-
Die
Erfindung betrifft ein Regelungssystem für eine industrielle Einrichtung
mit einer Regelungsvorrichtung zur Vorgabe mindestens einer Stellgröße an die
industrielle Einrichtung, sowie ein Regelungsverfahren für eine industrielle
Einrichtung, wobei unter Zuhilfenahme eines Messsystems mindestens eine
Störgröße und/oder
mindestens eine Ausgangsgröße der industriellen
Einrichtung ermittelt werden. Die Erfindung betrifft auch eine industrielle
Anlage mit einer oder mehreren industriellen Einrichtungen.
-
Gattungsgemäße Regelungssysteme
bzw. -verfahren werden z.B. zur Dickenregelung in Walzstraßen zum
Walzen von Metallbändern
eingesetzt. Bekannte Regelungssysteme bzw. Regelungsverfahren berücksichtigen
zwar den Einfluss einer ausgewählten
Stellgröße auf eine
oder mehrere ausgewählte
Ausgangsgrößen, nicht
jedoch die Kopplung der ausgewählten
Stellgröße auf weitere
Ausgangsgrößen. Nicht
berücksichtigt
wird zumeist auch die direkte Kopplung eines Walzgerüstes in
einer Walzstraße
zu einem diesem Walzgerüst
nachgeordneten Walzgerüst.
-
Um
vorgenannte Kopplungen bei der Regelung einer Walzstraße zu berücksichtigen,
schlägt
die
EP 0 328 678 B1 vor,
der eigentlichen Regelung eine Entkopplungsschaltung für die gesamte
Walzstraße zu
unterlagern. Die überlagerten
Regelungen sind dann entkoppelte Eingrößenregler. Der Entwurf und der
tatsächliche
Einsatz einer Entkopplungsschaltung, wie sie in der
EP 0 328 678 B1 vorgeschlagen wird,
ist mit großem
Aufwand verbunden.
-
Aus
der
DE 10 2004
005 011 A1 geht ein Verfahren zur Regelung der Dicke, des
Zugs und der Planheit eines Metallbandes bei einem Walzprozess hervor.
Zum Ermitteln von Stellgrößen des Walzprozesses
werden Ausgangsgrößen gemessen
sowie mithilfe eines Prädiktionsmodells
der Regelstrecke vorausgesagt. Auch werden Störgrößen für eine Störgrößenaufschaltung gemessen.
-
Aus
der
DE 100 41 181
A1 geht ein weiteres Verfahren zum Regeln der Planheit
eines Metallbandes bei einem Walzprozess hervor, bei dem ebenfalls Ausgangsgrößen gemessen
und vorausgesagt sowie Störgrößen für eine Störgrößenaufschaltung
gemessen werden.
-
Die
DE 198 50 253 A1 offenbart
ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Regelung einer Kühlstrecke
einer Walzstrasse. Zum Ermitteln von Stellgrößen wird ein mithilfe eines
Beobachters vorausgesagter Temperaturverlauf eines Metallbandes
mit einem Referenztemperaturverlauf verglichen.
-
Aus
der
DE 195 05 506
A1 ist ein Verfahren zur Regelung des Bandzugs bei einer
Haspelvorrichtung bekannt. Hierbei werden Ausgangsgrößen der Regelstrecke
gemessen sowie einem Beobachter mit einem Modell zugeführt, um
Stellgrößen für einen zum
Einstellen des Bandzugs eingesetzten Elektromotor zu erhalten. Zur
Erhöhung
der Genauigkeit des Modells wird ein neuronales Netz verwendet.
-
Die
DE 699 17 169 T2 beschreibt
ein Regelungsverfahren zur Kompensation einer periodischen Störung bei
einem Walzprozess. Zum Ermitteln von Stellgrößen werden Ausgangsgrößen der
Regelstrecke gemessen und vorausgesagt. Hierbei wird des weiteren
eine gemessene Frequenz der Störung
berücksichtigt.
-
Die
GB 2 210 181 A offenbart
ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Regelung der elektromagnetischen
Verstellung einer Regelstange bei einer Dieseleinspritzpumpe. Dieses
Verfahren basiert auf der Messung von Ausgangsgrößen und der Voraussage von
Zustands- und Störgrößen der
Regelstrecke.
-
Bekannte
Regelungen industrieller Einrichtungen und insbesondere Regelungen
von Walzstraßen
arbeiten nicht in zufriedenstellender Weise genau und zuverlässig.
-
Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine präzise Regelung für industrielle
Einrichtungen bereitzustellen, mit Hilfe derer insbesondere Regelabweichungen
reduziert werden.
-
Diese
Aufgabe wird gelöst
durch ein Regelungssystem der eingangs genannten Art, wobei die Regelungsvorrichtung
als Mehrgrößenregler
ausgebildet ist, und zur Voraussage mindestens einer Störgröße und/oder
mindestens einer Ausgangsgröße der industriellen
Einrichtung einen Beobachter aufweist, wobei die Regelungsvorrichtung
ein Hauptregelmodul aufweist, das mit dem Beobachter gekoppelt ist,
wobei eingangsseitig dem Hauptregelmodul die gemessene und/oder
beobachtete Größen der
industriellen Einrichtung zuführbar
sind. Erfindungsgemäß wird eine
sehr schnelle, hochfrequente Störungen
gut unterdrückende
Regelung bereitgestellt, die durch ihren Entwurf die Kopplung von
Stellgrößen und
Ausgangsgrößen untereinander
berücksichtigt und
sich außerdem
durch eine Voraussage von Störungen
und/oder Messgrößen auszeichnet.
Dadurch wird vorzugsweise eine negative Totzeit erreicht. Vorzugsweise
ist das Regelungssystem zur Regelung und Vorsteuerung ausgebildet.
-
Die
Regelgenauigkeit des erfindungsgemäßen Systems kann durch die
nachfolgend beschriebenen vorteilhaften Ausgestaltungen der Erfindung noch
weiter verbessert werden.
-
In
vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung weist der Beobachter ein
Modellmodul und ein mit dem Modellmodul gekoppeltes Rückkopplungsmodul auf.
-
In
vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist das Rückkopplungsmodul
nichtlinear, gesteuert adaptiv ausgebildet.
