-
Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Verminderung
der Folgen eines Auffahrunfalls eines Fahrzeugs auf ein Hindernis nach
dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 bzw. des Patentanspruches
13.
-
Eine
derartige Vorrichtung ist aus der
DE 102 58 617 A1 bekannt. Dort wird in Abhängigkeit
vom Abstand zwischen dem Fahrzeug und einem Hindernis und der verbleibenden
Zeitdauer bis zum Aufprall des Fahrzeugs auf das Hindernis zunächst eine
optische und/oder akustische Fahrerwarnung und gegebenenfalls eine
weitere, haptische Fahrerwarnung ausgelöst bevor ein Notbremsvorgang
zur Vermeidung des Auffahrens auf das Hindernis bzw. zur Verminderung
der Unfallfolgen ausgelöst
wird. Die beim Notbremsvorgang erreichbare Verzögerung kann entweder im Bereich
zwischen 5 m/s
2 und 7 m/s
2 fest vorgegeben
oder anhand von Größen wie
Fahrzeugmasse, Belag, Reibwert, Fahrbahnbeschaffenheit, etc. bestimmt
werden.
-
Ausgehend
vom gattungsbildenden Stand der Technik ist es eine Aufgabe der
vorliegenden Erfindung, eine verbesserte Vorrichtung zur Verminderung
der Folgen eines Auffahrunfalls zu schaffen.
-
Diese
Aufgabe wird durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruches
1 und ein Verfahren gemäß Patentanspruch
13 gelöst.
-
Im
Bereich der Fahrzeugunterseite ist ein Bremsteil angeordnet, das
zwischen einer das Fahrzeug nicht verzögernden Ruhestellung und einer eine
Bremswirkung auf das Fahrzeug ausübenden Bremsstellung verlagerbar
ist. Das Bremsteil weist Reibungsbremsmittel auf, die in der Bremsstellung des
Bremsteils mit der Fahrbahnoberfläche in Kontakt gebracht werden
bzw. zumindest teilweise in die Fahrbahnoberfläche eindringen. Wird aufgrund
der die verbleibende Zeitdauer bis zum Aufprall des Fahrzeugs auf
das Hindernis beschreibenden Zeitdauergröße festgestellt, dass ein Auffahren
des Fahrzeugs auf das Hindernis nicht mehr vermieden werden kann,
so erfolgt die Auslösung
eines automatischen Bremsvorgangs durch eine Steuereinheit, wobei
Auslösemittel
angesteuert werden, wodurch das Bremsteil aus seiner Ruhestellung
in seine Bremsstellung gebracht wird. Somit weist die erfindungsgemäße Vorrichtung
Bremsmittel auf, die unabhängig von
dem die Fahrzeugräder
verzögernden
Bremssystem des Fahrzeugs arbeiten. Die mit der Fahrbahnoberfläche zusammenwirkenden
Bremsteile ermöglichen
eine deutlich höhere
Bremsverzögerung des
Fahrzeugs verglichen mit der durch Abbremsen der Fahrzeugräder erreichbaren
Fahrzeugverzögerung. Über das
wenigstens eine Bremsteil sind Fahrzeugverzögerungen von bis zu 4 bis 5
g möglich.
Somit kann vor einem unvermeidlichen Auffahrunfall des Fahrzeugs
auf das Hindernis eine deutlich höhere kinetische Energie abgebaut
werden, als dies mit den herkömmlichen
Fahrzeugbremssystemen möglich
wäre.
-
Vorteilhafte
Ausführungen
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
bzw. des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben sich aus den abhängigen
Patentansprüchen.
-
Vorteilhafterweise
ist das wenigstens eine Bremsteil in Längsrichtung des Fahrzeugs gesehen im
Bereich des Fahrzeugschwerpunkts mit dem Fahrzeug verbunden und
insbesondere am Fahrzeug angelenkt. Je näher sich die Verbindungsstelle zwischen
dem Bremsteil und dem Fahrzeug in Längsrichtung des Fahrzeugs gesehen
auf Höhe
des Fahrzeugschwerpunkts befindet, desto größere Bremskräfte können während des
automatischen Bremsvorgangs über
das Bremsteil zur Fahrzeugverzögerung
erzielt werden.
-
Das
wenigstens eine Bremsteil – einschließlich seiner
Reibungsbremsmittel – kann
sich in seiner Ruhestellung im Bereich der Fahrzeugunterseite befinden
und durch eine, das Bremsteil in Richtung der Bremsstellung drängende Vorspannkraft
eines Vorspannelements beaufschlagt werden. Auf diese Weise ist
das Bremsteil beim Fahrbetrieb des Fahrzeugs, wenn kein automatischer
Bremsvorgang durchgeführt
wird, an der Fahrzeugunterseite gelagert, so dass eine ausreichende
Bodenfreiheit gewährleistet ist.
