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Die
Erfindung betrifft ein Kommissionierverfahren für ein aus verschiedenen Artikeln
bestehendes Warensortiment, wobei entsprechend in einer elektronischen
Datenverarbeitungsanlage vorliegenden Kommissionieraufträgen die
Artikel zu Artikelgruppen zusammengefasst und entsprechend ihrer
Gruppenzugehörigkeit auf
Bereitstellungsplätzen
angeordnet werden, und wobei die Artikel dann mittels eines Kommissionierers
gemäß den Kommissionieraufträgen von
den Bereitstellungsplätzen
entnommen und zu Artikelteilmengen zusammengestellt werden.
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Unter
Kommissionieren versteht man auf dem Gebiet der Logistik das Zusammenstellen
bestimmter Artikelteilmengen aus einem bereitgestellten Warensortiment,
und zwar nach Maßgabe
von Bedarfsinformationen, die in Form von Kommissionieraufträgen vorliegen.
Für Verwaltungs-
und/oder Steuerungsaufgaben ist bei bekannten Kommissioniersystemen
der Einsatz von elektronischen Datenverarbeitungsanlagen übliche Praxis.
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Bei
der Gestaltung und Optimierung eines Kommissioniersystems spielt
es im Prinzip keine Rolle, ob die Kommissionieraufträge von internen
(z.B. Fertigungs- oder
Montageaufträge)
oder von externen (z.B. Kundenaufträge) Bedarfsträgern erteilt
werden. Es existiert heutzutage eine Vielzahl von Kommissionierverfahren, Kommissioniertechniken
und Kommissionierstrategien, die beim Aufbau und bei der Organisation
von Kommissioniersystemen eingesetzt werden. Der Kommissionierprozess
kann als Hauptprozess der Auftragsabwicklung angesehen werden. Die
entscheidenden Anforderungen an ein Kommissioniersystem sind geringe Logistikkosten
einerseits und ein hoher Logistikservicegrad andererseits.
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Die
zum Kommissionierprozess gehörigen
Aktivitäten
(Bereitstellung der Artikel auf Bereitstellungsplätzen, Bewegung
des Kommissionierers zum Bereitstellungsort, Entnahme der Artikel
von den Bereitstellungsplätzen,
Transport zum Warenausgang usw.) erfordern Zeit. Die Wegzeit ist
die Zeit, die der Kommissionierer (ob Person oder Automat) bei der
Abarbeitung eines Kommissionierauftrages für den Weg von Bereitstellungsplatz
zu Bereitstellungsplatz gemäß dem jeweiligen
Auftrag benötigt.
Die Wegzeit macht in Kommissioniersystemen, vor allem wenn sie sich
durch ein breites Sortiment auszeichnen, den größten Anteil – teilweise
bis zu 60 % der Gesamtzeit – an
der Kommissionierzeit für
einen „Rundgang" des Kommissionierers aus.
Deshalb sind zur Produktivitätssteigerung
bei der Kommissionierung vor allem Maßnahmen zur Verkürzung der
Wegzeit Erfolg versprechend.
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Zur
Reduzierung der Wegzeit sind bestimmte Strategien zur Anordnung
der Artikel auf den Bereitstellungsplätzen bei Kommissioniersystemen
bekannt. So kann beispielsweise eine Zonung eines Kommissionierlagers
auf der Grundlage des Ergebnisses einer so genannten ABC-Analyse
der vorliegenden Kommissionieraufträge erfolgen. Die Vornahme solcher
ABC-Analysen ist z.B. in der
DE 198 11 724 A1 angesprochen. Gemäß dieser
Strategie werden die Artikel zu Artikelgruppen zusammengefasst,
und zwar in Abhängigkeit
davon, ob es sich um A-Artikel (Schnelldreher), B-Artikel (Mitteldreher)
oder C-Artikel (Langsamdreher) handelt. Jeder Artikelgruppe sind
Bereitstellungsplätze
für die
dieser Artikelgruppe zugehörigen
Artikel innerhalb einer räumlich
abgegrenzten Zone des Kommissionierlagers zugeordnet. Durch die
Zonung nach der Entnahmehäufigkeit auf
der Grundlage der ABC-Analyse lassen sich signifikante Wegzeitverkürzungen
erzielen. Dabei werden üblicherweise
die A-Artikel zentral, die B-Artikel weniger zentral und die C-Artikel
dezentral innerhalb des Kommissionierlagers bereitgestellt. Dabei
können
sich die Begriffe zentral und dezentral auf einen (räumlichen)
Bezugspunkt, z.B. auf den Ort des Warenausgangs des Kommissionierlagers,
beziehen.
