Sauerstoff
kann auf vielfältige
Weise zum Verderb von Lebensmitteln beitragen. Er wirkt nicht nur
direkt oxidativ auf bestimmte Produktbestandteile, sondern ermöglicht auch
das Wachstum aerober Mikroorganismen, so dass als Konsequenz Farbe
und Geschmack beeinträchtigt
werden, der Nährwert
abnimmt und zudem die Gefahr mikrobieller Verseuchung besteht. Die
Funktion von Sauerstoff-Scavengern kann zum einen darin bestehen,
den Restsauerstoffgehalt von 0.5-2%, der beim Verpacken unter Schutzgas
(sog. „MAP", modified atmosphere
packaging) im Kopfraum verbleibt, sowie den im Produkt gelösten Sauerstoff
in möglichst kurzer
Zeit zu eliminieren. Zum anderen sollen sie über einen möglichst langen Zeitraum den
durch die Barriereverpackung permeierenden Sauerstoff aufnehmen
und somit insgesamt die Haltbarkeit von oxidationsempfindlichen
Produkten wesentlich verlängern.
Um
Informationen über
den Erschöpfungsgrad
des Scavengers bzw. über
die tatsächliche
Sauerstoffkonzentration in der Verpackung zu erhalten, kann es wünschenswert
sein, dass zusätzlich
ein Indikator mit entsprechender Funktion in die Verpackung integriert
ist.
Verbindungen,
welche Sauerstoff aufnehmen und dauerhaft chemisch binden, werden
als Sauerstoff-Scavenger bezeichnet. Die Funktion dieser Scavenger
ist vielfältig.
In Verpackungen beispielsweise kann sie darin bestehen, eine praktisch
sauerstofffreie Atmosphäre
herzustellen und aufrecht zu erhalten, um eine verlängerte Haltbarkeit
des Packgutes zu gewährleisten.
Dazu müssen
sie einerseits restlichen Sauerstoff, der sich im Kopfraum der Verpackung
befindet, möglichst
rasch entfernen. Andererseits stellen sie, sofern sie in das äußere Verpackungsmaterial
integriert sind, eine aktive Barriere gegen von außen in die
Verpackung migrierenden Sauerstoff dar. Interessant sind Scavenger
auch für
andere Bereiche, z.B. für
technische Verpackungen oder kompakte Teile.
Es
kann prinzipiell zwischen zwei Ausführungsformen unterschieden
werden: Die vor allem im asiatischen Raum gebräuchliche ist die Beigabe von
Scavenger-haltigen Sachets (Päckchen)
in die Verpackung. Diese Variante findet allerdings auf den westlichen
Märkten
kaum Akzeptanz. Die fortschrittlichere, aber technisch schwieriger
zu realisierende Ausführung
ist die Inkorporation von Scavengern in Verpackungssysteme wie Kronkorken,
Polymerfolien oder Plastikflaschen.
Bei
den bislang entwickelten Scavengern kann nach eisenbasierten, Sulfit-basierten,
Ascorbat-basierten und enzymbasierten Systemen sowie oxidierbaren
Polyamiden und ethylenisch ungesättigten
Kohlenwasserstoffen unterschieden werden.
Eisenbasierte
Scavenger beruhen auf der Oxidation von metallischem Eisen zu Eisen(II)-
und Eisen(III)-hydroxid. Die Reaktion benötigt neben bestimmten Promotoren,
die beschleunigend wirken, Feuchtigkeit, um den Scavenging-Prozess
zu starten. Damit ist ein Trigger-Mechanismus gegeben, der die gezielte
Aktivierung ermöglicht.
Allerdings sind solche Scavenger nur für Produkte mit einem hohen
Feuchtigkeitsgehalt geeignet. Beispiele und Polymere mit einer eingearbeiteten
Scavenger-Komposition sind Oxyguard von Toyo Seikan Kaisha und ShelfPlus
02 von Ciba Specialty Chemicals. Letzteres kann je nach Ausführung sowohl
zu Folien als auch zu Trays verarbeitet werden. Generelle Nachteile
bei der Einarbeitung von pulverförmigen
Scavengern in Polymerfolien sind allerdings die verringerte Transparenz
und die Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften dieser Folien.
Bei
Sulfit-basierten Scavengern erfolgt die Sauerstoffaufnahme unter
Oxidation von Kaliumsulfit zu Sulfat. Auch hier erfolgt die Aktivierung über Feuchtigkeit.
