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Die Erfindung betrifft ein Hörgerät.
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Hörgeräte dienen dazu, Schallinformationen insbesondere aus der Umgebung aufzunehmen, aufzubereiten und verstärkt wiederzugeben. Solche Hörgeräte ermöglichen Menschen mit Hörschäden, eine mangelnde Hörfähigkeit weitestgehend oder vollständig auszugleichen.
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Aus der Praxis sind zum einen sogenannte Im-Ohr Hörgeräte und zum anderen sogenannte Hinter-dem-Ohr Hörgeräte bekannt.
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Im-Ohr Hörgeräte werden vollständig in der Ohrmuschel getragen und sind daher sehr klein. Daher können Im-Ohr Hörgeräte auch nur mit kleinen Batterien ausgestattet werden, was einen häufigen Batteriewechsel zur Folge hat. Ferner können nur Verstärker mit relativ geringer Leistung eingesetzt werden, so daß sich diese Hörgeräte nur für leichte bis mittlere Hörverluste eignen.
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Hinter-dem-Ohr Hörgeräte, auf welche sich die vorliegende Erfindung insbesondere bezieht, weisen ein hinter dem Ohr zu tragendes Gehäuse, ein Halteelement und ein Ohrstück auf. Mit dem Halteelement wird das Gehäuse gehalten. Mit dem Ohrstück erfolgt die Schalleinkopplung in den äußeren Gehörgang des Hörgeräteträgers.
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Da das Gehäuse von Hinter-dem-Ohr Hörgeräten nicht wie Im-Ohr Hörgeräte im Gehörgang selbst, sondern hinter dem Ohr getragen wird, können größere Batterien und leistungsfähigere Verstärker eingesetzt werden. Allerdings können Hinter-dem-Ohr Hörgeräte nicht vollständig durch das Ohr versteckt werden, denn zumindest das Halteelement und das Gehäuse sind außerhalb des Ohres angeordnet und sind daher von Dritten leicht zu erkennen.
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Bei aus der Praxis bekannten Hinter-dem-Ohr Hörgeräten wird das Gehäuse größtenteils durch ein fest im äußeren Gehörgang sitzendes Ohrstück, eine sogenannte Otoplastik, gehalten. Der Druck ist bei den bekannten Hinter-dem-Ohr Hörgeräten erforderlich, um zu verhindern, dass die Otoplastik aufgrund der Gewichtskraft oder anderer auf das Gehäuse einwirkender Kräfte sich aus dem Gehörgang Rist und das Hörgerät nicht mehr gehalten wird. Hinter-dem-Ohr Hörgeräteträger empfinden den von der Otoplastik ausgeübten Druck oft als unangenehm.
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Aus der
US 2005/0078843 A1 ist ein Hörgerät bekannt, bei dem ein Versteifungsdraht in einem Zwischenverbindungselement verwendet wird. Der Versteifungsdraht kann aus Metall, einer Legierung aus Gedächtnismetallen oder aus rostfreiem Stahl bestehen.
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Die
JP 10023599 A beschreibt ein Hörgerät, bei dem in einem Hängekörper, der aus Kunststoff besteht und den Hörgerätekörper mit dem Ohrstöpsel verbindet, ein oder mehrere Drähte kleinen Durchmessers vorgesehen sind. Dieser mindestens eine Draht kann zur Bereitstellung einer Superelastizität aus einer Nickel-Titan-Legierung bestehen.
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Hörgeräte mit einem Gehäuse zur Aufnahme elektronischer Baugruppen, mit einem Haltelement zum Halten des Gehäuses an einem Ohr und mit einem Ohrstück zur Schalleinkopplung in einen äußeren Gehörgang sind aus der
DE 44 26 967 A1 ,
DE 20 2004 011 890 U1 und der
DE 88 16 266 U1 bekannt. Aus der
DE 298 01 567 U1 ist ein HDO-Hörgerät bekannt, bei dem ein flexibler Tragbügel Klinkenstecker aufweist, mit denen ein hinter dem Ohr tragbares Gehäuse und ein Ohrpassstück lösbar verbunden werden.
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Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, Hinter-dem-Ohr Hörgeräte hinsichtlich ihres Tragekomforts zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Hörgerät mit den Merkmalen von Patentanspruch 1.
