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Die
Erfindung betrifft allgemein die Verbesserung von Oberflächen durch
Hartstoffschichten, insbesondere die Veredelung von Glas-oder Glaskeramik-Artikeln.
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Glas-
oder Glaskeramik-Artikel, wie sie für Haushaltsgeräte eingesetzt
werden, müssen
jahrelangen Beanspruchungen standhalten und sollten, zumindest wenn
es sich um hochwertigere Produkte handelt, über diesen langen Zeitraum
ihre Gebrauchsfähigkeit
und auch eine ansehnliche Erscheinung beibehalten. Obwohl Glas ein
vergleichsweise harter Werkstoff ist, kommt es auch bei Glas-Artikeln im
Laufe der Zeit zu Kratzern. Im Falle von Glaskeramik sind solche
durch die Benutzung verursachten Kratzer nicht nur unschön, sondern
erschweren auch die Reinigung.
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Um
die Oberflächen
von Glaskeramik-Kochfeldern hinsichtlich ihrer Kratzbeständigkeit
zu verbessern, ist es dazu aus dem Gebrauchsmuster
DE 20106167 U1 bekannt,
die Kochfläche
mit einer Hartstoffschicht zu versehen. Als Hartstoffbeschichtungen
werden Beschichtungen aus Aluminiumoxid, Zirkonoxid, Yttriumoxid,
Diamant, diamantartigem Kohlenstoff, Siliziumnitrid, Bornitrid,
chromhaltigen Legierungen und Kombinationen dieser Stoffe vorgeschlagen.
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Zur
Verbesserung der Gebrauchseigenschaften, insbesondere der Abrieb-
und Korrosionsfestigkeit, von Silikatglasscheiben ist es aus der
DE 42 21 864 A1 bekannt,
diese Scheibe mit einer teilreflektierenden Hartstoffschicht aus
Titannitrid zu versehen. Unterhalb der Titannitridschicht hat die
Silikatglasscheibe eine im Vergleich zur Grundzusammensetzung des
Silikatglases veränderte
Zusammensetzung. Diese äußerste Schicht
des Silikatglases hat insbesondere einen niedrigeren Alkaligehalt
und einen erhöhten
Gehalt wenigstens eines Zwischenoxids, d. h. eines Oxids eines Netzwerkwandlers und/oder
Netzwerkbildners.
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Problematisch
bei der Beschichtung von Glas oder Glaskeramik mit Hartstoffschichten
sind jedoch die auftretenden thermomechanischen Spannungen. Insbesondere
kann die andersartige thermische Ausdehnung eines Glas- oder Glaskeramik-Substrats
im Vergleich zu der der Hartstoffschicht dazu führen, daß Schichtspannungen bei Erwärmung die
Entstehung von Rissen in der Beschichtung und im Substrat hervorrufen
können.
Selbst wenn eine Hartstoffschicht hinsichtlich ihrer Stabilität ausreichend
tempersturstabil ist, können
aber nach einer Erhitzung Veränderungen
in der Farbe auftreten. Dies führt
insbesondere dann zu einem für
qualitativ hochwertigere Produkte nicht akzeptablen Erscheinungsbild,
wenn die Erhitzung und die dadurch hervorgerufene Farbänderung
nicht homogen erfolgt. Als Beispiel sei hier ein Glaskeramik-Kochfeld erwähnt, welches
mit einer solchen Beschichtung bereits nach kurzem Betrieb Farbänderungen
im Bereich der Kochzonen erhalten würde.
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Ein
weiteres Problem ist neben der Temperaturbeständigkeit auch die Reinigbarkeit
der Oberfläche.
Viele Hartstoffschichten sind hydrophil, so daß Verschmutzungen fest an deren
Oberfläche
haften und dementsprechend schlecht zu beseitigen sind.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, hinsichtlich der Temperaturbeständigkeit
und Reinigbarkeit verbesserte Glas- oder Glaskeramik-Artikel bereitzustellen.
