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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines
biokompatiblen Gerüstes oder
Scaffolds, welches, insbesondere computergestützt, zur Herstellung eines
Implantates verwendet wird, aus biokompatiblen Werkstoffen mit dem
sogenannten Dispensverfahren (Extrusion Freeform Fabrication, EFF)
und der gleichzeitigen Modifizierung der Oberfläche der gefertigten Strukturen
mittels Beschichtung. Dabei soll eine Struktur (Scaffold) mit Wirkstoffen
(Drug Delivery) zur Geweberegeneration entstehen. Das so hergestellte
Konstrukt kann anschließend
mit Gewebezellen besiedelt oder direkt implantiert werden, um so
eine schnellere Rekonstruktion und Heilung eines defekten Gewebes
nach einem medizinischen Eingriff zu gewährleisten.
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Das
Gesundheitswesen gilt als wachstumsstarke und zukunftsträchtige Branche.
Besonders starkes Wachstum wird in den Bereichen des Gewebeersatzes
und der Implantate erwartet. Weitverbreitete Erkrankungen wie z.B.
Osteoarthrose und Osteoporose spielen als Verursacher von Krankheitskosten
eine immer größere wirtschaftliche
Rolle. Weiterhin wird durch die Zunahme an Trend- und Risikosportarten
die Zahl derfreizeitbedingten Frakturen stark erhöht [1].
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Das
Tissue Engineering, also die Neuzüchtung von Gewebe durch Besiedelung
von speziellen Gerüstestrukturen
mit den entsprechenden Gewebezellen, ist ein hochaktuelles Forschungsthema.
Ein Beispiel dafür
ist das Tissue Engineering von Knochen, bei dem poröse Scaffolds
aus Keramik (vorzugsweise Calciumphosphat-Keramik), Polymer oder Keramik/Polymer-Composite
mit patienteneigenen Zellen (z. B. Osteoblasten oder Stammzellen) besiedelt
werden. Solche porösen
Scaffolds können z.
B. über
moderne Rapid-Prototyping-Techniken individuell im Design und in
der Porengeometrie hergestellt werden. Ein großes Problem ist jedoch die
homogene Besiedelung der dreidimensionalen Scaffolds mit Zellen
bis ins Innere. Abhilfe könnte
eine Beschichtung der Scaffoldstrukturen mit bioaktiven Substanzen
bringen, die z.B. die Adhäsion
oder die Differenzierung der Zellen beeinflussen [2, 3, 4].
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Zum
verbesserten Verständnis
der vorliegenden Erfindung wird im Folgenden eine kurze Einführung zu
Biomaterialien, Knochenersatzmaterial, Rapid Prototyping, Tissue
Engineering und Drug Delivery gegeben.
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• Biomaterialien bzw. biokompatible
Substanzen
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Eine
grundlegende Anforderung, die alle Biomaterialien erfüllen müssen, ist
die Biokompatibilität [13].
Darunter versteht man die Fähigkeit
eines Materials, eine für
eine bestimmte Anwendung angemessene Gewebereaktion hervorzurufen.
Diese Definition beinhaltet die temporäre oder permanente Gewebeverträglichkeit
des Implantates sowie seiner Reaktions- und Korrosionsprodukte.
Es darf auch beim Abbau eines Biomaterials zu keiner Freisetzung
von Substanzen in toxischen Konzentrationen kommen. Darüber hinaus
dürfen
das Biomaterial und seine Abbauprodukte nicht allergen oder kanzerogen
sein. Die Einheilung eines Biomaterials in das umliegende Gewebe
sollte ohne akute oder chronische Entzündungsreaktion ablaufen.
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• Knochenersatzmaterial
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Um
größere Knochendefekte,
die nach Unfällen,
Tumoroperationen oder Krankheiten aufgetreten sind, zu heilen, müssen diese
durch ein Knochenersatzmaterial aufgefüllt werden. In der Medizin
gibt es hierfür
verschiedene Möglichkeiten:
- – Autografts:
Der Defekt wird mit körpereigenem Knochen
aufgefüllt.
Dabei wird meist Knochen vom Hüftkamm
verwendet. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass ein lebender Knochen
mit eigenen Zellen transplantiert wird. Der Körper stößt dieses Material nicht ab,
da er es nicht als fremd erkennt. Entzündungen werden vom Transplantat
nicht ausgelöst.
Der Patient muss jedoch eine zweite Operation mit allen folgenden
Schmerzen und Risiken erleiden. Außerdem steht körpereigener Knochen
nur begrenzt zur Verfügung.
- – Allografts:
Der Knochendefekt wird durch einen humanen Spenderknochen ergänzt. Spenderknochen
sind meist ausreichend vorhanden, es besteht jedoch die Gefahr einer
Abstoßung
des fremden Knochens oder einer Krankheitsübertragung.
- – Xenografts:
Der Knochendefekt wird durch Spendermaterial einer fremden Gattung
aufgefüllt.
Häufig
werden wärmebehandelte
(bis 1300°C)
Knochenstücke
von Rindern verwendet. Vorteil dieser Methode ist die nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit
des Materials. Abstoßungsreaktionen
treten nicht oder nur selten auf, da das Material dem Körper bekannt
ist. Das Risiko einer Krankheitsübertragung – besonders
nach Auftreten der Rinderseuche BSE – kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen
werden.
- – Synthetische
Knochenersatzmaterialien: Der Knochendefekt wird durch synthetische
Materialien geschlossen. Diese können
Metalle, Polymere, Keramiken oder Verbunde zwischen diesen Materialklassen
sein. Vorteil dieser Methode ist, dass keine Krankheiten übertragen
werden können
und das Material unbegrenzt zur Verfügung steht. Je nach Material
kann es jedoch zu einer Abstoßung
oder Einkapselung kommen, so dass das Implantat nicht in den Knochen
integriert wird. Zudem bleiben manche Materialien auf Dauer als Fremdkörper im
Körper
des Patienten.
