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Die
Erfindung betrifft eine supraleitende Füllstandsmesseinrichtung für Flüssigwasserstoff,
welche in den verschiedenen Anwendungsfällen der Lagerung, Erzeugung
und dem Verbrauch von Flüssigwasserstoff
einsetzbar ist.
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Zur
Füllstandsmessung
von kryogenen Flüssigkeiten
in Behältern
sind ganz allgemein diverse Verfahren und Vorrichtungen konzeptionell
verschiedenster Art im Stand der Technik bekannt.
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Aus
der
DE 102 58 235
A1 ist eine Füllstandsmesseinrichtung
für einen
Flüssiggasfahrzeugtank,
insbesondere einen Flüssigwasserstoff-Fahrzeugtank
bekannt, welche über
einen an der Aufhängung
des Innentanks angeordneten Dehnungsmessstreifen und einen außerhalb
des Fahrzeugtanks angeordneten und über eine Leitung mit dem Fahrzeugtank
verbundenen Drucksensor verfügt,
wobei der Dehnungsmessstreifen und der Drucksensor über jeweils
eine Leitung mit einem Bordcomputer verbunden sind. Danach kann
indirekt über
das ermittelte Gesamtgewicht des Innentanks und den zugehörigen Druck
rechnerisch auf den Füllstand
zurückgeschlossen
werden. Hierzu ist eine geeignete Software und eine Kalibrierung
des Systems erforderlich.
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Dieser
Methode haftet weiter der Nachteil an, dass die Nebeneffekte insbesondere
auf die Gewichtsmessung so groß sind,
dass eine verlässliche Bestimmung
des Füllstandes
nicht möglich
ist. Die entstehenden Ungenauigkeiten beispielsweise durch die sich
ständig ändernde
Beschleunigung beim Fahren führen
zu Störgrößen, die
eine zuverlässige
Bestimmung des Füllstandes
unmöglich
machen.
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Weiterhin
sind im Stand der Technik die Anwendung von Sonden auf der Basis
diskreter Sensoren bekannt, bei welchen für die einzelnen Sensoren das
Vorliegen gasförmiger
bzw. flüssiger
Phase festgestellt werden kann. Inhärenter Nachteil ist hier die Beschränkung auf
diskrete Messpunkte, d.h. die Füllstandshöhe ist zwangsläufig nicht
kontinuierlich mitzuverfolgen. Aus der i.a. großen Zahl von benötigten Einzelsensoren
resultieren ein hoher Aufwand und eine komplexe Ansteuerung erforderlich,
so dass diese Methode nur in wenigen Fällen vorteilhaft anzuwenden
ist.
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Derzeit
verbreitet und technisch umgesetzt ist das Prinzip der kapazitiven
Niveausonde. Nachteilig hier sind die erhebliche Baugröße und das
grosse Gewicht der Sonden, weiterhin die hohen Anforderungen an
Fertigungstoleranzen und Maßhaltigkeit bei
der Herstellung und dem späteren
Betrieb. Es muss mit relativ geringen Signalpegeln im pF-Bereich
gearbeitet werden, wodurch das Verfahren apparativ aufwändig und
störanfällig wird.
Weiterhin kann der eigentlich zu ermittelnde Füllstand nur indirekt aus gemessener
Kapazität
und anderen Parametern wie Druck und Temperatur errechnet werden, es
gibt zahlreiche Störeinflüsse, welche
die Auswertung aufwändig
und ungenau machen. Bei der derzeitigen Verwendung dieser Methode
im Fahrzeugbereich sind die genannten Schwierigkeiten eine erheblicher
Einschränkung.
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Aus
dem Stand der Technik sind Füllstandsmesseinrichtungen
für andere
kryogene Flüssigkeiten,
insbesondere für
flüssiges
Helium bekannt, welche auf dem Einsatz eines supraleitenden Materials basieren.