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In
der Praxis zeigt sich allerdings, dass die zuvor angesprochene ABC-Strategie
nicht immer in zufrieden stellender Art und Weise die Wegzeit minimieren
kann. Der Grund hierfür
ist, dass bei bestimmten Warensortimenten zwar verschiedene Artikel
mit stark unterschiedlicher Häufigkeit
angesprochen werden, so dass auf den ersten Blick die ABC-Strategie
Erfolg versprechend erscheint. Aber es zeigt sich häufig in
der Praxis, dass in den meisten Aufträgen zusätzlich zu den A-Artikeln auch
wenigstens ein B- oder C-Artikel enthalten ist. Dies hat zur Folge,
dass bei fast jedem Auftrag vom Kommissionierer nicht nur die A-Zone,
sondern auch die B- oder die C-Zone angefahren werden muss. Es leuchtet
ein, dass in solchen Situationen die mittels der ABC-Strategie erzielbare
Wegzeiteinsparung nur vergleichsweise gering ist. Es kann sogar
vorkommen, dass die Wegzeit durch die Zonung nach ABC-Kriterien
noch erhöht
wird, z.B. weil sich die Kommissionierer in der häufig angesprochenen
A-Zone gegenseitig
behindern.
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Vor
diesem Hintergrund ist es Aufgabe der Erfindung, ein Kommissionierverfahren
bereitzustellen, dass eine effektiv wegoptimierte Artikelanordnung
auf der Grundlage von vorhandenen Kommissionieraufträgen ermöglicht.
Auf diese Weise soll eine signifikante Reduzierung der Wegzeit und
damit der Kosten bei der Kommissionierung erzielt werden.
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Diese
Aufgabe löst
die Erfindung ausgehend von einem Kommissionierverfahren der eingangs
angegebenen Art dadurch, dass mittels der elektronischen Datenverarbeitungsanlage
die Artikelgruppen nach Maßgabe
der paarweisen Ähnlichkeit
der Artikel gebildet werden, wobei als Ähnlichkeitsmaß die Anzahl
oder die relative Häufigkeit
des gemeinsamen Vorkommens jeweils zweier Artikel in den Kommissionieraufträgen bestimmt
wird.
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Gemäß der Erfindung
liegen in dem Datenspeicher der elektronischen Datenverarbeitungsanlage
die Kommissionieraufträge
vor. Hierbei kann es sich um Aufträge eines repräsentativen
Vergangenheitszeitraums handeln, also um Kommissionieraufträge, die
bereits abgearbeitet, d.h. kommissioniert sind. Ebenso kann es sich
um schon bekannte aber noch nicht kommissionierte Aufträge handeln.
Denkbar ist es auch, Prognosedaten oder Kombinationen aus bekannten
Auftragsdaten und Prognosedaten für die erfindungsgemäße Analyse
zu verwenden.
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Grundidee
der Erfindung ist es, die Artikel entsprechend der Häufigkeit
des gemeinsamen Vorkommens der Artikel in den Kommissionieraufträgen zu Artikelgruppen
zusammenzufassen.
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Die
Artikelgruppen werden gemäß der Erfindung
sinnvollerweise derart gebildet, dass die jeweils einer Artikelgruppe
zugehörigen
Artikel möglichst ähnlich sind,
d.h. möglichst
oft gemeinsam in den Kommissionieraufträgen vorkommen, und dass die
verschiedenen Artikelgruppen zugehörigen Artikel möglichst
unähnlich sind,
d.h. selten gemeinsam in den Kommissionieraufträgen vorkommen. Dies gewährleistet
kurze Kommissionierwege und damit niedrige Wegzeiten.
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Die
Artikel werden gemäß der Erfindung,
beispielsweise durch Zonung entsprechend den gebildeten Artikelgruppen,
nach ihrer Gruppenzugehörigkeit
auf Bereitstellungsplätzen
angeordnet. Es werden also zweckmäßig die jeweils einer Artikelgruppe
zugehörigen
Artikel auf räumlich
nahen Bereitstellungsplätzen
angeordnet. Es zeigt sich, dass durch dieses Vorgehen in erheblichem
Maße Wegzeit
eingespart werden kann. Dies ist durch Simulationen auf der Basis
von realen Auftragsdaten bestätigt
worden. Die Zeitersparnis beruht vor allem darauf, dass durch die
erfindungsgemäße Anordnung
der Artikel erreicht wird, dass bei einem signifikanten Anteil sämtlicher
Kommissionieraufträge
nur jeweils eine einzige Artikelgruppe, seltener zwei oder mehr
Artikelgruppen angesprochen werden.