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Zur Lösung der Aufgabe ist bei einem Hörgerät mit einem Gehäuse zur Aufnahme elektronischer Baugruppen, mit einem Halteelement zum Halten des Gehäuses an einem Ohr und mit einem Ohrstück zur Schalleinkopplung in einen äußeren Gehörgang vorgesehen, dass das Halteelement aus Nitinol gefertigt ist. Dies ermöglicht es, Halteelemente auf die komplexe Geometrie individueller Ohrenformen abzustimmen und die zum Halten des Gehäuses erforderliche Haltekraft durch dieses Halteelement aufzunehmen, so dass es nicht mehr auf einen festen Sitz einer Otoplastik ankommt. Aufgrund seiner federelastischen Eigenschaft ist das Halteelement ferner flexibel genug, um ein komfortables Auf- und Absetzen des Hörgerätes zu ermöglichen. Dazu kann das Halteelement vor dem Aufsetzen durch Auseinanderdrücken aufgeweitet werden, ohne daß zu befürchten ist, daß das Halteelement auseinanderbricht. Wird das Halteelement nach dem Aufsetzen losgelassen, nimmt es seine vorgegebene Form wieder an, und umschließt einen Teilbereich des Ohres und hält so sicher das Hörgerät.
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Im erfindungsgemäßen Hörgerät ist in dem Halteelement ein Kanal ausgebildet. Dadurch wird eine sichere Verbindung zwischen dem Gehäuse und dem Ohrstück hergestellt, so daß das Halteelement neben seiner Haltefunktion auch andere Funktionen erfüllen kann, welche anhand der nachfolgenden Unteransprüche beschrieben werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Kanal als Schallkanal zur Schallausbreitung vom Gehäuse zum Hörstück ausgebildet und in dem Gehäuse ein Lautsprecher angeordnet. Ein solcher Schallkanal weist, insbesondere in Bereichen, in denen er aus metallischen Stoffen gefertigt ist, sehr gute Schallübertragungseigenschaften auf. Das Ohrstück kann in diesem Fall sehr klein sein, was ein unauffälliges und dezentes Design des Ohrstückes ermöglicht.
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Die Schallübertragungseigenschaften eines erfindungsgemäßen Hörgerätes mit Schallkanal im Halteelement sind bei kreisförmigen Querschnitten des Schallkanals mit einem Durchmesser von weniger als 1,5 mm besonders gut. Dies hat ferner den Vorteil, daß das Halteelement sehr dünn gestaltet sein kann, wodurch das Halteelement während des Tragens eng am Ohr anliegen kann und kaum sichtbar ist.
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Ferner ergibt sich eine für den Hörgeräteträger angenehme Haptik, da das dünne Halteelement nur auf dem Ohransatz entlanggeführt ist und den Ohransatz dabei nicht etwa aufgrund eines großen Durchmessers zusätzlich nach außen drückt.
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In einer anderen Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgerätes ist im Ohrstück ein Lautsprecher angeordnet und der Kanal als Kabelkanal ausgebildet. Der Kabelkanal dient in dieser Ausführungsform der Führung von Lautsprecherkabeln von einem im Gehäuse angeordneten Verstärker zum Lautsprecher. Da der Schall erst im Ohrstück aus dem Lautsprecher austritt, treten Schallübertragungsverluste im Halteelement bei dieser Ausführungsform praktisch nicht auf.
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Wenn der Kanal als Kabelkanal ausgestaltet ist und der Querschnitt des Kabelkanals im wesentlichen kreisförmig ist, kann der Kabelkanal ein Durchmesser von weniger als 1 mm aufweisen. In diesem Fall kann das Halteelement insgesamt noch dünner als ein Halteelement mit Schallkanal ausgebildet werden, wodurch sich Optik und Haptik weiter verbessern.
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In einer weiter bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Hörgerätes sind die Lautsprecherkabel gehäuseseitig mit der Ausgangsseite des Verstärkers lösbar verbunden. Wenn ferner die Lautsprecherkabel ohrstückseitig mit der Eingangsseite des Lautsprechers lösbar verbunden sind, ist es zum Auswechseln defekter Lautsprecherkabel lediglich erforderlich, Ohrstück und Gehäuse zu öffnen und die jeweilige Verbindung zu lösen. Defekte Lautsprecherkabel können dann ohne großen Aufwand ersetzt werden.