An der Fahrzeugunterseite können
hierfür
entsprechende Aussparungen vorgesehen sein. Das Bremsteil wird entgegen
der Vorspannkraft durch die Auslösemittel
in der Ruhestellung gehalten. Bei einer elektrischen Ansteuerung
der Auslösemittel
sorgt die Vorspannkraft des Vorspannelements für die Verlagerungsbewegung
des Bremsteils von seiner Ruhestellung in die Bremsstellung.
-
Dadurch,
dass dem wenigstens einen Bremsteil eine Dämpfungsanordnung zugeordnet
ist, die die Bewegung des Bremsteils aus der Ruhestellung in die
Bremsstellung in einem Bewegungsabschnitt vor Erreichen der Bremsstellung
dämpfend beeinflusst,
kann die kinetische Energie des Bremsteils vor dem Erreichen der
durch einen Anschlag definierten Bremsstellung reduziert werden.
Auf diese Weise können
die Belastungen der Bauteile reduziert werden.
-
Zur
Verbesserung der Übertragung
der Bremskraft vom Bremsteil auf das Fahrzeug ist es möglich, das
Bremsteil in seiner Bremsstellung durch zumindest ein quer zur Erstreckungsrichtung
des Bremsteils verlaufendes Halteelement mit dem Fahrzeug zu verbinden.
Das Halteelement wird während des
automatischen Bremsvorgangs vor allem durch eine Zugkraft beansprucht.
Es kann daher sowohl flexibel als auch starr ausgebildet sein, wobei
beispielsweise ein starrer Haltebügel oder ein flexibles Halteseil
verwendet werden können.
-
Dabei
kann das zumindest eine Halteelement Bestandteil der Dämpfungsanordnung
oder die Dämpfungsanordnung
Bestandteil des zumindest einen Halteelements sein. Über das
Halteelement kann die Bewegungsgeschwindigkeit des Bremsteils während dessen
Bewegung von der Ruhestellung in die Bremsstellung zumindest im
Bewegungsabschnitt vor dem Erreichen der endgültigen Bremsstellung verzögern, wodurch
die gewünschte
Dämpfungswirkung
erreicht ist.
-
Vorteilhafterweise
erstreckt sich das Bremsteil in seiner Bremsstellung von seiner
Befestigungsstelle im Bereich der Unterseite des Fahrzeugs schräg nach vorne
zur Fahrbahnoberfläche
hin. Dabei kann zwischen der Erstreckungsrichtung des Bremsteils
und der Fahrbahnoberfläche
ein Winkel im Bereich zwischen 45° und
80° gebildet
werden. Dadurch kann eine optimale Übertragung der Bremskräfte auf
das Fahrzeug gewährleistet
werden.
-
Bei
einer weiteren vorteilhaften Ausführung weist das wenigstens
eine Bremsteil eine Deformationsanordnung auf, die sich durch die
auf das Bremsteil in dessen Erstreckungsrichtung während des
automatischen Bremsvorgangs einwirkende Längskraft insbesondere elastisch
deformiert. Auf diese Weise kann die durch die Längskraft in Erstreckungsrichtung
des Brems teils auf die Fahrzeugkarosserie ausgeübte Stoßwirkung, insbesondere zu Beginn
des automatischen Bremsvorgangs, reduziert werden.
-
Zweckmäßigerweise
ist das wenigstens eine Bremsteil im Bereich hinter der Vorderachse
des Fahrzeugs angeordnet. Dieser Einbaubereich eignet sich wegen
der auf das Fahrzeug übertragbaren
hohen Bremskräfte
und dem in diesem Bereich zur Verfügung stehenden Bauraum für die Anbringung
des wenigstens einen Bremsteils.
-
Die
Bremswirkung während
des automatischen Bremsvorgangs kann weiter verbessert werden, wenn
mehrere Bremsteile symmetrisch zur Fahrzeuglängsachse links und rechts der
Fahrzeuglängsachse
vorgesehen sind.
-
Vorteilhafterweise
wird der automatische Bremsvorgang ausgelöst, wenn die verbleibende Zeitdauer
bis zum Aufprall des Fahrzeugs auf das Hindernis eine Auslösezeitdauer
erreicht hat. Diese Auslösezeitdauer
kann dabei in der Steuereinheit parameterunabhängig – beispielsweise unabhängig von
der Fahrzeuglängsgeschwindigkeit – vorgegeben
sein. Die Auslösezeitdauer
ist insbesondere kleiner als eine Sekunde und kann beispielsweise
600 ms betragen.
