DE102006001297A1 - System zur Bestimmung der zwischen den Reifen eines Kraftfahrzeugs und der Fahrbahn übertragbaren Kräfte - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein System zur Bestimmung der Reserven hinsichtlich der zwischen den Reifen eines zweispurigen, zweiachsigen Kraftfahrzeugs und der Fahrbahn übertragbaren Kräfte, wobei jedes Fahrzeug-Rad im Felgenbett zumindest eine Sensoreinrichtung aufweist, die ein geeignetes Signal an die Innenseite des Reifens aussendet und reflektiert hiervon empfängt und wobei anhand der hierdurch im Bereich der Reifenaufstandsfläche festgestellten Reifen-Verformungen in Längsrichtung und in Querrichtung des Fahrzeugs auf die übertragenen Längskräfte und Querkräfte geschlossen wird. Für alle Reifen wird deren Verformung in Längsrichtung in Relation zu mittels einer geeigneten Sensorik ermittelten Fahrzeug-Längsbeschleunigung gesetzt und die Reifen-Verformung in Querrichtung zur mittels einer geeigneten Sensorik ermittelten Fahrzeug-Querbeschleunigung, woraus dann auf dass Kraftschlusspotential der einzelnen Räder geschlossen wird. Aus dem Verhältnis der Reifen-Verformung in Längsrichtung und in Querrichtung kann ferner auf den jeweilige Reifenschräglauf geschlossen werden. Mit Erfassung der Reifen-Verformung in Vertikalrichtung sowohl bei geringer Fahrgeschwindigkeit als auch bei höheren Fahrgeschwindigkeiten können Rückschlüsse auf bei höheren Fahrgeschwindigkeiten herrschende Vertikalkräfte gezogen werden.
Description
- Die Erfindung betrifft ein System zur Bestimmung der Reserven hinsichtlich der zwischen den Reifen eines zweispurigen, zwei- oder mehrachsigen Kraftfahrzeugs und der Fahrbahn übertragbaren Kräfte, wobei jedes Fahrzeug-Rad im Felgenbett zumindest eine Sensoreinrichtung aufweist, die ein geeignetes Signal an die Innenseite des Reifens aussendet und reflektiert hiervon empfängt und wobei anhand der hierdurch im Bereich der Reifenaufstandsfläche festgestellten Reifen-Verformungen in Längsrichtung und in Querrichtung des Fahrzeugs auf die übertragenen Längskräfte und Querkräfte geschlossen wird. Zum bekannten Stand der Technik wird neben der
EP 1 202 867 B1 auf die WO 01/45968 A1 verwiesen. - Bereits seit längerer Zeit gibt es Versuche, die Kräfte, die auf die Reifen eines Kraftfahrzeugs wirken, zu erfassen. Wenn es möglich ist, von jedem Reifen eines Fahrzeugs die von der Fahrbahn auf die Karosserie übertragenen Kräfte zu messen, kann man daraus die fahrdynamische Situation ableiten. Daraus ergeben sich wertvolle Hinweise z. B. für Fahrwerksregelsysteme. Hierfür wurden bereits Radkraftsensoren in Form von absolut messenden Kraftsensoren in Achsbauteile integriert, was aber für eine kommerzielle Anwendung zu teuer ist. Gleiches gilt für andere Konzepte, nach denen versucht wurde, bspw. mittels in den Reifengummi eingesetzten Elementen die Belastung des Gummis zu ermitteln, oder auch für den sog. Sidewall-Torsion-Sensor der Firma Continental. Ebenfalls zumindest für einen Serieneinsatz nicht erfassbar ist der Schwimmwinkel, d.h. die Differenz zwischen der Richtung, in die die Räder des Fahrzeugs zeigen und der Fahrzeugbewegungsrichtung. Möglich wären optische Sensoren, die auf den Untergrund gerichtet sind, und an Vorder- und Hinterachse die Bewegungsrichtung des Fahrzeugs ermitteln. Ein Serieneinsatz scheiterte bisher an den hohen Kosten, der Schmutz- und Nässeempfindlichkeit, und den Fehlmessungen auf blankem Eis.