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Die
meisten keramischen Knochenersatzmaterialien bestehen aus Calciumphosphaten,
da sich dieses Material bereits in vielen Untersuchungen als hoch
biokompatibel erwiesen hat. Hydroxylapatit (HA) und β-Tricalciumphosphat
(TCP) werden besonders häufig
verwendet. HA besitzt die gleiche mineralogische Zusammensetzung
wie der Großteil des
anorganischen Teils des Knochens, der ca. 65% des Knochens ausmacht.
Daher wird es vom Körper gut
angenommen und in den Knochen eingebaut. Die Resorbierbarkeit von
gesintertem HA ist jedoch sehr gering bis teilweise nicht nachweisbar,
weshalb auch TCP verwendet wird, das vom Körper durch physikalische Lösungsvorgänge gut
resorbiert wird.
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Kommerziell
erhältliche
Knochenersatzmaterialien aus Calciumphosphaten sind u.a.
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- – Endobon® (Merck)
- – Tutobone® (Tutogen)
- – Tutoplast® (Tutogen)
- – Bioglas®/Perioglas® (NovaBone
Products)
- – Biobase® (Biovision
Biomaterial)
- – BioOss® (Geistlich)
- – Algipore® (Fa.
Friadent)
- – Cerasorb® (Curasan)
- – Cerabone® (aap
mebio)
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• Rapid Prototyping
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Rapid
Prototyping ist in der metall- und kunststoffverarbeitenden Industrie
ein bekanntes Verfahren zur schnellen Herstellung von Prototypen, Mustern
oder Kleinserien. Dabei werden dreidimensionale CAD-Daten in einzelne
dünne Scheiben
zerlegt und in einer computergesteuerten Maschine schichtweise aufgebaut.
Die einzelnen Schichten werden dabei jeweils miteinander verbunden,
so dass schrittweise ein dreidimensionales Bauteil entsteht. Bekannte
Verfahren sind u.a.:
- – Stereolithographie: Bei der
Stereolithographie wird ein lichtaushärtendes Harz mit Hilfe eines
Lasers verfestigt.
- – Laminated
Object Manufacturing (LOM): Das LOM beruht auf dem Prinzip, dass
die einzelnen Schichten z.B. durch Fräsen oder Stanzen zuerst getrennt
voneinander gefertigt und anschließend zusammengefügt werden.
- – 3D-Drucken:
Während
des 3D-Druckens wird Pulver mit einem polymeren Binder, der mit
Hilfe von Düsen
auf das Pulverbett aufgebracht wird, zu einem zusammenhängenden
Grünkörper verbunden.
Im Fall des Wachsdruckens wird das Bauteil tropfenweise aus heißem, flüssigem Wachs
aufgebaut.
- – Dispensverfahren
bzw. Extrusion Freeform Fabrication (EFF): Beim Dispensverfahren
wird eine heiße
oder kalte, pastöse
Masse durch feine Düsen
extrudiert und schichtweise aufeinander gelegt. Die Aushärtung erfolgt
durch Abkühlung, Verdampfung
des Lösungsmittels
oder chemische Reaktionen.
- – Selektives
Lasersintern (SLS): Beim Selektiven Lasersintern wird Pulver durch
Wärme,
die durch einen Laser eingebracht wird, aufgeschmolzen, versintert
oder verklebt.
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich insbesondere auf das Dispensverfahren,
das wie auch das „Robocasting" oder „Fused
Deposition Modelling" zu
den Extrusion Freeform Fabrication (EFF)-Verfahren zählt. Diese
EFF-Verfahren werden kommerziell bereits für Polymere und in der Forschung
auch für
Composites verwendet. So werden unter anderem Thermoplaste, wie
z.B. ABS (Acrylonitril-Butadien-Styrol),
ABSi (Methylmethacrylat Acrylonitril-Butadien-Styrol), Polycarbonat und
Polyphenylsulfon (Stratasys (www.stratasys.com), Materialise (www.materialise.com),
Alphacam (www.alphacam.de)) zu 3D-Objekten verarbeitet.
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• Tissue Engineering
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Das
Tissue Engineering, bei dem künstliches Gewebe
auf der Basis von kultivierten Zellen und mit Hilfe verschiedenster
Scaffolds hergestellt wird, umfasst ein interdisziplinäres Wissenschaftsfeld
aus Zellbiologie, Bioingenieurwesen, Werkstoffwissenschaften und
Chirurgie. Am weitesten fortgeschritten ist die Herstellung von
vitalem Hautersatz für
Patienten mit schweren Verbrennungen. Weiterhin werden bereits patienteneigene
Knorpeltransplantate bei Verletzungen bzw. Veränderungen der Gelenkoberflächen oder
bei notwendigen Operationen im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich verwendet.
Neuartige Scaffolds und Kulturtechniken bieten Voraussetzungen zur
Entwicklung von komplexen Gewebe- und Organstrukturen. Bei dem „Bone Tissue
Engineering" [14,
15] werden mesenchymale Stammzellen mit porösen Hydroxylapatitkeramiken
inkubiert und zu einem späteren
Zeitpunkt zur Regeneration großer Knochendefekte
dem Patienten eingesetzt.
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• Drug Delivery
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Die
Wirkung eines Arzneimittels ist, neben der pharmakologischen Wirkung
des enthaltenen Arzneistoffs, in den meisten Fällen auch von der Bioverfügbarkeit
des eingesetzten Wirkstoffes abhängig. Konventionelle
Verabreichungsformen von Wirkstoffen, beispielsweise oral oder intravenös, erreichen
oft kein befriedigendes Ergebnis. Insbesondere der Applikationsweg
von teuren und hochwirksamen Medikamenten wie Proteinen und Peptiden
stellt sich als problematisch dar. Die Bioverfügbarkeit bei oraler Vergabe
liegt teilweise nur bei 4 bis 5%. Eine interessante Alternative
zur herkömmlichen
Applikation von Medikamenten stellen Drug Delivery Systeme dar. Beim
Drug Delivery handelt es sich um eine Form des Transportes von Wirkstoffen
oder genetischem Material in ein zu behandelndes Gewebe [16]. Als Wirkstoffträgermaterial
eignen sich vor allem Polymere. In der Medizin werden drei unterschiedliche Wirkstofffreisetzungssysteme
eingesetzt:
a) Membransystem, b) Trägersystem und c) Matrixsystem.