Diese Aufgabe wird bereits in höchst überraschend
einfacher Weise durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Demgemäß sieht
die Erfindung einen hartstoffbeschichteten Glas- oder Glaskeramik-Artikel vor,
umfassend ein Glas- oder
Glaskeramik-Substrat und auf einer Oberfläche des Substrats eine abgeschiedene
Hartstoffschicht mit folgenden Bestandteilen in zumindest einem
Tiefenbereich der Schicht außerhalb
einer Übergangszone
zum Substrat:
M | 30–45 At% |
Al | 15–30 At% |
O | 2–10 At% |
N | 30–42 At% |
wobei M ein Metall aus der Gruppe Ti, Cr oder
eine Mischung dieser Metalle ist.
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Das
entsprechende Verfahren zur Herstellung eines solchen hartstoffbeschichteten
Glas- oder Glaskeramik-Artikels basiert darauf, daß auf zumindest
einer Seite eines Glas- oder
Glaskeramik-Substrats -vorzugsweise mittels Vakuumabscheidung- eine
Hartstoffschicht abgeschieden wird, welche in zumindest einem Tiefenbereich
der Schicht außerhalb
der Übergangszone
zum Substrat die oben angegebene Zusammensetzung aufweist.
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Bevorzugt
weist die Hartstoffschicht folgende Bestandteile in zumindest einem
Tiefenbereich der Schicht außerhalb
der Übergangszone
zum Substrat auf:
M | 35–42 At% |
Al | 18–26 At% |
O | 2–8 At% |
N | 32–40 At% |
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Die
günstigsten
Schichteigenschaften wurden insbesondere mit Hartstoffschichten
erhalten, welche folgende Bestandteile in zumindest einem Tiefenbereich
der Schicht außerhalb
der Übergangszone
zum Substrat aufweisen:
Ti | 38 ± 2 At% |
Al | 22 ± 2 At% |
O | 4 ± 1 At% |
N | 36 ± 2 At%. |
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Der
Sauerstoff in der Schicht führt
zu einer guten Haftung am Substrat, insbesondere wenn das Glas-
oder Glassubstrat ebenfalls oxidische Bestandteile aufweist.
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Besonders
vorteilhaft für
die Bindung an das Substrat und eine weiter verbesserte Temperaturbeständigkeit
ist es, wenn die Schicht eine vom Substrat ausgehende Übergangszone
aufweist, in welcher der Sauerstoff-Gehalt gegenüber der jeweils oben angegebenen
Zusammensetzung im Tiefenbereich erhöht ist und in Richtung zur
Oberfläche
der Hartstoffschicht abnimmt, und der Stickstoff- und Titan-Gehalt
erniedrigt ist und in Richtung zur Oberfläche der Hartstoffschicht zunimmt.
Diese Übergangszone
scheint eine besonders feste Anhaftung der Hartstoffschicht an das
Substrat zu ermöglichen.
Das Sauerstoff-Signal bei einer SIMS-Tiefenanalyse kann dabei in
der Übergangszone
in Richtung auf das Substrat hin beträchtlich, nämlich bis auf zumindest die Hälfte des
Sauerstoff-Signals des Substrats, bevorzugt sogar zumindest 2/3
des Sauerstoff-Signals des Substrats zunehmen.
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Insbesondere
kann die Hartstoffschicht sogar mit einem in der Übergangszone
in Richtung auf das Substrat kontinuierlich bis auf das Sauerstoff-Signal
des Substrats zunehmendes Sauerstoff-Signal ausgebildet werden.
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Damit
ergibt sich hinsichtlich des Sauerstoff-Signals keine klar definierte
Grenzfläche
mehr, wodurch eine besonders gute Verbindung der Hartstoffschicht
mit dem Substrat geschaffen wird. Die Haftung kann dabei insbesondere
noch weiter verbessert werden, wenn das Substrat siliziumhaltig
ist und Silizium aus dem Substrat bei der Beschichtung in die Übergangszone
gelangt, so daß außerdem Silizium
in der Übergangszone
mit in Richtung zur Oberfläche
der Hartstoffschicht abnehmender Konzentration vorhanden ist.
