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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Aufschluss
von organischem Material in einem fließfähigen Stoffsystem.
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Derartige
fließfähige Stoffsysteme
mit organischem Material stellen beispielweise organische Schlämme aus
der Abwasserbehandlung dar. Weiterhin ist dieses Verfahren für die Wasseraufbereitung
von mehr oder minder stark mit organischem Material belasteten Abwässern und
für den
Aufschluss von Zellsuspensionen einsetzbar.
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Fließfähige wasserhaltige
Stoffsysteme mit organischem Material fallen in vielen Prozessen
und Verfahren an, in denen organische Stoffe verarbeitet, eliminiert
oder umgesetzt werden. Beispiele hierfür sind der Klärschlamm
aus der Abwasserbehandlung, organische Abfälle aus der Verarbeitung von
landwirtschaftlichen Produkten und Nahrungsmitteln, Abfälle aus
biotechnischen Fermentationsprozessen und Schlämme aus der Zellstoff- und
Papierindustrie.
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Der
organische Anteil dieser Stoffsysteme, die im Weiteren kurz als
Schlämme
bezeichnet werden, kann beispielsweise mithilfe anaerober biologischer
Verfahren abgebaut und umgesetzt werden. Dabei wird der Anteil der
abbaubaren organischen Produkte im Schlamm vermindert. Daneben entsteht häufig auch
ein hygienisch unbedenkliches und für die Ablagerung inertes Endprodukt
Restschlamm.
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Der
Schlamm mit organischem Anteil stellt zugleich auch einen Wertstoff
dar, denn es kann beim anaeroben Abbau des Schlammes Biogas gewonnen und
nutzbar gemacht werden. Unter Biogas wird im Weiteren ein Gemisch
aus Methan und Kohlendioxid mit Spuren weiterer Gase verstanden.
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Im
anaeroben Verfahren wird jedoch nur jener Anteil der Schlämme zu Biogas
umgesetzt, der für
die Mikroorganismen verfügbar
ist. Durch bekannte Verfahren zum Aufschließen von organischen Schlämmen wird
der für
den mikrobiellen Umsatz verfügbare
organische Anteil erhöht,
so dass anschließend
weniger Restschlamm und mehr Biogas anfällt.
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Im
Stand der Technik sind verschiedene Verfahren zum Aufschließen organischer
Schlämme
bekannt. Eine erste Gruppe von Verfahren zum Aufschließen von
organischen Schlämmen
sind die sogenannten mechanischen Desintegrationsverfahren. In Mühlen, Hochdruckhomogenisatoren,
Zentrifugen mit Schlagrad oder Ultraschallanlagen wird der Schlamm
hohen Scher- und Druckwechselbeanspruchungen bis zur Kavitation
ausgesetzt. Dabei werden die Zellverbände aufgelöst und die Zellmembranen zerstört. Vermutlich
werden auch weitere chemische und biochemische Reaktionen ausgelöst, so dass der
im anaeroben Verfahren bioverfügbare
Anteil der Schlämme
ansteigt.
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Eine
weitere Gruppe von Behandlungsverfahren stellen die thermischen
Verfahren dar. Thermische Verfahren zum Aufschließen organischer Schlämme als
zweiter Gruppe von Aufschlussverfahren erhöhen den bioverfügbaren Anteil – je nach Temperatur,
Druck und Prozessdauer – durch
Schädigen
bzw. Abtöten
zunächst
widerstandsfähiger
Mikroorganismen und durch das Auflösen der Zellverbände und
das Zerstören
der Zellmembran sowie durch chemische und biochemische Reaktionen
im erwärmten
Schlamm. In diesen Verfahren wird der Schlamm in Wärmeübertragern
durch Warmwasser, Dampf bzw. Rauchgas oder durch Zugabe von Dampf
bis zur erforderlichen Temperatur erhitzt und anschließend eine
Zeit bei dieser Temperatur gehalten.
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In
chemischen Verfahren zum Aufschließen organischer Schlämme als
dritter Gruppe erfolgt eine Behandlung des Schlammes mit Säuren bzw.
Laugen unter anschließender
Neutralisation oder durch Einsatz starker Oxidationsmittel, zum
Beispiel Ozon. Dabei werden Anteile der organischen Substanz, die vorher
nicht bioverfügbar
waren, durch chemische Reaktionen in bioverfügbare Stoffe umgesetzt, so dass
im anschließenden
anaeroben Verfahren ein erhöhter
Abbau möglich
ist.