Die Scavenger-Mischung wird in Polymere eingearbeitet, die erst
bei erhöhten
Temperaturen, etwa beim Pasteurisieren oder Sterilisieren, eine
ausreichend hohe Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen. Vorwiegendes
Einsatzgebiet ist Patenten der American Can Company zufolge in Kronkorken
für Bierflaschen.
Effektiver
als rein Sulfit-basierte Systeme erwiesen sich allerdings Ascorbat-basierte
Scavenger bzw. Mischungen aus Ascorbat und Sulfit. Bei diesen erfolgt
eine Oxidation von Ascorbinsäure
zu Dehydroascorbinsäure.
Hauptsächlich
wird Natrium-L-ascorbat eingesetzt, es können aber auch Derivate der
Ascorbinsäure verwendet
werden. Die Oxidationsreaktion wird durch Katalysatoren, bevorzugt
Eisen- und Kupfer-Chelatkomplexe,
beschleunigt. Trigger ist wiederum Feuchtigkeit, so dass auch hier
der Einsatz auf Produkte mit hohem Wassergehalt limitiert ist. Ascorbat-basierte
Scavenger werden sowohl als Sachets angeboten wie auch in Kronkorken
und Flaschenverschlüsse
eingearbeitet.
An
enzymbasierten Scavengern ist lediglich ein Produkt im Markt, nämlich der
Bioka Oxygen Absorber von Bioka, der in Sachet-Form vertrieben wird.
Er beruht auf der von Glucoseoxidase katalysierten Oxidation von
Glucose zu Gluconsäure
und Wasserstoffperoxid, welches durch ein weiteres Enzym, Katalase,
unschädlich
gemacht wird, indem es zu Wasser und Sauerstoff abgebaut wird. Die
Vorteile dieses Systems liegen in der lebensmittelrechtlichen Unbedenklichkeit
der natürlichen
Komponenten.
Zu
den oxidierbaren Polymeren gehören
neben den im nächsten
Abschnitt behandelten ethylenisch ungesättigten Polymeren auch die
oxidierbaren Polyamide. In der Hauptsache wird das Nylon Poly-(m-xyxylenadipamid)
eingesetzt. Die Aktivierung des Scavenging-Prozesses erfolgt über Photoinitiation
mittels UV-Strahlung,
als Oxidationskatalysator ist Kobalt zugesetzt. Kommerziell erhältliche,
auf diesem Prinzip beruhende Produkte kommen vorwiegend in Blends
für PET-Flaschen
zum Einsatz. Polyamide haben allerdings den Nachteil, dass sie mit
thermoplastischen Polymeren unverträglich sind und die Heißsiegelung
mitunter Schwierigkeiten bereitet.
Ethylenisch
ungesättigte
Kohlenwasserstoffe bilden die vielseitigste Gruppe der oxidierbaren
Substrate. Zum einen sind Sachets beschrieben, die ungesättigte Fettsäuren als
aktive Komponente enthalten. Vor allem aber sind in dieser Gruppe
eine Vielzahl an oxidierbaren Polymeren enthalten: Polybutadien,
Polyisopren und Copolymere davon (
US
5,211,875 ;
US 5,346,644 ),
aber auch Acrylate mit Cycloolefinen als Seitenketten (WO 99/48963;
US 6254804 ). Nur letztere
erlangten bisher tatsächlich
Marktreife, denn sie bieten zwei entscheidende Vorteile gegenüber anderen
oxidierbaren ethylenisch ungesättigten
Polymeren: einerseits verhindert die zyklische Struktur des Olefins
die Entstehung niedermolekularer Oxidationsprodukte, die sich schädlich auf
die Qualität
des Packgutes auswirken und lebensmittelrechtlich problematisch
sind. Andererseits wird die Struktur des Polymers nicht durch den
Oxidationsprozess zerstört,
wie es bei den oben genannten Polymeren der Fall ist, deren Materialeigenschaften
sich mit zunehmendem Oxidationsgrad verschlechtern (WO 99/48963).