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Normalerweise
würde man
annehmen, daß eine
Hartstoffschicht um so besser Kratzer vermeiden kann, je dicker
sie ist. Dies hat sich bei den erfindungsgemäßen Hartstoffschichten jedoch überraschenderweise
nicht gezeigt. Hinsichtlich der Kratzbeständigkeit waren vielmehr Schichten
mit einer Schichtdicke von höchstens
4 Mikrometern, bevorzugt höchstens
2, besonders bevorzugt 1,5 Mikrometern dickeren Schichten überlegen.
Eine Ursache wird darin gesehen, daß auch die auftretenden thermischen
Schichtspannungen bei dünneren
Schichten geringer sind. Insbesondere nach einer Erhitzung, wie
sie im Betrieb, beispielsweise bei einem Glas-Artikel in Form eines
Kochfelds auftreten, zeigten diese dünnen Schichten eine bessere
Haftung auf dem Substrat. Mit diesen Schichtdicken ergibt sich außerdem ein
Doppelnutzen: die vergleichsweise dünnen Schichten dieser Weiterbildung
der Erfindung sind verglichen mit dickeren Schichten auch noch kostengünstiger
herzustellen.
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Eine
besondere Eigenschaft der erfindungsgemäßen hartstoffbeschichteten
Glas- oder Glaskeramik-Artikel mit Schichten der oben angegebenen Zusammensetzungsbereiche
liegt in der ausgeprägten
Hydrophobie der beschichteten Oberfläche. So konnten Hartstoffschichten
mit einem Kontaktwinkel größer als
80° abgeschieden
werden. An den Schichten wurde außerdem eine Oberflächenenergie
von höchstens
33 mN/m gemessen. Diese Eigenschaften der erfindungsgemäßen Schichten
erlauben eine besonders gute Reinigbarkeit, wie sie ansonsten nur
mit einer zusätzlichen
hydrophoben Beschichtung erhalten werden kann. Eine solche zusätzliche
Schicht würde
sich jedoch bei Benutzung schnell abnutzen, während die Hydrophophie und
niedrige Oberflächenenergie
der Hartstoffschicht erhalten bleibt.
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Bevorzugt
wird die Hartstoffschicht als Verschleißschutz auf einer Nutzseite
des Substrats wie etwa der Kochfläche eines Glaskeramik-Kochfelds abgeschieden.
Es wird jedoch nicht ausgeschlossen, daß eine solche Schicht auch
auf anderen Flächen, wie
etwa der Unterseite des Kochfelds vorteilhafte Eigenschaften bewirken
kann. Weitere Anwendungsmöglichkeiten
sind die Beschichtung von Kaminsichtscheiben oder Backofenscheiben.
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Es
hat sich überraschend
gezeigt, daß eine erfindungsgemäße Hartstoffschicht
auch auf einem Dekor ausreichend fest haftet, um einen Kratzschutz auch
auf der Dekorfarbe zu gewährleisten.
Demgemäß ist in
Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, daß ein Substrat mit einem Dekor
mit keramischer Dekorfarbe verwendet und die Hartstoffschicht über dem
Dekor abgeschieden wird.
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Besonders
bevorzugt für
die Herstellung der Hartstoffschicht wird reaktive kathodische Vakuum-Bogenentladungs-Beschichtung
(auch als „Arc-Sputtern„ oder „Arc-Evaporation„ bezeichnet). Mit
diesem Verfahren wird ein hochenergetisches Plasma erzeugt, wobei
die aus dem Target herausgelösten
hochenergetischen Ionen zu besonders dichten Schichten führen.
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Durch
die mit diesem Verfahren erzeugten hochenergetischen Ionen können jedoch
Aufladungen auf dem isolierenden Glas- oder Glaskeramikmaterial entstehen.
