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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Auslastung
zumindest eines Links in einem Kommunikationsnetz.
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Die
Erfindung liegt auf dem Gebiet der Netzwerktechnik und zielt vornehmlich
auf eine bessere Auslastung von paketorientierten Netzen mit Echtzeitverkehr.
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In
vielen derzeitigen Netzen gibt es Verfahren zur Überlastkontrolle, um die Übertragungsqualität in diesen
Netzen zu sichern. Eine Möglichkeit
der Überlastkontrolle
besteht darin, zu übertragenden
Datenverkehr Zulassungskontrollen zu unterwerfen. Dabei wird pro
Link oder für
das ganze Netz eine Bandbreitenreservierung für angemeldeten Verkehr durchgeführt. Neu
angemeldete Verbindungen werden abgewiesen, wenn nicht mehr hinreichend
Bandbreite für
den angeforderten Übertragungsdienst
bereitsteht. Reservierungen orientieren sich dabei an der Spitzenrate
der jeweiligen Verbindungen.
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In
der Regel ist die gesamte gemäß Zulassungskontrollen
reservierte Bandbreite höher
als die tatsächlich
in Anspruch genommene. Netze mit Zugangskontrollen verwenden häufig auch
so genannte Policer bzw. Kontrollinstanzen, die die real benützte Bandbreite
messen und bei Überschreiten
der reservierten Bandbreite Pakete verwerfen. Die Bandbreitenreservierung
wird daher meist konservativ vorgenommen, so dass Verkehrsspitzen
nicht zu einem Überschreiten
der angeforderten Bandbreite führen.
Zudem haben Verbindungen vielfach einen On/Off Charakter, d.h. es
gibt Pausen, während
derer keine Daten gesendet werden. Schließlich beginnen Datenströme mit einer zeitlichen
Verzögerung
nach Einrichten der Reservierung zu senden.
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Wegen
der Diskrepanz zwischen der reservierten und der real verwendeten
Bandbreite wird mitunter von Netzbetreibern aufgrund von gemessenen
Werten mehr Verkehr zugelassen, als die Bandbreitenreservierung
verbürgen
würde.
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Aus
der
DE 10319310 ist
ein Verfahren zur Verbesserung der Auslastung eines Links mittels Überbuchung
bekannt. Dieses Verfahren orientiert sich an dem Verhältnis des
Messwertes des gesamten über
den Link übertragenen
Verkehrs zu dem Nennwert (d.h. der reservierten Bandbreite) des
gesamten bei der Zugangskontrolle für die Übertragung über den Link zugelassenen Verkehrs.
Dieses Verfahren wurde auch unter der Bezeichnung Experience Based
Admission Control (EBAC) von M. Menth, J. Milbrandt und S. Oechsner in
den Proceedings der 9ten ISCC (IEEE Symposium on Computers and Communications)
2004 in Alexandria publiziert.
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Die
Erfindung hat die Aufgabe, eine bessere Auslastung von Netzressourcen
durch ein verbessertes Verfahren zur Überbuchung der Netzressourcen
zu erzielen.
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Die
Aufgabe wird durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst.
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Es
wird von einem Netz (z.B. IP Netz) oder einem einzelnen Link mit
Zugangskontrollen ausgegangen. Im Falle eines Kommunikationsnetzes
findet eine Zugangskontrolle entweder für mindestens einen Link im Netz
oder für
aggregierten, über
das Kommunikationsnetz übertragenen
Verkehr statt. Die Zugangskontrolle erlaubt es nur einer begrenzten
Datenmenge, das Netz bzw. den Link als Kommunikationsmedium zu benutzen,
um dieses vor Überlastung
zu schützen.
Verschiedene, evtl. auf die Übertragungsart
oder den Übertragungspfad-relevante
Informationen (z.B. Anfangs- und Endpunkte des Übertragungspfads) bezogene
Zugangskontrollen sind möglich.
Eine Möglichkeit
ist auch, nur Verkehr einer (oder mehrerer) Verkehrsklassen einer
Zugangskontrolle zu unterwerfen (beispielsweise kann es sich um
Verkehrsklassen für
Echtzeitverkehr handeln). Nicht einer Zugangskontrolle unterworfener
Verkehr wird dann z.B. entsprechend einem „best effort" Ansatz übertragen,
d.h. Übertragung
ohne Qualitätsgütemerkmale.
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Die
Grundidee von Überbuchung
besteht darin, einen Erfahrungswert bzw. Messwert für die von
Reservierungen tatsächlich
ausgenutzte Datenrate im Verhältnis
zur erklärten
Rate (Nennwert) zu ermitteln. Dieses Verhältnis (Quotient) von tatsächlichem
Wert (Messwert) zu Nennwert (Reservierungsauslastung) ist ein Maß dafür, wie viel
Bandbreite für
zusätzlichen
Verkehr zur Verfügung
steht, d.h. wie viel Verkehr über
den Nennwert hinaus noch zugelassen werden kann (Überbuchung).
