DE102005031041A1 - Verfahren zur Isomerisierung von Tramadol - Google Patents

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Abstract

Es wird ein Prozess beschrieben zur Isomerisierung des unerwünschten (RS,SR)-2-(Dimethylamino)methyl-1-(3-methoxy-phenyl)-cyclohexanols ( IDENTICAL trans-TRAMADOL-Base) in das gewünschte (RR,SS)-2-(Di-methylamino)methyl-1-(3-methoxy-phenyl)-cyclohexanol ( IDENTICAL cis-TRAMADOL-Base), bei dem das trans-Isomere unter schonenden selektiven Bedingungen säurekatalysiert in der Wärme in wässriger Lösung in das cis-Isomer umgewandelt wird.

Description

  • Die vorliegende Erfindung ist auf ein Verfahren zur Herstellung von Tramadol gerichtet. Insbesondere bezeiht sich die Erfindung auf ein Verfahren, bei dem das nicht gewünschte trans-Isomere selektiv in das cis-Isomere umgewandelt wird.
  • Das Hydrochlorid von (RR,SS)-2-(Dimethylamino)methyl-1-(3-methoxy-phenyl)-cyclohexanol (1) ist als TRAMADOL bekannt. TRAMADOL ist ein Schmerzmittel. Es wird eingesetzt zur Behandlung von mittleren bis heftigen Schmerzen. Dieses Schmerzmittel macht nicht süchtig. TRAMADOL wurde von der Firma „Grünenthal GmbH" entwickelt. Erstmalig berichteten K. FLICK, E. FRANKUS und E. FRIDERICHS in „Arzneimittel-Forschung „ 28(I), Heft 1 a, 107, 114 (1978) über die Herstellung, Isolierung und Reinigung von TRAMADOL.
  • Das Verfahren wurde in den Patentschriften GB 997.399 und US3.652.589 beschrieben. Nach dem „Grünenthal"-Verfahren erhält man TRAMADOL aus einer GRIGNARD-Reaktionsmischung, die immer zu einer Mischung der cis- und trans-Hydrochlorid-Salzen führt. Das unerwünschte trans-Isomere (nach den IUPAC-Nomenklaturregeln das (RS,SR)-Isomere) wird aus dieser Mischung entfernt, indem man das isomere Salzgemisch mit wasserhaltigem Dioxan (1% Wassergehalt) auskocht und heiß filtriert. Der Filterrückstand der Heißfiltration ist vorgereinigtes (RR,SS)-Isomeres, nach der IUPAC-Nomenklatur das cis-Isomere.
  • Figure 00010001
  • Nach der US5.877.351 wird die (RR,SS)-TRAMADOL-Base (1) selektiv mit wässriger Bromwasserstoffsäure (48%ig) als Hydrobromid gefällt. Nach dieser Patentschrift soll das unerwünschte (RS,SR)-Isomere (2) in der Lösung verbleiben. Diese Verfahrensweise von K. E. ANDERSON hat einige Nachteile. Beim Einsatz von 48%iger wässriger HBr verbleibt nach der Fällung Wasser zurück, das sich im Fall des dort aufgeführten Beispieles 5 mit dem verwendeten Lösungsmittel Methanol mischt. In dieser wässrig-methanolischen Mutterlauge verbleiben weit mehr als 50% der eingesetzten cis-TRAMADOL-Base (32 g) und die gesamte trans-TRAMADOL-Base (8 g), denn die Ausbeute an cis-TRAMADOL-HBr beträgt nur 17 g.