-
Im
Folgenden wird die Erfindung anhand der beigefügten Zeichnung näher erläutert. Es
zeigen:
-
1 eine
blockschaltbildartige Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
-
2 einen
Zeitstrahl mit eingetragenen Auslösezeitpunkten der Fahrerwarnungen
und des automatischen Bremsvorgangs,
-
3 ein
erstes Ausführungsbeispiel
eines Bremsteils in seiner Ruhestellung in Richtung der Hochachse
des Fahrzeugs gesehen gemäß Pfeil
III in 4,
-
4 das
Bremsteil aus 3 in einer Seitenansicht gemäß der Linie
IV-IV in 3,
-
5 das
Ausführungsbeispiel
des Bremsteils aus den 3 und 4 in seiner
Bremsstellung in seitlicher Ansicht quer zur Fahrtrichtung des Fahrzeugs,
-
6 ein
zweites Ausführungsbeispiel
eines Bremsteils in seiner Bremsstellung in einer seitlichen Ansicht
quer zur Fahrtrichtung des Fahrzeugs und
-
7 die
Frontpartie des Fahrzeugs in Seitenansicht mit einem in Bremsstellung
befindlichen Bremsteil, das im Bereich hinter der Vorderachse des Fahrzeugs
angeordnet ist.
-
In 1 ist
blockschaltbildartig eine Vorrichtung 10 zur Verminderung
der Folgen eines Auffahrunfalls eines Fahrzeugs 11 auf
ein nicht näher
gezeigtes Hindernis dargestellt. Die Vorrichtung 10 weist
eine Abstandsermittlungseinrichtung 12 auf. Die Abstandsermittlungseinrichtung 12 ermittelt
eine den Abstand D zwischen dem Fahrzeug 11 und dem Hindernis
beschreibende Abstandsgröße A. Beim bevorzugten
Ausführungsbeispiel
ist die Abstandsgröße A von
dem in Fahrtrichtung 13 des Fahrzeugs 11 gemessenen
Abstand D des Fahrzeugs 11 zum Hindernis gebildet.
-
Die
vom Abstand D gebildete Abstandsgröße A wird von der Abstandsermittlungseinrichtung 12 an
eine Steuereinheit 16 übermittelt.
Die Steuereinheit 16 ermittelt aus dem Abstand D und der
Fahrzeuglängsgeschwindigkeit
eine Zeitdauergröße, die die
verbleibende Zeitdauer h bis zum Aufprall des Fahrzeugs 11 auf
das Hindernis angibt. In Abhängigkeit
vom Betrag der Zeitdauergröße bzw,
der Zeitdauer h wird zunächst
zumindest eine Fahrerwarnung hervorgerufen. Hierfür ist die
Steuereinheit 16 mit einem optischen Fahrerwarnsystem 19 und
einem akustischen Fahrerwarnsystem 20 verbunden.
-
Wenn
die verbleibende Zeitdauer h einen ersten Zeitdauerschwellenwert
t0 erreicht hat, löst die
Steuereinheit 16 durch Ansteuerung des optischen Fahrerwarnsystems 19 eine
optische Fahrerwarnung aus, die den Fahrer vor der möglicherweise bevorstehenden
Kollision mit dem Hindernis warnt.
-
Reagiert
der Fahrer nicht und besteht die Kollisionsgefahr nach wie vor,
wenn die verbleibende Zeitdauer h einen zweiten Zeitdauerschwellenwert
t1 erreicht hat, löst
die Steuereinheit 16 über
das akustische Fahrerwarnsystem 20 zusätzlich zur optischen Fahrerwarnung
eine akustische Fahrerwarnung aus.
-
Erfolgt
auch aufgrund der akustischen Fahrerwarnung kein oder kein ausreichender
Brems- bzw. Lenkeingriff des Fahrers zur Abwendung der Kollision
mit dem Hindernis, wird des Weiteren eine haptische Fahrerwarnung
durch ein haptisches Fahrerwarnsystem 21 hervorgerufen,
sobald die verbleibende Zeitdauer h einen dritten Zeitdauerschwellenwert
t2 erreicht hat. Beispielsgemäß wird zur
haptischen Fahrerwarnung durch die Steuereinheit 16 das Betriebsbremssystem 22 angesteuert
und eine vorgegebene Bremskraft bzw. eine vorgegebene Bremsverzögerung eingestellt.
Diese haptische Fahrerwarnung dient dabei gleichzeitig zur Reduzierung der
kinetischen Energie des Fahrzeugs 11. Alternativ oder zusätzlich könnte das
haptische Fahrerwarnsystem 21 auch Mittel zur reversiblen
Gurtstraffung, Mittel zur Erzeugung einer Vibration des Lenkrades oder
Mittel zur Erzeugung einer Vibration des Fahrersitzes aufweisen.
Zur haptischen Fahrerwarnung könnten
auch eines oder mehrere dieser Mittel verwendet werden.