Eine einfache Vorgehensweise besteht darin, sich bei der Überbuchung
an dem Mittelwert der Reservierungsauslastung des der Zugangskontrolle
unterzogenen Verkehrs zu orientieren. Da dieser Mittelwert zeitliche
Schwankungen der Reservierungsauslastung nicht berücksichtigt,
führt dies
zu einer vergleichsweise progressiven Festsetzung der Überbuchung,
um schwankungsbedingte Überlast
zu vermeiden. Eine bessere Festsetzung der Überbuchung ist bei Berücksichtigung
von Schwankungen möglich.
Beispielsweise kann eine Quantilbetrachtung benutzt werden, um die Überbuchung
derart festzusetzen, dass eine verkehrsschwankungsbedingte Überlastsituation
nur mit einer kleinen, vorgebbaren Wahrscheinlichkeit auftritt.
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Die
Erfindung basiert auf der Beobachtung, dass die Schwankung von Verkehrsströmen um ihren
Mittelwert sehr stark von dem Typ des Verkehrs abhängt. So
sind z.B. bei der Versendung eines umfangreichen Datenfiles die
Schwankungen der Datenrate erheblich geringer als bei der Übertragung
von Sprachinformationen im Zuge eines Telefongesprächs. Es
ist daher von Interesse, zu ermitteln, welche Verkehrstypen in welchem
Umfang zu der Reservierungsauslastung beitragen, um die Überbuchung
mit Rücksicht
auf die entsprechenden Schwankungen festzusetzen. Eine direkte Ermittelung
von verkehrstypenspezifischen Reservierungsauslastungen (Quotient
aus tatsächlich übertragenen
Verkehr des Typs und entsprechende Reservierung) ist jedoch in der
Regel nicht möglich,
da eine Messung des typenspezifischen Anteils an dem übertragenen
Verkehr mit unverhältnismäßigem Aufwand
verbunden wäre.
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Erfindungsgemäß wird wenigstens
eine verkehrstypenspezifische Reservierungsauslastung mittels Messwerten
für den
gesamten Verkehr und den Nennwerten (reservierte Kapazität) für den gesamten
Verkehr und die einzelnen Verkehrstypen ermittelt.
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Dabei
kann wie folgt vorgegangen werden. Der Quotient aus Messwert und
Nennwert für
den gesamten Verkehr liefert die aggregierte Reservierungsauslastung.
Diese wird ausgedrückt
als Summe über
die verkehrstypspezifischen Reservierungsauslastungen jeweils multipliziert
mit dem Verhältnis
der für
den jeweiligen Verkehrstyp reservierten Kapazität zur gesamten reservierten
Kapazität.
Mittels dieser Gleichung kann die typspezifischen Reservierungsauslastungen
ermittelt werden.
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Dazu
wird die aggregierte Reservierungsauslastung zu verschiedenen Zeitpunkten
mit Hilfe von Messwerten für
den Gesamtverkehr ermittelt. Die Gleichung wird für die verschiedenen
Zeitpunkte aufgestellt. Dadurch erhält man ein Gleichungssystem.
Zur Lösung
des Gleichungssystems behandelt man die typspezifischen Reservierungsauslastungen
als wären
sie konstant. Das Gleichungssystem wird dann vorzugsweise durch
Methoden der Ausgleichsrechnung (z.B. Methode der kleinsten Quadrate)
bestimmt. Eine exakte Lösung
wäre auch
möglich.
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Zeitreihen
für die
typspezifischen Reservierungsauslastungen können erhalten werden, indem
das Gleichungssystem bei Aufnahmen eines neuen Messwertes für den Gesamtverkehr
um eine Gleichung erweitert (oder eine Gleichung ersetzt), das so
entstehende Gleichungssystem gelöst
und die resultierenden Werte für
die typspezifischen Reservierungsauslastungen als neue Werte der
entsprechenden Zeitreihen verwendet werden.
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Mit
den Zeitreihen der typspezifischen Reservierungsauslastungen können nun
statistische Verfahren wie z.B. eine Quantilbetrachtung verwendet
werden, die für
die Festlegung der Überbuchung
eingesetzt werden.
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Im
Folgenden wird der Erfindungsgegenstand im Rahmen eines Ausführungsbeispiels
näher ausgeführt.