Hergestellt werden diese Harze, allesamt Terpolymere vom Typ Poly-(ethylen-methylacrylatcyclohexenylmethylacrylat)
(EMCM), durch teilweise Umesterung des Methylacrylats mit dem entsprechenden
Alkohol. Sie sind einsetzbar für
steife und flexible Verpackungen und zeichnen sich durch hohe Transparenz, hohe
Kapazität
und schnelle Kinetik aus. Nach Herstellerangaben beträgt die Sauerstoffkapazität der Folien
z. B. 45-78 ccm pro Gramm Folie; dieser Wert kann innerhalb weniger
Tage nach Aktivierung der Scavenger-Funktion erreicht werden. Aufgrund
des UV-Trigger-Mechanismus
eignen sich diese Acrylate sowohl für trockene als auch für feuchte
Produkte. Der Oxidationsprozess ist wie bei den oxidierbaren Polyamiden
kobaltkatalysiert.
Die
Funktion von Qualitätsindikatoren
in Lebensmittelverpackungen besteht allgemein darin, dem Produzenten,
Händler
oder auch Verbraucher Informationen über den Qualitätszustand
eines Produktes zu geben. Am Markt befindliche Lösungen umfassen auf der einen
Seite die Temperatur-Zeit-Indikatoren (TTI), die das Überschreiten
einer bestimmten Temperatur anzeigen oder die Temperatur-Zeit-Geschichte
eines Produkts aufnehmen. Darüber
hinaus lassen sich eine Reihe unterschiedlicher Qualitätsindikatoren
zu der Gruppe der Frischeindikatoren zusammenfassen, die eine direkte
Auskunft über
den Frischegrad des Packgutes geben. Sie detektieren Abbauprodukte,
die beim Verderb von Produkten freigesetzt werden, oder Mikroorganismen
bzw. deren Stoffwechselprodukte. Bereits kommerziell genutzt wird
ein Frischeindikator, der flüchtige Amine
durch einen Farbumschlag anzeigt.
Zu
den Qualitätsindikatoren
lassen sich auch Sauerstoffindikatoren rechnen, die den Sauerstoffgehalt in
MAP-Barriere-Verpackungen,
die vorteilig mit einem Sauerstoff-Scavenger kombiniert sind, anzeigen.
Wie die Temperatur-Zeit-Indikatoren geben sie nur indirekt Aufschluss über die
Produktqualität,
da keine eindeutige Korrelation zwischen der Sauerstoff konzentration
in der Verpackung und der Qualität
besteht. Obwohl einige Lösungsansätze zum
Thema Sauerstoffindikation in Lebensmittelverpackungen beschrieben
sind, sind bislang nur wenige kommerzielle Produkte am Markt erhältlich.
In Tablettenform vertrieben wird ein reversibles System, bestehend
aus einem Farbstoff aus der Gruppe der Oxazine oder Thiazine, reduzierenden
Sacchariden und einer alkalischen Komponente (
US 4,169,811 ). In Abwesenheit von
Sauerstoff wird der Farbstoff vollständig reduziert, bei Kontakt
mit Sauerstoff stellt sich rasch wieder die ursprüngliche
Farbe ein. Sauerstoffsensible Leukofarbstoff-haltige Tinten zum
Bedrucken von Verpackungen (
US
6,254,969 bzw. mit Leukofarbstofflösung getränkte Cellulose (
US 4,526,752 ) stellen ähnliche
Entwicklungen dar. Da bei diesen Indikatoren restliches Reduktionsmittel
vor der Applikation der Tinte bzw. Lösung entfernt wird, erhält man einen
irreversiblen Farbumschlag in Gegenwart von Sauerstoff, so dass
ein einmaliges Überschreiten
einer kritischen Sauerstoffkonzentration ein dauerhaftes Signal
ergibt. Dies bringt allerdings den Nachteil mit sich, dass die Auftragung
auf bzw. das Einbringen in die Verpackung unter striktem Sauerstoffausschluss
erfolgen muss. Eine Alternative hierzu stellen Entwicklungsansätze dar,
den Farbstoff nach dem Verpacken via Photoreduktion in einen sauerstoffsensiblen
reduzierten Zustand zu versetzen. Dies kann etwa über eine
Riboflavin-vermittelte
Photoreduktion von Oxazinen oder Thiazinen (WO 95/29394) oder die
direkte Photoreduktion von Chinon- und Anthrachinonfarbstoffen (
US 5,958,254 ) geschehen.