-
In
vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist der Beobachter ein
erweiteter Luenberg-Beobachter.
-
In
vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung ist der Beobachter ein
erweiterter Kalmanfilter.
-
Wenn
von einer hohen Zuverlässigkeit
der Messwerte ausgegangen werden kann, kann es zweckmäßig sein,
den Beobachter als reduzierten Luenberg-Beobachter auszubilden.
-
Wenn
von einer hohen Zuverlässigkeit
der Messwerte ausgegangen werden kann, ist es möglich den Beobachter als reduzierten
Kalmanfilter auszubilden.
-
Mit
Vorteil ist das Hauptregelmodul mit einem Fehlerregelmodul gekoppelt.
Mit Hilfe des Fehlerregelmoduls kann die Sollwertfolge bei der Ermittlung der
Stellgrößen berücksichtigt
werden und Störgrößen können ausgeglichen
werden.
-
Erfindungsgemäß weist
das Regelungssystem ein Messsystem zur Erfassung von Ausgangsgrößen und/oder
Störgrößen der
industriellen Einrichtung auf.
-
Mit
Vorteil weist das Messsystem ein oder mehrere Messeinrichtungen
auf, welche durch eine negative Totzeit gekennzeichnet sind.
-
Mit
Vorteil weist das Regelungssystem eine mit der Regelungsvorrichtung
gekoppelte Monitorvorrichtung zur Reduktion von Fehlern bei der
Messung mit Voraussage von Störgrößen und/oder
Ausgangsgrößen auf.
Derart wird der mit Hilfe der Regelungsvorrichtung implementierten
Regelung eine weitere Regelschleife überlagert, die mit exakt gemessenen
Ausgangsgrößen arbeitet,
wodurch eine Korrektur von fehlerhaften Messungen bzw. Voraussagen
erreicht wird.
-
Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird auch gelöst durch
eine industrielle Anlage mit einer oder mehreren industriellen Einrichtungen
und mit einem oder mehreren Regelungssystemen gemäß der vorangehend
beschriebenen Erfindung oder einer ihrer Ausgestaltungen, wobei
jeder industriellen Einrichtung genau ein vorbezeichnetes Regelungssystem
zugeordnet ist. Indem ein Regelungssystem jeweils nur einer industriellen
Einrichtung zugeordnet ist, müssen
bei der Regelung einer industriellen Einrichtung nur Kopplungen
zu unmittelbar benachbarten industriellen Einrichtungen berücksichtigt
werden. Derart kann eine zuverlässige
und genaue Regelung sichergestellt werden, ohne dass eine komplexe
wie aus dem Stand der Technik bekannte Entkopplungsschaltung benötigt wird.
-
Mit
Vorteil ist mindestens eine industrielle Einrichtung ein Walzgerüst zum Bearbeiten
von bandförmigem
Material.
-
Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird auch gelöst durch
ein Regelungsverfahren der eingangs genannten Art, wobei mindestens
eine Störgröße und/oder
mindestens eine Ausgangsgröße der industriellen
Einrichtung vorausgesagt werden und wobei unter Verwendung von mindestens zwei
durch Messung und/oder Voraussage ermittelten Ausgangsgrößen mindestens
eine Stellgröße der industriellen
Einrichtung ermittelt wird. Die Vorteile des Regelungsverfahrens
ergeben sich weitestgehend analog zu denen des Regelungssystems.
-
Mit
Vorteil wird zur Durchführung
des Regelungsverfahrens ein Regelungssystem gemäß der Erfindung oder einer
ihrer Vorteilhaften Ausgestaltungen verwendet.
-
Mit
Vorteil wird die industrielle Einrichtung modelliert.
-
Mit
Vorteil werden mindestens eine Ausgangsgröße, mindestens eine Störgröße und/oder mindestens
eine Messgröße der industriellen
Einrichtung modelliert.
-
Mit
Vorteil wird mit Hilfe des Regelungsverfahrens ein Walzgerüst zur Bearbeitung
von bandförmigem
Material geregelt.
-
Mit
Vorteil wird mindestens eine der nachfolgend genannten Größen als
Ausgangsgröße verwendet:
Banddicke, Bandgeschwindigkeit am Ausgang des Walzgerüstes, Bandzug
vor dem Walzgerüst.
-
Mit
Vorteil wird mindestens eine der nachfolgend genannten Größen als
Stellgröße verwendet: Anstellung
des Walzgerüstes,
Geschwindigkeit der Walzen des Walzgerüstes, Drehmoment der Walzen des
Walzgerüstes,
Geschwindigkeit einer dem Walzgerüst vor- oder nachgeordneten
Haspelvorrichtung, Drehmoment einer dem Walzgerüst vor- oder nachgeordneten
Haspelvorrichtung.
-
Mit
Vorteil wird durch Messung und/oder durch Voraussage mindestens
eine der nachfolgend genannten Größen als Störgröße ermittelt: Dickenschwankungen
des einlaufenden bandförmigen
Materials, durch die Haspelvorrichtung bedingte Unregelmäßigkeiten,
wie sie beispielsweise durch Lagensprünge bei einem Abhaspel hervorgerufen
werden, Exzentrizitäten
der Walzen des Walzgerüstes,
Materialhärteschwankungen
des bandförmigen
Materials.
-
Mit
Vorteil wird die Banddicke, d.h. die Dicke des bandförmigen Materials,
in einem Walzgerüst
geregelt, wobei Änderungen
der Voreilung in diesem Walzgerüst
berechnet werden und wobei diese Änderungen durch Beeinflussung
der Geschwindigkeit der Walzen des Walzgerüstes kompensiert werden.
-
Mit
Vorteil wird für
mindestens eine Stellgröße, die
unter Zuhilfenahme mindestens einer gemessenen und/oder vorausgesagten
Messgröße ermittelt wird,
eine Korrekturstellgröße ermittelt.