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Für die Bildung
der Artikelgruppen nach Maßgabe
der Ähnlichkeit
der Artikel gemäß der Erfindung muss
eine entsprechende mathematische Analysemethode mittels der elektronischen
Datenverarbeitungsanlage angewandt werden. Hierfür geeignet sind bekannte Methoden
der so genannten Clusteranalyse.
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Bekannte
Clusterverfahren fassen bezüglich
eines vorgegebenen Ähnlichkeitsmaßes gleichartige
Datenpunkte zu möglichst
homogenen Gruppen zusammen. Die Ähnlichkeiten
zwischen den zu gruppierenden Elementen werden ausgehend von einer
ggf. normalisierten oder standardisierten Datenmatrix (Ähnlichkeitsmatrix)
bestimmt. Aus den möglichen
Elementpaarungen – d.h.
Artikelpaarungen im Sinne der Erfindung – erhält man die (symmetrische) Matrix
der Ähnlichkeitskoeffizienten.
Dies können
im einfachsten Fall die Gesamtzahlen des gemeinsamen Vorkommens
jedes möglichen
Artikelpaares in den vorliegenden Kommissionieraufträgen sein.
Nach einem geeigneten Clusteralgorithmus erfolgt dann eine Zusammenfassung
der Elemente zu Gruppen. Es ist eine Vielzahl von Clusteralgorithmen
bekannt, die sich für
das erfindungsgemäße Kommissionierverfahren
gut eignen. So unterscheidet man z.B. agglomerierende und partitionierende
Clusterverfahren. Bei manchen Clusterverfahren ist noch festzulegen,
wie viele Cluster, d.h. Gruppen, als sinnvolle Einteilung akzeptiert
werden. Dies hängt
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
einerseits von der angestrebten Homogenität der Artikelgruppen und andererseits
von der Handhabbarkeit der Gruppeneinteilung, z.B. bei der Zuordnung
der Artikelgruppen zu den zur Verfügung stehenden Bereitstellungsplätzen, ab.
Bei der Gruppenbildung sind also im Wesentlichen drei Schritte abzuarbeiten:
Ermittlung der paarweisen Artikelähnlichkeiten, Durchführung der
Clusteranalyse, räumlich
zusammengefasste Anordnung der Artikel gemäß den ermittelten Artikelclustern
bzw. -gruppen.
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Es
ist sinnvoll, für
die mittels Clusteranalyse gebildeten Artikelgruppen jeweils Kennzahlen,
insbesondere die Ansprechhäufigkeit,
d.h. die Häufigkeit,
mit der die einzelnen Artikelgruppen gemäß den Kommissionieraufträgen angesprochen
werden, mittels der elektronischen Datenverarbeitungsanlage zu berechnen. Weitere
nützliche
Kennzahlen sind die Zahlen der einzelnen Positionen, die bei der
Kommissionierung auf jede Artikelgruppe entfallen, sowie für jede Artikelgruppe
die mittlere Anzahl von Artikelpositionen je Kommissionierauftrag.
Anhand dieser Kennzahlen kann zum einen die Effektivität der Gruppeneinteilung
hinsichtlich der Wegzeiteinsparung beurteilt werden. Die Kennzahlen
können
z.B. als Beurteilungsmaßstab
bei der Vorgabe der Anzahl der Artikelgruppen herangezogen werden.