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Den
im Stand der Technik bekannten Verfahren zum Aufschließen von
fließfähigen wasserhaltigen
Stoffsystemen mit organischem Material haften neben spezifischen
Vorteilen der einzelnen Verfahren aber auch signifikante Nachteile
an.
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Die
Wirksamkeit der mechanischen Verfahren beispielsweise ist nur dann
hoch, wenn der Schlamm zum großen
Teil aus Mikroorganismen besteht, so dass eine mechanische Zerstörung der
Zellverbände
und Zellen den Zellinhalt als bioverfügbare organische Substanz freisetzt.
Erhebliche Anteile der übrigen
organischen Substanz sind auch nach der mechanischen Desintegration
biologisch inert. Ein gesicherter hygienischer Status ist im so
aufgeschlossenen Schlamm nicht erreichbar. In einer Ökobilanz
schlägt
zudem die gesamte Verfahrenskette der Stromerzeugung als Aufwand
zum Betreiben der mechanisch wirkenden Vorrichtungen zu Buche.
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Der
technische Aufwand für
die Installation der Mühlen,
Hochdruckhomogenisatoren oder Ultraschallanlagen ist hoch, neben
dem Verbrauch von Elektronenergie verursacht Verschleiß und Wartung erhebliche
Kosten. Der Schlamm wird zudem nur wenig erwärmt, so dass beim Betrieb einer
Faulung zur Biogaserzeugung zusätzlich
Heizkessel und Wärmeübertrager
erforderlich sind, die in der Regel mit Biogas aus der Faulung versorgt
werden müssen.
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Thermische
Verfahren erreichen ähnliche Aufschlussgrade
wie die mechanischen Verfahren, sie können für das Erreichen eines geforderten
hygienischen Status genutzt werden und weisen im Falle einer Abwärmenutzung
eine günstigere Ökobilanz auf
als die mechanischen Verfahren. Nachteilig sind jedoch der begrenzte
Aufschlussgrad und der erhebliche Bedarf an maschinentechnischer
Ausrüstung für die Wärmeübertragung.
Der Umsatz mechanischer Energie ist bei diesen Verfahren gering,
so dass Reserven für
einen noch höheren
Aufschluss nicht genutzt werden.
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Gegenüber den
mechanischen und thermischen Verfahren werden beim chemischen Aufschluss
höhere
Aufschlussgrade erzielt. Zusätzliche chemische
Reaktionen, die durch gleichzeitiges Erhitzen verstärkt werden
können,
lassen höhere
Aufschlussgrade zu als allein durch das Aufbrechen der Zellwände zu erwarten
sind. Bei saurem oder basischem Aufschluss durch einen osmotischen
Schock werden der hohe Chemikalienverbrauch und die damit verbundene
Aufsalzung als nachteilig angesehen. Der Einsatz von starken Oxidationsmitteln,
wie zum Beispiel Ozon, ist durch die erforderliche technische Ausrüstung kostspielig. Ähnlich wie
bei den thermischen Verfahren ist auch bei den chemischen Verfahren
der Eintrag mechanischer Energie und der damit erreichbare Aufschluss
gering.
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Die
Chemikalienzugabe sowie zugehörige Dosier-
und Überwachungstechnik
oder Ozongeneratoren sind kostspielig in der Anschaffung und im Betrieb.
Die Chemikalienzugabe allein führt
in der Regel ebenfalls nicht zur erforderlichen Erwärmung des
Schlammes, wofür
in der Regel zusätzlich
ein Kessel oder eine BHKW-Anlage mit Biogasbetrieb vorgesehen wird.
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Ein
kombiniertes Einwirken von mechanischen, thermischen und chemischen
Aufschlusseffekten auf den Schlamm wird durch gepulste Hochspannungsentladungen
erreicht. Nach der
DE
197 52 371 A1 ist ein Verfahren zur Behandlung und Konditionierung
von biologischen Schlämmen
durch Stoßspannungsentladung
bekannt. Dieses Verfahren schließt die biologische Zellsubstanz
auf und tötet diese
gleichzeitig ab. Erreicht wird dies durch die Behandlung bzw. Konditionierung
des biologischen Schlammes durch das Einleiten von Stoßspannungsentladungen
in den fließfähigen/flüssigen Schlamm. Bei
der Einleitung der Spannungsimpulse über flächige Elektroden entstehen
hohe elektrische Feldstärken
bei niedriger Frequenz.
