-
Die
vorliegende Erfindung betrifft die Verwendung von in vitro aus einer
Patientenprobe erhaltenen Genexpressionsprofilen für die Erfassung
etwaiger postoperativ auftretendere Gewebeunverträglichkeitsreaktionen
nach einer erfolgten Lebertransplantation gemäß Anspruch 1, ein Verfahren
zur in vitro Messung derartiger Genexpressionsprofile gemäß Anspruch
13. Die Erfindung betrifft ferner eine Verwendung der Genexpressionsprofile
und/oder von den hierfür
verwendeten Sonden zum Ausschalten und/oder zur Aktivitätsveränderung
von Zielgenen und/oder zur Bestimmung der Genaktivität für die Bestimmung
des Abstoßungsrisikos
eines Patienten, der ein Transplantat erhalten hat, gemäß Anspruch
27, einen Kit gemäß Anspruch
30 sowie Cluster von Polynucleotiden gemäß den Ansprüchen 31 bis 34.
-
Weiterhin
betrifft die vorliegende Erfindung neue Möglichkeiten der Überwachung
postoperativer Veränderungen
nach Lebertransplantationen, um ein etwaiges Abstoßungsrisiko
frühzeitig
zu erkennen.
-
Die
Leber zählt
zu den wichtigsten und größten inneren
Organen im menschlichen Körper.
Sie ist an fast allen Stoffwechselvorgängen wesentlich beteiligt (Jecklin,
2004). Die Leber gilt dabei nicht nur als wichtigstes Stoffwechselorgan,
sondern ist auch die Entgiftungszentrale im menschlichen Körper (Jecklin,
2004; Trebsdorf et al., 1998). Jedoch, ist die Leber einer Vielzahl
von Erkrankungen ausgesetzt. Hauptursachen sind neben übermäßigen Alkoholkonsum
auch Bakterien- bzw. Virusinfektionen (z.B. Hepaptitis) oder hereditäre Faktoren.
Häufig
werden Anzeichen einer Leberkrankheit als Alltagsbeschwerden diagnostiziert
und zu spät therapiert (www.leber-info.de).
Bestimmte Grunderkrankungen (Tab. 1) führen dabei schließlich zu
irreversiblen Schäden
der Leber. Fast alle Formen der irreversiblen Leberinsuffizienz
mit drohendem Organversagen stellen potentielle Indikatoren zur
Lebertransplantation dar (Penko and Tirbaso., 1999).
Tabelle.
1: Typische Erkrankungen, welche die Notwendigkeit einer Lebertransplantation
bedingen. Hervorgehobene Begriffe stellen die häufigsten Indikatoren für eine Lebertransplantation
dar (Penko and Tirbaso., 1999).
-
Schäden durch
Lebererkrankungen sowie eine späte
Diagnose können
zu Leberversagen führen.
Leberversagen haben eine hohe Sterblichkeit und beeinflussen eine
Vielzahl andere Organe (Bauer et al., 2005). Trotz einer hohen Sterblichkeit
durch Leberversagen sind Lebertransplantation immer noch die Behandlungsmethode
der Wahl, falls spezifische Indizes, wie beispielsweise King's College oder Clichy
Kriterium, einen ungünstigen
Verlauf der Erkrankung prognostizieren (Bauer et al., 2005). Im
Jahre 2003 gab es allein in Deutschland 11.797 Patienten, die auf
ein Spenderorgan warteten, darunter 1266 Menschen mit der dringlichen
Notwendigkeit für
eine Lebertransplantation (www.dso.de). Die Problematik der langen
Wartelisten bedingt durch das Fehlen einer genügend großen Anzahl von geeigneten Spenderorganen
ist trotz vielseitiger Anstrengungen und des Aufbaus einer Europa-weiten
Spenderorganvermittlung noch keineswegs gelöst. Die allogene Transplantation
wird dabei von einer lebenslangen Immunsuppressionstherapie begleitet,
die hyperakute, akute oder chronische Abstoßungsreaktionen unterdrückt. Zusätzlich sind
die Betroffenen oft mit einer Re-Infektion, insbesondere mit viralen
Erregern wie Epstein-Barr- oder Zytomegalievirus (CVM) belastet
(Gao and Zheng, 2004). Hinzu kommen schwere Komplikationen vorwiegend
im frühen
postoperativen Verlauf, besonders Fehlfunktionen der transplantierten
Leber und akute Abstoßungskrisen.