Ausgenutzt wird hier der unterschiedliche Wärmeübergang in der Gasphase einerseits
und der Flüssigphase
andererseits. Das supraleitende Material wird hier i.a. in Form
einer langgestreckten Leiterbahn in im Wesentlichen vertikaler Ausrichtung
ausgeführt.
Die Sprungtemperatur muss dabei geringfügig oberhalb der jeweiligen
Siedetemperatur des zu messenden kryogenen Fluids liegen. Die Methode beruht
darauf, dass durch gezielte Wärmezufuhr
das supraleitende Material in der Gasphase oberhalb der Sprungtemperatur,
d.h. im normalleitenden Zustand gehalten wird. Der in der Flüssigphase
befindliche Teil des Supraleiters verbleibt aufgrund der besseren Kühlung im
supraleitenden Zustand. Über
die Messung des elektrischen Widerstands kann auf die Lage des Flüssigkeitsniveaus
geschlossen werden. In
DE 26
15 407 und
US 3,943,767 sind
z.B. derartige supraleitende Füllstandssonden
beschrieben.
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Weiterhin
ist aus der WO 91/08449 ein Füllstandsdetektor
für kryogene
Flüssigkeiten
bekannt, bei welchem die Detektierung der Flüssigkeitsstandes unter Ausnutzung
des Supraleitungseffektes mit einem Supraleiter aus der Gruppe der
Hochtemperatursupraleiter erfolgt. Ein Supraleitungsfilm ist unter Zwischenlage
eines Substrates, z.B. eines Yttrium-stabilisierten ZrO2-Substrats, auf einem
Träger aufgebracht.
In einer Detektionsschaltung werden die elektrischen Widerstandsänderungen
im Supraleitungsmaterial durch eine Niederfrequenz-Sampling-Methode
erfasst und aufbereitet, wobei eine Impulsgetaktete Aufschaltung
eines Messstromes durch die supraleitende Schicht vorgenommen wird und
zwischen den Messtakten Eichtakte für die Messschaltung vorgesehen
sind.
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Allerdings
sind die bekannten Füllstandsmessvorrichtungen
dieses Prinzips nicht für
flüssigen Wasserstoff
einsetzbar. Dies liegt an den stofflichen Eigenschaften des flüssigen Wasserstoffs,
welche einen Einsatz dieser Methode bislang verhinderten.
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Es
ist Aufgabe der Erfindung, eine Füllstandsmesseinrichtung für flüssigen Wasserstoff
zur Verfügung
zu stellen, die eine einfache und zuverlässige Messung in einem Flüssigwasserstoff-Vorratstank
und insbesondere für
den Einsatz in Flüssigwasserstoff-Vorratstanks
für Kraftfahrzeuge
ermöglicht.
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Die
Aufgabe wird konzeptionsgemäß durch eine
supraleitende Füllstandsmesseinrichtung
für Flüssigwasserstoff
gelöst,
welche auf dem Einsatz von Magnesiumdiborid (MgB2)
als supraleitendem Material beruht. Dieses weist eine für die Verwendung
in Flüssigwasserstofftanks
günstige
Sprungtemperatur auf. Eine Ausgestaltung der Erfindung wird in 1 dargestellt
und nachfolgend beschrieben.
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Die
Aufgabe wird insbesondere durch eine Füllstandsmesseinrichtung für Flüssigwasserstoff
in Flüssigwasserstoffbehältern, insbesondere
Kraftfahrzeugtanks gelöst,
wobei in einem Tank 6 vertikal oder gegenüber der
Senkrechten geneigt ein Supraleiter 1 auf Basis von Magnesiumdiborid
MgB2 auf einem elektrisch leitenden Stabilisator 7 angeordnet
ist und dass am oberen Bereich des Supraleiters 1 eine steuerbare
Wärmequelle 2 angeordnet
ist, wobei der Supraleiter 1 und der Stabilisator 7 mittels
einer Vierleiter-Verdrahtung
mit einer Konstantstromquelle 3 sowie einer Spannungsmesseinrichtung 4 elektrisch kontaktiert
ist und dass die Füllstandsmessung
als Spannungsmessung ausgebildet ist.