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Aus
den in der Beschreibungseinleitung angegebenen Quellen ist das Konzept
der Experience-Based Admission Control (EBAC) bekannt, mit deren
Hilfe eine mess-basierte Zugangskontrolle durchgeführt werden kann
ohne zu jedem Zeitpunkt die Last im Netz kennen zu müssen. Die
EBAC ist ein echter Hybrid zwischen Parameter-basierten und traditionellen
Messungs- basierten
AC-Methoden (AC: Admission Control). Sie funktioniert wie folgt.
Aus der Zeitreihe der Reservierungen R(t) und zeitabhängigen Messungen
M(t) wird eine zeitabhängige
Reservierungsauslastung U(t) = M(t)/R(t) berechnet. Mit Hilfe des
p-Quantils U
p(t)dieser Reservierungsauslastung
wird die Belastung der Ressource abgeschätzt und das bei der Zugangskontrollentscheidung mitberücksichtigt.
Die Zugangskontrolle basiert z.B. auf den Spitzenraten r(f) der
Flüsse
und lautet:
ρ
max ist
dabei ein Korrekturfaktor, der auch als Funktion gestaltet sein
kann. Somit kann das φ(t)
= 1/U
p(t)-fache der vorhandenen Bandbreite
vergeben werden. Die EBAC ist also ein Automatismus zur Bandbreitenüberbuchung.
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Hier
wird das Konzept auf typspezifische EBAC ausgedehnt (Erweiterung
der Experience-Based Admission Control (EBAC) auf Verkehrstypen
für eine
schnelle Anpassung des Überbuchungsparameters
bei Änderung
des Verkehrsmixes). Die Idee ist für Flüsse mit ähnlichen Reservierungsauslastungen
separate Überbuchungsparameter
zu berechnen, so dass die benutzte Zulassungsentscheidung wie folgt
berechnet werden kann:
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Die
Funktion t(f) zeigt dabei den Typ eines Flusses f an. Es müssen also
die typspezifischen Reservierungsauslastungen und die daraus resultierenden
Quantile berechnet werden. Das ist eine Herausforderung, wenn man
nur die typspezifischen Reservierungen Ri(t)
aus der Zugangskontrolleinheit hat, nicht aber die typspezifischen
Messungen Mi(t) sondern nur das gesamte
M(t).
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Bei
der Erweiterung der EBAC (Experience Based Admission Control) auf
Verkehrstypen (PMRR-Typen) charakterisieren die Verkehrstypen Flüsse mit
einem ähnlichen
PMRR (Peak-to-Mean Rate Ratio), die aber zu völlig unterschiedlichen Anwendungen
und auch zu völlig
unterschiedlichen Anfragegrößen gehören können. Ändert sich
nun die Zusammensetzung des Verkehrs bezüglich der PMRR-Typen bzw. der
Verkehrstypen, so kann das sofort in die aktuelle Schätzung der
Reservierungsauslastung einbezogen werden und muss nicht erst durch
Messungen mit Verspätung
gelernt werden. Durch diese schnellere Reaktions- möglichkeit
reduziert die typenspezifische EBAC die ungewünschte Über- bzw. Unterbuchung bei
der Änderung
des Verkehrsmixes.
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Die
PMRR-Typen werden heuristisch durch die hier vorliegende Erweiterung
der EBAC herausgefunden.
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Bei
der normalen EBAC ist – wie
oben angesprochen – zu
einem gewissen Zeitpunkt eine Rate R(t) reserviert und eine entsprechende
Rate M(t) wird gemessen. Der Quotient U(t) = M(t)/R(t) liefert einen
Quotienten, auf Grund dessen zeitlicher Statistik ein Überbuchungsparameter
mittels einer Quantilbetrachtung ermittelt wird.
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Das
p = 1 – α Quantil
für U ist
bei der Quantilbetrachtung definiert als: Up =
min{u|P(Q ≤ u) ≥ 1 – a}. Für U wird
somit der kleinste Wert gewählt,
der von Q nur mit Wahrscheinlichkeit α überschritten wird.
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Erfindungsgemäß wird die
Genauigkeit der Auswertungen erweitert, indem die reservierte Rate
R(t) auf unterschiedliche Verkehrstypen aufgeteilt wird, z.B. Voice,
Video, Spiele, Telematik, Gaming. Diese Informationen können bei
der Zugangskontrolle mitgeliefert und ausgenutzt werden. Für Verkehrstypen
0 ≤ i < n bekommen man
Raten R
i(t), die sich zu einer aggregierten
Rate bzw. einer Gesamtrate zusammensetzen
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Der
Anteil des Verkehrstyps i wird bezeichnet als
(Gl.4).
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Es
wird im Weiteren davon ausgegangen, dass jeder Verkehrstyp einen
für sich
charakteristischen PMRR-Wert hat und somit in seiner für ihn typischen
Weise Ui zur Gesamtauslastung U(t) beiträgt.