-
Wenn
die verbleibende Zeitdauer h bis zum Aufprall des Fahrzeugs 11 auf
das Hindernis einen vierten Zeitdauerschwellenwert erreicht, steuert
die Steuereinheit 16 Bremsmittel 25 des Fahrzeugs 11 zur
Auslösung
des automatischen Bremsvorgangs an, die in 1 schematisch
durch elektrisch ansteuerbare Auslösemittel 26 der Bremsmittel 25 dargestellt
sind. Die Bremsmittel 25 sind unabhängig vom Bremssystem 22 – das die
Betriebsbremseinrichtung und die Feststellbremseinrichtung des Fahrzeugs 11 umfasst – aktivierbar.
Dieser vierte Zeitdauerschwellenwert stellt eine vorgebbare Auslösezeitdauer
t3 bis zu einem Unfallzeitpunkt ta dar. Während dieser Auslösezeitdauer
t3 erfolgt der automatische Bremsvorgang, wodurch bis zum Unfallzeitpunkt
ta die kinetische Energie des Fahrzeugs 11 reduziert wird.
-
Die
Bremsmittel 25 werden erst zur Verzögerung des Fahrzeugs eingesetzt,
wenn feststeht, dass eine Kollision des Fahrzeugs 11 mit
dem Hindernis nicht vermieden werden kann. Beispielsgemäß beträgt die Auslösezeitdauer
t3 weniger als eine Sekunde und insbesondere 600 ms. Die Auslösezeitdauer t3
ist fest vorgegeben. Bei der Annäherung
des Fahrzeugs 11 an das Hindernis kann dann, wenn die verbleibende
Zeitdauer h der Auslösezeitdauer
t3 entspricht, sicher auf eine unvermeidliche Kollision zwischen
Fahrzeug 11 und Hindernis geschlossen werden. Der Einsatz
der Bremsmittel 25 zu diesem Zeitpunkt dient dazu, die
kinetische Energie des Fahrzeugs 11 durch die Verzögerung des
Fahrzeugs 11 zu verringern, um die Unfallfolgen, insbesondere
für die
am Auffahrunfall beteiligten Personen, zu reduzieren.
-
Im
Folgenden wird die Ausgestaltung der Bremsmittel 25 anhand
der 3 bis 7 näher erläutert.
-
Die
Bremsmittel 25 weisen ein im Bereich der Fahrzeugunterseite 28 angeordnetes
Bremsteil 29 mit Reibungsbremsmitteln 30 auf,
wobei die Reibungsbremsmittel 30 in einer Bremsstellung
des Bremsteils 29 mit der Fahrbahnoberfläche 31 in
Kontakt gebracht werden und/oder zumindest teilweise in die Fahrbahnoberfläche 31 zur
Erzeugung einer Bremswirkung eindringen.
-
In
einer keine Bremswirkung zwischen dem Fahrzeug 11 und der
Fahrbahnoberfläche 31 bewirkenden
und daher das Fahrzeug 11 nicht verzögernden Ruhestellung ist das
Bremsteil 29 in einer an der Fahrzeugunterseite 28 vorgesehenen
Einbauausnehmung 35 angeordnet. Beim hier dargestellten Ausführungsbeispiel
ist die Einbauausnehmung 35 quaderförmig konturiert und durch eine
stegartige Umrandung 36 bestehend aus zwei in Fahrtrichtung 13 des
Fahrzeugs 11 verlaufende Längsstege 50 und zwei
quer dazu verlaufende Querstege 52, 72 begrenzt.
-
Beim
hier beschriebenen Ausführungsbeispiel
weist das Fahrzeug 11 Bremsmittel 25 mit mehreren
Bremsteilen 29 auf, die in Bezug auf die Längsachse 37 des
Fahrzeugs 11 symmetrisch zu dieser Längsachse 37 angeordnet
sind. Im vorliegenden Fall ist auf der linken und auf der rechten
Fahrzeugseite jeweils hinter dem Vorderradkasten 38 eine
Einbauausnehmung 35 an der Fahrzeugunterseite 28 vorgesehen,
wobei in jeder Einbauausnehmung 35 ein Bremsteil 29 angeordnet
ist. Diese Einbaustelle im Bereich hinter der Vorderachse wurde
ausgewählt,
da die Befestigungsstelle 40 zwischen Bremsteil 29 und
der Fahrzeug karosserie 41 in Richtung der Fahrzeuglängsachse 37 gesehen
nahe am Fahrzeugschwerpunkt liegt und sich dadurch ausreichend große Bremskräfte über das
Bremsteil 29 zur Verzögerung
des Fahrzeugs 11 erzeugen lassen.