Die postoperative Abstoßungsrate
liegt bei Lebertransplantationen bei ca. 36 % (Shimizu et al., 2003).
Initiale intensivmedizinische Überwachung
und engmaschige Nachsorge sind deshalb von besonderer Wichtigkeit
für die
betroffenen Patienten (Müller
und Neuhaus, 2004).
-
Es
ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, Möglichkeiten zur in-vitro Diagnose
bereitzustellen, die eine postoperative Aussage erlauben, ob die
einem Patienten transplantierte Spenderleber angenommen wird oder
nicht und gegebenfalls Prognosen für das Auftreten von Abstoßungsreaktionen
zu erstellen und frühzeitig
therapeutische Maßnahmen
zu ergreifen.
-
Die
obige Aufgabe wird durch eine Verwendung gemäß Anspruch 1 und Anspruch 27
gelöst.
-
Verfahrenstechnisch
wird die Aufgabe durch Anspruch 13 gelöst.
-
Ein
Kit gemäß Anspruch
30 sowie Cluster von Polynucleotiden gemäß den Ansprüchen 31 bis 34 lösen die
Aufgabe ebenfalls.
-
Insbesondere
wird die Aufgabe gelöst
durch eine Verwendung von in vitro aus einer Patientenprobe erhaltenen
Genexpressionsprofilen für
die Erfassung etwaiger postoperativ auftretender Gewebeunverträglichkeitsreaktionen
nach einer erfolgten Lebertransplantation.
-
Ferner
dient die vorliegende Erfindung der therapiebegleitenden Verlaufsbeurteilung
von Patienten, die ein Lebertransplantation hatten. Weiterhin ermöglicht die
Erfindung die Verwendung der Genexpressionsprofile für die Bestimmung
des Abstoßungsrisikos
eines Patienten, der ein Transplantat erhalten hat.
-
Die
vorliegende Erfindung kann auch zur Herstellung von „in silico" Expertensystemen
und/oder zur „in
silico" – Modellierung
von zelluläreren
Signalübertragungswegen
verwendet werden.
-
Zur
Erstellung des Genexpressionsprofiles gemäß der vorliegenden Erfindung
wird eine Mehrzahl von spezifischen Genen und/oder Genfragmenten
verwendet, welche ausgewählt
werden aus der Gruppe in Tabellen 6-9 bestehend aus SEQ-ID No. 1
bis SEQ-ID No. 532 sowie Genfragmenten davon mit wenigstens 5-2000,
bevorzugt 20-200, mehr bevorzugt 20-80 Nukleotiden.
-
Diese
Sequenzen mit der Sequenz ID: 1 bis zur Sequenz ID: 532 sind durch
den Umfang der vorliegenden Erfindung mit umfaßt und sind dem angefügten, 532
Sequenzen umfassenden, Sequenzprotokoll, das somit Bestandteil der
Beschreibung der vorliegenden Erfindung ist, im Einzelnen offenbart
und ist somit ebenfalls Bestandteil der Offenbarung der Erfindung.