Andererseits kann auf der Grundlage der Kennzahlen die räumliche
Anordnung der Artikelgruppen bestimmt werden. Die erfindungsgemäße Wegzeiteinsparung kann
nämlich
dadurch gesteigert werden, dass die jeweils einer Artikelgruppe
zugehörigen
Artikel entsprechend der Ansprechhäufigkeit dieser Artikelgruppe
angeordnet werden, und zwar derart, dass häufig angesprochenen Artikelgruppen
zugehörige
Artikel zentral und seltener angesprochenen Artikelgruppen zugehörige Artikel
dezentral angeordnet werden. Gemäß diesem
Vorgehen wird nicht – wie
bei der herkömmlichen ABC-Analyse – die Zugriffshäufigkeit
auf einzelne Artikel bei der Bestimmung der Anordnung dieser Artikel
zugrunde gelegt. Vielmehr ist die Ansprechhäufigkeit der ganzen Artikelgruppe
gemäß der Erfindung
maßgebend dafür, wo die
Artikel dieser Gruppe (eher zentral oder eher dezentral) angeordnet
werden. Die durch die Bildung der Artikelgruppen nach Maßgabe der
Artikelähnlichkeit
bereits erreichbare Reduzierung der Wegzeit wird durch zusätzliche
Berücksichtigung
der Ansprechhäufigkeiten
der einzelnen Gruppen bei der Artikelanordnung noch verbessert.
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Eine
sinnvolle Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin,
dass die Artikelgruppen entsprechend einer vorgegebenen Kommissionierreihenfolge
in Reihenfolgeklassen weiter unterteilt werden, wobei die Artikel
entsprechend ihrer Klassenzugehörigkeit
auf den Bereitstellungsplätzen
angeordnet werden. Bestimmte Kommissionierreihenfolgen können beispielsweise
aufgrund der Eigenschaften der Artikel (Größe, Gewicht usw.) wünschenswert
oder zwingend vorgegeben sein. Die Berücksichtigung der Kommissionierreihenfolge
bei der Anordnung der Artikel auf den Bereitstellungsplätzen bewirkt
eine weitere Reduzierung der Wegzeit.
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Das
erfindungsgemäße Kommissionierverfahren
kann mit allen heute bekannten Kommissioniertechniken und Kommissionierstrategien
eingesetzt werden. Somit kann es sich bei den Bereitstellungsplätzen, auf denen
die Artikel angeordnet werden, z.B. um Kommissionierplätze innerhalb
eines reinen Kommissionierlagers, um kombinierte Lager- und Kommissionierplätze, beispielsweise
in einem Hochregallager, oder auch um die Lagerplätze eines
Reservelagers handeln, aus welchen die Nachschubversorgung eines
Kommissionierlagers erfolgt. Andere Lagerorganisationsarten können sich
zur Anwendung der Erfindung ebenfalls eignen.
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Gemäß einer
möglichen
Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird mittels der elektronischen Datenverarbeitungsanlage ein Kommissioniermittel,
wie z.B. ein Kommissionierstapler, ein Entnahmemittel, wie z.B.
eine geeignete Greifvorrichtung, ein Kommissionierroboter oder ein
Kommissionierautomat angesteuert. Demgemäß wird die Datenverarbeitungsanlage
nicht nur zur Lagerverwaltung, sondern auch zur Lagersteuerung eingesetzt,
beispielsweise um die Anordnung der Artikel auf den Bereitstellungsplätzen gemäß der Gruppeneinteilung
automatisiert vorzunehmen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann mit Vorteil angewendet werden, auch wenn sich die Bereitstellungsplätze an verschiedenen,
räumlich
entfernten Lagerstandorten befinden. Bei verteilten Lagerstandorten sowie
bei vertikalen und/oder horizontalen Warenverteilungsstrukturen
in der Distribution ist es denkbar, die Artikelgruppen auf mehrere
Läger oder
Lagerstufen in der Distribution zu verteilen. So können beispielsweise stark
frequentierte Artikelgruppen für
eine schnelle Lieferfähigkeit
in dezentralen bzw. regionalen Lägern
geführt
werden, während
schwächer
frequentierte Artikelgruppen in zentralen Lägern geführt werden.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird auch durch eine Kommissioniereinrichtung
für ein aus
verschiedenen Artikeln bestehendes Warensortiment gelöst. Diese
Kommissioniereinrichtung umfasst Bereitstellungsplätze zur
Bereitstellung der Artikel, und eine elektronische Datenverarbeitungsanlage,
die eingerichtet ist zur Speicherung von Kommissionieraufträgen, zur
Zusammenfassung der Artikel zu Artikelgruppen und zur Zuordnung
der Artikel zu Bereitstellungsplätzen
gemäß ihrer
Gruppenzugehörigkeit.
Gemäß der Erfindung
ist die elektronische Datenverarbeitungsanlage weiterhin eingerichtet
zur Bildung der Artikelgruppen nach Maßgabe der paarweisen Ähnlichkeit
der Artikel, wobei mittels der Datenverarbeitungsanlage als Ähnlichkeitsmaß die Anzahl
oder die relative Häufigkeit
des gemeinsamen Vorkommens jeweils zweier Artikel in den Kommissionieraufträgen berechnet
wird.