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Weitere Vorteile ergeben sich, wenn das Halteelement gehäuseseitig lösbar mit dem Gehäuse verbunden ist und wenn das Halteelement ohrstückseitig lösbar mit dem Ohrstück verbunden ist. Dann kann nämlich auch das Halteelement selbst ohne großen Aufwand ausgewechselt werden. Dabei ist es vorteilhaft, wenn Halteelemente nach Art eines Baukastenprinzips mit einer Vielzahl von Ohrstücken und Gehäusen kombinierbar sind, so daß individuell angepaßte Kombinationen aus Gehäuse, Halteelement und Ohrstück zusammengestellt werden können, ohne daß dazu zusätzliche Fertigungsschritte notwendig sind.
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Dann genügt es bereits, wenn beim Fachhändler ein gewisses Grundsortiment von Gehäusen, Halteelementen und Ohrstücken vorhanden ist, um auch für Neukunden sofort ein passendes Hörgerät zusammenstellen zu können. Somit kann nicht nur unmittelbar auf Kundenanfragen reagiert werden, sondern darüber hinaus werden die Herstellungskosten für Hörgeräte dadurch auch reduziert. Individuelle Anfertigungen sind nicht mehr zwingend erforderlich.
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In einer weiter bevorzugten Ausführungsform ist das Ohrstück als Otoplastik ausgebildet. Otoplastiken, welche – wie vorstehend beschrieben – nicht mehr zwingend erforderlich sind – können auch mit erfindungsgemäßen Hörgeräten kombiniert werden. Bereits erstellte Otoplastiken können also ggf. mit erfindungsgemäßen Hörgeräten kombiniert werden. Ferner können auch neue Otoplastiken erstellt werden, beispielsweise, wenn ein Kunde sämtlich Standard-Ohrstücke in Einzelfällen als unangenehm empfinden sollte oder wenn das altbekannte Tragegefühl im Ohr erhalten bleiben soll.
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Halteelemente erfindungsgemäßer Hörgeräte sind besonders robust und komfortabel, da sie aus Nitinol gefertigt sind. Nitinol ist ein Formgedächtnis-Werkstoff und bietet gegenüber herkömmlichen Metall den Vorteil, daß eine vorgegebene Form des Halteelements auch nach einer etwaigen Deformation ohne großen Aufwand wiederhergestellt werden kann.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen sowie aus der Beschreibung im Zusammenhang mit den Zeichnungen.
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Es zeigen:
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1 eine erste bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgerätes in einer schematischen Darstellung,
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2 eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Gerätes in 1 mit demontiertem Halteelement in einer schematischen Darstellung sowie
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3 eine zweite bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgerätes in einer schematischen Darstellung.
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1 zeigt ein erfindungsgemäßes Hörgerät 100 mit einem Gehäuse 102 und einem Ohrstück 104, wobei das Gehäuse 102 und das Ohrstück 104 über ein bogenförmiges Halteelement 106 miteinander verbunden sind. In dem Gehäuse 102 ist ein Batteriefach 108 mit integrierter Programmierbuchse angeordnet. Ferner sind in dem Gehäuse 102 ein drehbarer Lautstärkerregler 110, eine CPU 112, ein erstes Mikrophon 114, ein zweites Mikrophon 116 sowie ein Lautsprecher 118 angeordnet.
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Das Gehäuse 102 weist zwei Gehäusehälften auf, welche mittels einer Verschraubung 120 verbunden sind. Das Gehäuse 102 dient ferner der Aufnahme eines Programmwählschalters 122, mittels welchem verschiedene Profile wie, z. B. „laute Umgebung im Freien”, „windige Umgebung im Freien” oder „ruhige Umgebung” etc. ausgewählt werden können.
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Der Lautstärkeregler 110 und der Programmwählschalter 122 sind so an dem Gehäuse angeordnet, daß sie teilweise aus dem Gehäuse hervorstehen. Das Hervorstehen des Lautstärkerreglers 110 und des Programmwählschalters 122 erleichtert es einem Hörgerätbenutzer, den Lautstärkerregler 110 bzw. den Programmwählschalter 122 beim Tragen des Höhrgerätes zu ertasten und ermöglicht somit ein komfortables Einstellen der Lautstärke bzw. die Auswahl eines Programms.