-
Weitere
Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand
von Ausführungsbeispielen
und in Verbindung mit den Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
-
1 schematisch
und beispielhaft die Struktur eines erfindungsgemäßen Regelungssystems
in Verbindung mit einem Messsystem und in Verbindung mit der industriellen
Anlage,
-
2 schematisch
und beispielhaft den Aufbau der Regelungsvorrichtung des Regelungssystems
als Mehrgrößenregler
mit Begrenzung der Stellgrößen,
-
3 schematisch
und beispielhaft die Struktur eines erfindungsgemäßen Mehrgrößenreglers
mit Entkopplung durch die Reglermatrix und Begrenzungsrückwirkung,
-
4 eine
Regelung des Mehrgrößenreglers
am Beispiel einer reinen Mehrgrößenregelung mit
Kalmanfilter ohne Vorsteuerung beispielsweise zum Einsatz für eine Kaltwalzstraße,
-
5 ein
Beispiel für
eine Vorsteuerung des Mehrgrößenreglers
bei schneller Regelung,
-
6 ein
Beispiel für
eine Vorsteuerung des Mehrgrößenreglers
bei langsamer Regelung,
-
7 ein
Beispiel für
eine Vorsteuerung über
einen Modellregelkreis,
-
8 ein
Beispiel für
eine Störgrößenaufschaltung
und eine Sollwertaufschaltung mit einem statischen Modell,
-
9 ein
Beispiel für
eine Störgrößenaufschaltung
mit statischem Modell,
-
10 ein
Beispiel für
eine Sollwertaufschaltung mit statischem Modell,
-
11 einen
Ausschnitt eines dynamischen Modells,
-
12 einen
Ausschnitt eines Modells bei statischer Steuerung,
-
13 eine
beispielhafte Struktur einer statischen Steuerung.
-
1 zeigt
eine industrielle Anlage IS, ein Messsystem MS und ein Regelungssystem
RS. Die industrielle Anlage IS weist eine oder mehrere industrielle
Einrichtungen WV auf. Die industrielle Einrichtung WV wird von einer
oder mehreren Stör größen z1 bzw. z2 beeinflusst.
Die ein oder mehreren Störgrößen z1 bzw. z2 lassen
sich als sogenannter Störgrößenvektor
z zusammenfassen. Die industrielle Einrichtung WV weist eine oder
mehrere Ausgangsgrößen y1, y3 auf, die sich
in einem sogenannten Ausgangsgrößenvektor
y zusammenfassen lassen. In der Regel liegen auch die Störgrößen z1 bzw. z2 und die
Ausgangsgrößen y1 bzw. y3 in Vektorform
vor. Die Ausgangsgröße y2 besteht vorzugsweise aus ein oder mehreren
Elementen der Ausgangsgröße y1. Dem entsprechend kann die Ausgangsgröße y2 als Skalar oder als Vektor vorliegen. Im
gezeigten Beispiel sind die Ausgangsgrößen y1 bzw.
y2 zu messende Ausgangsgrößen.
-
Eine
industrielle Einrichtung WV kann beispielsweise ein Walzgerüst zum Bearbeiten
von bandförmigem
Material, beispielsweise Metallband MB, sein. Typischerweise weist
ein Walzgerüst
mindestens zwei Arbeitswalzen A1, A2 auf. Für die Arbeitswalzen können eine
oder mehrere Stützwalzen S1
bzw. S2 vorgesehen sein.
-
Eine
industrielle Anlage IS kann z.B. eine Walzstraße mit mehreren Walzgerüsten aufweisen. Einer
industriellen Einrichtung WV, die als Walzgerüst ausgebildet ist, kann dabei
eine nicht näher
dargestellte Haspelvorrichtung vor- bzw. nachgeordnet sein.
-
Die
industrielle Anlage IS ist mit einem Messsystem MS gekoppelt. Das
Messsystem MS weist ein oder mehrere Messeinrichtungen M1, M2, Mz auf.
Das Messsystem MS kann beispielsweise ein oder mehrere Messeinrichtungen
Mz zum Erfassen mindestens einer Störgröße z1 aufweisen. Die Störgrößen, die der Messeinrichtung
Mz zugeführt
werden, sind in 1 mit z1 bezeichnet.
Zusätzlich
oder alternativ weist das Messsystem MS eine oder mehrere Messeinrichtungen
M1, M2 zum Erfassen
mindestens einer Ausgangsgröße y1 bzw. y2 auf. Die
Ausgangsgrößen, die
den Messeinrichtungen M1 und M2 zugeführt werden,
sind in 1 mit y1 bzw.
y2 bezeichnet. Die Ausgangsgröße y1 liegt in der Regel als Vektor vor.
-
Das
erfindungsgemäße Regelungssystem RS
ist sowohl mit dem Messsystem MS als auch mit der industriellen
Anlage IS koppelbar. Das Regelungssystem RS weist eine Regelungsvorrichtung
RV auf. Vorzugsweise kann das Regelungssystem RS zusätzlich eine
Monitorvorrichtung MV aufweisen. Die Regelungsvorrichtung RV ermittelt
mindestens eine Stellgröße u für die industrielle
Einrichtung WV. Mit Hilfe der Messeinrichtungen MZ,
M1, M2 gemessenen
Größen z1M, y1M1, y2M1, y2M2 werden
vom Messsystem an die Regelungsvorrichtung RV gegeben. Die gemessene
Größe y2M1 besteht vorzugsweise aus einem oder mehreren
Elementen der gemessenen Größe y1M1. Die gemessene Größe y2M1 kann
ein Skalar oder ein Vektor sein. Es ist möglich, dass eine oder mehrere
gemessenen Größen Y2M1, y2M2, welche
im übrigen
durchaus identisch sein können,
vom Messsystem MS an die Monitorvorrichtung MV gegeben werden. Die
Messgröße y2M1 wird dabei vorzugsweise von einem sehr
schnell aber nicht so genau arbeitendem Messsystem M1 gemessen.
y2M2 wird von einem langsameren dafür aber genaueren
Messsystem M2 gemessen. Zur Vorhersage bzw.
zur Verbesserung der Präzision
der Vorhersage und/oder Regelung ist es vorteilhaft, wenn die Messeinrichtungen MZ, M1 eine negative
Totzeit aufweisen. Die Messeinrichtung M2 weist
in der Regel eine positive Totzeit auf.
-
Die
Regelungsvorrichtung RV ist nur einer industriellen Einrichtung
WV, z.B. einem Walzgerüst, zugeordnet.