-
Darüber hinaus
betrifft die vorliegende Erfindung die Verwendung von in vitro aus
einer Patientenprobe erhaltenen Genexpressionsprofilen und/oder
von den hierfür
verwendeten Sonden, welche ausgewählt werden aus der Gruppe bestehend
aus SEQ-ID No. 1 bis SEQ-ID No. 532 sowie Genfragmenten davon mit
wenigstens 5-2000, bevorzugt 20-200, mehr bevorzugt 20-80 Nukleotiden,
zum Ausschalten und/oder zur Aktivitätsveränderung von Zielgenen und/oder
zur Bestimmung der Genaktivität
zur Überwachung
postoperativer Veränderungen
nach Lebertransplantation und/oder zur Bestimmung der Genaktivität zur Bestimmung
des Abstoßungsrisikos
eines Patienten, der ein Lebertransplantat erhalten hat.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung besteht in der Generierung von Genaktivitätsclustern, wobei
in den jeweiligen Clustern mindestens zwei Genen und/oder Genfragmente
aus SEQ-ID No. 1 bis SEQ-ID No. 532 gruppiert werden, deren Expressionsverhalten
sich in den verschiedenen Patientenproben ähneln. In einer weiteren Ausführungsform
werden diese Genaktivitätscluster
miteinander verglichen und ermöglichen
so eine Aussage über
die postoperativen Veränderungen
von Patienten mit Lebertransplantationen.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß ein spezifisches Gen und/oder
Genfragment ausgewählt
wird aus der Gruppe bestehend aus SEQ-ID No. 1 bis SEQ-ID No. 532
sowie Genfragmenten davon mit wenigstens 5-2000, bevorzugt 20-200,
mehr bevorzugt 20-80 Nukleotiden.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens 2 bis
100 unterschiedliche cDNAs verwendet werden.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens 200 unterschiedliche
Sequenzen verwendet werden.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens 200 bis 500 unterschiedliche
Sequenzen verwendet werden.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens 500 unterschiedliche
Sequenzen verwendet werden.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die in Anspruch 3 aufgelisteten
Gene oder Genfragmente und/oder von deren RNA abgeleiteten Sequenzen
ersetzt werden durch synthetische Analoga, Aptamere sowie Peptidonukleinsäuren.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die synthetischen Analoga
der Gene 5-100, insbesondere ca. 70 Basenpaare umfassen.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Genaktivitäten mittels
Hybridisierungsverfahren bestimmt wird.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Genaktivität mittels Microarrays
bestimmt wird.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Genaktivität durch Hybridisierungs-unabhängige Verfahren,
insbesondere enzymatische und/oder chemische Hydrolyse und/oder
Amplifikationsverfahren, vorzugsweise PCR, anschließende Quantifizierung
der Nukleinsäuren und/oder
von Derivaten und/oder Fragmenten derselben, bestimmt wird.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Probe ausgewählt wird
aus: Körperflüssigkeiten,
insbesondere Blut, Liquor, Urin, Ascitesflüssigkeit, Seminalflüssigkeit,
Speichel, Punktat; Zellinhalt oder eine Mischung davon.
-
Eine
weitere Ausführungsform
der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß Zellproben gegebenenfalls
einer lytischen Behandlung unterzogen werden, um deren Zellinhalte
freizusetzen.
-
Es
ist dem Fachmann klar, daß die
in den Ansprüchen
dargelegten einzelnen Merkmale der Erfindung ohne Einschränkung beliebig
miteinander kombinierbar sind.
-
Als
Markergene im Sinne der Erfindung werden alte abgeleiteten DNA-Sequenzen, Partialsequenzen und
synthetischen Analoga (beispielsweise Peptido-Nukleinsäuren, PNA)
verstanden. Die auf Bestimmung der Genexpression auf RNA-Ebene bezogene
Beschreibung der Erfindung stellt keine Einschränkung sondern nur eine beispielhafte
Anwendung dar.
-
Die
auf Blut bezogene Beschreibung der Erfindung stellt nur eine beispielhafte
Anwendung der Erfindung dar. Als biologische Flüssigkeiten im Sinne der Erfindung
werden alle Körperflüssigkeiten
des Menschen verstanden.