- Eine weitere wichtige Größe ist der Reifenluftdruck. Bei sog. Run-Flat-Reifen muss der Fahrer gewarnt werden, da er sonst einen Plattfuß erst bemerkt, wenn er in eine kritische Situation gerät, oder der Reifen vollständig zerstört ist. Dazu werden z. B. in die Felge Drucksensoren eingesetzt, die eine Abweichung vom erforderlichen Luftdruck erfassen und per Funk an ein elektronisches Auswertegerät weitergeben. Problematisch ist dabei die Anpassung an die Temperatur im Reifen und an die jeweilige Höhenlage, die nur mit ausgeklügelten Routinen und Algorithmen beherrschbar ist. Eine indirekte Messung des Reifenluftdrucks ist über die bei jedem ABS-System vorhandenen Raddrehzahlsensoren möglich. Allerdings dürfen Unterschiede im Abrollumfang z. B. durch unterschiedliche Profiltiefe nicht zu einer Fehlwarnung führen. Es kommt zu einem Zielkonflikt zwischen Robustheit und Genauigkeit.
- In der eingangs zweitgenannten Schrift (WO 01/45968 A1) ist ein Sensorsystem für einen Fahrzeug-Reifen beschrieben, bei welchem ein Lichtstrahl bspw. im Infrarotbereich von der Felge auf die Innenseite der Reifen-Lauffläche emittiert und von dieser reflektiert und geeignet ausgewertet wird, wodurch die in der Reifenaufstandsfläche vorliegenden Kräfte in Fzg.-Längsrichtung bzw. Umfangsrichtung des Reifens sowie in Fzg.-Querrichtung als auch in Vertikalrichtung bestimmt werden sollen. Dies geschieht über eine Auswertung der Verformungen, die der Reifen in den entsprechenden Richtungen in seiner Aufstandsfläche erfährt, wobei aus den gewonnenen Erkenntnissen heraus ein Fahrdynamik-Regelsystem bzw. ein Fahrzustands-Stabilisierungssystem geeignet angesteuert wird.
- Die in der Reifenaufstandsfläche feststellbaren Verformungen sind jedoch nicht nur von der Größe der am Reifen angreifenden Kräfte, sondern in erheblichem Maße auch vom im Reifen herrschenden Luftdruck sowie vom Aufbau, d.h. der Bauart oder dem Typ des jeweiligen Reifens abhängig. Daher sollen gemäß der eingangs erstgenannten Schrift (
EP 1 202 867 B1 ), die auf den gleichen Anmelder wie die zweitgenannte Schrift zurückgeht und auf die in letzterer ausdrücklich Bezug genommen wird, für unterschiedliche Reifentypen und für unterschiedlichen Luftdruck-Werte im Labor sog. Referenzwerte ermittelt und in einer elektronischen Steuereinheit abgelegt werden, so dass im praktischen Betrieb durch Vergleich der tatsächlich gemessenen Reifen-Verformungen mit dem im Labor unter Anlegen bekannter Kräfte ermittelten Verformungen auf die in der Praxis vorliegenden Kräfte geschlossen werden kann. - Dieses Verfahren erscheint jedoch relativ aufwändig, insbesondere auch deshalb, weil hiermit Erkenntnisse gewonnen werden, die für eine erfolgreiche Funktion eines Fahrdynamik-Regelsystems bzw. Fahrzustand-Stabilisierungssystems nicht erforderlich sind. Deshalb soll hiermit ein demgegenüber einfacheres System zur Bestimmung der Reserven hinsichtlich der zwischen den Reifen eines zweispurigen, zwei- oder mehrachsigen Kraftfahrzeugs und der Fahrbahn übertragbaren Kräfte nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 aufgezeigt werden (= Aufgabe der vorliegenden Erfindung).
- Die Lösung dieser Aufgabe ist dadurch gekennzeichnet, dass für alle Reifen deren Verformung in Längsrichtung in Relation zur mittels einer geeigneten Sensorik ermittelten Fahrzeug-Längsbeschleunigung gesetzt wird und die Reifen-Verformung in Querrichtung zur mittels einer geeigneten Sensorik ermittelten Fahrzeug-Querbeschleunigung gesetzt wird, und dass hieraus auf das Kraftschlusspotential der einzelnen Räder geschlossen wird. Bei der (geeigneten) Sensorik kann es sich beispielsweise um im Fahrzeug angebrachte Beschleunigungssensoren handeln; alternativ ist es jedoch auch möglich, die jeweiligen Beschleunigungswerte anders zu ermitteln, so bspw. durch zeitliche Ableitung der Fahrgeschwindigkeit, die wiederum aus den Raddrehzahlen bestimmbar ist, oder (für die Querbeschleunigung) aus dem Lenkwinkel unter Berücksichtigung der Fahrgeschwindigkeit.
