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Die
Erfindung betrifft die Verwendung rekombinanter und chemisch modifizierter
Aggrekanfragmente als Substrate zur Bestimmung von Aggrekanase-Aktivitäten. Sie
betrifft weiterhin die Gewinnung von Antikörpern gegen Spaltprodukte der
Aggrekanfragmente sowie einem Assay zur Messung von Aggrekanase-Aktivität. Anwendungsgebiete
der Erfindung sind die Medizin und die pharmazeutische Industrie.
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Aggrekan
ist eine Hauptkomponente von Gelenkknorpel. Das Proteoglycan mit
dem Molekulargewicht von 2,2 – 3 × 106 Dalton ist auch in der extrazellulären Matrix
von Aortenwand, Zwischenknorpelscheiben und Sehnen sowie in dem
perineuronalen Netzwerk vertreten [1,2,3]. Die Polypeptidkette von
reifem Aggrekan ist in drei globuläre Domänen, G1, G2 und G3, gefaltet.
Der Abschnitt zwischen den globulären Domänen G1 und G2 wird als interglobuläre Domäne (Aggrekan-IGD)
bezeichnet. Er weist einen hohen Gehalt an Asp-, Glu- und Pro-Resten
auf. In dem Bereich zwischen den globulären Domänen G2 und G3 sind bis zu 130
Glycosaminoglycanketten, überwiegend
Keratansulfate und Chondroitinsulfate, angelagert. Die negative
Ladung der Glycosaminoglycane bewirkt eine starke Hydratation des
Moleküls,
die für
die druckelastischen Eigenschaften von Aggrekan in Gelenkknorpel
essentiell ist. Aggrekan bindet über
die G1-Domäne
zusammen mit 2 Linkerproteinen an Hyaluronsäure. Dabei entstehen Aggregate
aus Hyaluronsäure
und bis zu 100 Aggrekanmonomeren [1,4].
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Aggrekan
wird durch Matrix-Metalloproteinasen und Proteinasen der ADAMTS-Familie
(A Disintegrin and Metalloproteinase with Thrombospondin Motif)
hydrolysiert. Von den ADAMTS-Proteasen sind insbesondere ADAMTS4
(Aggrekanase 1) und ADAMTS5 (Aggrekanase 2) am proteolytischen Abbau
von Aggrekan beteiligt. Die zwei Proteasen spalten mindestens 5
verschiedene Peptidbindungen des Aggrekanmoleküls in vitro und in vivo [5,6,7,8].
Vier Spaltorte sind in dem Bereich zwischen den globulären Domänen G2 und G3 lokalisiert
(Peptidbindungen E1667 – G1668,
E1480 – G1481, E1771 – A1772, E1871 – L1872). Ein Spaltort befindet sich in der
interglobulären
Domäne
(Peptidbindung E373 – A374).
Die Hydrolyse des letzteren Spaltortes wird bereits in frühen Stadien
der Knorpelschädigung
bei Osteoarthrose beobachtet. Eine weitere Protease der ADAMTS-Familie,
ADAMTS1, hydrolysiert in vitro ebenfalls mehrere Peptidbindungen
von Aggrekan, darunter die Bindung E373 – A374 in der interglobulären Domäne [9]. Die Hydrolyse dieser
letzteren Bindung erfordert jedoch hohe ADAMTS1-Konzentrationen.
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Für das Verständnis und
die Beurteilung des Abbaus von Aggrekan bei der Knorpeldestruktion
und weiteren pathologischen Prozessen ist die Bestimmung der Aktivität Aggrekan-spaltender
Proteinasen unerläßlich. Die
Aktivität
von Aggrekanasen wurde bisher mit Hilfe isolierter Aggrekanpräparate [10],
mit rekombinanten Aggrekanfragmenten [11,12] und synthetischen Polypeptiden
[13] ermittelt.
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Stand der Technik:
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Aktivitätsmessungen
mit isoliertem Aggrekan sind aufwendig. Aggrekanspaltfragmente müssen zunächst deglykosyliert
werden. Sie werden anschließend
elektrophoretisch getrennt und in Western Blots mit Antikörpern gegen
Aggrekan-G1-Domäne
und Aggrekanpeptide sichtbar gemacht. Für die Quantifizierung werden
die Western Blots densitometrisch ausgewertet [10].
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In
Aktivitätsmessungen
mit rekombinantem Aggrekanfragment [11,12] wurde ein Fusionsprotein
aus Aggrekan-IGD und konstanten Regionen von humanem IgG 1 als Substrat
für Aggrekanasen
verwendet. Die Bestimmung von Spaltprodukten der Aggrekanasereaktion
erfolgte mit einem Neoepitop-Antikörper (BC-3) gegen die N-terminale
Sequenz ARGSVIL aus dem Aggrekanasespaltort.
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Die
Nachteile dieser Methode sind:
- a) Der Neoepitop-Antikörper BC-3
ist nicht für
effektive direkte Beschichtungen von Mikrotestplatten geeignet.
Die Beschichtung erfordert einen Sekundärantikörper.
- b) In dem als Substrat verwendeten Fusionsprotein wird der größere Anteil
der Polypeptidsequenz nicht von dem eigentlichen Substrat, Aggrekan-IGD,
sondern von Fremdprotein gestellt (Aggrekan-IGD: 127 Aminosäurereste,
IgG1-Sequenz: 232 Aminosäurereste).
Es ist nicht bekannt, ob die Fusion mit konstanten Regionen von
IgG1 die Substrateigenschaften von Aggrekan-IGD verändert. Die
Analyse von Strukturvarianten von Aggrekan-IGD ist bei dem überwiegenden
Sequenzanteil des Fusionspartners erschwert. Gezielte chemische
Modifikationen von Aggrekan-IGD in dem Fusionsprotein können nicht
oder nur mit hohem Aufwand durchgeführt werden.