Weist eine industrielle Anlage IS mehrere industrielle Einrichtungen
WV auf, so ist vorzugsweise jeweils eine der nachfolgend beschriebenen Regelungsvorrichtungen
RV genau einer industriellen Einrichtung WV zugeordnet. Darüber hinaus
können
optional noch weitere Regelungsvorrichtungen RV vorgesehen sein.
Die Regelungsvorrichtung RV ermittelt mindestens eine Stellgröße u für die industrielle
Einrichtung WV. Die Funktionsweise der Regelungsvorrichtung RV kann
dabei in vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung beeinflusst werden
von mindestens einer gemessenen Größe y1M1,
bzw. gegebenenfalls auch y2M1 bzw. y2M2 und/oder von mindestens einem Sollwert
y* der Ausgangsgröße y.
-
Der
Regelungsvorrichtung RV wird mindestens ein Sollwert yR*
einer Ausgangsgröße y, die
geregelt wird, und mindestens ein Messwert y1M1 einer Ausgangsgröße y1 zugeführt.
Vorzugsweise wird der Regelungsvorrichtung RV mindestens ein Korrekturwert
u2 des Monitors MV zugeführt. Der Regelungsvorrichtung
RV wird mindestens eine gemessene Störgröße z1M zugeführt.
-
Zusätzlich kann – in vorteilhafter
Weiterbildung der Erfindung – ein
Monitor MV eingesetzt werden. Dem Monitor MV werden eine oder mehrere
gemessene Größen y2M1, y2M2 vom Messsystem
MS zugeführt.
Die gemessene Größe y2M1, die vorzugsweise als Messvektor ausgebildet
ist, wird dabei von einem in der Regel sehr schnell, aber nicht
so genau arbeitenden Messsystem M1 gemessen.
Die gemessene Größe y2M2 wird von einem in der Regel langsamer,
aber sehr genau messenden Messsystem M2 gemessen.
Mindestens ein Korrekturwert u2 des Monitors
MV wird der Regelungsvorrichtung RV zugeführt.
-
Charakteristisch
für die
gezeigte Regelung ist die Voraussage messbarer Störungen und/oder zumindest
einer gemessenen Größe. Sind
gemessene Größen fehlerhaft,
so erfolgt vorzugsweise unter Zuhilfenahme der Monitorvorrichtung
MV eine Korrektur unter Zuhilfenahme genauer gemessener Ausgangsgrößen, die
zur Regelung verwendet werden. So kann beispielsweise die Monitorvorrichtung
MV für
mindestens eine Stellgröße u eine
Korrekturstellgröße u2 unter Zuhilfenahme einer gemessenen Größe ermitteln.
-
Die
als linearer bzw. nichtlinearer Mehrgrößenregler ausgebildete Regelungsvorrichtung
RV kann vorzugsweise an einem, z.B. dem ersten, Gerüst einer
Walzstraße
eingesetzt werden. Als Regelgrößen können beispielsweise
eine oder mehrere der nachfolgend genannten Ausgangsgrößen y verwendet
werden:
Banddicke am Ausgang des Walzgerüstes, Bandgeschwindigkeit am
Eingang des Walzgerüstes,
Bandgeschwindigkeit am Ausgang des Walzgerüstes, Bandzug vor dem Walzgerüst. Diese
Ausgangsgrößen und
gegebenenfalls weitere Ausgangsgrößen der industriellen Einrichtung
WV bzw. des Walzgerüstes
können
unter Zuhilfenahme einer Messvorrichtung M1,
M2 gemessen werden.
-
Der
Regelungsvorrichtung RV werden Sollwerte yR*
für die
als Regelgröße(n) verwendete(n) Ausgangsgröße(n) y
vorgegeben. Die Regelungsvorrichtung RV, die als Mehrgrößenregler
ausgebildet ist, gibt Stellgrößen u an
die industrielle Anlage IS bzw. die industrielle Einrichtung WV
und wirkt dabei vorzugsweise auf die Anstellung des Walzgerüstes und
auf die Walzengeschwindigkeit und/oder das Antriebsmoment des Walzgerüstes. Die
Regelungsvorrichtung RV kann auch auf das Antriebsmoment und/oder
die Drehzahl eines dem Walzgerüst
vorgeordneten Abhaspels wirken.
-
Nicht
alle Ausgangsgrößen y müssen gemessen
werden. In der Regel gibt es sowohl Störgrößen z1,
die gemessen werden, als auch Störgrößen im Störgrößenvektor
z, die nicht gemessen werden. Bei der vorangehend beschriebenen
Regelung eines Walzgerüstes
ist es vorteilhaft, wenn die Banddicke am Eingang des Walzgerüstes als
gemessene Störgröße z1M zur Verfügung steht. Störgrößen, die
nicht gemessen werden, können
z.B. sein: Walzenexzentrizitäten,
Materialhärteschwankungen,
Unregelmäßigkeiten,
die beispielsweise durch Lagensprünge beim Abhaspel hervorgerufen
werden.
-
2 zeigt
schematisch ein Beispiel für
den Aufbau der Regelungsvorrichtung RV. Die Regelungsvorrichtung
RV weist einen Beobachter BB, ein Hauptregelmodul HM und ein Fehlerregelmodul
FM auf.
-
Der
Beobachter BB dient zur Voraussage mindestens einer Störgröße aus dem
Störgrößenvektor
z, z.B. z1 und/oder mindestens einer Ausgangsgröße y1 der industriellen Einrichtung WV. Der Beobachter
BB weist vorzugsweise ein Modellmodul MM auf. Das Modellmodul MM
kann ein Modell der Regelstrecke AY, in der Regel ein Modell der
industriellen Einrichtung WV, aufweisen. Mit Hilfe des Modells der
Regelstrecke AY werden z.B. Ausgangsgrößen y1 modelliert.
Es können
auch zusätzlich
Zustandsgrößen der
Regelstrecke modelliert werden. Das Modellmodul MM weist vorzugsweise
ein Störmodell
AZ auf, mit Hilfe dessen z.B. nicht messbare Störungen modelliert werden können. Das
Modellmodul MM weist vorzugsweise ein Messmodell AM auf, mit Hilfe
dessen Messgrößen und/oder
eine oder mehrere Messeinrichtungen M1,
M2, Mz modelliert werden.