- Analog dem bekannten Stand der Technik wird auch vorliegend eine Sensoreinrichtung, insbesondere einen Infrarot-Sensor aufweisend, vorgeschlagen, die von der Radfelge, d.h. vom Felgenbett aus im wesentlichen radial auf die Innenseite der Reifen-Lauffläche gerichtet ist. Dieser Sensor kann dann die Relativbewegung des Reifens gegenüber der Felge in Umfangsrichtung und in Querrichtung durch Abtasten der Reifeninnenseite erfassen, ähnlich wie eine Infrarot-Computer-Maus. Als Erweiterung (vgl. Anspruch 3) ist mit dem gleichen Sensor eine Abstandsmessung zwischen Felge und Reifen realisierbar.
- Damit können dann alle Kräfte und Momente, die von der Felge auf den Reifen übertragen werden, in ihrer Auswirkung erfasst werden. Wenn nämlich der Reifen durch Antriebs- oder Bremskräfte in Umfangsrichtung belastet wird, so tritt eine Verformung der Reifenaufstandsfläche in Umfangsrichtung bzw. Fzg.-Längsrichtung auf. Diese Verformung steht in direktem Zusammenhang mit der Größe der Antriebs- bzw. Bremskräfte, die der Reifen auf die Fahrbahn überträgt. Für ein an sich bekanntes Antriebs- oder Bremsschlupfregelsystem lassen sich daraus Informationen über die Reifenschlupfkurve und den Reibwert der Fahrbahn gewinnen. Bei einer Belastung des Reifens in Fzg.-Querrichtung bei Kurvenfahrt des Fahrzeugs wird der Reifen im Moment des Fahrbahnkontakts zur Kurvenaußenseite ausgelenkt. Der Grad der Auslenkung ist ein Größenmaß für die übertragene Seitenkraft und kann somit in der Ansteuerung von Lenkregelsystemen und Fahrzustands-Stabilisierungssysteme genutzt werden.
- Dabei ist es jedoch keineswegs erforderlich, die Größe der vom Reifen übertragenen Kräfte betragsmäßig zu kennen. Vielmehr ist es ausreichend, die Unterschiede zwischen den einzelnen Reifen festzustellen, und zwar indem deren jeweilige Verformung in Längsrichtung bzw. Querrichtung in Relation zur tatsächlichen Fahrzeug-Beschleunigung in Längsrichtung bzw. in Querrichtung gesetzt wird. Diese Fahrzeug-Beschleunigungen werden bereits heute für die existierenden Fahrzustands-Stabilisierungssysteme (wie ESP, DSC) gemessen, und zwar insbesondere mittels geeignet im Fahrzeug installierter Beschleunigungssensoren. Alternative Messverfahren sind jedoch im Rahmen der vorliegenden Erfindung ebenso möglich. Wenn nun eine aktuelle Fahrzeug-Beschleunigung bekannt ist, so sind dieser entsprechende Kräfte zwischen den einzelnen Rädern des Fahrzeugs und der Fahrbahn sowie eine entsprechende Verteilung dieser Kräfte zwischen den einzelnen Rädern des Fahrzeugs zu erwarten. Eine hiervon abweichende Kraftverteilung zwischen den einzelnen Rädern ist mittels des vorgeschlagenen Sensorsystems einfach feststellbar. Hieraus sowie überhaupt aus dem Unterschied der über unterschiedliche Verformungen indirekt feststellbaren Radkräfte zwischen den einzelnen Rädern kann das jeweilige Kraftschlusspotential der einzelnen Räder einfach abgeleitet werden. Insbesondere kann daraufhin, wie in Anspruch 4 angegeben ist, durch ein Fahrzustands-Stabilisierungssystem eine Korrekturmaßnahme an derjenigen Stelle bzw. an demjenigen Rad eingesteuert werden, wo aufgrund eines ausreichend hohen Kraftschlusspotentials (= Reserve hinsichtlich der zwischen dem Reifen und der Fahrbahn übertragbaren Kräfte) die beste Wirksamkeit zu erwarten ist. Vorteilhafterweise ist ein entsprechender Regeleingriff des Stabilisierungssystems selbst besser dosierbar, da dessen Wirkung in Kenntnis des Kraftschlusspotentials besser vorausberechnet werden kann.