-
In
den 3 bis 5 ist ein erstes Ausführungsbeispiel
eines Bremsteils 29 dargestellt. Das Bremsteil 29 weist
zwei beabstandete, im Wesentlichen parallel zueinander verlaufende
Bremsschenkel 45 auf, die an ihrem einen, freien Ende über einen Querschenkel 46 miteinander
verbunden sind, so dass das Bremsteil 29 eine im Wesentlichen
U-förmige
Gestalt aufweist. Am Querschenkel 46 sind die Reibungsbremsmittel 30 vorgesehen,
wobei der Querschenkel 46 und die Reibungsbremsmittel 30 auch
einstückig
ausgebildet sein können.
-
Das
Bremsteil 29 ist an dem den Reibungsmitteln 30 entgegengesetzten
Endbereich über
die beiden Bremsschenkel 45 innerhalb der Einbauausnehmung 35 an
der Fahrzeugkarosserie 41 angelenkt. Hierfür ist in
beiden Bremsschenkel 45 jeweils eine quer zur Erstreckungsrichtung 47 der
Bremsschenkel 45 verlaufende Querbohrung 48 eingebracht.
Die beiden Querbohrungen 48 fluchten miteinander und sind über einen
gemeinsamen ersten Befestigungsbolzen 49 gelenkig mit der
Fahrzeugkarosserie 41 verbunden. Hierfür durchsetzt der Befestigungsbolzen 49 die
beiden Längsstege 50 der
stegartigen Umrandung 36 der Einbauausnehmung 35. Parallel
zu den beiden Längsstegen 50 ragen
zwei Bremsteillagerungsstege 51 von dem die beiden Längsstege 50 der
Umrandung 36 verbindenden hinteren Quersteg 52 der
Umrandung 36 in die Einbauausnehmung 35 hinein.
Die beiden Bremsteilbefestigungsstege 51 werden ebenfalls
vom Befestigungsbolzen 49 durchsetzt, so dass sich die
Stabilität
der gelenkigen Lagerung des Bremsteils 29 an der Fahrzeugkarosserie 41 erhöht.
-
In
seiner in 3 dargestellten, das Fahrzeug
nicht verzögernden
Ruhestellung ist das U-förmige
Bremsteil 29 durch ein beispielsgemäß als Schraubenfeder ausgebildetes
Vorspannelement 56 mit einer Vorspannkraft FV beaufschlagt.
Das Vorspannelement 56 übt
die Vorspannkraft FV in der Ruhestellung des Bremsteils 29 auf
ein Abstützteil 57 aus,
das quer zur Erstreckungsrichtung 47 der beiden Bremsschenkel 45 des
Bremsteils 29 verläuft und
mit den beiden Bremsschenkeln 45 verbunden ist. Beim Ausführungsbeispiel
ist das Abstützteil 57 plattenähnlich ausgestaltet
und weist eine rechteckige Form auf. In der Ruhestellung des Bremsteils 29 drückt das
Abstützteil 57 die
an der Fahrzeugkarosserie 41 angebrachte, in die Einbauausnehmung 35 hineinragende,
als Vorspannelement 56 dienende Schraubenfeder entgegen
der Federkraft zusammen, so dass sich die Schraubenfeder in der
Ruhestellung des Bremsteils 29 am Abstützelement 57 abstützt und
auf dieses die Vorspannkraft FV ausübt. Durch die Vorspannkraft
FV wird das Bremsteil 29 aus der Ruhestellung in Richtung
seiner das Fahrzeug verzögernde
Bremsstellung gedrängt.
-
Um
das Bremsteil 29 entgegen der Vorspannkraft FV in seiner
Ruhestellung zu fixieren, ist eine in der Zeichnung schematisch
dargestellte Verriegelungseinrichtung 60 mit einem das
Bremsteil 29 in der Ruhestellung haltenden, in einer Betätigungsrichtung 61 bewegbaren
Verriegelungsbolzen 62 vorgesehen. Der Verriegelungsbolzen 62 greift
in seiner nicht betätigten
Stellung in eine Verriegelungsöffnung 63 am
Bremsteil 29 ein, so dass dieses in der Ruhestellung arretiert
ist. Die Verriegelungsöffnung 63 ist
gemäß 3 im
Querschenkel 46 des Bremsteils 29 vorgesehen.
Die Verlagerung des Verriegelungsbolzens 62 zwischen seiner
betätigten
und seiner nicht betätigten
Stellung in Betätigungsrichtung 61 erfolgt
durch eine entsprechende elektrische Ansteuerung der Auslösemittel 26 durch
die Steuereinheit 16. Die Verriegelungseinrichtung 60 ist
Bestandteil der Auslösemittel 26.