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J.
A. Miller und Mitarbeiter [13] erprobten ein synthetisches biotinyliertes
Polypeptid aus 41 Aminosäuren
für die
Messung von Aggrekanaseaktivität.
Das Peptid wurde an Streptavidin in Mikrotestplatten gebunden. Bei
Einwirkung von Aggrekanase entstehen N-terminale Sequenzen ARGSVIL,
die mit Hilfe des Neoepitop-Antikörpers BC-3 und eines POD-markierten Sekundärantikörpers bestimmt
werden können.
Nach Angabe der Autoren kann die Aggrekanasereaktion und die anschließende Produktbestimmung
nur mit trägerfixiertem
Peptid und nicht in homogener Lösung
ausgeführt
werden. Darüberhinaus
wurde ein ungünstig
hoher Km-Wert von 0,48 mM für das Peptidsubstrat
ermittelt.
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Die
vorliegende Erfindung hat das Ziel, neuartige Aggrekanasesubstrate
und optimierte Antikörper
gegen Spaltprodukte der Substrate herzustellen. Die Aggrekanasesubstrate
und Antikörper
werden für
sensitive, quantitative Methoden zur Bestimmung von Aggrekanase-Aktivität genutzt.
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Die
Erfindung wird gemäß den Ansprüchen 1–30 realisiert.
Kernpunkt der Erfindung ist die Verwendung von Varianten und Mutanten
vom Aggrekan-IGD als Substrat sowie die Bindung und die Bestimmung
des entstandenen Spaltstücks
ARGSVIL-Peptid mit neuartigen monoklonalen Antikörpern.
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Die
Erfindung wird nachfolgend im einzelnen erläutert.
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1. Herstellung und Charakterisierung
von Substraten für
Aggrekanasen
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Als
Substrate von Aggrekanasen werden rekombinante Fragmente ihrer physiologischen
Substrate (Aggrekan, Versikan, Brevikan u. a.) hergestellt, die
neben einer Aggrekanasespaltstelle weitere Erkennungsorte für Aggrekanasen
aufweisen. Die Substrate können
zusätzlich
modifiziert sein. Ein Beispiel ist die Expression der interglobulären Domäne von humanem
Aggrekan (Aggrekan-IGD) mit der Aminosäuresequenz:
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(Nachgestellte
Zahlen bei Aminosäureresten
entsprechen den Positionen dieser Reste in der vollständigen Sequenz
von reifem humanem Aggrekan).
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Der
Aggrekanase-Schnittort (P7–P1–P1'–P7') in Aggrekan-IGD ist
Bei der Proteolyse in Gegenwart
von Aggrekanase entstehen 2 Polypeptide. Das Polypeptid mit der
N-terminalen Sequenz ARGSVIL wird im weiteren Text als ARGSVIL-Peptid
bezeichnet. Für
die Herstellung des Substrates Aggrekan-IGD wird die kodierende
DNA-Sequenz mit
oder ohne zusätzliche
Codone für
Peptid-"tags", z. B. His-"tag", in einen geeigneten
Expressionsvektor für
Bakterien, Hefen, Insekten- oder Säugerzellen eingefügt. Nach
Expression des Proteins erfolgt die Reinigung. Durch die Reinigung
werden Fremdproteine abgetrennt und Strukturvarianten der Polypeptidsubstrate
isoliert. Die Polypeptidsubstrate können durch in vitro Mutagenese
oder chemische Reaktionen modifiziert werden.
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Erfindungsgemäß sind folgende
Aggrekan-IGD-Varianten neuartige Substrate für Aggrekanasen:
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a) Strukturvarianten von
Aggrekan-IGD
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Bei
rekombinanter Expression von Aggrekan-IGD z. B. in Bakterien E.
coli werden Strukturvarianten des Aggrekanasesubstrates erhalten.
Durch Gelchromatografie können
zwei Hauptvarianten voneinander getrennt werden, eine Variante mit
einem geringeren Elutionsvolumen (geringerer Verteilungkoeffizient)
und eine Variante mit einem höheren
Elutionsvolumen (größerer Verteilungskoeffizient).
Die zwei Varianten und Spaltprodukte der Varianten durch Aggrekanasen
weisen unterschiedliche Affinität
gegen Antikörper
auf. Die unterschiedliche Antikörperaffinität der Substrat-
und Spaltproduktvarianten wird bei der Ausarbeitung von Assays zur
Bestimmung von Aggrekanase-Aktivität berücksichtigt. Sie gestattet Optimierungen
der Assays.
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b) Aggrekan-IGD mit modifiziertem
Aggrekanasespaltort
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Für eine beschleunigte
Hydrolyse von Aggrekanasesubstrat werden Aminosäurereste des Aggrekanasespaltortes
(Reste P7–P1–P1'–PT) und/oder weitere Aminosäurereste,
die an der Substratbindung von Aggrekanasen beteiligt sind (Exo-sites)
durch in vitro Mutagenese ausgetauscht. Ein Beispiel ist der Austausch von
Gly-Rest gegen Glu-Rest in Position P2 des Aggrekanasespaltortes.
Der Austausch bewirkt eine schnellere Hydrolyse des Substrates in
Gegenwart von Aggrekanasen.
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c) Aggrekan-IGD ohne primäre Aminogruppen
im Bereich C-terminal vom Aggrekanasespaltort
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Durch
Austausch des Lys-Restes in Position P10' des Aggrekanasespaltortes gegen einen
anderen Aminosäurerest
werden Aggrekansubstrate erhalten, die keine primären Aminogruppen
in der C-terminalen Sequenz aufweisen. Der Austausch kann mit der
Einführung
zusätzlicher
Lysinreste N-terminal von dem Aggrekanasespaltort verbunden werden.