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Ein
Computerprogramm zur Implementierung des erfindungsgemäßen Kommissionierverfahrens
umfasst Instruktionen zur Speicherung von Kommissionieraufträgen, zur
Zusammenfassung der Artikel zu Artikelgruppen und – optional – zur Zuordnung
der Artikel zu Bereitstellungsplätzen
gemäß ihrer
Gruppenzugehörigkeit.
Außerdem
umfasst es Instruktionen zur Bestimmung der paarweisen Ähnlichkeit
der Artikel, nämlich
der Anzahl oder der relativen Häufigkeit
des gemeinsamen Vorkommens jeweils zweier Artikel in den Kommissionieraufträgen, und
zur Bildung der Artikelgruppen nach Maßgabe der paarweisen Ähnlichkeit
der Artikel. Das Computerprogramm kann zur Bildung der Artikelgruppen
unter Anwendung von Methoden der Clusteranalyse arbeiten. Ein solches
Computerprogramm kann – z.B.
den Anwendern von herkömmlichen
Kommissioniereinrichtungen – auf
Datenträgern
(Diskette, CD, DVD usw.) oder zum Herunterladen über das Internet angeboten werden.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung werden im folgenden unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen
näher erläutert. Es
zeigen:
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1:
Anwendung der Erfindung in einem reinen Kommissionierlager;
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2:
Anwendung der Erfindung in einem Lager mit kombinierten Lager- und
Kommissionierplätzen;
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3:
Anwendung der Erfindung in einem Lager zur Versorgung eines separaten
Kommissionierlagers.
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Auf
Basis bekannter Auftragsdaten, die über einen repräsentativen
Zeitraum in einem realen Kommissionierlager angefallen sind, wurde
eine Simulation des erfindungsgemäßen Kommissionierverfahrens
durchgeführt.
Das Warensortiment umfasste insgesamt 152 Artikel. Eine Gesamtzahl
von 31.360 Kommissionieraufträgen
wurde ausgewertet. Die Vorgehensweise bei der Simulation und deren
Ergebnisse werden im folgenden erläutert.
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Zunächst werden
mittels einer elektronischen Datenverarbeitungsanlage die paarweisen
Artikelähnlichkeiten
anhand der gespeicherten Kommissionieraufträge ermittelt und in eine Ähnlichkeitsmatrix
eingetragen. Ein Ausschnitt aus der Ähnlichkeitsmatrix ist im folgenden
dargestellt:
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Jeder
Wert der Matrix außerhalb
der Diagonalen gibt die Anzahl der Aufträge an, in denen beide Artikel des
entsprechenden Artikelpaares gleichzeitig als Positionen vorkommen.
So sind beispielsweise die Artikel 2 und 5 2.362 mal gemeinsam in
Kommissionieraufträgen
vorgekommen. Auf der Diagonalen der Matrix ist für jeden Artikel die jeweilige
Gesamtzahl der Kommissionieraufträge angegeben, in denen dieser
Artikel als Position vorkommt.
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Für die weitere
Verarbeitung der Ähnlichkeitsdaten
wird die Ähnlichkeitsmatrix
normiert, und zwar auf Werte zwischen 0 und 1. Dies erfolgt, indem
die Werte der Hauptdiagonalen auf 1 gesetzt werden und alle sonstigen
Werte, sofern sie größer als
Null sind, durch die Anzahl der analysierten Aufträge dividiert
werden. Die Nullwerte werden unverändert übernommen. Es ergibt sich dann
die folgende normierte Ähnlichkeitsmatrix:
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Die
Werte der normierten Ähnlichkeitsmatrix
werden nun als Eingangsdaten für
eine partitionierende Clusteranalyse verwendet. Für die Durchführung der
eigentlichen Clusteranalyse stehen verschiedene kommerziell erhältliche
Softwarelösungen
zur Verfügung.
Die angewandte partitionierende Clusteranalyse verlangt neben den
Eingangsdaten die Vorgabe einer Clusteranzahl. Für die vorhandenen Kommissionierdaten
werden zunächst
drei verschiedene Lösungsvarianten
berechnet, und zwar mit zwei, mit drei und mit vier Artikelclustern.
Die Artikelcluster bilden im Sinne der Erfindung die Artikelgruppen.