- Zu a) Bei diesem System wird der in einem flüssigen oder festen Medium gelöste oder
suspendierte Wirkstoff von einer Membran umgeben.
- Zu b) Bei Trägersystemen
wird der Arzneistoff chemisch an das Polymer gebunden. Das eingesetzte Polymer
muss hydrophil sein und über
notwendige funktionelle Gruppen zur Anbindung des Wirkstoffes verfügen. So
werden die Wasserlöslichkeit
des Polymers und damit die Freisetzung des Wirkstoffes gewährleistet.
- Zu c) In diesem System liegt der Wirkstoff in gelöster oder
dispers verteilter Form im Polymer vor. Die Freisetzung erfolgt
durch Diffusion aus der Polymermatrix.
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Drug
Delivery wird derzeit als effektivste Verabreichungsform gesehen,
da die Wirkstoffe direkt und individuell am benötigten Einsatzort appliziert werden
und dadurch nur geringe Verluste in der Bioverfügbarkeit zu erwarten sind [17].
Damit entfallen auch die bei den herkömmlichen Applikationen nötigen Überdosierungen.
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Die
der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht darin,
ein biokompatibles Gerüst
(Scaffold) auf einfache und insbesondere kostengünstige Weise mit einer bioaktiven
Substanz zu beschichten.
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Ferner
ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum
Herstellen eines biokompatiblen Gerüstes bzw. Scaffolds bereitzustellen, bei
welchem ein zeitlich nachgelagertes und insbesondere kostenintensives
Beschichten eines hergestellten Gerüstes oder Scaffolds vermieden
wird.
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Erfindungsgemäß wird zumindest
eine dieser gestellten Aufgaben durch ein Verfahren zum Herstellen
eines biokompatiblen Gerüstes
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst.
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Demnach
wird erfindungsgemäß ein Verfahren
zum Herstellen eines biokompatiblen Gerüstes, insbesondere zur Herstellung
eines Implantates, mit den folgenden Verfahrensschritten vorgeschlagen:
- – Bereitstellen
einer Dosierdüse,
welche zumindest zwei getrennte Kammern, wobei eine erste Kammer
mit einem biokompatiblen Matrixmaterial und zumindest eine zweite
Kammer mit zumindest einem biokompatiblen und/oder bioaktiven Beschichtungsmaterial
gefüllt
wird, und ein zumindest teilweise in der Dosierdüse integriertes Rohr aufweist,
wobei ein erster Endabschnitt des Rohres mit der ersten Kammer zur
Ausbildung eines ersten Stranges aus dem Matrixmaterial und ein
zweiter Endabschnitt des Rohres mit einer Austrittsöffnung der
Dosierdüse
gekoppelt wird, wobei die zweite Kammer eine Seitenwand des Rohres,
die zumindest eine Öffnung
zur Beschichtung des ersten Stranges aus dem Matrixmaterial mit
zumindest einem Beschichtungsmaterial aufweist, zumindest teilweise
umgibt;
- – Bereitstellen
eines zweiten Stranges mittels der Dosierdüse aus dem mit dem Beschichtungsmaterial
beschichteten Matrixmaterial; und
- – Herstellen
des Gerüstes
aus dem zweiten Strang in Abhängigkeit
von vorbestimmten Daten, welche in einem Datenspeicher speicherbar
sind.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben sich aus den Unteransprüchen,
der Beschreibung unter Bezugnahme auf die Zeichnungen sowie den Beispielen.
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Gemäß einer
bevorzugten Weiterbildung wird das Bereitstellen des zweiten Stranges
mittels eines Extrusion Freeform Fabrication-Verfahrens, insbesondere
mittels eines Dispensverfahrens oder eines Fused Deposition Modelling-Verfahrens
durchgeführt.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird die Öffnung als
zumindest eine Längsnut
und/oder als zumindest ein Loch und/oder als zumindest ein Schlitz
zur Streifenbildung und Streifenführung ausgebildet.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist das Rohr vollständig in
der Dosierdüse
integriert.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Weiterbildung erfolgt bei der Durchführung des
Dispensverfahrens eine Übertragung
eines Druckes auf das Matrixmaterial, wobei das durch den Druck
in Richtung der Austrittsöffnung
bewegte Matrixmaterial das Beschichtungsmaterial im Bereich der Öffnung mit
sich zieht, oder auf das Matrixmaterial und auf das Beschichtungsmaterial.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist das Matrixmaterial als Polymer
oder Keramik oder Composite ausgebildet.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Weiterbildung wird bei der Durchführung des
Dispensverfahrens das Matrixmaterial und/oder das Beschichtungsmaterial
pneumatisch, mechanisch oder hydraulisch durch die Dosierdüse gedrückt.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausgestaltung werden die vorbestimmten Daten
zur Herstellung des Gerüstes
mittels einer Computer-Tomographie und/oder mittels eines CAD-Programms
generiert, wobei die generierten Daten in den Datenspeicher gespeichert
werden.
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Gemäß einer
weiteren bevorzugten Ausgestaltung wird eine elektronische Steuervorrichtung vorgesehen,
welche zumindest mit dem Datenspeicher gekoppelt wird und mittels
welcher das Durchführen
des Dispensverfahrens und das Herstellen des Gerüstes in Abhängigkeit der generierten Daten gesteuert
wird.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren
der Zeichnung angegebenen Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine
schematische Längsschnittansicht
eines ersten Ausführungsbeispiels
der Dosierdüse
gemäß der vorliegenden
Erfindung;
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2 eine
schematische Längsschnittansicht
eines zweiten Ausführungsbeispiels
der Dosierdüse
gemäß der vorliegenden
Erfindung;
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3 eine
schematische Längsschnittansicht
eines dritten Ausführungsbeispiels
der Dosierdüse
gemäß der vorliegenden
Erfindung; und
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4 eine
Draufsicht auf einen Scaffold, das mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
herstellbar ist.