-
In
der Bremsstellung des Bremsteils 29 ragen die beiden Bremsschenkel 45 von
der Fahrzeugunterseite 28 aus in Fahrtrichtung 13 des
Fahrzeugs 11 gesehen schräg zur Fahrbahnoberfläche 31 hin. Der
Winkel, den die beiden Bremsschenkel 45 mit der Fahrbahnoberfläche 31 dabei
bilden, kann bei der ersten Ausführungsform
des Bremsteils 29 gemäß der 3 bis 5 im
Bereich zwischen 45° und
65° liegen
und beträgt
gemäß 5 etwa
60°. Bei
anderen Ausführungsformen
des Bremsteils 29 kann der Winkel zwischen den Bremsschenkeln 50 und
der Fahrbahnoberfläche 31 auch
größer sein
und Werte im Bereich von 70° bis
80° annehmen.
-
Das
Bremsteil 29 erzeugt in seiner Bremsstellung durch das
Zusammenwirken der Reibungsbremsmittel 30 und der Fahrbahnoberfläche 31 eine Bremskraft,
die auf das Fahrzeug 11 übertragen werden muss. Hierfür dient
neben dem Bremsteil 29 eine Halteelementanordnung 65,
die beim ersten Ausführungsbeispiel
gemäß der 3 bis 5 zwei
Halteelemente 66 aufweist, die in der Bremsstellung des Bremsteils 29 quer
zur Erstreckungsrichtung 47 der Bremsschenkel 45 verlaufen.
Die beiden Halteelemente 66 verbinden jeweils einen zugeordneten Bremsschenkel 45 mit
der Fahrzeugkarosserie 41.
-
Die
beiden Halteelemente 66 sind als starre, beispielsgemäß plattenartige
Teile ausgeführt
und weisen an ihren fahrzeugseitigen Endbereichen 67 jeweils
ein Befestigungsloch 68 auf. Die beiden Befestigungslöcher 68 durchgreift
ein zweiter Befestigungsbolzen 69, der gleichzeitig auch
die beiden Längsstege 50 der
Umrandung 36 der Einbauausnehmung 35 durchsetzt,
so dass die Halteelemente 66 gelenkig an den Längsstegen 50 der
Fahrzeugkarosserie 41 befestigt sind. Während die beiden Bremsschenkel 45 des
Bremsteils 29 in dem in Fahrtrichtung 13 des Fahrzeugs 11 gesehen
hinteren Endbereich 70 – in den die beiden Bremsteilbefestigungsstege 51 hineinragen – angelenkt
sind, sind die beiden Halteelemente 66 in Fahrtrichtung 13 gesehen
im vorderen Endbereich 71 der Einbauausnehmung 35 an
den Längsstegen 50 angelenkt.
Analog zur gelenkigen Lagerung des Bremsteils 29 ragen auch
in den vorderen Endbereich 71 der Einbauausnehmung 35 zwei
parallel zu den Längsstegen 50 verlaufende
Halteelementbefestigungsstege 73 hinein, die quer von dem
die beiden Längsstegen 50 am vorderen
Endbereich 71 verbindenden vorderen Quersteg 72 der
Umrandung 36 der Einbauausnehmung 35 wegragen.
Die beiden Halteelementbefestigungsstege 73 werden ebenfalls
vom zweiten Befestigungsbolzen 69 durchsetzt.
-
Wie
dies in 3 dargestellt ist, befinden sich
die beiden Halteelemente 66 in der Ruhestellung des Bremsteils 29 innerhalb
der Einbauausnehmung 35 und verlaufen im Wesentlichen parallel
zu den beiden Bremsschenkeln 45 zwischen dem jeweils zugeordneten
Bremsschenkel 45 und dem dazu benachbarten Längssteg 50 der
Umrandung 36.
-
In
der Längsrichtung 75 jedes
Halteelements 66 ist in den Halteelementen 66 eine
langlochartige Führungsausnehmung 76 eingebracht,
in der ein Führungsbolzen 77 des
jeweils zugeordneten Bremsschenkels 45 in Längsrichtung 75 des
Halteelements 66 verschiebbar geführt ist. Das dem fahrzeugseitigen
Endbereich 67 des Halteelements 66 entgegengesetzte
Ende 78 der Führungsausnehmung 76 definiert
einen Endanschlag für
den Führungsbolzen 77 des
zugeordneten Bremsschenkels 45, wodurch die Bremsstellung
des Bremsteils 29 definiert ist. Das Bremsteil 29 befindet
sich dann in der endgültigen
Bremsstellung, wenn die Führungsbolzen 77 der
beiden Bremsschenkel 45 am je weils zugeordneten Ende 78 der
Führungsausnehmung 76 des
Halteelements 66 anliegen.
-
Über das
Bremsteil 29 und die Halteelementanordnung 65 wird
die zwischen den Reibungsbremsmitteln 30 und der Fahrbahnoberfläche 31 erzeugte
Bremskraft auf die Fahrzeugkarosserie 41 und damit auf
das Fahrzeug 11 übertragen.