Dadurch kann es zu einer ungleichmäßigen Abscheidung der Hartstoffschicht kommen.
Um dies zu vermeiden, hat es sich als günstig herausgestellt, wenn
das Substrat bei der Bedampfung auf einem rückseitig zu der zu beschichtenden
Oberfläche angeordneten
elektrisch leitfähigen,
beispielsweise metallischen Halter gehaltert wird. Insbesondere
ist es zur Vermeidung von Aufladungen dabei von Vorteil, wenn der
Halter vom Target aus gesehen über
das Substrat hinausragt. Um die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen der Schicht
zu erhalten, wird vorzugsweise ein Sputtertarget mit einem Verhältnis M/Al
im Bereich von 1:1 bis 3:1, vorzugsweise 1,6:1 bis 2,4:1, besonders
bevorzugt von 2:1 verwendet, wobei M Titan oder Chrom oder eine
Mischung dieser Metalle bezeichnet, je nachdem, welches dieser Metalle
in der Hartstoffschicht vorhanden sein soll.
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Um
dichte Hartstoffschichten mit einer guten Verbindung zum Substrat
herzustellen, hat es sich weiterhin als besonders vorteilhaft erwiesen,
wenn die Beschichtung bei einer Reaktionstemperatur von zumindest
400°C, vorzugsweise
bis 900°C
durchgeführt
wird.
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Die
erfindungsgemäß hergestellten
Glas- oder Glaskeramik-Artikel
weisen nicht nur hinsichtlich der Temperaturwechselbeständigkeit
und Haftung der Hartstoffschicht vorteilhafte Eigenschaften auf.
Die Schichten zeichnen sich weiterhin auch dadurch aus, daß sie sehr
farbbeständig
sind und eine elegante metallisch graue Farbe aufweisen. Die hartstoffbeschichteten
Oberflächen
der Substrate können
Farbvektoren im L*a*b-Farbraum mit den Koordinaten
L im Bereich
von 42 bis 52,
a im Bereich von 0,5 bis 5, vorzugsweise 0,6
bis 2,
b im Bereich von 0 bis –10, vorzugsweise –4 bis –6
aufweisen.
Insbesondere kann auch eine Schicht mit einem sehr gleichmäßigen Farbeindruck
hergestellt werden, bei welchem die Varianz des Farbabstands δLab im
L*a*b-Farbraum über
die Beschichtung hinweg kleiner 3 beträgt. Besonders geeignet als
Hartstoffschicht für
Glas- oder Glaskeramik-Artikel
sind die erfindungsgemäßen Schichten
besonders auch dadurch, daß die
beschichtete Oberfläche
des Glas- oder Glaskeramik-Artikels eine Änderung der Farbe im L*a*b-Farbraum mit einem
Abstand δLab von kleiner 3, insbesondere von kleiner
1,5 nach einer Erwärmung
des Glas- oder Glaskeramik-Artikels auf 450°C für eine Dauer von 10 Stunden
zeigt. Derartig kleine Änderungen
sind mit dem bloßen
Auge praktisch nicht wahrnehmbar, so daß – beispielsweise bei einem
Kochfeld- auch nach inhomogener Erhitzung ein homogener Farbeindruck
bleibt.
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An
den erfindungsgemäßen Schichten
zeigt sich außerdem
ein lokales Minimum im spektralen Verlauf der Reflektivität der hartstoffbeschichteten Oberfläche im Wellenlängenbereich
zwischen 500 und 700 Nanometern. Dieser spektrale Verlauf scheint
charakteristisch für
die Hartstoffschichten mit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung zu sein, da
andere, ebenfalls aus den Elementen Titan, Aluminium, Sauerstoff
und Stickstoff zusammegesetzte Hartstoffschichten mit schlechteren
Eigenschaften hinsichtlich der Anhaftung und Temperaturstabilität ein solches
Minimum nicht zeigen.