  • Gemäß US5.414.129 werden die cis-trans-Isomeren aus der rohen GRIGNARD-Reaktionsmischung durch Zugabe von wässriger Salzsäure oder von trockenem Chlorwasserstoff in einem organischen Lösungsmittel als Hydrochloride abgetrennt. In Anspruch genommen wird eine Trennmethode nach der die selektive Fällung des (RR,SS)-Isomeren aus der Reaktionsmischung aufgrund der schnelleren Kristallisationsgeschwindigkeit gegenüber dem (RS,SR)-trans-Isomeren erfolgt. Nach diesem Patent wird nach zwei Kristallisationen eine Reinheit von 97,8% erreicht. Erst nach der 4. Kristallisation erhält man reines cis-Isomeres (2), das < 0,05% trans-TRAMADOL-HCl enthält und damit ausreichend rein ist. Weiterhin besitzt – wie es in der später veröffentlichten europäischen Patentanmeldung EP 0778 .262 berichtet wird – der in der US5.414.129 beschriebene Prozess den Nachteil, dass die Zeit zwischen dem Ende der Fällung des (RR,SS)-Isomeren (1) und dem Beginn der (RS,SR)-Kristallisation (2) variabel und stark abhängig von der Zusammensetzung der Rohmischung zu sein scheint. Daraus folgt, dass der Trennungsprozess keine reproduzierbaren Ergebnisse liefert.
  • In dem Prozess, der in der europäischen Patentanmeldung EP0778.262 beschrieben ist, wird eine starke Säure in einem organischen oder wässrigen Medium verwendet, um selektiv das (RS,SR)-Isomere zu dehydratisieren (und so aus dem Isomerengemisch zu entfernen), während das (RR,SS)-Isomere intakt bleibt.
  • O. LERMAN, J. KASPI und D. BRENNER beschreiben in der US5.874.620 eine Verfahrensweisen zur selektiven Umsetzung der Hydroxyl-Gruppe des (RS,SR)-Isomeren mit elektrophilen Reagenzien, wobei das (RR,SS)-Isomere nahezu intakt bleiben soll, so dass man schließlich nach der Entfernung bzw. Umsetzung des (RS,SR)-Isomeren das unberührt zurückbleibende (RR,SS)-Isomere aus der eingesetzten Mischung in reiner Form isolieren kann.
  • Nach dem in dieser US-Patentschrift beschriebenen Beispiel 1 wird eine Mischung aus 77% (RR,SS)-TRAMADOL-HCl (1) und 23% (RS,SR)-TRAMADOL-HCl (2) in DMF gelöst und mit Essigsäureanhydrid umgesetzt. Nach der üblichen Aufarbeitung erhält man lediglich 46,8 des ursprünglich enthaltenen (RR,SS)-Isomeren als Kristallisat aus Isopropanol. Die 23% (RS,SR)-Isomeres werden unter diesen Bedingungen zum großen Teil dehydratisiert (zum 1,6-Cyclohexen-Derivat, das wesentlich besser löslich ist). Bei dieser Verfahrensweise kann das gesamte eingesetzte (RS,SR)-Isomerengemisch entfernt werden. Nachteilig ist, dass nur ca. 50% des ursprünglich eingesetzten (RR,SS)-Isomeren in reiner Form isoliert werden.
  • In der US5.672.755 wird ein Isomerisierungsverfahren angesprochen, welches ausgehend von einem (RR,SS)/(RS,SR)-Tramadolgemisch in wässriger Lösung unter saurer Katalyse ein an (RR,SS)-Tramadol angereicherteres Gemisch aus (RS,SR)-Tramadol und den beiden durch Eliminierungsreaktion gebildeten ungesättigten Derivaten gewonnen werden kann.
  • Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Angabe eines weiteren Verfahrens zur Isomerisierung von (RS,SR)-Tramadol zu (RR,SS)-Tramadol. Das Ziel der Erfindung besteht in der Entwicklung eines Prozesses, der die beschriebenen Nachteile der Verfahren gemäß Stand der Technik überwindet und es erlaubt, das unerwünschte (RS,SR)-Isomere (2) technologisch einfach und in hohen Ausbeuten in das (RR,SS)-Isomere (1) umzuwandeln bzw. das unerwünschte (RS,SR)-Isomere möglichst nicht durch Dehydratisierung in das als Hydrochlorid viel besser lösliche 1,6-Cyclohexen-Derivat zu überführen.
  • Diese Aufgabe wird anspruchsgemäß gelöst.
  • Dadurch, dass man in einem Verfahren zur Isomerisierung von wasserlöslichen Salzen der (RS,SR)-TRAMADOL-Base in die Salze der gewünschten (RR,SS)-TRAMADOL-Base, die Isomerisierung in wässriger Lösung in der Wärme säurekatalysiert mit Wasser als nucleophilem Reaktionspartner durchführt, gelangt man ohne weiteres in sehr einfacher aber dafür nicht minder überraschender Art und Weise zur Lösung der gestellten Aufgabe.