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In
allen Figuren sind gleiche bzw. funktionsgleiche Elemente und Einheiten – sofern
nichts anderes angegeben ist – mit
denselben Bezugszeichen versehen worden.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
zum Herstellen eines biokompatiblen Gerüstes oder Scaffolds 17 können verschiedene
Ausgestaltungen einer Dosierdüse 1 eingesetzt
oder verwendet werden. Die 1–3 zeigen
drei unterschiedliche Ausgestaltungen der Dosierdüse 1.
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Die
im Folgenden erläuterten
Ausgestaltungen der Dosierdüse 1 gemäß der 1–3 haben allerdings
gemein, dass sie bei den nunmehr im Detail erläuterten erfindungsgemäßen Verfahren
verwendet und eingesetzt werden.
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Nachfolgend
wird das erfindungsgemäße Verfahren
zum Herstellen eines biokompatiblen Scaffolds 17 erläutert. Das
erfindungsgemäße Verfahren weist
folgende Verfahrensschritte a–c
auf.
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Verfahrensschritt a:
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Es
wird eine Dosierdüse 1 bereitgestellt,
welche zumindest zwei getrennte Kammern 2, 3 aufweist.
Dabei wird eine erste Kammer 2 mit einem biokompatiblen
Matrixmaterial M und zumindest eine zweite Kammer 3 mit
zumindest einem biokompatiblen und/oder bioaktiven Beschichtungsmaterial
B gefüllt.
Die Dosierdüse 1 ist
derart ausgestaltet, dass sie ein zumindest teilweise in der Dosierdüse 1 integriertes
Rohr 4 aufweist. Ein erster Endabschnitt 5 des
Rohres 4 ist mit der ersten Kammer 2 zur Ausbildung
eines ersten Stranges S1 mit dem Matrixmaterial M gekoppelt und
ein zweiter Endabschnitt 6 des Rohres 4 ist mit
einer Austrittsöffnung 7 der
Dosierdüse 1 gekoppelt.
Dabei umgibt die zweite Kammer 3 eine Seitenwand 8 des
Rohres 4 zumindest teilweise, wobei die Seitenwand 8 zumindest
eine Öffnung 9-12 zur Beschichtung
des ersten Stranges S1 aus dem Matrixmaterial M mit zumindest einem
Beschichtungsmaterial B aufweist. Vorzugsweise ist das Matrixmaterial
M als Polymer oder Keramik oder Composite ausgebildet.
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Verfahrensschritt b:
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Es
wird ein zweiter Strang S2 mittels der Dosierdüse 1 aus dem mit dem
Beschichtungsmaterial B beschichteten Matrixmaterial M ausgebildet
und bereitgestellt. Insbesondere wird das Bereitstellen des zweiten
Stranges S2 mittels eines Extrusion Freeform Fabrication-Verfahrens
durchgeführt.
Beispiele für
das Extrusion Freeform Fabrication-Verfahren sind das Dispersionsverfahren
oder das Fused Deposition Modelling-Verfahren. Wird beispielsweise ein
Dispensverfahren durchgeführt,
so erfolgt bei der Durchführung
des Dispensverfahrens eine Übertragung
eines Druckes auf das Matrixmaterial M oder auf das Matrixmaterial
M und auf das Beschichtungsmaterial B. Erfolgt die Übertragung
des Druckes ausschließlich
auf das Matrixmaterial M, so zieht das durch den Druck in Richtung
der Austrittsöffnung 7 bewegte
Matrixmaterial M das Beschichtungsmaterial B im Bereich der Öffnung 9–12 mit
sich. Insbesondere wird bei der Durchführung des Dispensverfahrens
das Matrixmaterial M und/oder das Beschichtungsmaterial B pneumatisch,
mechanisch oder hydraulisch durch die Dosierdüse 1 gedrückt.
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Verfahrensschritt c:
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Aus
dem zweiten Strang S2 wird in Abhängigkeit von vorbestimmten
Daten, welche in einem Datenspeicher gespeichert werden, das Gerüst oder Scaffold 17 hergestellt.
Vorzugsweise werden die Daten mittels einer Computer-Tomographie
und/oder mittels eines CAD-Programms generiert und anschließend in
dem Datenspeicher abgelegt bzw. gespeichert. Insbesondere steuert
eine elektronische Steuervorrichtung, welche mit dem Datenspeicher und
der Dosierdüse
gekoppelt ist, das Durchführen des
Dispensverfahrens und das Herstellen des Gerüstes 17 in Abhängigkeit
der generierten Daten.
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Gemäß 1 ist
die Seitenwand 8 des Rohres 4 mit zumindest einer
Längsnut 10 und
zumindest einem Loch 11 versehen, mittels welcher der erste Strang
S1 aus dem Matrixmaterial M mit dem Beschichtungsmaterial B beschichtet
wird.
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Gemäß 2 ist
die Öffnung 9–12 als
zumindest ein Schlitz 12 zur Streifenbildung und Streifenführung ausgebildet.
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Das
Ausführungsbeispiel
gemäß 3 unterscheidet
sich insbesondere von den oben erläuterten Ausführungsbeispielen
gemäß der 1 und 2 dahingehend,
dass das Rohr 4 vollständig
in der Dosierdüse 1 integriert
ist. Somit ergibt sich eine vollständige Ummantelung des ersten
Stranges S1 mit dem Beschichtungsmaterial B. Der zweite Strang S2
weist demnach einen Kern aus Matrixmaterial M mit einer Hülle aus
dem Beschichtungsmaterial B auf.