Durch Austausch des Lys-Restes in Position P10' können
anschließende
Modifizierungen von Aminogruppen in Aggrekanasesubstraten ohne Beeinträchtigung
der Proteolyse durch Aggrekanase ausgeführt werden. Kopplungen von
Fluoreszenzmarkern und anderen Verbindungen an Aminogruppen erfolgen
nach Austausch des Lys-Restes in P10' auschließlich in dem N-terminal vom
Aggrekanasespaltort gelegenen Teil des Aggrekanasesubstrates.
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d) Aggrekan-IGD mit Cys-Resten
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Durch
in vitro Mutagenese werden ein oder mehrere Cys-Reste entweder N-terminal
oder C-terminal von
dem Aggrekanasespaltort eingeführt.
Die Positionen für
Cys-Reste werden so gewählt,
daß die
Aggrekanasereaktion nicht beeinträchtigt ist. Ein unikaler Cys-Rest
gefolgt von einem Ala-Rest kann zum Beispiel an den C-Terminus von
Aggrekan-IGD angefügt
werden. Nach Einführung,
von Cys-Resten können
durch Modifizierung der SH-Gruppen Fluoreszenzmarker, Biotin und
andere für
den Nachweis von Spaltprodukten geeignete Verbindungen in ausgewählten Positionen
des Aggrekanasesubstrates fixiert werden.
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2. Gewinnung und Charakterisierung
von Antikörpern
gegen proteolytische Spaltprodukte von Aggrekanasesubstraten
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Gegen
Epitope und Neoepitope von Spaltprodukten, die durch Hydrolyse von
Aggrekanasesubstraten entstehen, werden mit bekannten Methoden Antikörper erzeugt.
Mindestens ein Antikörper
muß gegen
ein Neoepitop des Spaltortes gerichtet sein (N- oder C-terminales Neoepitop,
Neoepitop innerhalb der Polypeptidkette). Die Affinität des Antikörpers für das Neoepitop
muß hoch
sein. Der Neoepitop-Antikörper
darf nur eine geringe Affinität
für das
nichthydrolysierte Aggrekanasesubstrat aufweisen. Das Verhältnis der
Affinitäten
des Antikörpers
für das
Spaltprodukt und das Ausgangssubstrat muß größer als 102,
vorzugsweise größer als
103 sein.
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Ein
geeigneter Neoepitop-Antikörper
für Spaltprodukt
von Aggrekan-IGD mit der N-terminalen
Sequenz ARGSVIL ist Neoepitop-Antikörper N38. Der Antikörper ist
ein monoklonaler Maus-Antikörper
der Immmunoglobulinklasse IgG1. Seine Wechselwirkung mit N-terminalem
Neoepitop ARGSVIL ist durch eine Dissoziationskonstante (Kdiss) von ca 10–8 M
charakterisiert. Antikörper
N38 ist als Fangantikörper
von ARGSVIL-Peptid für
eine direkte Adsorption an Träger,
z. B. Mikrotestplatten, geeignet. Er wurde in der Deutschen Sammlung
von Mikroorganismen und Zellkulturen hinterlegt und unter der Nr.
DSM ACC2596 registriert.
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Ein
Antikörper
gegen die C-terminale Sequenz von Aggrekan-IGD ist Antikörper T42.
Dieser Antikörper
ist ein monoklonaler Maus-Antikörper
der Klasse IgG2a.
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Neoepitop-Antikörper N38
und Sequenz-Antikörper
T42 können
gleichzeitig an Spaltprodukt von Aggrekan-IGD mit der N-terminalen
Sequenz ARGSVIL binden.
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3. Quantifizierung proteolytischer
Spaltprodukte von Aggrekanasesubstraten
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Spaltpeptide,
die durch Aggrekanasen aus Aggrekansubstraten freigesetzt werden,
können
mit verschiedenen Methoden quantifiziert werden.
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a) Immunchemische Methoden
an Festphasen:
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Mit
Hilfe von Neoepitop-Antikörper
N38, der spezifisch ARGSVIL-Peptid bindet, kann das Spaltprodukt aus
dem Reaktionsansatz an einen Träger
gebunden und anschließend
quantifiziert werden. Eine einfache Ausführung ist ein Sandwich-ELISA.
ARGSVIL-Peptid wird durch den Neoepitop-Antikörper an eine Mikrotestplatte
fixiert und anschließend
mit einem zweiten Antikörper,
z. B. Aggrekansequenz-Antikörper
T42, der gleichzeitig mit dem Neoepitop-Antikörper an das Spaltprodukt bindet,
quantifiziert. Neben Antikörper
T42 können
andere Antikörper
gegen die C-terminale Sequenz von Aggrekan-IGD, sowie Antikörper gegen
Peptid-"tags" und Markierungen,
die in dem Spaltprodukt vorhanden sind, als zweite Antikörper dienen.
Für die Quantifizierung
von ARGSVIL-Peptid wird der zweite Antikörper mit einem Detektionsenzym
gekoppelt. Die immunchemische Bestimmung von ARGSVIL-Peptid mit
dem Neoepitop-Antikörper
N38 kann auch mit anderen bekannten ELISA-Formaten ausgeführt werden.
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b) Immunchemische Methoden
in homogener Phase:
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Eine
geeignete Methode für
die Bestimmung von ARGSVIL-Peptid mit Antikörpern in homogener Phase ist
Fluoreszenz-Resonanz-Energie-Transfer (FRET) bzw. zeitaufgelöster Fluoreszenz-Resonanz-Energie-Transfer
(TR-FRET).