- Es können jedoch nicht nur – wie vorgeschlagen – die jeweiligen Reifen-Verformungen in Längsrichtung bzw. Querrichtung in Relation zur tatsächlichen Fahrzeug-Beschleunigung in Längsrichtung bzw. in Querrichtung gesetzt werden, sondern es können weiterhin die Reifen-Verformung in Längsrichtung und die Reifen-Verformung in Querrichtung zueinander in Relation gesetzt werden und es kann danach durch Vergleich dieses Verhältnisses mit dem Verhältnis von Fahrzeug-Längsbeschleunigung zur Fahrzeug-Querbeschleunigung der jeweilige Reifenschräglauf bestimmt werden. Die Werte für die Fzg.-Längsbeschleunigung und Fzg.-Querbeschleunigung sind dabei durch Messung (vgl. weiter oben) bekannt. Hieraus erhält man Hinweise auf die Ausnutzung des Kamm'schen Kreises und über das des Eigenlenkverhalten, d.h. ob ein Übersteuern oder ein Untersteuern vorliegt.
- Weiterhin kann mittels der Sensoreinrichtung – wie bereits grundsätzlich im bekannten Stand erwähnt – eine „Abstandsmessung" (im weiteren Sinne) zwischen Felge und Reifen durchgeführt werden, die Hinweise auf die Radlast (in Vertikalrichtung) sowie den Reifenluftdruck gibt. Für fahrdynamische Manöver im Grenzbereich ergeben sich hieraus Hinweise auf die Radlastverteilung. Aus einem Vergleich mit einem Ausgangszustand erhält man Aufschluss über die Beladung. Die Luftdruckinformation lässt sich aus der Abweichung eines einzelnen Reifens gegenüber den übrigen entnehmen sowie aus dem Unterschied zwischen dem Abstand im Reifen-Aufstandspunkt und der gegenüberliegenden, entspannten Seite. Konkret wird hierzu vorgeschlagen, die Reifen-Verformung in Vertikalrichtung des Fahrzeugs durch Messung des Abstands zwischen der Sensoreinrichtung und der Innenseite des Reifens sowohl in derjenigen Position des Reifens zu ermitteln, in der sich ein Abschnitt der Reifen-Innenseite am tiefsten Punkt befindet und somit die Reifenaufstandsfläche bildet, als auch in derjenigen Reifen-Position, in der sich der selbe Reifen-Innenseiten-Abschnitt gegenüberliegend hiervon am höchsten Punkt befindet, wobei diese Messung sowohl bei geringer Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs als auch bei höheren Fahrgeschwindigkeiten durchgeführt wird, um aus der Differenz hieraus Rückschlüsse auf bei höheren Fahrgeschwindigkeiten herrschenden Vertikalkräfte zu ziehen. Dabei können durch einen Vergleich zwischen den verschiedenen Reifen des Fahrzeugs hinsichtlich der bei geringer Fahrgeschwindigkeit festgestellten Reifen-Verformungen in Vertikalrichtung die Einflüsse von unterschiedlichem Reifen-Luftdruck oder unterschiedlicher statischer Belastung eliminiert werden.
- Aus den so gewonnenen Informationen über die Radaufstandskräfte sind Rückschlüsse möglich auf die Achslastverteilung, Zuladung und Schwerpunktshöhe (insbesondere beeinflusst durch Dachlasten), sowie auf die äußeren Größen Fahrbahnneigung (hängend), Steigung, Gefälle und Auftrieb durch aerodynamische Kräfte. Bspw. kann die Vertikalkraft mittels zweier Lichtstrahlen gemessen werden, die in einem bestimmten Winkel auf die Innenseite der Lauffläche projiziert werden und deren Abstand der Auftreffpunkte ein Maß für die Entfernung darstellen. Eine Alternative oder Ergänzung stellt die Frequenzverschiebung bei Vergrößerung und Verkleinerung des Abstandes, dar. Im Übrigen empfiehlt es sich, bei den sog. Run-Flat-Reifen den Reifendruck permanent zu überwachen, da ein Plattfuß vom Fahrer nicht mehr bemerkt wird. Das vorgeschlagene Sensorsystem ermöglich diese Überwachung vorteilhafterweise quasi „nebenher".