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Durch
gepulste Hochspannungsentladungen werden thermische und chemische
Wirkungen erreicht. Bei 10 kV bis 50 kV angelegter Spannung werden über Elektroden
durch den Schlamm hindurch kurzzeitig bestehende Lichtbögen mit
Spitzenströmen
von ca. 70 A gezündet,
wodurch extreme Temperatur- und Druckradienten auf das Stoffsystem
einwirken und UV-Strahlung
auftritt. Durch den induzierten Plasmazustand werden im gepulsten
Lichtbogen Ozon und hochreaktive OH-Radikale gebildet, die inerte
organische Stoffe umsetzen und diese in bioverfügbares Material umwandeln.
Der hohe erreichbare Umsatz und Aufschluss der organischen Substanz
ist mit dem Nachteil von hohen Investitionen für die Generatoren und die Module
und hohen Elektroenergiekosten verbunden. Auch bleibt die Erwärmung des Schlammes
unter der für
die Faulung erforderlichen Temperatur.
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Ein
verbessertes Verfahren der beschriebenen Gattung wird in der
DE 695 16 666 T2 offenbart. Es
wird ein Flüssigkeits-Dekontaminationssystem unter
Anwendung von elektrischer Entladung mit Gasinjektion beansprucht.
Dabei werden die elektrischen Entladungen durch die Injektion von
Gasblasen in das Stoffsystem gezielt unterstützt.
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Die
Wassermoleküle
in der Nähe
des Entladungsbereiches werden zu erregten Radikalen zersetzt, einschließlich Hydroxylionen
und freiem Wasserstoff, die mit organischen Komponenten reagieren und
diese dadurch aus dem Stoffsystem entfernbar machen.
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Um
die Erzeugung der gewünschten
elektrischen Lichtbögen
mit den damit zusammenhängenden
chemischen und physikalischen Effekten in der Flüssigkeit zu verbessern, wird
das Gas in den Entladungsbereich geleitet. Der vorgeschlagene Luft-
oder Gaskanal bildet eine virtuelle Anode und wird zu einem Pfad, über den
der anfängliche
Lichtbogen erzeugt wird. Die Verbesserung des Verfahrens besteht darin,
dass Luft und die meisten Gase eine wesentlich niedrigere Durchbruchspannung
haben als Wasser und der Lichtbogen somit effizienter erzeugbar ist.
Die thermische Belastung des Stoffsystems ist infolge des niedrigeren
Energieeintrags jedoch auch geringer.
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Den
genannten Verfahren im Stand der Technik haftet der gemeinsame Nachteil
an, dass ein Aufschluss mit vertretbarem apparativem technischem
und energetischem Aufwand in der gewünschten Effizienz nicht realisierbar
ist.
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Es
ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Verfügung
zu stellen, welche höhere
Aufschlussgrade organischer Materialien in fließfähigen Stoffsystemen ermöglichen
und somit bei effizientem Energieeinsatz eine maximale Ausbeute
an Aufschluss des organischen Materials erzielt wird.
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Die
Aufgabe der Erfindung wird durch ein Verfahren zum explosionsartigen
Aufschluss von organischem Material in einem fließfähigen Stoffsystem
gelöst,
wobei ein Gemisch aus einem entzündbaren
Fluid und einem fluiden Oxidationsmittel explosionsartig zur Reaktion
gebracht wird und dass das fluide Reaktionsgemisch in das fließfähige Stoffsystem
eingeleitet und mit diesem in Kontakt gebracht wird. Dabei erfolgt
der Aufschluss der organischen Materialien überwiegend durch die von der
Explosion und durch das Einleiten des fluiden Reaktionsgemischs
in das fließfähige Stoffsystem
hervorgerufenen Druck- und Stoßwellen.
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Vorzugsweise
wird das Reaktionsgemisch diskontinuierlich in das fließfähige Stoffsystem
eingebracht.
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Alternativ
wird die Aufgabe der Erfindung durch ein Verfahren gelöst, bei
dem ein entzündbares Fluid
und ein fluides Oxidationsmittel in das Stoffsystem eingebracht
und als reaktive Flamme zur Reaktion gebracht wird.
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Vorzugsweise
wird das entzündbare
Fluid und das fluide Oxidationsmittel dabei kontinuierlich in das
fließfähige Stoffsystem
eingebracht.
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Eine
reaktive Flamme im Sinne der Erfindung hat die Eigenschaft, in dem
durch sie beaufschlagten fließfähigen Stoffsystem
physikalische und chemische Reaktionen auszulösen. Neben der Zusammensetzung
des entzündbaren
Fluids und des fluiden Oxidationsmittels können auch Hochspannungsfelder
oder Laserstrahlen genutzt werden, um der Flamme besondere reaktive
Eigenschaften zu vermitteln, beispielsweise durch Herbeiführen des Plasmazustandes.