-
Mit
Hilfe des Modellmoduls MM werden beobachtete Größen ermittelt. Beobachtete
Größen sind z.B.
vorausgesagte Störungen
z2, Messgrößen y1 bzw.
Zustandsgrößen. Das
Modellmodul MM berücksichtigt
zur Ermittlung beobachteter Größen vorzugsweise
mindestens einen Sollwert y* einer Ausgangsgröße und/oder einer gemessenen
Größe. Vorzugsweise
berücksichtigt
das Modellmodul MM auch mindestens eine gemessene Ausgangsgröße y1M.
-
Dem
Modellmodul MM kann vorzugsweise eine gemessene Störgröße z1M zugeführt
werden.
-
Der
Beobachter BB kann ein Rückkopplungsmodul
BM aufweisen, das mit dem Modellmodul MM gekoppelt ist. Das Rückkopplungsmodul
BM kann vorzugsweise als gesteuert adaptives Funktionsmodul ausgebildet
sein. Die Funktion des Rückkopplungsmoduls
BM ist davon abhängig,
ob der Beobachter BB als Luenberg-Beobachter oder als Kalmanfilter ausgebildet
ist. Das Rückkopplungsmodul BM
gibt mindestens eine rückzukoppelnde
Größe rB an das Modellmodul MM. Das Rückkopplungsmodul BM
berücksichtigt
dazu vorzugsweise mindestens einen Sollwert y* einer Ausgangsgröße und/oder
einer gemessenen Größe. Das
Rückkopplungsmodul
BM berücksichtigt
vorzugsweise auch mindestens eine gemessene Ausgangsgröße y1M. Das Modellmodul MM gibt beobachtete Größen aus.
Beobachtete Größen sind
in den Zeichnungen durch das Symbol "^" über dem
jeweiligen Bezugszeichen gekennzeichnet sind. So kann das Modellmodul
MM eine beobach tete Ausgangsgröße ŷ1 ausgeben, welche mit derselben gemessenen
Ausgangsgröße y1M verknüpft
an das Rückkopplungsmodul
BM gegeben wird. Vorzugsweise wird eine Differenzgröße Δy1 zwischen beobachteter Ausgangsgröße ŷ1 und gemessener Ausgangsgröße y1M an das Rückkopplungsmodul BM gegeben.
-
Durch
Verknüpfung
des Sollwerts yR* einer Ausgangsgröße, die
geregelt wird mit dem beobachteten Wert ŷR dieser
Ausgangsgröße, kann
eine Regelabweichung e ermittelt werden. Bei der Ermittlung der
Regelabweichung e kann auch mindestens eine Korrekturstellgröße u2 einer überlagerten
Monitorregelung berücksichtigt
werden. Es ist ein Fehlerregelmodul FM vorgesehen, dem die Regelabweichung
e als Eingangsgröße zugeführt wird.
Das Fehlerregelmodul FM ist mit dem Hauptregelmodul HM gekoppelt.
Das Fehlerregelmodul FM ist für
Sollwertfolge und Störgrößenausgleich
zuständig.
Das Fehlerregelmodul FM weist insbesondere zum Störgrößenausgleich
in der Regel ein Modell auf, wobei wichtig ist, dass das im Fehlerregelmodul
FM enthaltene Modell in der Regel keine Störmodell-Komponenten aufweist,
die bereits in einem Störmodell
AZ für
nicht messbare Störungen
enthalten sind, das Bestandteil des Modellmoduls MM ist. Dies gilt
insbesondere für Integratoren
als Störmodel
AZ bzw. als Teil des Störmodels
AZ, da die Regelungsvorrichtung sonst einen in den allermeisten
Fällen
unerwünschten
zweifachen integrativen Anteil enthalten würde. Das Hauptregelmodul HM
ist auch mit dem Beobachter BB, vorzugsweise mit dem Modellmodul
MM des Beobachters BB gekoppelt. Das Hauptregelmodul HM berücksichtigt
zur Ermittlung der Stellgrößen u vorzugsweise
mindestens einen Sollwert y* einer Ausgangsgröße und/oder einer gemessenen
Größe. Das
Hauptregelmodul HM berücksichtigt
vorzugsweise auch mindestens eine gemessene Ausgangsgröße y1M. Auf die Berücksichtigung von y* bzw. y1M kann allerdings auch verzichtet werden.
-
Vorzugsweise
gibt das Modellmodul MM eine beobachtete Zustandsgröße x ^ und
eine gemessene Störgröße z1M an das Hauptregelmodul HM. Die beiden
vorgenannten Größen können auch
in Summe an das Hauptregelmodul HM gegeben werden. Das Modellmodul
MM kann auch eine beobachtete, vorzugsweise nicht gemessene, Störgröße z ^2 an das Hauptregelmodul HM geben. Das Hauptregelmodul HM
ist gekennzeichnet durch eine Reglermatrix, die sich aus einer Reglermatrix K X für die Zustandsgrößen und
eine Reglermatrix K R für
die Ausgangsgrößen zusammensetzt. Die vom Hauptregelmodul HM ausgegebenen
Größen werden
an die industrielle Anlage IS bzw. an die industrielle Einrichtung
WV gegeben. Diese Größen können auch
an das Modellmodul MM gegeben werden. Dabei kann dem Hauptregelmodul
HM noch ein Begrenzungsmodul BK nachgeschaltet sein, das die Kennlinienbegrenzungen
der Stellglieder der industriellen Anlage IS bzw. der mindestens
einen industriellen Einrichtung WV berücksichtigt.
-
Zwischen
Begrenzungsmodul BK und Hauptregelmodul HM kann auch ein in der
Zeichnung nicht näher
dargestelltes Entkopplungsnetzwerk vorgesehen sein. Wie in 2 gezeigt
kann bei einer rein statischen Entkopplung ein Entkopplungsnetzwerk
zwischen dem Regelmodul HM und dem Begrenzungsmodul BK entfallen.
Das Entkopplungsnetzwerk wird hierbei vorzugsweise mit dem Hauptregelmodul
HM zusammengefasst.