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Die
vorliegende Erfindung stellt die simultane Beschichtung von dreidimensionalen
biokompatiblen Gerüsten
oder Scaffolds für
Gewebeersatz und Tissue Engineering während der Herstellung dieser Strukturen über ein
Rapid Prototyping-Verfahren bereit. Es werden dabei speziell das
Dispensverfahren, das zu den Extrusion Freeform Fabrication-Verfahren zu
zählen
ist, wie beispielsweise auch das Robocasting und das Fused Deposition
Modelling (FDM) eingesetzt.
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Das
Dispensverfahren beruht auf dem gleichen Prinzip wie übliche Rapid
Prototyping-Verfahren:
Ein virtueller Datensatz, der entweder aus CT-Daten modelliert wird
oder am Computer mit einem CAD-Programm erstellt wird, wird in einzelne dünne Scheiben
zerlegt. Diese Scheiben werden entsprechend ihrer Reihenfolge nacheinander
computergesteuert in ein reales dreidimensionales Bauteil, das dem
Datensatz entspricht, umgesetzt.
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Beim
Dispensverfahren wird das Bauteil schichtweise aus Materialsträngen aufgebaut.
Eine pastöse
Masse wird aus einer Vorratskartusche durch feine Düsen gepresst
und als Strang entsprechend der Vorgaben des Datensatzes auf der
Bauplattform abgelegt. Das Drücken
oder Pressen durch die Düsen
wird beispielsweise pneumatisch, mechanisch oder hydraulisch durchgeführt. Wichtig
ist dabei, dass die Stränge
nach dem Ablegen formstabil bleiben. Bei kommerziell erhältlichen
FDM-Geräten wird
dies häufig
durch Abkühlung
eines bei höheren Temperaturen
niedriger viskosen Polymers erreicht [5, 6, 7, 8, 9, 10]. Andere
Möglichkeiten,
ein Verfließen
der Masse auf der Bauplattform zu verhindern, sind u.a. die Aushärtung über chemische
Reaktionen, die z.B. durch Licht induziert werden oder durch Zusammenmischen
zweier miteinander reagierender Komponenten ausgelöst werden,
oder eine gezielte Einstellung der rheologischen Eigenschaften der Masse
(strukturviskos bzw. thixotrop) [11, 12].
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In
der vorliegenden Erfindung wird eine Streifenaufbringung aus zumindest
einem biokompatiblen und/oder bioaktiven Beschichtungsmaterial auf
Scaffolds für
die Geweberegeneration durchgeführt.
Die Scaffolds werden bei dieser Erfindung insbesondere über das
Dispensverfahren, einem Extrusion Freeform Fabrication-Verfahren, hergestellt
und bestehen aus biokompatiblen Polymeren, Keramiken oder Composites.
Während
des Extrudierens durch die erfindungsgemäße Düse werden die einzelnen Materialstränge mit
mindestens einer bioaktiven Substanz bzw. Beschichtungsmaterial
beschichtet.
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Die
erfindungsgemäß einsetzbaren,
den ersten und zweiten Strang bildenden Materialien sind an sich
bekannt, und der Fachmann kann hier auf die im Stand der Technik
verfügbaren
Matrixmaterialien und Beschichtungsmaterialien zurückgreifen.
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Die
erfindungsgemäß einsetzbaren
Matrixmaterialien und Beschichtungsmaterialien sind biokompatibel. "Biokompatibel" bedeutet, dass die
Materialien keine oder nur geringfügige toxische Wirkungen zeigen,
mit den Körpermaterialien
physiologisch verträglich
sind und keine Abstoßungsreaktionen
induzieren.
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"Bioaktiv" bedeutet, dass die
Materialien in physiologischer Weise mit den umgebenden körpereigenen
Zellen, Geweben und Stoffen in den Heilungsprozess fördernder
Weise interagieren, z.B. sich mit körpereigenen Materialien verbinden,
körpereigene
Zellen einwachsen lassen oder im Laufe der Zeit resorbiert und durch
körpereigene
Materialien ersetzt werden.
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Als
Matrixmaterial werden insbesondere Gewebe bildende Materialien eingesetzt,
die sich induktiv und/oder konduktiv verhalten können. Weitere Matrixmaterialien
dienen insbesondere zum Ersatz von Knochen und von Knorpel. Derartige
Materialien sollten insbesondere eine gute Haftung am umliegenden Gewebe
zeigen, eine hohe mechanische Festigkeit besitzen, die natürlichen
Heilungsprozesse nicht nachteilig beeinflussen und je nach Anwendung
auch resorbierbar sein. Die Resorbierbarkeit ist insbesondere dann
von Bedeutung, wenn neues Gewebe in den Defektbereich einwachsen
soll, so dass beispielsweise eine Zweitoperation zur Entfernung
der künstlichen
Materialien nach Erfüllung
ihrer Funktion entfällt.
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Beispiele
für erfindungsgemäß einsetzbare Knochenersatzmaterialien
sind keramische Materialien, insbesondere Kalziumphosphat enthaltende Materialien.
Hierzu gehören
beispielsweise Hydroxylapatit, Tricalciumphosphat, Calciumdefizitärer Apatit,
amorphes Calciumphosphat, Tetracalciumphosphat, Octacalciumphosphat,
Fluorapatit, Carbonat-Apatit, Calciumpyrophosphat, Monetit, Calciumcarbonate
usw. Beispiele für
Polymermaterialien sind Polycaprolactone und biokompatible Cyanacrylate.
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Als
Matrixmaterialien sind jedoch auch bioinerte künstliche Materialien einsetzbar,
die dann erfindungsgemäß mit einem
bioaktiven Substrat als Beschichtungsmaterial belegt werden. Die
Belegung erfolgt so, dass Osteoblasten und Osteoprogenitorzellen
anhaften können
und die Bildung von Knochenmatrix gefördert wird.