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Alternativ
wird die Aufgabe der Erfindung durch ein Verfahren gelöst, in welchem
ein entzündbares
Fluid und ein fluides Oxidationsmittel in dem fließfähigen Stoffsystem
zu einem zündfähigen Gemisch
dispergiert und anschließend
zur Reaktion gebracht werden. Dabei erfolgt das Dispergieren und das
Zünden
des zündfähigen Gemischs
zeitlich und/oder räumlich
getrennt voneinander.
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Den
Verfahrensvarianten zur Lösung
der erfindungsgemäßen Aufgabe
ist gemeinsam, dass bevorzugt als entzündbares Fluid Wasserstoff und
als fluides Oxidationsmittel Sauerstoff eingesetzt wird. Nach einer
Ausgestaltung der Erfindung kann als entzündbares Fluid Biogas eingesetzt
werden.
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Die
Aufgabe der Erfindung wird weiterhin durch eine Vorrichtung zum
explosionsartigen Aufschluss von organischem Material in einem fließfähigen Stoffsystem
gelöst,
bei dem eine Explosionskammer mit Anschlüssen für ein entzündbares Fluid und ein fluides
Oxidationsmittel oder ein Gemisch daraus sowie eine Zündvorrichtung
zur Einleitung der Reaktion des entzündbaren Fluidgemischs vorgesehen
sind und dass weiterhin mindestens ein Strömungsleitelement zur Beschleunigung
des Stoffsystems und/oder des Reaktionsgemischs vorgesehen ist/sind.
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Nach
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung bildet das Strömungsleitelement
eine Lavaldüse
aus.
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Nach
der Konzeption der Erfindung wird die Energie zum Aufschluss des
organischen Materials für
einen wirtschaftlich interessanten Aufschlussgrad von außen in das
System in Form eines entzündbaren
Stoffes bzw. eines entzündbaren
Gases und in Form eines Oxidationsmittels eingebracht. Die Reaktion
von entzündbarem
Stoff und Oxidationsmittel führt
zu einer Energieabgabe an das fließfähige wasserhaltige Stoffsystem
mit einem Anteil an organischem Material, wodurch das organische
Material auf verschiedene Weise, mechanisch, chemisch und physikalisch,
aufgeschlossen wird.
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Besonders
vorteilhaft ist die Kombination von Wasserstoff und Sauerstoff,
weil die Reaktion dieser beiden Stoffe in einer stöchiometrisch
ausgewogenen Weise zum Reaktionsprodukt Wasser führt und somit keine zusätzliche
Belastung durch Fremdstoffe durch den entzündbaren Stoff oder das Oxidationsmittel
in das Wasser eingebracht wird.
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Alternativ
wird als entzündbarer
Stoff Biogas eingesetzt, wobei in vorteilhafter Weise eine Komponente
aus dem Abbauprozess im Rahmen der Abwasserbehandlung für die Behandlung
der fließfähigen wasserhaltigen
Stoffsysteme/Schlämme
eingesetzt werden kann. Vorteilhaft ist es dabei, wenn das Kohlendioxid
aus dem Biogas weitgehend vorher eliminiert wurde oder zumindest
teilweise zu Sauerstoff umgesetzt wurde.
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Gleichfalls
ist es dabei von Vorteil, wenn das Biogas als Brennstoff und entzündbarer
Stoff in einem stöchiometrischen
Verhältnis
zum Oxidationsmittel eingesetzt wird.
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Neben
der Verwendung von Sauerstoff als Oxidationsmittel ist gleichfalls
in entsprechender Berücksichtigung
des Anteils von Sauerstoff auch Luft einsetzbar.
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Weitere
Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen mit Bezugnahme
auf die zugehörigen
Zeichnungen. Es zeigen:
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1b:
Rohrförmige
Vorrichtung zur Behandlung von Schlamm enthaltendem Abwasser im Längsschnitt,
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1b:
Rohrförmige
Vorrichtung im Querschnitt,
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2a:
Vorrichtung mit Treib- und Fangrohr zur Behandlung von Abwässern im
Längsschnitt,
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2b:
Vorrichtung im Querschnitt,
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3:
Vorrichtung mit Verdichter für
die fluiden reagierenden Komponenten,
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4a:
Vorrichtung zur Abwasserbehandlung mit zylindrischem Reaktor in
der Vorderansicht,
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4b:
Vorrichtung in der Draufsicht,
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5a:
Vorrichtung zur Behandlung von organisches Material enthaltendem
fließfähigem Stoffsystem
mit Verbrennungsmotor in Vorderansicht,
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5b:
Vorrichtung in Draufsicht,
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6:
Vorrichtung zur Behandlung eines fließfähigen Stoffsystems mittels
reaktiver Flamme,
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7:
Vorrichtung mit reaktiver Flamme und Lavaldüse,
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8:
Vorrichtung zum Dispergieren eines reaktionsfähigen Gemisches im fließfähigen Stoffsystem,
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9a:
Reaktor mit Düsen
für Erzeugung
einer reaktiven Flamme, Seitenansicht,
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9b:
Reaktor mit Düsen
für Erzeugung
einer reaktiven Flamme, Draufsicht und Querschnitt und
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10:
Reaktor mit Rotationszerstäuber und
Ringbrenner.