  • Vorzugsweise führt man das Verfahren so durch, dass die Isomerisierung der (RS,SR)-Form zur isomeren (RR,SS)-Form im sauren pH-Bereich, vorzugsweise bei pH 1–4, mehr vorzugsweise bei pH 1,7–1,9 erfolgt.
  • Die Erwärmung der Rektionsmischung kann auf nach dem Fachmann für diesen Zweck in Frage kommende Werte eingestellt werden. Dabei ist zu beachten, dass einerseits die Reaktionsgeschwindigkeit hinreichend schnell ist, auf der anderen Seite die Reaktion zu den Nebenprodukten möglichst vermieden wird. Vorzugsweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Isomerisierung in der Wärme, vorzugsweise bei 85–90°C durchgeführt.
  • Die vorliegende Reaktion läuft sauer katalysierte ab. Als Säuren kann der Fachmann für diesen Zweck alle ihm in Frage kommende anorganische und organische Säuren einsetzen, mit denen man den eben angegebenen pH-Bereich einstellen kann und die wasserlösliche Salze der TRAMADOL-Base bilden. Vorzugsweise verwendet man als Säuren vorzugsweise konzentrierte Salzsäure und/oder Oxalsäure.
  • Die Konzentration, in der die zu isomerisierenden (RS,SR)-Isomeren als Salzlösung eingesetzt werden, kann vom Fachmann beliebig gewählt werden. Vorzugsweise wird einerseits Lösung eingesetzt, die bei 75–90°C eine klare wässrige Lösung ergibt.
  • Der Fachmann ist frei in der Wahl der Reinheit, mit der das zu isomerisierende Tramadol in das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzt wird. Man kann sowohl reines (RS,SR)-Isomeres als auch Gemische aus (RS,SR)- und (RR,SS)-Isomerem in das Isomerisierungsverfahren einsetzen, wobei im Fall der Isomeren-Gemische das zu isomerisierende (RS,SR)-Isomere überwiegen sollte.
  • In einer besonders vorteilhaften Ausführungsformen geht man bei dem erfinderischen verfahren so vor, dass man die Reaktion an einer geeigneten Stelle abbricht, indem man die Reaktionsmischung auf Raumtemperatur abkühlt und die Wasserstoffionenkonzentration in der Mischung durch Zugabe einer Base erniedrigt.
  • Erfindungsgemäß wird (RS,SR)-TRAMADOL-Base (2) in Form ihres Salzes entweder in reiner Form oder im Gemisch mit dem Salz der (RR,SS)-TRAMADOL-Base (1) in Wasser gelöst. Die wässrige Lösung des (RS,SR)-TRAMADOL-Salzes oder einer Isomerenmischung der (RS,SR)- und (RR,SS)-TRAMADOL-Salze wird auf 85–90°C erwärmt. Diese warme Lösung wird mit einer Säure in den sauren pH-Bereich 1–4 eingestellt, vorzugsweise in den Bereich pH 1,7–1,9.
  • Die 85–90°C warme Lösung wird im angegebenen pH-Bereich z.B. in einer großen Rührmaschine gerührt oder in einem beheizbaren Tank umgepumpt bis ein Gehalt von 70–75% an (RR,SS)-Isomerem erreicht ist. Der Gehalt an (RS,SR)- Isomerem liegt dann bei 25–30%, wenn man nur das Verhältnis der beiden Isomeren auswertet (z.B. mittels GC). Als Nebenprodukte bilden sich bei dieser säurekatalysierten Isomerisierung immer die beiden Cyclohexen-Derivate (1,6- und 1,2-Olefin, wobei das 1,6-Cyclohexen-Derivat aus stereochemischen Gründen deutlich überwiegt). Die Cyclohexen-Derivate bilden sich unter den Reaktionsbedingungen des erfindungsgemäßen Verfahrens lediglich in einer Größenordnung von 6–8% (Flächen laut GC), wenn man beispielsweise ein Gemisch aus 90–95% (RS,SR)- und 5–10% (RR,SS)-isomerem TRPMADOL-Salz einsetzt.