-
Für die Zwecke
einer vollständigen
Offenbarung der vorliegenden Lehre wird festgestellt, dass mit den ursprünglich eingereichten
Ansprüchen
auch sämtliche
und/oder -Kombinationen der Ansprüche für den Fachmann mit offenbart
sind. Insbesondere ist beipielsweise auch eine Verwendung nach einem
der Ansprüche
1 bis 12 in einem Verfahren gemäß einem
der Ansprüche
13 bis 26 und/oder zur Durchführung
eines Verfahrens gemäß einem
der Ansprüche
13 bis 26 offenbart.
-
Weitere
Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aufgrund
der Beschreibung eines Ausführungsbeispiels
sowie anhand der Zeichnung.
-
Es
zeigt:
-
1:
eine farbige Darstellung von Ähnlichkeiten
des Expressionsverhaltens bestimmter Gene zugeordneten Gencluster;
und
-
2:
typische Repräsentanten
von 4 Genaktivitätsclustern
mit spezifischen Expressionsverläufen.
-
Ausführungsbeispiel
-
Für die Messung
der differentiellen Genexpression zur Überwachung postoperativer Veränderungen nach
Lebertransplantation wurden Untersuchungen von Vollblutproben von
insgesamt 22 Patienten, welche auf operativen Intensivstationen
behandelt wurden, durchgeführt.
-
Das
Ausführungsbeispiel
wird anhand folgender Abbildungen erläutert:
-
1 betrifft
die Darstellung des zugehörigen
Gencluster zu Ähnlichkeiten
des Expressionsverhaltens bestimmter Gene zwischen einzelnen Proben.
-
Jeder
Punkt der Farbmatrix repräsentiert
die relative Expression eines Gens in einer Blutprobe im Verhältnis zu
einer Kontrolle, im Beispielsfalle Sig-M5, (vertikal: Patientenproben
mit aufsteigender Identifikationsnummer; horizontal: 532 untersuchte
Gene). Die jeweiligen Farben repräsentieren die Expression der
individuellen Gene, wobei Rot relative Expression größer als
Mittelwert und Grün
relative Expression kleiner als Mittelwert markieren; graue Felder
weisen auf fehlende Werte.
-
2 betrifft
typische Repräsentanten
der 4 Genaktivitätscluster
mit spezifischen Expressionsverläufen.
-
Das
erste Genaktivitätscluster
ist repräsentiert
durch das Gen PPBP (Sequenz No. 112) (A); das zweite Genaktivitätscluster
durch das Gen MKNK1 (Sequenz No. 220) (B), das dritte Genaktivitätscluster
durch das Gen IL22RA2 (Sequenz No. 379) (C) und das vierte Genaktivitätscluster
durch das Gen IL2RB (Sequenz No. 477) (D). Die mit einer gestrichelten
Linie verbundenen Punkte stellen den Gruppenmittelwert dar. Die
grauen senkrechten Linien markieren den mittleren Streubereich innerhalb
der Patientengruppe.
-
Die
erste Blutprobe wurde unmittelbar vor dem chirurgischen Eingriff
entnommen (t0). Direkt nach der intraoperativen Phase (t0 post)
bzw. nach drei (t3 post), sieben (t7 post) und vierzehn Tagen (t14
post) wurden weitere postoperative Blutproben von allen Patienten
sichergestellt. Nach Abnahme des Vollblutes wurde die Gesamt-RNA
der Proben unter Anwendung des PAXGene Blood RNA Kit gemäß den Vorgaben
des Herstellers (Qiagen) isoliert.
-
Als
Referenzproben dienten die Gesamt-RNA aus der kommerziell erhältlichen
Monoblastenleukämie-Zelllinie
Sig-M5.
-
Je
nach verwendeter Methode zur Erfassung des Genexpressionsprofils
können
auch andere Kontrollen/Referenzproben/Kalibrierungskontrollen, z.B.
Housekeeping- oder Spikesequenzen verwendet werden.