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Die 1a und 1b zeigen
im Längs- und
im Querschnitt eine erfindungsgemäße Vorrichtung, insbesondere
zur Behandlung von Schlamm enthaltendem Abwasser. Die Vorrichtung
weist dabei im Wesentlichen einen rohrförmigen Aufbau auf, wobei in
einem Rohrabschnitt 2 das Schlamm enthaltende Abwasser
in der angedeuteten Pfeilrichtung fließt. Der Rohrabschnitt 2 weist
im Inneren einen Behandlungsbereich 1 für das fließfähige Stoffsystem auf und wird
von einer Explosionskammer 3 ummantelt. Weiterhin sind
Anschlüsse 4 vorgesehen,
welche als Anschluss für
Brennstoff 4a und als Anschluss für Oxidationsmittel 4b an
der Explosionskammer vorgesehen sind. Alternativ für die getrennte
Zuleitung von Brennstoff und Oxidationsmittel ist die Zuleitung
eines bereits vorgefertigten Gemisches aus diesen. Die Anschlüsse weisen
bevorzugt Rückschlagklappen 5 auf,
die auf den bei der Zündung
des reaktiven Fluidgemisches entstehenden Überdruck in der Explosionskammer 3 ansprechen
und ein Nachströmen von
fluidem Brennstoff und Oxidationsmittel unmittelbar nach der Reaktion
verhindern.
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Die
Explosionskammer 3 ist weiterhin mit einer Zündvorrichtung 8 ausgestattet,
welche bevorzugt taktweise pulsierend das reaktionsfähige Gemisch
aus Brennstoff und Oxidationsmittel zündet. Der Austritt des Reaktionsgemischs
aus der Explosionskammer 3 erfolgt durch Strömungsleitelemente 7 hindurch.
Bevorzugt bilden diese Strömungsleitelemente 7 Lavaldüsen 6 aus.
Das mit der Zündvorrichtung 8 gezündete Gemisch
aus Brennstoff und Oxidationsmittel lässt den Druck in der Explosionskammer 3 rasant
ansteigen, so dass sich die Rückschlagklappen 5 schließen. Das
expandierende Reaktionsgemisch schießt über die Lavaldüsen 6 in
das Abwasser im Behandlungsbereich 1 des Rohrabschnitts 2 ein
und beschleunigt die Strömung
im Rohrabschnitt 2. Wenig später ist das Gemisch aus Brennstoff
und Oxidationsmittel in der Explosionskammer 3 aufgebraucht
und es entsteht durch Kondensation, Absorption und Abkühlung des
fluiden Reaktionsgemischs ein Unterdruck, der die Rückschlagklappen 5 öffnet, so
dass frischer Brennstoff und Oxidationsmittel bzw. ein Gemisch daraus
in die Explosionskammer 3 nachströmt und ein neuer Zündvorgang
erfolgen kann. Je nach den Verfahrensbedingungen kann das Nachströmen der
reagierenden Komponenten auch durch einen Überdruck derselben befördert oder
realisiert werden.
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Nach
der Konzeption der Erfindung wird der Schlamm als aufzuschließende organische
Komponente von dem Reaktionsgemisch aus reagierendem Brennstoff
und Oxidationsmittel stark beschleunigt, gebremst und danach einer
Phasentrennung zwischen Abgas und Schlamm unterzogen. Die Freisetzung
der im explodierenden Gemisch enthaltenen Primärenergie erfolgt zunächst als
thermodynamisch erreichbarer Anteil an mechanischer Energie und
zusätzlich
durch die Reaktionswärme
in das zu behandelnde Stoffsystem, gefolgt von der Dissipation aller direkt
im Schlamm freigesetzten mechanischen Energie.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
nutzt die direkte Umwandlung der enthaltenen Primärenergie des
Brennstoffes und vermeidet die Umwege mehrfacher Energieumwandlungsprozesse
in den nach dem Stand der Technik bekannten Verfahren. Gerade deshalb
gewährleistet
das erfindungsgemäße Verfahren
die für
einen Aufschluss des organischen Materials erforderliche Energiedichte.