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Die
Oberfläche
der Hartstoffschicht kann gemäß einer
Weiterbildung der Erfindung noch poliert werden. Eine solche nachpolierte
Oberfläche
weist unter anderem durch die erzielte Glättung eine noch bessere Reinigbarkeit
und Unauffälligkeit
von Fingerprints auf.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und unter
Bezugnahme auf die beigefügten
Zeichnungen näher
erläutert.
Dabei verweisen gleiche Bezugszeichen auf gleiche oder ähnliche
Teile.
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Es
zeigen:
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1 eine
schematische Ansicht einer Vorrichtung zur Herstellung erfindungsgemäßer Hartstoffschichten
mittels reaktiver Vakuum-Bogenentladungs-Beschichtung,
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2 eine
SIMS-Analyse an einer erfindungsgemäßen Beschichtung, wie sie schematisch in 3 dargestellt
ist,
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3 ein
Ausführungsbeispiel
mit dekoriertem Substrat, und
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4 den
spektralen Verlauf der Reflektivität an der harstoffbeschichteten
Oberfläche
eines Glaskeramik-Substrats
für Proben
mit Hartstoffschichten unterschiedlicher Zusammensetzung.
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In
1 ist
schematisch eine Ansicht einer als Ganzes mit dem Bezugszeichen
1 bezeichneten Vorrichtung
zur Herstellung erfindungsgemäßer hartstoffbeschichteter
Glas- oder Glaskeramik-Artikel. Die
Vorrichtung
1 umfasst einen Rezipienten, in welchem ein
Substrat
10 mittels reaktiver Vakuum-Bogenentladungs-Beschichtung
mit einer Hartstoffschicht versehen wird. Der Vorgang der Beschichtung
wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels des erfindungsgemäßen Verfahrens
erläutert,
bei welchem eine Hartstoffschicht der Zusammensetzung
Ti | 38 ± 2 At% |
Al | 22 ± 2 At% |
O | 4 ± 1 At% |
N | 36 ± 2 At%. |
in zumindest einem Tiefenbereich der Schicht außerhalb
der Übergangszone
zum Substrat auf dem Substrat
10 abgeschieden wird.
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Ein
Substrat 10 in Form einer planaren Glaskeramikplatte wird
als nicht leitfähiges
Material auf einem metallischen Halter 8 positioniert,
wobei dieser vollflächig
aus leitfähigem
Material besteht. Dieser Substrathalter 8 wird auf einen
zylinderförmigen
Carrier 6 befestigt, welcher im Reaktionsraum rotierend um
eine zentrale Rotationsachse 61 bewegt wird. Die Bestückung erfolgt
rund um den Carrier 6. Das Substratformat richtet sich
nach dem Durchmesser des Zylinders. Anschließend wird der Carrier 6 in
den Reaktionsraum des Rezipienten 2 gefahren und es wird ein
Sputter-/Aufdampfprozess gestartet, welcher durch eine Lichtbogen-
(Arc) Unterstützung
durchgeführt
wird. Der Übersichtlichkeit
halber ist in 1 nur ein einzelner Halter 8 dargestellt.
Zur Beschichtung eines Substrats wird der Carrier so gedreht, daß das jeweilige
Substrat 10 in Gegenüberstellung
zu einem Target 3 angeordnet ist.
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Um
die Energie der zu sputternden/aufzudampfenden Teilchen bereitzustellen,
wird zusätzlich zu
Beginn des Prozesses ein Zündfinger 4 auf
das als Kathode wirksame Target 3 gefahren und ein Kurzschluss
erzeugt. Der dadurch entstehende Lichtbogen wird aufrecht erhalten,
obwohl der Zündfinger 4 vom
Target entfernt wird.