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Für FRET/TR-FRET
müssen
Donor und Akzeptorfluorophor gleichzeitig an das Spaltprodukt binden. In
einer Variante wird das Donorfluorophor an den Neoepitop-Antikörper N38
und das Akzeptorfluorophor an einen zweiten Anti-Spaltprodukt-Antikörper, z.
B. Aggrekansequenz-Antikörper
T42, fixiert. In einer anderen Variante wird das Akzeptorfluorophor
unmittelbar in den Teil des Aggrekanasesubstrates eingeführt, der
nach Aggrekanasehydrolyse von Neoepitop-Antikörper N38 erkannt wird. Für eine Modifizierung
mit Akzeptorfluorophor ist insbesondere Aggrekan-IGD mit Cys-Rest
C-terminal von dem Aggrekanasespaltort geeignet.
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Neben
FRET/TR-FRET können
auch andere auf enger Nachbarschaft von 2 Sonden beruhende Methoden
wie z. B. AlphaScreen zur Bestimmung von ARGSVIL-Peptid mit dem
Neoepitop-Antikörper
N38 in homogener Phase genutzt werden.
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4. Aggrekanaseaktivitätstest
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Die
Messung der Konzentration des Spaltproduktes von Aggrekan-IGD erlaubt
die Bestimmung von Aggrekanase-Aktivität unter definierten Bedingungen.
In einem ersten Schritt werden Substrat und Aggrekanase zusammen
inkubiert, wobei die Konzentration der Reagenzien, Puffer und Zusätze, die
Reaktionstemperatur und die Dauer der Reaktion frei gewählt werden
können.
In einem zweiten Schritt wird das gebildete Spaltprodukt, ARGSVIL-Peptid
quantifiziert.
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Der
Aggrekanaseaktivitätstest
hat folgende Anwendungen:
- – Messung der Aktivität verschiedener
Aggrekanasen (ADAMTS4, ADAMTS5, ADAMTS1) in Zellkulturüberständen, angereicherten
Fraktionen und isolierten Enzympräparaten.
- – Messung
von Aggrekanase-Aktivität
in Körperflüssigkeiten
und Gewebeextrakten. Da Körperflüssigkeiten und
Gewebeextrakte Inhibitoren für
Aggrekanasen enthalten, ist die meßbare Aktivität gering.
Sie hängt
von den jeweiligen Konzentrationen der Aggrekanasen und Inhibitoren
ab. In jedem Fall müssen
die Aktivitätsteste
eine hohe Sensitivität
aufweisen. In einer Ausführungsvariante
werden die Inhibitoren vor Messung der Aggrekanase-Aktivität aus Körperflüssigkeiten
und Gewebeextrakten entfernt. In einer anderen Ausführungsvariante
werden Aggrekanasen aus Körperflüssigkeiten
und Gewebeextrakten zuerst isoliert, z. B. durch Bindung an einen
Antikörper,
bevor ihre Aktivität
gemessen wird.
- – Screening
und Charakterisierung natürlicher
und synthetischer Inhibitoren von Aggrekanaseaktivität.
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Mit
der vorliegenden Erfindung wird eine wesentliche Steigerung der
Empfindlichkeit von Aggrekanasebestimmungen gegenüber dem
Stand der Technik erreicht. Überraschenderweise
wird durch die Verwendung eines modifizierten Aggrekan-IGD die Sensitivität der Messung
von Aggrekanase-Aktivität
um mehr als Faktor 10 erhöht.
Auf Grund der hohen Sensitivität
kann die Aggrekanasereaktion, die nach üblichen Methoden mehrere Stunden
in Anspruch nimmt, in der kurzen Zeit von 10–15 Minuten ausgeführt werden
(vgl. Beispiel F).
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Darüberhinaus
ist es möglich,
sehr geringe Konzentrationen von Aggrekanase nachzuweisen. Mit dem erfindungsgemäßen Substrat
können
Aggrekanasekonzentrationen unter 1 fmol/ml bestimmt werden. Die hohe
Sensitivität
des erfindungsgemäßen Aggrekanase-Aktivitätstestes
erlaubt erstmals die Messung von geringen Aggrekanase-Aktivitäten in Körperflüssigkeiten,
z. B. Gelenkflüssigkeit.
Da Aggrekanasen durch Abbau von Knorpelaggrekan zur Entstehung und
Progression von Gelenkerkrankungen, insbesondere Osteoarthrose,
beitragen, ist die Erfindung für
die Diagnostik und die Therapiekontrolle dieser Krankheiten geeignet.
Es ist weiterhin möglich
mit dem erfindungsgemäßen Substrat
eine Charakterisierung von Tiermodellen für Gelenkerkrankungen vorzunehmen.
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Die
Erfindung wird durch folgende Anwendungsbeispiele weiter ergänzt:
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A) Expression und Reinigung
rekombinanter Aggrekanfragmente
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A1) Expression und Reinigung
von Aggrekan-IGD mit einem C-terminalen His-"tag" (Aggrekan-IGD-His)
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cDNA
für Aggrekan-IGD
(Aggrekan-Aminosäuren
T331 – G458)
wurde mit folgenden Primern amplifiziert:
5'-CAT ACC ATG GCC ACC GCA GAA GAC TTT
GTG GAC ATC
5'-CCT
CTC GAG GTG ATG GTG ATG GTG ATG TCC CCC TGG CAA ATG CGG CTG
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Die
Primer ergänzen
die cDNA in 5'-Position
mit einem Nco I-Ort und in 3'-Position
mit Codonen für ein
His-"tag" und einen Xho I-Ort.
Nach Restriktion mit Nco I und Xho I wurde das DNA-Fragment in einen
modifizierten pET-Vektor eingefügt,
der die DNA um ein weiteres His-"tag" und ein Stop-Codon
verlängerte.
Der erhaltene Vektor erhielt die Bezeichnung pETAgg-IGD-His. Er
wurde in E. coli Bakterien BL21(DE3) transfiziert.