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Falls
Knochenersatzmaterialien mit höherer Festigkeit
bereitgestellt werden sollen, sind beispielsweise Keramikmaterialien
wie Aluminiumoxid-Keramiken, Kohlenstoff-Keramiken, Zirkondioxid-Keramiken, Siliziumkarbid-Keramiken
sowie Siliziumnitrid-Keramiken
sowie Glaskeramiken einsetzbar. Falls flexiblere Knochenersatzmaterialien
mit elastischer Deformierbarkeit bereitgestellt werden sollen, bieten sich
synthetische Harzmaterialien aus Polyethylen, Polystyrol, Polytetrafluorethylen,
Polyurethan, Polypropylen, Polycarbonat, Polymethylmethacrylat,
Silikonharze und abbaubare Polymere an.
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Insbesondere
einsetzbar sind solche Knochenersatzmaterialen, in welche mesenchymale Stammzellen,
Osteoblasten und Osteoprogenitorzellen einwachsen und an welchen
diese Zellen anhaften können.
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Selbstverständlich sind
auch Kombinationen aus zwei oder mehreren dieser Materialien einsetzbar.
Bekannt sind beispielsweise Polymer-Keramik-Verbundmaterialien.
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Die
erfindungsgemäß besonders
bevorzugten Knochengewebe-Ersatzmaterialien sind solche, die sich
in organischer Weise mit dem umgebenden Gewebe verbinden und von
körpereigenen
Knochenzellen durchsetzt und, falls gewünscht, von Körper, z. B. durch
Osteoklasten, resorbiert und durch körpereigenes Knochenmaterial
ersetzt werden.
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Die
Knochenersatzmaterialien weisen bevorzugt eine dem Knochen ähnliche
Porenstruktur auf, d.h. es müssen
interkonnektierende Poren existieren, so dass beispielsweise Blutgefäße und Knochen(vorläufer-)zellen
in das Material einwachsen können.
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Als
Knochenersatz sind auch Verbundmaterialien aus organischen und anorganischen
Materialien einsetzbar. Weitere Knochenersatzmaterialien sind bioaktive
Gläser,
wobei das anorganische Material in Form eines glasartigen Festkörpers vorliegt. Auch
Glaskeramiken sind einsetzbar, ebenfalls Calciumphosphatzemente
sowie Calciumphosphatkeramiken auf Basis von Hydroxylapatit. Derartige
keramische Materialien werden bevorzugt mit Hilfe der Sol-Gel-Technik
hergestellt.
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Die
erfindungsgemäß einsetzbaren
kompatiblen Matrixmaterialien, welche den ersten Strang bilden und/oder
die Beschichtungsmaterialien, die auf das Matrixmaterial aufgebracht
werden, sind bevorzugt mit biologisch und/oder pharmazeutisch aktiven
Stoffen bzw. Substanzen versetzt, welche beispielsweise die Einbindung
des Matrixmaterials in das umgebende Körpergewebe erleichtern, Abstoßungsreaktionen
minimieren, die Resorbierbarkeit fördern, eine Kontamination mit
Mikroorganismen, beispielsweise bakteriellen Erregern, Pilzen oder
Viren, inhibieren oder zumindest hemmen oder weitere vorteilhafte
Eigenschaften zeigen, die dem Fachmann bekannt sind. In einer weiteren
Ausgestaltung der Erfindung bestehen die Matrix- und/oder Beschichtungsmaterialien
aus den genannten Stoffen bzw. Substanzen.
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Die
biologisch und/oder pharmazeutisch aktiven Stoffe können auf
Basis von Proteinen, Polysacchariden, Lipiden, DNA, RNA, anorganischen oder
organischen Substanzen und/oder deren Kombinationen sein.
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Bevorzugt
sind beispielsweise antibiotisch, antiviral und/oder antimykotisch
wirksame Substanzen, die unter den Oberbegriff antimikrobiell wirksame
Substanzen zusammengefasst werden können. Mögliche Antibiotika sind Gentamycin
[28, 29], Cyclosporine, Penicilline, Makrolidantibiotika, Tetracycline etc.
Derartige Stoffe/ Substanzen sind dem Fachmann bekannt, und sie können je
nach Anwendungsbereich und Problemstellung ohne erfinderisches Können eingesetzt
werden.
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Wenn
das Implantat nach einer chirurgischen Entfernung von Tumorgewebe
als Ersatzmaterial eingesetzt wird, können sich solche pharmazeutisch
wirksamen Stoffe vorteilhaft erweisen, die das Wachstum von Tumorzellen
inhibieren oder noch vorhandene Tumorzellen zerstören. Derartige
pharmazeutisch wirksame Substanzen sind an sich bekannt, und der
Fachmann kann im Rahmen seiner technologischen Kenntnisse derartige
Substanzen einsetzen und wird sie Patienten-individuell und indikationsbezogen
auswählen.
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Bevorzugt
werden auch Substanzen auf Grundlage von Proteinen, Peptiden, Polysacchariden und
Lipiden. Diese können
beispielsweise durch gentechnologische Verfahren bereitgestellt
werden. Hierzu gehören
die Knochenbildung fördernde
Substanzen, beispielsweise Osteokalzin und Kollagen, Wachstumsfaktoren
wie TGF-β, BMP [26,
27], EGF und VEGF, Antikörper
und Peptide mit RGD-Sequenzen [24, 25], die Gewebeadhäsion fördernde
Substanzen, osteotrope Medikamente wie Biophosphonate, z.B. Alendronat.
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Um
das Einwachsen des Fremdmaterials in das umgebende Gewebe zu fördern, werden
in einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung die Zell-
und Gewebeadhäsion
fördernde
Substanzen eingesetzt. Derartige Substanzen können beispielsweise die Besiedelung
des Matrixmaterials mit Knochenzellen, Knorpelzellen, Epithelzellen und/oder
Bindegewebszellen begünstigen.
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Die
Beschichtungsmaterialien, welche erfindungsgemäß auf das biokompatible Matrixmaterial aufgebracht
werden, enthalten bevorzugt die bereits oben näher beschriebenen bioaktiven
und pharmazeutisch wirksamen Stoffe, Substanzen, Zellen und/oder
Materialien.