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Der
Lichtbogen kann durch Brownsche Molekularbewegung oder durch gerichtete
Magnetfelder über
das Target geführt
werden. Durch die Lichtbogenunterstützung erhöht sich die Teilchenenergie
im Vergleich zu anderen Sputterverfahren deutlich, so dass bei diesen
Vakuumprozessen auch fest gebundene Teichen herausgelöst werden
können.
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Durch
eine hohe Reaktionstemperatur, welche vorzugsweise um 500°C gewählt wird,
kann zusätzlich
die Teilchenenergie erhöht
und damit die Schichteigenschaften wie Haftung und Kratzbeständigkeit
verbessert werden. Ein zusätzliches
Substratbias unterstützt
diesen Effekt. Der sich auf der Rückseite des Substrates 10 befindliche
metallische Halter 8 fungiert als Anode und sorgt für eine gleichmäßige Schichtdickenverteilung
der abgeschiedenen Hartstoffschicht auf dem Substrat 10,
obwohl die Anode durch das isolierende Glasbauteil bedeckt ist. Die
Schichten sind auch farblich sehr gleichmäßig, wobei die Varianz des
Farbabstands δLab im L*a*b-Farbraum über die Beschichtung hinweg
kleiner 3 ist.
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Wie
anhand von 1 zu erkennen ist, ragt der
rückseitig
zu der zu beschichtenden Oberfläche des
Substrats 10 angeordnete metallische Halter 8 vom
Target aus gesehen über
das Substrat hinaus. Dies unterstützt die Wirkung des Halters
als Anode und die Ausbildung eines gleichmäßigen Felds.
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Als
Targetmaterial dient eine Legierung aus Ti und Al, wobei die Zusammensetzung
typischerweise aus 2/3 Ti und 1/3 Al besteht und demgemäß das Mengenverhältnis von
Ti/A1 2:1 beträgt.
Unter Zugabe eines stickstoffhaltigen Reaktivgases (enthaltend z.
B. N2, NH3, ...) können
Ti-Al-N-O-Schichten der oben angegebenen Zusammensetzung abgeschieden
werden.
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Die
daraus erhaltenen Hartstoffschichten weisen bei einer Schichtdicke
von nur etwa einem Mikrometer eine Temperaturstabilität im Hinblick
auf Anmutung und Farbgebung bis zu 450°C/10h, unter geringfügigen Farbänderungen
auch bis 550°C/10h auf,
wobei die Änderung im
L*a*b Farbraum einen Abstand δLab von kleiner 1,5 beträgt. Die Oberfläche der
Hartstoffschicht zeigt außerdem
hydrophobe Eigenschaften bei einem Kontaktwinkel größer gleich 85° und einer
Oberflächenenergie
von ca. 30 mN/m. Die Optimierung der Oberflächeneigenschaften der Schicht
hinsichtlich Rauhigkeit und Kratzerauffälligkeit kann zusätzlich durch
einen Nachpolierschritt erfolgen.
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An
wie vorstehend beschrieben auf einem Glaskeramik-Substrat abgeschiedenen Schichten wurden
Farbwerte im L*a*b-Farbraum innerhalb der Bereiche:
L im Bereich
von 42 bis 52,
a im Bereich von 0,6 bis 2,
b im Bereich
von –4
bis –6
festgestellt,
wobei Werte innerhalb dieser Bereiche einen metallisch grauen Farbton
ergeben. Beispielsweise wurden an einer 1 μm dicken Hartstoffschicht folgende
Farbwerte gemessen: L = 47,71, a = 0,82 und b = –5,18. An einer 2 μm dicken
Schicht wurden weiterhin folgende Farbwerte festgestellt: L = 47,76, a
= 0,96 und b = –5,28.
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In 2 ist
eine SIMS-Analyse der Zusammensetzung der Hartstoffschicht eines
erfindungsgemäßen beschichteten
Glas- oder Glaskeramik-Artikels mit einem Glaskeramik-Substrat dargestellt.