Zur Beurteilung der Güte
der drei Lösungsvarianten
werden verschiedene Gütekennzahlen
ermittelt. Für
die Variante mit zwei Clustern ergibt sich folgendes Resultat:
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Das
bedeutet, dass von den insgesamt 31.360 Kommissionieraufträgen 99,0
%, d.h. 31.044 Aufträge die
Artikelgruppe 1 ansprechen, während
nur 9,4 %, d.h. 2.944 Kommissionieraufträge die Gruppe 2 ansprechen.
Eine Beieinanderanordnung der jeweils einer der Gruppen angehörigen Artikel
auf den Bereitstellungsplätzen
des Kommissionierlagers ergibt eine erhebliche Wegzeitreduzierung,
was anhand dieses Ergebnisses sofort einleuchtet. Eine weitere Reduzierung
der Wegzeit ergibt sich, wenn die Artikel der Gruppe 1 zentraler und
diejenigen der Gruppe 2 dezentraler innerhalb des Kommissionierlagers
angeordnet werden. Von den insgesamt 285.794 in den Kommissionieraufträgen enthaltenen
Positionen entfallen 98,6 % auf die Artikelgruppe 1 und nur 1,4
% auf die Artikelgruppe 2. Dennoch sind die Artikelzahlen innerhalb
der beiden Gruppen nicht sehr stark unterschiedlich. In Gruppe 1
sind 90 und in Gruppe 2 62 Artikel. Die mittlere Zahl von Positionen
je Kommissionierauftrag beträgt
bei dem analysierten Datensatz 9,11. Aus der Gruppe 1 müssen bei
99,0 % der Aufträge
im Mittel 9,08 Positionen kommissioniert werden. Aus Gruppe 2 sind
es bei 9,4 % der Aufträge
nur 1,38 Positionen.
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Die
folgende Tabelle gibt die Kennzahlen bei drei Artikelgruppen wieder:
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Die
Gütekennzahlen
für die
Lösungsvariante
mit drei Artikelgruppen machen die gute Abgrenzung der Gruppen voneinander
deutlich. 96,2 % der Aufträge
mit durchschnittlich 7,65 Positionen je Auftrag sprechen die Gruppe
1 an. Aus Artikelgruppe 2 müssen
für 50,8
% der Aufträge
durchschnittlich 3,21 Artikel kommissioniert werden, und Artikelgruppe
3 wird lediglich noch von 9,1 % der Aufträge bei durchschnittlich 1,39
Positionen je Auftrag angesprochen.
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Die
Figuren illustrieren die Anwendung des erfindungsgemäßen Kommissionierverfahrens
bei einer Artikelgruppenzahl von drei.
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Die
Erfindung kann auf Ware, die auf Bereitstellungsplätzen, d.h.
auf Kommissionierplätzen
KP eines reinen Kommissionierlagers bereitgestellt wird, angewandt
werden, wie die 1 zeigt. Die nach der Clusteranalyse
jeweils einer der drei Artikelgruppen zugeordneten Artikel werden
jeweils auf den Kommissionierplätzen
KP innerhalb einer der entsprechenden Artikelgruppe zugeordneten
Zone Z1, Z2 oder Z3 angeordnet. Dabei ist die Zone Z1, die am häufigsten
angesprochen wird, zentral, d.h. nahe einem Warenausgang WA angeordnet,
wo die kommissionierte Ware bereitgestellt wird. Die Zone Z2, die
der Artikelgruppe 2 zugeordnet ist, ist weniger zentral angeordnet.
Die Zone Z3 ist dezentral angeordnet. Die in der 1 dargestellten
Pfeile illustrieren die Wege eines Kommissionierers KF durch die
Zonen Z1, Z2 und Z3. Die unterschiedlichen Längen der Wege machen die Wegzeitersparnis,
die durch das erfindungsgemäße Verfahren
erzielbar ist, nur zum Teil deutlich. Berücksichtigt werden muss außerdem,
dass die Zonen Z2 und Z3, wie oben erläutert, nur bei 50,8 % bzw.
bei 9,1 % der Aufträge überhaupt
angesprochen werden.