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Die
Kultur rekombinanter Bakterien mit pETAgg-IGD-His erfolgte nach
Standardvorschriften. Die Reinigung von Aggrekan-IGD-His aus Bakteriensediment
wurde bei 0–4°C ausgeführt. Bakteriensediment
von 4 L Kultur wurde zunächst
in Lysepuffer suspendiert (Lysepuffer: 1 mg/ml Lysozym, 1 mM PMSF,
1 μg/ml
Aprotinin, 1 μg/ml
Leupeptin, 5% Ethylenglykol, 1 mM Imidazol, 0,3 M NaCl, 50 mM Tris-HCl,
pH 8,0). Anschließend wurden
1,5 ml Triton X-100 und 1,5 μl
Benzonase zugegeben und eine Ultraschallbehandlung durchgeführt. Das
erhaltene Homogenat wurde 30 min bei 50 000 × g zentrifugiert. Der Überstand
wurde abgenommen und an den Metall-Chelatträger Talon (Clontech), der vorher
in 150 mM NaCl, 5 mM CaCl2, 50 mM Tris-HCl,
pH 7,5 equilibriert worden war, chromatographiert. Die Elution von
Aggrekan-IGD-His erfolgte mit 100 mM Imidazol in Equilibrierungspuffer.
Elutionsfraktionen mit Aggrekan-IGD-His wurden gegen Equilibrierungspuffer
dialysiert und anschließend
auf eine Proteinkonzentration von 0,5 mg/ml eingeengt. Das berechnete
Mr von Aggrekan-IGD-His beträgt 15,5
Dalton. Das scheinbare Mr in der SDS-PAGE
(verglichen mit Markerproteinen) beträgt ca 21 Dalton (siehe 2).
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A2) Expression und Reinigung
von Aggrekan-IGD mit verändertem
Aggrekanasespaltort (Aggrekan-IGD-3E)
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Die
Mutagenase des Aggrekanasespaltortes wurde mit der PCR-Methode "Overlap-Extension" und folgenden Oligonukleotiden
ausgeführt:
5'- CCT ACT AGT TTT
AAG GAG GAA GAA GCC CGA GGC AGC GTG
5'- TTC TTC CTC CTT AAA ACT AGT AGG CAG
TGG CAG CTC CAT
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Die
Oligonukleotide verändern
die Sequenz des Aggrekanasespaltortes von PRNITEGEARGSVIL zu PTSFKEEEARGSVIL.
Die Klonierung von Aggrekan-IGD mit abgewandeltem Aggrekanasespaltort
in einen pET-Vektor, die Transformation von E. coli BL21(DE3), die
Bakterienkultur und die Reinigung des rekombinanten Proteins wurden
wie oben für
die Expression und Reinigung von Aggrekan-IGD-His beschrieben ausgeführt.
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A3) Expression und Reinigung
von Aggrekan-IGD mit N-terminalem His-"tag" und
C-terminalem Cys-Rest (His-Aggrekan-IGD-C)
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cDNA
für Aggrekan-IGD
wurde mit folgenden Primern amplifiziert:
5'- CAT GCC ATG GGC CAC CAC CAC CAC CAC
CAT GCT GCT CAT CAT CAT CAT CAT CAC ACC GCA GAA GAC TTT GTG GAC
ATC
5'- CCG
CTC GAG TTA TGC GCA TCC CCC TGG CAA ATG CGG CTG
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Die
Oligonukleotide fügen
in 5'-Position einen
Nco I-Ort und Sequenzen für
zwei aufeinanderfolgende His-"tags", in 3'-Position Codone
für einen
Cys-Rest und einen Ala-Rest, ein Stop-Codon und einen Xho I-Ort an
die cDNA an. Die amplifizierte DNA wurde mit den Restriktionsenzymen
Nco I und Xho I verdaut und in den Vektor pET19 (Novagen) kloniert.
Nach Transfektion des Vektors in E. coli BL21(DE3) wurden die Expression und
Reinigung des rekombinanten Proteins wie oben für Aggrekan-IGD-His beschrieben
ausgeführt.
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B) Isolierung von Strukturvarianten
von Aggrekan-IGD
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Aggrekan-IGD-His
wurde in einer Konzentration von 1,5 mg/ml auf eine Gelfiltrationsäule HiLoad 16/60
Superdex 75 prep grade aufgetragen. Die Säule war mit 150 mM NaCl, 5
mM CaCl2, 50 mM Tris-HCl, pH 7,5 equilibriert.
Als Molekulargewichtsmarker dienten Dextranblau 2000, Rinderserumalbumin
(BSA) und α-Chymotrypsin.
Bei der Elution von Aggrekan-IGD-His wurden 2 Hauptfraktionen erhalten
(1), die als Aggrekan-IGD-H1 und Aggrekan-IGD-H2
bezeichnet wurden. Aggrekan-IGD-H1 eluierte unmittelbar nach dem
Ausschlußvolumen
der Säule.
Aggrekan-IGD-H2 eluierte zwischen den Elutionsgipfeln von BSA (Mr 66 kDa) und α-Chymotrypsin (Mr 25
kDa).
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C) Proteolyse von Aggrekan-IGD
durch Aggrekanasen
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Aggrekan-IGD-His
und die 2 Strukturvarianten Aggrekan-IGD-H1 und Aggrekan-IGD-H2
wurden in einer Konzentration von jeweils 10 μM mit 0,1 μM rekombinanter Aggrekanase
1 (ADAMTS4, Δ580–837) bei 37°C in 150
mM NaCl, 5 mM CaCl2, 50 mM Tris-HCl, pH
7,5 inkubiert. Nach festgelegten Zeitintervallen wurden aus den
Inkubationsansätzen
Proben entnommen und mittels SDS-PAGE analysiert (2).