Die Komponenten können
ohne Funktionsverlust in Polymeren immobilisiert werden. Ein andersartiges
Konzept zur Sauerstoffdetekion basiert auf der Oxidation von Fe(II) zu
Fe(III). Letzteres bildet mit bestimmten organischen Molekülen wie
beispielsweise Gallussäure
stark farbige Komplexe. Dieser Indikatortyp benötigt jedoch wie die eisenbasierten
Scavenger-Systeme
Feuchtigkeit, um die Funktionsfähigkeit
zu gewährleisten.
Da es sich um einen anfangs reversiblen Prozess handelt, kann die beim
Verarbeiten und Verpacken eingetretene Oxidation mittels Photoreduktion
rückgängig gemacht
und das System in den Ausgangszustand zurückgesetzt werden (WO 98/03866;
WO 99/36330).
Nachteilig
ist am bisherigen Stand der Technik:
- – Scavenger
sind im Folienmaterial eingearbeitet, dadurch können die Polymereigenschaften
negativ beeinflusst werden
- – Es
gibt keine Scavenger-Beschichtung, mit der unterschiedlichste Oberflächen funktionalisiert/aktiviert werden
könnten
- – Die
Triggermechanismen sind nicht auf alle Produktsorten zu übertragen
(feuchtegetriggert)
- – Die
Farbreaktionen bei kombinierten Scavenger/Indikator-Systemen sind ungünstig: grau
nach bräunliche Verfärbung
- – Die
Systeme des Stands der Technik sind größtenteils nicht für einen
Lebensmittelkontakt geeignet
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, neuartige triggerbare, beschichtungsfähige Matrixsysteme mit
Sauerstoff-Scavenger-
und/oder Sauerstoffindikator-Funktion bereitzustellen, die im Prinzip
auf jedes beliebige Substrat aufgebracht werden können, unabhängig von
dessen chemischer Zusammensetzung oder Geometrie.
Dies
bedeutet für
die Scavenger-Systeme eine Kapazität von vorzugsweise mindestens
20 ccm Sauerstoff pro Gramm sauerstoffzehrendem Polymer, verbunden
mit einer möglichst
schnellen Kinetik, um den Restsauerstoff in MAP-Verpackungen rasch
zu eliminieren und so eine qualtitätsmindernde Oxidation des Packgutes
zu verhindern. Desweiteren soll die Scavenger-Wirkung möglichst lange erhalten bleiben,
um den durch die Verpackung migrierenden Sauerstoff kontinuierlich
aufzunehmen. Aus verpackungstechnischer Sicht ist zudem eine hohe
Transparenz von Folien mit Scavenger-Funktion wünschenswert, da der Kunde Produkte
mit sichtbarem Inhalt bevorzugt. Dieses Ziel kann mittels transparenter
Scavenger-Schichten realisiert werden, die über gebräuchliche Lackapplikationsverfahren
auf beliebige Substrate, z.B. auf Folien aufgebracht werden können. Der
Vorteil solcher Schichten liegt darin, dass sie in Kombination mit
beliebigen Substratmaterialien und damit auch solchen Materialien
eingesetzt werden können,
die sich selbst nicht als Matrixsysteme für Scavengermaterialien eignen,
etwa als Migrationsbarriere oder Lebensmittelkontaktschicht. Die
Vorteile der erfindungsgemäßen Schichten
sind darüber
hinaus eine häufig
bessere chemische Stabilität
und Temperaturbeständigkeit
(aufgrund der gewählten
Lackmatrix) sowie eine höhere
Abriebfestigkeit.
Auch
bei den Indikatorsystemen gehört
Beschichtungsfähigkeit
zu den gestellten Anforderungen. Die grundlegende Zielsetzung für die Entwicklung
der Indikatoren lautet, mittels eines optisch wahrnehmbaren Signals
Informationen über
den Qualitätszustand
des verpackten Produktes zu geben. Eine Möglichkeit hierzu ist, dass
das Erschöpfen
der Scavenger-Kapazität angezeigt
wird. Wenn die Kapazität
so ausgelegt ist, dass die Restsauerstoffmenge im Kopfraum der Verpackung
nicht zur völligen
Erschöpfung
des Scavengers führt, kann
ein Umschlag des Indikators in diesem Fall entweder auf ein Leck
in der Verpackung hinweisen, durch welches massiv Sauerstoff eindringt,
oder darauf, dass ab dem Zeitpunkt des Umschlags der permeierende Sauerstoff
nicht mehr abgefangen werden kann. In beiden Fällen ist daher mit einem Anstieg
der Sauerstoffkonzentration in der Verpackung zu rechnen und die
Qualität
des Produktes gefährdet.