-
Das
Modellmodul MM kann nicht-lineare meist Arbeitspunktabhängige Komponenten
enthalten, z.B. Walzspaltgleichungen bei der Dickenregelung eines
Walzgerüstes.
Die Adaption an den Arbeitspunkt, also das Nachführen von Parametern, kann erfolgen über Messwerte
y1M und/oder über Sollwerte y*, falls Messwerte
nicht vorhanden oder nahezu konstant sind. Das Hauptregelmodul HM
und das Rückkopplungsmodul
BM werden vorzugsweise robust ausgelegt, vor allem wenn sich der
Arbeitspunkt nur wenig ändert.
Sie können
aber auch an den jeweiligen Arbeitspunkt adaptiert werden.
-
Anders
als in der in 2 dargestellten Ausführung kann
der Beobachter BB auch als reduzierter Beobachter bzw. als reduzierter
Kalmanfilter ausgebildet sein. Dies ist vorzugs weise dann der Fall,
wenn vom Messsystem MS kommende Messwerte unmittelbar verwendet
werden können.
Die Ausführung
als reduzierter Beobachter hat gegebenenfalls den Vorteil, dass
der Beobachter BB als System niedrigerer Ordnung die wahren Werte
von beispielsweise Zustandsgrößen schneller
erreichen wird. Beim vollständigen
Beobachter BB, wie er in 2 gezeigt ist, werden in der
Regel auch gemessene Größen mit beobachtet,
die man bereits kennt, um sie z.B. von Rauschen zu befreien.
-
Wird
das Regelungssystem RS bei einer Walzstraße mit mehreren Walzgerüsten eingesetzt, kann
eine gute Entkopplung eines Walzgerüstes von einem diesem Walzgerüst nachgeordneten
Walzgerüst
durch den erfindungsgemäßen Regelungsentwurf
erreicht werden, indem neben der Auslaufdicke auch die Auslaufgeschwindigkeit
des Metallbandes MB möglichst
konstant gehalten wird. Um bei einem Regelungsverfahren zur Dickenregelung
in einem Walzgerüst
die Voreilung in dem Walzgerüst
zu kompensieren, werden Änderungen
der Voreilung in dem Walzgerüst
berechnet und diese Änderungen
durch Beeinflussung der Geschwindigkeit der Walzen des Walzgerüstes kompensiert.
Derart werden konstantere Auslaufgeschwindigkeiten am Walzgerüst erzielt.
Die Dickentoleranz wird so verbessert. Eine derartige Voreilungs-Kompensation
umfasst eine Vorsteuerung der Gerüstgeschwindigkeit über die
Einlaufdicke des Metallbandes MB sowie eine Regelung der Auslaufgeschwindigkeit.
Der Istwert der Auslaufgeschwindigkeit ist dabei eine Komponente
der vektoriellen Messgröße bzw.
der vektoriellen Schätzgröße ŷR.
-
3 zeigt
schematisch ein alternatives Beispiel für den Aufbau der Regelungsvorrichtung
RV. Im Vergleich zur 2 weist die Regelungsvorrichtung
RV gemäß 3 zusätzlich ein
Steuermodul SB auf. Zudem ist das Fehlerregelmodul FM dem Hauptregelmodul
HM nachgeordnet.
-
Wenn
das Fehlerregelmodul FM aus parallelen, kreuzweise nicht verkoppelten
Zweigen aufgebaut ist (diagonale Übertragungs matrix), so kann
das Fehlerregelmodul FM dem Hauptregelmodul HM nachgeordnet werden.
Dies ist vorteilhaft, weil beim Erreichen der Begrenzungen des Begrenzungsmoduls
BK über
das Steuermodul SB gezielt auf die dynamischen Komponenten wie Integrierer
bzw. Schwinger, eingegriffen werden kann. Derart kann z.B. das unkontrollierte "Weglaufen", d.h. das unkontrollierte
fortlaufende Integrieren von Integratoren verhindert werden. Auch
in 3 gezeigten Ausführungsbeispiel kann anstelle
des Beobachters BB ein reduzierter Beobachter zum Einsatz kommen.
Ebenso kann ein Kalmanfilter durch einen reduzierten Kalmanfilter
ersetzt werden.
-
4 zeigt
schematisch ein weiteres Beispiel für den Aufbau der Regelungsvorrichtung
RV. Die Regelung ist hier ohne Vorsteuerung realisiert. Der Beobachter
BB kann als vollständiger
Beobachter, z.B. als Luenberg-Beobachter, als Kalmanfilter, oder
als reduzierter Beobachter ausgebildet sein. Der von der Vorsteuerung
herrührende
Anteil uVor der Stellgröße wird gemäß dem in 4 gezeigten
Beispiel zur Reglerstellgröße uReg addiert.
-
Gemäß dem in 2 gezeigten
Beispiel werden der Regelungsvorrichtung RV die Messgrößen z1M und y1M zugeführt. Ist
die reale Strecke, d.h. die industrielle Anlage IS bzw. die industrielle
Einrichtung WV sehr komplex und das im Beobachter BB eingesetzte
Modell (vergleiche z.B. das Modellmodul MM aus 2)
verhältnismäßig einfach,
so kann die Regelungsvorrichtung RV aus Stabilitätsgründen nicht sehr schnell ausgelegt
werden. Anders ist dies bei der Störgrößenaufschaltung. Die Störgrößenaufschaltung
ist eine reine Vorsteuerung und hat somit keinen Einfluss auf das
Stabilitätsverhalten
der industriellen Anlage IS bzw. der industriellen Einrichtung WV.
Die Vorsteuerung kann deutlich schneller ausgelegt werden als der
Regler bzw. die Regelungsvorrichtung RV. Es ist daher vorteilhaft
Regelung und Vorsteuerung, d.h. Störgrößenaufschaltung, getrennt aufzubauen.
Dadurch sind dann auch die Vorhersagezeiten (negative Todzeit, Prädiktion)
der Regelung und der Vorsteuerung getrennt einstellbar (in 4 nicht
explizit dargestellt), was deutliche Vorteile bietet.