  • D. h., dass nach dieser Verfahrensweise aus 100 g isomeren Salzen am Ende 6–8% Cyclohexen-Derivate (die sich aufgrund ihrer hervorragenden Löslichkeit sehr leicht entfernen lassen) und 92–94% isomere Salze vorliegen, wobei letztere nach der Isomerisierung zu 70–75% das gewünschte (RR,SS)-Isomere enthalten (vor der Reaktion lag der Gehalt bei lediglich 5–10%).
  • Der Verlauf der Isomerisierung wird mittels GC alle 10–16 Stunden kontrolliert. Normalerweise werden innerhalb von 24 Stunden 20–25% (RS,SR)-Isomeres zum (RR,SS)-Isomeren umgelagert. Der pH-Wert wird ebenfalls regelmäßig kontrolliert. Erforderlichenfalls wird der pH-Wert in den optimalen Bereich nachgestellt durch Zugabe einer geringen Säuremenge.
  • Als Säuren sind alle starken anorganischen und organischen Säuren geeignet, die in der Lage sind, den angegebenen pH-Bereich einzustellen und deren Salze bei 85–90°C in Wasser sehr gut löslich sind. Die Isomerisierung verläuft bei pH-Werten > 2 langsamer bzw. im schwach sauren Bereich oberhalb von pH 3,5 sehr langsam. Im stark sauren Bereich findet eine zu starke Zersetzung infolge Dehydratisierung zu den 1,2- und 1,6-Cyclohexen-Derivaten statt.
  • Der Temperaturbereich spielt ebenfalls eine sehr große Rolle. Die Isomerisierung läuft erst im angegebenen Temperaturbereich mit einer für die industrielle Nutzung hinreichenden Geschwindigkeit ab. Bei Temperaturen zwischen 60 und 75°C läuft die Reaktion zu langsam ab. Bei Temperaturen oberhalb von 90°C – und vor allem oberhalb von 100°C – bilden sich zu viele Nebenprodukte (vor allem die bereits mehrfach erwähnten Cyclohexen-Derivate). Zu hohe Temperaturen und zu stark saure Reaktionsbedingungen verursachen aufgrund verstärkter Dehydratisierung eine deutliche Minderausbeute.
  • Vorzugsweise werden als Säuren technische Oxalsäure und/oder konzentrierte Salzsäure verwendet. Beide Säuren sind billig und ihre TRAMADOL-Salze sind sehr gut wasserlöslich.
  • Nach unserer Erkenntnis läuft die Reaktion wie folgt ab. Die angulare OH-Gruppe des (RS,SR)-Isomeren (2) wird protonisiert. Wasser als energiearmes Abspaltprodukt ist somit vorgebildet. Synchron zum Abgang der protonisierten C-1-OH-Gruppe als Wasser lagert sich von der entgegengesetzten Molekülseite ein aus dem Reaktionsmedium stammendes Wassermolekül am intermediär vorgebildeten C-1-Kation an. Unter Abspaltung eines Protons stabilisiert sich dieser „Zwischenzustand" zum (RR,SS)-Isomeren (1).
  • Die Isomerisierungsreaktion verläuft folglich säurekatalysiert. Das Lösungsmittel Wasser fungiert in dieser Reaktion als nucleophiles Reagenz (im Gegensatz zu den elektrophilen Reagenzien, siehe oben) gegenüber dem intermediären C-1-Kation bzw. als „Base" (Neutralbase aufgrund der freien Elektronenpaare am Sauerstoff).
  • In die Isomerisierungsreaktion können sowohl das reine (RS,SR)-Isomere als auch Gemische aus (RS,SR)- und (RR,SS)-Isomerem eingesetzt werden, wobei der Gehalt an (RS,SR)-Isomerem über 50 % liegen sollte. Gemische mit mehr als 50 % an (RR,SS)-Isomerem trennt man besser nach einem anderen Verfahren, indem man das (RS,SR)-Isomere in geeigneter Weise entfernt und danach das letztere Isomere, das dann einen Gehalt von ca. 90–97% besitzt, dem Isomerisierungsverfahren zuführt. Das nach diesem Trennverfahren erhaltene vorgereinigte (RR,SS)-Isomere, das einen Gehalt von über 95% besitzt, wird in üblicher Weise gereinigt. Das aus der Mutterlauge dieser Verfahrensweise gewonnene (RS,SR)-Isomere (ca. 5% der eingesetzten Menge) wird gesammelt und wieder dem Isomerisierungsverfahren zugeführt.