Die Abstützstelle
zwischen den Bremsschenkeln 45 des Bremsteils 29 und
dem jeweils zugeordneten Halteelement 66 der Halteelementanordnung 65 – an der der
Führungsbolzen 77 vorgesehen
ist – befindet
sich im Endabschnitt 79 des jeweiligen Bremsschenkels 45 nahe
bei den Reibungsbremsmitteln 30, um eine gute Abstützung der
auf das Bremsteil 29 einwirkenden Kräfte durch die Halteelemente 66 zu
erzielen.
-
Bei
der Auslösung
des automatischen Bremsvorgangs steuert die Steuereinheit 16 die
Auslösemittel 26 an,
wodurch der Verriegelungsbolzen 62 der Verriegelungseinrichtung 60 betätigt wird
und das Bremsteil 29 freigibt. Aufgrund der in der Ruhestellung
des Bremsteils 29 durch das Vorspannelement 56 erzeugten
Vorspannkraft FV wird das Bremsteil aus seiner Ruhestellung in die
Bremsstellung geschwenkt, wobei die beiden Führungsbolzen 77 der
Bremsschenkel 45 in der jeweils zugeordneten Führungsausnehmung 76 entlanggleiten
bis sie das betreffende Ende 78 der Führungsausnehmung 76 erreicht
haben. Die Schwenkachse des Bremsteils 29 ist dabei durch
die Längsachse
des ersten Befestigungsbolzens 49 definiert. Bei dieser Schwenkbewegung
des Bremsteils 29 aus der Ruhestellung in die Bremsstellung
werden auch die beiden Halteelemente 66 um eine durch den
zweiten Befestigungsbolzen 69 vorgegebene Schwenkachse
aus der Einbauausnehmung 35 herausgeschwenkt. Dies ist
in 5 schematisch dargestellt, wobei die Bremsstellung
des Bremsteils 29 durch die durchgezogenen Linien und eine
Zwischenstellung des Bremsteils 29 gestrichelt gezeigt
ist.
-
Dem
Bremsteil 29 ist eine Dämpfungsanordnung 83 zugeordnet,
die die Bewegung des Bremsteils 29 aus seiner Ruhestellung
in seine Bremsstellung in einem Bewegungsabschnitt vor Erreichen
der Bremsstellung abdämpft.
Bei der bevorzugten Ausführungsform
ist die Dämpfungsanordnung 83 ein Teil
der Halteelementanordnung 65. Bei der ersten Ausführungsform
gemäß der 3 bis 5 verjüngt sich
die nutartige Führungsausnehmung 76 in einem
Ausnehmungsabschnitt 84 im Bereich vor dem Ende 78 der
Führungsausnehmung 76.
Dadurch wird erreicht, dass der Führungsbolzen 77, der während der
Bewegung des Bremsteils 29 aus der Ruhestellung in die
Bremsstellung in der Führungsausnehmung 76 entlanggleitet,
beim Erreichen des Ausnehmungsabschnittes 84 durch zwischen
dem Führungsbolzen 77 und
den Führungskanten
der Führungsausnehmung 76 auftretenden
Reibungs- und/oder Klemmkräften
abgebremst und seine Gleitbewegung in der Führungsausnehmung 76 zum Ende 78 hin
verlangsamt wird. Das Verhältnis
der Dimensionierung der Breite der Führungsausnehmung 76 im
Ausnehmungsabschnitt 84 im Vergleich zur Größe des Führungsbolzens 77 hängt von
den Eigenschaften der verwendeten Materialien – beispielsweise von der Elastizität und den
Gleitreibungseigenschaften – für das Halteelement 66 und den
Führungsbolzen 77 ab
und kann beispielsweise durch Versuche ermittelt werden. Durch eine
entsprechende Dimensionierung kann die Dämpfungswirkung wunschgemäß eingestellt
werden.
-
Das
Bremsteil 29 enthält
ferner eine Deformationsanordnung 87, die bei dem hier
beschriebenen bevorzugten Ausführungsbeispiel
von zwei Deformationsteilen 88 gebildet ist. Die beiden
Deformationsteile 88 sind jeweils in einen der beiden Bremsschenkel 45 eingesetzt
und daher Bestandteil des betreffenden Bremsschenkels 45.
Bei in Erstreckungsrichtung 47 auf den betreffenden Bremsschenkel 45 auftretenden
Kräften
defor miert sich das betreffende Deformationsteil 88, so
dass sich die Länge
des Bremsschenkels 45 aufgrund der Deformation durch die
eingeleitete Längskraft ändert. Bei der
hier beschriebenen Ausführung
sind die Deformationsteile 88 von Schraubenfedern gebildet,
so dass sich die Deformationsteile 88 elastisch deformieren.