Die zweite Möglichkeit ist
die direkte Indikation der tatsächlich
vorhandenen Sauerstoffkonzentration. Bei dieser Variante soll der
Indikator beim Erreichen einer kritischen Konzentration von z.B.
ca. 2% Sauerstoff im Kopfraum (abhängig vom jeweiligen Packgut)
vor möglichen
Qualitätsmängeln warnen.
Eine
ebenfalls wichtige Anforderung unter verpackungs- und verfahrenstechnischen
Aspekten ist, dass die Möglichkeit
des gezielten Aktivierens („Triggern") der Scavenger-
wie auch der Indikator-Funktion sichergestellt werden muss, um eine
vorzeitige Reaktion mit Sauerstoff während der Produktion, Lagerung
und im Verpackungsprozess zu unterbinden.
Ein
wichtiger Punkt dieser Erfindung ist die Entwicklung geeigneter
Matrices für
die jeweiligen aktiven Verbindungen. Für Scavenger-Matrices bedeutet
dies, dass sie die Möglichkeit
einer kovalenten Einbindung der sauerstoffzehrenden Verbindungen)
bieten und den Scavenging-Prozess möglichst effizient ablaufen
lassen sollten. Indikator-Matrices müssen ebenfalls den – chemischen
oder physikalischen – Einbau
der aktiven Komponente(n) erlauben und ein möglichst deutlich wahrnehmbares
optisches Signal zulassen.
Erfindungsgemäß ist es
gelungen, ein sauerstoffzehrendes System zu entwickeln, welches
z. B. auf der Oxidation eines zyklischen Olefins unter Kobalt-Katalyse
beruht. Dieses System erreicht eine Sauerstoffkapazität von z.
B. 400 ccm pro Gramm Schicht nach einer Messdauer von 7 Tagen und
lässt sich
durch einfache Beschichtung auf unterschiedliche Substrate z. B.
Verpackungsmaterialien aufbringen (s.
6). Kapazität, Reaktivität und Kinetik
sind jeweils abhängig
vom eingesetzten System. Der entscheidende Unterschied im Vergleich
zu den Scavengern der WO 99/48963 und
US
6,254,804 ist das polymere Rückgrat und die Beschichtungsfähigkeit.
Das polymere Rückgrat
besteht hier aus einer alkylmodifizierten Hybridpolymermatrix, die über ein
Sol-Gel-Verfahren dargestellt wird. Das Prinzip beruht auf der z.
B. metallkatalysierten Hydrolyse von funktionalisierten Di- oder
Trialkoxysilanen oder anderen hydrolysierbaren Silanen. Das Verfahren
zeichnet sich durch eine einfache Durchführung (nur einen Reaktionsschritt)
bei moderaten Reaktionsbedingungen (Raumtemperatur) aus. Dies stellt
einen entscheiden Vorteil gegenüber
dem o.g. EMCM-Polymer
Verfahren dar.
Im
Hinblick auf die oxidierbare Olefineinheit erfolgte die bevorzugte
Wahl eines zyklischen Olefins mit einer funktionellen Gruppe, die
eine Anbindung an ein polymeres Rückgrat ermöglicht. Dadurch wird gewährleistet,
dass die entstehenden Oxidationsprodukte an das polymere Netzwerk
gebunden bleiben und nicht, wie bei azyklischen oxidierbaren Polymeren
beobachtet, infolge hoher Flüchtigkeit
und Migrationsneigung den Zusatz von Absorbern erfordern, um eine
Verunreinigung des Packgutes zu verhindern. Wahrscheinliche Endprodukte
des Scavenging-Prozesses mit zyklischen Olefinen sind α,β-ungesättigte Aldehyde
und Ketone, die durch radikalische Oxidation an der reaktiven, mesomeriestabilisierten
Allylposition gebildet werden, wie in 1 für die Cyclohexenylgruppe
exemplarisch gezeigt.
Als
Matrixsysteme für
die erfindungsgemäßen triggerbaren
Indikatorsysteme bestehend aus einem Redoxfarbstoff (wie z. B. Methylenblau
oder Malachitgrün)
werden erfindungsgemäß ebenfalls
Hybridpolymere eingesetzt.
