz, mit dem sich die tatsächliche
Fahrzeugverzögerung
frei von Störungen
und Abschätzfehlern bestimmen
lässt.
-
Das
Antiblockiersystem umfasst weiterhin Mittel zum Vergleichen der
Fahrzeugverzögerung
mit einem vorgegebenen Wertebereich. Dieser Wertebereich bildet
die Fahrzeugverzögerung
ab, die bei einem Bremsvorgang auf losem Untergrund erwartet wird.
-
Der
Wertebereich wird durch einen oberen Grenzwert avmax und
einen unteren Grenzwert avmin für die Verzögerung in
Fahrzeuglängsrichtung
definiert. Mit dem unteren Grenzwert avmin,
der im Bereich von 0,2 g bis 0,4 g liegt, erfolgt eine Abgrenzung
gegenüber
einer vereisten Fahrbahn. Über
den oberen Grenzwert avmax im Bereich von
0,6 g bis 0,7 g wird zwischen einem Bremsvorgang auf losem Untergrund
und einem Bremsvorgang auf griffigem Untergrund unterschieden.
-
Ferner
umfasst das Antiblockiersystem Mittel zum selbsttätigen Schalten
des Regelmodus. Fällt die
ermittelte, vorzugsweise gemessene Fahrzeugverzögerung in den vorgegebenen
Wertebereich, wird der Offroad-Regelmodus eingestellt und zwar prinzipiell
unabhängig
von einer vom Fahrer gewählten
Getriebestellung des Fahrzeugs.
-
Insbesondere
bei geländegängigen Fahrzeugen,
die eine Low-Gear-Stellung für
das Fahren im Gelände
und eine High-Gear-Stellung für
das Fahren auf der Straße
besitzen, ist herkömmlicher
Weise die Umschaltung zwischen einem Standard-Regelmodus und einem
Offroad-Regelmodus an die Getriebestellung gekoppelt. Da jedoch
die Möglichkeit
besteht, dass das Fahrzeug in der Low-Gear-Stellung auch auf Asphalt
oder auf vereister Fahrbahn gefahren wird, muss dort die Offroad-Regelung
schwach eingestellt werden, um genügend Stabilität des Fahrzeugs
zu gewährleisten.
In einer solchen Situation ergeben sich durch den erhöhten Radschlupf
an den Vorderrädern
jedoch Bremswegnachteile. In der High-Gear-Stellung steht hingegen zu keinem Zeitpunkt
ein Offroad-Regelmodus zur Verfügung.
-
Durch
ein Umschalten zwischen den einzelnen Regelmodi allein in Abhängigkeit
der absoluten Fahrzeugverzögerung
werden diese Nachteile vermieden. Gegenüber der vorstehenden Auslegung wird
auf losem Untergrund ein Bremsweggewinn von bis zu 25 % erzielt,
da der Offroad-Regelmodus stärker
eingestellt werden kann.
-
1 zeigt
ein einfaches Beispiel für
eine erfindungsgemäße Regelstrategie.
Solange kein Bremsvorgang mit merklichem Radschlupf auftritt, werden
keine Eingriffe unternommen. Kommt es jedoch bei einem starken Bremsen
zu einem Eintritt in das Antiblockiersystem (Schritt 1),
das sich nach Initialisieren des Systems zunächst im Standard-Regelmodus
befindet, wird in einem nächsten
Schritt 2 sofort die Fahrzeugverzögerung a betrachtet. Fällt diese
in den vorgegebenen Wertebereich für losen Untergrund, der beispielsweise
mit 0,2 g bis 0,65 g vorgegeben sein kann, wird in einem weiteren
Schritt 3 sofort in den Offroad-Regelmodus geschaltet.
Andernfalls wird mit dem Standard-Regelmodus weiter geregelt (vgl.
Schritt 4).
-
Die
Routine kehrt anschließend
zu Schritt 1 zurück
und beginnt erneut. Durch die fortlaufende Auswertung der jeweils
aktuellen Fahrzeugverzögerung
kann während
eines Bremsvorgangs der Regelmodus kontinuierlich an den jeweiligen
Untergrund angepasst werden, wobei aufgrund der beschriebenen Entscheidungslogik
schnelle Reaktionszeiten zwischen dem Eintritt des Ereignisses und
dem Umschalten des Regelmodus in der Größenordnung von 300 ms realisiert
werden können.
-
3 zeigt
einen Bremsvorgang, bei dem ein mit dem oben beschriebenen Antiblockiersystem ausgestattetes
Fahrzeug während
eines Bremsvorgangs zum Zeitpunkt t1 von
einem griffigen Untergrund auf losen Untergrund gelangt. Hierbei
kommt es zu einem deutlichen Abfall der Fahrzeugverzögerung a,
die den oberen Grenzwert von 0,65 g unterschreitet, weil das Fahrzeug
die Bremskraft nicht mehr so gut auf den Untergrund übertragen
kann.
-
Dies
kann weiterhin am Verlauf des Schlupfes s der Vorderräder sVL und sVR beobachtet
werden, der beim Übergang
auf losen Untergrund zunächst deutlich
zunimmt. Mit Ansprechen der Regelung des Antiblockiersystems wird
unmittelbar die Fahrzeugbeschleunigung a betrachtet, die im Punkt
P in den vorgegebenen Wertebereich für losen Untergrund mit 0,2
g bis 0,65 g eintritt. Unmittelbar darauf wird zum Zeitpunkt t2 ein Signal zum Umschalten in den Offroad-Regelmodus
generiert, in dem, wie der weitere Schlupfverlauf zeigt, an den
Vorderrädern
links und rechts höhere
Schlupfwerte sVL und sVR bis
zum Blockieren zugelassen werden, um eine Keilwirkung an den Rädern zur
Bremswegverkürzung
auszunutzen.