  • Durch sinnvolle Verschachtelung dieser Verfahrensweisen bzw. Trennmethoden gelingt es, dass bei der Synthese erhaltene cis-trans-Gemisch aufzutrennen. Die Verluste sind gering, denn diese treten nur bei der Anwendung des Isomerisierungsverfahrens auf infolge der nicht vollständig auszuschließenden Dehydratisierung zu den Cyclohexen-Derivaten.
  • Der beschriebene Prozess liefert beispielsweise aus 100 g Isomerengemisch (RS,SR):(RR,SS) = 60%:40% mindestens 80–85 g an gewünschtem (RR,SS)-Isomerem.
  • Das nach unserem Verfahrensprinzip isolierte (RR,SS)-Isomere enthält höchstens noch 0,01 % (RS,SR)-Isomeres und ansonsten keine weiteren Verunreinigungen. Außerdem erhält man aus einem sehr ungünstigen Isomerenverhältnis (siehe die oben diskutierten Beispiele) nach unserem Verfahren ca. viermal soviel Endprodukt.
  • Beispiel 1:
  • In einem Reaktor werden 3160 ml Wasser vorgelegt. Unter Rühren werden 920g (1,5 mol) (RS,SR)-TRAMADOL-Oxalat (mit ca. 90% (RS,SR)-Isomerem und ca. 10% (RR,SS)-Isomerem) eingetragen.
  • Die Suspension wird auf 85–90°C angeheizt, vorzugsweise auf 87–90°C. Diese Temperatur ist während der gesamten Isomerisierungszeit zu halten. Beim Anheizen geht das eingetragene Salz in Lösung. Sobald die Lösung eingetreten ist, wird durch langsamen Zulauf von konzentrierter Salzsäure der pH-Wert auf ca. 1,8–1,9 eingestellt. Die pH-Messeinrichtung (Glaselektrode) wird bei einer Temperatur von 85°C geeicht. Außerdem wird der mit der Glaselektrode gemessene pH-Wert unabhängig davon durch die Verwendung von dreifarbigen Indikatorstäbchen (Firma MERCK) überprüft. Der Beginn der Reaktionszeit wird gerechnet ab der Einstellung des vorgegebenen pH-Wertes und des optimalen Temperaturbereiches. Nach 16 Stunden wird die erste Bestimmung des cis-trans-Verhältnisses durchgeführt. Dieser Wert zeigt an, ob die Isomerisierung mit der richtigen Geschwindigkeit abläuft. Der cis-Gehalt = (RR,SS)-Gehalt sollte in dieser Zeit um 15% zugenommen haben. Nimmt der (RR,SS)-Gehalt zu langsam zu, wird korrigierend eingegriffen, indem man den pH-Wert kontrolliert und u. U. noch etwas Salzsäure zugibt und/oder die Temperatur auf Tmax 90°C erhöht.
  • In der Regel benötigt man 60–72 Stunden für die Umlagerung von hochprozentigem (RS,SR)-TRAMADOL(80–100%ig) zum gewünschten (RR,SS)-TRAMADOL. Die Zeitdauer der Isomerisierung hängt vom Ausgangswert ab. Der Verlauf der Isomerisierung wird durch mehrere Probenahmen analytisch verfolgt und beendet, wenn der (RS,SR)-Gehalt auf 25–30% abgenommen hat und der (RR,SS)-Gehalt auf die gewünschten 70–75% angestiegen ist. Die Reaktion wird abgebrochen, indem man die Reaktionsmischung auf ca. 40°C abkühlt und indem man den pH-Wert durch Zugabe von Lauge auf ca. 3,5–4,5 einstellt.