Bei
Verwendung von Methylenblau ist die Schicht nach dem Auftrag und
der Aushärtung
blau gefärbt. Sie
verliert ihre Farbe nach der UV-Triggerung. Dann ist die Schicht
aktiv; bei Kontakt mit Sauerstoff verfärbt sie sich wieder blau (siehe 2).
Als
weiteres Beispiel für
erfindungsgemäße Indikatorsysteme
sei nachstehend das Leukomalachitgrün/Photosensibilisator-System beschrieben.
Dieses System basiert auf der Beobachtung von Kautsky und seinen
Mitarbeitern, dass Leukomalachitgrün (LMG), die Leukoform des
Triphenylmethanfarbstoffs Malachitgrün, nicht mit atmosphärischem
Triplett-Sauerstoff reagiert, wohl aber mittels des elektronisch
angeregten, äußerst reaktiven
Singulettsauerstoffs zu Malachitgrün oxidiert werden kann. Die
Oxidation von LMG führt
zunächst
zum schwach farbigen Carbinol, das wiederum in Gegenwart von Säuren über eine
schnelle Dehydratisierung zum eigentlichen Farbstoff Malachitgrün abreagiert
(3).
Der
für die
Sauerstoff indizierende Farbreaktion benötigte Singulettsauerstoff kann
mittels Photosensibilisierung erzeugt werden. Ein sogenannter Photosensibilisator
(PS), der in der Regel selbst ein Farbstoff ist, absorbiert dabei
Licht und wird dadurch in einen angeregten Zustand versetzt. Bei
einem Singulett-Grundzustand S0 des Sensibilisators
kann diese Anregung nur wiederum in Singulettzustände S1, S2 usw. erfolgen. Innerhalb
dieser angeregten Zustände
findet in der Regel eine sehr rasche strahlungslose Deaktivierung
in den niedrigsten angeregten Singulettzustand S1 statt,
der normalerweise die längste
Lebensdauer besitzt. Bei bestimmten Molekülen ist die Wahrscheinlichkeit
eines spinverbotenen Übergangs
von dort aus in den energetisch niedrigsten Triplett-Zustand T1 relativ hoch. Je höher die Rate dieses Intersystem
Crossing bei einem Molekül
im Vergleich zu den anderen möglichen
Prozessen ausgehend von S1 ist, desto höher ist
die Quantenausbeute der Singulettsauerstoff-Generierung, d.h. desto
effizienter ist es als Sensibilisator. Denn bei der Begegnung eines
Moleküls
im Zustand T1, dessen Energie stets geringfügig unterhalb
der des S1-Zustands liegt, mit Sauerstoff,
dessen Grundzustand natürlicherweise
ein Triplett-Zustand
ist, kann eine stoßinduzierte
Triplett-Triplett-Annihilierung
stattfinden. In deren Verlauf werden beide Reaktionspartner in einen
Singulett-Zustand versetzt: der Sensibilisator in den Singulett-Grundzustand
So, das Sauerstoffmolekül
hingegen in den angeregten Singulettzustand 1Δg,
der eine im Vergleich zum Triplettzustand höhere Reaktivität aufweist.
Darüber
hinaus wird auch die Bildung von Singulettsauerstoff im deutlich
energiereicheren 1Σg +-Zustand sensibilisiert, der allerdings
nur eine äußerst kurze
Lebensdauer besitzt und sehr schnell in den 1Δg-Zustand
relaxiert. Insgesamt findet also eine Absorption von Licht durch
den Sensibilisator, ein Wechsel des Spin-Zustands des Sensibilisators
und eine anschließende
Energieübertrag
vom angeregten Sensibilisator auf das Sauerstoffmolekül statt,
welche die Oxidationskraft des Sauerstoffs erhöht. Wie oft dieser Prozess
stattfinden kann, hängt von
der Photostabilität
des Sensibilisators ab. Der gesamte Ablauf ist in der beigefügten 4 skizziert.
Aufgrund
seiner hohen Singulettsauerstoff-Quantenausbeute von durchschnittlich
0.73 ist es günstig, Hämatoporphyrin
IX (Hp) (z.B. in Form des Dihydrochlorids) als Photosensibilisator
einzusetzen, ein eisenfreies Häm,
das auch in der Medizin zur Behandlung maligner Neoplasmen verwendet
wird. Selbstverständlich können statt
dessen auch andere Photosensibilisatoren verwendet werden, wie aus
dem Stand der Technik bekannt.