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Neben
dem hinreichenden Aufschlussgrad besteht ein zusätzlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
darin, dass der Schlamm auf die ohnehin erforderliche Temperatur
für die
Weiterbehandlung erwärmt
wird.
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Ein
besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung und des damit
realisierbaren Verfahrens ist, dass die gesamte vom explodierenden
Gemisch freigesetzte mechanische, chemische und thermische Energie
vollständig
dem Aufschluss der organischen Materialen zufließt.
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Die
in 1a dargestellte vorteilhafte Ausgestaltung der
Erfindung zeigt die Ausbildung von mehreren Lavaldüsen 6 durch
mehrere Strömungsleitelemente 7,
welche einerseits das explodierende Reaktionsgemisch aus der Explosionskammer 3 in den
Behandlungsbereich 1 ableiten und diese andererseits derart
beschleunigen, dass die Wirkung durch die entstehenden Überschalleffekte
auf den Schlamm noch verstärkt
werden.
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In 1b ist
die beschriebene Vorrichtung in der Draufsicht zum Querschnitt dargestellt.
Aus dieser Ansicht wird ersichtlich, dass eine vorteilhafte Ausgestaltung
der Erfindung darin besteht, die reaktiven Fluide tangential in
die Explosionskammer 3 einzuleiten.
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Die 2a und 2b zeigen
im Längsschnitt
und in der Draufsicht eine alternative Ausgestaltung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
Dabei ist die Explosionskammer 3 als separater Apparat ausgebildet,
welcher Anschlüsse 4a und 4b für Brennstoff
und Oxidationsmittel aufweist. Den Austritt des explodierenden Reaktionsgemischs
aus der Explosionskammer 3 bildet ein Treibrohr 9,
welches vorteilhaft als Lavaldüse 6 geformt
ist und zentrisch in ein Fangrohr 10 mündet, dem das Schlamm enthaltende
Stoffsystem über
ein vorgelagertes Gehäuse 11 bzw.
eine Beschickungskammer zugeführt
wird. Die Anordnung von Treibrohr 9 und Fangrohr 10 bewirkt,
dass das fließfähige Stoffsystem
mit dem aufzuschließenden
Schlamm nachströmt.
Wiederum erzeugt der einer Explosion nachfolgende Druckabfall in
der Explosionskammer 3 einen Unterdruck, der das Füllen der
Explosionskammer 3 mit frischem Gemisch aus Brennstoff
und Oxidationsmittel bewirkt.
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Diese
alternative Ausgestaltung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus,
dass die eine Zündvorrichtung 8 aufweisende
Explosionskammer 3 separat ausgebildet ist und dass sowohl
das explodierende Reaktionsgemisch als auch das Schlamm enthaltende
Abwasser die Strömungseffekte
durch die Lavaldüse 6 erfahren,
wodurch eine Intensivierung des Aufschlusses des organischen Materials
erreichbar ist.
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In 2b ist
eine vorteilhafte Zuführung
des Schlammes zum Fangrohr 10 dargestellt. Die tangentiale
Zuführung
in einen vorgelagerten Ringraum 31 vergleichmäßigt den
peripheren Zutritt in den Behandlungsbereich 1.
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In 3 wird
eine erfindungsgemäße Vorrichtung
gezeigt, die einen Verdichter 12 für das Gemisch aus fluidem Brennstoff
und Oxidationsmittel aufweist. Das im Verdichter 12 komprimierte
reaktionsfähige
Gemisch gelangt nach Freigabe des Austrittventils 13 in
die Explosionskammer 3 mit der Zündvorrichtung 8 und
wird dort zur Reaktion gebracht. In analoger Weise zu der in 2 beschriebenen Vorrichtung verlässt das
explodierende Reaktionsgemisch die Explosionskammer 3 durch
ein Strömungsleitelement,
welches als Treibrohr 9 fungiert und als Lavaldüse 6 ausgebildet
ist und gelangt in den Behandlungsbereich 1, welcher das
Fangrohr 10 darstellt und gleichfalls als Lavaldüse 6 ausgebildet
ist.
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Der
vorgeschaltete Verdichter 12 verschiebt die Explosionsgrenze
des Gemischs und erhöht
auch die Ladung der Explosionskammer 3, so dass ein hoher
Explosionsdruck auch bei Anwendung weniger zündfreudiger Gemische aus Brennstoff
und Oxidationsmittel erreicht wird. Das Austrittsventil 13 wird vorzugsweise
als steuerbares Ventil ausgebildet, welches mit der Zündvorrichtung 8 der
Explosionskammer 3 synchronisiert wird.