  • Der Abbruch der Isomerisierungsreaktion erfolgt an dieser Stelle, weil die Reaktion bei niedrigerem (RS,SR)-Gehalt langsamer verläuft und mit jeder unnötigen weiteren Verlängerung der Reaktionsdauer der Anteil an 1,6-Cyclohexen-Derivat zunimmt. Nach dem Abbruch der Isomerisierung gibt man 2300 ml Toluol als Extraktionsmittel hinzu. Anschließend lässt man unter Rühren konzentrierte Kalilauge bis zum pH-Wert 13 zulaufen. Die Temperatur der Reaktionsmischung steigt aufgrund der Neutralisationswärme auf 50–60°C an. Das Gemisch der cis-trans-isomeren Tramadolbasen wird (zusammen mit den Cyclohexen-aminen) in Toluol aufgenommen. Man stellt den Rührer zur Phasentrennung ab. Die untere alkalisch-wässrige Phase wird abgetrennt und entsorgt. Die organische Oberphase wird zweimal bei 50–60°C mit jeweils 200 ml Wasser ausgerührt (Entfernung der restlichen Salze und von überschüssiger Kalilauge). Das Waschwasser wird ebenfalls entsorgt. Die gewaschene toluolische Lösung der cis-trans-Tramadolbase (mit 6–8% Cyclohexen-amin-Derivaten) wird zuerst unter Normaldruck azeotrop wasserfrei destilliert. Anschließend wird das restliche Lösungsmittel im Vakuum abdestilliert. Der Rückstand wird in der 2,5-fachen Menge Aceton gelöst. In diese Lösung leitet man unter Kühlung (bei max. 20°C) trockenen Chlorwasserstoff ein bis zum pH-Wert 3,5–4,5. Man lässt 30 Minuten nachrühren, kontrolliert den pH-Wert und filtriert anschließend das Kristallisat ab.
  • Das Kristallisat besteht aus einem Gemisch von 70–75% (RR,SS)-TRAMADOL-HCl und 25–30% (RS,SR)-TRAMADOL-HCl (das 1,6-Cyclohexen-amin-HCl ist nur in äußerst geringer Menge vorhanden, dieses Nebenprodukt ist nach der abschließenden Umkristallisation von (RR,SS)-TRAMADOL-HCl nicht mehr nachweisbar).
    Ausbeute: 750–810 g cis-trans-TRAMADOL-HCl, das sind 83–90% der Theorie.
    (Aufarbeitung der Mutterlauge siehe unten)
  • In bekannter Weise isoliert man aus diesem Isomerengemisch das (RR,SS)-Isomere mit einem Reinheitsgrad von 95–97,5 (neben 2,5–5% (RR,SS)-Isomerem). Das unumgesetzte (RS,SR)-Isomere wird nach diesem Trennungsprozess wieder mit einem Gehalt von 90–95% als Salz ausgefällt und isoliert (mit 5–10% (RR,SS)-Anteil), so dass das trans-Isomere wieder in einer Qualität anfällt, die für den beschriebenen Isomerisierungsprozess geeignet ist. D. h. die im ersten Prozess nicht umgewandelten 25–30% an (RS,SR)-Isomerem werden in auf konzentrierter Form erneut in das Isomerisierungsverfahren eingesetzt. Daraus folgt, dass das (RS,SR)-Isomere immer in angereicherter Form in diesen Kreislauf zurückgeführt wird.
  • Das 95–97,5%ige (RR,SS)-Isomere (mit 2,5–5% (RS,SR)-Isomerem) ergibt nach einer zweimaligen Umlösung bzw. Umkristallisation 100%ig reines (RR,SS)-TRAMADOL-HCl. Das aus den Umkristallisationsmutterlaugen zurückgewonnene cis-trans-Isomerengemisch geht in den Kreislauf des Trenn- und Isomerisierungsprozesses zurück.
    Ausbeute: 440–510 g reines (RR,SS)-TRAMADOL-HCl
  • Durch den wiederholten Einsatz des zurückgewonnenen (RS,SR)-Isomeren erhält man letzten Endes aus den anfänglich eingesetzten 920 g trans-TRAMADOL-oxalat ca. 750–810 g (RR,SS)-TRAMADOL-HCl.