Im Verlauf von 5 h wurden Aggrekan-IGD und die 2 Strukturvarianten
nahezu vollständig
hydrolysiert. Bei der Proteolyse entstand ein Spaltprodukt, das
in der Elektrophorese ein Mr von ca 13 kDa
aufwies. Als N-terminale Sequenz des Spaltproduktes wurde die Sequenz
ARGSVIL ermittelt. 2 belegt, daß die 2 Strukturvarianten keine
oder nur geringe Unterschiede in ihrer elektrophoretischen Beweglichkeit
und ihrer Proteolyse durch Aggrekanase 1 aufweisen. Eine Analyse
der Proteolyse von Aggrekanasesubstrat mit modifiziertem Spaltort,
Aggrekan-IGD-3E,
ergab eine beschleunigte Hydrolyse dieses Substrates durch Aggrekanase
1 (3). Bei einer Aggrekanasekonzentration von 0,1 μM wurden
10 μM Aggrekan-IGD-3E
ca. 8-fach schneller hydrolysiert als 10 μM Aggrekan-IGD-H2 (und Aggrekan-IGD-H1,
nicht gezeigt). Das Experiment belegt, daß Aggrekan-IGD-3E für den Nachweis
geringer Aggrekanase-Aktivität besser
geeignet ist als Aggrekan-IGD-His.
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D) Western Blot von Aggrekanasesubstrat
und ARGSVIL-Peptid mit Neoepitop-Antikörper N38
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Mit
Standardmethoden wurde ein monoklonaler Antikörper gegen die Peptidsequenz
ARGSVIL gewonnen. Der Antikörper
mit der Bezeichnung N38 wurde für
Western Blots von Spaltprodukten von Aggrekan-IGD eingesetzt.
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Aliquote
von Aggrekan-IGD-His (100 ng) und Spaltprodukten (100 ng, 25 ng)
wurden in der SDS-PAGE getrennt und anschließend auf Nitrozellulose übertragen.
Die Nitrozellulose wurde in einem ersten Schritt entweder mit Anti-His-"tag"-Antikörper (Penta-His,
Qiagen, Verdünnung
1/2000) oder mit Neoepitop-Antikörper N38
(1 μg/ml)
und in einem zweiten Schritt mit mit einem Peroxidase-Konjugat von
Ziege-Anti-Maus-IgG (Dianova, Verdünnung 1:3000) inkubiert. Der
Nachweis der Peroxidasereaktion wurde mit dem ECL-System von Amersham
Biosciences geführt.
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Die
Ergebnisse der Western-Blot-Analyse (4) belegten,
daß der
Neoepitop-Antikörper
N38 eine hohe Spezifität
für das
Aggrekanase-Spaltprodukt mit der N-terminalen Sequenz ARGSVIL aufweist.
Anti-His-"tag"-Antikörper reagieren
dagegen sowohl mit dem ungespaltenen Substrat als auch mit dem Spaltprodukt.
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E) ELISA für Aggrekan-IGD
und Spaltprodukte
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Neben
Neoepitop-Antikörper
N38 wurde ein zweiter monoklonaler Antikörper gewonnen, der gegen die
C-terminal von dem Aggrekanasespaltort gelegene Aggrekansequenz
gerichtet ist. Der Antikörper
erhielt die Bezeichnung T42. Antikörper N38 und Antikörper T42
wurden als Fang- und Detektionsantikörper in einem ELISA zur Bestimmung
von Aggrekan-IGD und von Spaltprodukten der Substrate eingesetzt.
Der ELISA wurde nach folgender Methode ausgeführt:
Antikörper N38
wurde mit Beschichtungspuffer (15 mM Na2CO3, 35 mM NaHCO3,
pH 9,6) auf eine Konzentration von 4 μg/ml verdünnt. Je 100 μl Antikörperlösung wurden
in die Vertiefungen einer Mikrotestplatte eingetragen. Die Platte
wurde 16–18
h bei 4°C
gehalten. Alle weiteren Schritte wurden bei Raumtemperatur ausgeführt. Die
Antikörperlösung wurde
ausgeschlagen und durch 200 μl
Blockierungslösung
(1% BSA, 150 mM NaCl, 20 mM Na-Phosphatpuffer,
pH 7,2) ersetzt. Die Mikroplatte wurde 1 h auf einem Schüttler bewegt
und anschließend
2 mal mit Waschpuffer (0,05% Tween 20, 20 mM Na-Phosphatpuffer,
pH 7,2) gewaschen. In die Vertiefungen wurden je 100 μl Aggrekanasesubstrat
oder Spaltprodukt des Substrates eingetragen. Nach 1,5 h Inkubation
auf einem Schüttler
wurde die Platte 3 mal mit Waschpuffer gewaschen. Danach wurden
je 100 μl
eines Konjugates von Antikörper
T42 mit Peroxidase eingetragen. Nach weiteren 1,5 h Schütteln wurde
die Platte 5 mal mit Waschpuffer gewaschen. Die Peroxidasereaktion
wurde 30 min mit 100 μl
TMB/H2O2-Lösung (TMB: 3,3',5,5'-Tetramethylbenzidin)
ausgeführt.
Die Reaktion wurde mit 100 μl
0,25 M Schwefelsäure
gestoppt. Anschließend
wurde die Absorption bei 450 nm gemessen.
-
Die
Ergebnisse des ELISA für
die Strukturvarianten Aggrekan-IGD-H1 und Aggrekan-IGD-H2 sowie die ARGSVIL-Peptide
dieser Substrate sind in den 5 und 6 dargestellt.