-
Zellkultivierung
-
Für die Zellkultivierung
(Kontrollproben) wurden 19 Kryozellkulturen (SIG-M5) (eingefroren in flüssigem Stickstoff)
genutzt. Die Zellen wurden jeweils mit 2 ml Iscove's Medium (Biochrom
AG) beimpft und mit 20% fetalen Kälber Serum (FCS) ergänzt. Die
Zellkulturen wurden anschliessend für 24 Stunden bei 37° C unter
5% CO2 in 12-well Platten inkubiert. Danach
wurde der Inhalt von 18 Wells in 2 Teile mit jeweils dem gleichen
Volumen geteilt, sodass schliesslich 3 Platten des gleichen Formats
(insgesamt 36 Wells) zur Verfügung standen.
Die Kultivierung wurde anschliessend für 24 Stunden unter den gleichen
Bedingungen fortgeführt.
Im Anschluss daran wurden die resultierenden Kulturen von 11 Wells
jeder Platte vereint und zentrifugiert (1000 × g, 5 min, Raumtemperatur).
Der Überstand
wurde verworfen und das Zellpellet in 40 ml des o.g. Mediums gelöst. Diese
40 ml gelöste
Zellen wurden in zwei 250 ml Kolben zu gleichen Teilen aufgeteilt
und nach 48 Stunden Inkubation und Zugabe von 5 ml des o.g. Mediums
wiederum inkubiert. Von den restlichen 2 ml der zwei verbleibendenden
Platten wurden 80 μl
in leere Wells der gleichen Platten gegeben, welche bereits vorher mit
1 ml des o.g. Mediums präpariert
waren. Nach 48 Stunden Inkubation wurde nur eine der 12 Well-Platten wie
folgt prozessiert: Aus jedem Well wurden 500 μl entnommen und vereint. Die
daraus resultierenden 6 ml wurden in einen 250 ml Kolben gegeben,
welcher ca. 10 ml frisches Medium enthielt. Dieses Gemisch wurde mit
1000 × g
5 Minuten bei Raumtemperatur zentrifugiert und in 10 ml des o.g.
Mediums gelöst.
Die anschliessende Zellzählung
ergab folgendes Ergebnis: 1,5 × 107 Zellen pro ml, 10 ml Gesamtvolumen, Gesamtzahl
der Zellen: 1,5 × 108. Da die Zellzahl noch nicht ausreichend
war, wurden 2,5 ml des o.g. Zellsuspension in 30 ml des o.g. Mediums
in einen 250 ml (75 cm2) Kolben gegeben
(insgesamt 4 Kolben). Nach 72 Sunden Inkubationszeit wurden jeweils
20 ml frischen Mediums in die Kolben gegeben. Nach folgender 24-stündiger Inkubation erfolgte
die Zellzählung
wie oben beschrieben, die eine Gesamtzellzahl von 3,8 × 108 Zellen ergab. Um die gewünschte Zellzahl
von 2 × 106 Zellen zu errreichen wurden die Zellen
in 47,5 ml des o.g. Mediums in 4 Kolben resuspendiert. Nach einer
Inkubationszeit von 24 Stunden wurden die Zellen zentrifugiert und
zweimal mit Phosphatpuffer ohne Ca2+ und
Mg2+ (Biochrom AG) gewaschen.
-
Die
Isolation der Gesamt-RNA erfolgt mittels des NucleoSpin RNA L Kits
(Machery&Nagel)
entsprechend den Angaben des Herstellers. Die oben beschriebene
Prozedur wurde wiederholt bis die erforderliche Zellzahl erreicht
wurde. Dies war nötig,
um die erforderliche Menge von 6 mg Gesamt-RNA zu erreichen, was etwa
einer Effizienz von 600 μg
RNA pro 108 Zellen entspricht.
-
Die
allgemeinen Daten der Patienten können aus der Tabelle 2 entnommen
werden und die prä-operativen
Daten aus Tabelle 3.
Tabelle
2: Allgemeine klinische Daten.
Tab.
3: Prä-operative
Patientendaten
- • 1Angabe als Medianwerte und die Werte in
Klammern stellen die Differenz der 75 %und 25 %-Perzentile dar.