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Das erste Mikrophon 114 und das zweite Mikrophon 116 empfangen Schallsignale und leiten diese an die CPU 112 weiter. Die CPU 112 bereitet die Schallsignale entsprechend dem am Programmwählschalter 122 eingestellten Programm auf. Beispielsweise werden bei gewähltem Programm „windige Umgebung im Freien” ungewünschte Windgeräusche herausgefiltert. Von der CPU 112 aufbereitete Schallsignale werden über einen Verstärker (nicht gezeigt) an einen Lautsprecher 118 weitergeleitet. Vom Lautsprecher 118, welcher auch Hörer genannt wird, werden die Schallsignale in einen im Halteelement 106 ausgebildeten Schallkanal 123 ausgegeben.
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Durch den im Halteelement 106 vorgesehenen Schallkanal 123 gelangt das Schallsignal in das Ohrstück 104, welches im Gebrauch in dem Ohr eines Hörgerätträgers angeordnet ist.
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Der Lautsprecher 118 und das Halteelement 106 sind über eine Steckverbindung lösbar miteinander verbunden. Das Halteelement 106 ist ferner ebenfalls über eine Steckverbindung lösbar mit dem Ohrstück 104 verbunden. Dies ermöglicht es, das Halteelement 106 ohne großen Aufwand zu ersetzen, so daß je nach Ohrform eines Hörgerätträgers ein passendes Halteelement ausgewählt werden kann. Dies hat ferner den Vorteil, daß der Fachhändler ein Grundsortiment von Halteelementen mit nur einem Gehäuse und einem Ohrstück zu eine Vielzahl von Hörgeräten kombinieren kann.
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2 zeigt das in 1 dargestellte Hörgerät 100 mit demontiertem Halteelement. Das Gehäuse 102, der Haltebügel 106 und das Ohrstück 104 können je nach Bedarf ausgetauscht und in kurzer Zeit wieder zusammengesteckt werden. Die Steckverbindungen sind vorzugsweise als Klemm-, Rast- oder Bajonettverbindungen ausgebildet. Es ist auch möglich, Schraubverbindungen zwischen dem Gehäuse 102, und dem Haltebügel 106 und/oder dem Haltebügel 106 und dem Ohrstück 104 vorzusehen.
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3 zeigt ein erfindungsgemäßes Hörgerät 200 gemäß einer zweiten bevorzugten Ausführungsform. Elemente, welche mit Elementen des Hörgerätes 100 der ersten Ausführungsform korrespondieren, sind gegenüber diesen mit um 100 erhöhten Bezugszeichen versehen. Auf die entsprechende Beschreibung wird hiermit verwiesen.
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Das Hörgerät 200 gemäß der zweiten Ausführungsform weist – wie die erste Ausführungsform – ein Gehäuse 202 sowie ein Ohrstück 204 auf, welche über einen Haltebügel 206 lösbar mit einander verbunden sind. Das Gehäuse 202 dient der Aufnahme eines Batteriefachs 208 mit integrierter Programmierbuchse, eines Lautstärkereglers 210, einer CPU 212, eines ersten Mikrophons 214, eines zweiten Mikrophons 216 sowie eines Programmwählschalters 222. Auch das Gehäuse 202 der zweiten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgerätes weist zwei Gehäusehälften auf, welche mittels einer Verschraubung 220 verbunden sind.
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Im Gegensatz zur ersten Ausführungsform ist bei der zweiten Ausführungsform der Lautsprecher 218 nicht im Gehäuse 202 sondern in dem Ohrstück 204 angeordnet. Um aufbereitete Schallsignale von der CPU 212 zum Lautsprecher 218 zu leiten, steht die CPU 212 über ein Lautsprecherkabel 224 mit dem im Ohrstück 204 angeordneten Lautsprecher 218 in Verbindung. Dazu ist der Haltebügel 206 als Kabelkanal ausgebildet, welcher einen Durchmesser von etwa 1 mm aufweist. Auch bei einer zweiten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Hörgerätes 200 ist der Haltebügel 206 lösbar mit dem Gehäuse 202 sowie mit dem Ohrstück 204 verbunden. Der Haltebügel kann daher – wie bereits im Zusammenhang mit der ersten Ausführungsform beschrieben – ebenso leicht ausgetauscht werden. Bei der zweiten Ausführungsform muß jedoch darauf geachtet werden, daß das Lautsprecherkabel vor dem Austauschendes Halteelementes 206 von der CPU 212 bzw. vom Lautsprecher 218 abgeklemmt wird.