Die
Kombination von Leukomalachitgrün
und Photosensibilisator bietet die Möglichkeit, mit Hilfe von Licht
die Indikatorwirkung zu aktivieren. Unter völligem Lichtausschluss ist
das Indikatorsystem auch in Gegenwart von Sauerstoff in seinem Ausgangszustand
stabil. Allerdings wird für
die Indikatorreaktion eine konstante Illumination benötigt, da
der Singulettsauerstoff nur in gleichzeitiger Präsenz von Licht und Sauerstoff
gebildet wird. Hierin besteht ein Unterschied zu dem Trigger-Mechanismus
des voranstehend beschriebenen Scavenger-Systems, bei dem eine einmalige
UV-Bestrahlung einen kontinuierlichen Scavenging-Prozess in Gang setzt.
Zum
Verständnis
der prinzipiellen Funktionsweise wurden Untersuchungen in ethanolischer
Lösung durchgeführt. Die
Proben, die alle 3 Gew.-% LMG enthielten, wurden mit unterschiedlichen
Mengen an Sensibilisator und Salzsäure versetzt. Beispielhafte
Ergebnisse sind in 5 dargestellt. Für die gemessene
Absorption ergab sich eine Abhängigkeit
von der Konzentration beider Additive, wobei eine höhere Säurekonzentration
eine wesentlich intensivere Färbung
hervorruft, indem sie die Dehydratisierung des Carbinols zum Malachitgrün beschleunigt.
Eine höhere
Hp-Konzentration bewirkt dagegen sowohl vermehrte Oxidation des
Leukofarbstoffs als auch einen länger
anhaltenden Sensibilisierungseffekt, da bei einer Ausgangskonzentration von
6.2 ppm nach 2 Tagen noch intaktes Hp vorhanden ist, was bei der
in Abb. X gezeigten Probe mit der niedrigeren Hp-Konzentration von
0.75 ppm nicht mehr der Fall ist, da sich die Farbintensität nach dem
ersten Tag nicht mehr verändert.
Das
Absorptionsmaximum des so gebildeten Malachitgrün in ethanolischer Lösung liegt
bei 621 nm, eine deutlich schwächere
Absorptionsbande befindet sich bei 427 nm, begleitet von einer Schulter
bei ca. 400 nm. LMG selbst weist überhaupt keine Absorption im
Sichtbaren auf.
Die
erfindungsgemäßen Lacke
können
auf beliebige Substrate aufgebracht werden, um dort die Funktion
des Sauerstoff-Abfangens
(Sauerstoffscavenger-Schicht) und/oder die Funktion der Sauerstoff-Anzeige auszuüben. Beispiele
für solche
Substrate sind Verpackungsmaterialien, z.B. Folien oder auch flexible
oder starre feste Verpackungsmaterialien. Sofern diese Materialien
für den
Lebensmittelbereich vorgesehen sind, sollten die erfindungsgemäßen Lacke
lebensmittelrechtlich zulässig
sein; hierfür
lassen sich beispielsweise Schichten einsetzen, die Methylenblau
enthalten. Die Lacke können
natürlich
auch für
andere Zwecke als Verpackungsmaterialien eingesetzt werden; beispielsweise
können
sie für
technische Folien, darunter für
die Herstellung flexibler OLEDs bzw. flexibler Polymersolarzellen
genutzt werden Selbstverständlich
können
mit den erfindungsgemäßen Lacken
beschichtete Substrate weitere Beschichtungen aufweisen, die je
nach vorgesehenem Verwendungszweck ausgewählt werden können. Ein
wichtiges Beispiel sind passive Barriereschichten für Sauerstoff,
wie sie beispielsweise aus der
DE 196 50 286 C2 oder der
DE 196 15 192 bekannt sind. Verbundfolien
für den
Verpackungsbereich können
demnach beispielsweise aus einer Basis-Polymerfolie bestehen, auf
die eine Schicht mit Sauerstoff-Fänger-Funktion (Sauerstoff-Scavenger-Schicht)
gemäß der vorliegenden
Erfindung und/oder eine Schicht mit Sauerstoff-Indikatorfunktion
gemäß der vorliegenden
Erfindung sowie, als eine innere oder die äußerste Schicht, eine Barriereschicht,
z.B. eine solche, wie in einer der beiden oben genannten Schutzrechte
offenbart, aufgebracht sind.