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Der
Supraleiter 1 ist aus Magnesiumdiborid MgB2 als
Filamentdraht ausgebildet und der Stabilisator 7 zur mechanischen
Stabilisierung des Supraleiters 1 wird bevorzugt als Hülle ausgebildet,
wobei der Supraleiter 1 in der Hülle angeordnet ist.
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Alternativ
wird der Stabilisator 7 als Träger ausgebildet und der Supraleiter 1 aus
Magnesiumdiborid MgB2 ist zur mechanischen
Stabilisierung auf dem Träger
aufgebracht.
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Die
Hülle oder
der Träger
sind vorteilhaft aus reinem CrNi-Stahl ausgebildet.
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Die
Wärmequelle 2 ist
als resistive elektrische Heizung in der Form eines Konstantandrahtes oder
einer Heizfolie ausgebildet.
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Das
Verfahren zur Füllstandsmessung
in Flüssigwasserstoffbehältern mittels
einer Vorrichtung weist folgende Schritte auf:
A Einschwingphase
mit Erzeugen eines normalleitenden Bereichs des Supraleiters 1 der
innerhalb der Gasphase des Behälters 6 liegt
durch
A1 Aufheizen des Supraleiters 1 über seine
Sprungtemperatur mittels der Wärmequelle 2 sowie
A2
Erzeugen eines Stromflusses durch den Supraleiter 1 mittels
der Konstantstromquelle 3,
B Messphase nach Erreichen
eines konstanten Widerstandswertes Bestimmung der Position des Flüssigkeitsniveaus
durch
B1 Widerstandsmessung und
B2 Korrelation des Widerstandes
mit dem Flüssigkeitsniveau.
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Die
Widerstandsmessung erfolgt bevorzugt bei Stromstärken von 0,1 Ampere bis 1 Ampere
und Spannungen im Bereich von 0 Volt bis 20 Volt.
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Das
Verfahren wird weiterhin dadurch vorteilhaft ausgebildet, dass nachdem
der normalleitende Bereich des Supraleiters 1 die Phasengrenze
gasförmigflüssig in
der Messphase erreicht hat ein kontinuierlicher geringerer Messstrom
durch den Supraleiter 1 als in Verfahrensschritt A2 fließt.
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Alternativ
oder zusätzlich
wird die Wärmequelle 2 abgeschaltet.
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Das
Verfahren erfährt
eine vorteilhafte Ausgestaltung dadurch, dass nachdem der normalleitende
Bereich des Supraleiters 1 die Phasengrenze gasförmigflüssig in
der Messphase erreicht hat der Supraleiter 1 stromlos geschaltet
wird und intermittierend ale 102 Sekunden
bis 104 Sekunden eine neue Messung gestartet
und der Messwert aktualisiert wird.
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Eine
weitere Verbesserung des Verfahrens ergibt sich dadurch, dass
- a) das Ansteigen des elektrischen Widerstands über dem
Supraleiter 1 ab der Initialisierung des Messvorgangs von
einer Auswerteelektronik mitverfolgt wird, wobei während der
Propagationsphase ein rasches, relativ stetiges Anwachsen des elektrischen
Widerstandes zu registrieren ist und dass
- b) nach Feststellung eines annähernd konstanten Widerstandswertes über eine
Reihe von zeitlich aufeinander folgenden Messpunkten wegen des Erreichens
des Füllstands
- c) der Supraleiter 1 und die Wärmequelle 2 stromlos
geschaltet werden.