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In 4a und 4b ist
eine Vorrichtung zur Behandlung des fließfähigen Stoffsystems mit organischem
Material dargestellt, wobei der Behandlungsraum 1 von einem
zylindrischem Reaktor 14 gebildet wird. Um den zylindrischen
Reaktor 14 sind die Explosionskammern 3 derart
angeordnet, dass der Austritt des explodierenden Reaktionsgemischs
tangential in den mit dem Stoffsystem beaufschlagten Reaktor 14 erfolgt.
Der Reaktor 14 ist mit einem mittigen vertikalen Rohr für den Gasaustritt 15 ausgestattet
und hat einen nach unten führenden
zentralen Schlammaustritt 16. Durch das tangential einschießende Reaktionsgemisch
wird der Schlamm in eine schnell rotierende Strömung gebracht, in der hohe Scherkräfte herrschen,
wobei größere Partikel
länger in
der Strömung
verweilen als kleinere und außerdem eine
wirksame Trennung zwischen dem Schlamm und dem Abgas erfolgt.
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Die 5a und 5b zeigen
eine erfindungsgemäße Vorrichtung,
welche einen Verbrennungsmotor 17 zur Erzeugung eines Reaktionsgemischs
nutzt. Als Explosionskammern 3 dienen die Zylinder eines
Verbrennungsmotors 17, dessen Auspuff 18 tangential
in einen mit Schlamm beschickten zylindrischen Reaktor 14 münden. Als
Reaktor 14 ist beispielsweise der in 4 beschriebene
Reaktor einsetzbar.
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Die
Steuerung des Auslassventils 19 des Verbrennungsmotors 17 und
der Zündvorrichtung 8 werden
so abgestimmt, dass das explodierende Reaktionsgemisch seine Energie
weitgehend über
den Auspuff 18 an das Stoffsystem abgibt.
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In 6 wird
ein erfindungsgemäßes Verfahren
in einem Reaktor 14 mittels eines Brenners 22 ausgeführt, bei
dem der Brenner 22 in das fließfähige Stoffsystem eintaucht.
Am Brennerausgang ist eine Hochspanungsentladungsvorrichtung 25 vorgesehen,
die ein Gemisch, bereitgestellt an den Anschlüssen 4a und 4b,
aus fluidem Brennstoff und Oxidationsmittel zur Reaktion bringt
und dabei eine reaktive Flamme 23 ausbildet. Die reaktive
Flamme 23 zerfällt schließlich in
Gasblasen 26.
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Der
Brenner 22 weist für
die Hochspannungsentladung eine Stromversorgung 24 auf.
Die reaktive Flamme 23 wird direkt in den Schlamm eingeleitet
und die Versorgung mit Strom und die damit verbundene Hochspannungsentladung
verstärkt
die Ionisation der reaktiven Flamme 23. Es entsteht dabei
in dem Stoffsystem ein reaktives Gemisch aus Gas- und Dampfblasen.
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Bei
Verwendung von Wasserstoff als Brenngas und Sauerstoff als Oxidationsmittel
besteht die reaktive Flamme 23 aus teilweise ionisiertem überhitztem
Wasserdampf. Die dann vorliegenden reaktiven Dampfblasen implodieren
nach kurzzeitigem Bestehen infolge der niedrigeren Temperatur des Schlammes
restlos. Somit muss bei dieser Ausführungsform der Schlamm vorteilhafterweise
nicht entgasen, und es kommt zusätzlich
ein hoher mechanischer Stress zustande. Alternativ kann anstelle
von Wasserstoff auch Biogas im Brenner 22 eingesetzt werden.
Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn das Biogas am Standort
des Einsatzes günstig
verfügbar
ist. Besonders vorteilhaft wird Biogas einsetzbar, wenn es durch
Elimination des Kohlendioxides eine höhere Energiedichte aufweist.
Gleichfalls sind auch andere brennbare Gase zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
in der beispielhaft skizzierten Vorrichtung anwendbar. Dies gilt
besonders dann, wenn diese Gase aufgrund der spezifischen Bedingungen
im Einzelfall günstig
verfügbar sind.