Es erfolgte eine Analyse der Schichten auf der Basis von MCs+-Tiefenprofilen. Diese wurden mit Hilfe
eines doppelfokussierenden Massenspektrometers unter kontinuierlichem
Abtrag mit Cs+-Ionen gemessen. Dabei wurden die Konzentrationsverläufe der
Elemente Stickstoff (N), Titan (Ti), Sauerstoff (O), Silizium (Si),
Aluminium (Al) und Kohlenstoff (C) aufgenommen.
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Die
Meßwerte
sind im Diagramm anhand der Sputterzeit aufgetragen. Demgemäß ist ganz
links im Diagramm die Zusammensetzung an der Oberfläche der
Hartstoffschicht wiedergegeben. Nach etwa 2750 Sekunden Sputterzeit
ist die Hartstoffschicht gänzlich abgetragen
und in den Konzentrationsverläufen
zu den Elementen O und Si zeigt sich ein Plateau, entsprechend der
Zusammensetzung des Siliziumoxid-haltigen Glaskeramik-Substrats.
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Im
Tiefenbereich ausgehend von der Oberfläche der Hartstoffschicht bis
zu einer bei etwa 1500 Sekunden Sputterzeit erreichten Tiefe ergibt
sich eine Schichtzusammensetzung mit etwa 38 At% Titan, 22 At% Aluminium,
4 At% Sauerstoff und 36 At% Stickstoff. Im Tiefenbereich, welcher
oberhalb etwa 1500 Sekunden Sputterzeit bis zum Erreichen des Substrats
analysiert wurde, zeigt sich eine ausgeprägte Übergangszone., in welcher der
Sauerstoff-Gehalt gegenüber
der Zusammensetzung im oberflächennahen
Tiefenbereich erhöht
ist und in Richtung zur Oberfläche
der Hartstoffschicht abnimmt, und der Stickstoff- und Titan-Gehalt
erniedrigt ist und in Richtung zur Oberfläche der Hartstoffschicht zunimmt.
Das Sauerstoff-Signal nimmt dabei in der Überganszone in Richtung zum
Substrat kontinuierlich praktisch ohne Sprung bis auf das Sauerstoff-Signal
des Substrats zu. Selbst wenn die letzten Meßwerte vor Erreichen des Plateaus
als Sprung im Sauerstoff-Signal interpretiert werden, ist jedoch
ein Anstieg des Sauerstoff-Signals in der Übergangszone bis auf deutlich
mehr als 2/3 des Sauerstoff-Signals
des Substrats zu beobachten.
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Außerdem zu
beobachten mit dem verwendeten Analyseverfahren ist, daß Silizium
-offensichtlich aus dem Substrat- in die Übergangszone mit in Richtung
zur Oberfläche
der Hartstoffschicht abnehmender Konzentration gelangt ist.
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Aufgrund
der Übergangszone
mit in Richtung zur Oberfläche
der Hartstoffschicht abnehmender Sauerstoff- und Silizium-Konzentration ist
die Hartstoffschicht zumindest teilweise als Gradientenschicht ausgebildet,
die in der Nähe
der Substratoberfläche
auch Bestandteile des Substrats enthält. Durch diesen Schichtaufbau
wir offensichtlich eine sehr gute Anpassung an das Substrat erreicht,
was sich in einer guten Haftung und Temperaturwechselbeständigkeit
der Beschichtung äußert.
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Weiterhin
ist anhand des Konzentrationsverlaufs für Kohlenstoff zu erkennen,
daß die
Schicht im wesentlichen Kohlenstoff-frei ist. Auch dies liefert vermutlich
einen Beitrag zu den guten Eigenschaften der Schicht.
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3 zeigt
in schematischer Ansicht einen Ausschnitt aus einem erfindungsgemäß mit einer Hartstoffschicht
beschicheteten Glas- oder Glaskeramik-Artikel. Der erfindungsgemäß hergestellte
Glas- oder Glaskeramik-Artikel 11 umfasst ein plattenförmiges Glas-
oder Glaskeramik-Substrat 10 mit
einer Nutzseite 12 und einer gegenüberliegenden Rückseite 13.