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Magnesiumdiborid
wird hierbei vorzugsweise als Filamentdraht ausgebildet, welcher
im Wesentlichen vertikal innerhalb des Flüssigwasserstofftanks angeordnet
ist. Der Bereich dieses Filamentdrahtes stellt die aktive Länge des
jeweiligen Sensors dar. Im oberen Bereich des MgB2
- – Filamentdrahtes,
welcher als Initialzone dient, wird eine zuschaltbare Wärmequelle
angeordnet (z.B. eine resistive elektrische Heizung). Zur Durchführung der
Messung wird ein geeigneter Strom durch den MgB2-Filamentdraht geleitet,
außerdem
wird die Initialheizung aktiviert. Das zunächst auch in der Gasphase noch
supraleitende Material wird zunächst
im Bereich der Initialheizung auf eine Temperatur oberhalb seiner Sprungtemperatur
erwärmt.
Es wird hiermit normalleitend, der Stromfluss bewirkt aufgrund des resistiven
Widerstands im jeweiligen Abschnitt des MgB2-Filamentdrahtes
eine weitere Erwärmung.
Diese resistive Wärmeentwicklung
im MgB2-Filamentdraht und die der Erwärmung entgegenwirkende
Kühlung
durch das umgebende Kaltgas bzw. die umgebende Flüssigkeit
müssen einander
angepasst sein. Bei entsprechenden Verhältnissen propagiert die normalleitende
Zone innerhalb der Gasphase entlang der Längsausdehnung des MgB2-Filamentdrahtes über den Bereich der Initialheizung
hinaus weiter, bis die Flüssigkeitsoberfläche erreicht
ist. Durch die hier intensivere Kühlung wird die weitere Ausbreitung der
normalleitenden Zone gestoppt. Der Übergang von normalleitendem
zu supraleitendem Zustand innerhalb des MgB2-Drahts kann sogar
bei nunmehr reduziertem elektrischem Strom im Bereich des Phasenübergangs
gasförmig/flüssig gehalten
werden.
- – Der
MgB2-Draht ist elektrisch über eine
sogenannte Vierleiter-Verdrahtung angeschlossen. An beiden Enden
des Drahtes sind je zwei konventionelle elektrische Leiter angeschlossen,
mit welchen die Kontaktierung mit der außerhalb des Tanks angeordneten
Stromversorgungs- und Auswerteeinheit bewerkstelligt ist. Über zwei
dieser Zuleitungen wird der gewünschte
elektrische Strom durch den MgB2-Draht geführt, während mittels
anderer Stromzuführungen
der Spannungsabfall und damit der elektrische Widerstand des MgB2-Drahts gemessen werden kann. Vorteil dieser
Schaltung ist im Wesentlichen, störende Einflüsse der Zuleitungen ausschalten
zu können. Nach
bevorzugter Ausgestaltung wird die oben erwähnte resistive Initialheizung
ebenfalls durch die genannten Zuleitungen versorgt, um die Notwendigkeit
weiterer Stromzuführungen
zu vermeiden.
- – MgB2 als reines Material ist verhältnismäßig spröd und aufgrund
dessen nicht zur Ausbildung eines hierfür geeigneten Filamentdrahts
geeignet. Bevorzugte wird daher die Verwendung eines Trägermaterials.
In Frage kommen Chromnickelstahl, Eisen oder andere Metalle und
Legierungen. Ein mögliche
Ausformung stellt das Ziehen eines Rohres aus Chromnickelstahl und/oder
Eisen mit einem Kern aus MgB2 dar, wie in
folgender Veröffentlichung
beschrieben: W. Goldacker, S. Schlachter et al., Development and
performance of thin steel reinforced MgB2 wires
..., Supercond. Sci. Technol. 17 (2004), S363–368. Der so aufgebaute MgB2-Draht
wird dabei vorzugsweise als dünner
Filamentdraht verwendet.