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Die
Abbildungen belegen die unterschiedliche Detektion von Substraten
und Spaltprodukten in dem ELISA mit Antikörpern N38 und T42. Während der
ELISA für
Aggrekan-IGD-H1 im Konzentrationsbereich 100–1000 nM gut messbare Absorptionswerte
anzeigt, wird für
Aggrekan-IGD-H2 in dem gleichen Konzentrationsbereich nur sehr geringe
Absorption gemessen. Die Spaltprodukte beider Substrate werden bereits
in Konzentrationen unter 10 nM mit hohen Absorptionswerten angezeigt,
wobei die Nachweisempfindlichkeit für Spaltprodukt aus Aggrekan-IGD-H1
(ARGSVIL-Peptid-1) wiederum bedeutend höher ist, als für Spaltprodukt aus
Aggrekan-IGD-H2 (ARGSVIL-Peptid-2).
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Für die Messung
von Spaltprodukten in Proteolyseansätzen ist das Verhältnis der
Absorptionen für
die Spaltprodukte einerseits und die ungespaltenen Substrate Aggrekan-IGD
andererseits wesentlich. Der ELISA liefert vergleichbare Absorptionswerte
für das
Spaltprodukt ARGSVIL-Peptid-1 und das Substrat Aggrekan-IGD-H1,
wenn die Konzentration des Spaltproduktes 1/1000 der Substratkonzentration
ist. Für
das Spaltprodukt ARGSVIL-Peptid-2 und das Substrat Aggrekan-IGD-H2
beträgt
das Verhältnis
1/10 000.
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F) Messung von Aggrekanaseaktivität
-
Die
Messung von Aggrekanase-Aktivität
wurde in zwei aufeinanderfolgenden Teilschritten ausgeführt (7).
In dem 1. Teilschritt wurde Aggrekan-IGD durch Aggrekanase hydrolysiert.
Die Proteolyse wurde in 100 μl
Ansätzen
folgender Zusammensetzung durchgeführt: 0,1 μM Aggrekan-IGD-H2, 0,4 mM Pefabloc,
1 μM Pepstatin,
1 μM Leupeptin,
150 mM NaCl, 5 mM CaCl2, 10 μM ZnCl2, 0,05% Brij 35, 50 mM Tris-HCl, pH 7,5, 0–1,5 nM
ADAMTS4,Δ580-837.
Alle Komponenten der Ansätze
mit Ausnahme von ADAMTS4 wurden gemischt und 5 min bei 37°C vorinkubiert.
Die Aggrekanasereaktion wurde anschließend durch Zugabe verschiedener
Konzentrationen ADAMTS4 gestartet und nach 15 min bei 37°C mit 150 μl 10 mM EDTA,
1% BSA, 150 mM NaCl, 20 mM Na-Phosphatpuffer,
pH 7,2 gestoppt.
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In
dem 2. Teilschritt wurde das in der Proteolysereaktion gebildete
Spaltprodukt ARGSVIL-Peptid-H2 mittels
Sandwich-ELISA (siehe Punkt E) bestimmt. Die Ergebnisse des ELISA
sind in 8 dargestellt. Die gezeigte
Abhängigkeit
der Absorption bei 450 nm von der ADAMTS4-Konzentration in den Proteolyseansätzen ist
eine Standardkurve für
die Messung unbekannter Aggrekanase-Aktivität und für Untersuchungen zum Einfluß von Inhibitoren
auf Aggrekanasen. Aus der Standardkurve für ADAMTS4 (8)
und der Standardkurve für
ARGSVIL-Peptid-2 (6) wurde eine spezifische Aktivität von 0.7
nM ARGSVIL-Peptide-2/min × nM ADAMTS4
für Aggrekanase
berechnet.
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Wenn
anstelle des Substrates Aggrekan-IGD-H2 das Substrat Aggrekan-IGD-3E
für die
Messung von Aggrekanase-Aktivität
verwendet wird, können
unter den gleichen Bedingungen bis zu 10-fach geringere Aktivitäten bzw.
Konzentrationen von Aggrekanase ermittelt werden (Die experimentellen
Daten sind nicht dargestellt).
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G) Einfluß von Serum
und Synovialflüssigkeit
auf Aggrekanase-Aktivität
-
Um
den Einfluß von
Serum und Gelenkflüssigkeit
auf die Aktivität
von Aggrekanasen zu bestimmen, wurde zunächst der Einfluß der Körperflüssigkeiten
auf die Absorptionsmessung des ELISA für ARGSVIL-Peptid geprüft. Dabei
wurde festgestellt, daß in
Gegenwart von 10% (V/V) Serum oder Gelenkflüssigkeit die Absorptionswerte
nur gering (< 20%)
abnehmen. Serum und Gelenkflüssigkeit üben dagegen
bereits in viel geringeren Konzentrationen eine starke Hemmwirkung
auf Aggrekanasen aus.
-
Die
Bestimmung der Aggrekanase-Aktivität wurde wie in Punkt F beschrieben
ausgeführt,
wobei die Konzentration von ADAMTS4 in allen Ansätzen 1 nM betrug. Die Konzentrationen
von Serum und Synovialflüssigkeit
variierten von 0,0013–10%
(V/V).
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9 belegt,
daß 1%
Serum die Aktivität
von 1 nM ADAMTS4 bereits nahezu vollständig inhibiert. Die Hemmung
durch Synovialflüssigkeit
ist geringer. Erst in Gegenwart von 4% Synovialflüssigkeit
sinkt die Aggrekanase-Aktivität
unter 10% ihres Ausgangswertes.
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H) Messung von Aggrekanase-Aktivität in Gelenkflüssigkeit
von Patienten mit Osteoarthrose
-
Obwohl
die Aktivität
von Aggrekanase in Gelenkflüssigkeit
durch die vorhandenen Inhibitoren gehemmt wird, kann Aggrekanase-Aktivität mit Hilfe
des Substrates Aggrekan-IGD-3E
in Gelenkflüssigkeit
von Patienten mit Osteoarthrose nachgewiesen werden (Tabelle 1).