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Die 2 zeigt
den Einsatz des erfindungsgemäßen Kommissionierverfahrens
in einem Lager mit kombinierten Kommissionier- und Lagerplätzen LKP,
z.B. in einem Hochregallager. Das Lager besteht aus Zonen Z1, Z2
und Z3 mit gegenüberliegenden
Regalreihen. Zwischen den Regalreihen bewegen sich ein Regalbediengerät RBG und/oder
ein Kommissionierfahrzeug KF. Die Zoneneinteilung Z1, Z2 und Z3
ergibt sich wiederum gemäß dem Ergebnis
der Clusteranalyse. Der Warenausgang WA bildet den Übergabepunkt
für die kommissionierte
Ware.
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Gemäß 3 kann
die Erfindung auch zur Organisationen eines reinen Reservelagers
verwendet werden, aus dem dann ein separates Kommissionierlager
KL versorgt wird. Die Bereitstellungsplätze im Sinne der Erfindung
sind in diesem Fall die Lagerplätze
LP des Lagers. Das Lager ist abermals in Zonen Z1, Z2, und Z3 mit
Hochregalen entsprechend den durch die Clusteranalyse gebildeten
Artikelgruppen unterteilt. Zwischen den Regalreihen bewegt sich
ein Regalbediengerät
RBG, das die Auslagerung aus den Regalen zur Versorgung des Kommissionierlagers
KL mit Nachschub und auch die Rücklagerung
aus dem Kommissionierlager KL in die Regale besorgt.
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Das
Regalbediengerät
RBG und/oder der Kommissionierer KF können mittels der in den Figuren
nicht näher
dargestellten elektronischen Datenverarbeitungsanlage angesteuert
werden. Als Datenverarbeitungsanlage kann ein handelsüblicher
Computer verwendet werden, der für
die vorzunehmende Clusteranalyse ausreichend leistungsfähig (insbesondere
hinsichtlich des Speicherplatzes) sein muss.
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Abschließend seien
noch die Gütekennzahlen
für die
Unterteilung des Warensortimentes in vier Artikelgruppen angegeben:
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Bei
der abschließenden
Entscheidung für
eine Lösungsvariante
sowie bei der Anordnung der Artikel innerhalb der Gruppen werden
die berechneten Gütekennzahlen,
räumliche
Restriktionen hinsichtlich des Platzbedarfes der Gruppen sowie weitere
Randbedingungen, wie z.B. eine Unterteilung der Artikelgruppen in verschiedene
Reihenfolgeklassen entsprechend einer vorgegebenen Kommissionierreihenfolge
berücksichtigt.
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Weitere
Ausführungsformen
der Erfindung ergeben sich z.B. durch Auswahl der bei der Optimierung der
Artikelanordnung überhaupt
berücksichtigten
Sortimentsartikel. Dies kann wiederum anhand der vorhandenen Auftragsdaten erfolgen.
Es können
jedoch nach verschiedenen Merkmalen, wie z.B. Lagerort, Lagertechnik,
Beschaffenheit der Ware, Kommissionierbereich etc., beliebige Sortimente
bzw. Teilsortimente für
die Analyse und Optimierung bestimmt werden.
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Um
die Artikelanzahl und dadurch den Rechenaufwand der Clusteranalyse
zu reduzieren, ist es z.B. auch denkbar, sehr selten angesprochene
C-Artikel (Langsamdreher) aus der Clusteranalyse ganz auszunehmen.
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Um
Anforderungen an die Kommissionierreihenfolge, z.B. aufgrund der
Beschaffenheit der Ware oder infolge von Kundenforderungen, gerecht
zu werden, kann vor oder nach der Clusteranalyse eine Klassifizierung
der betrachteten Artikel entsprechend der Kommissionierreihenfolge
erfolgen. Eine denkbare Reihenfolgeklassifizierung ist z.B. 1. große und/oder
schwere Artikel, 2. mittelgroße
und/oder mittelschwere Artikel, 3. kleine und/oder leichte Artikel.
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Bei
der Analyse der Auftragsdaten und der Berechnung der Artikelähnlichkeiten
ist auch denkbar, ausgewählte
Merkmale, wie z.B. die Auftragsgröße, zu gewichten und beispielsweise
Artikelbeziehungen aus kleinen Aufträgen stärker zu gewichten als Artikelbeziehungen
aus großen
Aufträgen.
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Durch
die erfindungsgemäße Reduzierung
von Wegzeiten der Kommissionierer (Personen und/oder Kommissioniermittel)
und damit verbundene Leistungssteigerungen können erhebliche Kosteneinsparungen erreicht
werden. Dies betrifft laufende Kosten, z.B. für Personal, sowie Investitionskosten,
z.B. für
Kommissioniermittel.