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Ein
Problem hierbei ist, dass diese sogenannte mechanisch und elektrische
Stabilisierung einen hier unerwünschten
Shunt-Widerstand darstellt. Im Gegensatz zu supraleitenden Sonden
für Flüssighelium,
bei denen z.B. mit reinen NbTi-Filamenten ohne weiter Stabilisierung
gearbeitet werden kann, verkomplizieren sich hierdurch Auswertung
um Messung. Im Bereich der flüssigen
Phase des Wasserstoffs, bei dem das MgB2 in
supraleitendem Zustand vorliegt, spielt dieser Shunt-Widerstand
keine Rolle. Im Bereich der Gasphase, in dem später das MgB2-Material
in normalleitendem Zustand vorliegen soll, muss der Einfluss dieses
zumeist zusätzlich leicht
temperaturabhängigen
Shuntwiderstands mit beachtet werden.
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Es
wurde gefunden, dass MgB2-Filamentdrähte wie
oben beschrieben trotz Vorliegen eines Shunt-Widerstands aufgrund
der Stabilisierung sich hervorragend zum Einsatz in den oben beschriebenen
supraleitenden Flüssigwasserstoff-Füllstandssonden
eignen. Vorteilhafterweise wird mit einer vergleichsweise dünnen Stabilisierung
gearbeitet, um den Anteil des Shunt-Widerstands relativ gering zu halten.
Aus Korrosions- und Herstellgründen
sowie in Anbetracht des Temperaturverlaufs des elektrischen Restwiderstands
bei tiefen Temperaturen wird vorteilhaft mit einer Stabilisierungshülle aus
reinem CrNi-Stahl gearbeitet.
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MgB2 als reines Material ist empfindlich gegen
Umgebungseinflüsse,
es ist hygroskopisch und degradiert z.B. an feuchter Umgebungsluft.
Ein weiterer Vorteil des Stabilisierungs-Mantels besteht darin,
dass das inliegende MgB2 sehr gut vor hierdurch bedingter
Degradation geschützt
ist. Zusätzlich
dient die Stabilisierung auch dem Schutz des MgB2-Materials
gegen thermische Schädigung
(Durchbrennen) bei Anliegen übergroßer Ströme.
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Das
Verfahren wie beschrieben stellt vergleichsweise geringe Ansprüche an qualität und Ausformung
des MgB2-Supraleiters. Beim Einsatz für Flüssigwasserstoff
im Bereich zwischen 1 und 7 bar absolut herrschen entsprechend des
Verlaufs der Dampfdruckkurve Temperaturen zwischen 20 K und 29 K.
Die berichteten Sprungtemperaturen von MgB2 liegen
bei 39 bis 40 K, bei Vorliegen von Verunreinigungen, Dotierstoffen
oder Störungen
oft auch einige Grade tiefer. Messwerte für die Sprungtemperatur in konfektionierten
MgB2-Filamentdrähten wie oben beschrieben liegen
im Bereich 32 bis 38K. Für
das hier beschriebene Messverfahren ist eine Sprungtemperatur knapp
oberhalb der LH2-Siedetemperatur günstig, um mit geringen Heizleistungen
und Wärmeeinträgen arbeiten
zu können.
Der Unterschied hinsichtlich der genannten Siedetemperaturen und
vorliegenden Sprungtemperaturen erweist sich als außerordentlich
günstig
für das
beabsichtigte Verfahren.
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Das
Verfahren ist nicht an eine bestimmte Ausformung des MgB2-Supraleiters gebunden. Beispielsweise könnte auch
mit anderen umgebenden Stabilisierungsmaterialien, mit einem MgB2-Film auf einem geeigneten Trägermaterial
oder mit einer MgB2-Schicht auf einem Metallkern
oder einem anderweitigen Träger,
oder auch mit massivem MgB2-Bulkmaterial
gearbeitet werden, sofern mechanische und chemische Stabilität hinreichend
gewährleistet
wären.
Zu beachten ist in jedem Falle das Verhältnis von wärmeabführender Oberfläche und
von normalleitendem Widerstand inkl. eventueller Shuntwiderstände.