Beispielsweise kann das Substrat 10 ein Glaskeramik-Substrat
für ein
Kochfeld sein. Die Nutzseite, also die Seite, welche im Gebrauch
mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt ist, ist in diesem Fall
die Kochfläche
des Kochfelds. Auf der Nutzseite 12 ist ein Dekor mit keramischer
Dekorfarbe aufgebracht. In 3 ist beispielhaft
eine linienartige Struktur 20 des Dekors dargestellt.
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Auf
der dekorierten Nutzseite 12 ist schließlich zur Verbesserung der
Kratzfestigkeit eine Hartstoffschicht 15 mit einem wie
anhand von 1 beschriebenen Verfahren abgeschieden.
Dabei bedeckt die Oberfläche 17 der
Hartstoffschicht 15 auch die Strukturen 20 des
Dekors.
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Obwohl
das Gefüge
des Dekors wesentlich poröser
ist als die Glaskeramik, zeigt sich auch auf den Strukturen 20 des
Dekors eine ausreichende Haltbarkeit der Hartstoffschicht 15,
so daß die
gesamte Oberfläche
der Nutzseite 12 des Glas- oder Glaskeramik-Artikels 11 dauerhaft
vor Verkratzen geschützt
ist.
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4 zeigt
spektrale Verläufe
der Reflektivität
verschieden mit Hartstoffschichten beschicheteter Oberflächen von
Glaskeramik-Substraten. Die Messkurven sind mit den Buchstaben „A" bis „F" bezeichnet. Die
mit den Buchstaben „B", „C", „D" und „E" bezeichneten Messkurven
wurden an Hartstoffschichten mit der erfindungsgemäßen Zusammensetzung aufgenommen,
wobei sich die verschiedenen Hartstoffschichten in ihrer Dicke unterscheiden.
Die Schichtdicken der Hartstoffschichten zu den Kurven „B", „C", „D" und „E" betrugen dabei etwa
0,2 Mikrometer (Kurve „B„), etwa
0,4 Mikrometer (Kurve „C„), etwa
1 Mikrometer (Kurve „D„) und
etwa 2 Mikrometer (Kurve „E„). Hinsichtlich
der geforderten Eigenschaften der Hartstoffschichten -hohe Kratzbeständigkeit,
Temperaturstabilität,
insbesondere hohe Temperaturwechselbeständigkeit und Farbbeständigkeit
auch nach Erwärmung
erwies sich insgesamt die Schicht mit etwa 1 μm Schichtdicke als am besten.
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Auch
die Schichten, an denen die Kurven „A” und „F” gemessen wurden, setzten
sich aus den Elementen Titan, Aluminium, Sauerstoff und Stickstoff, jedoch
in anderen Verhältnissen
als die erfindungsgemäßen Schichten
zusammen. Beispielsweise weist die Schicht der Kurve „F” einen
gegenüber
erfindungsgemäßen Schichten
erhöhten
Sauerstoff-Anteil
auf. Hinsichtlich der Kratzbeständigkeit, Farbbeständigkeit
nach Erwärmung
und der Ablösbarkeit
nach Abschrecken sind diese Schichten jedoch deutlich schlechter
als alle erfindungsgemäßen Schichten
unterschiedlicher Schichtdicke.
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Anhand
der spektralen Verläufe
der Reflektivität
ist zu erkennen, daß die
Reflektivität
der erfindungsgemäßen Schichten
zwischen den Reflektivitäten
der Vergleichsschichten liegt. Insbesondere zeigen aber nur die
erfindungsgemäßen Schichten
ein lokales Minimum der Reflektivität im Bereich von 500 bis 700
Nanometern Wellenlänge.
Dieser spektrale Verlauf der Reflektivität scheint demnach charakteristisch
für erfindungsgemäß hartstoffbeschichtete Glaskeramik-Substrate
zu sein.