Durch die Elastizität
der Deformationsteile 88 gehen diese wieder in ihre Ausgangsstellung
zurück, wenn
der Bremsschenkel 45 nicht mehr durch eine Längskraft
beaufschlagt wird. Alternativ zu Schraubenfedern könnten auch
andere elastische Körper als
Deformationsteile 88 verwendet werden, wie z.B. Gummikörper.
-
Die
Deformationsanordnung 87 bewirkt eine Nachgiebigkeit des
Bremsteils 29, so dass auch bei unterschiedlichen Bodenfreiheiten
zwischen der Fahrzeugunterseite 28 und der Fahrbahnoberfläche 31 eine
sichere Bremswirkung zwischen den Reibungsbremsmitteln 30 und
der Fahrbahnoberfläche 31 gewährleistet
ist. Die Länge
der Bremsschenkel 45 uns somit des Bremsteils 29 kann
sich sozusagen in einem durch die Deformationsanordnung 87 vorgegebenen
Maß an
die Bodenfreiheit des Fahrzeugs 11 anpassen.
-
Bei
der in den 3 bis 5 dargestellten ersten
Ausführungsform
des Bremsteils 29 weisen die Reibungsbremsmittel 30 klingenartige
Bremszacken 90 auf, die in der Bremsstellung des Bremsteils 29 zumindest
teilweise in die Fahrbahnoberfläche 31 zur
Erzeugung einer Bremswirkung eingreifen, wie dies in 5 schematisch
gezeigt ist. Die Bremszacken 90 sind am Querschenkel 46 quer
zur Fahrtrichtung 13 des Fahrzeugs 11 gesehen
nebeneinander liegend angeordnet.
-
In 6 ist
eine zweite Ausführungsvariante des
Bremsteils 29 dargestellt, wobei die Reibungsbremsmittel 30 anstatt
der Bremszacken 90 einen Reibungsbremsbelag 91 aufweisen,
der in der Bremsstellung des Bremsteils 29 durch das Gewicht des
Fahrzeugs 11 auf die Fahrbahnoberfläche 31 gepresst wird.
-
Es
versteht sich, dass in Abwandlung zu den gezeigten Ausführungsbeispielen
auch eine Kombination von Reibungsbremsbelag 91 und Bremszacken 90 denkbar
wäre.
-
Ein
weiterer Unterschied des in 6 dargestellten
zweiten Ausführungsbeispiels
ist die Ausgestaltung der Halteelementanordnung 65. Anstatt
eines starren Halteelements – wie
dies beim ersten Ausführungsbeispiel
vorgesehen ist – weist
das Halteelement 66' nach 6 ein
Stoßdämpferelement 94 und
ein flexibles Halteseil 95 auf. Das Stoßdämpferelement 94 ist
einenends über
den zweiten Befestigungsbolzen 69 gelenkig an der Fahrzeugkarosserie 41 angelenkt
und anderenends durch das Halteseil 95 mit dem Endabschnitt 79 des
zugeordneten Bremsschenkels 45 verbunden. Im Unterschied
zum ersten Ausführungsbeispiel
wird bei der in 6 dargestellten Ausführungsform
der Halteelementanordnung 65 die Dämpfungswirkung bei der Schwenkbewegung
des Bremsteils 29 durch das Stoßdämpferelement 94 bewirkt.
Die Halteelementanordnung 65 nach 6 weist
zwei Haltelemente 66' auf,
die jeweils aus einem Stoßdämpferelement 94 und
einem Halteseil 95 bestehen.
-
Die
Länge der
Bremsschenkel 45 kann bei beiden Ausführungsformen so gewählt werden,
dass sich der Abstand der Fahrzeugunterseite 28 gegenüber der
Fahrbahnoberfläche 31 während des
automatischen Bremsvorgangs vergrößert. Das Fahrzeug 11 wird
durch die Bremsteile 29 dabei sozusagen etwas angehoben,
um eine erhöhte
Bremskraft zwischen Fahrbahnoberfläche 31 und Fahrzeug 11 und
mithin eine verbesserte Bremswirkung zu erzielen.
-
In
einer weiteren nicht näher
dargestellten Ausführungsform
der Bremsmittel 25 könnten
mehreren Bremsteilen 29 dieselben Reibungsbremsmittel 30 zugeordnet
sein. Beispielsweise ist es denkbar, die mit dem Reibungsbremsbelag 91 versehenen Reibungsbremsmittel 30 als
eine durchgehende größere Bremsplatte
auszuführen,
die mit mehreren Bremsteilen 29 verbunden ist. Die Bremsteile 29 wären dann über die
gemeinsame Bremsplatte miteinander verbunden. In der Ruhestellung
der Bremsteile könnte
sich die Bremsplatte direkt unterhalb der Fahrzeugunterseite 28 befinden
und insbesondere an dieser anliegen.