-
Ein
weiterer Vorteil ist, dass die Modelle im Modellmodul MM (vergleiche 2)
bei Vorsteuerung und Regelung unterschiedlich detailliert sein können, d.h.
die Modelle können
unterschiedliche Modellordnungen aufweisen. Bei der Regelung sind dynamisch
recht einfache Modelle, d.h. Modelle niedriger Ordnung, oft ausreichend.
Das Modell für
die Vorsteuerung ist vorzugsweise dynamisch komplexer, d.h. es weist
eine höhere
Modellordnung auf.
-
Möglich ist
es auch, Regelung und Vorsteuerung mit einem verhältnismäßig komplexen
Modell zu entwerfen und anschließend den Regler und die Vorsteuerung
einer getrennten Ordnungsreduktion zu unterziehen. So kann beispielsweise
bei einer Mehrgrößenregelung
für ein
Walzgerüst
ein Modell des Reglers eine Ordnung von ca. 6 bis ca. 12 aufweisen, wobei
ein Modell der Vorsteuerung eine Ordnung von ca. 12 bis ca. 36 aufweisen
kann.
-
An
dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die gemessene Ausgangsgröße y1M in den 2 bis 4 vorzugsweise
der gemessenen Ausgangsgröße y1M1 in 1 entspricht.
-
5 zeigt
schematisch ein Ausführungsbeispiel
für eine
Vorsteuerung ohne Regleranteil. Das Vorsteuerungsmodul VS weist
dabei vorzugsweise ein Regelkreismodell MOR auf, in welchem der gesamte
Regelkreis aus 4 modelliert ist. Ist der Regelkreis
langsam im Vergleich zur Vorsteuerung ausgelegt, so ist es vom Vorteil
anstelle eines Modells des Regelkreises also anstelle des Regelkreismodells
MOR nur ein Modell der Strecke, d.h. ein Streckenmodell MOS einzusetzen.
Der Aufbau einer entsprechenden Vorsteuerung ist in 6 dargestellt.
Mit Hilfe des Streckenmodells MOS wird die industrielle Anlage IS
bzw. die industrielle Einrichtung WV modelliert. Eine wie in 6 dargestellte
Vorsteuerung mit Streckenmodell MOS ist im Vergleich zur Vorsteuerung
gemäß 5 mit
Regelkreismodell MOR wesentlich einfacher in der Auslegung, da der Entwurf
der Vorsteuerung vom Regler unabhängig vorgenommen werden kann.
Der Aufwand für
die Vorsteuerung wird somit reduziert.
-
Sowohl
die Vorsteuerung gemäß 5 als auch
die Vorsteuerung gemäß 6 weisen
ein Vorsteuerungsregelungsmodul VR auf mit einer Reglermatrix K XVor für die Zustandsgrößen in der
Vorsteuerung.
-
Sind
außer
messbaren Störgrößen keine weiteren
Messgrößen der
Strecke, d.h. der industriellen Anlage IS bzw. der industriellen
Einrichtung WV vorhanden, so kann wie in 7 schematisch
und beispielhaft dargestellt, eine reine Vorsteuerung über einen
Modellregelkreis realisiert werden. Eine derartige Vorsteuerung
ist alleine, d.h. ohne eine wie beispielsweise in 4 gezeigte
Mehrgrößenregelung, einsetzbar.
Dabei weist das Vorsteuerungsmodul VS sowohl ein Regelkreismodell
MOR als auch ein Streckenmodell MOS auf. Dem Vorsteuerungsregelungsmodul
VR ist ein Störmodell
SV in der Regelung vorgeordnet. Das Vorsteuerungsregelungsmodul
VR gemäß dem in 7 gezeigten
Beispiel für
eine Vorsteuerung weist eine Reglermatrix K R für die Ausgangsgrößen und
eine Reglermatrix K X für
die Zustandsgrößen in der
Vorsteuerung auf.
-
Bei
einer erfindungsgemäßen Vorsteuerung kann
in den Pfad der Stellgröße u ein
Entkopplungsnetzwerk eingebaut werden. Das Entkopplungsnetzwerk
ist vorzugsweise dem Vorsteuerungsregelungsmodul VR unmittelbar
nachgeordnet. Der Einsatz eines Entkopplungsnetzwerks ist grundsätzlich bei
allen vorangehend diskutierten Beispielen einer Vorsteuerung gemäß den 5, 6 bzw. 7 möglich.
-
Bei
einem wie in 7 gezeigten Aufbau der Vorsteuerung
lässt sich
das in der Regel dynamische Modell der Strecke und/oder der Regelung
im Vorsteuerungsmodul VS durch ein rein statisches Modell ersetzen.
So ist es beispielsweise möglich,
zur Dickenregelung in einer Walzstraße, insbesondere in einem Walzgerüst ein geeignetes
Walzspaltmodell im Vorsteuerungsmodul VS einzusetzen. Durch den Einsatz
eines rein statischen Modells kann der Realisierungsaufwand der
Vorsteuerung unter Umständen stark
reduziert werden, bei häufig
noch ausreichend guten Ergebnissen. Ein entsprechender Aufbau der Vorsteuerung
mit rein statischem Modell ist beispielhaft und schematisch in 8 dargestellt,
wobei das statische Modell STAM Teil des Vorsteuerungsmoduls VS
ist.
-
Die 9 und 10 zeigen
schematisch weitere Beispiele für
eine erfindungsgemäße Vorsteuerung.
Bleibt bei dem Modell der Strecke bzw. der Regelung nur noch das
statische Verhalten übrig, so
entfällt
oftmals auch die Einspeisung der Stellgröße u in das entsprechende Modell.
Dies trifft beispielsweise auch beim erwähnten Walzspaltmodell zu.
-
In
den 8 und 9 werden zur Bildung der Stellgrößen u die
in der Regel als Spaltenvektor dargestellt werden, zwei Pfade getrennt
realisiert, nämlich
einerseits zur Bildung der Stellgrößen ux über eine Reglermatrix K XVor für
die Zustandsgrößen in der
Vorsteuerung und zur Bildung der Stellgrößen uR über eine
Reglermatrix K RVor für die Ausgangsgrößen in der
Vorsteuerung.