- Weiter oben wurde bereits erwähnt, dass ein Fahrdynamik-Regelsystem bzw. Fahrzustands-Stabilisierungssystem eine ggf. erforderliche Korrekturmaßnahme an demjenigen Rad oder an denjenigen Rädern durchführen kann, das oder die gemäß der aus dem Sensorsystem gewonnenen Erkenntnisse noch hohes Kraftschlusspotential hat oder haben. Bekanntlich beruhen Fahrstabilitätsregler (= Fahrzustands-Stabilisierungssysteme) wie ABS oder ESP (DSC) auf einer Reifenschlupfregelung. Bei Erkennung von erhöhtem Reifenschlupf werden Bremshydraulik-Ventile geschaltet und ein bestimmter Drucksprung erzeugt, der annähernd die gewünschte Wirkung erzielt, und daraufhin die Reifenreaktion beobachtet. Durch permanentes Hin- und Herschalten zwischen Druckaufbau und Druckabbau an den hydraulisch betätigten Radbremsen wird dabei der Reifen in bestimmten Schlupfgrenzen gehalten. In der Praxis stimmt das Optimum der übertragbaren Reifenkräfte jedoch nur selten mit dem eingeregelten Schlupf überein, denn die Schlupfkurven unterscheiden sich signifikant in Abhängigkeit einer Vielzahl von einerseits durch den Reifen und andererseits durch die Umgebungsbedingungen abhängigen Kriterien. Wenn nun aber mit einem vorgeschlagenen System bei der Beobachtung der übertragenen Reifenkraft erkannt werden kann, wann das Optimum erreicht oder überschritten wird, so kann die Regelung des Fahrzustands-Stabilisierungssystems hiernach ausgerichtet werden. Dabei ergeben die vorgeschlagenen indirekten Reifenkraftmessungen gegenüber herkömmlichen Messverfahren und Signalen ein genaueres Bild der Fahrzeugsituation. Grundsätzlich gilt, dass mit einem späteren Eingriff eines Fahrstabilitätsreglers heftiger reagiert werden muss, was auch eine negative Auswirkung auf das Fahrzeugverhalten haben kann. Das vorgeschlagene System hingegen ermöglicht eine frühzeitige Erkennung, weshalb korrigierende Eingriffe präventiv und sanft erfolgen können. Eine Situation kann evtl. schon im Ansatz entschärft werden, bevor sie ein kritisches Stadium erreicht, in welchem der Fahrer irritiert werden würde.
- Die Anbringung der Sensoreinrichtung soll möglichst einfach und insbesondere nicht an spezifische Felgen oder Reifen gekoppelt sein. In diesem Sinne kann die Sensoreinrichtung in einem elastischen Band oder einem Spannband integriert sein, das auf einfache Weise in das Felgen-Tiefbett eingelegt werden kann. Eine exakte Positionierung des Sensors ist weder in Umfangsrichtung noch in Querrichtung erforderlich, da die Sensoreinrichtung die Relativbewegung der Reifeninnenseite an jedem dem Felgentiefbett gegenüberliegenden Punkt erfassen kann. Eine einfache, durch übliche Reifenmontagewerkzeuge mögliche Demontage und Montage in Verbindung mit einem Reifenwechsel (z. B. von Sommerreifen auf Winterreifen) ist durch diese Ausführungsform gewährleistet. Spezielle Reifen, Felgen oder Maßnahmen bspw. in Form von speziellen Durchtrittsöffnungen an diesen Bauteilen sind nicht erforderlich, ebenso wenig eine Codierung einer zugehörigen elektronischen Auswerteeinheit. Zu sorgen ist lediglich für eine gute Signalübertragung. So können die Signale drahtlos an einen Empfänger außerhalb des Reifens gesendet werden. Dieser Empfänger sitzt günstiger weise am Federbein, so dass die Übertragungsstrecke in einer bestimmten Reifenposition sehr klein ist.
- Um eine durch die Sensoreinrichtung im oder am Rad erzeugte Unwucht auszugleichen, kann auf der der Sensoreinrichtung bezüglich des Radmittelpunktes gegenüberliegenden Seite eine Masse angebracht werden, die dem Sensorgewicht entspricht; alternativ können in jedem Reifen mehr als eine Sensoreinrichtung, vorzugsweise einander paarweise gegenüberliegend, vorgesehen sein. Letzteres steigert auch die Dynamik des Systems. Zwar stehen die meisten gewonnenen Informationen mit nur einer Sensoreinrichtung je Reifen nur einmal pro Radumdrehung zur Verfügung, jedoch ist dies für die Regelung von Fahrzeuggesamtbewegungen (Gieren und Wanken) ausreichend. Aber auch für die Regelung eines Fahrstabilitätsreglers kann eine einzige Sensoreinrichtung ausreichend sein, da die hiermit gewonnenen zusätzlichen Informationen praktisch nur bei höheren Fahrgeschwindigkeiten benötigt werden, bei denen aber eine entsprechend hohe Raddrehzahl und folglich eine entsprechend kurze Signalfolge vorliegt. Bei geforderter höherer Dynamik können wie bereits erwähnt auch mehrere Sensoreinrichtungen über dem Felgenumfang angeordnet werden.