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Nach
der Konzeption der Erfindung wird die Füllstandsmessung mit Hilfe eines
solchen MgB2-Filamentdrahtes geeigneten
Durchmessers und Stabilisierungsanteils (Gesamtdurchmesser größenordnungsmäßig 0,1
mm) aufgebaut. Dieser Draht wird mittels geeigneten Befestigung
in vertikaler Ausrichtung gehalten, etwa mittels einer mechanischen
Feder innerhalb eines Hüllrohrs
bis auf die elektrische Kontaktierung an beiden Enden berührungsfrei
gespannt gehalten. Der normalleitende Mantel sorgt hierbei für ausreichende
Festigkeit. Mit Einschalten des elektrischen Stromes und Aktivieren
der Initialheizung wird das Propagieren der normalleitenden Zone
gestartet, der zu messende Gesamtwiderstand über die gesamte MgB2-Filamentdrahtlänge steigt an, bis innerhalb
typischerweise 100 bis 102 sec.
die Flüssigkeitsoberfläche erreicht
wird. Sobald auf diese Weise ein konstanter Widerstandswert erreicht
ist, kann mittels einfacher Widerstandsmessung der normalleitende
Anteil des MgB2-Filaments und damit die Position
des Flüssigkeitsniveaus
bestimmt werden. Bei typischen Arbeitsstromstärken im Bereich 0.1 bis 1A
und Spannungen im Bereich 0 bis 20V kann der Restwiderstand über das
MgB2-Filament problemlos mit hinreichender
Genauigkeit bestimmt und mittels bekannter Materialparameter (spez.
elektr. Widerstand, Dimensionierung) oder nach Massgabe separater
Kalibriermessungen direkt in eine Füllstandshöhe umgerechnet werden.
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Im
Gegensatz zu anderen Methoden wie Wägung oder kapazitive Messungen
ist der genutzte physikalische Effekt hierbei direkt mit der gesuchten Position
der Phasengrenze gekoppelt, es ist kein indirektes, ggf. zusätzlich fehlerbehaftetes
Rückrechnen
auf den Flüssiganteil
erforderlich.
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Es
sind verschiedene Messmodi denkbar, welche über die elektrische Ansteuerung
eingestellt werden können:
Anlegen
eines konstanten Messtroms: nach Erreichen der Phasengrenze kann
zeitlich kontinuierlich der Messwert erfasst und daraus die Lage
des Flüssigniveaus
bestimmt werden. Wie gefunden wurde, folgt dabei der Übergang
zwischen supraleitender und normalleitender Zone sogar einer eventuell
veränderlichen
Füllstandshöhe. Ab-
oder Zunahme des Flüssigniveaus
im Bereich von einigen cm pro Sekunde können problemlos mitverfolgt
werden. Auch das Vorliegen von Wellenbewegungen bis zu Frequenzen
von einigen Hz oder „Schwappen" etwa innerhalb eines
Tanks lässt
sich mit der so aufgebauten Sonde detektieren.
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Mit
dem Messmodus und dem damit verbundenen Stromfluss ist ein geringfügiger Wärmeeintrag in
das tiefkalte System verbunden, der je nach Füllstand und Einstellparametern
ca. 1 bis 10 W beträgt. Will
man diesen verringern, kann
- a) nach Erreichen
des Flüssigniveaus
auf einen Beharrungszustand bei geringerem Stromfluss umgeschaltet
werden,
- b) im Beharrungszustand gegebenenfalls die elektrische Initialheizung
abgeschaltet werden, welche sonst für einen beträchtlichen
Anteil des Gesamtwärmeeintrags
verantwortlich ist,
- c) insbesondere bei langsam veränderlichem Füllstand
(z.B. PKW geparkt oder normaler Fahrbetrieb) nach erfolgter Messung
der Messwert gespeichert und die Sonde wieder stromlos geschaltet
werden, wobei in angemessenen Intervallen, beispielsweise alle 102 bis 104 Sekunden
würde eine
neue Messung gestartet und der Messwert aktualisiert. Dies entspricht
dem auch bei herkömmlichen
supraleitenden Sonden im Flüssigheliumbereich
standardmäßig praktizierten
Verfahren.