-
Diese
separate Realisierung der Pfade zur Berechnung der Stellgrößen u, zusammengesetzt aus
den Stellgrößen uR und uX wie in den 9 und 10 dargestellt,
ist in der Regel nur dann sinnvoll,
- – wenn unterschiedliche
statische Modelle verwendet werden müssen,
- – wenn
gleiche statische Modelle von verschiedenen Mess- bzw. Sollwerten
adaptiert werden,
- – oder
wenn sogar ein statisches Modell durch ein dynamisches Modell ersetzt
wird.
-
In
letzterem Fall ist das dynamische Modell oft ein einfaches dynamisches
Modell.
-
Sowohl
das statische Modell STA1 in 9 als auch
das statische Modell STA2 in 10 ist
entweder als gesamtes statisches Modell STAN aus 8 oder
auch nur als Teil davon ausgebildet. Ist letzteres der Fall, so
können
oftmals auch die Stellgrößeneingänge und
damit der Vektor u in die Modelle entfallen.
-
In
den 8 und 10 ist neben dem jeweiligen
statischen Modell STAN bzw. STA2 auch noch eine dynamische Komponente,
nämlich
das Störmodell
FV, vorhanden. Die dynamische Komponente lässt sich unter zur Hilfenahme
von I-, PI- und/oder PID-Reglern bilden. Ein I-Regler ist ein Regler
mit mindestens einem Integrierglied. Ein PI-Regler weist mindestens
ein Integrier- und mindestens ein Differenzierglied auf. Ein PID-Regler weist im Vergleich
zu einem PI-Regler zusätzlich
mindestens ein Proportionalglied auf. Man kann die Vorsteuerung
auch rein statisch auslegen. Dies kann einerseits "dadurch erreicht
werden, dass der Modellregelkreis aus 7 überschwingungsfrei
unendlich schnell" eingestellt
wird, d.h. für
die Elemente der Reglermatrix soll gelten K → ∞. Dabei ist entscheidend,
dass die Störung
nicht wie bei den vorangehend beschriebenen Strukturen gemäß Bild 11,
sondern vorzugsweise gemäß dem in
Bild 12 gezeigten Beispiel in das Modell eingespeist wird.
-
11 zeigt
beispielhaft einen Ausschnitt eines dynamischen Modells. Im gezeigten
Beispiel wird die Abweichung Δy
1 der Ausgangsgrößen, die gemessen werden, mit
dem Vektor
h i der
Beobachtermatrix verknüpft.
Im gezeigten Beispiel liegt nach einen Integrierglied eine beobachtete
Zustandsgröße
vor,
welche verknüpft
mit der entsprechenden gemessenen Störgröße z
1Mi mit
dem entsprechenden Vektor
k i der Reglermatrix verknüpft wird.
-
12 zeigt
beispielhaft einen Ausschnitt eines Modells bei statischer Steuerung.
Die in 12 gezeigten Größen entsprechen
den bereits im Zusammenhang mit 11 beschriebenen
Größen.
-
Der
andere Weg zur rein statischen Auslegung der Vorsteuerung ist, für eine beliebige
Reglermatrix K die Statikmatrix D ST für den Modellregelkreis in 7 zu
berechnen. Dabei ist es vorteilhaft, wenn das Gesamtmodell, bestehend
aus den Modellen MOS und MOR eine verschwindende Durchgangsmatrix D Mod =
0 besitzt. Aus den Matrizen des Modellregelkreises der in 7 dargestellt
ist, wird dann die gesuchte Statikmatrix D ST = D MRK – C MRK·A –1 MRK·B MRK berechnet.
Dadurch entsteht eine rein statische Steuerung wie sie beispielhaft
in 13 dargestellt ist. Die in 13 dargestellten
Größen wurden
bereits vorangehend beschrieben.
-
Die
beschriebenen Mehrgrößenregler
und Steuerungen lassen sich mit Vorteil zur Kompensation von Voreilungsänderungen
in einer Walzstrasse einsetzen.
-
Der
Grundgedanke der Erfindung lässt
sich im Wesentlichen wie folgt zusammenfassen:
Die Erfindung
betrifft ein Regelungssystem RS für eine industrielle Einrichtung
WV mit einer Regelungsvorrichtung RV zur Vorgabe mindestens einer
Stellgröße u an
die industrielle Einrichtung WV, wobei die Regelungsvorrichtung
RV als linearer bzw. nichtlinearer Mehrgrößenregler ausgebildet ist und
die Regelungsvorrichtung RV einen Beobachter BB aufweist, der mindestens
eine Störgröße z und/oder
mindestens eine Regelgröße, d.h.
eine Ausgangsgröße y, die
geregelt wird, mit Hilfe mindestens eines Modells voraussagt, wobei
die Regelungsvorrichtung RV ein Hauptregelmodul HM aufweist, das
mit dem Beobachter BB gekoppelt ist und von diesem mindestens eine
beobachtete Zustandsgröße x ^ und/oder
mindestens eine nicht gemessene Störgröße z ^2 empfängt. Zusätzlich wird
dem Haupt regelmodul HM die Ausgangsgröße des Fehlerregelmoduls FM
zugeführt.
-
Die
Erfindung betrifft auch eine industrielle Anlage IS mit einem solchen
Regelungssystem RS, wobei jeder industriellen Einrichtung WV der
industriellen Anlage IS genau eine Regelungsvorrichtung RV zugeordnet
ist. Der Aufbau des Regelungssystem RS ist einfach und modular und
bietet mehr Freiheiten beim anlagenspezifischen Entwurf. Die Regelabweichungen
e können
deutlich reduziert werden, ohne das Regelgrößen einer nachfolgenden und/oder
vorausgehenden industriellen Einrichtungen WV wesentlich beeinflusst
werden.
-
Beim
Einsatz in Walzstraßen
mit mindestens einem Walzgerüst
können
Dickenfehler durch Einsatz der Erfindung deutlich reduziert werden,
insbesondere bei Prozessstörungen.
Die Regelung wird automatisch den Prozessparametern wie Stichplan und/oder
Walzgeschwindigkeit angepasst.
-
Voraussagefehler
können
in vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung durch eine langsame, überlagerte
Regelung, z.B. einen Monitor mit Monitorvorrichtung MV bei Walzstraßen, reduziert
werden.