- Idealerweise kann die Sensoreinrichtung ohne fremde Energiequelle funktionsfähig sein. Die Energie kann bspw. mittels eines drucksensitiven Elements erzeugt werden. Die Druckkraft entsteht durch die Beschleunigungskräfte in Umfangsrichtung, durch wechselnde Fliehkräfte und durch Vertikalkräfte infolge von Radbewegungen über Bodenunebenheiten. Dabei sei noch darauf hingewiesen, dass dies sowie eine Vielzahl von Details durchaus abweichend von obigen Erläuterungen gestaltet sein kann, ohne den Inhalt der Patentansprüche zu verlassen.
Claims (7)
- System zur Bestimmung der Reserven hinsichtlich der zwischen den Reifen eines zweispurigen, zwei- oder mehrachsigen Kraftfahrzeugs und der Fahrbahn übertragbaren Kräfte, wobei jedes Fahrzeug-Rad im Felgenbett zumindest eine Sensoreinrichtung aufweist, die ein geeignetes Signal an die Innenseite des Reifens aussendet und reflektiert hiervon empfängt und wobei anhand der hierdurch im Bereich der Reifenaufstandsfläche festgestellten Reifen-Verformungen in Längsrichtung und in Querrichtung des Fahrzeugs auf die übertragenen Längskräfte und Querkräfte geschlossen wird, dadurch gekennzeichnet, dass für alle Reifen deren Verformung in Längsrichtung in Relation zur mittels einer geeigneten Sensorik ermittelten Fahrzeug-Längsbeschleunigung gesetzt wird und die Reifen-Verformung in Querrichtung zur mittels einer geeigneten Sensorik ermittelten Fahrzeug-Querbeschleunigung gesetzt wird, und dass hieraus auf das Kraftschlusspotential der einzelnen Räder geschlossen wird.
- System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Reifen-Verformung in Längsrichtung und die Reifen-Verformung in Querrichtung zueinander in Relation gesetzt werden und durch Vergleich dieses Verhältnisses mit dem Verhältnis von Fahrzeug-Längsbeschleunigung zur Fahrzeug-Querbeschleunigung, die beide mittels geeigneter Sensoren, insbesondere Beschleunigungssensoren, ermittelt werden, der jeweilige Reifenschräglauf bestimmt wird.
- System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Reifen-Verformung in Vertikalrichtung des Fahrzeugs durch Messung des Abstands zwischen der Sensoreinrichtung und der Innenseite des Reifens sowohl in derjenigen Position des Reifens ermittelt wird, in der sich ein Abschnitt der Reifen-Innenseite am tiefsten Punkt befindet und somit die Reifenaufstandsfläche bildet, als auch in derjenigen Reifen-Position, in der sich der selbe Reifen-Innenseiten-Abschnitt gegenüberliegend hiervon am höchsten Punkt befindet, und dass diese Messung sowohl bei geringer Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs als auch bei höheren Fahrgeschwindigkeiten durchgeführt wird, um aus der Differenz hieraus Rückschlüsse auf bei höheren Fahrgeschwindigkeiten herrschenden Vertikalkräfte zu ziehen, wobei durch einen Vergleich zwischen den verschiedenen Reifen des Fahrzeugs hinsichtlich der bei geringer Fahrgeschwindigkeit festgestellten Reifen-Verformungen in Vertikalrichtung die Einflüsse von unterschiedlichem Reifen-Luftdruck oder unterschiedlicher statischer Belastung eliminiert werden.
- System nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Fahrdynamik-Regelsystem eine ggf. erforderliche Korrekturmaßnahme an demjenigen Rad oder an denjenigen Rädern durchführt, das oder die noch hohes Kraftschlusspotential hat oder haben.
- System nach einem der vorangegangenen Ansprüche,, dadurch gekennzeichnet, dass in jedem Reifen mehr als eine Sensoreinrichtung, vorzugsweise einander paarweise gegenüberliegend, vorgesehen ist.
- System nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoreinrichtung mittels eines im Felgenbett umlaufenden Bandes oder dgl. vorzugsweise abnehmbar im Felgenbett und ohne das Rad zu durchdringen gehalten ist.
- System nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Einrichtung zur Energieversorgung des Sensorsystems vorgesehen ist, die ihrerseits aus der Bewegungsenergie des Reifens, vorzugsweise mittels eines drucksensitiven Elements, gespeist wird.
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