  • Die acetonische Fällungsmutterlauge des Isomerisierungsverfahrens kann durch Destillation auf 25–30% des ursprünglichen Volumens eingeengt und zur Kristallisation gebracht werden. Man erhält weitere 50 g cis-trans-TRAMADOL-HCl mit ca. 2–5% 1,6-Cyclohexen-amin-HCl. Aus diesem Mutterlaugenprodukt kann man das 1,6- Cyclohexen-Derivat aufgrund der sehr guten Löslichkeit mit Aceton entfernen. Die eingeengte Fällungsmutterlauge enthält hauptsächlich die Cyclohexen-Derivate. Diese Mutterlauge wird entsorgt.
  • Beispiel 2
  • Nach Beispiel 1 werden in einem Reaktor 3160 ml Wasser vorgelegt. Unter Rühren werden 928,4 g (3,1 mol) cis-trans-TRAMADOL-HCl-Isomerengemisch eingetragen, das aus 60% (RS,SR)-Isomerem und 40% (RR,SS)-Isomerem besteht. Die Mischung wird auf 85–90°C angeheizt, vorzugsweise auf 87–90°C. Diese Temperatur wird während der gesamten Reaktionszeit gehalten. Die klare Lösung wird durch langsamen Zulauf von konzentrierter Salzsäure auf ca. pH 1,7–1,9 eingestellt.
  • Es wird nach Beispiel 1 weiter verfahren.
  • Wenn der (RS,SR)-Gehalt auf ca. 25–30% abgenommen hat und der (RR,SS)-Gehalt entsprechend angestiegen ist, wird die Isomerisierungsreaktion abgebrochen, indem man die Reaktionsmischung wie in Beispiel 1 beschrieben ankühlt und den pH-Wert durch Zugabe von Lauge in Richtung neutral stellt. Anschließend wird wie in Beispiel 1 aufgearbeitet. Der nach der Extraktion und der folgenden Vakuumdestillation zurückbleibende Rückstand wird gewogen und in der 2,5-fachen Menge Aceton gelöst.
  • In die acetonische Lösung der cis-trans-TRAMADOL-Basemischung leitet man unter Kühlung trockenen Chlorwasserstoff ein. Die weitere Aufarbeitung erfolgt wie üblich.
    Ausbeute: 835 g cis-trans-TRAMADOL-HCl, das sind 90% der Theorie.
    Gehalt ca. 75% (RR,SS)-Isomeres und ca. 25% (RS,SR)-Isomeres sowie ca. 0,1–0,2% Cyclohexen-Derivate.
  • In bekannter Weise erhält man aus diesem cis-trans-isomeren Hydrochlorid-Gemisch 500–550 g reines (RR,SS)-TRAMADOL-HCl.
  • Nach der Isomerentrennung und der Reinigung des ca. 97%igen (RR,SS)-Isomeren durch zweifache Umlösung bzw. Umkristallisation verbleiben in den betreffenden Mutterlaugen 285–335 g cis-trans-TRAMADOL-HCl, die ca. 208–209 g (RS,SR)=trans-TRAMADOL-HCl enthalten. Daraus folgt, das dieses Isomerengemisch erneut in den Isomerisierungsprozess eingesetzt werden kann.
  • Beispiel 3
  • Nach Beispiel 2 werden 928,4 g (3,1 mol) cis-trans-TRAMADOL-HCl, das zu 80% aus dem trans-Isomeren und zu 20% aus dem cis-Isomeren besteht, in 3160 ml Wasser eingetragen. Unter Rühren wird diese Mischung auf ca. 85–90°C angewärmt. Durch Zugabe von Oxalsäure (oder Schwefelsäure, oder konzentrierter Bromwasserstoffsäure, oder Trifluoressigsäure, oder p-Toluolsulfonsäure, oder Trichloressigsäure) wird der pH-Wert auf 1,7–2 eingestellt.
  • Wenn der (RS,SR)-Gehalt auf ca. 25–30% abgenommen hat, wird die Isomerisierungsreaktion abgebrochen. Man verfährt weiter wie in den Beispielen 1 und 2 beschrieben. Wenn Oxalsäure in der Isomerisierungsreaktion verwendet wird, empfiehlt es sich, die cis-trans-Basen mit Kalilauge freizusetzen (wegen der besseren Löslichkeit von Kalium-oxalat).