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Die α
i(t)
sind zu jedem Zeitpunkt durch die Reservierungsdaten gegeben. Es
wird zunächst
für das
weitere mathematische Vorgehen angenommen, dass K
i(t)
für die
Flüsse
eines Verkehrstyps konstant bleibt. D.h. auch die typspezifischen
Reservierungsauslastungen U
i werden vorläufig als
konstant betrachtet. Dieses Vorgehen ist gleichbedeutend mit der
Annahme, dass die Zeitabhängigkeit
von U(t) durch die Änderung
seiner Zusammensetzung aus den U
i resultiert.
Dann wird die obige Gleichung Gl. 5 zun unterschiedlichen Zeitpunkten
t
j mit einem unterschiedlichen Verkehrsgemisch
(Gl. 6) aufgestellt. Die
Messungen zu diesen Zeitpunkten ergeben ein Gleichungssystem, durch
welches die typspezifischen Reservierungsauslastungen U
i bestimmt
werden können.
Für die
Lösung
des Gleichungssystems werden im Folgenden zwei Möglichkeiten angegeben:
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A. Berechnung der typspezifischen
Reservierungsauslastungen auf Basis eines nicht überbestimmten linearen Gleichungssystems
(LES)
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Es
werden nur die letzten Messwerte so gewählt, dass die αi(t)
linear unabhängig
sind und dass sie sich signifikant unterscheiden. Mit diesen Messwerten
können
die Ui dann exakt berechnet werden. Dieser LES-Ansatz
ist zwar intuitiv und einfach, allerdings funktioniert diese Methode
nicht gut wie die folgende, selbst wenn man Glättungsverfahren auf die Eingangswerte
ansetzt.
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B. Approximation der typspezifischen
Reservierungsauslastungen auf Basis eines überbestimmten linearen Gleichungssystems
durch Least Square Approximation (LSA)
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Es
wird mit Hilfe der Least Squares Approximation (Methode der kleinsten
Quadrate) die typspezifischen Reservierungsauslastungen U
i so bestimmt, dass die quadratischen Abweichungen
sehr gering sind. Um bessere Ergebnisse zu bekommen, hilft es einen
gleitenden Durchschnitt über
die U(t) und evtl. auch über die α
i(t)
zu legen, z.B. mit Hilfe einer Time-Exponentially Weighted Moving Average
Methode oder anderer Methoden. Somit erhält man also statische typspezifische
Reservierungsauslastungen U
i. Um nun aber
für typspezifische
Verteilungen zu bekommen, wird die dynamische typspezifische Reservierungsauslastungen
U
i mit
berechnet. Es wird also eine
Zeitabhängigkeit
für die
typspezifische Reservierungsauslastung wieder eingeführt. Angesichts
der vorherigen Behandlung der typspezifische Reservierungsauslastung
als konstant erhält man
dann wohl eine gute Approximation, wenn sich die typspezifische
Reservierungsauslastungen langsam in Vergleich zur aggregierten
Reservierungsauslastung verändern.
D.h. die Änderung
der aggregierten Reservierungsauslastung ist vornehmlich auf die Änderung
der Zusammensetzung zurückzuführen. Auf
Grund dieser Zufallsvariablen U
i(t) kann
eine Histogramm-Statistik erstellt werden, die zur Berechnung der
U
i p(t), d.h. des p-Quantils
dient.
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Das
System kann adaptiv gemacht werden. Dazu ist es wichtig, dass die
EBAC ihre Erfahrung, die sie vor langer Zeit gemacht hat auch wieder
vergisst. Das bedeutet, im Histogramm zur Ermittlung des Quantils müssen die
alten Werte abgeschwächt
werden. Dies wird durch einen Time-Exponentially Weighted Moving Average
gemacht.
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Basierend
auf dem aktuellen Verkehrsgemisch kann man nun also schnell den Überbuchungsfaktor durch θ = 1/U
P *(t), wobei sich
letzteres berechnet als
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Die
EBAC kann durch diese Erweiterung auf sich ändernde Verkehrsmixe schneller
reagieren (schnellere Anpassung an neue Verkehrssituation). Den
Vorteil kann man auf zwei Weisen ausdrücken:
- • Die typspezifische
EBAC führt
zu besseren Ressourcenauslastungen.
- • Die Änderung
geschieht schneller und die Über-
bzw. Unterbuchung wird zeitlich und auch in ihrem Ausmaß verringert.
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Überbuchung
darf es nicht geben. Darum darf die EBAC ohne diese Erweiterung
nur moderat überbuchen
um nicht bei Änderungen
des Verkehrsmixes unbeabsichtigt zu überbuchen. Die Erweiterung
schafft dieses Problem ab und erlaubt deshalb eine höher Ausnutzung
der Bandbreite.