-
2 zeigt
ein weiteres Beispiel für
eine erfindungsgemäße Regelstrategie.
Diese unterscheidet sich von der Regelstrategie nach 1 unter
anderem dadurch, dass die Grenzwerte des Wertebereichs, in dem in
den Offroad-Regelmodus umgeschaltet wird, in bestimmten Situationen
modifiziert werden können.
-
Eine
Möglichkeit
besteht darin, bei geländegängigen Fahrzeugen,
welche zwischen einer Low-Gear-Getriebestellung
und einer High-Gear-Getriebestellung unterscheiden, lediglich in
der High-Gear-Getriebestellung eine solche Differenzierung vorzunehmen,
da in der Low-Gear-Getriebestellung
in der Regel vom Fahren im Gelände
ausgegangen werden kann. Gleichwohl erfolgt auch in diesem Fall
die Wahl des Regelmodus allein in Abhängigkeit der Fahrzeugverzögerung a
unabhängig
von der gewählten
Getriebestellung.
-
Solange
kein Bremsvorgang mit merklichem Radschlupf auftritt, werden bei
der Regelstrategie nach 2 keine Eingriffe unternommen.
Kommt es jedoch bei einem starken Bremsen zu einem Eintritt in das
Antiblockiersystem (Schritt 11), wird bei Low-Gear ohne
weiteres wie in 1 verfahren (Schritte 12 bis 15).
-
Andernfalls
wird eine Schlechtwegeerkennung ausgelesen (Schritt 16)
und in Abhängigkeit derselben
der untere Grenzwert avmin angepasst. Dazu
wird in weiteren Schritten 17 und 18 geprüft, ob das
Schlechtwegesignal r in bestimmte, vorgegebene Bereiche r < r2, r2 < r < r3 oder r > r3 fällt. Für den erstgenannten
Fall bei verhältnismäßig guter
Fahrbahn wird der Standard-Regelmodus beibehalten (Schritt 19).
Im zweiten Fall (Schritt 20) wird der untere Grenzwert
avmin beispielsweise auf 0,4 g angehoben.
Fällt die
aktuelle Fahrzeugverzögerung
a in den vorgegebenen Wertebereich, wird in den Offroad-Regelmodus
umgeschaltet (Schritt 21), ansonsten im Standard-Regelmodus
weitergeregelt (Schritt 22). Im dritten Fall bei sehr schlechtem
Untergrund wird wiederum wie in 1 verfahren
(Schritte 23 bis 25).
-
Anschließend kehrt
die Routine jeweils zu Schritt 11 zurück und beginnt erneut, um eine
kontinuierliche Anpassung des Regelmodus während eines Bremsvorgangs zu
gewährleisten.
-
Weiterhin
kann in bestimmten Situationen eine Deaktivierung des Offroad-Regelmodus
erfolgen.
-
So
ist es beispielsweise möglich,
bei einem verstärkten
Gieren des Fahrzeugs, das beispielsweise bei stark unterschiedlichen
Reibwerten an den Rädern
einer Achse auftreten kann (μ-Splitsituation),
in den Standard-Regelmodus zu geringeren Schlupfwerten zurückzukehren
und der Manövrierbarkeit des
Fahrzeugs höhere
Priorität
einzuräumen.
Dazu wird bei Überschreiten
einer vorgegebenen Gierrate automatisch in den Standard-Regelmodus
geschaltet. Die betreffende Gierrate kann gegebenenfalls fahrgeschwindigkeits-
und fahrtrichtungsabhängig eingestellt
werden. Eine μ-Splitsituation
kann auch auf andere Art und Weise erkannt und als Anlass für eine Deaktivierung
des Offroad-Regelmodus verwendet werden.
-
Ferner
kann bei Überschreiten
eines vorgegebenen Lenkwinkels in den Standard-Regelmodus geschaltet
werden. Die Lenkwinkelgrenzwerte können dabei ebenfalls fahrgeschwindigkeitsabhängig vorgegeben
werden, wobei bei der Grenzwert des Lenkwinkels für zunehmende
Fahrgeschwindigkeiten abnimmt. Überdies
kann die Grenzwertvorgabe in Abhängigkeit
der gewählten
Getriebestellung, High-Gear oder Low-Gear, und gegebenenfalls weiterhin
in Abhängigkeit
der Schlechtwegeerkennung erfolgen, wobei bei weniger schlechter
Wegstrecke ein Verlassen des Offroad-Regelmodus bei kleineren Lenkwinkeln
vorgesehen wird, als bei schlechterer Wegstrecke oder in der Low-Gear-Stellung.
-
Weiterhin
ist es möglich,
bei Überschreiten einer
vorgegebenen Fahrgeschwindigkeit den Offroad-Regelmodus zu deaktivieren,
bzw. ein Verlassen des Standard-Regelmodus zu unterbinden.
-
Die
Erfindung wurde vorstehend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele
sowie Abwandlungen derselben näher
erläutert.
Sie ist jedoch nicht hierauf beschränkt, sondern umfasst alle durch
die Patentansprüche
definierten Ausgestaltungen.