-
Die
intra-operativen und post-operativen Daten der Transplantierten
werden in den nachstehenden Tabellen (Tabelle 4; Tabelle 5) veranschaulicht.
Tab.
4: Intraoperative Daten der Patientenkohorte
Tab.
5: Postoperative Charakterisierung der Patientenkohorte.
-
Alle
Patientenproben wurden mit der Referenzprobe jeweils auf einem Microarray
ko-hybridisiert.
-
Reverse Transkription/Markierung/Hybridisierung
-
Nach
Abnahme des Vollblutes wurde die Gesamt-RNA der Proben unter Verwendung
des PAXGene Blood RNA Kits (PreAnalytiX) gemäss den Vorgaben des Herstellers
isoliert und auf ihre Qualität
geprüft.
Von jeder Probe wurden 8 μg
Gesamt-RNA aliquotiert und zusammen mit 10 μg Gesamt-RNA aus SIGM5-Zellen als
Referenz-RNA zu komplementärer
DNA (cDNA) mit der reversen Transkriptase Superscript II (Invitrogen) umgeschrieben
und die RNA anschließend
durch alkalische Hydrolyse aus dem Ansatz entfernt. Im Reaktionsansatz
wurde ein Teil des dTTP durch Aminoallyl-dUTP (AA-dUTP) ersetzt,
um später
die Kopplung des Fluoreszenzfarbstoffes an die cDNA zu ermöglichen.
-
Nach
der Aufreinigung des Reaktionsansatzes wurden die cDNA der Proben
und Kontrollen mit den Fluoreszenzfarbstoffen DY-547 und DY-647
der Firma Dyomics kovalent markiert (Dye swap) und auf einem Microarray
der Firma SIRS-Lab hybridisiert. Auf dem verwendeten Microarray
befinden sich 5308 immobilisierte Polynukleotide mit einer Länge von
55-70 Basenpaaren, die jeweils ein humanes Gen repräsentieren
und Kontrollspots zur Qualitätssicherung.
Ein Microarray unterteilt sich in 28 Subarrays mit einem Raster
von 15 × 15
Spots.
-
Die
Hybridisierung und das anschliessende Waschen bzw. Trocknen wurde
in der Hybridisierungsstation HS 400 (Tecan) nach Angaben des Herstellers über 10,5
Stunden bei 42 °C
durchgeführt.
Die verwendete Hybrididierungslösung
besteht aus den jeweiligen gelabelten cDNA-Proben, 3,5 × SSC (1 × SSC enthält 150 mM
Natriumchlorid und 15 mM Natriumcitrat), 0,3% Natriumdodecylsulfat
(V/V) 25% Formamid (V/V) und je 0,8 μg μl-1 cot-1 DNA, Hefe t-RNA und poly-A RNA. Das
anschliessende Waschen der Mikroarrays wurde mit nachfolgendem Programm
bei Raumtemperatur wie folgt durchgeführt: je 90 Sekunden spülen mit
Waschpuffer 1 (2 × SSC,
0,03% Natriumdodecylsulfat), mit Waschpuffer 2 (1 × SSC) und
abschließend
mit Waschpuffer 3 (0,2 × SSC).
Danach wurden die Mikroarrays unter einem Stickstoffstrom mit einem
Druck von 2,5 bar bei 30 °C über 150
Sekunden getrocknet.
-
Auswertung
-
Nach
der Hybridisierung wurden die Hybridisierungssignale der Microarrays
mit einem GenePix 4000B Scanner (Axon) ausgelesen und die Expressionsverhältnisse
der differenziert exprimierten Gene mit der Software GenePix Pro
4.0 (Axon) bestimmt. Für
die Auswertung wurde die mittlere Intensität eines Spots als der Medianwert
der zugehörigen
Spotpixel bestimmt.
-
Korrektur systematischer
Fehler:
-
Die
Korrektur systematischer Fehler erfolgte nach dem Ansatz von Huber
u a. (Huber et al., 2003). Dabei wurden der additive und der multiplikative
Bias innerhalb eines Mikroarrays aus 70% der vorhandenen Genproben
geschätzt.