-
Für die Messung
der Aggrekanase-Aktivität
in Gelenkflüssigkeit
wurden die Substrate Aggrekan-IGD-H1 (0,1 μM), Aggrekan-IGD-H2 (0,1 μM) und Aggrekan-IGD-3E
(0,25 μM)
in Abwesenheit und in Gegenwart von 5% Gelenkflüssigkeit eines Patienten mit
Osteoarthrose 15 und 30 min bei 37°C inkubiert. Die übrigen Bedingungen
der Messungen waren wie in Punkt F beschrieben. Aus den Angaben
in Tabelle 1 ist ersichtlich, daß in Gegenwart von Gelenkflüssigkeit
aus dem Substrat Aggrekan-IGD-3E genügend ARGSVIL-Peptid für ELISA-Messungen
freigesetzt wurde. Der ELISA zeigte auch geringe Absorptionen bei
Verwendung des Substrates Aggrekan-IGD-H1 an. Das Substrat Aggrekan-IGD-H2 erwies sich
dagegen für
Messungen von Aggrekanase-Aktivität in Gelenkflüssigkeit
nicht geeignet.
-
Tabelle
1: Messung von Aggrekanase-Aktivität in Gelenkflüssigkeit
eines Patienten mit Osteoarthrose
-
Literatur
-
- 1. Knudsen, C. B. et al. (2001) Seminars Cell & Developm. Biol.
12, 69–78
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- 12. Bartnik, E. et al. (2001) US Patent 6,180,334
- 13. Miller, J. A. et al. (2003) Analyt. Biochem. 314, 260–265
-
Legende zu
den Abbildungen
-
1: Gelfiltration
von Aggrekan-IGD-His
-
Auf
eine Säule
HiLoad 16/60 Superdex 75 prep grade (Amersham Biosciences) wurden
3 mg Aggrekan-IGD-His aufgetragen und eluiert. Weitere Angaben im
Text.
-
2: Proteolyse
von Strukturvarianten von Aggrekan-IGD-His in Gegenwart von Aggrekanase
1
-
Aggrekan-IGD-H1
(10 μM)
und Aggrekan-IGD-H2 (10 μM)
wurden mit 0,1 μM
rekombinanter Aggrekanase 1 (ADAMTS4, Δ580-837) bei 37°C in 150
mM NaCl, 5 CaCl2, 50 mM Tris-HCL, pH 7,5,
inkubiert. Vor Beginn der Inkubation und nach 0,5, 1,5 und 5 h Inkubation
wurden gleiche Aliquote aus den Inkubationsansätzen entnommen und mittels
SDS-PAGE analysiert.
-
- Bahnen 1–4:
Proteolyse von Aggrekan-IGD-H1, Bahnen 5–8: Proteolyse von Aggrekan-IGD-H2
-
3: Proteolyse
von Aggrekan-IGD-H1 und Aggrekan-IGD-3E durch Aggrekanase 1
-
Die
Inkubationen von 10 μM
Aggrekan-IGD-3E und 10 μM
Aggrekan-IGD-H2 mit 0,1 μM
ADAMTS4, Δ580-837
wurden wie in der Legende von 2 beschrieben
ausgeführt.
-
- Bahnen 1–4:
Proteolyse von Aggrekan-IGD-H1
- Bahnen 5–8:
Proteolyse von Aggrekan-IGD-3E
-
4: Western
Blot von Aggrekanasesubstrat Aggrekan-IGD-His und Spaltprodukten
-
- Bahnen 1: 100 ng Aggrekan-IGD-His, Bahnen 2: 100 ng ARGSVIL-Peptid,
- Bahnen 3: 25 ng ARGSVIL-Peptid
-
Weitere
experimentelle Details sind im Text beschrieben.
-
5: ELISA
für Strukturvarianten
Aggrekan-IGD-H1 und Aggrekan-IGD-H2
-
Die
Ausführung
der Experimente ist im Text beschrieben.
-
6: ELISA
für Spaltprodukte
aus Strukturvarianten Aggrekan-IGD-H1 (ARGSVIL-Peptid-H1) und Aggrekan-IGD-H2
(ARGSVIL-Peptid-H2).
-
Die
Spaltprodukte wurden durch vollständige Proteolyse der Substrate
Aggrekan- IGD-H1
und -H2 mit ADAMTS4, Δ580-837
erhalten.
-
7: Schematische
Darstellung des erfindungsgemäßen Aggrekanase-Aktivitätstestes
-
8: ELISA
für Proteolyseansätze von
Substrat Aggrekan-IGD-H2 mit Aggrekanase 1
-
0,1 μM Aggrekan-IGD-H2
wurden 15 min bei 37°C
mit verschiedenen Konzentrationen rekombinanter ADAMTS4,Δ580-837 inkubiert.
Die Reaktionsansätze
wurden anschließend
2,5-fach mit EDTA-haltigem Puffer verdünnt und in einem ELISA mit
Antikörpern
N38 und T42 analysiert.
-
Weitere
Angaben zu Substratproteolyse und ELISA werden im Text gemacht.
-
9: Hemmung
von Aggrekanase-Aktivität
durch Serum und Synovialflüssigkeit
-
0,1 μM Aggrekan-IGD-H2
wurden mit 1 nM ADAMTS4, Δ580-837
in Abwesenheit und in Gegenwart verschiedener Konzentrationen von
Serum oder Synovialflüssigkeit
inkubiert. Die Reaktionsansätze
wurden anschließend
2,5 fach mit EDTA-haltigem Puffer verdünnt und in einem ELISA mit
Antikörpern
N38 und T42 analysiert.