- d) Optimierung der Messdauer: Die Durchführung der jeweiligen Einzelmessungen
erfolgt nach dem Stand der Technik nach einem zeitgesteuerten Verfahren.
Vor Einleitung der Widerstandsmessung wird hierbei hinreichend lange
ein entsprechender Stromfluss angelegt, um sicher zu sein, dass
die normalleitende Zone vollständig
bis zum Flüssigniveau
propagiert ist. Die voreingestellte Zeitdauer muss sich hierbei
am ungünstigsten Fall
orientieren, wie geringster Füllstand
und geringste Propagationsgeschwindigkeit. Zur Verbesserung wird
hier folgendes Verfahren vorgeschlagen: das Ansteigen des elektrischen
Widerstands über
den MgB2-Filamentdraht wird ab Initialisierung
des Messvorgangs von der Auswerteelektronik mitverfolgt. Während der
Propagationsphase ist ein rasches, relativ stetiges Anwachsen des elektrischen
Widerstandes zu registrieren, welches nach Erreichen des jeweiligen
Füllstands sehr
schnell auf einen annähernd
konstanten Widerstandswert übergeht.
Es wird vorgeschlagen, durch eine geeignete Auswerteelektronik den
Verlauf des Widerstands mitzuverfolgen. Ändert sich der Widerstand nur
noch geringfügig,
etwa im Bereich einiger Prozent über
eine Reihe von zeitlich aufeinander folgenden Messpunkten, wird
dieser Messwert übernommen
und die Sonde wieder stromlos geschaltet. Auf diese Weise wird erreicht,
dass jede Einzelmessung, insbesondere bei hohen Füllständen, mit
einer wesentlich geringeren Wärmeentwicklung
verbunden ist.
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Wie
gefunden wurde, weist eine solchermaßen aufgebaute Flüssigwasserstoff-Füllstandssonde überdies
eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften auf:
- – hohe Auflösung und
Messgenauigkeit (typ. 0,1 ... 1 mm)
- – hohe
Reproduzierbarkeit (typ. 0,1 ... 1 mm)
- – kontinuierliche
(nicht-diskrete) Niveaubestimmung
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Auch
ergeben sich diverse Vorteile gerade für die Einsetzbarkeit als Füllstandsmesseinrichtung in
der Fahrzeuganwendung.
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Die Überlegenheit
gegenüber
den bisher zur Verfügung
stehenden Verfahren und Sondenaufbauten ergibt sich hinsichtlich
folgender Charakteristika:
- – keine bewegten Teile,
- – geringe
Sondenmasse, sehr kleine „Kalte
Masse",
- – geringe
Sondenbaugrösse,
- – geringer
Materialeinsatz bei gleichzeitig geringen Materialpreisen,
- – geringer
Aufwand bei der Signalaufbereitung,
- – elekrische
Ströme
und Spannungen in gut handhabbarem Bereich (Größenordnungen 0,1A, 1 bis 10V,
d.h. relativ unempfindlich gegen Rauschen und Störgrößen, anspruchslose Ansteuerschaltungen)
- – direkte
Messung der interessierenden Größe (hier
Höhe Phasengrenze
flüssiggasförmig)
- – moderater
Wärmeeintrag
in den tiefkalten Bereich, je nach Einsatzfall über weite Bereiche variierbar
- – extrem
hohe Genauigkeit und Reproduzierbarkeit.
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- 1
- Supraleiter
- 2
- steuerbare
Wärmequelle,
resistive Initialheizung
- 3
- Konstantstromquelle
- 4
- Spannungsmessung
- 5
- elektrische
Anschlüsse
- 6
- Tank
- 7
- Stabilisator