Für alle
weiteren Berechnungen wurden die Signale mittels arcus sinus hyperbolicus transformiert.
-
Biostatistische Auswertung
der Microarrays:
-
Ziel
der Datenanalyse war die Extraktion von Genexpressionsmustern, welche
für den
operativen Eingriff bei einer Lebertransplantation charakteristisch
sind. In Anlehnung an die Arbeit von Tomic u.a. (Tomic V., et. al.,2005)
wurde die Analyse in drei Schritten durchgeführt:
- 1.
Schritt: In die Datenanalyse wurden Gensonden eingeschlossen, deren
Signale in ausreichender Intensität gemessen wurden. Hierbei
wurde die mittlere Spotqualität
im Gesamtexperiment bewertet. Demnach wurden 4176 Sonden in der
Analyse betrachtet. Die resultierende Datenmatrix enthielt ca. 2,3%
fehlende Werte, die durch Schätzwerte
ersetzt wurden (vgl. Troyanskaya u. a. (Troyanskaya, et al., 2001)).
- 2. Schritt: Unter Hinzuziehung eines geeigneten statistischen
Tests wurden Gene identifiziert, welche sich aufgrund der Transplantation
bei allen Patienten in gleicher Weise verändert haben. Dafür wurde,
Gen für Gen,
der multivariate Einstichproben-PC-Test nach Läuter (Läuter, 1996) angewandt, der
eine Verallgemeinerung des einfachen t-Tests bildet. Als Ergebnis
wurde jedem Gen ein p-Wert zugewiesen, der den statistischen Unterschied
in der zeitlichen Variation der Expression des jeweiligen Gens widerspiegelt.
Um eine Signifikanzschwelle zu bestimmen, die eine Auswahl von differenziert exprimierten
Genen ermöglicht,
wurde das Konzept von Storey und Tibshirani gewählt (Storey und Tibshirani,
2003). Dabei wird der Anteil der falsch positiven Entscheidungen
(engl. False Discovery Rate) mit Hilfe des sogenannten q-Wertes
geschätzt.
532 Sonden mit einem q-Wert kleiner als 0,05 waren Einschlusskriterien
für die
endgültige
Genliste. Die Schwelle wurde so festgelegt, dass ein optimales Verhältnis der
gefundenen signifikanten Gene zum zugehörigen Anteil der falsch positiven
erreicht wurde. Nach dieser Schätzung
enthält
die finale Liste ca. 5 % (~ 26 von 532) falsch positive Gensonden.
- 3. Schritt: Im statistischen Vergleich wurden Gene identifiziert,
die sich in Folge der Transplantation signifikant bei allen Patienten
in gleicher Weise verändert
haben. Um charakteristische Muster der Genexpression zu erhalten,
wurden Verläufe
der ausgewählten
532 exprimierten Gene mit Hilfe des hierarchischen Clusteralgorithmus
angeordnet und in einem entsprechenden Muster dargestellt. In dem
Clusteralgorithmus wurde die Korrelation als Abstandsmaß gewählt. Die „average
linkage" – Methode
diente als Grundlage für
die Erstellung des zugehörigen
Dendrogramms. In der Darstellung des zugehörigen Gencluster werden Ähnlichkeiten
des Expressionsverhaltens bestimmter Gene zwischen einzelnen Proben
angezeigt 1. Die geordnete Liste der
Gene mit den entsprechenden mittleren Expressionswerten werden in
der Tabelle 6-9 zusammengefasst.
-
Im
Gencluster wurde eine Verteilung der Gene in vier ähnliche
Gengruppen mit differenziert exprimierten Genverläufen aufgedeckt,
die folgende biologisch interpretierbare Expressionsveränderungen
aufwiesen:
Die erste Gruppe von 132 Gensonden, welche nicht
oder nur geringfügig
auf die Operation ansprachen, aber bereits nach dem 3. bzw. nach
dem 7. postoperativen Tag überexprimiert
waren (Tabelle 6).