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Da
die bioaktiven Materialien und pharmazeutischen Stoffe wie beispielsweise
Antibiotika oder Wachstumsfaktoren nur in geringsten Dosen verabreicht
werden, müssen
diese in dem Beschichtungsmaterial zweckmäßig verteilt und eingebettet vorliegen.
Das Beschichtungsmaterial kann ein biologisch abbaubares Polymer,
wie z.B. ein Polylactid, Fibringel oder Polysaccharid, sein. In
diese Gele oder Pasten werden die Wirkstoffe entsprechend der drei
bekannten Wirkstofffreisetzungssysteme (Membransystem, Trägersystem
und/oder Matrixsystem) eingelagert und nach der Implantation des
Scaffolds freigesetzt.
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Diese
bioaktiven Beschichtungsmaterialien werden bevorzugt in Verbindung
mit Träger- und/oder
Hilfsstoffen eingesetzt, so dass sie in beispielsweise Gel- oder
Pasten bildende Matrixmaterialien integriert und in die Umgebung
freisetzbar sind.
-
Durch
das erfindungsgemäße Verfahren kann
das Matrixmaterial mit den bioaktiven Beschichtungsmaterialien belegt
werden. Das Verfahren kann so gestaltet werden, dass die bioaktiven
Beschichtungsmaterialien als Mischung auf das Matrixmaterial aufgebracht
werden oder auch räumlich
voneinander separiert, eine Ausgestaltung der Erfindung, die bevorzugt
durch eine Ein- oder Mehrfachunterteilung der zweiten Kammer erreichbar
ist.
-
Sowohl
das Matrixmaterial als auch das Beschichtungsmaterial kann so gestaltet
sein, dass Materialgradienten ausgebildet werden oder, ortsaufgelöst definiert,
unterschiedliche Matrixmaterialien oder Beschichtungsmaterialien
gebildet werden, so dass unterschiedliche Bereiche aus unterschiedlichen
Materialien bzw. bioaktiven Stoffen gebildet werden. Beispiele für Matrixmaterialgradienten
sind Gradienten in der Porengröße und/oder
Porenform, oder in der Dichte der Materialien.
-
Das
Verfahren kann so ausgestaltet werden, dass zumindest zwei biologisch
und/oder pharmazeutisch aktive Stoffe gleichzeitig in Form unterschiedlicher
Wirkstoffstreifen auf einem Strang oder zeitversetzt in Form unterschiedlicher
Wirkstoffstreifen auf verschiedenen Strängen auf das Matrixmaterial
in Form einer Beschichtung aufbringbar sind. Sowohl das Matrixmaterial
als auch die aus dem Beschichtungsmaterial erhaltene Beschichtung
können in
Form eines kontinuierlichen oder sprunghaften Gradienten ausgestaltet
werden, wodurch erreicht wird, dass das Gerüst in unterschiedlichen Bereichen aus
unterschiedlichen Materialien aufgebaut ist und in unterschiedlichen
Bereichen mit unterschiedlichen bioaktiven Stoffen beschichtet ist.
-
Die
Herstellung des Gerüstes
aus dem Matrixmaterial und dem Beschichtungsmaterial erfolgt bevorzugt
dadurch, dass das Matrixmaterial und/oder das Beschichtungsmaterial
mit einem Lösungsmittel
oder einem Suspendiermedium versetzt werden und der zweite Strang
durch Abkühlen,
Verdampfen des Lösungsmittels
oder des Suspendiermediums aushärtet.
Durch geeignete Wahl der Zusammensetzung des Matrixmaterials, bevorzugt
in Verbindung mit dem Beschichtungsmaterial, kann die Aushärtung auch über eine
chemische Reaktion erfolgen. Bevorzugt werden die Eigenschaften
der Materialien so aufeinander abgestimmt, dass sie sich gegenseitig
positiv beeinflussen und der Aushärtungsprozess effizient und
sicher ohne Bruchbildung des Gerüstes
(17) erfolgt. Durch geeignete Auswahl der Ausgangsmaterialien,
wie sie oben beispielhaft beschrieben wurde, können auch flexiblere Gerüstmatrices
hergestellt werden.
-
Durch
nachfolgende Beispiele soll die Erfindung näher erklärt werden:
- A)
Dispensverfahren
- B) Düse
- C) Knochenersatz
- D) Tissue Engineering
-
Mit
dem Dispensverfahren (A) werden biokompatible Scaffolds hergestellt.
In 4 ist ein Beispiel eines solchen Scaffolds 17 dargestellt,
das mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
herstellbar ist. Dabei wird eine pastöse Masse mit bestimmten rheologischen
Eigenschaften mittels Druckluft, mechanisch oder hydraulisch durch
feine Düsen
gepresst oder extrudiert und als Strang auf der Bauplattform abgelegt.
Diese Stränge
werden in weiteren Lagen in unterschiedlichen Winkeln zueinander
verdreht abgelegt, so dass ein dreidimensionales poröses Formteil
entsteht. Die Masse kann dabei auf Keramik, Polymer oder Polymer/Keramik-Composites basieren.
-
Beispiel 1:
-
Dieses
Beispiel soll stellvertretend anhand eines Composites für den Knochenersatz
beschrieben werden, der simultan bei der Herstellung des Bauteils
mit einer bioaktiven Substanz beschichtet wird.
-
Zur
Aufbringung der Streifen wird ein spezieller Einsatz, welcher aus
einer oder mehreren Kammern ausgebildet ist, in der Düse der Dosiereinheit verwendet
(B). Dieser besteht insbesondere aus einem hohlen, an beiden Enden
offenen Rohr, das in das Innere der Vorratskartusche reicht. Das
Rohr ist im Austrittsbereich der Düse beispielsweise mit mehreren
Längsnuten
versehen, die zur Streifenführung dienen.