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In 7 wird
die Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
unter Verwendung eines Injektors 21 dargestellt. Die reaktive
Flamme 23 und die von ihr erzeugten zunächst expandierenden und anschließend kondensierenden
Dampf- und Gasblasen bewirken die Durchströmung des Injektors 21, bei
der hohe Geschwindungkeitsgradienten und somit Scherkräfte erreicht
werden. Dem Schlamm wird hierdurch zusätzlicher mechanischer Stress
aufgeprägt.
Bei der Durchführung
des Verfahrens mit einem Injektor 21 ist die Verwendung
von Wasserstoff und Sauerstoff besonders günstig, weil wiederum durch
die vollständige
Kondensation des kurzzeitig entstandenen Wasserdampfes die Scherbeanspruchung
des Schlammes maximal wird. Der Injektor 21 wird bevorzugt
im unteren Bereich des Reaktors 14 eingesetzt. Der Behandlungsbereich 1 wird
damit in den Bereich hoher Schlammkonzentrationen im Abwasser gelegt.
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In 8 ist
dargestellt, wie der fluide Brennstoff und das fluide Oxidationsmittel
in einen Injektor 21 eingebracht und dispergiert werden.
Die dispergierten Gasblasen 26 werden von dem den Injektor 21 durchströmenden Schlamm
enthaltenden Abwasser mitgeführt
und in einem Zündabschnitt
zur Explosion gebracht. Bevorzugt wird dies durch einen das Gas
ionisierenden Vorgang, wie beispielsweise eine Hochspannungsentladung 25 oder
einen Laserblitz, ausgelöst.
Die gezündeten
ionisierten Gasblasen 26 explodieren und implodieren unmittelbar
danach, so dass chemische Aufschlussreaktionen in unmittelbarer
Kombination mit hohem thermischen und Druckgradienten im Schlamm
einhergehen, wobei die Durchströmung
des Injektors 21 zusätzliche
Scherkräfte
auslöst.
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In
Umkehrung der bisher dargestellten Techniken, bei denen die reaktive
Flamme im fließfähigen Stoffsystem
dispergiert wurde, zeigen 9a und 9b als
Vorderansicht und Draufsicht sowie 10 als
Schnittdarstellung Vorrichtungen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, in
denen das fließfähige Stoffsystem
dispergiert und in die reaktive Flamme eingeschlossen oder von ihr beaufschlagt
wird.
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In
der Vorrichtung nach 9a und b wird das fließfähige Stoffsystem
mittels Düsen 27 dispergiert,
in denen das gasförmige
Oxidationsmittel aus Anschluss 4b allein oder zusammen
mit einem gasförmigen
Brennstoff aus Anschluss 4a als zersprühendes Gas verwendet wird.
Nach Austritt aus den Düsen 27 wird
das Mehrstoffgemisch gezündet.
Es tritt tangential in den Behandlungsbereich 1 ein, in dem
das dispergierte fließfähige Stoffsystem
in der Flamme reagiert, abgeschieden und unten entnommen wird, während verbleibendes
Gas über
einen zentralen Gasaustritt 15 nach oben entweicht.
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10 zeigt
eine weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens, in der das
fließfähige Stoffsystem
mit einer rotierenden Hohlwelle 28 zum Teller eines Rotationszerstäubers 29 geführt und
in die von einem Ringbrenner 30 im Behandlungsbereich 1 bereitgestellte
reaktive Flamme gesprüht
wird. Nach der Reaktion wird das dispergierte fließfähige Stoffsystem
abgeschieden und unten aus dem Reaktor 14 entnommen, während verbleibendes Gas über einen
zentralen Gasaustritt 15 nach oben entweicht.
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- 1
- Behandlungsbereich
- 2
- Rohrabschnitt
- 3
- Explosionskammer
- 4
- Anschluss
- 4a
- Anschluss
für Brennstoff
- 4b
- Anschluss
für Oxidationsmittel
- 5
- Rückschlagklappe
- 6
- Lavaldüse
- 7
- Strömungsleitelement
- 8
- Zündvorrichtung
- 9
- Treibrohr
- 10
- Fangrohr
- 11
- Gehäuse
- 12
- Verdichter
- 13
- Austrittsventil
- 14
- Reaktor
- 15
- Gasaustritt
- 16
- Schlammaustritt
- 17
- Verbrennungsmotor
- 18
- Auspuff
- 19
- Auslassventil
- 20
- Zuführleitung
- 21
- Injektor
- 22
- Brenner
- 23
- reaktive
Flamme
- 24
- Stromversorgung
- 25
- Hochspannungsentladung
- 26
- Glasblase
- 27
- Düse
- 28
- Hohlwelle
- 29
- Rotationszerstäuber
- 30
- Ringbrenner
- 31
- Ringraum