-
Die
zweite Gruppe der 221 Gensonden, die mit frühzeitig-postoperativ erhöhten Genexpressionen
reagierten, kehrten nach 14 Tagen fast vollkommen auf das ursprüngliche
Genexpressionsplateau zurück
(Tabelle 7).
-
Die
dritte Gruppe von 57 Gensonden, die erst am 3. postoperativen Tag
auf die Transplantation mit einem geringeren Expressionsausmaß reagiert
(Tabelle 8).
-
Das
vierte Cluster fasste insgesamt 122 Gene zusammen, die sich gegenläufig zum
zweiten Cluster verhielten und eine reduzierte Expression nach dem
1. postoperativen Tag zeigten. Danach war wieder eine ansteigende
Genaktivität
zu erkennen, der pre-operative Wert wird jedoch nach 14 Tagen nicht
erreicht (Tabelle 9).
-
Typische
Repräsentanten
mit spezifischen Expressionsverläufen
werden in der
2 dargestellt. Tabelle
6: Cluster 1
Tabelle
7: Cluster 2
Tabelle
8: Cluster 3
Tabelle
9: Cluster 4
-
Die
erfindungsgemäß ermittelten
Genaktivitäten
und die Einteilung in spezifische Gencluster sind somit für operativen
Eingriff bei einer Lebertransplantation charakteristisch und für die in-vitro Überwachung
von Lebertransplantationen anwendbar.
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
LITERATURVERZEICHNIS
-
- 1. Jecklin, E., Arbeitsbuch Anatomie und Physiologie, (2004),
Elsevier Urban und Fisher Verlag München, 12. Auflage, S. 294-299.
- 2. Trebsdorf, M., Gebhardt P., Biologie, Anatomie, Physiologie,
Lehrbuch und Atlas, Lauverlag, 4. Auflage, S250-251.
- 3. Penko, M. E., Tirbaso D., (1999), An overview of liver transplantation,
AACN clinical issues, 10 (2), 176-184.
- 4. Bauer, M., Winning J.; Kortgen A., (2005), Liver failure,
Curr Opin Anaesthesiol., 18, 11-116.
- 5. Gao, L. H., Zheng, S. S., (2004), Cytomegalovirus and chronic
allograft rejection in liver transplantation, World J. Gastroenterol.,
10 (13), 1857-1861.
- 6. Shimizu T, Tajiri T, Akimaru K, Yoshida H, Yokomuro S, Mamada
Y, Taniai N, Kawano Y, Mizuguchi Y, Takahashi T, Mizuta K, Kawarasaki
N., (2003), Postoperative management and complications in livingrelated
liver transplantation, J. Nippon Med. School, 70 (6), 522-527.
- 7. Müller
A. R., Neuhaus P., (2004), Dünndarmtransplantation,
Deutsches Ärtzeblatt,
Jg.101, Heft 1-2, A38-A43.
- 8. Huber W, Heydebreck A, Sueltmann H, et al. (2003) Parameter
estimation for the calibration and variance stabilization of microarray
data. Stat. Appl. in Gen. and Mol. Biol.. Vol. 2, Issue 1, Article
3
- 9. Tomic V., et. al., Transcriptomic and proteomic patterns
of systemic inflammation in on- and off-pump coronary artery bypass
grafting. Circulation 2005, 112:2912-2920.
- 10. Troyanskaya O., et. al., Missing value estimation methods
for DNA Microarrays. Bioinformatics 2001, 17 (6): 520-525.
- 11. Läuter
J., Exact t and F tests for analyzing studies with multiple endpoints.
Biometrics 1996, 52: 964-970.
Storey J. D., Tibshirani R.,
Statistical Significance for Genome-Wide Experiments. PNAS 2003,
100 (16): 9440-9445.
-
Es
folgt ein Sequenzprotokoll nach WIPO St. 25.
Dieses kann
von der amtlichen Veröffentlichungsplattform
des DPMA heruntergeladen werden.