    Ausbeute: 780–835 g cis-trans-TRAMADOL-HCl, das sind 84–90% der Theorie.
  • In bekannter Weise erhält man aus diesem cis-trans-TRAMADOL-HCl ungefähr 500–550 g reines (RR,SS)-TRAMADOL-HCl (1).
  • Das Mutterlaugenprodukt aus der Isomerentrennung und Reinigung geht im Kreislauf in den Isomerisierungsprozess zurück.
  • Die Cyclohexen-Derivate, die als Nebenprodukte entstehen, werden über die eingeengte Mutterlauge aufgrund ihrer hervorragenden Löslichkeit aus dem Prozess entfernt (6–10% Verlust in bezug auf die eingesetzte Menge).
  • Beispiel 4
  • Nach Beispiel 2 werden 937 g (1,5 mol) cis-trans-TRAMADOL-sulfat, das zu 75% aus dem (RS,SR)-Isomeren und zu 25% aus dem (RR,SS)-Isomeren besteht, in 3160 ml Wasser eingetragen. Unter Rühren wird diese Mischung auf 88–90°C erwärmt. Mit konzentrierter Salzsäure wird der pH-Wert 1,7–1,9 eingestellt.
  • Wenn der (RS,SR)-Gehalt auf 25–30% abgenommen hat, wird die Isomerisierungsreaktion abgebrochen. Man verfährt weiter wie in den Beispielen 1 bis 3 beschrieben.
  • Das nach der Vakuumdestillation vorliegende Gemisch der cis-trans-isomeren TRAMADOL-Basen (mit mindestens 70% cis-Isomerem = (RR,SS)-Form) wird in der 2,5-fachen Menge Aceton gelöst. Unter Kühlung leitet man in diese Lösung trockenen Chlorwasserstoff ein. Das auskristallisierte Gemisch der cis-trans-TRAMADOL-Hydrochloride wird wie üblich isoliert.
    Ausbeute: 780–830 g cis-trans-TRAMADOL-HCl, das sind 86–92% der Theorie.
    Gehalt an (RR,SS)-Isomerem: mindestens 70%.
    Aus diesem Isomerengemisch gewinnt man 500–550 g reines (RR,SS)-TRAMADOL-HCl.
  • Die Aufarbeitung der Mutterlaugen erfolgt nach dem gleichen Prinzip (siehe Beispiele 1 bis 3).

Claims (8)

  1. Verfahren zur Isomerisierung von wasserlöslichen Salzen der (RS,SR)-TRAMADOL-Base in die Salze der gewünschten (RR,SS)-TRAMADOL-Base, dadurch gekennzeichnet, dass man die Isomerisierung in wässriger Lösung in der Wärme säurekatalysiert mit Wasser als nucleophilem Reaktionspartner durchführt.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man die Isomerisierung der (RS,SR)-Form zur isomeren (RR,SS)-Form im sauren pH-Bereich, vorzugsweise bei pH 1,7–1,9 durchführt.
  3. Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass man die Isomerisierung in der Wärme, vorzugsweise bei 85–90°C durchführt.
  4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man als Säuren alle starken anorganischen und organischen Säuren einsetzt, mit denen man den pH-Bereich nach Anspruch 2 einstellen kann und die wasserlösliche Salze der TRAMADOL-Base bilden.
  5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass man als Säuren vorzugsweise konzentrierte Salzsäure und/oder Oxalsäure verwendet werden.
  6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Konzentration der zu isomerisierenden (RS,SR)-Salzlösung so gewählt wird, dass bei 75–90°C eine klare wässrige Lösung vorliegt.
  7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass man sowohl reines (RS,SR)-Isomeres als auch Gemische aus (RS,SR)- und (RR,SS)-Isomerem in das Isomerisierungsverfahren einsetzt.
  8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass man die Reaktion an einer geeigneten Stelle abbricht, indem man die Reaktionsmischung auf Raumtemperatur abkühlt und die Wasserstoffionenkonzentration in der Mischung durch Zugabe einer Base erniedrigt.
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* Cited by examiner, † Cited by third party
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