Die Streifen selbst werden z. B. mit Hilfe eines Loches durch die
Wand des Einsatzrohres gebildet. Der Raum, der das Einsatzrohr umgibt,
also zwischen dem Einsatzrohr und der Düse bzw. Vorratskartusche (siehe 1),
wird mit einer bioaktiven Substanz, z.B. mit Wachstumsfaktoren wie
BMPs [18, 19], gefüllt.
Die Wirkstoffe sind beispielsweise in einem Gel gelöst, damit
sie auf einfache Weise in den vorgesehenen Raum in der Dosiereinheit
eingebracht und vor allem problemlos auf die ausgepressten Stränge aufgebracht
werden können.
Nach der Einfüllung
der bioaktiven Substanz wird die Vorratskartusche mit dem biokompatiblem
Polymer/Keramik-Composite gefüllt.
Wird nun das Composite z.B. mittels Druckluft durch das innere Einsatzrohr
ausgepresst, wird gleichzeitig die bioaktive Substanz durch die
Längsnuten
und Löcher
gedrückt
und so außen auf
den Strang aufgebracht. Wirkt der Druck nicht gleichzeitig auf die
Matrixmasse und die bioaktive Substanz, zieht der Matrixstrang die
Beschichtung durch die Löcher
und Nuten mit. Eine Beschichtung der Matrixstränge wird somit ebenfalls sichergestellt.
-
Die
so hergestellten Scaffolds aus biokompatiblem Composite, deren Stränge z.B.
mit Wachstumsfaktoren zur besseren Gewebeintegration beschichtet
sind, können
als Knochenersatzmaterial (C) entweder direkt eingesetzt oder für das Tissue Engineering
verwendet werden.
-
Beim
Tissue Engineering (D) mit diesen Scaffolds werden diese mit patienteneigenen
Zellen besiedelt und eine gewisse Zeit inkubiert. So werden funktionale
Implantate gewonnen, die anschließend zu einer schnelleren und
effektiveren Heilung des Knochendefektes implantiert werden können.
-
Beispiel 2:
-
Mit
dem in Beispiel 1 beschriebenen Verfahren ist es auch möglich, ortsaufgelöst unterschiedliche
Beschichtungen aufzubringen. Dazu wird ebenfalls der oben beschriebene
spezielle Einsatz in die Düse
der Dosiereinheit verwendet. Der das hohle Rohr umgebende Raum wird
hierfür
zunächst
zur Hälfte
mit einer bioaktiven Substanz A, z.B. BMP's zur Förderung der Knochenneubildung,
gefüllt.
Anschließend
wird der verbleibende Raum um das Einsatzrohr mit der Substanz B,
z.B. Bisphosphonate, die den Abbau des neugebildeten Knochens verhindern
sollen, gefüllt.
Bei der Herstellung des Implantates werden die ausgepressten Stränge zuerst
mit der Substanz A beschichtet. Ist die Substanz A in dem Raum um
das hohle Einsatzrohr aufgebraucht, wird der Strang mit der Substanz
B beschichtet. Das Implantat erfüllt
somit zwei bioaktive Funktionen: Auf der Seite, die mit der Substanz
A beschichtet ist, wird beispielsweise verhindert, dass an dieser
Seite Bindegewebe einwächst
und das Implantat einkapselt. Auf der Seite, die mit der Substanz
B beschichtet ist, wird im Gegensatz dazu die Knochenbildung gefördert. Solch
ein Knochen-Implantat könnte
zum Beispiel gut im Kieferbereich eingesetzt werden.
-
Beispiel 3:
-
Eine
weitere Variante des Beispiels 2 ist die Aufbringung einer ortsaufgelösten partiellen
Beschichtung. Hierzu wird der Raum, der das hohle Rohr des speziellen
Düseneinsatzes
umgibt, in mehrere voneinander getrennte Räume unterteilt. Diese Räume können nun
mit verschiedenen Substanzen, z.B. Substanz D und E gefüllt werden.
Beim Auspressen der Matrixstränge
werden diese gleichzeitig mit zwei unterschiedlichen Substanzen
D und E beschichtet. Beispielsweise befinden sich so auf einem Matrixstrang
vier Streifen, von denen jeweils zwei gegenüberliegende aus der Substanz
D, die anderen beiden aus der Substanz E bestehen. So können z.B. mit
Hilfe der Substanz D, z.B. BMP, Knochenzellen verstärkt in das
Gewebe einwachsen und gleichzeitig über die Substanz E, z.B. VEGF,
eine Vaskularisierung induziert werden. Dadurch kann eine optimale Versorgung
des Implantates sichergestellt werden.
-
Obwohl
die vorliegende Erfindung vorstehend anhand der bevorzugten Ausführungsbeispiele beschrieben
wurde, ist sie darauf nicht beschränkt, sondern auf vielfältige Art
und Weise modifizierbar. So ist es beispielsweise für den Fachmann
offensichtlich, dass die Ausführungsbeispiele
für die
Dosierdüse 1 nach
den 1–3 beliebig
kombinierbar sind. So ist es beispielsweise möglich, dass eine Dosierdüse 1 sowohl
Längsnuten
als auch Löcher
als auch Schlitze zur Streifenbildung und Streifenführung aufweist.
-
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-
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-
- 1
- Dosierdüse
- 2
- erste
Kammer
- 3
- zweite
Kammer
- 4
- Rohr
- 5
- erster
Endabschnitt
- 6
- zweiter
Endabschnitt
- 7
- Austrittsöffnung
- 8
- Seitenwand
- 9
- Öffnung
- 10
- Längsnut
- 11
- Loch
- 12
- Schlitz
- 13
- Trennbereich
- 14
- Arbeitsebene
- 15
- Streifen
- 16
- Rohraustrittsöffnung
- 17
- Gerüst (Scaffold)
- B
- Beschichtungsmaterial
- M
- Matrixmaterial
- S1
- erster
Strang
- S2
- zweiter
Strang